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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Der unverdoßene Berg-Jann.

DIe Arbeit und Ruhe vergleichet sich einem Schöpf-Brunnen/ in welchem der leichte Eimer den beschwehreten überhebt/ und dieser jenen hinwiederum erleichtert. Der jenige/ welcher dafür hält/ der Rost sey heller als das blancke Eisen/ der liebet mehrden trägen Müssiggang/ als die hurtige Arbeit. GOTT hat das edle Bergwerck an Gold/ Silber/ und andern Metallen nicht über / sondern in die tieffe Gänge unter die Erde in feste Stein und Felsen legen wollen/ damit die hurtigen Berg - Leute solches mit Mühe und Arbeit aus der Grube an den Tag bringen/ im Poch- und Hütten-Wercke reinigen/ und dadurch Ihr Lohn und Brod haben mögen. Zu solchem Wercke gehören nun besondere Aufseher / Berg-Beamten und andere. Deßgleichen die Ober- und Unter-Steiger/ die Kunst-Zimmer- und Jungen-Steiger/ Gäng- und Schräm-Hauer/ Berg- und Wasser-Knechte/ Gruben-Schied und Poch-Jungen/ Pocher/ Schmeltzer / Hütten-Steiger/ Vorläuffer und Schmeltz-Knechte/ Kohlen-Brenner / Holtz-Schläger/ Kohlen-Führer/ und so fort. Das Berg-Werck ist gleich einer finstern Nacht/ da man des Sonnen-Liechtes beraubet/ wer darinnen etwas Plinius. lib. 33. Die ältesten Berg-Leute. thun will / der mus ein Liecht anzünden. Imus in viscera terrae & in sede manium opes qvaerimus. Man fähret in die Tiefe der Erden/ und suchet in den Wohnungen der Verstorbenen Schätze. Der älteste Bergmann vor der Sündfluth war Cain/ so eine Stadt an dem Berge Libanon bauete/ allda die Berg-Wercke belegte/ und Sie auf die Nachkommen/ Lamech Jabal/ und Thubal-Cain brachte: Nach der Sündfluth aber waren es des Noae Söhne/ Japhet und Cham/ welche durch die Ihrigen die Berg - Wercke in Asia und Europa einführeten/ und hingegen des Sems Kinder und Ebers Enckel die Gold-Berg-Wercke zu Ophir und Hevila erfanden. Job und die Araber befliessen sich des Sinkens und des Goldwaschens: Die aus dem Stamme Aser ernehreten sich von dem Berg-Wercke/ und der Heidnische König Hiram/ wurde von der Gold-Wäsche reich. Es sind die Berg - Leute solche/ die wenn andere Menschen über den Erdboden innerhalb vier und zwantzig Stunden eine einfache Nacht/ so haben diese eine gedoppelte. Der Apostel Paulus sagt/ die böse Geister hätten ihre Herrschafften in der Finsternis; Berg-Gespenster. Bünting in Paedia Christi. Was ist es Wunder/ wenn sich zuweilen allerhand Arten Gespenster in den Berg-Wercken sehen lassen? In der Türckey hatte ein Jude eine reiche Berg-Grube/ darinnen sich der Teufel offters in Gestalt einer Ziege mit güldenen Hörnern sehen liesse/ und allda grossen Schaden verursachte. Zu S. Annaberg in dem Schacht oder Zeche/ der Rosenberg oder Crantz genennet/ hat sich ein Gespenste in Gestalt eines Pferdes sehen lassen/ und Georgius Agricola de Spirit. subterraneis. zwölff Menschen umgebracht/ also/ daß man/ wie man sagt/ von derselben sehr reichen Fund - Gruben ablassen müssen. Zu Keyser Ottens Zeiten hat sich das Berg-Werck zu Goslar angefangen/ dessen Gang ein Pferd/ der Rammel genannt/ und von welchem der Rammels-Berg den Nahmen bekommen/ entblöset. In demselbigen Berge sollen

Der unverdoßene Berg-Jann.

DIe Arbeit und Ruhe vergleichet sich einem Schöpf-Brunnen/ in welchem der leichte Eimer den beschwehreten überhebt/ und dieser jenen hinwiederum erleichtert. Der jenige/ welcher dafür hält/ der Rost sey heller als das blancke Eisen/ der liebet mehrden trägen Müssiggang/ als die hurtige Arbeit. GOTT hat das edle Bergwerck an Gold/ Silber/ und andern Metallen nicht über / sondern in die tieffe Gänge unter die Erde in feste Stein und Felsen legen wollen/ damit die hurtigen Berg - Leute solches mit Mühe und Arbeit aus der Grube an den Tag bringen/ im Poch- und Hütten-Wercke reinigen/ und dadurch Ihr Lohn und Brod haben mögen. Zu solchem Wercke gehören nun besondere Aufseher / Berg-Beamten und andere. Deßgleichen die Ober- und Unter-Steiger/ die Kunst-Zimmer- und Jungen-Steiger/ Gäng- und Schräm-Hauer/ Berg- und Wasser-Knechte/ Gruben-Schied und Poch-Jungen/ Pocher/ Schmeltzer / Hütten-Steiger/ Vorläuffer und Schmeltz-Knechte/ Kohlen-Brenner / Holtz-Schläger/ Kohlen-Führer/ und so fort. Das Berg-Werck ist gleich einer finstern Nacht/ da man des Sonnen-Liechtes beraubet/ wer darinnen etwas Plinius. lib. 33. Die ältesten Berg-Leute. thun will / der mus ein Liecht anzünden. Imus in viscera terrae & in sede manium opes qvaerimus. Man fähret in die Tiefe der Erden/ und suchet in den Wohnungen der Verstorbenen Schätze. Der älteste Bergmann vor der Sündfluth war Cain/ so eine Stadt an dem Berge Libanon bauete/ allda die Berg-Wercke belegte/ und Sie auf die Nachkommen/ Lamech Jabal/ und Thubal-Cain brachte: Nach der Sündfluth aber waren es des Noae Söhne/ Japhet und Cham/ welche durch die Ihrigen die Berg - Wercke in Asia und Europa einführeten/ und hingegen des Sems Kinder und Ebers Enckel die Gold-Berg-Wercke zu Ophir und Hevila erfanden. Job und die Araber befliessen sich des Sinkens und des Goldwaschens: Die aus dem Stamme Aser ernehreten sich von dem Berg-Wercke/ und der Heidnische König Hiram/ wurde von der Gold-Wäsche reich. Es sind die Berg - Leute solche/ die wenn andere Menschen über den Erdboden innerhalb vier und zwantzig Stunden eine einfache Nacht/ so haben diese eine gedoppelte. Der Apostel Paulus sagt/ die böse Geister hätten ihre Herrschafften in der Finsternis; Berg-Gespenster. Bünting in Paedia Christi. Was ist es Wunder/ wenn sich zuweilen allerhand Arten Gespenster in den Berg-Wercken sehen lassen? In der Türckey hatte ein Jude eine reiche Berg-Grube/ darinnen sich der Teufel offters in Gestalt einer Ziege mit güldenen Hörnern sehen liesse/ und allda grossen Schaden verursachte. Zu S. Annaberg in dem Schacht oder Zeche/ der Rosenberg oder Crantz genennet/ hat sich ein Gespenste in Gestalt eines Pferdes sehen lassen/ und Georgius Agricola de Spirit. subterraneis. zwölff Menschen umgebracht/ also/ daß man/ wie man sagt/ von derselben sehr reichen Fund - Gruben ablassen müssen. Zu Keyser Ottens Zeiten hat sich das Berg-Werck zu Goslar angefangen/ dessen Gang ein Pferd/ der Rammel genannt/ und von welchem der Rammels-Berg den Nahmen bekommen/ entblöset. In demselbigen Berge sollen

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[514/0538] Der unverdoßene Berg-Jann. DIe Arbeit und Ruhe vergleichet sich einem Schöpf-Brunnen/ in welchem der leichte Eimer den beschwehreten überhebt/ und dieser jenen hinwiederum erleichtert. Der jenige/ welcher dafür hält/ der Rost sey heller als das blancke Eisen/ der liebet mehrden trägen Müssiggang/ als die hurtige Arbeit. GOTT hat das edle Bergwerck an Gold/ Silber/ und andern Metallen nicht über / sondern in die tieffe Gänge unter die Erde in feste Stein und Felsen legen wollen/ damit die hurtigen Berg - Leute solches mit Mühe und Arbeit aus der Grube an den Tag bringen/ im Poch- und Hütten-Wercke reinigen/ und dadurch Ihr Lohn und Brod haben mögen. Zu solchem Wercke gehören nun besondere Aufseher / Berg-Beamten und andere. Deßgleichen die Ober- und Unter-Steiger/ die Kunst-Zimmer- und Jungen-Steiger/ Gäng- und Schräm-Hauer/ Berg- und Wasser-Knechte/ Gruben-Schied und Poch-Jungen/ Pocher/ Schmeltzer / Hütten-Steiger/ Vorläuffer und Schmeltz-Knechte/ Kohlen-Brenner / Holtz-Schläger/ Kohlen-Führer/ und so fort. Das Berg-Werck ist gleich einer finstern Nacht/ da man des Sonnen-Liechtes beraubet/ wer darinnen etwas thun will / der mus ein Liecht anzünden. Imus in viscera terrae & in sede manium opes qvaerimus. Man fähret in die Tiefe der Erden/ und suchet in den Wohnungen der Verstorbenen Schätze. Der älteste Bergmann vor der Sündfluth war Cain/ so eine Stadt an dem Berge Libanon bauete/ allda die Berg-Wercke belegte/ und Sie auf die Nachkommen/ Lamech Jabal/ und Thubal-Cain brachte: Nach der Sündfluth aber waren es des Noae Söhne/ Japhet und Cham/ welche durch die Ihrigen die Berg - Wercke in Asia und Europa einführeten/ und hingegen des Sems Kinder und Ebers Enckel die Gold-Berg-Wercke zu Ophir und Hevila erfanden. Job und die Araber befliessen sich des Sinkens und des Goldwaschens: Die aus dem Stamme Aser ernehreten sich von dem Berg-Wercke/ und der Heidnische König Hiram/ wurde von der Gold-Wäsche reich. Es sind die Berg - Leute solche/ die wenn andere Menschen über den Erdboden innerhalb vier und zwantzig Stunden eine einfache Nacht/ so haben diese eine gedoppelte. Der Apostel Paulus sagt/ die böse Geister hätten ihre Herrschafften in der Finsternis; Was ist es Wunder/ wenn sich zuweilen allerhand Arten Gespenster in den Berg-Wercken sehen lassen? In der Türckey hatte ein Jude eine reiche Berg-Grube/ darinnen sich der Teufel offters in Gestalt einer Ziege mit güldenen Hörnern sehen liesse/ und allda grossen Schaden verursachte. Zu S. Annaberg in dem Schacht oder Zeche/ der Rosenberg oder Crantz genennet/ hat sich ein Gespenste in Gestalt eines Pferdes sehen lassen/ und zwölff Menschen umgebracht/ also/ daß man/ wie man sagt/ von derselben sehr reichen Fund - Gruben ablassen müssen. Zu Keyser Ottens Zeiten hat sich das Berg-Werck zu Goslar angefangen/ dessen Gang ein Pferd/ der Rammel genannt/ und von welchem der Rammels-Berg den Nahmen bekommen/ entblöset. In demselbigen Berge sollen Plinius. lib. 33. Die ältesten Berg-Leute. Berg-Gespenster. Bünting in Paedia Christi. Georgius Agricola de Spirit. subterraneis.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/538>, abgerufen am 24.11.2024.