[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.stete Ubung fortgepflantzet wird/ so verschwindet dieselbe hinwieder nach und nach. Dafern man einen guten Acker nicht stets unter der Pflug- Plutarch. in Apoph. Reg. & Princ. 11. 33. Cor. lib. 1. Thesaur. Politic. c. 10. Schare hält/ wächst Unkraut darüber. Niemand bedarff grössere Wissenschafften/ als ein Herr/ der Land und Leute unter sich hat: Denn wann dieselbe einmahl versäumet/ und durch Fahrlässigkeit verstrichen/ so ist die Reue zu spat. Etliche der Persischen Könige gaben ihren erwachsenen Söhnen viererley Leute zu/ unter welchen der Erste ein in der Religion und Gottesdienste Wohlerfahrner/ der sie gleicher Gestalt darinne unter richtete. Der Ander ein Gewissenhafftiger/ welcher dieselben lehrete/ wie sie die Zeit ihres Lebens sich der Warheit und Gerechtigkeit befleissigen sollten. Der Dritte Einer/ so die Mässigkeit liebete/ der sie von allerhand ungeziemenden Lüsten und Begierden abmahnte; und der Vierte von tapferer Resolution/ welcher Ihnen die vortrefflichsten und heroischen Thaten der berühmten alten Helden erzehlete / sie zu gleichförmiger Nachfolge ermahnete/ und gemachsam hierzu mit anführete: Tugend und Marcellinus. Tapfferkeit ist der rechte Schmuck eines Kriegs-Heldens. Als Pelopidas der Griechische Feldherr von seiner Mutter erinnert ward/ daß er sein Leben wohl beobachten/ sollte / sagte er großmüthig: Es mögen sich Andere schonen wie wollen/ so gebühret mir allein mein Leben für das Vaterland ritterlich zu wagen/ und den gemeinen Nutzen mit meinem Schaden zu suchen. Consalvo Fernandez pflegte zu sagen/ daß Er niemahls sein Schwerd/ als GOTT und dem König darmit zu dienen/ ausgezogen / und dasselbe ohne Ehre nicht wieder eingestecket. Alle Tugenden widerstehen denen Lastern/ die Tapferkeit aber widerstrebet auch dem Glücke. Ein Lacedämonier führete in seinem Wappen eine Mücke/ als man Ihn aber darmit vexirte/ sprach Er: Ich will meinem Feind so nahe kommen/ daß Er dieses Bild auf meinem Schilde eigentlich erkennen solle. Der jenige ist für tapfer und hertzhafftig zu halten/ welcher nicht furchtsam/ und auch nicht kühn ist: Alle Thaten Herculis gehen dahin/ daß Er die Arbeit und Mühsamkeit der Wollust vorgezogen/ und sich dadurch einen unsterblichen Nahmen gemacht: Denn das ist der löblichste Adel/ welcher durch seine Tugend/ Weisheit und Verstand zu wege gebracht wird: Famam extendere Factis Virgil. AEneidos lib. 10. hoc virtutis opus: Das ist ein Werck der Tugend/ wenn man sich durch tapfere Thaten berühmt und edel macht. Hercules war zwar edler Geburth/ dafern Er aber Tugend-los/ und sich auf den Stamm seiner Vorfahren verlassen/ so hätte Ihm sein Adel nichts geholffen. Denn gleichwie ein Bauer bäurische Sitten an sich: Also vergleichet sich auch mit ihme der Edelgebohrne/ wann er unadeliche Geberden an sich hat; sonsten aber heisset es: Wir sind Menschen ins gemein/ suche bey dem Beinen-Haus/ Ob des Adels Unterscheid sey daselbst zu glauben raus. Hoffart ist des Adels meiste Kranckheit. Ein Edler/ jedoch von Natur böser Mensch rückte dem weisen Socrati seine unedle Geburt auf/ zu dem sagte Socrates: Mir ist zwar die Geburt verweislich/ du aber bist wegen der stete Ubung fortgepflantzet wird/ so verschwindet dieselbe hinwieder nach und nach. Dafern man einen guten Acker nicht stets unter der Pflug- Plutarch. in Apoph. Reg. & Princ. 11. 33. Cor. lib. 1. Thesaur. Politic. c. 10. Schare hält/ wächst Unkraut darüber. Niemand bedarff grössere Wissenschafften/ als ein Herr/ der Land und Leute unter sich hat: Denn wann dieselbe einmahl versäumet/ und durch Fahrlässigkeit verstrichen/ so ist die Reue zu spat. Etliche der Persischen Könige gaben ihren erwachsenen Söhnen viererley Leute zu/ unter welchen der Erste ein in der Religion und Gottesdienste Wohlerfahrner/ der sie gleicher Gestalt darinne unter richtete. Der Ander ein Gewissenhafftiger/ welcher dieselben lehrete/ wie sie die Zeit ihres Lebens sich der Warheit und Gerechtigkeit befleissigen sollten. Der Dritte Einer/ so die Mässigkeit liebete/ der sie von allerhand ungeziemenden Lüsten und Begierden abmahnte; und der Vierte von tapferer Resolution/ welcher Ihnen die vortrefflichsten und heroischen Thaten der berühmten alten Helden erzehlete / sie zu gleichförmiger Nachfolge ermahnete/ und gemachsam hierzu mit anführete: Tugend und Marcellinus. Tapfferkeit ist der rechte Schmuck eines Kriegs-Heldens. Als Pelopidas der Griechische Feldherr von seiner Mutter erinnert ward/ daß er sein Leben wohl beobachten/ sollte / sagte er großmüthig: Es mögen sich Andere schonen wie wollen/ so gebühret mir allein mein Leben für das Vaterland ritterlich zu wagen/ und den gemeinen Nutzen mit meinem Schaden zu suchen. Consalvo Fernandez pflegte zu sagen/ daß Er niemahls sein Schwerd/ als GOTT und dem König darmit zu dienen/ ausgezogen / und dasselbe ohne Ehre nicht wieder eingestecket. Alle Tugenden widerstehen denen Lastern/ die Tapferkeit aber widerstrebet auch dem Glücke. Ein Lacedämonier führete in seinem Wappen eine Mücke/ als man Ihn aber darmit vexirte/ sprach Er: Ich will meinem Feind so nahe kommen/ daß Er dieses Bild auf meinem Schilde eigentlich erkennen solle. Der jenige ist für tapfer und hertzhafftig zu halten/ welcher nicht furchtsam/ und auch nicht kühn ist: Alle Thaten Herculis gehen dahin/ daß Er die Arbeit und Mühsamkeit der Wollust vorgezogen/ und sich dadurch einen unsterblichen Nahmen gemacht: Denn das ist der löblichste Adel/ welcher durch seine Tugend/ Weisheit und Verstand zu wege gebracht wird: Famam extendere Factis Virgil. AEneidos lib. 10. hoc virtutis opus: Das ist ein Werck der Tugend/ wenn man sich durch tapfere Thaten berühmt und edel macht. Hercules war zwar edler Geburth/ dafern Er aber Tugend-los/ und sich auf den Stamm seiner Vorfahren verlassen/ so hätte Ihm sein Adel nichts geholffen. Denn gleichwie ein Bauer bäurische Sitten an sich: Also vergleichet sich auch mit ihme der Edelgebohrne/ wann er unadeliche Geberden an sich hat; sonsten aber heisset es: Wir sind Menschen ins gemein/ suche bey dem Beinen-Haus/ Ob des Adels Unterscheid sey daselbst zu glauben raus. Hoffart ist des Adels meiste Kranckheit. Ein Edler/ jedoch von Natur böser Mensch rückte dem weisen Socrati seine unedle Geburt auf/ zu dem sagte Socrates: Mir ist zwar die Geburt verweislich/ du aber bist wegen der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0565" n="539"/> stete Ubung fortgepflantzet wird/ so verschwindet dieselbe hinwieder nach und nach. Dafern man einen guten Acker nicht stets unter der Pflug- <note place="right">Plutarch. in Apoph. Reg. & Princ. 11. 33. Cor. lib. 1. Thesaur. Politic. c. 10.</note> Schare hält/ wächst Unkraut darüber. Niemand bedarff grössere Wissenschafften/ als ein Herr/ der Land und Leute unter sich hat: Denn wann dieselbe einmahl versäumet/ und durch Fahrlässigkeit verstrichen/ so ist die Reue zu spat. Etliche der Persischen Könige gaben ihren erwachsenen Söhnen viererley Leute zu/ unter welchen der Erste ein in der Religion und Gottesdienste Wohlerfahrner/ der sie gleicher Gestalt darinne unter richtete. Der Ander ein Gewissenhafftiger/ welcher dieselben lehrete/ wie sie die Zeit ihres Lebens sich der Warheit und Gerechtigkeit befleissigen sollten. Der Dritte Einer/ so die Mässigkeit liebete/ der sie von allerhand ungeziemenden Lüsten und Begierden abmahnte; und der Vierte von tapferer Resolution/ welcher Ihnen die vortrefflichsten und heroischen Thaten der berühmten alten Helden erzehlete / sie zu gleichförmiger Nachfolge ermahnete/ und gemachsam hierzu mit anführete: Tugend und <note place="right">Marcellinus.</note> Tapfferkeit ist der rechte Schmuck eines Kriegs-Heldens. Als Pelopidas der Griechische Feldherr von seiner Mutter erinnert ward/ daß er sein Leben wohl beobachten/ sollte / sagte er großmüthig: Es mögen sich Andere schonen wie wollen/ so gebühret mir allein mein Leben für das Vaterland ritterlich zu wagen/ und den gemeinen Nutzen mit meinem Schaden zu suchen. Consalvo Fernandez pflegte zu sagen/ daß Er niemahls sein Schwerd/ als GOTT und dem König darmit zu dienen/ ausgezogen / und dasselbe ohne Ehre nicht wieder eingestecket.</p> <p>Alle Tugenden widerstehen denen Lastern/ die Tapferkeit aber widerstrebet auch dem Glücke. Ein Lacedämonier führete in seinem Wappen eine Mücke/ als man Ihn aber darmit vexirte/ sprach Er: Ich will meinem Feind so nahe kommen/ daß Er dieses Bild auf meinem Schilde eigentlich erkennen solle. Der jenige ist für tapfer und hertzhafftig zu halten/ welcher nicht furchtsam/ und auch nicht kühn ist: Alle Thaten Herculis gehen dahin/ daß Er die Arbeit und Mühsamkeit der Wollust vorgezogen/ und sich dadurch einen unsterblichen Nahmen gemacht: Denn das ist der löblichste Adel/ welcher durch seine Tugend/ Weisheit und Verstand zu wege gebracht wird:</p> <p>Famam extendere Factis</p> <p><note place="right">Virgil. AEneidos lib. 10.</note> hoc virtutis opus:</p> <p>Das ist ein Werck der Tugend/ wenn man sich durch tapfere Thaten berühmt und edel macht.</p> <p>Hercules war zwar edler Geburth/ dafern Er aber Tugend-los/ und sich auf den Stamm seiner Vorfahren verlassen/ so hätte Ihm sein Adel nichts geholffen. Denn gleichwie ein Bauer bäurische Sitten an sich: Also vergleichet sich auch mit ihme der Edelgebohrne/ wann er unadeliche Geberden an sich hat; sonsten aber heisset es:</p> <p>Wir sind Menschen ins gemein/ suche bey dem Beinen-Haus/ Ob des Adels Unterscheid sey daselbst zu glauben raus.</p> <p>Hoffart ist des Adels meiste Kranckheit. Ein Edler/ jedoch von Natur böser Mensch rückte dem weisen Socrati seine unedle Geburt auf/ zu dem sagte Socrates: Mir ist zwar die Geburt verweislich/ du aber bist wegen der </p> </div> </body> </text> </TEI> [539/0565]
stete Ubung fortgepflantzet wird/ so verschwindet dieselbe hinwieder nach und nach. Dafern man einen guten Acker nicht stets unter der Pflug- Schare hält/ wächst Unkraut darüber. Niemand bedarff grössere Wissenschafften/ als ein Herr/ der Land und Leute unter sich hat: Denn wann dieselbe einmahl versäumet/ und durch Fahrlässigkeit verstrichen/ so ist die Reue zu spat. Etliche der Persischen Könige gaben ihren erwachsenen Söhnen viererley Leute zu/ unter welchen der Erste ein in der Religion und Gottesdienste Wohlerfahrner/ der sie gleicher Gestalt darinne unter richtete. Der Ander ein Gewissenhafftiger/ welcher dieselben lehrete/ wie sie die Zeit ihres Lebens sich der Warheit und Gerechtigkeit befleissigen sollten. Der Dritte Einer/ so die Mässigkeit liebete/ der sie von allerhand ungeziemenden Lüsten und Begierden abmahnte; und der Vierte von tapferer Resolution/ welcher Ihnen die vortrefflichsten und heroischen Thaten der berühmten alten Helden erzehlete / sie zu gleichförmiger Nachfolge ermahnete/ und gemachsam hierzu mit anführete: Tugend und Tapfferkeit ist der rechte Schmuck eines Kriegs-Heldens. Als Pelopidas der Griechische Feldherr von seiner Mutter erinnert ward/ daß er sein Leben wohl beobachten/ sollte / sagte er großmüthig: Es mögen sich Andere schonen wie wollen/ so gebühret mir allein mein Leben für das Vaterland ritterlich zu wagen/ und den gemeinen Nutzen mit meinem Schaden zu suchen. Consalvo Fernandez pflegte zu sagen/ daß Er niemahls sein Schwerd/ als GOTT und dem König darmit zu dienen/ ausgezogen / und dasselbe ohne Ehre nicht wieder eingestecket.
Plutarch. in Apoph. Reg. & Princ. 11. 33. Cor. lib. 1. Thesaur. Politic. c. 10.
Marcellinus. Alle Tugenden widerstehen denen Lastern/ die Tapferkeit aber widerstrebet auch dem Glücke. Ein Lacedämonier führete in seinem Wappen eine Mücke/ als man Ihn aber darmit vexirte/ sprach Er: Ich will meinem Feind so nahe kommen/ daß Er dieses Bild auf meinem Schilde eigentlich erkennen solle. Der jenige ist für tapfer und hertzhafftig zu halten/ welcher nicht furchtsam/ und auch nicht kühn ist: Alle Thaten Herculis gehen dahin/ daß Er die Arbeit und Mühsamkeit der Wollust vorgezogen/ und sich dadurch einen unsterblichen Nahmen gemacht: Denn das ist der löblichste Adel/ welcher durch seine Tugend/ Weisheit und Verstand zu wege gebracht wird:
Famam extendere Factis
hoc virtutis opus:
Virgil. AEneidos lib. 10. Das ist ein Werck der Tugend/ wenn man sich durch tapfere Thaten berühmt und edel macht.
Hercules war zwar edler Geburth/ dafern Er aber Tugend-los/ und sich auf den Stamm seiner Vorfahren verlassen/ so hätte Ihm sein Adel nichts geholffen. Denn gleichwie ein Bauer bäurische Sitten an sich: Also vergleichet sich auch mit ihme der Edelgebohrne/ wann er unadeliche Geberden an sich hat; sonsten aber heisset es:
Wir sind Menschen ins gemein/ suche bey dem Beinen-Haus/ Ob des Adels Unterscheid sey daselbst zu glauben raus.
Hoffart ist des Adels meiste Kranckheit. Ein Edler/ jedoch von Natur böser Mensch rückte dem weisen Socrati seine unedle Geburt auf/ zu dem sagte Socrates: Mir ist zwar die Geburt verweislich/ du aber bist wegen der
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/565>, abgerufen am 16.02.2025. |