[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Hauß-Hahn; und dem Priapo einen Esel. Denn als dieser vermeinte Gott eine schlaffende Nympha heimlich nothzüchtigen wollte/ und von dem garstigen Geschrey eines Esels an seinem Vorhaben verhindert/ die Nympha Ovidius l. 1. Fastorum. auch darüber aufgewecket/ und sich von ihme loßgerissen/ ist er von allen denen/ die darzu gekommen / ausgelacht worden/ dahero der Poete dieses von ihme schreibet: Caeditur & rigido Custodi ruris Aselius, causa pudenda quidem, sed tamen apta Deo. Priapus der verbuhlte Mann/ so sonsten hütet Feld und Auen/ pflegt einen Esel / den man ihm zu einem Opfer dargebracht / Op schon es ein verächtlich Ding/ dennoch mit Willen anzuschauen/ und scheint / als wann dergleichen Gab' Er gleichsam wohl vergnügt anlacht. Saurer Wein giebt sauern Essig: die abgöttischen Welt-Kinder sind in Fortpflantzung ihrer Boßheit viel emsiger als offters die/ welche in ihrem Christenthume besser gegründet zu seyn vermeinen. Alles Unglück/ so auf dem Erdboden geschiehet/ daran ist allein der Unglaube schuld: Bey den Werckheiligen ist der Teufel am allersubtilesten/ der auch die Klügesten/ und Verständigsten mit dem Giffte der Abgötterey bezaubert. Es ist nicht genug/ daß man sich selbsten einen Abgott erwehlet/ sondern was der Dreyeinige GOTT befohlen/ deme soll man in Furcht und Demuth nachkommen; Der Mensch hat sich nicht allein für den groben Lüsten/ das ist/ selbst-ertichteten Abgötterey / sondern auch/ daß er die Einigkeit des Glaubens nicht zerreisse/ und allerley wider die Vernunfft lauffende Dinge einführe/ fürzusehen. Unter allen Gefährlichkeiten ist keine gefährlicher/ als wenn Einer der Göttlichen Majestät durch seine Vernunfft einen Eingriff zu thun sich unterstehet. Alle Gaben/ so wir Menschen haben/ sie mögen gleich geistlich oder weltlich seyn/ sind auser dem Glauben nichts anders/ als Wercke des Teuffels. Unser eigner Wille ist das grösste Ubel/ so wir an unserem eigenen Leibe und Seele begehen. Alle Heydnische Lehren sind vergifftet/ der Götter gesuchte Ehre verflucht/ und ihre erzwungene Frömmigkeit wegen der öffentlichen bekannten Sünde für GOTT verbannet. Denn GOTT ist also gesinnet/ daß Er ferne von den Welt-klüglingen / und nahe bey den Unweisen/ und die vor der Welt unrecht haben müssen/ zugegen sey. Der ohne Glauben lebet/ ist gottloß genug/ ob er schon äuserlich ein erbares und scheinheiliges Leben führet. Und gleichwie ein Werck-Gesinnter nimmermehr gewahr wird/ was er thut; Also fasset hingegen ein Rechtgläubiger den rechten Kern/ was GOTT in seinem Worte gegründet; wer allein in geistlichen Sachen von der Vernunfft urtheilet/ der ist in der Vernunfft todt/ der Geist aber ist dißfalls der einige Richter. Es gebühret sich nicht mit dem Munde GOTT loben/ und im Hertzen sagen/ ich weiß von keinem GOTT sondern das ist die grösste Kunst/ den wahren und sich selbst geoffen bahrten GOTT erkennen/ und denselben ohne andere erdichtete Götter verehren. Lieber/ was ist doch die Welt anders/ als ein Meer voller Boßheit und Schalckheit/ welche mit nichts als falschen Farben/ und Scheine ausgeputzet? Wer dahero in diesem Leben sicher zu leben gedencket/ der sene durch den wahren Gottesdienst zu/ daß Er heute stehe / und morgen nicht liege/ heute recht gläube/ und morgen nicht in Irrthum falle/ heute hoffe/ und morgen nicht verzweifele; Denn der Teufel ist scheinheilig/ und siehet uns nicht Hauß-Hahn; und dem Priapo einen Esel. Denn als dieser vermeinte Gott eine schlaffende Nympha heimlich nothzüchtigen wollte/ und von dem garstigen Geschrey eines Esels an seinem Vorhaben verhindert/ die Nympha Ovidius l. 1. Fastorum. auch darüber aufgewecket/ und sich von ihme loßgerissen/ ist er von allen denen/ die darzu gekommen / ausgelacht worden/ dahero der Poete dieses von ihme schreibet: Caeditur & rigido Custodi ruris Aselius, causa pudenda quidem, sed tamen apta Deo. Priapus der verbuhlte Mann/ so sonsten hütet Feld und Auen/ pflegt einen Esel / den man ihm zu einem Opfer dargebracht / Op schon es ein verächtlich Ding/ dennoch mit Willen anzuschauen/ und scheint / als wann dergleichen Gab' Er gleichsam wohl vergnügt anlacht. Saurer Wein giebt sauern Essig: die abgöttischen Welt-Kinder sind in Fortpflantzung ihrer Boßheit viel emsiger als offters die/ welche in ihrem Christenthume besser gegründet zu seyn vermeinen. Alles Unglück/ so auf dem Erdboden geschiehet/ daran ist allein der Unglaube schuld: Bey den Werckheiligen ist der Teufel am allersubtilesten/ der auch die Klügesten/ und Verständigsten mit dem Giffte der Abgötterey bezaubert. Es ist nicht genug/ daß man sich selbsten einen Abgott erwehlet/ sondern was der Dreyeinige GOTT befohlen/ deme soll man in Furcht und Demuth nachkommen; Der Mensch hat sich nicht allein für den groben Lüsten/ das ist/ selbst-ertichteten Abgötterey / sondern auch/ daß er die Einigkeit des Glaubens nicht zerreisse/ und allerley wider die Vernunfft lauffende Dinge einführe/ fürzusehen. Unter allen Gefährlichkeiten ist keine gefährlicher/ als wenn Einer der Göttlichen Majestät durch seine Vernunfft einen Eingriff zu thun sich unterstehet. Alle Gaben/ so wir Menschen haben/ sie mögen gleich geistlich oder weltlich seyn/ sind auser dem Glauben nichts anders/ als Wercke des Teuffels. Unser eigner Wille ist das grösste Ubel/ so wir an unserem eigenen Leibe und Seele begehen. Alle Heydnische Lehren sind vergifftet/ der Götter gesuchte Ehre verflucht/ und ihre erzwungene Frömmigkeit wegen der öffentlichen bekannten Sünde für GOTT verbannet. Denn GOTT ist also gesinnet/ daß Er ferne von den Welt-klüglingen / und nahe bey den Unweisen/ und die vor der Welt unrecht haben müssen/ zugegen sey. Der ohne Glauben lebet/ ist gottloß genug/ ob er schon äuserlich ein erbares und scheinheiliges Leben führet. Und gleichwie ein Werck-Gesinnter nimmermehr gewahr wird/ was er thut; Also fasset hingegen ein Rechtgläubiger den rechten Kern/ was GOTT in seinem Worte gegründet; wer allein in geistlichen Sachen von der Vernunfft urtheilet/ der ist in der Vernunfft todt/ der Geist aber ist dißfalls der einige Richter. Es gebühret sich nicht mit dem Munde GOTT loben/ und im Hertzen sagen/ ich weiß von keinem GOTT sondern das ist die grösste Kunst/ den wahren und sich selbst geoffen bahrten GOTT erkennen/ und denselben ohne andere erdichtete Götter verehren. Lieber/ was ist doch die Welt anders/ als ein Meer voller Boßheit und Schalckheit/ welche mit nichts als falschen Farben/ und Scheine ausgeputzet? Wer dahero in diesem Leben sicher zu leben gedencket/ der sene durch den wahren Gottesdienst zu/ daß Er heute stehe / und morgen nicht liege/ heute recht gläube/ und morgen nicht in Irrthum falle/ heute hoffe/ und morgen nicht verzweifele; Deñ der Teufel ist scheinheilig/ und siehet uns nicht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0238" n="210"/> Hauß-Hahn; und dem Priapo einen Esel. Denn als dieser vermeinte Gott eine schlaffende Nympha heimlich nothzüchtigen wollte/ und von dem garstigen Geschrey eines Esels an seinem Vorhaben verhindert/ die Nympha <note place="left">Ovidius l. 1. Fastorum.</note> auch darüber aufgewecket/ und sich von ihme loßgerissen/ ist er von allen denen/ die darzu gekommen / ausgelacht worden/ dahero der Poete dieses von ihme schreibet:</p> <p>Caeditur & rigido Custodi ruris Aselius, causa pudenda quidem, sed tamen apta Deo.</p> <p>Priapus der verbuhlte Mann/ so sonsten hütet Feld und Auen/ pflegt einen Esel / den man ihm zu einem Opfer dargebracht /</p> <p>Op schon es ein verächtlich Ding/ dennoch mit Willen anzuschauen/ und scheint / als wann dergleichen Gab' Er gleichsam wohl vergnügt anlacht.</p> <p>Saurer Wein giebt sauern Essig: die abgöttischen Welt-Kinder sind in Fortpflantzung ihrer Boßheit viel emsiger als offters die/ welche in ihrem Christenthume besser gegründet zu seyn vermeinen. Alles Unglück/ so auf dem Erdboden geschiehet/ daran ist allein der Unglaube schuld: Bey den Werckheiligen ist der Teufel am allersubtilesten/ der auch die Klügesten/ und Verständigsten mit dem Giffte der Abgötterey bezaubert. Es ist nicht genug/ daß man sich selbsten einen Abgott erwehlet/ sondern was der Dreyeinige GOTT befohlen/ deme soll man in Furcht und Demuth nachkommen; Der Mensch hat sich nicht allein für den groben Lüsten/ das ist/ selbst-ertichteten Abgötterey / sondern auch/ daß er die Einigkeit des Glaubens nicht zerreisse/ und allerley wider die Vernunfft lauffende Dinge einführe/ fürzusehen. Unter allen Gefährlichkeiten ist keine gefährlicher/ als wenn Einer der Göttlichen Majestät durch seine Vernunfft einen Eingriff zu thun sich unterstehet. Alle Gaben/ so wir Menschen haben/ sie mögen gleich geistlich oder weltlich seyn/ sind auser dem Glauben nichts anders/ als Wercke des Teuffels. Unser eigner Wille ist das grösste Ubel/ so wir an unserem eigenen Leibe und Seele begehen. Alle Heydnische Lehren sind vergifftet/ der Götter gesuchte Ehre verflucht/ und ihre erzwungene Frömmigkeit wegen der öffentlichen bekannten Sünde für GOTT verbannet. Denn GOTT ist also gesinnet/ daß Er ferne von den Welt-klüglingen / und nahe bey den Unweisen/ und die vor der Welt unrecht haben müssen/ zugegen sey. Der ohne Glauben lebet/ ist gottloß genug/ ob er schon äuserlich ein erbares und scheinheiliges Leben führet. Und gleichwie ein Werck-Gesinnter nimmermehr gewahr wird/ was er thut; Also fasset hingegen ein Rechtgläubiger den rechten Kern/ was GOTT in seinem Worte gegründet; wer allein in geistlichen Sachen von der Vernunfft urtheilet/ der ist in der Vernunfft todt/ der Geist aber ist dißfalls der einige Richter. Es gebühret sich nicht mit dem Munde GOTT loben/ und im Hertzen sagen/ ich weiß von keinem GOTT sondern das ist die grösste Kunst/ den wahren und sich selbst geoffen bahrten GOTT erkennen/ und denselben ohne andere erdichtete Götter verehren. Lieber/ was ist doch die Welt anders/ als ein Meer voller Boßheit und Schalckheit/ welche mit nichts als falschen Farben/ und Scheine ausgeputzet? Wer dahero in diesem Leben sicher zu leben gedencket/ der sene durch den wahren Gottesdienst zu/ daß Er heute stehe / und morgen nicht liege/ heute recht gläube/ und morgen nicht in Irrthum falle/ heute hoffe/ und morgen nicht verzweifele; Deñ der Teufel ist scheinheilig/ und siehet uns nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0238]
Hauß-Hahn; und dem Priapo einen Esel. Denn als dieser vermeinte Gott eine schlaffende Nympha heimlich nothzüchtigen wollte/ und von dem garstigen Geschrey eines Esels an seinem Vorhaben verhindert/ die Nympha auch darüber aufgewecket/ und sich von ihme loßgerissen/ ist er von allen denen/ die darzu gekommen / ausgelacht worden/ dahero der Poete dieses von ihme schreibet:
Ovidius l. 1. Fastorum. Caeditur & rigido Custodi ruris Aselius, causa pudenda quidem, sed tamen apta Deo.
Priapus der verbuhlte Mann/ so sonsten hütet Feld und Auen/ pflegt einen Esel / den man ihm zu einem Opfer dargebracht /
Op schon es ein verächtlich Ding/ dennoch mit Willen anzuschauen/ und scheint / als wann dergleichen Gab' Er gleichsam wohl vergnügt anlacht.
Saurer Wein giebt sauern Essig: die abgöttischen Welt-Kinder sind in Fortpflantzung ihrer Boßheit viel emsiger als offters die/ welche in ihrem Christenthume besser gegründet zu seyn vermeinen. Alles Unglück/ so auf dem Erdboden geschiehet/ daran ist allein der Unglaube schuld: Bey den Werckheiligen ist der Teufel am allersubtilesten/ der auch die Klügesten/ und Verständigsten mit dem Giffte der Abgötterey bezaubert. Es ist nicht genug/ daß man sich selbsten einen Abgott erwehlet/ sondern was der Dreyeinige GOTT befohlen/ deme soll man in Furcht und Demuth nachkommen; Der Mensch hat sich nicht allein für den groben Lüsten/ das ist/ selbst-ertichteten Abgötterey / sondern auch/ daß er die Einigkeit des Glaubens nicht zerreisse/ und allerley wider die Vernunfft lauffende Dinge einführe/ fürzusehen. Unter allen Gefährlichkeiten ist keine gefährlicher/ als wenn Einer der Göttlichen Majestät durch seine Vernunfft einen Eingriff zu thun sich unterstehet. Alle Gaben/ so wir Menschen haben/ sie mögen gleich geistlich oder weltlich seyn/ sind auser dem Glauben nichts anders/ als Wercke des Teuffels. Unser eigner Wille ist das grösste Ubel/ so wir an unserem eigenen Leibe und Seele begehen. Alle Heydnische Lehren sind vergifftet/ der Götter gesuchte Ehre verflucht/ und ihre erzwungene Frömmigkeit wegen der öffentlichen bekannten Sünde für GOTT verbannet. Denn GOTT ist also gesinnet/ daß Er ferne von den Welt-klüglingen / und nahe bey den Unweisen/ und die vor der Welt unrecht haben müssen/ zugegen sey. Der ohne Glauben lebet/ ist gottloß genug/ ob er schon äuserlich ein erbares und scheinheiliges Leben führet. Und gleichwie ein Werck-Gesinnter nimmermehr gewahr wird/ was er thut; Also fasset hingegen ein Rechtgläubiger den rechten Kern/ was GOTT in seinem Worte gegründet; wer allein in geistlichen Sachen von der Vernunfft urtheilet/ der ist in der Vernunfft todt/ der Geist aber ist dißfalls der einige Richter. Es gebühret sich nicht mit dem Munde GOTT loben/ und im Hertzen sagen/ ich weiß von keinem GOTT sondern das ist die grösste Kunst/ den wahren und sich selbst geoffen bahrten GOTT erkennen/ und denselben ohne andere erdichtete Götter verehren. Lieber/ was ist doch die Welt anders/ als ein Meer voller Boßheit und Schalckheit/ welche mit nichts als falschen Farben/ und Scheine ausgeputzet? Wer dahero in diesem Leben sicher zu leben gedencket/ der sene durch den wahren Gottesdienst zu/ daß Er heute stehe / und morgen nicht liege/ heute recht gläube/ und morgen nicht in Irrthum falle/ heute hoffe/ und morgen nicht verzweifele; Deñ der Teufel ist scheinheilig/ und siehet uns nicht
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/238>, abgerufen am 16.02.2025. |