[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.vermeinet/ Er sey bey Hofe Hahn im Korbe/ so fällt Er öffters in die schnödeste Verachtung/ also daß Ihn auch der Geringste nicht anders denn quer über die Achsel ansiehet. Vielmahls bedarff man zu Hofe eine Grosser Herren Zorn ist gefährlich bessere Resolution als im Krieges-Wesen. Denn/ wenn man daselbst die vielfältige Mißgunst/ die hingegebene Freyheit/ das beschwerliche Leben/ die gefürchtete Ungnade/ die besorgliche Verkleinerung der Ehre/ und andere Zufälle mehr ansiehet/ so bedarff man mehr Vorsichtigkeit sich aus dergleichen allen/ als bey jenem/ wieder heraus zu wickeln. Dahero thut der jenige nicht unweißlich/ daß wenn Er dergleichen Ungewitter vor sich aufziehen siehet/ Er bey Zeiten mit guter Gelegenheit Sich hiervon los zu wircken suche. Sobald als Moses an des Pharaons Hofe seine Gnade verscherzet sahe/ machte Er sich aus dem Staube/ wohnete in dem Lande Midian/ und wartete bis Ihn GOTT zu was bessern berieff. Ebener Gestalt that auch Jerobeam. Denn/ nachdem Salomo eine Ungnade auf Ihn warf/ flohe Er zu dem Könige Sisack in Aegypten/ und hielte sich daselbsten so lange uf/ bis Salomo starb. Wiewohl es nun zwar mit der Hof-Gnade/ wie mit andern weltlichen Dingen beschaffen/ daß so lange man darnach strebet/ sie einem viel ansehnlicher und herrlicher vorkommet/ als man sie Sie hernacher in der That befindet/ so hat doch GOTT auch vielmahls feine Hand darinnen/ wie man solches an dem frommen und gottsfürchtigen Tobia siehet. Dennn nimmermehr wäre er bey dem Syrischen Könige Salmanassar in Gnaden kommen / woferne solches GOTT nicht gethan. Bey dem keuschen Joseph war der HErr vor wie nach. Ja Er neigete auch des Königes Arthasasta und seiner Räthe Herzen dermassen/ daß/ ungeachtet sie Heyden/ sie dennoch dem Esr. 7, v. 27. Priester Esra und denen Jüden erlaubeten/ damit sie nicht allein den Tempel zu Jerusalem baueten/ sondern auch selbsten reiche Beförderung und Gaben darzuthun und herschiessen liessen. Nicht zu nahe/ nicht zu weit. Qui procul a Jove, procul a fulmine. Weit darvon ist gut fürm Schuß. Als der Ertz-Vater Abraham in Aegypten und an des Pharaons Hof kahm/ blieb Er zwar bey dem Könige in Gnaden: Die Schönheit seines Weibes der Sara aber hätte Ihn bald in das euserste Unglück gestürzet. Zu Hofe hat Jedweder seinen Verfolger und auch seine Sorge. An Keyser Carl des Fünften Hofe beklagte sich Einer/ daß Er so lange gedienet/ und niemahls keine Beförderung gehabt hätte/ dem antwortete der Keyser: Je näher der Mond bey der Sonnen stehet; ie weniger wird Er von ihr beleidiget. Von alten Hof-Leuten saget man: Wenn die Feder stumpf/ so wirft man sie unter den Tisch / und wenn die Jagthunde alt/ so läßt man sie verhungern. Ein geringer Fehler verursachet offters den grösten Unfall. Ein vornehmer Minister in Frankreich/ welcher zwer en Königen daselbsten für einen Rath gedienet/ ward / da Er vermeinte die höchste Ehren-Staffel erstiegen zu haben/ in das Gefängnis geworffen. Nachdem Er nun sahe/ daß seine treugeleisteten Dienste nicht helffen wollten/ sprach Er: Es geschehe Ihm recht/ alldieweil er so viel Jahre den Menschen gedienet; hätte Er aber Gott ein einziges Jahr besser seine Schuldigkeit erwiesen/ so würde Er mehr/ als von denselben zu gewarten gehabt haben. Graf Rupert von Essex war ben der Königin Elisabetha in England in den grösten Gnaden/ und ward insonderheit von Männiglichen hochgehalten: Nachdem Er aber daselbsten in Ungnade fiel/ ist Er letzlich uf der Königin Befehl enthauptet worden. Die Fabel vom Fuchse giebet Uns eine gute Lehre hiervon. Denn als derselbe nach abgelegter Beichte mit der Bedin- vermeinet/ Er sey bey Hofe Hahn im Korbe/ so fällt Er öffters in die schnödeste Verachtung/ also daß Ihn auch der Geringste nicht anders denn quer über die Achsel ansiehet. Vielmahls bedarff man zu Hofe eine Grosser Herren Zorn ist gefährlich bessere Resolution als im Krieges-Wesen. Denn/ wenn man daselbst die vielfältige Mißgunst/ die hingegebene Freyheit/ das beschwerliche Leben/ die gefürchtete Ungnade/ die besorgliche Verkleinerung der Ehre/ und andere Zufälle mehr ansiehet/ so bedarff man mehr Vorsichtigkeit sich aus dergleichen allen/ als bey jenem/ wieder heraus zu wickeln. Dahero thut der jenige nicht unweißlich/ daß wenn Er dergleichen Ungewitter vor sich aufziehen siehet/ Er bey Zeiten mit guter Gelegenheit Sich hiervon los zu wircken suche. Sobald als Moses an des Pharaons Hofe seine Gnade verscherzet sahe/ machte Er sich aus dem Staube/ wohnete in dem Lande Midian/ und wartete bis Ihn GOTT zu was bessern berieff. Ebener Gestalt that auch Jerobeam. Denn/ nachdem Salomo eine Ungnade auf Ihn warf/ flohe Er zu dem Könige Sisack in Aegypten/ und hielte sich daselbsten so lange uf/ bis Salomo starb. Wiewohl es nun zwar mit der Hof-Gnade/ wie mit andern weltlichen Dingen beschaffen/ daß so lange man darnach strebet/ sie einem viel ansehnlicher und herrlicher vorkommet/ als man sie Sie hernacher in der That befindet/ so hat doch GOTT auch vielmahls feine Hand darinnen/ wie man solches an dem frommen und gottsfürchtigen Tobia siehet. Dennn nimmermehr wäre er bey dem Syrischen Könige Salmanassar in Gnaden kommen / woferne solches GOTT nicht gethan. Bey dem keuschen Joseph war der HErr vor wie nach. Ja Er neigete auch des Königes Arthasasta und seiner Räthe Herzen dermassen/ daß/ ungeachtet sie Heyden/ sie dennoch dem Esr. 7, v. 27. Priester Esra und denen Jüden erlaubeten/ damit sie nicht allein den Tempel zu Jerusalem baueten/ sondern auch selbsten reiche Beförderung und Gaben darzuthun und herschiessen liessen. Nicht zu nahe/ nicht zu weit. Qui procul à Jove, procul à fulmine. Weit darvon ist gut fürm Schuß. Als der Ertz-Vater Abraham in Aegypten und an des Pharaons Hof kahm/ blieb Er zwar bey dem Könige in Gnaden: Die Schönheit seines Weibes der Sara aber hätte Ihn bald in das euserste Unglück gestürzet. Zu Hofe hat Jedweder seinen Verfolger und auch seine Sorge. An Keyser Carl des Fünften Hofe beklagte sich Einer/ daß Er so lange gedienet/ und niemahls keine Beförderung gehabt hätte/ dem antwortete der Keyser: Je näher der Mond bey der Sonnen stehet; ie weniger wird Er von ihr beleidiget. Von alten Hof-Leuten saget man: Wenn die Feder stumpf/ so wirft man sie unter den Tisch / und weñ die Jagthunde alt/ so läßt man sie verhungern. Ein geringer Fehler verursachet offters den grösten Unfall. Ein vornehmer Minister in Frankreich/ welcher zwer en Königen daselbsten für einen Rath gedienet/ ward / da Er vermeinte die höchste Ehren-Staffel erstiegen zu haben/ in das Gefängnis geworffen. Nachdem Er nun sahe/ daß seine treugeleisteten Dienste nicht helffen wollten/ sprach Er: Es geschehe Ihm recht/ alldieweil er so viel Jahre den Menschen gedienet; hätte Er aber Gott ein einziges Jahr besser seine Schuldigkeit erwiesen/ so würde Er mehr/ als von denselben zu gewarten gehabt haben. Graf Rupert von Essex war ben der Königin Elisabetha in England in den grösten Gnaden/ und ward insonderheit von Männiglichen hochgehalten: Nachdem Er aber daselbsten in Ungnade fiel/ ist Er letzlich uf der Königin Befehl enthauptet worden. Die Fabel vom Fuchse giebet Uns eine gute Lehre hiervon. Denn als derselbe nach abgelegter Beichte mit der Bedin- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0395" n="363"/> vermeinet/ Er sey bey Hofe Hahn im Korbe/ so fällt Er öffters in die schnödeste Verachtung/ also daß Ihn auch der Geringste nicht anders denn quer über die Achsel ansiehet. Vielmahls bedarff man zu Hofe eine <note place="right">Grosser Herren Zorn ist gefährlich</note> bessere Resolution als im Krieges-Wesen. Denn/ wenn man daselbst die vielfältige Mißgunst/ die hingegebene Freyheit/ das beschwerliche Leben/ die gefürchtete Ungnade/ die besorgliche Verkleinerung der Ehre/ und andere Zufälle mehr ansiehet/ so bedarff man mehr Vorsichtigkeit sich aus dergleichen allen/ als bey jenem/ wieder heraus zu wickeln. Dahero thut der jenige nicht unweißlich/ daß wenn Er dergleichen Ungewitter vor sich aufziehen siehet/ Er bey Zeiten mit guter Gelegenheit Sich hiervon los zu wircken suche. Sobald als Moses an des Pharaons Hofe seine Gnade verscherzet sahe/ machte Er sich aus dem Staube/ wohnete in dem Lande Midian/ und wartete bis Ihn GOTT zu was bessern berieff. Ebener Gestalt that auch Jerobeam. Denn/ nachdem Salomo eine Ungnade auf Ihn warf/ flohe Er zu dem Könige Sisack in Aegypten/ und hielte sich daselbsten so lange uf/ bis Salomo starb. Wiewohl es nun zwar mit der Hof-Gnade/ wie mit andern weltlichen Dingen beschaffen/ daß so lange man darnach strebet/ sie einem viel ansehnlicher und herrlicher vorkommet/ als man sie Sie hernacher in der That befindet/ so hat doch GOTT auch vielmahls feine Hand darinnen/ wie man solches an dem frommen und gottsfürchtigen Tobia siehet. Dennn nimmermehr wäre er bey dem Syrischen Könige Salmanassar in Gnaden kommen / woferne solches GOTT nicht gethan. Bey dem keuschen Joseph war der HErr vor wie nach. Ja Er neigete auch des Königes Arthasasta und seiner Räthe Herzen dermassen/ daß/ ungeachtet sie Heyden/ sie dennoch dem <note place="right">Esr. 7, v. 27.</note> Priester Esra und denen Jüden erlaubeten/ damit sie nicht allein den Tempel zu Jerusalem baueten/ sondern auch selbsten reiche Beförderung und Gaben darzuthun und herschiessen liessen.</p> <p><note place="right">Nicht zu nahe/ nicht zu weit.</note> Qui procul à Jove, procul à fulmine. Weit darvon ist gut fürm Schuß. Als der Ertz-Vater Abraham in Aegypten und an des Pharaons Hof kahm/ blieb Er zwar bey dem Könige in Gnaden: Die Schönheit seines Weibes der Sara aber hätte Ihn bald in das euserste Unglück gestürzet. Zu Hofe hat Jedweder seinen Verfolger und auch seine Sorge. An Keyser Carl des Fünften Hofe beklagte sich Einer/ daß Er so lange gedienet/ und niemahls keine Beförderung gehabt hätte/ dem antwortete der Keyser: Je näher der Mond bey der Sonnen stehet; ie weniger wird Er von ihr beleidiget. Von alten Hof-Leuten saget man: Wenn die Feder stumpf/ so wirft man sie unter den Tisch / und weñ die Jagthunde alt/ so läßt man sie verhungern. Ein geringer Fehler verursachet offters den grösten Unfall. Ein vornehmer Minister in Frankreich/ welcher zwer en Königen daselbsten für einen Rath gedienet/ ward / da Er vermeinte die höchste Ehren-Staffel erstiegen zu haben/ in das Gefängnis geworffen. Nachdem Er nun sahe/ daß seine treugeleisteten Dienste nicht helffen wollten/ sprach Er: Es geschehe Ihm recht/ alldieweil er so viel Jahre den Menschen gedienet; hätte Er aber Gott ein einziges Jahr besser seine Schuldigkeit erwiesen/ so würde Er mehr/ als von denselben zu gewarten gehabt haben. Graf Rupert von Essex war ben der Königin Elisabetha in England in den grösten Gnaden/ und ward insonderheit von Männiglichen hochgehalten: Nachdem Er aber daselbsten in Ungnade fiel/ ist Er letzlich uf der Königin Befehl enthauptet worden. Die Fabel vom Fuchse giebet Uns eine gute Lehre hiervon. Denn als derselbe nach abgelegter Beichte mit der Bedin- </p> </div> </body> </text> </TEI> [363/0395]
vermeinet/ Er sey bey Hofe Hahn im Korbe/ so fällt Er öffters in die schnödeste Verachtung/ also daß Ihn auch der Geringste nicht anders denn quer über die Achsel ansiehet. Vielmahls bedarff man zu Hofe eine bessere Resolution als im Krieges-Wesen. Denn/ wenn man daselbst die vielfältige Mißgunst/ die hingegebene Freyheit/ das beschwerliche Leben/ die gefürchtete Ungnade/ die besorgliche Verkleinerung der Ehre/ und andere Zufälle mehr ansiehet/ so bedarff man mehr Vorsichtigkeit sich aus dergleichen allen/ als bey jenem/ wieder heraus zu wickeln. Dahero thut der jenige nicht unweißlich/ daß wenn Er dergleichen Ungewitter vor sich aufziehen siehet/ Er bey Zeiten mit guter Gelegenheit Sich hiervon los zu wircken suche. Sobald als Moses an des Pharaons Hofe seine Gnade verscherzet sahe/ machte Er sich aus dem Staube/ wohnete in dem Lande Midian/ und wartete bis Ihn GOTT zu was bessern berieff. Ebener Gestalt that auch Jerobeam. Denn/ nachdem Salomo eine Ungnade auf Ihn warf/ flohe Er zu dem Könige Sisack in Aegypten/ und hielte sich daselbsten so lange uf/ bis Salomo starb. Wiewohl es nun zwar mit der Hof-Gnade/ wie mit andern weltlichen Dingen beschaffen/ daß so lange man darnach strebet/ sie einem viel ansehnlicher und herrlicher vorkommet/ als man sie Sie hernacher in der That befindet/ so hat doch GOTT auch vielmahls feine Hand darinnen/ wie man solches an dem frommen und gottsfürchtigen Tobia siehet. Dennn nimmermehr wäre er bey dem Syrischen Könige Salmanassar in Gnaden kommen / woferne solches GOTT nicht gethan. Bey dem keuschen Joseph war der HErr vor wie nach. Ja Er neigete auch des Königes Arthasasta und seiner Räthe Herzen dermassen/ daß/ ungeachtet sie Heyden/ sie dennoch dem Priester Esra und denen Jüden erlaubeten/ damit sie nicht allein den Tempel zu Jerusalem baueten/ sondern auch selbsten reiche Beförderung und Gaben darzuthun und herschiessen liessen.
Grosser Herren Zorn ist gefährlich
Esr. 7, v. 27. Qui procul à Jove, procul à fulmine. Weit darvon ist gut fürm Schuß. Als der Ertz-Vater Abraham in Aegypten und an des Pharaons Hof kahm/ blieb Er zwar bey dem Könige in Gnaden: Die Schönheit seines Weibes der Sara aber hätte Ihn bald in das euserste Unglück gestürzet. Zu Hofe hat Jedweder seinen Verfolger und auch seine Sorge. An Keyser Carl des Fünften Hofe beklagte sich Einer/ daß Er so lange gedienet/ und niemahls keine Beförderung gehabt hätte/ dem antwortete der Keyser: Je näher der Mond bey der Sonnen stehet; ie weniger wird Er von ihr beleidiget. Von alten Hof-Leuten saget man: Wenn die Feder stumpf/ so wirft man sie unter den Tisch / und weñ die Jagthunde alt/ so läßt man sie verhungern. Ein geringer Fehler verursachet offters den grösten Unfall. Ein vornehmer Minister in Frankreich/ welcher zwer en Königen daselbsten für einen Rath gedienet/ ward / da Er vermeinte die höchste Ehren-Staffel erstiegen zu haben/ in das Gefängnis geworffen. Nachdem Er nun sahe/ daß seine treugeleisteten Dienste nicht helffen wollten/ sprach Er: Es geschehe Ihm recht/ alldieweil er so viel Jahre den Menschen gedienet; hätte Er aber Gott ein einziges Jahr besser seine Schuldigkeit erwiesen/ so würde Er mehr/ als von denselben zu gewarten gehabt haben. Graf Rupert von Essex war ben der Königin Elisabetha in England in den grösten Gnaden/ und ward insonderheit von Männiglichen hochgehalten: Nachdem Er aber daselbsten in Ungnade fiel/ ist Er letzlich uf der Königin Befehl enthauptet worden. Die Fabel vom Fuchse giebet Uns eine gute Lehre hiervon. Denn als derselbe nach abgelegter Beichte mit der Bedin-
Nicht zu nahe/ nicht zu weit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/395 |
Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/395>, abgerufen am 29.06.2024. |