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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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nun oben von dem Ritterlichen Uhrsprunge und was dem anhängig/ gedacht. So wollen wir auch des Adels Uhrsprung und seine Beschaffenheit Spangenberg. l. p. 2. l. c. 5. mit wenigen berühren. Der Adel an sich selbst ist nichts anders als ein Vorzug/ da man einen höher als den andern hält/ es geschehe gleich wegen der Geburth seines Geschlechts/ erlangten Standes/ hohen Ambtes / herrlicher Thaten vortrefflicher Künste/ Ehre Reichthum/ oder Vermögen. Aristorl. l. 4. Poiit. Und weiln diese alle Gaben Gottes: So ist auch der Adel Eine/ welche dem Menschen wohl anständig. Es ist aber der Adel eine Tugend/ die von den Vorfahren herrühret/ oder eine solche Ehre/ Nahme/ Loh/ und Ruhm/ der entweder von seinen Eltern ererbet/ und in guten Sitten bestehet/ oder durch allerhand Ehre und Hoheit erlanget wird.

Der Philosophus Plato theilete denselben auf viererley Weise ein/ und sagte: Daß der Eine von ehrlichen und unsträfflichen Eltern/ der Ander von der Eltern auff sich gehabten Ehren-Stande/ der Dritte von der Vorfahren tapffern Herden-Thaten / und der Vierdte durch sich Selbst entweder von den Künsten oder herrlichen Wissenschafften erzielet würde. Felix. Malleol. 6. de Nobilit. Desgleichen wird er auch genennet Naturalis, Parentalis, honestalis, virtualis, heroicalis, & supernaturalis.

Erb. Adel. Was aber denjenigen Adel/ welchen man durch seiner Vorfahren tapfere Thaten und Tugenden ererbet/ anreichet/ so hat derselbe einen Vorzug vor andern/ und ist solcher auch das beste Erbe/ welche die Eltern den Kindern überlassen/ woserne sie anders nicht aus dero Fußstapffen springen/ und sich allein ihres Schildes/ Wapens und Standes rühmen. Denn es soll ein jedes edles Gemüthe die Eigenschafft an sich haben / daß es sich ehrlicher Dinge befleißige. Gloria Hominis ex Honore patris sui: Der Mensch hat die Ehre von seinen Eltern. Verläst er nun dieselbe/ so ist sein Stand ein Schatten. Der/ so seinen Adel aus den Gräbern herfür suchet/ und nichts adeliches an sich/ der hat sich nichts mehr/ als eines adelichen Nahmens zu rühmen. Denn wer sich durch seine Tugenden zum Edelmann macht/ der ist mehr Lobens würdig/ als der solchen von seinen Vorfahren ererbet.

Der zierlichste Helm/ und das beste unbefleckte Schild ist die Tapfferkeit/ die Demuth/ die Gerechtigkeit/ und der Verstand eines Menschen: Ihrer viel erheben sich/ und wissen nicht/ was der rechte Adel nach sich ziehe. Und gesetzt / wann er auch seine Geburth auff hundert tausend Glieder rechnete/ und hielte die Weißheit/ Kunst/ Gottes Furcht/ und Demuth nicht für den wahren Adel/ so wäre er nichts bessers/ als der elendeste Bettler: Das allersicherste/ und beständigste Lob ist/ daß man sich der Tugend edel zu werden befleißige. Von Geburth edel seyn/ ist ein bloßer Titul/ und es pfleget mancher vielmahls mit seinen Unterthanen eine grosse Verwandschafft zu haben.

Nachdem eines Tages die Pylii, so Griechische Völcker waren/ beschlossen/ daß sie dem Könige Theopompo göttliche Ehre erweisen wolten/ weigerte sich dessen Theopompus, und sagte: Es brächte die Zeit mittelmässige Ehre mit sich/ welche dieselbe bald wieder zernichtete. Baldus L. 2. Cod. de Comment. Nobilitas nihil aliud est, quam habitus, Operatio[unleserliches Material] Virtutis in Homine. Der rechte Adel ist nichts anders/ als eine fähige Wirckung der Tugend in dem Menschen.

Adels Uhrfprung. Es ist aber derselbe dahero entsprungen/ indem diejenigen/ welche mit besonderen Tugenden ausgezieret gewesen/ und sich im Kriege und Schlachten tapffer und ritterlich gehalten / auch umb das gemeine Va-

nun oben von dem Ritterlichen Uhrsprunge und was dem anhängig/ gedacht. So wollen wir auch des Adels Uhrsprung und seine Beschaffenheit Spangenberg. l. p. 2. l. c. 5. mit wenigen berühren. Der Adel an sich selbst ist nichts anders als ein Vorzug/ da man einen höher als den andern hält/ es geschehe gleich wegen der Geburth seines Geschlechts/ erlangten Standes/ hohen Ambtes / herrlicher Thaten vortrefflicher Künste/ Ehre Reichthum/ oder Vermögen. Aristorl. l. 4. Poiit. Und weiln diese alle Gaben Gottes: So ist auch der Adel Eine/ welche dem Menschen wohl anständig. Es ist aber der Adel eine Tugend/ die von den Vorfahren herrühret/ oder eine solche Ehre/ Nahme/ Loh/ und Ruhm/ der entweder von seinen Eltern ererbet/ und in guten Sitten bestehet/ oder durch allerhand Ehre und Hoheit erlanget wird.

Der Philosophus Plato theilete denselben auf viererley Weise ein/ und sagte: Daß der Eine von ehrlichen und unsträfflichen Eltern/ der Ander von der Eltern auff sich gehabten Ehren-Stande/ der Dritte von der Vorfahren tapffern Herden-Thaten / und der Vierdte durch sich Selbst entweder von den Künsten oder herrlichen Wissenschafften erzielet würde. Felix. Malleol. 6. de Nobilit. Desgleichen wird er auch genennet Naturalis, Parentalis, honestalis, virtualis, heroicalis, & supernaturalis.

Erb. Adel. Was aber denjenigen Adel/ welchen man durch seiner Vorfahren tapfere Thaten und Tugenden ererbet/ anreichet/ so hat derselbe einen Vorzug vor andern/ und ist solcher auch das beste Erbe/ welche die Eltern den Kindern überlassen/ woserne sie anders nicht aus dero Fußstapffen springen/ und sich allein ihres Schildes/ Wapens und Standes rühmen. Denn es soll ein jedes edles Gemüthe die Eigenschafft an sich haben / daß es sich ehrlicher Dinge befleißige. Gloria Hominis ex Honore patris sui: Der Mensch hat die Ehre von seinen Eltern. Verläst er nun dieselbe/ so ist sein Stand ein Schatten. Der/ so seinen Adel aus den Gräbern herfür suchet/ und nichts adeliches an sich/ der hat sich nichts mehr/ als eines adelichen Nahmens zu rühmen. Denn wer sich durch seine Tugenden zum Edelmann macht/ der ist mehr Lobens würdig/ als der solchen von seinen Vorfahren ererbet.

Der zierlichste Helm/ und das beste unbefleckte Schild ist die Tapfferkeit/ die Demuth/ die Gerechtigkeit/ und der Verstand eines Menschen: Ihrer viel erheben sich/ und wissen nicht/ was der rechte Adel nach sich ziehe. Und gesetzt / wann er auch seine Geburth auff hundert tausend Glieder rechnete/ und hielte die Weißheit/ Kunst/ Gottes Furcht/ und Demuth nicht für den wahren Adel/ so wäre er nichts bessers/ als der elendeste Bettler: Das allersicherste/ und beständigste Lob ist/ daß man sich der Tugend edel zu werden befleißige. Von Geburth edel seyn/ ist ein bloßer Titul/ und es pfleget mancher vielmahls mit seinen Unterthanen eine grosse Verwandschafft zu haben.

Nachdem eines Tages die Pylii, so Griechische Völcker waren/ beschlossen/ daß sie dem Könige Theopompo göttliche Ehre erweisen wolten/ weigerte sich dessen Theopompus, und sagte: Es brächte die Zeit mittelmässige Ehre mit sich/ welche dieselbe bald wieder zernichtete. Baldus L. 2. Cod. de Comment. Nobilitas nihil aliud est, quàm habitus, Operatio[unleserliches Material] Virtutis in Homine. Der rechte Adel ist nichts anders/ als eine fähige Wirckung der Tugend in dem Menschen.

Adels Uhrfprung. Es ist aber derselbe dahero entsprungen/ indem diejenigen/ welche mit besonderen Tugenden ausgezieret gewesen/ und sich im Kriege und Schlachten tapffer und ritterlich gehalten / auch umb das gemeine Va-

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        <p>Der Philosophus Plato theilete denselben auf viererley Weise ein/ und sagte: Daß                      der Eine von ehrlichen und unsträfflichen Eltern/ der Ander von der Eltern auff                      sich gehabten Ehren-Stande/ der Dritte von der Vorfahren tapffern Herden-Thaten                     / und der Vierdte durch sich Selbst entweder von den Künsten oder herrlichen                      Wissenschafften erzielet würde. <note place="left">Felix. Malleol. 6. de                          Nobilit.</note> Desgleichen wird er auch genennet Naturalis, Parentalis,                      honestalis, virtualis, heroicalis, &amp; supernaturalis.</p>
        <p><note place="left">Erb. Adel.</note> Was aber denjenigen Adel/ welchen man durch                      seiner Vorfahren tapfere Thaten und Tugenden ererbet/ anreichet/ so hat                      derselbe einen Vorzug vor andern/ und ist solcher auch das beste Erbe/ welche                      die Eltern den Kindern überlassen/ woserne sie anders nicht aus dero                      Fußstapffen springen/ und sich allein ihres Schildes/ Wapens und Standes                      rühmen. Denn es soll ein jedes edles Gemüthe die Eigenschafft an sich haben /                      daß es sich ehrlicher Dinge befleißige. Gloria Hominis ex Honore patris sui: Der                      Mensch hat die Ehre von seinen Eltern. Verläst er nun dieselbe/ so ist sein                      Stand ein Schatten. Der/ so seinen Adel aus den Gräbern herfür suchet/ und                      nichts adeliches an sich/ der hat sich nichts mehr/ als eines adelichen                      Nahmens zu rühmen. Denn wer sich durch seine Tugenden zum Edelmann macht/ der                      ist mehr Lobens würdig/ als der solchen von seinen Vorfahren ererbet.</p>
        <p>Der zierlichste Helm/ und das beste unbefleckte Schild ist die Tapfferkeit/ die                      Demuth/ die Gerechtigkeit/ und der Verstand eines Menschen: Ihrer viel erheben                      sich/ und wissen nicht/ was der rechte Adel nach sich ziehe. Und gesetzt /                      wann er auch seine Geburth auff hundert tausend Glieder rechnete/ und hielte                      die Weißheit/ Kunst/ Gottes Furcht/ und Demuth nicht für den wahren Adel/ so                      wäre er nichts bessers/ als der elendeste Bettler: Das allersicherste/ und                      beständigste Lob ist/ daß man sich der Tugend edel zu werden befleißige. Von                      Geburth edel seyn/ ist ein bloßer Titul/ und es pfleget mancher vielmahls mit                      seinen Unterthanen eine grosse Verwandschafft zu haben.</p>
        <p>Nachdem eines Tages die Pylii, so Griechische Völcker waren/ beschlossen/ daß                      sie dem Könige Theopompo göttliche Ehre erweisen wolten/ weigerte sich dessen                      Theopompus, und sagte: Es brächte die Zeit mittelmässige Ehre mit sich/ welche                      dieselbe bald wieder zernichtete. <note place="left">Baldus L. 2. Cod. de                          Comment.</note> Nobilitas nihil aliud est, quàm habitus, Operatio<gap reason="illegible"/>                      Virtutis in Homine. Der rechte Adel ist nichts anders/ als eine fähige Wirckung                      der Tugend in dem Menschen.</p>
        <p><note place="left">Adels Uhrfprung.</note> Es ist aber derselbe dahero                      entsprungen/ indem diejenigen/ welche mit besonderen Tugenden ausgezieret                      gewesen/ und sich im Kriege und Schlachten tapffer und ritterlich gehalten /                      auch umb das gemeine Va-
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[44/0052] nun oben von dem Ritterlichen Uhrsprunge und was dem anhängig/ gedacht. So wollen wir auch des Adels Uhrsprung und seine Beschaffenheit mit wenigen berühren. Der Adel an sich selbst ist nichts anders als ein Vorzug/ da man einen höher als den andern hält/ es geschehe gleich wegen der Geburth seines Geschlechts/ erlangten Standes/ hohen Ambtes / herrlicher Thaten vortrefflicher Künste/ Ehre Reichthum/ oder Vermögen. Und weiln diese alle Gaben Gottes: So ist auch der Adel Eine/ welche dem Menschen wohl anständig. Es ist aber der Adel eine Tugend/ die von den Vorfahren herrühret/ oder eine solche Ehre/ Nahme/ Loh/ und Ruhm/ der entweder von seinen Eltern ererbet/ und in guten Sitten bestehet/ oder durch allerhand Ehre und Hoheit erlanget wird. Spangenberg. l. p. 2. l. c. 5. Aristorl. l. 4. Poiit. Der Philosophus Plato theilete denselben auf viererley Weise ein/ und sagte: Daß der Eine von ehrlichen und unsträfflichen Eltern/ der Ander von der Eltern auff sich gehabten Ehren-Stande/ der Dritte von der Vorfahren tapffern Herden-Thaten / und der Vierdte durch sich Selbst entweder von den Künsten oder herrlichen Wissenschafften erzielet würde. Desgleichen wird er auch genennet Naturalis, Parentalis, honestalis, virtualis, heroicalis, & supernaturalis. Felix. Malleol. 6. de Nobilit. Was aber denjenigen Adel/ welchen man durch seiner Vorfahren tapfere Thaten und Tugenden ererbet/ anreichet/ so hat derselbe einen Vorzug vor andern/ und ist solcher auch das beste Erbe/ welche die Eltern den Kindern überlassen/ woserne sie anders nicht aus dero Fußstapffen springen/ und sich allein ihres Schildes/ Wapens und Standes rühmen. Denn es soll ein jedes edles Gemüthe die Eigenschafft an sich haben / daß es sich ehrlicher Dinge befleißige. Gloria Hominis ex Honore patris sui: Der Mensch hat die Ehre von seinen Eltern. Verläst er nun dieselbe/ so ist sein Stand ein Schatten. Der/ so seinen Adel aus den Gräbern herfür suchet/ und nichts adeliches an sich/ der hat sich nichts mehr/ als eines adelichen Nahmens zu rühmen. Denn wer sich durch seine Tugenden zum Edelmann macht/ der ist mehr Lobens würdig/ als der solchen von seinen Vorfahren ererbet. Erb. Adel. Der zierlichste Helm/ und das beste unbefleckte Schild ist die Tapfferkeit/ die Demuth/ die Gerechtigkeit/ und der Verstand eines Menschen: Ihrer viel erheben sich/ und wissen nicht/ was der rechte Adel nach sich ziehe. Und gesetzt / wann er auch seine Geburth auff hundert tausend Glieder rechnete/ und hielte die Weißheit/ Kunst/ Gottes Furcht/ und Demuth nicht für den wahren Adel/ so wäre er nichts bessers/ als der elendeste Bettler: Das allersicherste/ und beständigste Lob ist/ daß man sich der Tugend edel zu werden befleißige. Von Geburth edel seyn/ ist ein bloßer Titul/ und es pfleget mancher vielmahls mit seinen Unterthanen eine grosse Verwandschafft zu haben. Nachdem eines Tages die Pylii, so Griechische Völcker waren/ beschlossen/ daß sie dem Könige Theopompo göttliche Ehre erweisen wolten/ weigerte sich dessen Theopompus, und sagte: Es brächte die Zeit mittelmässige Ehre mit sich/ welche dieselbe bald wieder zernichtete. Nobilitas nihil aliud est, quàm habitus, Operatio_ Virtutis in Homine. Der rechte Adel ist nichts anders/ als eine fähige Wirckung der Tugend in dem Menschen. Baldus L. 2. Cod. de Comment. Es ist aber derselbe dahero entsprungen/ indem diejenigen/ welche mit besonderen Tugenden ausgezieret gewesen/ und sich im Kriege und Schlachten tapffer und ritterlich gehalten / auch umb das gemeine Va- Adels Uhrfprung.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/52>, abgerufen am 27.11.2024.