[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Wann du deinen Begierden wirst Einhalt thun/ die Lüste bändigen / und über dieselben herrschen/ so bist du erst mit der Crone der Mässigkeit gezieret/ und mit dem Purpur der Gerechtigkeit bekleidet: Denn alle Gewalt / sie mag so groß seyn/ als sie wolle/ wird durch den Tod weggerafft/ die Herrschafft Xenophon lib. 1. aber über die böse Lüste und Begierden tauret ewig. Wann die Alten auf die Jagtzogen/ nahmen sie ihr gewöhnliches Morgen-Brod zu sich/ verzoge sich die Jagt/ so war es ihre Mittags- oder Abend-Mahlzeit/ jagten sie aber bis den andern Tag gegen Abend / so muste ein wilder Salat/ und ein frischer Trunck Wassers ihr bestes Tractament seyn. Sein Absehen. Der erste Zweck des Jagens ist nicht die Wohllust/ sondern daß man aus Noth Löwen/ Bähren/ und andere grausame schädliche Thiere aus dem Wege räume/ und die Seinigen darfür bewahre/ also siehet man/ wie Meleager dasselbe grosse Schwein/ welches den Bürgern zu Calydon in Feldern grossen Schaden zufügte/ gefället/ sie darvon befreyet / und Hippolytus die Wölffe in Peloponnes vertrieben/ dahin auch der Alten ihre Reime ziehlen. Man fange weg das grimme Wild/ und achte nicht/ was es gleich gilt; Wer jagt nach Lust mit armen Leuten/ mit dem wird der Teuffel beuten. Der ander Zweck ist/ daß man seinen Staat/ Stand und Haußhaltung dadurch mit versehe. Der weise Plato rühmet solches und saget: daß die Vertilgung der überflüssigen wilden Thiere eine sehr nothwendige Sache/ und hingegen/ wo dasselbe allzu viel geheget/ ein Verderb des Landes/ und eine Unterdrückung der armen Leute sey. Denn es erfordere die Billigkeit/ daß/ wann die Unterthanen ihre Renthen/ Zinsen/ Dienste/ und Frohnen geben und thäten/ sie auch nicht unbillich für solchen Bestien bey ihrer Nahrung geschützet werden / und nicht mit gleichsam gebundenen Händen/ ihre Felder/ und Früchte zertreten / gefressen/ und vernichtet sehen müsten. Da der weise Socrates gefragt ward / wodurch man reich würde/ antwortete arm ist. Von dem Hippolyto des Thesei Sohne / und dem Melanione lieset man/ daß sie sich wegen Vermeidung des Müssigganges des steten Jagens beflissen/ ebener Gestalt dichten die Heiden/ wie die keusche Diana ohne Unterlaß in den Wäldern gelegen/ und daselbst gejagt hätte; Wodurch sie anzeigen wollen/ daß diejenigen/ welche sich aller Wollüste entschlagen/ und eintzig und allein der Keuschheit nachstreben wollen/ alle müssige Laster fliehen und meiden müssen. Der Dianae Eigenschafft. Es ist allbereit bey des Nimrods Auszuge gedacht/ wie die Göttin Diana/ und Apollo des Jovis und der Latonae Kinder gewesen; durch welche Fabel man den Uhrsprung der Welt andeutete. Denn als zuvor die Materia als gleichsam eine Last/ unförmlich/ dunckel/ und verborgen/ so nennete man nachgehends dieselbe Finsternis/ woraus Jupiter den Phoebum/ und Lunam/ oder die Dianam gezeuget/ mit der Latona/ also/ daß Phoebus/ und die Diana Uhrheber des Liechts/ und wodurch die Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen hätte. Ovid. in Metamorph. l. 3. c. 7. Nechst diesem/ so legte man ihr zu/ daß sie jederzeit mit ihren Nymphen sich in den Wäldern bey den klaren Wasser-Quellen aufgehlten/ und allen geilen Lüsten entschlagen. Und als sich der Jäger Actoeon mit seinen Hun- Wann du deinen Begierden wirst Einhalt thun/ die Lüste bändigen / und über dieselben herrschen/ so bist du erst mit der Crone der Mässigkeit gezieret/ und mit dem Purpur der Gerechtigkeit bekleidet: Denn alle Gewalt / sie mag so groß seyn/ als sie wolle/ wird durch den Tod weggerafft/ die Herrschafft Xenophon lib. 1. aber über die böse Lüste und Begierden tauret ewig. Wann die Alten auf die Jagtzogen/ nahmen sie ihr gewöhnliches Morgen-Brod zu sich/ verzoge sich die Jagt/ so war es ihre Mittags- oder Abend-Mahlzeit/ jagten sie aber bis den andern Tag gegen Abend / so muste ein wilder Salat/ und ein frischer Trunck Wassers ihr bestes Tractament seyn. Sein Absehen. Der erste Zweck des Jagens ist nicht die Wohllust/ sondern daß man aus Noth Löwen/ Bähren/ und andere grausame schädliche Thiere aus dem Wege räume/ und die Seinigen darfür bewahre/ also siehet man/ wie Meleager dasselbe grosse Schwein/ welches den Bürgern zu Calydon in Feldern grossen Schaden zufügte/ gefället/ sie darvon befreyet / und Hippolytus die Wölffe in Peloponnes vertrieben/ dahin auch der Alten ihre Reime ziehlen. Man fange weg das grimme Wild/ und achte nicht/ was es gleich gilt; Wer jagt nach Lust mit armen Leuten/ mit dem wird der Teuffel beuten. Der ander Zweck ist/ daß man seinen Staat/ Stand und Haußhaltung dadurch mit versehe. Der weise Plato rühmet solches und saget: daß die Vertilgung der überflüssigen wilden Thiere eine sehr nothwendige Sache/ und hingegen/ wo dasselbe allzu viel geheget/ ein Verderb des Landes/ und eine Unterdrückung der armen Leute sey. Denn es erfordere die Billigkeit/ daß/ wann die Unterthanen ihre Renthen/ Zinsen/ Dienste/ und Frohnen geben und thäten/ sie auch nicht unbillich für solchen Bestien bey ihrer Nahrung geschützet werden / und nicht mit gleichsam gebundenen Händen/ ihre Felder/ und Früchte zertreten / gefressen/ und vernichtet sehen müsten. Da der weise Socrates gefragt ward / wodurch man reich würde/ antwortete arm ist. Von dem Hippolyto des Thesei Sohne / und dem Melanione lieset man/ daß sie sich wegen Vermeidung des Müssigganges des steten Jagens beflissen/ ebener Gestalt dichten die Heiden/ wie die keusche Diana ohne Unterlaß in den Wäldern gelegen/ und daselbst gejagt hätte; Wodurch sie anzeigen wollen/ daß diejenigen/ welche sich aller Wollüste entschlagen/ und eintzig und allein der Keuschheit nachstreben wollen/ alle müssige Laster fliehen und meiden müssen. Der Dianae Eigenschafft. Es ist allbereit bey des Nimrods Auszuge gedacht/ wie die Göttin Diana/ und Apollo des Jovis und der Latonae Kinder gewesen; durch welche Fabel man den Uhrsprung der Welt andeutete. Denn als zuvor die Materia als gleichsam eine Last/ unförmlich/ dunckel/ und verborgen/ so nennete man nachgehends dieselbe Finsternis/ woraus Jupiter den Phoebum/ und Lunam/ oder die Dianam gezeuget/ mit der Latona/ also/ daß Phoebus/ und die Diana Uhrheber des Liechts/ und wodurch die Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen hätte. Ovid. in Metamorph. l. 3. c. 7. Nechst diesem/ so legte man ihr zu/ daß sie jederzeit mit ihren Nymphen sich in den Wäldern bey den klaren Wasser-Quellen aufgehlten/ und allen geilen Lüsten entschlagen. Und als sich der Jäger Actoeon mit seinen Hun- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0229" n="201"/> Wann du deinen Begierden wirst Einhalt thun/ die Lüste bändigen / und über dieselben herrschen/ so bist du erst mit der Crone der Mässigkeit gezieret/ und mit dem Purpur der Gerechtigkeit bekleidet: Denn alle Gewalt / sie mag so groß seyn/ als sie wolle/ wird durch den Tod weggerafft/ die Herrschafft <note place="right">Xenophon lib. 1.</note> aber über die böse Lüste und Begierden tauret ewig. Wann die Alten auf die Jagtzogen/ nahmen sie ihr gewöhnliches Morgen-Brod zu sich/ verzoge sich die Jagt/ so war es ihre Mittags- oder Abend-Mahlzeit/ jagten sie aber bis den andern Tag gegen Abend / so muste ein wilder Salat/ und ein frischer Trunck Wassers ihr bestes Tractament seyn.</p> <p><note place="right">Sein Absehen.</note> Der erste Zweck des Jagens ist nicht die Wohllust/ sondern daß man aus Noth Löwen/ Bähren/ und andere grausame schädliche Thiere aus dem Wege räume/ und die Seinigen darfür bewahre/ also siehet man/ wie Meleager dasselbe grosse Schwein/ welches den Bürgern zu Calydon in Feldern grossen Schaden zufügte/ gefället/ sie darvon befreyet / und Hippolytus die Wölffe in Peloponnes vertrieben/ dahin auch der Alten ihre Reime ziehlen.</p> <p>Man fange weg das grimme Wild/ und achte nicht/ was es gleich gilt;</p> <p>Wer jagt nach Lust mit armen Leuten/ mit dem wird der Teuffel beuten.</p> <p>Der ander Zweck ist/ daß man seinen Staat/ Stand und Haußhaltung dadurch mit versehe. Der weise Plato rühmet solches und saget: daß die Vertilgung der überflüssigen wilden Thiere eine sehr nothwendige Sache/ und hingegen/ wo dasselbe allzu viel geheget/ ein Verderb des Landes/ und eine Unterdrückung der armen Leute sey. Denn es erfordere die Billigkeit/ daß/ wann die Unterthanen ihre Renthen/ Zinsen/ Dienste/ und Frohnen geben und thäten/ sie auch nicht unbillich für solchen Bestien bey ihrer Nahrung geschützet werden / und nicht mit gleichsam gebundenen Händen/ ihre Felder/ und Früchte zertreten / gefressen/ und vernichtet sehen müsten. Da der weise Socrates gefragt ward / wodurch man reich würde/ antwortete arm ist. Von dem Hippolyto des Thesei Sohne / und dem Melanione lieset man/ daß sie sich wegen Vermeidung des Müssigganges des steten Jagens beflissen/ ebener Gestalt dichten die Heiden/ wie die keusche Diana ohne Unterlaß in den Wäldern gelegen/ und daselbst gejagt hätte; Wodurch sie anzeigen wollen/ daß diejenigen/ welche sich aller Wollüste entschlagen/ und eintzig und allein der Keuschheit nachstreben wollen/ alle müssige Laster fliehen und meiden müssen.</p> <p><note place="right">Der Dianae Eigenschafft.</note> Es ist allbereit bey des Nimrods Auszuge gedacht/ wie die Göttin Diana/ und Apollo des Jovis und der Latonae Kinder gewesen; durch welche Fabel man den Uhrsprung der Welt andeutete. Denn als zuvor die Materia als gleichsam eine Last/ unförmlich/ dunckel/ und verborgen/ so nennete man nachgehends dieselbe Finsternis/ woraus Jupiter den Phoebum/ und Lunam/ oder die Dianam gezeuget/ mit der Latona/ also/ daß Phoebus/ und die Diana Uhrheber des Liechts/ und wodurch die Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen hätte.</p> <p><note place="right">Ovid. in Metamorph. l. 3. c. 7.</note> Nechst diesem/ so legte man ihr zu/ daß sie jederzeit mit ihren Nymphen sich in den Wäldern bey den klaren Wasser-Quellen aufgehlten/ und allen geilen Lüsten entschlagen. Und als sich der Jäger Actoeon mit seinen Hun- </p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0229]
Wann du deinen Begierden wirst Einhalt thun/ die Lüste bändigen / und über dieselben herrschen/ so bist du erst mit der Crone der Mässigkeit gezieret/ und mit dem Purpur der Gerechtigkeit bekleidet: Denn alle Gewalt / sie mag so groß seyn/ als sie wolle/ wird durch den Tod weggerafft/ die Herrschafft aber über die böse Lüste und Begierden tauret ewig. Wann die Alten auf die Jagtzogen/ nahmen sie ihr gewöhnliches Morgen-Brod zu sich/ verzoge sich die Jagt/ so war es ihre Mittags- oder Abend-Mahlzeit/ jagten sie aber bis den andern Tag gegen Abend / so muste ein wilder Salat/ und ein frischer Trunck Wassers ihr bestes Tractament seyn.
Xenophon lib. 1. Der erste Zweck des Jagens ist nicht die Wohllust/ sondern daß man aus Noth Löwen/ Bähren/ und andere grausame schädliche Thiere aus dem Wege räume/ und die Seinigen darfür bewahre/ also siehet man/ wie Meleager dasselbe grosse Schwein/ welches den Bürgern zu Calydon in Feldern grossen Schaden zufügte/ gefället/ sie darvon befreyet / und Hippolytus die Wölffe in Peloponnes vertrieben/ dahin auch der Alten ihre Reime ziehlen.
Sein Absehen. Man fange weg das grimme Wild/ und achte nicht/ was es gleich gilt;
Wer jagt nach Lust mit armen Leuten/ mit dem wird der Teuffel beuten.
Der ander Zweck ist/ daß man seinen Staat/ Stand und Haußhaltung dadurch mit versehe. Der weise Plato rühmet solches und saget: daß die Vertilgung der überflüssigen wilden Thiere eine sehr nothwendige Sache/ und hingegen/ wo dasselbe allzu viel geheget/ ein Verderb des Landes/ und eine Unterdrückung der armen Leute sey. Denn es erfordere die Billigkeit/ daß/ wann die Unterthanen ihre Renthen/ Zinsen/ Dienste/ und Frohnen geben und thäten/ sie auch nicht unbillich für solchen Bestien bey ihrer Nahrung geschützet werden / und nicht mit gleichsam gebundenen Händen/ ihre Felder/ und Früchte zertreten / gefressen/ und vernichtet sehen müsten. Da der weise Socrates gefragt ward / wodurch man reich würde/ antwortete arm ist. Von dem Hippolyto des Thesei Sohne / und dem Melanione lieset man/ daß sie sich wegen Vermeidung des Müssigganges des steten Jagens beflissen/ ebener Gestalt dichten die Heiden/ wie die keusche Diana ohne Unterlaß in den Wäldern gelegen/ und daselbst gejagt hätte; Wodurch sie anzeigen wollen/ daß diejenigen/ welche sich aller Wollüste entschlagen/ und eintzig und allein der Keuschheit nachstreben wollen/ alle müssige Laster fliehen und meiden müssen.
Es ist allbereit bey des Nimrods Auszuge gedacht/ wie die Göttin Diana/ und Apollo des Jovis und der Latonae Kinder gewesen; durch welche Fabel man den Uhrsprung der Welt andeutete. Denn als zuvor die Materia als gleichsam eine Last/ unförmlich/ dunckel/ und verborgen/ so nennete man nachgehends dieselbe Finsternis/ woraus Jupiter den Phoebum/ und Lunam/ oder die Dianam gezeuget/ mit der Latona/ also/ daß Phoebus/ und die Diana Uhrheber des Liechts/ und wodurch die Erschaffung der Welt ihren Anfang genommen hätte.
Der Dianae Eigenschafft. Nechst diesem/ so legte man ihr zu/ daß sie jederzeit mit ihren Nymphen sich in den Wäldern bey den klaren Wasser-Quellen aufgehlten/ und allen geilen Lüsten entschlagen. Und als sich der Jäger Actoeon mit seinen Hun-
Ovid. in Metamorph. l. 3. c. 7.
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