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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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te geschwächet hatte/ hinwiederum dadurch. Es wird aber dasselbe sündlich/ wenn man das/ was GOtt einem anvertrauet/ hinden ansetzet/ hingegen sich demselben stets ergiebet/ und den Beruff seines Werckes darüber versäumet. Die Zeit/ das Amt seiner Verrichtung / und die Lust kan zugleich und auf einmal nicht beysammen stehen. Alles beruhet auf einer Abwechslung. Keysers Trajani grösseste Sorge war/ daß er mit viel geschickten Männern weislich regierte/ bey vorfallendem Kriege mit behertzten Soldaten stritte/ und bey ereigneter Ruhe und Ergötzlichkeit bescheidene Leute um sich hatte/ damit seinen Unterthanen dadurch keine Uberlast/ Zwang/ noch andere Beschwerung zugezogen werden möchte. Denn der Wohlstand eines Fürsten bestehet nicht in listigen und nachtheiligen Vorschlägen/ sondern auf redlichen / verständigen und wohlgeübten Leuten.

Dessen Nutzbarkeit. Gleich wie aber das Lesen ohne Verstand zu nichts dien lich; also ist auch das Jagen ohne die Erfahrung nichts. Dahero man auch solches in vielen Stücken mit dem Kreigeverglichen. Denn man gewohnet in demselben gemachsam der Arbeit/ deß Hungers und Durstes / und der Kälte/ deß Reisens und Laufens/ denen Bestien mit unerschrockenem Muthe entgegen zu gehen/ und sie mit Vortheil und Vorsichtigkeit zu fällen; ja was das allernöthigste/ so lernet ein grosser Herr dadurch sein Land und Leute kennen/ erfähret/ ob dasselbe Berg und Thal in sich/ und was darinne für Flüsse und Gehöltze zu befinden/ welches alles er sich auf bedürffenden Fall und fürfallenden Kriegsläufften zu Nutze zu machen/ Ranzov. de conserv. Valetud. c. 9. Jul. Pollux lib. 5. Onomastic. und sein Heer mit Vortheil auszuführen/ und gegen den Feind zu lägern hat. Es trägt aber das Jagen 3. sonderbare Nutzbarkeiten / nemlich die Stärcke deß Leibes/ die Ubung zur Gesundheit/ und den Vortheil zur Nahrung an sich. Dem Keyser Commodo rieth man/ daß er sich in dem Jagen / als in einem adelichen und heroischen Exercitio, welches dem Leibe nützlich / dem Gemüthe zuträglich/ und der Tapferkeit anständig/ wohlüben sollte. Der Poet Homerus rathet denen jungen Leuten/ daß sie sich derselben befleissigten / damit sie darüber andere Wollüste vergessen/ und dadurch vorsichtig/ starck und zur Lammerm. in Idea Principis c. 19. Arbeit munter und keck gemacht werden möchten. Keyser Ferdinand der Ander eignete der Jagt nicht mehr als die Woche über/ und zwar zu gewissen Zeiten/ einen Tag zu / damit er durch solche Leibes-Ubung desto besser seine Gesundheit erhalten / sich etlicher Massen erfrischen/ und hernacher wieder denen Reichs-Geschäfften obliegen möchte; Worbey er aber dieses im Gebrauche/ daß er den Tag zuvor/ ehe er auf die Tagt ritte/ oder fuhre/ alles zu unterschreiben pflegte/ welches er sonst den andern Tag hätte thun sollen. Man hat aber von dem Jagen/ wie an dem Exempel Salomonis zu sehen/ Xepoph. lib. 1. de Cyri Paedia. noch einen mehrern Nutzen zu gewarten. Denn dadurch werden grosser Herren Tafeln mit allerhand Speisen von Wildprete besetzt. Dahero sich auch von der Tagt die Alten/ das ist/ von Bogen und Pfeilen allein fast ernehrt. Bey dieser/ wie gedacht/ entschläget man sich nicht nur allerley Sorgen/ sondern man macht auch dadurch den Leib desto frischer und stärcker / und bringet sich eine gute Gesundheit zu wege/ also daß auch die jenigen/ so sich dergleichen/ Cuspinianus. und sonsten befleissigen/ mehr sehen und hören als Andere. Weßwegen der löblichste Keyser Carl der Grosse auch sie in seinem Alter für eine nöthige/ gesunde und heilsame Sache hielte/ und scheuete dißfalls weder Schnee noch Regen/ Hitze noch Frost / Berg noch Thal. Der Poet lobet dasselbe an dem Ascanio/ und streichet ihn als einen Jäger in folgendem Verse heraus:

Optat Aprum, & fulvum descendere Monte Leonem.

Er wündschte/ daß Er sich am Hauer möge reiben /

Und aus der schwartzen Grufft den braunen Leuen treiben.

Die Exempel geben/ wie vielfältig grosse Herren sich an dem Jagen be-

te geschwächet hatte/ hinwiederum dadurch. Es wird aber dasselbe sündlich/ wenn man das/ was GOtt einem anvertrauet/ hinden ansetzet/ hingegen sich demselben stets ergiebet/ und den Beruff seines Werckes darüber versäumet. Die Zeit/ das Amt seiner Verrichtung / und die Lust kan zugleich und auf einmal nicht beysammen stehen. Alles beruhet auf einer Abwechslung. Keysers Trajani grösseste Sorge war/ daß er mit viel geschickten Männern weislich regierte/ bey vorfallendem Kriege mit behertzten Soldaten stritte/ und bey ereigneter Ruhe und Ergötzlichkeit bescheidene Leute um sich hatte/ damit seinen Unterthanen dadurch keine Uberlast/ Zwang/ noch andere Beschwerung zugezogen werden möchte. Denn der Wohlstand eines Fürsten bestehet nicht in listigen und nachtheiligen Vorschlägen/ sondern auf redlichen / verständigen und wohlgeübten Leuten.

Dessen Nutzbarkeit. Gleich wie aber das Lesen ohne Verstand zu nichts dien lich; also ist auch das Jagen ohne die Erfahrung nichts. Dahero man auch solches in vielen Stücken mit dem Kreigeverglichen. Deñ man gewohnet in demselbẽ gemachsam der Arbeit/ deß Hungers und Durstes / und der Kälte/ deß Reisens und Laufens/ denen Bestien mit unerschrockenem Muthe entgegẽ zu gehen/ und sie mit Vortheil und Vorsichtigkeit zu fällen; ja was das allernöthigste/ so lernet ein grosser Herr dadurch sein Land und Leute keñen/ erfähret/ ob dasselbe Berg und Thal in sich/ und was darinne für Flüsse und Gehöltze zu befindẽ/ welches alles er sich auf bedürffenden Fall und fürfallenden Kriegsläufften zu Nutze zu machen/ Ranzov. de conserv. Valetud. c. 9. Jul. Pollux lib. 5. Onomastic. und sein Heer mit Vortheil auszuführen/ und gegen den Feind zu lägern hat. Es trägt aber das Jagen 3. sonderbare Nutzbarkeiten / nemlich die Stärcke deß Leibes/ die Ubung zur Gesundheit/ und den Vortheil zur Nahrung an sich. Dem Keyser Com̃odo rieth man/ daß er sich in dem Jagen / als in einem adelichen und heroischen Exercitio, welches dem Leibe nützlich / dem Gemüthe zuträglich/ und der Tapferkeit anständig/ wohlüben sollte. Der Poet Homerus rathet denen jungen Leuten/ daß sie sich derselben befleissigten / damit sie darüber andere Wollüste vergessen/ und dadurch vorsichtig/ starck und zur Lammerm. in Idea Principis c. 19. Arbeit munter und keck gemacht werden möchten. Keyser Ferdinand der Ander eignete der Jagt nicht mehr als die Woche über/ und zwar zu gewissen Zeiten/ einen Tag zu / damit er durch solche Leibes-Ubung desto besser seine Gesundheit erhalten / sich etlicher Massen erfrischen/ und hernacher wieder denen Reichs-Geschäfften obliegen möchte; Worbey er aber dieses im Gebrauche/ daß er den Tag zuvor/ ehe er auf die Tagt ritte/ oder fuhre/ alles zu unterschreiben pflegte/ welches er sonst den andern Tag hätte thun sollen. Man hat aber von dem Jagen/ wie an dem Exempel Salomonis zu sehen/ Xepoph. lib. 1. de Cyri Paedia. noch einen mehrern Nutzen zu gewarten. Denn dadurch werden grosser Herren Tafeln mit allerhand Speisen von Wildprete besetzt. Dahero sich auch von der Tagt die Alten/ das ist/ von Bogen und Pfeilen allein fast ernehrt. Bey dieser/ wie gedacht/ entschläget man sich nicht nur allerley Sorgen/ sondern man macht auch dadurch den Leib desto frischer und stärcker / und bringet sich eine gute Gesundheit zu wege/ also daß auch die jenigen/ so sich dergleichen/ Cuspinianus. und sonsten befleissigen/ mehr sehen und hören als Andere. Weßwegen der löblichste Keyser Carl der Grosse auch sie in seinem Alter für eine nöthige/ gesunde und heilsame Sache hielte/ und scheuete dißfalls weder Schnee noch Regen/ Hitze noch Frost / Berg noch Thal. Der Poet lobet dasselbe an dem Ascanio/ und streichet ihn als einen Jäger in folgendem Verse heraus:

Optat Aprum, & fulvum descendere Monte Leonem.

Er wündschte/ daß Er sich am Hauer möge reiben /

Und aus der schwartzen Grufft den braunen Leuen treiben.

Die Exempel geben/ wie vielfältig grosse Herren sich an dem Jagen be-

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[221/0251] te geschwächet hatte/ hinwiederum dadurch. Es wird aber dasselbe sündlich/ wenn man das/ was GOtt einem anvertrauet/ hinden ansetzet/ hingegen sich demselben stets ergiebet/ und den Beruff seines Werckes darüber versäumet. Die Zeit/ das Amt seiner Verrichtung / und die Lust kan zugleich und auf einmal nicht beysammen stehen. Alles beruhet auf einer Abwechslung. Keysers Trajani grösseste Sorge war/ daß er mit viel geschickten Männern weislich regierte/ bey vorfallendem Kriege mit behertzten Soldaten stritte/ und bey ereigneter Ruhe und Ergötzlichkeit bescheidene Leute um sich hatte/ damit seinen Unterthanen dadurch keine Uberlast/ Zwang/ noch andere Beschwerung zugezogen werden möchte. Denn der Wohlstand eines Fürsten bestehet nicht in listigen und nachtheiligen Vorschlägen/ sondern auf redlichen / verständigen und wohlgeübten Leuten. Gleich wie aber das Lesen ohne Verstand zu nichts dien lich; also ist auch das Jagen ohne die Erfahrung nichts. Dahero man auch solches in vielen Stücken mit dem Kreigeverglichen. Deñ man gewohnet in demselbẽ gemachsam der Arbeit/ deß Hungers und Durstes / und der Kälte/ deß Reisens und Laufens/ denen Bestien mit unerschrockenem Muthe entgegẽ zu gehen/ und sie mit Vortheil und Vorsichtigkeit zu fällen; ja was das allernöthigste/ so lernet ein grosser Herr dadurch sein Land und Leute keñen/ erfähret/ ob dasselbe Berg und Thal in sich/ und was darinne für Flüsse und Gehöltze zu befindẽ/ welches alles er sich auf bedürffenden Fall und fürfallenden Kriegsläufften zu Nutze zu machen/ und sein Heer mit Vortheil auszuführen/ und gegen den Feind zu lägern hat. Es trägt aber das Jagen 3. sonderbare Nutzbarkeiten / nemlich die Stärcke deß Leibes/ die Ubung zur Gesundheit/ und den Vortheil zur Nahrung an sich. Dem Keyser Com̃odo rieth man/ daß er sich in dem Jagen / als in einem adelichen und heroischen Exercitio, welches dem Leibe nützlich / dem Gemüthe zuträglich/ und der Tapferkeit anständig/ wohlüben sollte. Der Poet Homerus rathet denen jungen Leuten/ daß sie sich derselben befleissigten / damit sie darüber andere Wollüste vergessen/ und dadurch vorsichtig/ starck und zur Arbeit munter und keck gemacht werden möchten. Keyser Ferdinand der Ander eignete der Jagt nicht mehr als die Woche über/ und zwar zu gewissen Zeiten/ einen Tag zu / damit er durch solche Leibes-Ubung desto besser seine Gesundheit erhalten / sich etlicher Massen erfrischen/ und hernacher wieder denen Reichs-Geschäfften obliegen möchte; Worbey er aber dieses im Gebrauche/ daß er den Tag zuvor/ ehe er auf die Tagt ritte/ oder fuhre/ alles zu unterschreiben pflegte/ welches er sonst den andern Tag hätte thun sollen. Man hat aber von dem Jagen/ wie an dem Exempel Salomonis zu sehen/ noch einen mehrern Nutzen zu gewarten. Denn dadurch werden grosser Herren Tafeln mit allerhand Speisen von Wildprete besetzt. Dahero sich auch von der Tagt die Alten/ das ist/ von Bogen und Pfeilen allein fast ernehrt. Bey dieser/ wie gedacht/ entschläget man sich nicht nur allerley Sorgen/ sondern man macht auch dadurch den Leib desto frischer und stärcker / und bringet sich eine gute Gesundheit zu wege/ also daß auch die jenigen/ so sich dergleichen/ und sonsten befleissigen/ mehr sehen und hören als Andere. Weßwegen der löblichste Keyser Carl der Grosse auch sie in seinem Alter für eine nöthige/ gesunde und heilsame Sache hielte/ und scheuete dißfalls weder Schnee noch Regen/ Hitze noch Frost / Berg noch Thal. Der Poet lobet dasselbe an dem Ascanio/ und streichet ihn als einen Jäger in folgendem Verse heraus: Dessen Nutzbarkeit. Ranzov. de conserv. Valetud. c. 9. Jul. Pollux lib. 5. Onomastic. Lammerm. in Idea Principis c. 19. Xepoph. lib. 1. de Cyri Paedia. Cuspinianus. Optat Aprum, & fulvum descendere Monte Leonem. Er wündschte/ daß Er sich am Hauer möge reiben / Und aus der schwartzen Grufft den braunen Leuen treiben. Die Exempel geben/ wie vielfältig grosse Herren sich an dem Jagen be-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/251>, abgerufen am 24.11.2024.