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Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 72
[Beginn Spaltensatz] geht Jhr denn sonst überhaupt hin? -- Weshalb wir hin gehen,
sagte die Frau, wir müssen wohl, wenn wir nicht Alles verlieren
wollen, Arbeit und Alles, wir müssen wohl. -- Jch sah später,
daß sie einige kleine Vorrechte wegen Feuerung und etwas Kar-
toffelland, was sie bezahlen mußten, erhielten, wenn sie in die
Kirche gingen
!"

Nach einer Schilderung ihrer Armuth und Unwissenheit schließt
der Korrespondent:

" Und nun versichere ich kühn, daß die Lage dieser Leute,
ihre Armuth, ihr Haß gegen die Kirche, ihre äußerliche Fügsam-
keit und ihre innerliche Bitterkeit gegen die kirchlichen Würden-
träger die Regel ist durch die Landgemeinden von
England,
und das Gegentheil nur die Ausnahme."



Album der Poesie.

Wir wollen hiermit eine stehende Rubrik schaffen, in welcher
wir gerade für unsere Leserinnen aus dem reichen Schatze
deutscher Dichtkunst einige kurze Lieder auswählen, die das innere
Leben des Menschen berühren.

Die Lieder der Liebe werden nimmer ausgesungen.

Wenngleich wir meistentheils nur die Erzeugnisse unserer
bedeutenden Dichter hier bringen wollen, so sollen doch auch
immerhin einzelne kleine Gaben dargereicht werden von neueren,
weniger bekannten Poeten eingedenk des schönen Uhland'schen
Verses:

Nicht an wenig' stolze Namen
Jst die Liederkunst gebannt;
Ausgestreuet ist der Samen
Ueber's ganze deutsche Land.

Diese Rubrik kann selbstverständlich nicht direkt dem
Socialismus dienen, doch soll die Auswahl der Gedichte eine
solche sein, daß sie keinerlei Anstoß erregt, von freier Auffassung
zeugt und vor allen Dingen dem menschlichen Gemüthe dient.

An Zuleikha.
Nicht mit Engeln im blauen Himmelszelt,
Nicht mit Rosen auf duftigem Blumenfeld,
Selbst mit der ewigen Sonne Licht
Vergleich ich Zul e ikha, mein Mädchen nicht,
Denn der Engel Busen ist liebeleer
Unter Rosen drohen die Dornen her
Und die Sonne verhüllt des Nachts ihr Licht:
Sie alle gleichen Zul e ikha nicht!
Nichts finden, soweit das Weltall reicht,
Die Blicke, was meiner Zuleikha gleicht --
Schön, dornlos, von ewigem Liebesschein,
Kann sie mit sich selbst nur verglichen sein!
Friedrich Bodenstedt.


[Spaltenumbruch]
Dein Auge.
Dein Auge in blauer Wunderpracht
So wie der Himmel mich anlacht;
Der Himmel, so wolkenlos und rein,
Jst Deines Auges Widerschein.
Dein Auge in blauer Wunderpracht
So wie das Meer mich gar anlacht;
Das Meer, so ruhig, still und groß,
Jst Deines Auges Spiegel bloß.
W. H.


Wehmuth.
Jhr verblühet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühet ach! dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht.
Jener Tage denk ich trauernd,
Als ich, Engel, an Dir hing,
Auf das erste Knöspchen lauernd
Früh zu meinem Garten ging.
Alle Blüthen, alle Früchte
Noch zu Deinen Füßen trug,
Und vor Deinem Angesichte
Hoffnung in dem Herzen schlug.
Jhr verblühtet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühtet ach! dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht.
Joh. Wolfgang Goethe.

Für heute nehmen wir von unsern schönen Leserinnen Ab-
schied, in der Hoffnung, einem allseitigen Wunsche nachgekommen
zu sein.

Die nächste Nummer wird wieder eine Anzahl kleiner Lieder
bringen.



Briefkasten.

R. S. in Frankfurt a. M. Haben Sie Geduld; wir haben
in dieser Nummer schon einen weiteren Schritt gethan, um die " Soeial-
politischen Blätter" für das schöne Geschlecht noch interessanter zu machen.

N. N. in Berlin. Wenn der Roman "Die Landstreicher von
Schleswig" zu Ende ist, werden wir Jhren Wünschen Rechnung tragen.
Wir finden Jhren Vorschlag recht gut.

G. in Hannover. Wenn Sie Jhre Verse gedruckt sehen würden,
so verzichteten Sie wohl von selbst auf eine Aufnahme. Wir wollen
Jhnen und unsern Lesern aber den Spaß machen einen der besten Verse
hierher zu setzen.

Als ich Liebchen Dich zuerst geseh'n
Auf der bunten, saft'gen Wiese,
Sprang mein Herz hoch in den Höh'n
Wie ein furchtbar großer Riese.

F. W. in Hamburg. Dr. M. in Berlin. F. in Cöln --
unbrauchbar. Ueberhaupt werden Einsendungen nur in den seltensten
Fällen benutzt, da wir mit Stoff vorläufig genugsam versehen sind.

[Ende Spaltensatz]

Jnhalt der 3. Lieferung: 1. Die Menschenrechte. -- 2. Die Produktivassoziationen nach Ferdinand Lassalle und Louis Blanc. -- 3. Die Land-
streicher von Schleswig. ( Fortsetzung. ) -- 4. Die ersten Schlachten des Proletariats. ( Schluß. ) -- 5. Urkunde der französischen Reichs-
verfassung vom 18. September 1791. -- 6. Die Frauenarbeit in Fabriken in England. -- 7. Englische Prediger und Landarbeiter. --
8. Album der Poesie. -- 9. Briefkasten.



Abonnements=Einladung.

Mit dieser Nummer schließt das I. Quartal der "Social=politischen Blätter" und erscheint am 10. April d. J.
die 4. Lieferung derselben. Wir ersuchen, Bestellungen hierauf rechtzeitig bei der Post bewirken zu wollen, damit in
der Versendung keine Verzögerung eintritt. -- Sollten noch ferner, wie dies im ersten Quartal häufig der Fall, Un-
regelmäßigkeiten in der Zustellung vorkommen, ersuchen wir, sofort bei der betreffenden Post=Anstalt zu reklamiren,
und wenn dann keine Befriedigung erlangt, die Expedition zu benachrichtigen, welche bei der oberen Behörde die
weiteren Schritte thun wird.



Druck und Verlag von C. Jhring's Wwe. in Berlin, Dresdenerstraße 84.

Zur Unterhaltung und Belehrung. 72
[Beginn Spaltensatz] geht Jhr denn sonst überhaupt hin? — Weshalb wir hin gehen,
sagte die Frau, wir müssen wohl, wenn wir nicht Alles verlieren
wollen, Arbeit und Alles, wir müssen wohl. — Jch sah später,
daß sie einige kleine Vorrechte wegen Feuerung und etwas Kar-
toffelland, was sie bezahlen mußten, erhielten, wenn sie in die
Kirche gingen
!“

Nach einer Schilderung ihrer Armuth und Unwissenheit schließt
der Korrespondent:

„ Und nun versichere ich kühn, daß die Lage dieser Leute,
ihre Armuth, ihr Haß gegen die Kirche, ihre äußerliche Fügsam-
keit und ihre innerliche Bitterkeit gegen die kirchlichen Würden-
träger die Regel ist durch die Landgemeinden von
England,
und das Gegentheil nur die Ausnahme.“



Album der Poesie.

Wir wollen hiermit eine stehende Rubrik schaffen, in welcher
wir gerade für unsere Leserinnen aus dem reichen Schatze
deutscher Dichtkunst einige kurze Lieder auswählen, die das innere
Leben des Menschen berühren.

Die Lieder der Liebe werden nimmer ausgesungen.

Wenngleich wir meistentheils nur die Erzeugnisse unserer
bedeutenden Dichter hier bringen wollen, so sollen doch auch
immerhin einzelne kleine Gaben dargereicht werden von neueren,
weniger bekannten Poeten eingedenk des schönen Uhland'schen
Verses:

Nicht an wenig' stolze Namen
Jst die Liederkunst gebannt;
Ausgestreuet ist der Samen
Ueber's ganze deutsche Land.

Diese Rubrik kann selbstverständlich nicht direkt dem
Socialismus dienen, doch soll die Auswahl der Gedichte eine
solche sein, daß sie keinerlei Anstoß erregt, von freier Auffassung
zeugt und vor allen Dingen dem menschlichen Gemüthe dient.

An Zuléikha.
Nicht mit Engeln im blauen Himmelszelt,
Nicht mit Rosen auf duftigem Blumenfeld,
Selbst mit der ewigen Sonne Licht
Vergleich ich Zul é ikha, mein Mädchen nicht,
Denn der Engel Busen ist liebeleer
Unter Rosen drohen die Dornen her
Und die Sonne verhüllt des Nachts ihr Licht:
Sie alle gleichen Zul é ikha nicht!
Nichts finden, soweit das Weltall reicht,
Die Blicke, was meiner Zuleikha gleicht —
Schön, dornlos, von ewigem Liebesschein,
Kann sie mit sich selbst nur verglichen sein!
Friedrich Bodenstedt.


[Spaltenumbruch]
Dein Auge.
Dein Auge in blauer Wunderpracht
So wie der Himmel mich anlacht;
Der Himmel, so wolkenlos und rein,
Jst Deines Auges Widerschein.
Dein Auge in blauer Wunderpracht
So wie das Meer mich gar anlacht;
Das Meer, so ruhig, still und groß,
Jst Deines Auges Spiegel bloß.
W. H.


Wehmuth.
Jhr verblühet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühet ach! dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht.
Jener Tage denk ich trauernd,
Als ich, Engel, an Dir hing,
Auf das erste Knöspchen lauernd
Früh zu meinem Garten ging.
Alle Blüthen, alle Früchte
Noch zu Deinen Füßen trug,
Und vor Deinem Angesichte
Hoffnung in dem Herzen schlug.
Jhr verblühtet, süße Rosen,
Meine Liebe trug euch nicht;
Blühtet ach! dem Hoffnungslosen,
Dem der Gram die Seele bricht.
Joh. Wolfgang Goethe.

Für heute nehmen wir von unsern schönen Leserinnen Ab-
schied, in der Hoffnung, einem allseitigen Wunsche nachgekommen
zu sein.

Die nächste Nummer wird wieder eine Anzahl kleiner Lieder
bringen.



Briefkasten.

R. S. in Frankfurt a. M. Haben Sie Geduld; wir haben
in dieser Nummer schon einen weiteren Schritt gethan, um die „ Soeial-
politischen Blätter“ für das schöne Geschlecht noch interessanter zu machen.

N. N. in Berlin. Wenn der Roman „Die Landstreicher von
Schleswig“ zu Ende ist, werden wir Jhren Wünschen Rechnung tragen.
Wir finden Jhren Vorschlag recht gut.

G. in Hannover. Wenn Sie Jhre Verse gedruckt sehen würden,
so verzichteten Sie wohl von selbst auf eine Aufnahme. Wir wollen
Jhnen und unsern Lesern aber den Spaß machen einen der besten Verse
hierher zu setzen.

Als ich Liebchen Dich zuerst geseh'n
Auf der bunten, saft'gen Wiese,
Sprang mein Herz hoch in den Höh'n
Wie ein furchtbar großer Riese.

F. W. in Hamburg. Dr. M. in Berlin. F. in Cöln
unbrauchbar. Ueberhaupt werden Einsendungen nur in den seltensten
Fällen benutzt, da wir mit Stoff vorläufig genugsam versehen sind.

[Ende Spaltensatz]

Jnhalt der 3. Lieferung: 1. Die Menschenrechte. — 2. Die Produktivassoziationen nach Ferdinand Lassalle und Louis Blanc. — 3. Die Land-
streicher von Schleswig. ( Fortsetzung. ) — 4. Die ersten Schlachten des Proletariats. ( Schluß. ) — 5. Urkunde der französischen Reichs-
verfassung vom 18. September 1791. — 6. Die Frauenarbeit in Fabriken in England. — 7. Englische Prediger und Landarbeiter. —
8. Album der Poesie. — 9. Briefkasten.



Abonnements=Einladung.

Mit dieser Nummer schließt das I. Quartal der „Social=politischen Blätter“ und erscheint am 10. April d. J.
die 4. Lieferung derselben. Wir ersuchen, Bestellungen hierauf rechtzeitig bei der Post bewirken zu wollen, damit in
der Versendung keine Verzögerung eintritt. — Sollten noch ferner, wie dies im ersten Quartal häufig der Fall, Un-
regelmäßigkeiten in der Zustellung vorkommen, ersuchen wir, sofort bei der betreffenden Post=Anstalt zu reklamiren,
und wenn dann keine Befriedigung erlangt, die Expedition zu benachrichtigen, welche bei der oberen Behörde die
weiteren Schritte thun wird.



Druck und Verlag von C. Jhring's Wwe. in Berlin, Dresdenerstraße 84.

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[72/0024] Zur Unterhaltung und Belehrung. 72 geht Jhr denn sonst überhaupt hin? — Weshalb wir hin gehen, sagte die Frau, wir müssen wohl, wenn wir nicht Alles verlieren wollen, Arbeit und Alles, wir müssen wohl. — Jch sah später, daß sie einige kleine Vorrechte wegen Feuerung und etwas Kar- toffelland, was sie bezahlen mußten, erhielten, wenn sie in die Kirche gingen!“ Nach einer Schilderung ihrer Armuth und Unwissenheit schließt der Korrespondent: „ Und nun versichere ich kühn, daß die Lage dieser Leute, ihre Armuth, ihr Haß gegen die Kirche, ihre äußerliche Fügsam- keit und ihre innerliche Bitterkeit gegen die kirchlichen Würden- träger die Regel ist durch die Landgemeinden von England, und das Gegentheil nur die Ausnahme.“ Album der Poesie. Wir wollen hiermit eine stehende Rubrik schaffen, in welcher wir gerade für unsere Leserinnen aus dem reichen Schatze deutscher Dichtkunst einige kurze Lieder auswählen, die das innere Leben des Menschen berühren. Die Lieder der Liebe werden nimmer ausgesungen. Wenngleich wir meistentheils nur die Erzeugnisse unserer bedeutenden Dichter hier bringen wollen, so sollen doch auch immerhin einzelne kleine Gaben dargereicht werden von neueren, weniger bekannten Poeten eingedenk des schönen Uhland'schen Verses: Nicht an wenig' stolze Namen Jst die Liederkunst gebannt; Ausgestreuet ist der Samen Ueber's ganze deutsche Land. Diese Rubrik kann selbstverständlich nicht direkt dem Socialismus dienen, doch soll die Auswahl der Gedichte eine solche sein, daß sie keinerlei Anstoß erregt, von freier Auffassung zeugt und vor allen Dingen dem menschlichen Gemüthe dient. An Zuléikha. Nicht mit Engeln im blauen Himmelszelt, Nicht mit Rosen auf duftigem Blumenfeld, Selbst mit der ewigen Sonne Licht Vergleich ich Zul é ikha, mein Mädchen nicht, Denn der Engel Busen ist liebeleer Unter Rosen drohen die Dornen her Und die Sonne verhüllt des Nachts ihr Licht: Sie alle gleichen Zul é ikha nicht! Nichts finden, soweit das Weltall reicht, Die Blicke, was meiner Zuleikha gleicht — Schön, dornlos, von ewigem Liebesschein, Kann sie mit sich selbst nur verglichen sein! Friedrich Bodenstedt. Dein Auge. Dein Auge in blauer Wunderpracht So wie der Himmel mich anlacht; Der Himmel, so wolkenlos und rein, Jst Deines Auges Widerschein. Dein Auge in blauer Wunderpracht So wie das Meer mich gar anlacht; Das Meer, so ruhig, still und groß, Jst Deines Auges Spiegel bloß. W. H. Wehmuth. Jhr verblühet, süße Rosen, Meine Liebe trug euch nicht; Blühet ach! dem Hoffnungslosen, Dem der Gram die Seele bricht. Jener Tage denk ich trauernd, Als ich, Engel, an Dir hing, Auf das erste Knöspchen lauernd Früh zu meinem Garten ging. Alle Blüthen, alle Früchte Noch zu Deinen Füßen trug, Und vor Deinem Angesichte Hoffnung in dem Herzen schlug. Jhr verblühtet, süße Rosen, Meine Liebe trug euch nicht; Blühtet ach! dem Hoffnungslosen, Dem der Gram die Seele bricht. Joh. Wolfgang Goethe. Für heute nehmen wir von unsern schönen Leserinnen Ab- schied, in der Hoffnung, einem allseitigen Wunsche nachgekommen zu sein. Die nächste Nummer wird wieder eine Anzahl kleiner Lieder bringen. Briefkasten. R. S. in Frankfurt a. M. Haben Sie Geduld; wir haben in dieser Nummer schon einen weiteren Schritt gethan, um die „ Soeial- politischen Blätter“ für das schöne Geschlecht noch interessanter zu machen. N. N. in Berlin. Wenn der Roman „Die Landstreicher von Schleswig“ zu Ende ist, werden wir Jhren Wünschen Rechnung tragen. Wir finden Jhren Vorschlag recht gut. G. in Hannover. Wenn Sie Jhre Verse gedruckt sehen würden, so verzichteten Sie wohl von selbst auf eine Aufnahme. Wir wollen Jhnen und unsern Lesern aber den Spaß machen einen der besten Verse hierher zu setzen. Als ich Liebchen Dich zuerst geseh'n Auf der bunten, saft'gen Wiese, Sprang mein Herz hoch in den Höh'n Wie ein furchtbar großer Riese. F. W. in Hamburg. Dr. M. in Berlin. F. in Cöln — unbrauchbar. Ueberhaupt werden Einsendungen nur in den seltensten Fällen benutzt, da wir mit Stoff vorläufig genugsam versehen sind. Jnhalt der 3. Lieferung: 1. Die Menschenrechte. — 2. Die Produktivassoziationen nach Ferdinand Lassalle und Louis Blanc. — 3. Die Land- streicher von Schleswig. ( Fortsetzung. ) — 4. Die ersten Schlachten des Proletariats. ( Schluß. ) — 5. Urkunde der französischen Reichs- verfassung vom 18. September 1791. — 6. Die Frauenarbeit in Fabriken in England. — 7. Englische Prediger und Landarbeiter. — 8. Album der Poesie. — 9. Briefkasten. Abonnements=Einladung. Mit dieser Nummer schließt das I. Quartal der „Social=politischen Blätter“ und erscheint am 10. April d. J. die 4. Lieferung derselben. Wir ersuchen, Bestellungen hierauf rechtzeitig bei der Post bewirken zu wollen, damit in der Versendung keine Verzögerung eintritt. — Sollten noch ferner, wie dies im ersten Quartal häufig der Fall, Un- regelmäßigkeiten in der Zustellung vorkommen, ersuchen wir, sofort bei der betreffenden Post=Anstalt zu reklamiren, und wenn dann keine Befriedigung erlangt, die Expedition zu benachrichtigen, welche bei der oberen Behörde die weiteren Schritte thun wird. Druck und Verlag von C. Jhring's Wwe. in Berlin, Dresdenerstraße 84.

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social03_1873/24>, abgerufen am 16.07.2024.