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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Und ein Anfang alles Ubels. wolle. Durch Ubermuth und durch die Begierde eitler Ehre / verliehret mancher zugleich Leib und Seele. Dem Xerxi benahm die Hoffarth allen Sinn und Vernunfft/ daß Er nicht wuste/ was Er für derselben vornehmen sollte. Obwohl der Römische Marius die herrlichsten Thaten verübete/ so verderbete Er doch durch seinen unzeitigen Ruhm sein wahres und beständiges Lob / und weil Er Ihme dasjenige selbsten/ was Er von andern hätte hören sollen / zuschrieb/ so verlohr Er hierdurch auch dasselbe. Wen Pracht und Hoffarth gleichsam überhand nimmt/ und bey hochtrabenden Gemüthern gleichsam für eine Tugend geachtet wird/ so müssen auch Aristoteles. die Schätze/ und endlich Land und Leute herhalten/ worauf nichts als Armuth und allerhand Veränderungen in einem Reiche folgen. Nicht eher wird ein gemein Wesen verändert/ als wenn die Menschen hoffärtig leben/ und dadurch das Jhrige verzehren. Denn solcher Art Leute trachten nach neuen Händeln/ streben entweder selbst nach dem Regiment/ oder bemühen sich/ daß sie andere/ von denen sie einen Genieß/ und Vortheil zu gewarten haben/ darzu befördern. Dahero sagt auch Sallustius/ daß diejenigen/ welche nichts mehr zu verzehren haben/ auch ehrlichen und frommen Leuten ihre Nahrung nicht gönnen. Denn die nichts taugen / erheben sich/ was alt ist/ das dienet Ihnen nicht/ und was zu jung/ das verwerffen sie/ und weil ihre Sache keinen gewissen Grund hat/ so wollen sie alles verändern Plato. und verkehren. Nicht unrecht sagt jener Weise: Reichthum ist neben der Hoffarth blind/ wo keine Weißheit und verstand darbey ist: Hingegen kömmt vor dem Fall. hat dasselbe ein scharffes Gesichte/ wo der Verstand mit unterläufft. Wo ein hoch müthiger und stoltzer Mensch einmahl von GOtt abgesetzet/ so beunruhiget Er hernach alle/ also/ daß Er nicht alleine ihm selbsten/ sondern auch einem gantzen Lande alles Unglück über den Hals ziehet. Und/ obgleich bey einem sochen aufgeblasenen Menschen die göttliche Rache sich so bald nicht einstellet/ so bleibet doch letzlich die Straffe nicht aussen / sondern kömmt hernach desto hefftiger. Dahin auch der weise Salomo zielet/ wenn Er saget: Wer zu Grunden gehen soll/ der wird zuvor stoltz/ und stoltzer Muth kömmt vor dem Fall. Gemeiniglich folget auch auf Hochmuth/ daß man entweder verkehrete Rathschläge führet/ dadurch man in den grösten Schaden geräth/ oder alles was man vornimmet/ wird Krebs-gängig/ oder GOtt tritt selbsten ins Mittel/ und schicket um deswillen in ein Land Krieg/ Theurung/ Pestilentz / und andern Untergang. Weil nun dieses ein verderbliches und höchstschädliches Laster ist/ so soll einjeder bey sich selbst erwägen/ wer Er sey? Worvon Er seinen Anfang und Ursprung genommen/ Wie armseelig Er gebohren/ und was für ein Ende es endlich mit Ihm gewinnen werde.

Der Hoffarth Art. Die Hoffarth heißt eigentlich das / wenn man GOtt ausser Augen setzet/ sich auf seine eigene Heiligkeit/ Weißheit / und Gewalt verlässet/ die menschlichen Kräfte und Schwachheit nicht betrachtet/ grosse Dinge ausser seinem Beruff vornimmt/ oder Menschen neben sich verachtet/ dero Vornehmen hindert/ und also sich wider GOtt und die Menschen setzet: Sie entstehet daher/ daß die Menschen ihre eigene Gebrechen nicht erkennen/ sich ihrer Gaben/ Kunst/ Weißheit/ Reichthums und Gewalt erheben/ die Gottes furcht aus den Augen setzen/ und wann selbige hinweg/ sie allen ihren Begierden den Zaum zu weit schiessen lassen/ und thun was sie wollen. Xenophon saget: die Menschen können schwerlicher gutes Glück als Unglück ertragen. Denn das gute Glück machet die Menschen hoffärtig; das Unglück aber erhält sie bey der Zucht. Und gleichwie einem vollen Menschen alle Dinge gedoppelt vor den Augen zu seyn scheinen; Also bilden sich

Und ein Anfang alles Ubels. wolle. Durch Ubermuth und durch die Begierde eitler Ehre / verliehret mancher zugleich Leib und Seele. Dem Xerxi benahm die Hoffarth allen Sinn und Vernunfft/ daß Er nicht wuste/ was Er für derselben vornehmen sollte. Obwohl der Römische Marius die herrlichsten Thaten verübete/ so verderbete Er doch durch seinen unzeitigen Ruhm sein wahres und beständiges Lob / und weil Er Ihme dasjenige selbsten/ was Er von andern hätte hören sollen / zuschrieb/ so verlohr Er hierdurch auch dasselbe. Wen Pracht und Hoffarth gleichsam überhand nimmt/ und bey hochtrabenden Gemüthern gleichsam für eine Tugend geachtet wird/ so müssen auch Aristoteles. die Schätze/ und endlich Land und Leute herhalten/ worauf nichts als Armuth und allerhand Veränderungen in einem Reiche folgen. Nicht eher wird ein gemein Wesen verändert/ als wenn die Menschen hoffärtig leben/ und dadurch das Jhrige verzehren. Denn solcher Art Leute trachten nach neuen Händeln/ streben entweder selbst nach dem Regiment/ oder bemühen sich/ daß sie andere/ von denen sie einen Genieß/ und Vortheil zu gewarten haben/ darzu befördern. Dahero sagt auch Sallustius/ daß diejenigen/ welche nichts mehr zu verzehren haben/ auch ehrlichen und frommen Leuten ihre Nahrung nicht gönnen. Denn die nichts taugen / erheben sich/ was alt ist/ das dienet Ihnen nicht/ und was zu jung/ das verwerffen sie/ und weil ihre Sache keinen gewissen Grund hat/ so wollen sie alles verändern Plato. und verkehren. Nicht unrecht sagt jener Weise: Reichthum ist neben der Hoffarth blind/ wo keine Weißheit und verstand darbey ist: Hingegen köm̃t vor dem Fall. hat dasselbe ein scharffes Gesichte/ wo der Verstand mit unterläufft. Wo ein hoch müthiger und stoltzer Mensch einmahl von GOtt abgesetzet/ so beunruhiget Er hernach alle/ also/ daß Er nicht alleine ihm selbsten/ sondern auch einem gantzen Lande alles Unglück über den Hals ziehet. Und/ obgleich bey einem sochen aufgeblasenen Menschen die göttliche Rache sich so bald nicht einstellet/ so bleibet doch letzlich die Straffe nicht aussen / sondern kömmt hernach desto hefftiger. Dahin auch der weise Salomo zielet/ wenn Er saget: Wer zu Grunden gehen soll/ der wird zuvor stoltz/ und stoltzer Muth kömmt vor dem Fall. Gemeiniglich folget auch auf Hochmuth/ daß man entweder verkehrete Rathschläge führet/ dadurch man in den grösten Schaden geräth/ oder alles was man vornimmet/ wird Krebs-gängig/ oder GOtt tritt selbsten ins Mittel/ und schicket um deswillen in ein Land Krieg/ Theurung/ Pestilentz / und andern Untergang. Weil nun dieses ein verderbliches und höchstschädliches Laster ist/ so soll einjeder bey sich selbst erwägen/ wer Er sey? Worvon Er seinen Anfang und Ursprung genommen/ Wie armseelig Er gebohren/ und was für ein Ende es endlich mit Ihm gewinnen werde.

Der Hoffarth Art. Die Hoffarth heißt eigentlich das / wenn man GOtt ausser Augen setzet/ sich auf seine eigene Heiligkeit/ Weißheit / und Gewalt verlässet/ die menschlichen Kräfte und Schwachheit nicht betrachtet/ grosse Dinge ausser seinem Beruff vornimmt/ oder Menschen neben sich verachtet/ dero Vornehmen hindert/ und also sich wider GOtt und die Menschen setzet: Sie entstehet daher/ daß die Menschen ihre eigene Gebrechen nicht erkennen/ sich ihrer Gaben/ Kunst/ Weißheit/ Reichthums und Gewalt erheben/ die Gottes furcht aus den Augen setzen/ und wann selbige hinweg/ sie allen ihren Begierden den Zaum zu weit schiessen lassen/ und thun was sie wollen. Xenophon saget: die Menschen können schwerlicher gutes Glück als Unglück ertragen. Denn das gute Glück machet die Menschen hoffärtig; das Unglück aber erhält sie bey der Zucht. Und gleichwie einem vollen Menschen alle Dinge gedoppelt vor den Augen zu seyn scheinen; Also bilden sich

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[336/0368] wolle. Durch Ubermuth und durch die Begierde eitler Ehre / verliehret mancher zugleich Leib und Seele. Dem Xerxi benahm die Hoffarth allen Sinn und Vernunfft/ daß Er nicht wuste/ was Er für derselben vornehmen sollte. Obwohl der Römische Marius die herrlichsten Thaten verübete/ so verderbete Er doch durch seinen unzeitigen Ruhm sein wahres und beständiges Lob / und weil Er Ihme dasjenige selbsten/ was Er von andern hätte hören sollen / zuschrieb/ so verlohr Er hierdurch auch dasselbe. Wen Pracht und Hoffarth gleichsam überhand nimmt/ und bey hochtrabenden Gemüthern gleichsam für eine Tugend geachtet wird/ so müssen auch die Schätze/ und endlich Land und Leute herhalten/ worauf nichts als Armuth und allerhand Veränderungen in einem Reiche folgen. Nicht eher wird ein gemein Wesen verändert/ als wenn die Menschen hoffärtig leben/ und dadurch das Jhrige verzehren. Denn solcher Art Leute trachten nach neuen Händeln/ streben entweder selbst nach dem Regiment/ oder bemühen sich/ daß sie andere/ von denen sie einen Genieß/ und Vortheil zu gewarten haben/ darzu befördern. Dahero sagt auch Sallustius/ daß diejenigen/ welche nichts mehr zu verzehren haben/ auch ehrlichen und frommen Leuten ihre Nahrung nicht gönnen. Denn die nichts taugen / erheben sich/ was alt ist/ das dienet Ihnen nicht/ und was zu jung/ das verwerffen sie/ und weil ihre Sache keinen gewissen Grund hat/ so wollen sie alles verändern und verkehren. Nicht unrecht sagt jener Weise: Reichthum ist neben der Hoffarth blind/ wo keine Weißheit und verstand darbey ist: Hingegen hat dasselbe ein scharffes Gesichte/ wo der Verstand mit unterläufft. Wo ein hoch müthiger und stoltzer Mensch einmahl von GOtt abgesetzet/ so beunruhiget Er hernach alle/ also/ daß Er nicht alleine ihm selbsten/ sondern auch einem gantzen Lande alles Unglück über den Hals ziehet. Und/ obgleich bey einem sochen aufgeblasenen Menschen die göttliche Rache sich so bald nicht einstellet/ so bleibet doch letzlich die Straffe nicht aussen / sondern kömmt hernach desto hefftiger. Dahin auch der weise Salomo zielet/ wenn Er saget: Wer zu Grunden gehen soll/ der wird zuvor stoltz/ und stoltzer Muth kömmt vor dem Fall. Gemeiniglich folget auch auf Hochmuth/ daß man entweder verkehrete Rathschläge führet/ dadurch man in den grösten Schaden geräth/ oder alles was man vornimmet/ wird Krebs-gängig/ oder GOtt tritt selbsten ins Mittel/ und schicket um deswillen in ein Land Krieg/ Theurung/ Pestilentz / und andern Untergang. Weil nun dieses ein verderbliches und höchstschädliches Laster ist/ so soll einjeder bey sich selbst erwägen/ wer Er sey? Worvon Er seinen Anfang und Ursprung genommen/ Wie armseelig Er gebohren/ und was für ein Ende es endlich mit Ihm gewinnen werde. Und ein Anfang alles Ubels. Aristoteles. Plato. köm̃t vor dem Fall. Die Hoffarth heißt eigentlich das / wenn man GOtt ausser Augen setzet/ sich auf seine eigene Heiligkeit/ Weißheit / und Gewalt verlässet/ die menschlichen Kräfte und Schwachheit nicht betrachtet/ grosse Dinge ausser seinem Beruff vornimmt/ oder Menschen neben sich verachtet/ dero Vornehmen hindert/ und also sich wider GOtt und die Menschen setzet: Sie entstehet daher/ daß die Menschen ihre eigene Gebrechen nicht erkennen/ sich ihrer Gaben/ Kunst/ Weißheit/ Reichthums und Gewalt erheben/ die Gottes furcht aus den Augen setzen/ und wann selbige hinweg/ sie allen ihren Begierden den Zaum zu weit schiessen lassen/ und thun was sie wollen. Xenophon saget: die Menschen können schwerlicher gutes Glück als Unglück ertragen. Denn das gute Glück machet die Menschen hoffärtig; das Unglück aber erhält sie bey der Zucht. Und gleichwie einem vollen Menschen alle Dinge gedoppelt vor den Augen zu seyn scheinen; Also bilden sich Der Hoffarth Art.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/368>, abgerufen am 25.11.2024.