[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.gen/ damit wir daraus sehen mögen/ wie wir mit deme/ was wir an Andern tadeln/ selbst häuffig beladen sind. ES weiset Uns aber des Mercurii Thun und Wesen/ daß nichts beständiges/ nichts löbliches vorgenommen werden kan/ daß man es nicht zum bösesten ausdeute/ und an statt der Tugend mit Lastern bewerffe. Die ganze Welt gehet vermasqvet einher. Vermasqvet mit Abgötterey/ Aberglauben/ Unzucht/ Verzweifelung / Pracht/ Hoffarth/ Ungedult/ Ehrgeitz/ Verleumbdung/ Mißgunst/ Ehebruch / Blutschande/ Rache/ Tyranney/ Mord/ Rauben/ Stehlen/ Krieg/ Zanck / Uneinigkeit/ Meyneyd/ Lügen/ und böser Lust. Sie ist vermasqvet mit Unrecht; vermasqvet in den Gerichten/ vermasquet bey Regenten/ vermasqvet bey denen die das Recht sprechen sollen; Vermasqvet bey Finanzereyen/ vermasqvet bey Füchsen un Schmeichlern/ vermasqvet in Verthädigung des Bösen/ und Unterlassung des Guten. Dem Mercurio wird nebenst dem Guten auch viel Böses beygemessen/ wie an seinem Orte soll gesagt werden. Tugend und Laster/ sagt man sonst/ lassen sich nicht wol mit einander vermengen. Bey vielen Menschen aber ist es nichts neues. Salomo befleckte seine Weisheit mit verbotenem Gottesdienste; König Joas in Juda seine Frömmigkeit mit Abgötterey: Simson seinen Geist voll Glaubens mit Unzucht: Alexander Magnus seine Heldenthaten mit Mord: König Philippus in Macedonien seine Tugenden mit Pracht und Hoffart. Pausanias seine Sieges-Lorbeer mit Hochmuth und Unzucht; und Themistocles seine herrliche Ratschläge mit ungebührlichen Verhalten. Magna momento ruunt. Die Macht und Hoheit in der Welt Ist die in einem Nuverfällt. Die bösen Zuneigungen und Begierden/ sind dem Guten am nähesten. Der jenige/ so ein viehisches Gemüthe an sich führet/ thut wol/ daß Er sein lasterhafftiges Angesicht? Mit einer Larve bedeckt/ damit andere nicht wissen/ was Böses hinter Ihm stecke. Polydor. Virgil. Von den Masqven schreibet man/ daß Sie ihren Ursprung von den Ludis Quinqvatriis und Magalesis genommen/ bey welchem Feste oder Spielen/ die Römer allerhand lächerliche und possirliche Erfindungen/ auch Mummereyen vor die Hand nahmen. Als der weise Socrates einsmahls eine Fabel von der Buhlerey praesentirte/ that Er solches nicht mit offenem Angesichte/ sondern zog vermasquet auf. Damit der tapfere Held Achilles und schlaue Ulysses ihr Vorhaben desto besser vermäntelten/ legten Sie einen andern Habit an Sich. Caelius Calcagnin[unleserliches Material]. Wann die Aegypter gegen die Götter ihr Gebet verrichteten/ geschahe solches in selzamen Kleidungen. Sobald als Alexander Magnus Indien unter sich brachte/ krönete Er sich mit Ebbig und Lorbeerzweigen/ und durchzog also die Städte und Länder daselbst: Die Lycier verkleideten sich bey ihren Leichbegängnissen in Weiber-Kleider. Zu Rom stelleten sich vordessen in den Nonis Caprationibus die Mägde Blondus in Roma Triumphante. als gefreyete Matronen in ihren Weiber-Kleidungen dar. In den Römischen Bacchanalibus sprungen mit den jungen Manns-Personen die Bacchae fast alle nackend/ mit auffgelösten Haaren/ umwundenen Kränzen/ und Stäben auf und nieder. Es haben die Masquen vielerley Wir- gen/ damit wir daraus sehen mögen/ wie wir mit deme/ was wir an Andern tadeln/ selbst häuffig beladen sind. ES weiset Uns aber des Mercurii Thun und Wesen/ daß nichts beständiges/ nichts löbliches vorgenommen werden kan/ daß man es nicht zum bösesten ausdeute/ und an statt der Tugend mit Lastern bewerffe. Die ganze Welt gehet vermasqvet einher. Vermasqvet mit Abgötterey/ Aberglauben/ Unzucht/ Verzweifelung / Pracht/ Hoffarth/ Ungedult/ Ehrgeitz/ Verleumbdung/ Mißgunst/ Ehebruch / Blutschande/ Rache/ Tyranney/ Mord/ Rauben/ Stehlen/ Krieg/ Zanck / Uneinigkeit/ Meyneyd/ Lügen/ und böser Lust. Sie ist vermasqvet mit Unrecht; vermasqvet in den Gerichten/ vermasquet bey Regenten/ vermasqvet bey denen die das Recht sprechen sollen; Vermasqvet bey Finanzereyen/ vermasqvet bey Füchsen un Schmeichlern/ vermasqvet in Verthädigung des Bösen/ und Unterlassung des Guten. Dem Mercurio wird nebenst dem Guten auch viel Böses beygemessen/ wie an seinem Orte soll gesagt werden. Tugend und Laster/ sagt man sonst/ lassen sich nicht wol mit einander vermengen. Bey vielen Menschen aber ist es nichts neues. Salomo befleckte seine Weisheit mit verbotenem Gottesdienste; König Joas in Juda seine Frömmigkeit mit Abgötterey: Simson seinen Geist voll Glaubens mit Unzucht: Alexander Magnus seine Heldenthaten mit Mord: König Philippus in Macedonien seine Tugenden mit Pracht und Hoffart. Pausanias seine Sieges-Lorbeer mit Hochmuth und Unzucht; und Themistocles seine herrliche Ratschläge mit ungebührlichen Verhalten. Magna momento ruunt. Die Macht und Hoheit in der Welt Ist die in einem Nuverfällt. Die bösen Zuneigungen und Begierden/ sind dem Guten am nähesten. Der jenige/ so ein viehisches Gemüthe an sich führet/ thut wol/ daß Er sein lasterhafftiges Angesicht? Mit einer Larve bedeckt/ damit andere nicht wissen/ was Böses hinter Ihm stecke. Polydor. Virgil. Von den Masqven schreibet man/ daß Sie ihren Ursprung von den Ludis Quinqvatriis und Magalesis genommen/ bey welchem Feste oder Spielen/ die Römer allerhand lächerliche und possirliche Erfindungen/ auch Mummereyen vor die Hand nahmen. Als der weise Socrates einsmahls eine Fabel von der Buhlerey praesentirte/ that Er solches nicht mit offenem Angesichte/ sondern zog vermasquet auf. Damit der tapfere Held Achilles und schlaue Ulysses ihr Vorhaben desto besser vermäntelten/ legten Sie einen andern Habit an Sich. Caelius Calcagnin[unleserliches Material]. Wann die Aegypter gegen die Götter ihr Gebet verrichteten/ geschahe solches in selzamen Kleidungen. Sobald als Alexander Magnus Indien unter sich brachte/ krönete Er sich mit Ebbig und Lorbeerzweigen/ und durchzog also die Städte und Länder daselbst: Die Lycier verkleideten sich bey ihren Leichbegängnissen in Weiber-Kleider. Zu Rom stelleten sich vordessen in den Nonis Caprationibus die Mägde Blondus in Româ Triumphante. als gefreyete Matronen in ihren Weiber-Kleidungen dar. In den Römischen Bacchanalibus sprungen mit den jungen Manns-Personen die Bacchae fast alle nackend/ mit auffgelösten Haaren/ umwundenen Kränzen/ und Stäben auf und nieder. Es haben die Masquen vielerley Wir- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0435" n="401"/> gen/ damit wir daraus sehen mögen/ wie wir mit deme/ was wir an Andern tadeln/ selbst häuffig beladen sind.</p> <p>ES weiset Uns aber des Mercurii Thun und Wesen/ daß nichts beständiges/ nichts löbliches vorgenommen werden kan/ daß man es nicht zum bösesten ausdeute/ und an statt der Tugend mit Lastern bewerffe. Die ganze Welt gehet vermasqvet einher. Vermasqvet mit Abgötterey/ Aberglauben/ Unzucht/ Verzweifelung / Pracht/ Hoffarth/ Ungedult/ Ehrgeitz/ Verleumbdung/ Mißgunst/ Ehebruch / Blutschande/ Rache/ Tyranney/ Mord/ Rauben/ Stehlen/ Krieg/ Zanck / Uneinigkeit/ Meyneyd/ Lügen/ und böser Lust. Sie ist vermasqvet mit Unrecht; vermasqvet in den Gerichten/ vermasquet bey Regenten/ vermasqvet bey denen die das Recht sprechen sollen; Vermasqvet bey Finanzereyen/ vermasqvet bey Füchsen un Schmeichlern/ vermasqvet in Verthädigung des Bösen/ und Unterlassung des Guten. Dem Mercurio wird nebenst dem Guten auch viel Böses beygemessen/ wie an seinem Orte soll gesagt werden. Tugend und Laster/ sagt man sonst/ lassen sich nicht wol mit einander vermengen. Bey vielen Menschen aber ist es nichts neues. Salomo befleckte seine Weisheit mit verbotenem Gottesdienste; König Joas in Juda seine Frömmigkeit mit Abgötterey: Simson seinen Geist voll Glaubens mit Unzucht: Alexander Magnus seine Heldenthaten mit Mord: König Philippus in Macedonien seine Tugenden mit Pracht und Hoffart. Pausanias seine Sieges-Lorbeer mit Hochmuth und Unzucht; und Themistocles seine herrliche Ratschläge mit ungebührlichen Verhalten. Magna momento ruunt.</p> <p>Die Macht und Hoheit in der Welt Ist die in einem Nuverfällt.</p> <p>Die bösen Zuneigungen und Begierden/ sind dem Guten am nähesten. Der jenige/ so ein viehisches Gemüthe an sich führet/ thut wol/ daß Er sein lasterhafftiges Angesicht? Mit einer Larve bedeckt/ damit andere nicht wissen/ was Böses hinter Ihm stecke.</p> <p><note place="right">Polydor. Virgil.</note> Von den Masqven schreibet man/ daß Sie ihren Ursprung von den Ludis Quinqvatriis und Magalesis genommen/ bey welchem Feste oder Spielen/ die Römer allerhand lächerliche und possirliche Erfindungen/ auch Mummereyen vor die Hand nahmen. Als der weise Socrates einsmahls eine Fabel von der Buhlerey praesentirte/ that Er solches nicht mit offenem Angesichte/ sondern zog vermasquet auf. Damit der tapfere Held Achilles und schlaue Ulysses ihr Vorhaben desto besser vermäntelten/ legten Sie einen andern Habit an Sich. <note place="right">Caelius Calcagnin<gap reason="illegible"/>.</note> Wann die Aegypter gegen die Götter ihr Gebet verrichteten/ geschahe solches in selzamen Kleidungen. Sobald als Alexander Magnus Indien unter sich brachte/ krönete Er sich mit Ebbig und Lorbeerzweigen/ und durchzog also die Städte und Länder daselbst: Die Lycier verkleideten sich bey ihren Leichbegängnissen in Weiber-Kleider. Zu Rom stelleten sich vordessen in den Nonis Caprationibus die Mägde <note place="right">Blondus in Româ Triumphante.</note> als gefreyete Matronen in ihren Weiber-Kleidungen dar. In den Römischen Bacchanalibus sprungen mit den jungen Manns-Personen die Bacchae fast alle nackend/ mit auffgelösten Haaren/ umwundenen Kränzen/ und Stäben auf und nieder. Es haben die Masquen vielerley Wir- </p> </div> </body> </text> </TEI> [401/0435]
gen/ damit wir daraus sehen mögen/ wie wir mit deme/ was wir an Andern tadeln/ selbst häuffig beladen sind.
ES weiset Uns aber des Mercurii Thun und Wesen/ daß nichts beständiges/ nichts löbliches vorgenommen werden kan/ daß man es nicht zum bösesten ausdeute/ und an statt der Tugend mit Lastern bewerffe. Die ganze Welt gehet vermasqvet einher. Vermasqvet mit Abgötterey/ Aberglauben/ Unzucht/ Verzweifelung / Pracht/ Hoffarth/ Ungedult/ Ehrgeitz/ Verleumbdung/ Mißgunst/ Ehebruch / Blutschande/ Rache/ Tyranney/ Mord/ Rauben/ Stehlen/ Krieg/ Zanck / Uneinigkeit/ Meyneyd/ Lügen/ und böser Lust. Sie ist vermasqvet mit Unrecht; vermasqvet in den Gerichten/ vermasquet bey Regenten/ vermasqvet bey denen die das Recht sprechen sollen; Vermasqvet bey Finanzereyen/ vermasqvet bey Füchsen un Schmeichlern/ vermasqvet in Verthädigung des Bösen/ und Unterlassung des Guten. Dem Mercurio wird nebenst dem Guten auch viel Böses beygemessen/ wie an seinem Orte soll gesagt werden. Tugend und Laster/ sagt man sonst/ lassen sich nicht wol mit einander vermengen. Bey vielen Menschen aber ist es nichts neues. Salomo befleckte seine Weisheit mit verbotenem Gottesdienste; König Joas in Juda seine Frömmigkeit mit Abgötterey: Simson seinen Geist voll Glaubens mit Unzucht: Alexander Magnus seine Heldenthaten mit Mord: König Philippus in Macedonien seine Tugenden mit Pracht und Hoffart. Pausanias seine Sieges-Lorbeer mit Hochmuth und Unzucht; und Themistocles seine herrliche Ratschläge mit ungebührlichen Verhalten. Magna momento ruunt.
Die Macht und Hoheit in der Welt Ist die in einem Nuverfällt.
Die bösen Zuneigungen und Begierden/ sind dem Guten am nähesten. Der jenige/ so ein viehisches Gemüthe an sich führet/ thut wol/ daß Er sein lasterhafftiges Angesicht? Mit einer Larve bedeckt/ damit andere nicht wissen/ was Böses hinter Ihm stecke.
Von den Masqven schreibet man/ daß Sie ihren Ursprung von den Ludis Quinqvatriis und Magalesis genommen/ bey welchem Feste oder Spielen/ die Römer allerhand lächerliche und possirliche Erfindungen/ auch Mummereyen vor die Hand nahmen. Als der weise Socrates einsmahls eine Fabel von der Buhlerey praesentirte/ that Er solches nicht mit offenem Angesichte/ sondern zog vermasquet auf. Damit der tapfere Held Achilles und schlaue Ulysses ihr Vorhaben desto besser vermäntelten/ legten Sie einen andern Habit an Sich. Wann die Aegypter gegen die Götter ihr Gebet verrichteten/ geschahe solches in selzamen Kleidungen. Sobald als Alexander Magnus Indien unter sich brachte/ krönete Er sich mit Ebbig und Lorbeerzweigen/ und durchzog also die Städte und Länder daselbst: Die Lycier verkleideten sich bey ihren Leichbegängnissen in Weiber-Kleider. Zu Rom stelleten sich vordessen in den Nonis Caprationibus die Mägde als gefreyete Matronen in ihren Weiber-Kleidungen dar. In den Römischen Bacchanalibus sprungen mit den jungen Manns-Personen die Bacchae fast alle nackend/ mit auffgelösten Haaren/ umwundenen Kränzen/ und Stäben auf und nieder. Es haben die Masquen vielerley Wir-
Polydor. Virgil.
Caelius Calcagnin_ .
Blondus in Româ Triumphante.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/435>, abgerufen am 16.02.2025. |