[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Nat. Hist. c. 21. p. 116. n. 10. wann Er auf dem Berge Lilibaeo in Sicilien stunde/ alle Kriegs-Schiffe/ so von Carthago kamen/ sehen/ welches an die drey und dreyssig Meilwegs gewesen seyn soll. Von dem Antonio Sabellico wird gemeldet/ daß/ wann Er des Nachts erwacht/ Er seine Güter/ und alles / was in dem Zimmer gewesen/ eigentlich sehen können. Die Augen geben dem Menschen auch eine besondere Zierde. Denn ob wohl GOtt an denselben alles wunderbar gemacht/ so ist doch nichts zierlichers/ als eben dieselbige. Sie sind gleichsam der Königliche Sitz an dem Menschen. In Ihnen wohnet das Gemüthe / oder aus denenselben kennet mandas Hertze. Was Einer am Schilde führet/ das siehet man an den Augen. Sie zeugen/ wie man gesinnet. Man saget zwar/ ein blinder Mann ein armer Mann. Gleichwohl aber findet man Blinde/ die eine Trithemius in Catal. Viror. grosse Geschicklichkeit / Klugheit und Verstand an sich haben. Nicasius de Verda wurde in dem dritten Jahr seines Alters blind/ begab sich auf das Studieren/ ward zu Löven Magister / der Heil. Schrifft Licentiat/ und endlich Doctor und Professor zu Cölln. Der blinde Demetrius Stoicus lernete auf der Harffe/ und wuste durch Vorlesung mit der Geometrie umzugehen. Appius Claudius verrichtete bey seiner Lucr. lib. 3. Cicero. Blindheit mehr als Andere/ die sehen kunten. Von dem Democrito lieset man/ daß Er sich selbst der Augen beraubet/ damit Er der Philosophie desto schärffer nachdencken möchte. Und ob gleich C. Drusus blind/ dennoch besuchte Ihn männiglich/ und bedienten sich seines Raths. Ihre Wirkung und Kraft. Das Angesicht ist ein Vorbild des Gemüths/ und Alles/ was der Mensch vorhat/ das giebet das Auge an den Tag. Wenn die Aegyptier GOTT wolten andeuten/ mahleten Sie ein Auge. Hippocrates saget/ wie die Augen beschaffen/ so sey auch der ganze Leib. Es bestehet zwar die eigentliche Krafft derselben in dem/ daß Sie Alles fassen und begreiffen/ und vermittelst ihrer der Verstand von sichtbarlichen Dingen Sennert. Instit. Medic. lib. I. cap. 12. urtheilen kan. Man will/ daß die Menschen/ wie auch alle Thiere/ auf einmahl nur mit einem Auge sehen/ und die Objecta erkenneten. Denn/ obwohl die Natur denselben zwey Augen gegeben/ damit man um so viel desto eher die bevorstehende Gefahr / auch andere Dinge in acht nähme/ so sey doch bey Ihnen nicht mehr denn eine Krafft zu sehen/ welche allen beyden gemein/ und dem Auge/ so etwas erkennen soll/ so behende zugegen/ daß man hiervon/ wie solches zugehe/ selbst nicht urtheilen kan. Johann. Laz. Gutier. de Fascino dub. 3. n. 40. Man hat Leute gefunden/ welche/ wann Sie wohlbedächtig auch den schönsten Marmor angesehen/ solcher darvon zersprungen seyn solle. Von Einem / mit Nahmen Valentinus Eqvitius wird erzehlet/ daß/ als derselbe von einer schwehren Kranckheit wieder genesen/ und die Schüsseln/ darinnen man die Speisen aufgetragen/ genau angesehen/ selbige hiervon zerschmettert worden wären. Schottus meldet/ die Augen In Thaumaturg. wären eines von der grösten Verwunderung/ und hätten die sonderbareste Krafft an sich/ welche die Natur darein gelegt. Keyser Augustus soll solche hellschimmernde Augen gehabt haben/ also/ daß man Ihm nicht wohl hineinsehen können. Und als einsmahls ein Soldate sein Gesichte von Ihm gewendet/ und solchen Augustus gefragt/ warum Er es thue? habe Er geantwortet: Alldieweil Ich den Blitz deiner Augen nicht erdulten kan. Von dem Julio Caesare Scaligero und seinem Sohne Josepho/ wird gemeldet/ daß sie beyde bis in das drey und zwanzigste Jahr auch mitten Nat. Hist. c. 21. p. 116. n. 10. wann Er auf dem Berge Lilibaeo in Sicilien stunde/ alle Kriegs-Schiffe/ so von Carthago kamen/ sehen/ welches an die drey und dreyssig Meilwegs gewesen seyn soll. Von dem Antonio Sabellico wird gemeldet/ daß/ wann Er des Nachts erwacht/ Er seine Güter/ und alles / was in dem Zimmer gewesen/ eigentlich sehen können. Die Augen geben dem Menschen auch eine besondere Zierde. Denn ob wohl GOtt an denselben alles wunderbar gemacht/ so ist doch nichts zierlichers/ als eben dieselbige. Sie sind gleichsam der Königliche Sitz an dem Menschen. In Ihnen wohnet das Gemüthe / oder aus denenselben kennet mandas Hertze. Was Einer am Schilde führet/ das siehet man an den Augen. Sie zeugen/ wie man gesinnet. Man saget zwar/ ein blinder Mann ein armer Mann. Gleichwohl aber findet man Blinde/ die eine Trithemius in Catal. Viror. grosse Geschicklichkeit / Klugheit und Verstand an sich haben. Nicasius de Verda wurde in dem dritten Jahr seines Alters blind/ begab sich auf das Studieren/ ward zu Löven Magister / der Heil. Schrifft Licentiat/ und endlich Doctor und Professor zu Cölln. Der blinde Demetrius Stoicus lernete auf der Harffe/ und wuste durch Vorlesung mit der Geometrie umzugehen. Appius Claudius verrichtete bey seiner Lucr. lib. 3. Cicero. Blindheit mehr als Andere/ die sehen kunten. Von dem Democrito lieset man/ daß Er sich selbst der Augen beraubet/ damit Er der Philosophie desto schärffer nachdencken möchte. Und ob gleich C. Drusus blind/ dennoch besuchte Ihn männiglich/ und bedienten sich seines Raths. Ihre Wirkũg uñ Kraft. Das Angesicht ist ein Vorbild des Gemüths/ und Alles/ was der Mensch vorhat/ das giebet das Auge an den Tag. Wenn die Aegyptier GOTT wolten andeuten/ mahleten Sie ein Auge. Hippocrates saget/ wie die Augen beschaffen/ so sey auch der ganze Leib. Es bestehet zwar die eigentliche Krafft derselben in dem/ daß Sie Alles fassen und begreiffen/ und vermittelst ihrer der Verstand von sichtbarlichen Dingen Sennert. Instit. Medic. lib. I. cap. 12. urtheilen kan. Man will/ daß die Menschen/ wie auch alle Thiere/ auf einmahl nur mit einem Auge sehen/ und die Objecta erkenneten. Denn/ obwohl die Natur denselben zwey Augen gegeben/ damit man um so viel desto eher die bevorstehende Gefahr / auch andere Dinge in acht nähme/ so sey doch bey Ihnen nicht mehr denn eine Krafft zu sehen/ welche allen beyden gemein/ und dem Auge/ so etwas erkennen soll/ so behende zugegen/ daß man hiervon/ wie solches zugehe/ selbst nicht urtheilen kan. Johann. Laz. Gutier. de Fascino dub. 3. n. 40. Man hat Leute gefunden/ welche/ wann Sie wohlbedächtig auch den schönsten Marmor angesehen/ solcher darvon zersprungen seyn solle. Von Einem / mit Nahmen Valentinus Eqvitius wird erzehlet/ daß/ als derselbe von einer schwehren Kranckheit wieder genesen/ und die Schüsseln/ darinnen man die Speisen aufgetragen/ genau angesehen/ selbige hiervon zerschmettert worden wären. Schottus meldet/ die Augen In Thaumaturg. wären eines von der grösten Verwunderung/ und hätten die sonderbareste Krafft an sich/ welche die Natur darein gelegt. Keyser Augustus soll solche hellschimmernde Augen gehabt haben/ also/ daß man Ihm nicht wohl hineinsehen können. Und als einsmahls ein Soldate sein Gesichte von Ihm gewendet/ und solchen Augustus gefragt/ warum Er es thue? habe Er geantwortet: Alldieweil Ich den Blitz deiner Augen nicht erdulten kan. Von dem Julio Caesare Scaligero und seinem Sohne Josepho/ wird gemeldet/ daß sie beyde bis in das drey und zwanzigste Jahr auch mitten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0504" n="480"/><note place="left">Nat. 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Nicasius de Verda wurde in dem dritten Jahr seines Alters blind/ begab sich auf das Studieren/ ward zu Löven Magister / der Heil. Schrifft Licentiat/ und endlich Doctor und Professor zu Cölln. Der blinde Demetrius Stoicus lernete auf der Harffe/ und wuste durch Vorlesung mit der Geometrie umzugehen. Appius Claudius verrichtete bey seiner <note place="left">Lucr. lib. 3. Cicero.</note> Blindheit mehr als Andere/ die sehen kunten. Von dem Democrito lieset man/ daß Er sich selbst der Augen beraubet/ damit Er der Philosophie desto schärffer nachdencken möchte. Und ob gleich C. Drusus blind/ dennoch besuchte Ihn männiglich/ und bedienten sich seines Raths.</p> <p><note place="left">Ihre Wirkũg uñ Kraft.</note> Das Angesicht ist ein Vorbild des Gemüths/ und Alles/ was der Mensch vorhat/ das giebet das Auge an den Tag. Wenn die Aegyptier GOTT wolten andeuten/ mahleten Sie ein Auge. Hippocrates saget/ wie die Augen beschaffen/ so sey auch der ganze Leib. Es bestehet zwar die eigentliche Krafft derselben in dem/ daß Sie Alles fassen und begreiffen/ und vermittelst ihrer der Verstand von sichtbarlichen Dingen <note place="left">Sennert. Instit. Medic. lib. I. cap. 12.</note> urtheilen kan. Man will/ daß die Menschen/ wie auch alle Thiere/ auf einmahl nur mit einem Auge sehen/ und die Objecta erkenneten. Denn/ obwohl die Natur denselben zwey Augen gegeben/ damit man um so viel desto eher die bevorstehende Gefahr / auch andere Dinge in acht nähme/ so sey doch bey Ihnen nicht mehr denn eine Krafft zu sehen/ welche allen beyden gemein/ und dem Auge/ so etwas erkennen soll/ so behende zugegen/ daß man hiervon/ wie solches zugehe/ selbst nicht urtheilen kan. <note place="left">Johann. Laz. Gutier. de Fascino dub. 3. n. 40.</note> Man hat Leute gefunden/ welche/ wann Sie wohlbedächtig auch den schönsten Marmor angesehen/ solcher darvon zersprungen seyn solle. Von Einem / mit Nahmen Valentinus Eqvitius wird erzehlet/ daß/ als derselbe von einer schwehren Kranckheit wieder genesen/ und die Schüsseln/ darinnen man die Speisen aufgetragen/ genau angesehen/ selbige hiervon zerschmettert worden wären. Schottus meldet/ die Augen <note place="left">In Thaumaturg.</note> wären eines von der grösten Verwunderung/ und hätten die sonderbareste Krafft an sich/ welche die Natur darein gelegt. Keyser Augustus soll solche hellschimmernde Augen gehabt haben/ also/ daß man Ihm nicht wohl hineinsehen können. Und als einsmahls ein Soldate sein Gesichte von Ihm gewendet/ und solchen Augustus gefragt/ warum Er es thue? habe Er geantwortet: Alldieweil Ich den Blitz deiner Augen nicht erdulten kan.</p> <p>Von dem Julio Caesare Scaligero und seinem Sohne Josepho/ wird gemeldet/ daß sie beyde bis in das drey und zwanzigste Jahr auch mitten </p> </div> </body> </text> </TEI> [480/0504]
wann Er auf dem Berge Lilibaeo in Sicilien stunde/ alle Kriegs-Schiffe/ so von Carthago kamen/ sehen/ welches an die drey und dreyssig Meilwegs gewesen seyn soll. Von dem Antonio Sabellico wird gemeldet/ daß/ wann Er des Nachts erwacht/ Er seine Güter/ und alles / was in dem Zimmer gewesen/ eigentlich sehen können. Die Augen geben dem Menschen auch eine besondere Zierde. Denn ob wohl GOtt an denselben alles wunderbar gemacht/ so ist doch nichts zierlichers/ als eben dieselbige. Sie sind gleichsam der Königliche Sitz an dem Menschen. In Ihnen wohnet das Gemüthe / oder aus denenselben kennet mandas Hertze. Was Einer am Schilde führet/ das siehet man an den Augen. Sie zeugen/ wie man gesinnet. Man saget zwar/ ein blinder Mann ein armer Mann. Gleichwohl aber findet man Blinde/ die eine grosse Geschicklichkeit / Klugheit und Verstand an sich haben. Nicasius de Verda wurde in dem dritten Jahr seines Alters blind/ begab sich auf das Studieren/ ward zu Löven Magister / der Heil. Schrifft Licentiat/ und endlich Doctor und Professor zu Cölln. Der blinde Demetrius Stoicus lernete auf der Harffe/ und wuste durch Vorlesung mit der Geometrie umzugehen. Appius Claudius verrichtete bey seiner Blindheit mehr als Andere/ die sehen kunten. Von dem Democrito lieset man/ daß Er sich selbst der Augen beraubet/ damit Er der Philosophie desto schärffer nachdencken möchte. Und ob gleich C. Drusus blind/ dennoch besuchte Ihn männiglich/ und bedienten sich seines Raths.
Nat. Hist. c. 21. p. 116. n. 10.
Trithemius in Catal. Viror.
Lucr. lib. 3. Cicero. Das Angesicht ist ein Vorbild des Gemüths/ und Alles/ was der Mensch vorhat/ das giebet das Auge an den Tag. Wenn die Aegyptier GOTT wolten andeuten/ mahleten Sie ein Auge. Hippocrates saget/ wie die Augen beschaffen/ so sey auch der ganze Leib. Es bestehet zwar die eigentliche Krafft derselben in dem/ daß Sie Alles fassen und begreiffen/ und vermittelst ihrer der Verstand von sichtbarlichen Dingen urtheilen kan. Man will/ daß die Menschen/ wie auch alle Thiere/ auf einmahl nur mit einem Auge sehen/ und die Objecta erkenneten. Denn/ obwohl die Natur denselben zwey Augen gegeben/ damit man um so viel desto eher die bevorstehende Gefahr / auch andere Dinge in acht nähme/ so sey doch bey Ihnen nicht mehr denn eine Krafft zu sehen/ welche allen beyden gemein/ und dem Auge/ so etwas erkennen soll/ so behende zugegen/ daß man hiervon/ wie solches zugehe/ selbst nicht urtheilen kan. Man hat Leute gefunden/ welche/ wann Sie wohlbedächtig auch den schönsten Marmor angesehen/ solcher darvon zersprungen seyn solle. Von Einem / mit Nahmen Valentinus Eqvitius wird erzehlet/ daß/ als derselbe von einer schwehren Kranckheit wieder genesen/ und die Schüsseln/ darinnen man die Speisen aufgetragen/ genau angesehen/ selbige hiervon zerschmettert worden wären. Schottus meldet/ die Augen wären eines von der grösten Verwunderung/ und hätten die sonderbareste Krafft an sich/ welche die Natur darein gelegt. Keyser Augustus soll solche hellschimmernde Augen gehabt haben/ also/ daß man Ihm nicht wohl hineinsehen können. Und als einsmahls ein Soldate sein Gesichte von Ihm gewendet/ und solchen Augustus gefragt/ warum Er es thue? habe Er geantwortet: Alldieweil Ich den Blitz deiner Augen nicht erdulten kan.
Ihre Wirkũg uñ Kraft.
Sennert. Instit. Medic. lib. I. cap. 12.
Johann. Laz. Gutier. de Fascino dub. 3. n. 40.
In Thaumaturg. Von dem Julio Caesare Scaligero und seinem Sohne Josepho/ wird gemeldet/ daß sie beyde bis in das drey und zwanzigste Jahr auch mitten
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