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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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haltener Reue von den Göttern in einen Myrrhen-Baum verwandelt/ da Sie denn erst den Sohn Adonidem gebahr: Diese Lehre gehet nach deß Chrysostomi Meinung dahin/ quod mulier sit necessarium Malum, naturalis Tentatio, Domesticum Periculum, & delectabile detrimentum: Daß ein Weib ein nöthiges Ubel/ eine natürliche Anfechtung/ eine einheimische Gefahr / und belustigte Schädlichkeit sey. Nachdem nun Adonis erwachsen/ und die Venus mit ihme vielfältige Liebe gepflogen/ hinterließ sie ihm endlich bey ihrem Abschiede diese Warnung/ daß er sich für Löwen/ Bären/ und wilden Schweinen wohl vorsehen sollte. Adonis schlug dieses in den Wind/ traff auf der Tagt ein hauendes Schwein an/ und wollte dasselbe erlegen; Das Schwein aber warff ihn unter sich/ und brachte denselben also umb sein Leben. Die Mutter des Adonidis kunte eher nicht gebähren Sie war dann in einen Baum verwandelt/ das ist/ ehe und bevor sie Reue und Leid über ihre Sünde trug/ und ihr kein Mensch mehr ihre Thorheit vorwerffen kunte. Die Venus verließ umb des Adonidis willen ihren Himmel/ und begaß sich auf den Erdboden: Ihrer viel verscherzen umb der schnöden Wohllust willen das Ewige/ und kleben an dem Irrdischen. Der Mißbrauch des Weydewercks gehöret zur Wohllust. Alle die jenigen/ weiche sich mit der Veneris Buhlen in Welt-Lüsten zu sehr vertieffen/ die fallen endlich in die Stricke des Untergangs: Mit der schönen Atalanta läufft die Welt dem Bedünck en nach eines klugen und geraden Weeges/ wenn man aber den Lauff eines ehrlichen und frommen Wandels vor sich nehmen solle/ da ist man zum gehen lahm/ zum sehen blind/ und zur Nachfolge hokkericht und bocklicht.

Bey dem Dritten Jagen hat man oben gesehen/ wie unter andern auch Wölffe / Füchse und Dachse gehetzet worden.

Des Wolffs Eigenschafft. Aristoteles. Plinius. Barth lib. 18. cap. 69. Der Wolff ist eines von denen rauberischen/ schädlichsten und freßhafftigsten Thieren/ schlucket das Fleisch fast mit Haut und Beinen in sich/ daß er offters solche Stücken wieder von sich geben muß: Wenn er einmahl satt/ kan er etliche Tage Hunger leiden: Er hat sehr scharffe/ und feurige Augen/ ein scharffes Gebiß/ siehet scheel über Ecke/ und seine Stärcke bestehet in dem fordersten Theile des Leibes/ in den Schultern/ Brust/ Beinen / Hals und Haupte. Er beläufft sich auf Art der Hunde des Jahrs über einmahl und zwar nach Weihenachten. Er ist kühne/ listig und räuberisch: Wann ihn hungert / würget er alles/ was er antrifft/ wenn er aber satt/ thut er leichtlich keinen Schaden. Wenn er umschlossen/ so ist er gantz furchtsam und verzagt. Denn es wird ergehlt/ wie Historia von ihm. Justin[unleserliches Material] Goblerus ein altes Weib unversehens in eine Wolffs-Grube gefallen / und darinnen einen Wolff und Fuchs vor sich gefunden; Alle dreye wären aus Furcht an ihren Oertern sitzen blieben/ nachdem aber des Morgens der Haus-Herr die Grube besichtiget/ hätte er den wunderlichen Fang erblikket/ hierauf der Frauer zugeruffen/ und weil er gesehen/ daß sie noch gelebet/ an einer Leiter hinunter gestiegen/ den Wolff und Fuchs erschlagen/ und der halb-verstorbenen Frauen wieder herauf geholffen. Die Thiere/ so Hörner haben/ greifft er von hinten zu an/ und damit auch die Wölffe/ wenn sie über einen Fluß schwimmen / nicht von den Wellen zerstreuet werden/ so soll einer den andern mit seinem Gebisse bey dem Schwanze fassen/ und also nach der Ordnung hinüber schwimmen. Alle Thiere/ wie bekannt/ haben ihre Feinde/ für denen sie sich gleichsam von Natur fürchten/ oder zwischen denen eine natürliche Widerwärtigkeit zuseyn

haltener Reue von den Göttern in einen Myrrhen-Baum verwandelt/ da Sie denn erst den Sohn Adonidem gebahr: Diese Lehre gehet nach deß Chrysostomi Meinung dahin/ quod mulier sit necessarium Malum, naturalis Tentatio, Domesticum Periculum, & delectabile detrimentum: Daß ein Weib ein nöthiges Ubel/ eine natürliche Anfechtung/ eine einheimische Gefahr / und belustigte Schädlichkeit sey. Nachdem nun Adonis erwachsen/ und die Venus mit ihme vielfältige Liebe gepflogen/ hinterließ sie ihm endlich bey ihrem Abschiede diese Warnung/ daß er sich für Löwen/ Bären/ und wilden Schweinen wohl vorsehen sollte. Adonis schlug dieses in den Wind/ traff auf der Tagt ein hauendes Schwein an/ und wollte dasselbe erlegen; Das Schwein aber warff ihn unter sich/ und brachte denselben also umb sein Leben. Die Mutter des Adonidis kunte eher nicht gebähren Sie war dann in einen Baum verwandelt/ das ist/ ehe und bevor sie Reue und Leid über ihre Sünde trug/ und ihr kein Mensch mehr ihre Thorheit vorwerffen kunte. Die Venus verließ umb des Adonidis willen ihren Himmel/ und begaß sich auf den Erdboden: Ihrer viel verscherzen umb der schnöden Wohllust willen das Ewige/ und kleben an dem Irrdischen. Der Mißbrauch des Weydewercks gehöret zur Wohllust. Alle die jenigen/ weiche sich mit der Veneris Buhlen in Welt-Lüsten zu sehr vertieffen/ die fallen endlich in die Stricke des Untergangs: Mit der schönen Atalanta läufft die Welt dem Bedünck en nach eines klugen und geraden Weeges/ wenn man aber den Lauff eines ehrlichen und frommen Wandels vor sich nehmen solle/ da ist man zum gehen lahm/ zum sehen blind/ und zur Nachfolge hokkericht und bocklicht.

Bey dem Dritten Jagen hat man oben gesehen/ wie unter andern auch Wölffe / Füchse und Dachse gehetzet worden.

Des Wolffs Eigenschafft. Aristoteles. Plinius. Barth lib. 18. cap. 69. Der Wolff ist eines von denen rauberischen/ schädlichsten und freßhafftigsten Thieren/ schlucket das Fleisch fast mit Haut und Beinen in sich/ daß er offters solche Stücken wieder von sich geben muß: Wenn er einmahl satt/ kan er etliche Tage Hunger leiden: Er hat sehr scharffe/ und feurige Augen/ ein scharffes Gebiß/ siehet scheel über Ecke/ und seine Stärcke bestehet in dem fordersten Theile des Leibes/ in den Schultern/ Brust/ Beinen / Hals und Haupte. Er beläufft sich auf Art der Hunde des Jahrs über einmahl und zwar nach Weihenachten. Er ist kühne/ listig und räuberisch: Wann ihn hungert / würget er alles/ was er antrifft/ wenn er aber satt/ thut er leichtlich keinen Schaden. Wenn er umschlossen/ so ist er gantz furchtsam und verzagt. Denn es wird ergehlt/ wie Historia von ihm. Justin[unleserliches Material] Goblerus ein altes Weib unversehens in eine Wolffs-Grube gefallen / und darinnen einen Wolff und Fuchs vor sich gefunden; Alle dreye wären aus Furcht an ihren Oertern sitzen blieben/ nachdem aber des Morgens der Haus-Herr die Grube besichtiget/ hätte er den wunderlichen Fang erblikket/ hierauf der Frauer zugeruffen/ und weil er gesehen/ daß sie noch gelebet/ an einer Leiter hinunter gestiegen/ den Wolff und Fuchs erschlagen/ und der halb-verstorbenen Frauen wieder herauf geholffen. Die Thiere/ so Hörner haben/ greifft er von hinten zu an/ und damit auch die Wölffe/ wenn sie über einen Fluß schwimmen / nicht von den Wellen zerstreuet werden/ so soll einer den andern mit seinem Gebisse bey dem Schwanze fassen/ und also nach der Ordnung hinüber schwimmen. Alle Thiere/ wie bekañt/ haben ihre Feinde/ für denen sie sich gleichsam von Natur fürchten/ oder zwischen denen eine natürliche Widerwärtigkeit zuseyn

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haltener Reue von den Göttern in einen                      Myrrhen-Baum verwandelt/ da Sie denn erst den Sohn Adonidem gebahr: Diese Lehre                      gehet nach deß Chrysostomi Meinung dahin/ quod mulier sit necessarium Malum,                      naturalis Tentatio, Domesticum Periculum, &amp; delectabile detrimentum: Daß ein                      Weib ein nöthiges Ubel/ eine natürliche Anfechtung/ eine einheimische Gefahr /                      und belustigte Schädlichkeit sey. Nachdem nun Adonis erwachsen/ und die Venus                      mit ihme vielfältige Liebe gepflogen/ hinterließ sie ihm endlich bey ihrem                      Abschiede diese Warnung/ daß er sich für Löwen/ Bären/ und wilden Schweinen                      wohl vorsehen sollte. Adonis schlug dieses in den Wind/ traff auf der Tagt ein                      hauendes Schwein an/ und wollte dasselbe erlegen; Das Schwein aber warff ihn                      unter sich/ und brachte denselben also umb sein Leben. Die Mutter des Adonidis                      kunte eher nicht gebähren Sie war dann in einen Baum verwandelt/ das ist/ ehe                      und bevor sie Reue und Leid über ihre Sünde trug/ und ihr kein Mensch mehr ihre                      Thorheit vorwerffen kunte. Die Venus verließ umb des Adonidis willen ihren                      Himmel/ und begaß sich auf den Erdboden: Ihrer viel verscherzen umb der                      schnöden Wohllust willen das Ewige/ und kleben an dem Irrdischen. Der Mißbrauch                      des Weydewercks gehöret zur Wohllust. Alle die jenigen/ weiche sich mit der                      Veneris Buhlen in Welt-Lüsten zu sehr vertieffen/ die fallen endlich in die                      Stricke des Untergangs: Mit der schönen Atalanta läufft die Welt dem Bedünck en                      nach eines klugen und geraden Weeges/ wenn man aber den Lauff eines ehrlichen                      und frommen Wandels vor sich nehmen solle/ da ist man zum gehen lahm/ zum                      sehen blind/ und zur Nachfolge hokkericht und bocklicht.</p>
        <p>Bey dem Dritten Jagen hat man oben gesehen/ wie unter andern auch Wölffe /                      Füchse und Dachse gehetzet worden.</p>
        <p><note place="right">Des Wolffs Eigenschafft. Aristoteles. Plinius. Barth lib. 18.                          cap. 69.</note> Der Wolff ist eines von denen rauberischen/ schädlichsten                      und freßhafftigsten Thieren/ schlucket das Fleisch fast mit Haut und Beinen in                      sich/ daß er offters solche Stücken wieder von sich geben muß: Wenn er einmahl                      satt/ kan er etliche Tage Hunger leiden: Er hat sehr scharffe/ und feurige                      Augen/ ein scharffes Gebiß/ siehet scheel über Ecke/ und seine Stärcke                      bestehet in dem fordersten Theile des Leibes/ in den Schultern/ Brust/ Beinen                     / Hals und Haupte. Er beläufft sich auf Art der Hunde des Jahrs über einmahl und                      zwar nach Weihenachten. Er ist kühne/ listig und räuberisch: Wann ihn hungert /                      würget er alles/ was er antrifft/ wenn er aber satt/ thut er leichtlich                      keinen Schaden. Wenn er umschlossen/ so ist er gantz furchtsam und verzagt.                      Denn es wird ergehlt/ wie <note place="right">Historia von ihm. Justin<gap reason="illegible"/>                          Goblerus</note> ein altes Weib unversehens in eine Wolffs-Grube gefallen /                      und darinnen einen Wolff und Fuchs vor sich gefunden; Alle dreye wären aus                      Furcht an ihren Oertern sitzen blieben/ nachdem aber des Morgens der Haus-Herr                      die Grube besichtiget/ hätte er den wunderlichen Fang erblikket/ hierauf der                      Frauer zugeruffen/ und weil er gesehen/ daß sie noch gelebet/ an einer Leiter                      hinunter gestiegen/ den Wolff und Fuchs erschlagen/ und der halb-verstorbenen                      Frauen wieder herauf geholffen. Die Thiere/ so Hörner haben/ greifft er von                      hinten zu an/ und damit auch die Wölffe/ wenn sie über einen Fluß schwimmen /                      nicht von den Wellen zerstreuet werden/ so soll einer den andern mit seinem                      Gebisse bey dem Schwanze fassen/ und also nach der Ordnung hinüber schwimmen.                      Alle Thiere/ wie bekan&#x0303;t/ haben ihre Feinde/ für denen sie sich                      gleichsam von Natur fürchten/ oder zwischen denen eine natürliche                      Widerwärtigkeit zuseyn
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[243/0273] haltener Reue von den Göttern in einen Myrrhen-Baum verwandelt/ da Sie denn erst den Sohn Adonidem gebahr: Diese Lehre gehet nach deß Chrysostomi Meinung dahin/ quod mulier sit necessarium Malum, naturalis Tentatio, Domesticum Periculum, & delectabile detrimentum: Daß ein Weib ein nöthiges Ubel/ eine natürliche Anfechtung/ eine einheimische Gefahr / und belustigte Schädlichkeit sey. Nachdem nun Adonis erwachsen/ und die Venus mit ihme vielfältige Liebe gepflogen/ hinterließ sie ihm endlich bey ihrem Abschiede diese Warnung/ daß er sich für Löwen/ Bären/ und wilden Schweinen wohl vorsehen sollte. Adonis schlug dieses in den Wind/ traff auf der Tagt ein hauendes Schwein an/ und wollte dasselbe erlegen; Das Schwein aber warff ihn unter sich/ und brachte denselben also umb sein Leben. Die Mutter des Adonidis kunte eher nicht gebähren Sie war dann in einen Baum verwandelt/ das ist/ ehe und bevor sie Reue und Leid über ihre Sünde trug/ und ihr kein Mensch mehr ihre Thorheit vorwerffen kunte. Die Venus verließ umb des Adonidis willen ihren Himmel/ und begaß sich auf den Erdboden: Ihrer viel verscherzen umb der schnöden Wohllust willen das Ewige/ und kleben an dem Irrdischen. Der Mißbrauch des Weydewercks gehöret zur Wohllust. Alle die jenigen/ weiche sich mit der Veneris Buhlen in Welt-Lüsten zu sehr vertieffen/ die fallen endlich in die Stricke des Untergangs: Mit der schönen Atalanta läufft die Welt dem Bedünck en nach eines klugen und geraden Weeges/ wenn man aber den Lauff eines ehrlichen und frommen Wandels vor sich nehmen solle/ da ist man zum gehen lahm/ zum sehen blind/ und zur Nachfolge hokkericht und bocklicht. Bey dem Dritten Jagen hat man oben gesehen/ wie unter andern auch Wölffe / Füchse und Dachse gehetzet worden. Der Wolff ist eines von denen rauberischen/ schädlichsten und freßhafftigsten Thieren/ schlucket das Fleisch fast mit Haut und Beinen in sich/ daß er offters solche Stücken wieder von sich geben muß: Wenn er einmahl satt/ kan er etliche Tage Hunger leiden: Er hat sehr scharffe/ und feurige Augen/ ein scharffes Gebiß/ siehet scheel über Ecke/ und seine Stärcke bestehet in dem fordersten Theile des Leibes/ in den Schultern/ Brust/ Beinen / Hals und Haupte. Er beläufft sich auf Art der Hunde des Jahrs über einmahl und zwar nach Weihenachten. Er ist kühne/ listig und räuberisch: Wann ihn hungert / würget er alles/ was er antrifft/ wenn er aber satt/ thut er leichtlich keinen Schaden. Wenn er umschlossen/ so ist er gantz furchtsam und verzagt. Denn es wird ergehlt/ wie ein altes Weib unversehens in eine Wolffs-Grube gefallen / und darinnen einen Wolff und Fuchs vor sich gefunden; Alle dreye wären aus Furcht an ihren Oertern sitzen blieben/ nachdem aber des Morgens der Haus-Herr die Grube besichtiget/ hätte er den wunderlichen Fang erblikket/ hierauf der Frauer zugeruffen/ und weil er gesehen/ daß sie noch gelebet/ an einer Leiter hinunter gestiegen/ den Wolff und Fuchs erschlagen/ und der halb-verstorbenen Frauen wieder herauf geholffen. Die Thiere/ so Hörner haben/ greifft er von hinten zu an/ und damit auch die Wölffe/ wenn sie über einen Fluß schwimmen / nicht von den Wellen zerstreuet werden/ so soll einer den andern mit seinem Gebisse bey dem Schwanze fassen/ und also nach der Ordnung hinüber schwimmen. Alle Thiere/ wie bekañt/ haben ihre Feinde/ für denen sie sich gleichsam von Natur fürchten/ oder zwischen denen eine natürliche Widerwärtigkeit zuseyn Des Wolffs Eigenschafft. Aristoteles. Plinius. Barth lib. 18. cap. 69. Historia von ihm. Justin_ Goblerus

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/273>, abgerufen am 26.11.2024.