[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Hertzog Withold in Littauen ließ die zum Tode Verurtheileten in eine Bären-Haut nehen/ und sic mit Hunden hetzen; dergleichen that auch der Thessalische König Alexander Pherenius / welcher hernach zur Belohnung für die verübte Tyranney im Bette erstochen ward. Viel anders machte es Pabst Felix der Fünffte. Denn nachdem er von etlichen ausländischen Legaten gefraget/ ob Er auch viel auf ansehnliche Hunde hielte? Ja/ sagte er/ zeigete denenselben deß andern Tages darauf eine Menge armer Leute/ und sprach: Sehet diß sind meine Hunde/ welche ich täglich ernähre/ und durch die ich das Himmelreich zu erjagen verhoffe. Das Wildpreth will gepfeffert seyn. Aus der Lust soll man keine Unlust machen: König Mithridates in Ponto lage dem Weydwercke stets ob/ so gar/ daß er gantzer 7. Jahr unter kein Dach kam. Jener Klügling sagte/ es wäre sein Beruff/ die Gaben Gottes zu erwürgen. Paulus Oderbornius. Von dem grausamen Tyrannen Johann Basilide Groß-Fürsten in Moßkau erzehlet man/ daß er zu seinen Jagten niemals weder Jäger/ Schützen/ noch Pferde/ sondern zu den Bären und anderer grausamen wilden Thier-Jagten seine Gefangene gebraucht / welche sich nun gegen die Bestien männlich gewehret/ und etliche deroselben umgebracht/ die beschenckte er/ die Andern aber büsseten darüber ihr Leben ein. Hier heisst es nicht unrecht/ der Teufel blaset bey solchen Jagen den Rüden ab. Viel sanfftmüthiger erzeigte sich hierinnen Hertzog Alphonsus von Ferrara. Denn ob er gleich das Wildschiessen bey Leib- und Lebens-Straffe verboth/ so straffte Er doch keinen/ sondern wann Einer dadurch das Leben verwircket/ ließ er ihm für seine Wohnung Hirschhörner aufhencken/ damit Er denen Andern ein Schrecken einjagte. Als Keyser Domitius noch die Provintz Sicilien verwaltete/ ließ er um einer gefällten Saue willen einen Hirten kreutzigen/ ob er gleich dieselbe nicht genossen. Keyser Adrianus fiel in diesem Stücke seinen Unterthanen zum höchsten beschwerlich. Besold. in thes. practico. Cambdenus. Das Jagen ist zwar/ sagen die Politici/ eine Königliche Lust/ die allen Stands-Personen wol anständig/ man soll aber die Unkosten/ den Verlust/ und den Schaden seiner Unterthanen wohl überlegen/ und erwegen. Der Türckische Keyser Amurath der Erste hatte nicht allein eine grosse Anzahl Falcken/ sondern auch viertzig tausend Hunde. Keyser Bajazeth der Dritte hielte stets sieben tausend Männer / so ihm seine Habichte warteten/ und bestellte seine Jagten mit sechstausend Jagt-Hunden. Als Churfürst Johannsen zu Sachsen von Etlichen gerathen worden / daß er seine Söhne nicht zu viel in der Schulfüchserey erziehen/ sondern sie bey Seite stellen/ und vielmehr zum Jagen/ Reuten/ und andern ritterlichen Tugenden abrichten lassen sollte/ gab er zur Antwort: Dieses/ wie man sich der wilden Thiere erwehren/ ein Pferd wohl tummeln/ und andere adeliche Exercitia vor die Hand nehmen solle/ das weiset die Ubung; Wie man aber löblich leben / Christlich regieren/ und seinem Land und Leuten wohl vorstehen könne/ darzu werden gelehrte Leute/ gute Bücher/ und eine geraume Zeit erfordert. Cambdenus in descript. Britanniae. Niemand soll die Thiere hegen/ und die Unterthanen beleidigen. Vom Könige Guilielmo Normanno in Engeland wird gemeldet/ daß er zu Erweiterung seines Geheges in der Provintz Hantshiere an die dreyssig Meilweges in Umkreise gantze Städte/ Kirchen und Dörffer ausrotten/ und die Unterthanen davon aus Begierde zum Jagen vetreiben / und auf die/ welche einem Wilde nachgestellet/ eine harte Geld- und andere Straffe setzen lassen; Es hieß aber/ wie gesündiget/ so gestrafft: Denn sein Sohn Richard ward nachgehends in eben demselben Walde unversehens mit einem Pfeile durchschossen/ A. C. 1676. der ander Sohn aber Guilielmus Rufus bekam die Pest/ daß er starb. Mahomet der Vierte Türckische Keyser soll einesmals auf der Jagt Hertzog Withold in Littauen ließ die zum Tode Verurtheileten in eine Bären-Haut nehen/ und sic mit Hunden hetzen; dergleichen that auch der Thessalische König Alexander Pherenius / welcher hernach zur Belohnung für die verübte Tyranney im Bette erstochen ward. Viel anders machte es Pabst Felix der Fünffte. Denn nachdem er von etlichen ausländischen Legaten gefraget/ ob Er auch viel auf ansehnliche Hunde hielte? Ja/ sagte er/ zeigete denenselben deß andern Tages darauf eine Menge armer Leute/ und sprach: Sehet diß sind meine Hunde/ welche ich täglich ernähre/ und durch die ich das Himmelreich zu erjagen verhoffe. Das Wildpreth will gepfeffert seyn. Aus der Lust soll man keine Unlust machen: König Mithridates in Ponto lage dem Weydwercke stets ob/ so gar/ daß er gantzer 7. Jahr unter kein Dach kam. Jener Klügling sagte/ es wäre sein Beruff/ die Gaben Gottes zu erwürgen. Paulus Oderbornius. Von dem grausamen Tyrannen Johann Basilide Groß-Fürsten in Moßkau erzehlet man/ daß er zu seinen Jagten niemals weder Jäger/ Schützen/ noch Pferde/ sondern zu den Bären und anderer grausamen wilden Thier-Jagten seine Gefangene gebraucht / welche sich nun gegen die Bestien männlich gewehret/ und etliche deroselben umgebracht/ die beschenckte er/ die Andern aber büsseten darüber ihr Leben ein. Hier heisst es nicht unrecht/ der Teufel blaset bey solchen Jagen den Rüden ab. Viel sanfftmüthiger erzeigte sich hierinnen Hertzog Alphonsus von Ferrara. Denn ob er gleich das Wildschiessen bey Leib- und Lebens-Straffe verboth/ so straffte Er doch keinen/ sondern wann Einer dadurch das Leben verwircket/ ließ er ihm für seine Wohnung Hirschhörner aufhencken/ damit Er denen Andern ein Schrecken einjagte. Als Keyser Domitius noch die Provintz Sicilien verwaltete/ ließ er um einer gefällten Saue willen einen Hirten kreutzigen/ ob er gleich dieselbe nicht genossen. Keyser Adrianus fiel in diesem Stücke seinen Unterthanen zum höchsten beschwerlich. Besold. in thes. practico. Cambdenus. Das Jagen ist zwar/ sagen die Politici/ eine Königliche Lust/ die allen Stands-Personen wol anständig/ man soll aber die Unkosten/ den Verlust/ und den Schaden seiner Unterthanen wohl überlegen/ und erwegen. Der Türckische Keyser Amurath der Erste hatte nicht allein eine grosse Anzahl Falcken/ sondern auch viertzig tausend Hunde. Keyser Bajazeth der Dritte hielte stets sieben tausend Männer / so ihm seine Habichte warteten/ und bestellte seine Jagten mit sechstausend Jagt-Hunden. Als Churfürst Johannsen zu Sachsen von Etlichen gerathen worden / daß er seine Söhne nicht zu viel in der Schulfüchserey erziehen/ sondern sie bey Seite stellen/ und vielmehr zum Jagen/ Reuten/ und andern ritterlichen Tugenden abrichten lassen sollte/ gab er zur Antwort: Dieses/ wie man sich der wilden Thiere erwehren/ ein Pferd wohl tummeln/ und andere adeliche Exercitia vor die Hand nehmen solle/ das weiset die Ubung; Wie man aber löblich leben / Christlich regieren/ und seinem Land und Leuten wohl vorstehen könne/ darzu werden gelehrte Leute/ gute Bücher/ und eine geraume Zeit erfordert. Cambdenus in descript. Britanniae. Niemand soll die Thiere hegen/ und die Unterthanen beleidigen. Vom Könige Guilielmo Normanno in Engeland wird gemeldet/ daß er zu Erweiterung seines Geheges in der Provintz Hantshiere an die dreyssig Meilweges in Umkreise gantze Städte/ Kirchen und Dörffer ausrotten/ und die Unterthanen davon aus Begierde zum Jagen vetreiben / und auf die/ welche einem Wilde nachgestellet/ eine harte Geld- und andere Straffe setzen lassen; Es hieß aber/ wie gesündiget/ so gestrafft: Denn sein Sohn Richard ward nachgehends in eben demselben Walde unversehens mit einem Pfeile durchschossen/ A. C. 1676. der ander Sohn aber Guilielmus Rufus bekam die Pest/ daß er starb. Mahomet der Vierte Türckische Keyser soll einesmals auf der Jagt <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0253" n="223"/> Hertzog Withold in Littauen ließ die zum Tode Verurtheileten in eine Bären-Haut nehen/ und sic mit Hunden hetzen; dergleichen that auch der Thessalische König Alexander Pherenius / welcher hernach zur Belohnung für die verübte Tyranney im Bette erstochen ward. Viel anders machte es Pabst Felix der Fünffte. Denn nachdem er von etlichen ausländischen Legaten gefraget/ ob Er auch viel auf ansehnliche Hunde hielte? Ja/ sagte er/ zeigete denenselben deß andern Tages darauf eine Menge armer Leute/ und sprach: Sehet diß sind meine Hunde/ welche ich täglich ernähre/ und durch die ich das Himmelreich zu erjagen verhoffe. Das Wildpreth will gepfeffert seyn. Aus der Lust soll man keine Unlust machen: König Mithridates in Ponto lage dem Weydwercke stets ob/ so gar/ daß er gantzer 7. Jahr unter kein Dach kam. Jener Klügling sagte/ es wäre sein Beruff/ die Gaben Gottes zu erwürgen. <note place="right">Paulus Oderbornius.</note> Von dem grausamen Tyrannen Johann Basilide Groß-Fürsten in Moßkau erzehlet man/ daß er zu seinen Jagten niemals weder Jäger/ Schützen/ noch Pferde/ sondern zu den Bären und anderer grausamen wilden Thier-Jagten seine Gefangene gebraucht / welche sich nun gegen die Bestien männlich gewehret/ und etliche deroselben umgebracht/ die beschenckte er/ die Andern aber büsseten darüber ihr Leben ein. Hier heisst es nicht unrecht/ der Teufel blaset bey solchen Jagen den Rüden ab. Viel sanfftmüthiger erzeigte sich hierinnen Hertzog Alphonsus von Ferrara. Denn ob er gleich das Wildschiessen bey Leib- und Lebens-Straffe verboth/ so straffte Er doch keinen/ sondern wann Einer dadurch das Leben verwircket/ ließ er ihm für seine Wohnung Hirschhörner aufhencken/ damit Er denen Andern ein Schrecken einjagte. Als Keyser Domitius noch die Provintz Sicilien verwaltete/ ließ er um einer gefällten Saue willen einen Hirten kreutzigen/ ob er gleich dieselbe nicht genossen. Keyser Adrianus fiel in diesem Stücke seinen Unterthanen zum höchsten beschwerlich.</p> <p><note place="right">Besold. in thes. practico. Cambdenus.</note> Das Jagen ist zwar/ sagen die Politici/ eine Königliche Lust/ die allen Stands-Personen wol anständig/ man soll aber die Unkosten/ den Verlust/ und den Schaden seiner Unterthanen wohl überlegen/ und erwegen. Der Türckische Keyser Amurath der Erste hatte nicht allein eine grosse Anzahl Falcken/ sondern auch viertzig tausend Hunde. Keyser Bajazeth der Dritte hielte stets sieben tausend Männer / so ihm seine Habichte warteten/ und bestellte seine Jagten mit sechstausend Jagt-Hunden. Als Churfürst Johannsen zu Sachsen von Etlichen gerathen worden / daß er seine Söhne nicht zu viel in der Schulfüchserey erziehen/ sondern sie bey Seite stellen/ und vielmehr zum Jagen/ Reuten/ und andern ritterlichen Tugenden abrichten lassen sollte/ gab er zur Antwort: Dieses/ wie man sich der wilden Thiere erwehren/ ein Pferd wohl tummeln/ und andere adeliche Exercitia vor die Hand nehmen solle/ das weiset die Ubung; Wie man aber löblich leben / Christlich regieren/ und seinem Land und Leuten wohl vorstehen könne/ darzu werden gelehrte Leute/ gute Bücher/ und eine geraume Zeit erfordert. <note place="right">Cambdenus in descript. Britanniae.</note> Niemand soll die Thiere hegen/ und die Unterthanen beleidigen. Vom Könige Guilielmo Normanno in Engeland wird gemeldet/ daß er zu Erweiterung seines Geheges in der Provintz Hantshiere an die dreyssig Meilweges in Umkreise gantze Städte/ Kirchen und Dörffer ausrotten/ und die Unterthanen davon aus Begierde zum Jagen vetreiben / und auf die/ welche einem Wilde nachgestellet/ eine harte Geld- und andere Straffe setzen lassen; Es hieß aber/ wie gesündiget/ so gestrafft: Denn sein Sohn Richard ward nachgehends in eben demselben Walde unversehens mit einem Pfeile durchschossen/ <note place="right">A. C. 1676.</note> der ander Sohn aber Guilielmus Rufus bekam die Pest/ daß er starb. Mahomet der Vierte Türckische Keyser soll einesmals auf der Jagt </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0253]
Hertzog Withold in Littauen ließ die zum Tode Verurtheileten in eine Bären-Haut nehen/ und sic mit Hunden hetzen; dergleichen that auch der Thessalische König Alexander Pherenius / welcher hernach zur Belohnung für die verübte Tyranney im Bette erstochen ward. Viel anders machte es Pabst Felix der Fünffte. Denn nachdem er von etlichen ausländischen Legaten gefraget/ ob Er auch viel auf ansehnliche Hunde hielte? Ja/ sagte er/ zeigete denenselben deß andern Tages darauf eine Menge armer Leute/ und sprach: Sehet diß sind meine Hunde/ welche ich täglich ernähre/ und durch die ich das Himmelreich zu erjagen verhoffe. Das Wildpreth will gepfeffert seyn. Aus der Lust soll man keine Unlust machen: König Mithridates in Ponto lage dem Weydwercke stets ob/ so gar/ daß er gantzer 7. Jahr unter kein Dach kam. Jener Klügling sagte/ es wäre sein Beruff/ die Gaben Gottes zu erwürgen. Von dem grausamen Tyrannen Johann Basilide Groß-Fürsten in Moßkau erzehlet man/ daß er zu seinen Jagten niemals weder Jäger/ Schützen/ noch Pferde/ sondern zu den Bären und anderer grausamen wilden Thier-Jagten seine Gefangene gebraucht / welche sich nun gegen die Bestien männlich gewehret/ und etliche deroselben umgebracht/ die beschenckte er/ die Andern aber büsseten darüber ihr Leben ein. Hier heisst es nicht unrecht/ der Teufel blaset bey solchen Jagen den Rüden ab. Viel sanfftmüthiger erzeigte sich hierinnen Hertzog Alphonsus von Ferrara. Denn ob er gleich das Wildschiessen bey Leib- und Lebens-Straffe verboth/ so straffte Er doch keinen/ sondern wann Einer dadurch das Leben verwircket/ ließ er ihm für seine Wohnung Hirschhörner aufhencken/ damit Er denen Andern ein Schrecken einjagte. Als Keyser Domitius noch die Provintz Sicilien verwaltete/ ließ er um einer gefällten Saue willen einen Hirten kreutzigen/ ob er gleich dieselbe nicht genossen. Keyser Adrianus fiel in diesem Stücke seinen Unterthanen zum höchsten beschwerlich.
Paulus Oderbornius. Das Jagen ist zwar/ sagen die Politici/ eine Königliche Lust/ die allen Stands-Personen wol anständig/ man soll aber die Unkosten/ den Verlust/ und den Schaden seiner Unterthanen wohl überlegen/ und erwegen. Der Türckische Keyser Amurath der Erste hatte nicht allein eine grosse Anzahl Falcken/ sondern auch viertzig tausend Hunde. Keyser Bajazeth der Dritte hielte stets sieben tausend Männer / so ihm seine Habichte warteten/ und bestellte seine Jagten mit sechstausend Jagt-Hunden. Als Churfürst Johannsen zu Sachsen von Etlichen gerathen worden / daß er seine Söhne nicht zu viel in der Schulfüchserey erziehen/ sondern sie bey Seite stellen/ und vielmehr zum Jagen/ Reuten/ und andern ritterlichen Tugenden abrichten lassen sollte/ gab er zur Antwort: Dieses/ wie man sich der wilden Thiere erwehren/ ein Pferd wohl tummeln/ und andere adeliche Exercitia vor die Hand nehmen solle/ das weiset die Ubung; Wie man aber löblich leben / Christlich regieren/ und seinem Land und Leuten wohl vorstehen könne/ darzu werden gelehrte Leute/ gute Bücher/ und eine geraume Zeit erfordert. Niemand soll die Thiere hegen/ und die Unterthanen beleidigen. Vom Könige Guilielmo Normanno in Engeland wird gemeldet/ daß er zu Erweiterung seines Geheges in der Provintz Hantshiere an die dreyssig Meilweges in Umkreise gantze Städte/ Kirchen und Dörffer ausrotten/ und die Unterthanen davon aus Begierde zum Jagen vetreiben / und auf die/ welche einem Wilde nachgestellet/ eine harte Geld- und andere Straffe setzen lassen; Es hieß aber/ wie gesündiget/ so gestrafft: Denn sein Sohn Richard ward nachgehends in eben demselben Walde unversehens mit einem Pfeile durchschossen/ der ander Sohn aber Guilielmus Rufus bekam die Pest/ daß er starb. Mahomet der Vierte Türckische Keyser soll einesmals auf der Jagt
Besold. in thes. practico. Cambdenus.
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