[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.ches verboth/ ie mehr nahmen sie Ursache darvon ihre Gedancken zu eröffnen. Sich in seinem eigenen Lobe erheben / ist ein Zeichen der Schwachheit; Sich bey einer jeden Sache beleidiget befinden / stehet keinem Verständigen zu. Man soll also das Lob und die Nachrede vermengen/ damit man sich an dem Einen nicht kützele/ noch bey dem Andern unterliege. Ein böses Gewissen entrüstet sich wider den/ welcher Ihm Böses nachredet/ ein gutes aber schlägt solches in den Wind. Als Keyser Carin dem Fünfften etliche Klage-Schrifften wider diejenigen/ so von seiner Regierung Ubels redeten/ übergeben wurden/ und man uf die Abstraffung derselben drunge / erzürnete Er sich über die/ so es anbrachten/ und warf solche Klag-Schrifften in das Feuer. Es ist zwischen denen eiteln und lasterhafften/ und zwischen denen bösen Reden und bösen Thaten oder Vornehmen nicht unbillich ein Unterscheid zu machen. Zu Rom straffete man nur die bösen Thaten/ nicht aber die Reden. Gleichwie es nun einem Fürsten sehr nöthig zu wissen/ was andere Leute von Ihme Ubels reden: Also gereichet es Ihm nicht zum geringen Nachtheil / wenn Er Verleumbdern und Fuchs-Schwäntzern gerne Gehör giebt. Beydes ein Verleumbder/ und der ihm zuhöret/ führet Gift auf der Zungen und im Hertzen. Was man einem mit löblichen Thaten nicht nachzuthun vermag/ das besudelt man mit der Verleumbdung. Eine böse Zunge und ein böses Ohr haben gleichen Effect. Da man den Welt-weisen Apollonium fragete: Wie man friedlich regieren könnte? gab Er zur Antwort: Wenn man wenigen gläubete. Keiner kan zugleich ein beständiger Freund/ und boßhaftiger Schmeichler seyn. Da Jener einen gedultigen Mann beleidigte/ sprach dieser: die scharffen Dörner vermögen nichts anders/ denn zu ritzen und zu stechen. Als der tapfere Feldherr Aetius der Hunnen König Attila aus dem Felde geschlagen/ ward Er bey dem Keyser Valentiniano in das Saltz gehauen/ als stünde Er Ihm nach der Crone und dem Leben. Worüber sich der Keyser entrüstete/ Ihn vor sich bringen ließ/ und unschuldig durchstach. Gleichwie aber die Verleumbdung an sich selbsten starck genug Ihr selbsten eine Grube zu graben: Also thut auch ein Verleumbder/ wenn Er ehrliche Leute beleidiget/ nichts anders/ als daß Er in die glünende Asche bläset/ und sich durch die Funcken die Augen selbst verletzet. Wer Böses von andern Leuten redet/ der giebet dadurch zu erkennen / daß es Ihm nur an der Gelegenheit auch Böses zu thun ermangele. Eine böse Zunge tödtet offtermahls ihrer Dreye zugleich: Nemlich den/ der sie höret/ die so sie beleidiget/ und endlich sich selbst. Alle Elementa lassen sich vergifften ausser das Feuer nicht: Alles verunreiniget eine lasterhafftige Zunge/ ohn allein die wahre Tugend nicht. Nichts ist bey grosser Herren Höfen schädlicher als Verleumbder und Ohren-Bläser. Ein Dieb ist ein schändnlich Ding/ ein Verleumbder noch viel schändlicher. Er ist verflucht/ weil Er den Frieden verwirret/ und verachtet/ weil Er alles in Gefahr setzet. Es funden etliche Hunde ein Löwen-Fell in dem Walde/ welches sie hin und wieder zerreten. Da dieses ein Fuchs gewar ward/ sprach er: Wenn dieser am Leben/ so würdet ihr inne werden/ daßseine Klauen schärffer als eure Zähne wären. Wodurch man zu verstehen geben wollen/ daß mancher nach seinem Tode auch sich schänden und lästern lassen mus/ da man Ihm bey seinem Leben nicht einen sauren Blick gegeben hätte. Wenn ein Verleumbder noch so viel Wesens macht/ so ist er nichts desto weniger unmächtig/ und wenn er in Ge- ches verboth/ ie mehr nahmen sie Ursache darvon ihre Gedancken zu eröffnen. Sich in seinem eigenen Lobe erheben / ist ein Zeichen der Schwachheit; Sich bey einer jeden Sache beleidiget befinden / stehet keinem Verständigen zu. Man soll also das Lob und die Nachrede vermengen/ damit man sich an dem Einen nicht kützele/ noch bey dem Andern unterliege. Ein böses Gewissen entrüstet sich wider den/ welcher Ihm Böses nachredet/ ein gutes aber schlägt solches in den Wind. Als Keyser Carin dem Fünfften etliche Klage-Schrifften wider diejenigen/ so von seiner Regierung Ubels redeten/ übergeben wurden/ und man uf die Abstraffung derselben drunge / erzürnete Er sich über die/ so es anbrachten/ und warf solche Klag-Schrifften in das Feuer. Es ist zwischen denen eiteln und lasterhafften/ und zwischen denen bösen Reden und bösen Thaten oder Vornehmen nicht unbillich ein Unterscheid zu machen. Zu Rom straffete man nur die bösen Thaten/ nicht aber die Reden. Gleichwie es nun einem Fürsten sehr nöthig zu wissen/ was andere Leute von Ihme Ubels reden: Also gereichet es Ihm nicht zum geringen Nachtheil / wenn Er Verleumbdern und Fuchs-Schwäntzern gerne Gehör giebt. Beydes ein Verleumbder/ und der ihm zuhöret/ führet Gift auf der Zungen und im Hertzen. Was man einem mit löblichen Thaten nicht nachzuthun vermag/ das besudelt man mit der Verleumbdung. Eine böse Zunge und ein böses Ohr haben gleichen Effect. Da man den Welt-weisen Apollonium fragete: Wie man friedlich regieren könnte? gab Er zur Antwort: Wenn man wenigen gläubete. Keiner kan zugleich ein beständiger Freund/ und boßhaftiger Schmeichler seyn. Da Jener einen gedultigen Mann beleidigte/ sprach dieser: die scharffen Dörner vermögen nichts anders/ denn zu ritzen und zu stechen. Als der tapfere Feldherr Aëtius der Hunnen König Attila aus dem Felde geschlagen/ ward Er bey dem Keyser Valentiniano in das Saltz gehauen/ als stünde Er Ihm nach der Crone und dem Leben. Worüber sich der Keyser entrüstete/ Ihn vor sich bringen ließ/ und unschuldig durchstach. Gleichwie aber die Verleumbdung an sich selbsten starck genug Ihr selbsten eine Grube zu graben: Also thut auch ein Verleumbder/ wenn Er ehrliche Leute beleidiget/ nichts anders/ als daß Er in die glünende Asche bläset/ und sich durch die Funcken die Augen selbst verletzet. Wer Böses von andern Leuten redet/ der giebet dadurch zu erkennen / daß es Ihm nur an der Gelegenheit auch Böses zu thun ermangele. Eine böse Zunge tödtet offtermahls ihrer Dreye zugleich: Nemlich den/ der sie höret/ die so sie beleidiget/ und endlich sich selbst. Alle Elementa lassen sich vergifften ausser das Feuer nicht: Alles verunreiniget eine lasterhafftige Zunge/ ohn allein die wahre Tugend nicht. Nichts ist bey grosser Herren Höfen schädlicher als Verleumbder und Ohren-Bläser. Ein Dieb ist ein schändnlich Ding/ ein Verleumbder noch viel schändlicher. Er ist verflucht/ weil Er den Frieden verwirret/ und verachtet/ weil Er alles in Gefahr setzet. Es funden etliche Hunde ein Löwen-Fell in dem Walde/ welches sie hin und wieder zerreten. Da dieses ein Fuchs gewar ward/ sprach er: Wenn dieser am Leben/ so würdet ihr inne werden/ daßseine Klauen schärffer als eure Zähne wären. Wodurch man zu verstehen geben wollen/ daß mancher nach seinem Tode auch sich schänden und lästern lassen mus/ da man Ihm bey seinem Leben nicht einen sauren Blick gegeben hätte. Wenn ein Verleumbder noch so viel Wesens macht/ so ist er nichts desto weniger unmächtig/ und wenn er in Ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0357" n="325"/> ches verboth/ ie mehr nahmen sie Ursache darvon ihre Gedancken zu eröffnen. Sich in seinem eigenen Lobe erheben / ist ein Zeichen der Schwachheit; Sich bey einer jeden Sache beleidiget befinden / stehet keinem Verständigen zu. Man soll also das Lob und die Nachrede vermengen/ damit man sich an dem Einen nicht kützele/ noch bey dem Andern unterliege. Ein böses Gewissen entrüstet sich wider den/ welcher Ihm Böses nachredet/ ein gutes aber schlägt solches in den Wind. Als Keyser Carin dem Fünfften etliche Klage-Schrifften wider diejenigen/ so von seiner Regierung Ubels redeten/ übergeben wurden/ und man uf die Abstraffung derselben drunge / erzürnete Er sich über die/ so es anbrachten/ und warf solche Klag-Schrifften in das Feuer. Es ist zwischen denen eiteln und lasterhafften/ und zwischen denen bösen Reden und bösen Thaten oder Vornehmen nicht unbillich ein Unterscheid zu machen. Zu Rom straffete man nur die bösen Thaten/ nicht aber die Reden. Gleichwie es nun einem Fürsten sehr nöthig zu wissen/ was andere Leute von Ihme Ubels reden: Also gereichet es Ihm nicht zum geringen Nachtheil / wenn Er Verleumbdern und Fuchs-Schwäntzern gerne Gehör giebt.</p> <p><note place="right">Beydes ein Verleumbder/ und der ihm zuhöret/ führet Gift auf der Zungen und im Hertzen.</note> Was man einem mit löblichen Thaten nicht nachzuthun vermag/ das besudelt man mit der Verleumbdung. Eine böse Zunge und ein böses Ohr haben gleichen Effect. Da man den Welt-weisen Apollonium fragete: Wie man friedlich regieren könnte? gab Er zur Antwort: Wenn man wenigen gläubete. Keiner kan zugleich ein beständiger Freund/ und boßhaftiger Schmeichler seyn. Da Jener einen gedultigen Mann beleidigte/ sprach dieser: die scharffen Dörner vermögen nichts anders/ denn zu ritzen und zu stechen. Als der tapfere Feldherr Aëtius der Hunnen König Attila aus dem Felde geschlagen/ ward Er bey dem Keyser Valentiniano in das Saltz gehauen/ als stünde Er Ihm nach der Crone und dem Leben. Worüber sich der Keyser entrüstete/ Ihn vor sich bringen ließ/ und unschuldig durchstach. Gleichwie aber die Verleumbdung an sich selbsten starck genug Ihr selbsten eine Grube zu graben: Also thut auch ein Verleumbder/ wenn Er ehrliche Leute beleidiget/ nichts anders/ als daß Er in die glünende Asche bläset/ und sich durch die Funcken die Augen selbst verletzet. Wer Böses von andern Leuten redet/ der giebet dadurch zu erkennen / daß es Ihm nur an der Gelegenheit auch Böses zu thun ermangele. Eine böse Zunge tödtet offtermahls ihrer Dreye zugleich: Nemlich den/ der sie höret/ die so sie beleidiget/ und endlich sich selbst. Alle Elementa lassen sich vergifften ausser das Feuer nicht: Alles verunreiniget eine lasterhafftige Zunge/ ohn allein die wahre Tugend nicht. Nichts ist bey grosser Herren Höfen schädlicher als Verleumbder und Ohren-Bläser. Ein Dieb ist ein schändnlich Ding/ ein Verleumbder noch viel schändlicher. Er ist verflucht/ weil Er den Frieden verwirret/ und verachtet/ weil Er alles in Gefahr setzet. Es funden etliche Hunde ein Löwen-Fell in dem Walde/ welches sie hin und wieder zerreten. Da dieses ein Fuchs gewar ward/ sprach er: Wenn dieser am Leben/ so würdet ihr inne werden/ daßseine Klauen schärffer als eure Zähne wären. Wodurch man zu verstehen geben wollen/ daß mancher nach seinem Tode auch sich schänden und lästern lassen mus/ da man Ihm bey seinem Leben nicht einen sauren Blick gegeben hätte. Wenn ein Verleumbder noch so viel Wesens macht/ so ist er nichts desto weniger unmächtig/ und wenn er in Ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [325/0357]
ches verboth/ ie mehr nahmen sie Ursache darvon ihre Gedancken zu eröffnen. Sich in seinem eigenen Lobe erheben / ist ein Zeichen der Schwachheit; Sich bey einer jeden Sache beleidiget befinden / stehet keinem Verständigen zu. Man soll also das Lob und die Nachrede vermengen/ damit man sich an dem Einen nicht kützele/ noch bey dem Andern unterliege. Ein böses Gewissen entrüstet sich wider den/ welcher Ihm Böses nachredet/ ein gutes aber schlägt solches in den Wind. Als Keyser Carin dem Fünfften etliche Klage-Schrifften wider diejenigen/ so von seiner Regierung Ubels redeten/ übergeben wurden/ und man uf die Abstraffung derselben drunge / erzürnete Er sich über die/ so es anbrachten/ und warf solche Klag-Schrifften in das Feuer. Es ist zwischen denen eiteln und lasterhafften/ und zwischen denen bösen Reden und bösen Thaten oder Vornehmen nicht unbillich ein Unterscheid zu machen. Zu Rom straffete man nur die bösen Thaten/ nicht aber die Reden. Gleichwie es nun einem Fürsten sehr nöthig zu wissen/ was andere Leute von Ihme Ubels reden: Also gereichet es Ihm nicht zum geringen Nachtheil / wenn Er Verleumbdern und Fuchs-Schwäntzern gerne Gehör giebt.
Was man einem mit löblichen Thaten nicht nachzuthun vermag/ das besudelt man mit der Verleumbdung. Eine böse Zunge und ein böses Ohr haben gleichen Effect. Da man den Welt-weisen Apollonium fragete: Wie man friedlich regieren könnte? gab Er zur Antwort: Wenn man wenigen gläubete. Keiner kan zugleich ein beständiger Freund/ und boßhaftiger Schmeichler seyn. Da Jener einen gedultigen Mann beleidigte/ sprach dieser: die scharffen Dörner vermögen nichts anders/ denn zu ritzen und zu stechen. Als der tapfere Feldherr Aëtius der Hunnen König Attila aus dem Felde geschlagen/ ward Er bey dem Keyser Valentiniano in das Saltz gehauen/ als stünde Er Ihm nach der Crone und dem Leben. Worüber sich der Keyser entrüstete/ Ihn vor sich bringen ließ/ und unschuldig durchstach. Gleichwie aber die Verleumbdung an sich selbsten starck genug Ihr selbsten eine Grube zu graben: Also thut auch ein Verleumbder/ wenn Er ehrliche Leute beleidiget/ nichts anders/ als daß Er in die glünende Asche bläset/ und sich durch die Funcken die Augen selbst verletzet. Wer Böses von andern Leuten redet/ der giebet dadurch zu erkennen / daß es Ihm nur an der Gelegenheit auch Böses zu thun ermangele. Eine böse Zunge tödtet offtermahls ihrer Dreye zugleich: Nemlich den/ der sie höret/ die so sie beleidiget/ und endlich sich selbst. Alle Elementa lassen sich vergifften ausser das Feuer nicht: Alles verunreiniget eine lasterhafftige Zunge/ ohn allein die wahre Tugend nicht. Nichts ist bey grosser Herren Höfen schädlicher als Verleumbder und Ohren-Bläser. Ein Dieb ist ein schändnlich Ding/ ein Verleumbder noch viel schändlicher. Er ist verflucht/ weil Er den Frieden verwirret/ und verachtet/ weil Er alles in Gefahr setzet. Es funden etliche Hunde ein Löwen-Fell in dem Walde/ welches sie hin und wieder zerreten. Da dieses ein Fuchs gewar ward/ sprach er: Wenn dieser am Leben/ so würdet ihr inne werden/ daßseine Klauen schärffer als eure Zähne wären. Wodurch man zu verstehen geben wollen/ daß mancher nach seinem Tode auch sich schänden und lästern lassen mus/ da man Ihm bey seinem Leben nicht einen sauren Blick gegeben hätte. Wenn ein Verleumbder noch so viel Wesens macht/ so ist er nichts desto weniger unmächtig/ und wenn er in Ge-
Beydes ein Verleumbder/ und der ihm zuhöret/ führet Gift auf der Zungen und im Hertzen.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/357>, abgerufen am 15.08.2024. |