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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Der Philosophus Chilon zu Lacedaemon sahe einen verschwenderischer Weise seine Güter verschencken/ zu dem sprach er: Wo es nicht nöthig/ da verschenckest du das Deine/ wo es aber nöthig/ da theilest du geringe Gaben aus/ und wirst darüber endlich selbst zum Bettler. Da der Griechische Geschicht-Schreiber Plutarchus einen reichen Verschwender sahe Oliven essen/ und Wasser trincken/ sprach Er zu demselben: hättest du jederzeit also gelebet/ so dürftest du jetzo dich mit einer so geringen Mahlzeit dich nicht abspeisen lassen. Der bekannte Epicurus sagte: Welchem Menschen das Wenige und Geringe nicht genug/ dem sey auch nichts genug. Wordurch er zu erkennen gab/ daß diejenige/ welche alles vollauf haben / gleichwohl damit nicht zu Frieden/ sondern sich täglich mehr Einkommens wündschen/ und wenn sie dasselbe überkommen/ so bemühen sie sich/ wie sie das Erworbene verschwenden/ und durch die Gurgel jagen mögen. Die Agyptische Königin Cleopatra war so verschwenderisch/ daß sie auch auf einem Panquete zweyhundert und funftzig tausend Gülden soll verthan haben. König Alphonsus in Arragonien hatte einen Edelmann an seinem Hofe/ welcher ohne Unterlaß Etwas vor sich ausbettelte/ so bald er aber etwas bekahm/ so bald verschwendete er auch solches. Da man dieses für den König brachte/ verwiese er ihm solches/ und sprach: dafern ich dir jederzeit/ wenn du was von mir begehrest/ willfahren sollte/ so würdest du mich eher zum Bettler/ als dich zum reichen Manne machen. In der Hand eines Verschwenders bleibet das Reichthum/ wie das Wasser in einem Siebe. Des Groß-Hertzogs zu Florentz Coßmi Magni Schatz-Meister beklagte sich eines Tages gegen Ihn/ wie desselben Printz so freygebig im Wegschencken wäre. Worauf der Hertzog befahl/ daß er ihm zwar nichts abschlagen / jedoch aber demselben alles Geld selbsten zuzehlen/ und in seine eigene Hände liefern sollte; wodurch er so viel zu wege brachte/ daß derjenige Herr lernete Geld Plinius lib. 33. Nat. Hist. c. 3. kennen/ und wuste was das Verschwenden wäre. Keyser Nero lies des Pompeji Theatrum mit gantzem Golde bedecken/ Keyser Caligula/ da er/ als Keyser/ zum ersten mahl nach Rom kahm/ nahm aus der Römischen Schatz-Kammer sechs und zwantzig Blatten Goldes/ dreyhundert Pfund Müntze/ und lies sie zu oberst der Juliae Tempel unter das Volck werffen: Verspielete auf einmahl funfzehenmahl hundert tausend Gold-Gülden/ verthat Suetonius l. 4. in Vit. Caligulae. c. 37. in einem eintzigen Jahre sechs hundert und fünf und siebentzig Tonnen Goldes/ und weltzete sich öffters in seinem Saale im Gelde herum. Wie nun alle diejenigen mit deme/ was ihnen GOtt gönnet nicht zufrieden; Also ist ihnen auch/ wie die Exempel bezeugen/ nicht zuviel/ wenn sie allerhand Bubenstück und Laster begehen.

Die nutzbare Sparsamkeit. Was man ersparet/ das ist auch gewonnen. Wie der Geitz seine Mängel: also hat auch die Sparsamkeit ihren Nutzen: Magnum est certe Vectigal Parsimonia. Mann saget zwar: was man ersparet / das kommt für die Hunde/ alleine wer weis nicht/ daß die Sparsamkeit der Wohllust Hab und Güter abgekaufft? Alle Dinge dieses Zeitlichen soll man mit Vernunft und nicht nach dem Uberflusse gebrauchen. Was Einer ersparet/ das ist sein Gut/ und sein Gewinst; zertheilet er aber dasselbe ohne Noth/ so hat er sich die Schuld selbsten/ wenn er darbet/ beyzumessen. Alles was wir Menschen an zeitlichen Gütern besitzen/ das haben wir von GOTT. Wir haben nichts/ das wir nicht empfangen. Die Ameisen lernen und weisen uns/ wie wir sammlen sparen und zu ra the halten sollen. Was man in der Jugend sammlet/ das findet man im Alter. Ein guter Ausheber giebet einen guten Dargeber. Sparsamkeit ist eine

Der Philosophus Chilon zu Lacedaemon sahe einen verschwenderischer Weise seine Güter verschencken/ zu dem sprach er: Wo es nicht nöthig/ da verschenckest du das Deine/ wo es aber nöthig/ da theilest du geringe Gaben aus/ und wirst darüber endlich selbst zum Bettler. Da der Griechische Geschicht-Schreiber Plutarchus einen reichen Verschwender sahe Oliven essen/ und Wasser trincken/ sprach Er zu demselben: hättest du jederzeit also gelebet/ so dürftest du jetzo dich mit einer so geringen Mahlzeit dich nicht abspeisen lassen. Der bekannte Epicurus sagte: Welchem Menschen das Wenige und Geringe nicht genug/ dem sey auch nichts genug. Wordurch er zu erkennen gab/ daß diejenige/ welche alles vollauf haben / gleichwohl damit nicht zu Frieden/ sondern sich täglich mehr Einkommens wündschen/ und wenn sie dasselbe überkommen/ so bemühen sie sich/ wie sie das Erworbene verschwenden/ und durch die Gurgel jagen mögen. Die Agyptische Königin Cleopatra war so verschwenderisch/ daß sie auch auf einem Panquete zweyhundert und funftzig tausend Gülden soll verthan haben. König Alphonsus in Arragonien hatte einen Edelmann an seinem Hofe/ welcher ohne Unterlaß Etwas vor sich ausbettelte/ so bald er aber etwas bekahm/ so bald verschwendete er auch solches. Da man dieses für den König brachte/ verwiese er ihm solches/ und sprach: dafern ich dir jederzeit/ wenn du was von mir begehrest/ willfahren sollte/ so würdest du mich eher zum Bettler/ als dich zum reichen Manne machen. In der Hand eines Verschwenders bleibet das Reichthum/ wie das Wasser in einem Siebe. Des Groß-Hertzogs zu Florentz Coßmi Magni Schatz-Meister beklagte sich eines Tages gegen Ihn/ wie desselben Printz so freygebig im Wegschencken wäre. Worauf der Hertzog befahl/ daß er ihm zwar nichts abschlagen / jedoch aber demselben alles Geld selbsten zuzehlen/ und in seine eigene Hände liefern sollte; wodurch er so viel zu wege brachte/ daß derjenige Herr lernete Geld Plinius lib. 33. Nat. Hist. c. 3. kennen/ und wuste was das Verschwenden wäre. Keyser Nero lies des Pompeji Theatrum mit gantzem Golde bedecken/ Keyser Caligula/ da er/ als Keyser/ zum ersten mahl nach Rom kahm/ nahm aus der Römischen Schatz-Kammer sechs und zwantzig Blatten Goldes/ dreyhundert Pfund Müntze/ und lies sie zu oberst der Juliae Tempel unter das Volck werffen: Verspielete auf einmahl funfzehenmahl hundert tausend Gold-Gülden/ verthat Suetonius l. 4. in Vit. Caligulae. c. 37. in einem eintzigen Jahre sechs hundert und fünf und siebentzig Tonnen Goldes/ und weltzete sich öffters in seinem Saale im Gelde herum. Wie nun alle diejenigen mit deme/ was ihnen GOtt gönnet nicht zufrieden; Also ist ihnen auch/ wie die Exempel bezeugen/ nicht zuviel/ wenn sie allerhand Bubenstück und Laster begehen.

Die nutzbare Sparsamkeit. Was man ersparet/ das ist auch gewonnen. Wie der Geitz seine Mängel: also hat auch die Sparsamkeit ihren Nutzen: Magnum est certe Vectigal Parsimonia. Mann saget zwar: was man ersparet / das kommt für die Hunde/ alleine wer weis nicht/ daß die Sparsamkeit der Wohllust Hab und Güter abgekaufft? Alle Dinge dieses Zeitlichen soll man mit Vernunft und nicht nach dem Uberflusse gebrauchen. Was Einer ersparet/ das ist sein Gut/ und sein Gewinst; zertheilet er aber dasselbe ohne Noth/ so hat er sich die Schuld selbsten/ wenn er darbet/ beyzumessen. Alles was wir Menschen an zeitlichen Gütern besitzen/ das haben wir von GOTT. Wir haben nichts/ das wir nicht empfangen. Die Ameisen lernen und weisen uns/ wie wir sammlen sparen und zu ra the halten sollen. Was man in der Jugend sammlet/ das findet man im Alter. Ein guter Ausheber giebet einen guten Dargeber. Sparsamkeit ist eine

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Der Philosophus Chilon zu Lacedaemon                      sahe einen verschwenderischer Weise seine Güter verschencken/ zu dem sprach er:                      Wo es nicht nöthig/ da verschenckest du das Deine/ wo es aber nöthig/ da                      theilest du geringe Gaben aus/ und wirst darüber endlich selbst zum Bettler. Da                      der Griechische Geschicht-Schreiber Plutarchus einen reichen Verschwender sahe                      Oliven essen/ und Wasser trincken/ sprach Er zu demselben: hättest du                      jederzeit also gelebet/ so dürftest du jetzo dich mit einer so geringen                      Mahlzeit dich nicht abspeisen lassen. Der bekannte Epicurus sagte: Welchem                      Menschen das Wenige und Geringe nicht genug/ dem sey auch nichts genug.                      Wordurch er zu erkennen gab/ daß diejenige/ welche alles vollauf haben /                      gleichwohl damit nicht zu Frieden/ sondern sich täglich mehr Einkommens                      wündschen/ und wenn sie dasselbe überkommen/ so bemühen sie sich/ wie sie das                      Erworbene verschwenden/ und durch die Gurgel jagen mögen. Die Agyptische                      Königin Cleopatra war so verschwenderisch/ daß sie auch auf einem Panquete                      zweyhundert und funftzig tausend Gülden soll verthan haben. König Alphonsus in                      Arragonien hatte einen Edelmann an seinem Hofe/ welcher ohne Unterlaß Etwas vor                      sich ausbettelte/ so bald er aber etwas bekahm/ so bald verschwendete er auch                      solches. Da man dieses für den König brachte/ verwiese er ihm solches/ und                      sprach: dafern ich dir jederzeit/ wenn du was von mir begehrest/ willfahren                      sollte/ so würdest du mich eher zum Bettler/ als dich zum reichen Manne                      machen. In der Hand eines Verschwenders bleibet das Reichthum/ wie das Wasser                      in einem Siebe. Des Groß-Hertzogs zu Florentz Coßmi Magni Schatz-Meister                      beklagte sich eines Tages gegen Ihn/ wie desselben Printz so freygebig im                      Wegschencken wäre. Worauf der Hertzog befahl/ daß er ihm zwar nichts abschlagen                     / jedoch aber demselben alles Geld selbsten zuzehlen/ und in seine eigene Hände                      liefern sollte; wodurch er so viel zu wege brachte/ daß derjenige Herr lernete                      Geld <note place="left">Plinius lib. 33. Nat. Hist. c. 3.</note> kennen/ und                      wuste was das Verschwenden wäre. Keyser Nero lies des Pompeji Theatrum mit                      gantzem Golde bedecken/ Keyser Caligula/ da er/ als Keyser/ zum ersten mahl                      nach Rom kahm/ nahm aus der Römischen Schatz-Kammer sechs und zwantzig Blatten                      Goldes/ dreyhundert Pfund Müntze/ und lies sie zu oberst der Juliae Tempel                      unter das Volck werffen: Verspielete auf einmahl funfzehenmahl hundert tausend                      Gold-Gülden/ verthat <note place="left">Suetonius l. 4. in Vit. Caligulae. c.                          37.</note> in einem eintzigen Jahre sechs hundert und fünf und siebentzig                      Tonnen Goldes/ und weltzete sich öffters in seinem Saale im Gelde herum. Wie                      nun alle diejenigen mit deme/ was ihnen GOtt gönnet nicht zufrieden; Also ist                      ihnen auch/ wie die Exempel bezeugen/ nicht zuviel/ wenn sie allerhand                      Bubenstück und Laster begehen.</p>
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[330/0362] Der Philosophus Chilon zu Lacedaemon sahe einen verschwenderischer Weise seine Güter verschencken/ zu dem sprach er: Wo es nicht nöthig/ da verschenckest du das Deine/ wo es aber nöthig/ da theilest du geringe Gaben aus/ und wirst darüber endlich selbst zum Bettler. Da der Griechische Geschicht-Schreiber Plutarchus einen reichen Verschwender sahe Oliven essen/ und Wasser trincken/ sprach Er zu demselben: hättest du jederzeit also gelebet/ so dürftest du jetzo dich mit einer so geringen Mahlzeit dich nicht abspeisen lassen. Der bekannte Epicurus sagte: Welchem Menschen das Wenige und Geringe nicht genug/ dem sey auch nichts genug. Wordurch er zu erkennen gab/ daß diejenige/ welche alles vollauf haben / gleichwohl damit nicht zu Frieden/ sondern sich täglich mehr Einkommens wündschen/ und wenn sie dasselbe überkommen/ so bemühen sie sich/ wie sie das Erworbene verschwenden/ und durch die Gurgel jagen mögen. Die Agyptische Königin Cleopatra war so verschwenderisch/ daß sie auch auf einem Panquete zweyhundert und funftzig tausend Gülden soll verthan haben. König Alphonsus in Arragonien hatte einen Edelmann an seinem Hofe/ welcher ohne Unterlaß Etwas vor sich ausbettelte/ so bald er aber etwas bekahm/ so bald verschwendete er auch solches. Da man dieses für den König brachte/ verwiese er ihm solches/ und sprach: dafern ich dir jederzeit/ wenn du was von mir begehrest/ willfahren sollte/ so würdest du mich eher zum Bettler/ als dich zum reichen Manne machen. In der Hand eines Verschwenders bleibet das Reichthum/ wie das Wasser in einem Siebe. Des Groß-Hertzogs zu Florentz Coßmi Magni Schatz-Meister beklagte sich eines Tages gegen Ihn/ wie desselben Printz so freygebig im Wegschencken wäre. Worauf der Hertzog befahl/ daß er ihm zwar nichts abschlagen / jedoch aber demselben alles Geld selbsten zuzehlen/ und in seine eigene Hände liefern sollte; wodurch er so viel zu wege brachte/ daß derjenige Herr lernete Geld kennen/ und wuste was das Verschwenden wäre. Keyser Nero lies des Pompeji Theatrum mit gantzem Golde bedecken/ Keyser Caligula/ da er/ als Keyser/ zum ersten mahl nach Rom kahm/ nahm aus der Römischen Schatz-Kammer sechs und zwantzig Blatten Goldes/ dreyhundert Pfund Müntze/ und lies sie zu oberst der Juliae Tempel unter das Volck werffen: Verspielete auf einmahl funfzehenmahl hundert tausend Gold-Gülden/ verthat in einem eintzigen Jahre sechs hundert und fünf und siebentzig Tonnen Goldes/ und weltzete sich öffters in seinem Saale im Gelde herum. Wie nun alle diejenigen mit deme/ was ihnen GOtt gönnet nicht zufrieden; Also ist ihnen auch/ wie die Exempel bezeugen/ nicht zuviel/ wenn sie allerhand Bubenstück und Laster begehen. Plinius lib. 33. Nat. Hist. c. 3. Suetonius l. 4. in Vit. Caligulae. c. 37. Was man ersparet/ das ist auch gewonnen. Wie der Geitz seine Mängel: also hat auch die Sparsamkeit ihren Nutzen: Magnum est certe Vectigal Parsimonia. Mann saget zwar: was man ersparet / das kommt für die Hunde/ alleine wer weis nicht/ daß die Sparsamkeit der Wohllust Hab und Güter abgekaufft? Alle Dinge dieses Zeitlichen soll man mit Vernunft und nicht nach dem Uberflusse gebrauchen. Was Einer ersparet/ das ist sein Gut/ und sein Gewinst; zertheilet er aber dasselbe ohne Noth/ so hat er sich die Schuld selbsten/ wenn er darbet/ beyzumessen. Alles was wir Menschen an zeitlichen Gütern besitzen/ das haben wir von GOTT. Wir haben nichts/ das wir nicht empfangen. Die Ameisen lernen und weisen uns/ wie wir sammlen sparen und zu ra the halten sollen. Was man in der Jugend sammlet/ das findet man im Alter. Ein guter Ausheber giebet einen guten Dargeber. Sparsamkeit ist eine Die nutzbare Sparsamkeit.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/362>, abgerufen am 25.11.2024.