[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Also hat es auch mit denen Bundes-Verwandten/ welche denen Andern am nechsten gelegen/ eine dergleichen Beschaffenheit. Das allernöthigste und nützlichste ist/ daß man in einem Königreiche/ Lande und Republic Bündnisse aufrichte. Die Natur hat gleichsam dem Geschöpfe in das Hertze gepflantzet/ daß eines dem Andern zum besten dienen solle. Wir alle sind verbunden/ ein ander wechselsweise hülffliche Hand zu bieten. Eine vereinigte/ und verbundene Macht ist allezeit stärcker/ und denen Feinden erschrecklicher/ als eine eintzige. Ie mächtiger und gewaltiger Einer an Land und Leuten/ an Reichthum und Vermögen ist/ ie mehr hat Er auch getreue Bunds-Freunde vonnöthen. Denn gemeiniglich sticht man gerne nach dem/ wo der Brathen am fettesten. Damit der Römische Keyser Carl der Fünffte/ bey so vielen Kriegen sich destomehr formidabeler machen möchte/ ließ Er sich nicht allein mit Francisco dem Ersten Könige in Franckreich/ mit denen Englädern/ Polen Hungarn/ Dennemärckern/ und Portugiesen in ein Verbündnis ein/ sondern Er gab auch zu Versicherung desselbigen/ dem König Emanuel/ und hernach nach dessen Tode dem besagten Francisco seine Schwester Eleonora/ dem Könige Christierno in Dennemarck die andere Schwester Isabellen/ König Ludowichen in Böhmen die Dritte Schwester Marien/ und seinem Bruder dem Ferdinando/ des ietztgedachten König Lodowichs Tochter Anna zu Gemahlinnen/ Er aber selbst ließ sich mit des Königes in Portugal Fräulein Tochter vermählen. Woraus man siehet/ daß Bündnisse mit solchen Ländern und Provintzien zu machen/ die einen Nachdruck / und von ziemlicher Macht und Vermögen sind. Sich an einer baufälligen Wand Lehnen und darunter Schutz suchen wollen ist gefährlicher als sich desselbigen Bedeckung gäntzlich zu enthalten. Bündnisse soll man eben nicht mit vielen / sondern nur mit etlichen Aufrichtigen machen/ Niemand aber soll man darbey zuviel trauen/ damit man nicht hinter das Liecht geführet/ und in den Sack gestecket werden möge. Denn man kan offters eher einer öffentlichen Gewalt entgehen/ oder allenfalls widerstehen/ ohne allein einer heimlichen List nicht. Soll der Bund desto kräfftiger seyn/ so müssen die Bedingungen auch zu beyden Seiten eine Gleichheit haben; Sind sie aber ungleich/ und der Geringere begiebet sich in des Grössern Schutz/ so ergehet es Ihm zu weilen wie der Schlange mit dem Igel. Mit denen/ so zuweit entlegen/ ist es gleichfalls mißlich. In Bündnissen muß das Band nicht zu lang seyn/ damit es hernacher / wenn des soll gebraucht werden/ nicht zerreisse. Die Stadt Pisa in Italien gab ihre Gerechtigkeit und Anspruch/ den sie an die Stadt Florentz hatte in die Hände des Königes in Franckreich/ und Königes Ferdinandi, diese aber verglichen sich miteinander/ daß solche sich selbsten unter das Florentinische Joch bucken muste. Es werden aber meistentheils Bündnisse zwischen hohen Häuptern und Republiquen ausgerichtet/ damit man sich bey seinem Staate desto ruhiger erhalte/ gute Nachbarschafft stisste/ Handel und Wandel befördere/ oder mit gesambter Hand wieder Einen Krieg führe. Da der Moabitische König Mesa von dem Könige Joram in Israel abfiel/ trat Joram mit Josaphat wider die Syrer/ damit Er die hiebevor dem Achab abgenommene Stadt Ramoth in Gilead wieder erobern möchte/ in ein Bündnis. Der Maccabeer Fürst Simon schickte dem Könige Antiocho zu Folge des getroffenen Bündnisses/ zwey tausend auserlesene Mannschafft; David/ und Salomo aber lebeten wegen der Schiffart/ und Commercien mit dem Könige Hiram Freundschafft und Bündnisse. Also hat es auch mit denen Bundes-Verwandten/ welche denen Andern am nechsten gelegen/ eine dergleichen Beschaffenheit. Das allernöthigste und nützlichste ist/ daß man in einem Königreiche/ Lande und Republic Bündnisse aufrichte. Die Natur hat gleichsam dem Geschöpfe in das Hertze gepflantzet/ daß eines dem Andern zum besten dienen solle. Wir alle sind verbunden/ ein ander wechselsweise hülffliche Hand zu bieten. Eine vereinigte/ und verbundene Macht ist allezeit stärcker/ und denen Feinden erschrecklicher/ als eine eintzige. Ie mächtiger und gewaltiger Einer an Land und Leuten/ an Reichthum und Vermögen ist/ ie mehr hat Er auch getreue Bunds-Freunde vonnöthen. Denn gemeiniglich sticht man gerne nach dem/ wo der Brathen am fettesten. Damit der Römische Keyser Carl der Fünffte/ bey so vielen Kriegen sich destomehr formidabeler machen möchte/ ließ Er sich nicht allein mit Francisco dem Ersten Könige in Franckreich/ mit denen Englädern/ Polen Hungarn/ Dennemärckern/ und Portugiesen in ein Verbündnis ein/ sondern Er gab auch zu Versicherung desselbigen/ dem König Emanuel/ und hernach nach dessen Tode dem besagten Francisco seine Schwester Eleonora/ dem Könige Christierno in Dennemarck die andere Schwester Isabellen/ König Ludowichen in Böhmen die Dritte Schwester Marien/ und seinem Bruder dem Ferdinando/ des ietztgedachten König Lodowichs Tochter Anna zu Gemahliñen/ Er aber selbst ließ sich mit des Königes in Portugal Fräulein Tochter vermählen. Woraus man siehet/ daß Bündnisse mit solchen Ländern und Provintzien zu machen/ die einen Nachdruck / und von ziemlicher Macht und Vermögen sind. Sich an einer baufälligen Wand Lehnen und darunter Schutz suchen wollen ist gefährlicher als sich desselbigen Bedeckung gäntzlich zu enthalten. Bündnisse soll man eben nicht mit vielen / sondern nur mit etlichen Aufrichtigen machen/ Niemand aber soll man darbey zuviel trauen/ damit man nicht hinter das Liecht geführet/ und in den Sack gestecket werden möge. Denn man kan offters eher einer öffentlichen Gewalt entgehen/ oder allenfalls widerstehen/ ohne allein einer heimlichen List nicht. Soll der Bund desto kräfftiger seyn/ so müssen die Bedingungen auch zu beyden Seiten eine Gleichheit haben; Sind sie aber ungleich/ und der Geringere begiebet sich in des Grössern Schutz/ so ergehet es Ihm zu weilen wie der Schlange mit dem Igel. Mit denen/ so zuweit entlegen/ ist es gleichfalls mißlich. In Bündnissen muß das Band nicht zu lang seyn/ damit es hernacher / wenn des soll gebraucht werden/ nicht zerreisse. Die Stadt Pisa in Italien gab ihre Gerechtigkeit und Anspruch/ den sie an die Stadt Florentz hatte in die Hände des Königes in Franckreich/ und Königes Ferdinandi, diese aber verglichen sich miteinander/ daß solche sich selbsten unter das Florentinische Joch bucken muste. Es werden aber meistentheils Bündnisse zwischen hohen Häuptern und Republiquen ausgerichtet/ damit man sich bey seinem Staate desto ruhiger erhalte/ gute Nachbarschafft stisste/ Handel und Wandel befördere/ oder mit gesambter Hand wieder Einen Krieg führe. Da der Moabitische König Mesa von dem Könige Joram in Israel abfiel/ trat Joram mit Josaphat wider die Syrer/ damit Er die hiebevor dem Achab abgenommene Stadt Ramoth in Gilead wieder erobern möchte/ in ein Bündnis. Der Maccabeer Fürst Simon schickte dem Könige Antiocho zu Folge des getroffenen Bündnisses/ zwey tausend auserlesene Mannschafft; David/ und Salomo aber lebeten wegen der Schiffart/ und Commercien mit dem Könige Hiram Freundschafft und Bündnisse. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0412" n="380"/> Also hat es auch mit denen Bundes-Verwandten/ welche denen Andern am nechsten gelegen/ eine dergleichen Beschaffenheit. Das allernöthigste und nützlichste ist/ daß man in einem Königreiche/ Lande und Republic Bündnisse aufrichte. Die Natur hat gleichsam dem Geschöpfe in das Hertze gepflantzet/ daß eines dem Andern zum besten dienen solle. Wir alle sind verbunden/ ein ander wechselsweise hülffliche Hand zu bieten. Eine vereinigte/ und verbundene Macht ist allezeit stärcker/ und denen Feinden erschrecklicher/ als eine eintzige. Ie mächtiger und gewaltiger Einer an Land und Leuten/ an Reichthum und Vermögen ist/ ie mehr hat Er auch getreue Bunds-Freunde vonnöthen. Denn gemeiniglich sticht man gerne nach dem/ wo der Brathen am fettesten. Damit der Römische Keyser Carl der Fünffte/ bey so vielen Kriegen sich destomehr formidabeler machen möchte/ ließ Er sich nicht allein mit Francisco dem Ersten Könige in Franckreich/ mit denen Englädern/ Polen Hungarn/ Dennemärckern/ und Portugiesen in ein Verbündnis ein/ sondern Er gab auch zu Versicherung desselbigen/ dem König Emanuel/ und hernach nach dessen Tode dem besagten Francisco seine Schwester Eleonora/ dem Könige Christierno in Dennemarck die andere Schwester Isabellen/ König Ludowichen in Böhmen die Dritte Schwester Marien/ und seinem Bruder dem Ferdinando/ des ietztgedachten König Lodowichs Tochter Anna zu Gemahliñen/ Er aber selbst ließ sich mit des Königes in Portugal Fräulein Tochter vermählen. Woraus man siehet/ daß Bündnisse mit solchen Ländern und Provintzien zu machen/ die einen Nachdruck / und von ziemlicher Macht und Vermögen sind. Sich an einer baufälligen Wand Lehnen und darunter Schutz suchen wollen ist gefährlicher als sich desselbigen Bedeckung gäntzlich zu enthalten. Bündnisse soll man eben nicht mit vielen / sondern nur mit etlichen Aufrichtigen machen/ Niemand aber soll man darbey zuviel trauen/ damit man nicht hinter das Liecht geführet/ und in den Sack gestecket werden möge. Denn man kan offters eher einer öffentlichen Gewalt entgehen/ oder allenfalls widerstehen/ ohne allein einer heimlichen List nicht. Soll der Bund desto kräfftiger seyn/ so müssen die Bedingungen auch zu beyden Seiten eine Gleichheit haben; Sind sie aber ungleich/ und der Geringere begiebet sich in des Grössern Schutz/ so ergehet es Ihm zu weilen wie der Schlange mit dem Igel. Mit denen/ so zuweit entlegen/ ist es gleichfalls mißlich. In Bündnissen muß das Band nicht zu lang seyn/ damit es hernacher / wenn des soll gebraucht werden/ nicht zerreisse. Die Stadt Pisa in Italien gab ihre Gerechtigkeit und Anspruch/ den sie an die Stadt Florentz hatte in die Hände des Königes in Franckreich/ und Königes Ferdinandi, diese aber verglichen sich miteinander/ daß solche sich selbsten unter das Florentinische Joch bucken muste. Es werden aber meistentheils Bündnisse zwischen hohen Häuptern und Republiquen ausgerichtet/ damit man sich bey seinem Staate desto ruhiger erhalte/ gute Nachbarschafft stisste/ Handel und Wandel befördere/ oder mit gesambter Hand wieder Einen Krieg führe. Da der Moabitische König Mesa von dem Könige Joram in Israel abfiel/ trat Joram mit Josaphat wider die Syrer/ damit Er die hiebevor dem Achab abgenommene Stadt Ramoth in Gilead wieder erobern möchte/ in ein Bündnis. Der Maccabeer Fürst Simon schickte dem Könige Antiocho zu Folge des getroffenen Bündnisses/ zwey tausend auserlesene Mannschafft; David/ und Salomo aber lebeten wegen der Schiffart/ und Commercien mit dem Könige Hiram Freundschafft und Bündnisse.</p> </div> </body> </text> </TEI> [380/0412]
Also hat es auch mit denen Bundes-Verwandten/ welche denen Andern am nechsten gelegen/ eine dergleichen Beschaffenheit. Das allernöthigste und nützlichste ist/ daß man in einem Königreiche/ Lande und Republic Bündnisse aufrichte. Die Natur hat gleichsam dem Geschöpfe in das Hertze gepflantzet/ daß eines dem Andern zum besten dienen solle. Wir alle sind verbunden/ ein ander wechselsweise hülffliche Hand zu bieten. Eine vereinigte/ und verbundene Macht ist allezeit stärcker/ und denen Feinden erschrecklicher/ als eine eintzige. Ie mächtiger und gewaltiger Einer an Land und Leuten/ an Reichthum und Vermögen ist/ ie mehr hat Er auch getreue Bunds-Freunde vonnöthen. Denn gemeiniglich sticht man gerne nach dem/ wo der Brathen am fettesten. Damit der Römische Keyser Carl der Fünffte/ bey so vielen Kriegen sich destomehr formidabeler machen möchte/ ließ Er sich nicht allein mit Francisco dem Ersten Könige in Franckreich/ mit denen Englädern/ Polen Hungarn/ Dennemärckern/ und Portugiesen in ein Verbündnis ein/ sondern Er gab auch zu Versicherung desselbigen/ dem König Emanuel/ und hernach nach dessen Tode dem besagten Francisco seine Schwester Eleonora/ dem Könige Christierno in Dennemarck die andere Schwester Isabellen/ König Ludowichen in Böhmen die Dritte Schwester Marien/ und seinem Bruder dem Ferdinando/ des ietztgedachten König Lodowichs Tochter Anna zu Gemahliñen/ Er aber selbst ließ sich mit des Königes in Portugal Fräulein Tochter vermählen. Woraus man siehet/ daß Bündnisse mit solchen Ländern und Provintzien zu machen/ die einen Nachdruck / und von ziemlicher Macht und Vermögen sind. Sich an einer baufälligen Wand Lehnen und darunter Schutz suchen wollen ist gefährlicher als sich desselbigen Bedeckung gäntzlich zu enthalten. Bündnisse soll man eben nicht mit vielen / sondern nur mit etlichen Aufrichtigen machen/ Niemand aber soll man darbey zuviel trauen/ damit man nicht hinter das Liecht geführet/ und in den Sack gestecket werden möge. Denn man kan offters eher einer öffentlichen Gewalt entgehen/ oder allenfalls widerstehen/ ohne allein einer heimlichen List nicht. Soll der Bund desto kräfftiger seyn/ so müssen die Bedingungen auch zu beyden Seiten eine Gleichheit haben; Sind sie aber ungleich/ und der Geringere begiebet sich in des Grössern Schutz/ so ergehet es Ihm zu weilen wie der Schlange mit dem Igel. Mit denen/ so zuweit entlegen/ ist es gleichfalls mißlich. In Bündnissen muß das Band nicht zu lang seyn/ damit es hernacher / wenn des soll gebraucht werden/ nicht zerreisse. Die Stadt Pisa in Italien gab ihre Gerechtigkeit und Anspruch/ den sie an die Stadt Florentz hatte in die Hände des Königes in Franckreich/ und Königes Ferdinandi, diese aber verglichen sich miteinander/ daß solche sich selbsten unter das Florentinische Joch bucken muste. Es werden aber meistentheils Bündnisse zwischen hohen Häuptern und Republiquen ausgerichtet/ damit man sich bey seinem Staate desto ruhiger erhalte/ gute Nachbarschafft stisste/ Handel und Wandel befördere/ oder mit gesambter Hand wieder Einen Krieg führe. Da der Moabitische König Mesa von dem Könige Joram in Israel abfiel/ trat Joram mit Josaphat wider die Syrer/ damit Er die hiebevor dem Achab abgenommene Stadt Ramoth in Gilead wieder erobern möchte/ in ein Bündnis. Der Maccabeer Fürst Simon schickte dem Könige Antiocho zu Folge des getroffenen Bündnisses/ zwey tausend auserlesene Mannschafft; David/ und Salomo aber lebeten wegen der Schiffart/ und Commercien mit dem Könige Hiram Freundschafft und Bündnisse.
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