[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Element deß Feuers aber ist so rein / und ohne Zusatz durchdringende/ daß es auch ohne alle andere Farben durchsichtig den ersten Theil der Lufft erwärmet/ und nebenst dem Himmel durch seine Influenz und Wirckung alle Dinge auf diesem grossen Welt-Gebäude erhält. Denn weil das Feuer hitzig und trocken/ so ist es nützlich/ daß es zu oberst gesetzet/ damit es der Erde/ wenn es ihr zu nahe stünde/ nicht hinderlich fiele. Dannenhero auch GOTT der Allerhöchste zwischen diesen beyden zwey Scheids-Männer/ nämlich die Lufft und das Wasser gestellet/ aufdaß diese beyde Elementa nicht zusammen kommen können. Der sinnreiche Poet schreibet dieses von Ihm: Die neu-erhitzte Lufft fleucht in dem Golde her: Die grünen Felder reiffen: Die Aehren beugensich: Die frohen Schnitter pfeiffen / daß auch der Wiederschall den Wohlstand nach sich rufft. Der Vogel leichtes Volck/ singt durch die lautre Krufft: Es kracht der düstre Wald: Der Fisch tritt aus den Teiffen: Das weisse Hirten-Vieh geht häuffig Blätter streiffen: Wenn in der obern Welt der Donner pafft und pufft. Die Nymfen stehen auf von ihrer Morgen-Ruh / und eilen Mittags nach den kühlen Schatten wieder; Und wann die süsse Kost erqvicket ihre Glieder / sotreibt die Heerde man im kühlen dann herzu? Herbst. Nach diesen tritt der Herbst auf/ welcher mittelmässiger als der Sommer ist. Und wie der Frühling ein Anfang deß Sommers / also beschleust der Herbst denselbigen/ und macht dem traurigen Winter einen Anfang: Er ist seiner Eigenschafft nach trocken/ und hat die Erde zu seinem Elemente. Denn unter Ihm sammlet/ man Früchte/ die in dem Frülinge und Sommer gewachsen man erndtet/ man säet allerhand Getreidig / löset das süsse Getränke von den Reben/ und füllet es in die Fässer/ mit einem Worte es wäre dieser dem schönen Frühlinge nicht ungleich/ woferne der Winter ihm nicht die Schue austrette. Dannenhero man Ihn auch mit diesen Worten herausserstreicht: So setze du nun/ Herbst/ auf dein bethautes Haar / auch deiner Früchte Cranz/ die Lust ist angefangen / Der Frühling ist vorbey/ der Sommer fortgegangen / komm/ komm/ und gib uns hier/ was sonst vergessen war. Dein frohes Winzer-Volck macht dich schon offenbahr / warum verziehstu denn mit deinen braunen Wangen? Laß deinen Epheu-Cranz auch unter uns herprangen / wenn du uns Früchte bringst/ so ists ein gutes Jahr. So recht/ du brichst herfür/ und Bacchus auch mit dir / die vollen Satyren/ die dürstigen Silenen / begehen hier dein Fest für allen Helden-Söhnen / und tanzen ihren Tanz durch dieses Welt-Revier. Gleichwie aber der Himmel Gottes Wohnung: Also ist das Erdtreich denen Menschen und allen Thieren gewiedmet: Denn es empfähet uns/ wenn wir gebohren werden/ es ernehret und trägt uns/ weil wir leben wenn aber das gesetzte Ziel vorbey/ nimmt es uns wieder in seinen Schoß/ und behält unsere Cörper biß auf den Tag deß HERRN. Alle Elementa erzeigen sich gegen uns freundlich/ das Wasser geusst sich gemachsam herab / Element deß Feuers aber ist so rein / und ohne Zusatz durchdringende/ daß es auch ohne alle andere Farben durchsichtig den ersten Theil der Lufft erwärmet/ und nebenst dem Himmel durch seine Influenz und Wirckung alle Dinge auf diesem grossen Welt-Gebäude erhält. Denn weil das Feuer hitzig und trocken/ so ist es nützlich/ daß es zu oberst gesetzet/ damit es der Erde/ wenn es ihr zu nahe stünde/ nicht hinderlich fiele. Dannenhero auch GOTT der Allerhöchste zwischen diesen beyden zwey Scheids-Männer/ nämlich die Lufft und das Wasser gestellet/ aufdaß diese beyde Elementa nicht zusammen kommen können. Der sinnreiche Poet schreibet dieses von Ihm: Die neu-erhitzte Lufft fleucht in dem Golde her: Die grünen Felder reiffen: Die Aehren beugensich: Die frohen Schnitter pfeiffen / daß auch der Wiederschall den Wohlstand nach sich rufft. Der Vogel leichtes Volck/ singt durch die lautre Krufft: Es kracht der düstre Wald: Der Fisch tritt aus den Teiffen: Das weisse Hirten-Vieh geht häuffig Blätter streiffen: Wenn in der obern Welt der Donner pafft und pufft. Die Nymfen stehen auf von ihrer Morgen-Ruh / und eilen Mittags nach den kühlen Schatten wieder; Und wann die süsse Kost erqvicket ihre Glieder / sotreibt die Heerde man im kühlen dann herzu? Herbst. Nach diesen tritt der Herbst auf/ welcher mittelmässiger als der Sommer ist. Und wie der Frühling ein Anfang deß Sommers / also beschleust der Herbst denselbigen/ und macht dem traurigen Winter einen Anfang: Er ist seiner Eigenschafft nach trocken/ und hat die Erde zu seinem Elemente. Deñ unter Ihm sam̃let/ man Früchte/ die in dem Frülinge und Som̃er gewachsen man erndtet/ man säet allerhand Getreidig / löset das süsse Getränke von den Reben/ und füllet es in die Fässer/ mit einem Worte es wäre dieser dem schönen Frühlinge nicht ungleich/ woferne der Winter ihm nicht die Schue austrette. Dannenhero man Ihn auch mit diesen Worten herausserstreicht: So setze du nun/ Herbst/ auf dein bethautes Haar / auch deiner Früchte Cranz/ die Lust ist angefangen / Der Frühling ist vorbey/ der Sommer fortgegangen / komm/ komm/ und gib uns hier/ was sonst vergessen war. Dein frohes Winzer-Volck macht dich schon offenbahr / warum verziehstu denn mit deinen braunen Wangen? Laß deinen Epheu-Cranz auch unter uns herprangen / wenn du uns Früchte bringst/ so ists ein gutes Jahr. So recht/ du brichst herfür/ und Bacchus auch mit dir / die vollen Satyren/ die dürstigen Silenen / begehen hier dein Fest für allen Helden-Söhnen / und tanzen ihren Tanz durch dieses Welt-Revier. Gleichwie aber der Him̃el Gottes Wohnung: Also ist das Erdtreich denen Menschen und allen Thieren gewiedmet: Denn es empfähet uns/ wenn wir gebohren werden/ es ernehret und trägt uns/ weil wir leben weñ aber das gesetzte Ziel vorbey/ nim̃t es uns wieder in seinen Schoß/ und behält unsere Cörper biß auf den Tag deß HERRN. Alle Elementa erzeigen sich gegen uns freundlich/ das Wasser geusst sich gemachsam herab / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0068" n="58"/> Element deß Feuers aber ist so rein / und ohne Zusatz durchdringende/ daß es auch ohne alle andere Farben durchsichtig den ersten Theil der Lufft erwärmet/ und nebenst dem Himmel durch seine Influenz und Wirckung alle Dinge auf diesem grossen Welt-Gebäude erhält. Denn weil das Feuer hitzig und trocken/ so ist es nützlich/ daß es zu oberst gesetzet/ damit es der Erde/ wenn es ihr zu nahe stünde/ nicht hinderlich fiele. Dannenhero auch GOTT der Allerhöchste zwischen diesen beyden zwey Scheids-Männer/ nämlich die Lufft und das Wasser gestellet/ aufdaß diese beyde Elementa nicht zusammen kommen können. Der sinnreiche Poet schreibet dieses von Ihm:</p> <p>Die neu-erhitzte Lufft</p> <p>fleucht in dem Golde her: Die grünen Felder reiffen:</p> <p>Die Aehren beugensich: Die frohen Schnitter pfeiffen /</p> <p>daß auch der Wiederschall den Wohlstand nach sich rufft.</p> <p>Der Vogel leichtes Volck/ singt durch die lautre Krufft:</p> <p>Es kracht der düstre Wald: Der Fisch tritt aus den Teiffen:</p> <p>Das weisse Hirten-Vieh geht häuffig Blätter streiffen:</p> <p>Wenn in der obern Welt der Donner pafft und pufft.</p> <p>Die Nymfen stehen auf von ihrer Morgen-Ruh /</p> <p>und eilen Mittags nach den kühlen Schatten wieder;</p> <p>Und wann die süsse Kost erqvicket ihre Glieder /</p> <p>sotreibt die Heerde man im kühlen dann herzu?</p> <p><note place="left">Herbst.</note> Nach diesen tritt der Herbst auf/ welcher mittelmässiger als der Sommer ist. Und wie der Frühling ein Anfang deß Sommers / also beschleust der Herbst denselbigen/ und macht dem traurigen Winter einen Anfang: Er ist seiner Eigenschafft nach trocken/ und hat die Erde zu seinem Elemente. Deñ unter Ihm sam̃let/ man Früchte/ die in dem Frülinge und Som̃er gewachsen man erndtet/ man säet allerhand Getreidig / löset das süsse Getränke von den Reben/ und füllet es in die Fässer/ mit einem Worte es wäre dieser dem schönen Frühlinge nicht ungleich/ woferne der Winter ihm nicht die Schue austrette. Dannenhero man Ihn auch mit diesen Worten herausserstreicht:</p> <p>So setze du nun/ Herbst/ auf dein bethautes Haar /</p> <p>auch deiner Früchte Cranz/ die Lust ist angefangen /</p> <p>Der Frühling ist vorbey/ der Sommer fortgegangen /</p> <p>komm/ komm/ und gib uns hier/ was sonst vergessen war.</p> <p>Dein frohes Winzer-Volck macht dich schon offenbahr /</p> <p>warum verziehstu denn mit deinen braunen Wangen?</p> <p>Laß deinen Epheu-Cranz auch unter uns herprangen /</p> <p>wenn du uns Früchte bringst/ so ists ein gutes Jahr.</p> <p>So recht/ du brichst herfür/ und Bacchus auch mit dir /</p> <p>die vollen Satyren/ die dürstigen Silenen /</p> <p>begehen hier dein Fest für allen Helden-Söhnen /</p> <p>und tanzen ihren Tanz durch dieses Welt-Revier.</p> <p>Gleichwie aber der Him̃el Gottes Wohnung: Also ist das Erdtreich denen Menschen und allen Thieren gewiedmet: Denn es empfähet uns/ wenn wir gebohren werden/ es ernehret und trägt uns/ weil wir leben weñ aber das gesetzte Ziel vorbey/ nim̃t es uns wieder in seinen Schoß/ und behält unsere Cörper biß auf den Tag deß HERRN. Alle Elementa erzeigen sich gegen uns freundlich/ das Wasser geusst sich gemachsam herab / </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0068]
Element deß Feuers aber ist so rein / und ohne Zusatz durchdringende/ daß es auch ohne alle andere Farben durchsichtig den ersten Theil der Lufft erwärmet/ und nebenst dem Himmel durch seine Influenz und Wirckung alle Dinge auf diesem grossen Welt-Gebäude erhält. Denn weil das Feuer hitzig und trocken/ so ist es nützlich/ daß es zu oberst gesetzet/ damit es der Erde/ wenn es ihr zu nahe stünde/ nicht hinderlich fiele. Dannenhero auch GOTT der Allerhöchste zwischen diesen beyden zwey Scheids-Männer/ nämlich die Lufft und das Wasser gestellet/ aufdaß diese beyde Elementa nicht zusammen kommen können. Der sinnreiche Poet schreibet dieses von Ihm:
Die neu-erhitzte Lufft
fleucht in dem Golde her: Die grünen Felder reiffen:
Die Aehren beugensich: Die frohen Schnitter pfeiffen /
daß auch der Wiederschall den Wohlstand nach sich rufft.
Der Vogel leichtes Volck/ singt durch die lautre Krufft:
Es kracht der düstre Wald: Der Fisch tritt aus den Teiffen:
Das weisse Hirten-Vieh geht häuffig Blätter streiffen:
Wenn in der obern Welt der Donner pafft und pufft.
Die Nymfen stehen auf von ihrer Morgen-Ruh /
und eilen Mittags nach den kühlen Schatten wieder;
Und wann die süsse Kost erqvicket ihre Glieder /
sotreibt die Heerde man im kühlen dann herzu?
Nach diesen tritt der Herbst auf/ welcher mittelmässiger als der Sommer ist. Und wie der Frühling ein Anfang deß Sommers / also beschleust der Herbst denselbigen/ und macht dem traurigen Winter einen Anfang: Er ist seiner Eigenschafft nach trocken/ und hat die Erde zu seinem Elemente. Deñ unter Ihm sam̃let/ man Früchte/ die in dem Frülinge und Som̃er gewachsen man erndtet/ man säet allerhand Getreidig / löset das süsse Getränke von den Reben/ und füllet es in die Fässer/ mit einem Worte es wäre dieser dem schönen Frühlinge nicht ungleich/ woferne der Winter ihm nicht die Schue austrette. Dannenhero man Ihn auch mit diesen Worten herausserstreicht:
Herbst. So setze du nun/ Herbst/ auf dein bethautes Haar /
auch deiner Früchte Cranz/ die Lust ist angefangen /
Der Frühling ist vorbey/ der Sommer fortgegangen /
komm/ komm/ und gib uns hier/ was sonst vergessen war.
Dein frohes Winzer-Volck macht dich schon offenbahr /
warum verziehstu denn mit deinen braunen Wangen?
Laß deinen Epheu-Cranz auch unter uns herprangen /
wenn du uns Früchte bringst/ so ists ein gutes Jahr.
So recht/ du brichst herfür/ und Bacchus auch mit dir /
die vollen Satyren/ die dürstigen Silenen /
begehen hier dein Fest für allen Helden-Söhnen /
und tanzen ihren Tanz durch dieses Welt-Revier.
Gleichwie aber der Him̃el Gottes Wohnung: Also ist das Erdtreich denen Menschen und allen Thieren gewiedmet: Denn es empfähet uns/ wenn wir gebohren werden/ es ernehret und trägt uns/ weil wir leben weñ aber das gesetzte Ziel vorbey/ nim̃t es uns wieder in seinen Schoß/ und behält unsere Cörper biß auf den Tag deß HERRN. Alle Elementa erzeigen sich gegen uns freundlich/ das Wasser geusst sich gemachsam herab /
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