[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.ander Mehl/ zwantzig Weide-Rinder/ hundert Schase/ zehen gemästete Rinder/ ausgenommen das Wildpret/ und ander gemästetes Vieh verspeisete. Prov. 24. 3. 4. Durch Weißheit wird ein Haus gebauet/ und durch Verstand wird es befestiget: dergleichen geschiehet es auch an Königlichen und Fürstlichen Höfen. Könige und Potentaten haben zwar grosses Einkommen/ darbey aber auch zu Erhaltung der Justitz/ des Friedens/ des Krieges/ und ihres eigenen Justus Soldan in Salomone p. 2. c. 1. p. 108. Staats einen grossen Aufgang. Findet sich nun da keine Klugheit und Aufmercksamkeit / und daß die Ausgabe die Einnahme übertrifft/ und die Speisen zu allerhand Uppigkeit/ Pracht/ Hoffarth und andern vergeblichen Dingen angewendet werden / so macht man viel arme Leute; Man erdencket allerhand Rencke und Auflagen / darbey die Bedienten ihr gröstes Interesse suchen. Da denn bey solcher Bewandnis dergleichen Königreich für nichts anders als einen zerrissenen Leib zu achten ist. Der König ist das Haubt/ die Räthe sind die Arme/ worauf Er sich stützen solle/ der Bauch ist des Landes Vermögen/ und die Unterthanen die Beine; wofern nun diese weder stehen noch gehen können/ so ist es mit dem gantzen Cörper schlecht bewandt/ zumahlen/ wenn die Einnehmer/ Hof-Officianten/ und Andere auf dem Lande/ sich mit dem Miltze vergleichen/ und von demselben allen Safft und Feuchtigkeit an sich ziehen/ wodurch noch das Haubt und die übrigen Glieder hätten können gestärcket werden. Wenn derohalben solche Verschwendung geschiehet/ so greifet man zu solchen Mitteln die auch Thuanus lib. 23. wider das Recht der Natur lauffen. Der Hertzog von Guise riethe einsmahls dem Könige in Franckreich Francisco dem Andern bey dem Geld-Mangel/ wie Er einen Galgen mit diesem angehängten Edict aufrichten lassen möchte/ daß alle diejenigen/ welche eintzige Forderung bey dem Könige oder dessen Renth-Cammer praetendireten/ es wären gleich Schulden/ Dienst-Gelder / oder andere Begnadigungen/ sich bey Straffe des Stranges/ und zwar innerhalb 24. Stunden/ von dem Königlichen Hofe hinweg machen/ und weder sehen noch hören lassen sollten. Nicht viel anders ließ sich auch König Sebastian in Portugal/ wegen veränderter Müntze und Wechsel bereden/ wodurch Ihm aber die Spann-Adern zum Kriege abgehauen/ und seine Einkünste nach und nach geschmählert worden. König Salomo hielte auch unter andern viertzig tausend Wagen-Pferde/ und zwölf tausend Reisige/ wenn nun nicht eine gute Ordnung und Vorsorge darbey gewesen wäre/ so würde man zu rechter Zeit weder Stroh/ noch Deut. 17. 17. Futter/ noch Gersten gehabt haben. Der Geitz eines Königes wird unter die von GOTT gesetzten sieben Hof-Regeln gerechnet/ daß nemblich derselbe nicht viel Gold und Silber mit Beschwerung der Unterthanen haben solle. Das beste Gewerb ist der Erd-Wucher/ der/ gleichwie er der erste; also auch der gerechteste/ dadurch einem Könige die meiste Nahrung mit zuwächset. Prov. 5. 9. Es findet derselbe allenthalben Platz/ und der König selbsten wird des Ackers Knecht genennet / indem Er sich desselbigen befleissigen/ das Land in seinem Königreiche wohl bauen und bestellen lassen muß. Die Erde ist unser Aller Mutter/ welche uns ingesamt ernehret/ und ist kein Land/ welches nicht seinen Unterthanen Unterhalt verschaffet. Ein König und gorsser Herr hat keinen bessern Unterthanen als einen Land-Mann/ der das Feld bauet/ und alle die Seinigen mit ernehret / es wäre denn/ daß man meinen wollte/ als ob Sie kein Brod äsen. Die alten Könige in Franckreich liessen Ihnen bey dero Crönungen einen Bauer mit einem Karste uf der Achsel auf dem Fusse nachgehen/ wordurch sie zu verstehen gaben / daß Sie der Bauern Schutz wären/ und Sie hingegen für sie das Brod aus der Erden ander Mehl/ zwantzig Weide-Rinder/ hundert Schase/ zehen gemästete Rinder/ ausgenommen das Wildpret/ und ander gemästetes Vieh verspeisete. Prov. 24. 3. 4. Durch Weißheit wird ein Haus gebauet/ und durch Verstand wird es befestiget: dergleichen geschiehet es auch an Königlichen und Fürstlichen Höfen. Könige und Potentaten haben zwar grosses Einkommen/ darbey aber auch zu Erhaltung der Justitz/ des Friedens/ des Krieges/ und ihres eigenen Justus Soldan in Salomone p. 2. c. 1. p. 108. Staats einen grossen Aufgang. Findet sich nun da keine Klugheit und Aufmercksamkeit / und daß die Ausgabe die Einnahme übertrifft/ und die Speisen zu allerhand Uppigkeit/ Pracht/ Hoffarth und andern vergeblichen Dingen angewendet werden / so macht man viel arme Leute; Man erdencket allerhand Rencke und Auflagen / darbey die Bedienten ihr gröstes Interesse suchen. Da denn bey solcher Bewandnis dergleichen Königreich für nichts anders als einen zerrissenen Leib zu achten ist. Der König ist das Haubt/ die Räthe sind die Arme/ worauf Er sich stützen solle/ der Bauch ist des Landes Vermögen/ und die Unterthanen die Beine; wofern nun diese weder stehen noch gehen können/ so ist es mit dem gantzen Cörper schlecht bewandt/ zumahlen/ wenn die Einnehmer/ Hof-Officianten/ und Andere auf dem Lande/ sich mit dem Miltze vergleichen/ und von demselben allen Safft und Feuchtigkeit an sich ziehen/ wodurch noch das Haubt und die übrigen Glieder hätten können gestärcket werden. Wenn derohalben solche Verschwendung geschiehet/ so greifet man zu solchen Mitteln die auch Thuanus lib. 23. wider das Recht der Natur lauffen. Der Hertzog von Guise riethe einsmahls dem Könige in Franckreich Francisco dem Andern bey dem Geld-Mangel/ wie Er einen Galgen mit diesem angehängten Edict aufrichten lassen möchte/ daß alle diejenigen/ welche eintzige Forderung bey dem Könige oder dessen Renth-Cammer praetendireten/ es wären gleich Schulden/ Dienst-Gelder / oder andere Begnadigungen/ sich bey Straffe des Stranges/ und zwar innerhalb 24. Stunden/ von dem Königlichen Hofe hinweg machen/ und weder sehen noch hören lassen sollten. Nicht viel anders ließ sich auch König Sebastian in Portugal/ wegen veränderter Müntze und Wechsel bereden/ wodurch Ihm aber die Spann-Adern zum Kriege abgehauen/ und seine Einkünste nach und nach geschmählert worden. König Salomo hielte auch unter andern viertzig tausend Wagen-Pferde/ und zwölf tausend Reisige/ wenn nun nicht eine gute Ordnung und Vorsorge darbey gewesen wäre/ so würde man zu rechter Zeit weder Stroh/ noch Deut. 17. 17. Futter/ noch Gersten gehabt haben. Der Geitz eines Königes wird unter die von GOTT gesetzten sieben Hof-Regeln gerechnet/ daß nemblich derselbe nicht viel Gold und Silber mit Beschwerung der Unterthanen haben solle. Das beste Gewerb ist der Erd-Wucher/ der/ gleichwie er der erste; also auch der gerechteste/ dadurch einem Könige die meiste Nahrung mit zuwächset. Prov. 5. 9. Es findet derselbe allenthalben Platz/ und der König selbsten wird des Ackers Knecht genennet / indem Er sich desselbigen befleissigen/ das Land in seinem Königreiche wohl bauen und bestellen lassen muß. Die Erde ist unser Aller Mutter/ welche uns ingesamt ernehret/ und ist kein Land/ welches nicht seinen Unterthanen Unterhalt verschaffet. Ein König und gorsser Herr hat keinen bessern Unterthanen als einen Land-Mann/ der das Feld bauet/ und alle die Seinigen mit ernehret / es wäre denn/ daß man meinen wollte/ als ob Sie kein Brod äsen. Die alten Könige in Franckreich liessen Ihnen bey dero Crönungen einen Bauer mit einem Karste uf der Achsel auf dem Fusse nachgehen/ wordurch sie zu verstehen gaben / daß Sie der Bauern Schutz wären/ und Sie hingegen für sie das Brod aus der Erden <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0386" n="354"/> ander Mehl/ zwantzig Weide-Rinder/ hundert Schase/ zehen gemästete Rinder/ ausgenommen das Wildpret/ und ander gemästetes Vieh verspeisete. <note place="left">Prov. 24. 3. 4.</note> Durch Weißheit wird ein Haus gebauet/ und durch Verstand wird es befestiget: dergleichen geschiehet es auch an Königlichen und Fürstlichen Höfen. Könige und Potentaten haben zwar grosses Einkommen/ darbey aber auch zu Erhaltung der Justitz/ des Friedens/ des Krieges/ und ihres eigenen <note place="left">Justus Soldan in Salomone p. 2. c. 1. p. 108.</note> Staats einen grossen Aufgang. Findet sich nun da keine Klugheit und Aufmercksamkeit / und daß die Ausgabe die Einnahme übertrifft/ und die Speisen zu allerhand Uppigkeit/ Pracht/ Hoffarth und andern vergeblichen Dingen angewendet werden / so macht man viel arme Leute; Man erdencket allerhand Rencke und Auflagen / darbey die Bedienten ihr gröstes Interesse suchen. Da denn bey solcher Bewandnis dergleichen Königreich für nichts anders als einen zerrissenen Leib zu achten ist. Der König ist das Haubt/ die Räthe sind die Arme/ worauf Er sich stützen solle/ der Bauch ist des Landes Vermögen/ und die Unterthanen die Beine; wofern nun diese weder stehen noch gehen können/ so ist es mit dem gantzen Cörper schlecht bewandt/ zumahlen/ wenn die Einnehmer/ Hof-Officianten/ und Andere auf dem Lande/ sich mit dem Miltze vergleichen/ und von demselben allen Safft und Feuchtigkeit an sich ziehen/ wodurch noch das Haubt und die übrigen Glieder hätten können gestärcket werden. Wenn derohalben solche Verschwendung geschiehet/ so greifet man zu solchen Mitteln die auch <note place="left">Thuanus lib. 23.</note> wider das Recht der Natur lauffen. Der Hertzog von Guise riethe einsmahls dem Könige in Franckreich Francisco dem Andern bey dem Geld-Mangel/ wie Er einen Galgen mit diesem angehängten Edict aufrichten lassen möchte/ daß alle diejenigen/ welche eintzige Forderung bey dem Könige oder dessen Renth-Cammer praetendireten/ es wären gleich Schulden/ Dienst-Gelder / oder andere Begnadigungen/ sich bey Straffe des Stranges/ und zwar innerhalb 24. Stunden/ von dem Königlichen Hofe hinweg machen/ und weder sehen noch hören lassen sollten. Nicht viel anders ließ sich auch König Sebastian in Portugal/ wegen veränderter Müntze und Wechsel bereden/ wodurch Ihm aber die Spann-Adern zum Kriege abgehauen/ und seine Einkünste nach und nach geschmählert worden. König Salomo hielte auch unter andern viertzig tausend Wagen-Pferde/ und zwölf tausend Reisige/ wenn nun nicht eine gute Ordnung und Vorsorge darbey gewesen wäre/ so würde man zu rechter Zeit weder Stroh/ noch <note place="left">Deut. 17. 17.</note> Futter/ noch Gersten gehabt haben. Der Geitz eines Königes wird unter die von GOTT gesetzten sieben Hof-Regeln gerechnet/ daß nemblich derselbe nicht viel Gold und Silber mit Beschwerung der Unterthanen haben solle. Das beste Gewerb ist der Erd-Wucher/ der/ gleichwie er der erste; also auch der gerechteste/ dadurch einem Könige die meiste Nahrung mit zuwächset. <note place="left">Prov. 5. 9.</note> Es findet derselbe allenthalben Platz/ und der König selbsten wird des Ackers Knecht genennet / indem Er sich desselbigen befleissigen/ das Land in seinem Königreiche wohl bauen und bestellen lassen muß. Die Erde ist unser Aller Mutter/ welche uns ingesamt ernehret/ und ist kein Land/ welches nicht seinen Unterthanen Unterhalt verschaffet. Ein König und gorsser Herr hat keinen bessern Unterthanen als einen Land-Mann/ der das Feld bauet/ und alle die Seinigen mit ernehret / es wäre denn/ daß man meinen wollte/ als ob Sie kein Brod äsen. Die alten Könige in Franckreich liessen Ihnen bey dero Crönungen einen Bauer mit einem Karste uf der Achsel auf dem Fusse nachgehen/ wordurch sie zu verstehen gaben / daß Sie der Bauern Schutz wären/ und Sie hingegen für sie das Brod aus der Erden </p> </div> </body> </text> </TEI> [354/0386]
ander Mehl/ zwantzig Weide-Rinder/ hundert Schase/ zehen gemästete Rinder/ ausgenommen das Wildpret/ und ander gemästetes Vieh verspeisete. Durch Weißheit wird ein Haus gebauet/ und durch Verstand wird es befestiget: dergleichen geschiehet es auch an Königlichen und Fürstlichen Höfen. Könige und Potentaten haben zwar grosses Einkommen/ darbey aber auch zu Erhaltung der Justitz/ des Friedens/ des Krieges/ und ihres eigenen Staats einen grossen Aufgang. Findet sich nun da keine Klugheit und Aufmercksamkeit / und daß die Ausgabe die Einnahme übertrifft/ und die Speisen zu allerhand Uppigkeit/ Pracht/ Hoffarth und andern vergeblichen Dingen angewendet werden / so macht man viel arme Leute; Man erdencket allerhand Rencke und Auflagen / darbey die Bedienten ihr gröstes Interesse suchen. Da denn bey solcher Bewandnis dergleichen Königreich für nichts anders als einen zerrissenen Leib zu achten ist. Der König ist das Haubt/ die Räthe sind die Arme/ worauf Er sich stützen solle/ der Bauch ist des Landes Vermögen/ und die Unterthanen die Beine; wofern nun diese weder stehen noch gehen können/ so ist es mit dem gantzen Cörper schlecht bewandt/ zumahlen/ wenn die Einnehmer/ Hof-Officianten/ und Andere auf dem Lande/ sich mit dem Miltze vergleichen/ und von demselben allen Safft und Feuchtigkeit an sich ziehen/ wodurch noch das Haubt und die übrigen Glieder hätten können gestärcket werden. Wenn derohalben solche Verschwendung geschiehet/ so greifet man zu solchen Mitteln die auch wider das Recht der Natur lauffen. Der Hertzog von Guise riethe einsmahls dem Könige in Franckreich Francisco dem Andern bey dem Geld-Mangel/ wie Er einen Galgen mit diesem angehängten Edict aufrichten lassen möchte/ daß alle diejenigen/ welche eintzige Forderung bey dem Könige oder dessen Renth-Cammer praetendireten/ es wären gleich Schulden/ Dienst-Gelder / oder andere Begnadigungen/ sich bey Straffe des Stranges/ und zwar innerhalb 24. Stunden/ von dem Königlichen Hofe hinweg machen/ und weder sehen noch hören lassen sollten. Nicht viel anders ließ sich auch König Sebastian in Portugal/ wegen veränderter Müntze und Wechsel bereden/ wodurch Ihm aber die Spann-Adern zum Kriege abgehauen/ und seine Einkünste nach und nach geschmählert worden. König Salomo hielte auch unter andern viertzig tausend Wagen-Pferde/ und zwölf tausend Reisige/ wenn nun nicht eine gute Ordnung und Vorsorge darbey gewesen wäre/ so würde man zu rechter Zeit weder Stroh/ noch Futter/ noch Gersten gehabt haben. Der Geitz eines Königes wird unter die von GOTT gesetzten sieben Hof-Regeln gerechnet/ daß nemblich derselbe nicht viel Gold und Silber mit Beschwerung der Unterthanen haben solle. Das beste Gewerb ist der Erd-Wucher/ der/ gleichwie er der erste; also auch der gerechteste/ dadurch einem Könige die meiste Nahrung mit zuwächset. Es findet derselbe allenthalben Platz/ und der König selbsten wird des Ackers Knecht genennet / indem Er sich desselbigen befleissigen/ das Land in seinem Königreiche wohl bauen und bestellen lassen muß. Die Erde ist unser Aller Mutter/ welche uns ingesamt ernehret/ und ist kein Land/ welches nicht seinen Unterthanen Unterhalt verschaffet. Ein König und gorsser Herr hat keinen bessern Unterthanen als einen Land-Mann/ der das Feld bauet/ und alle die Seinigen mit ernehret / es wäre denn/ daß man meinen wollte/ als ob Sie kein Brod äsen. Die alten Könige in Franckreich liessen Ihnen bey dero Crönungen einen Bauer mit einem Karste uf der Achsel auf dem Fusse nachgehen/ wordurch sie zu verstehen gaben / daß Sie der Bauern Schutz wären/ und Sie hingegen für sie das Brod aus der Erden
Prov. 24. 3. 4.
Justus Soldan in Salomone p. 2. c. 1. p. 108.
Thuanus lib. 23.
Deut. 17. 17.
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