[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Wie das Jagen ein Vorbild des Krieges/ also ist auch Des Jagens Unterscheid. die stille Einsamkeit eine Abbildung des Friedens: Alle Leibes-Ubungen/ so nicht wider GOTT und die Natur/ sind unverbothen/ worunter auch das Jagen nicht eines von denen Geringsten. Die Alten theileten das Jagen auf dreyerley Weise ein/ als da war das Jagen der Menschen/ die man von einem Orte zu dem andern triebe/ sie unterdrückte/ und zur Dienstbarkeit nöthigte/ wie bey der ersten Babylonischen Monarchi geschahe: Das Andere nennete man das Kampff - Jagen/ woselbst man/ wie hiebevorn gedacht / die zum Tode verurtheileten auf dem aufgerichteten Schau-Platz mit den Löwen Bähren/ Panther - Thieren/ und andern grausamen Thieren so lange auf den Tod kämpffen liesse/ bis entweder die begierigen Zuschauer sich an dem Menschen - Blute genugsam gesättiget/ oder zum Mitleiden/ und Barmhertzigkeit bewegt wurden. Und ob schon dieses sehr Unmenschlich schiene; so funden sich doch ihrer Etliche/ die sich nicht allein um der Ehre/ und des Gewinstes willen/ darzu willig gebrauchen liessen/ sondern auch solche/ welche viel Unkosten darauf wendeten/ inmassen bekannt/ daß Keyser Nero 600. der tapffersten Römer hierzu verordnete/ und ins gemein zu solchem Kampffe die stärckste junge Mannschafft gebrauchte. Keyser Caligula nöthigte zu solchem Schauspiele auch armselige/ und schwache Leute/ desgleichen Keyser Domitianus etliche Weibespersohnen/ und Keyser Titus viel gefangene Juden. Das dritte Jagen aber so noch heutiges Tages bey uns üblich/ war das Wild entweder im Holtze/ oder freyen Felde zu hetzen / und zu fällen/ und ist dasselbe der hohen Obrigkeit/ oder denen/ die es Macht / auf ihres/ oder eines andern Grund und Boden zu thun erlaubet/ und zwar um soviel desto befugter/ wenn solches ohne Verhinderung des GOTTES-Dienstes / ohne Nachtheil des Nechsten/ und ohne Schaden des Land-Mannes geschiehet. dessen Befügnis Bey den Alten wurden die Jäger/ so wohl männliches als weibliches Geschlechtes für heilige Leute gehalten/ sie jagten ohne anderer Leute Schaden/ und ehe sie sich mit ihren Hunden auf die Spuhr nach dem Gehöltze zogen/ rufften sie zuvor den Apollo, und die vermeinte Jäger-Göttin Diana an/ erbothen sich von dem gefangenen Wildprete ihnen zu opfern/ und Joh. Oisalius in Numismatib. wurden die Jagten gleichsam mit öffentlicher Andacht beschlossen. Auf etlichen Römischen Müntzen findet man die Diana in Gestalt einer anmuthigen Jungfrau/ dero Haubt wohl ausgeputzet/ mit Bogen/ Köcher/ und p. 3000. Pfeilen gepreget. Diana alte succincta Venatrix, dextra hastile Sinistra Arcum tenes, ante pedes Hinnulus saliens. Man mahlete auch die Diana in Gestalt einer hurtigen Jägerin/ welche in der rechten Hand einen Wurff-Spieß/ in der lincken einen Bogen führte/ und für welcher ein Rehbock einhersprunge. Von diesem ihrem Habite meldet der Poete dieses: Ovid. lib. 3. Amor. Talia pinguntur succinctae Crura Dianae, cum sequitur fortes, fortior ipsa, Feras. Die Alten hielten darfür/ daß das Jagen der Kriegs - Ubung nicht ungleich sey: Denn diejenigen/ sich dergleichen befliessen/ erlangten da- Wie das Jagen ein Vorbild des Krieges/ also ist auch Des Jagens Unterscheid. die stille Einsamkeit eine Abbildung des Friedens: Alle Leibes-Ubungen/ so nicht wider GOTT und die Natur/ sind unverbothen/ worunter auch das Jagen nicht eines von denen Geringsten. Die Alten theileten das Jagen auf dreyerley Weise ein/ als da war das Jagen der Menschen/ die man von einem Orte zu dem andern triebe/ sie unterdrückte/ und zur Dienstbarkeit nöthigte/ wie bey der ersten Babylonischen Monarchi geschahe: Das Andere nennete man das Kampff - Jagen/ woselbst man/ wie hiebevorn gedacht / die zum Tode verurtheileten auf dem aufgerichteten Schau-Platz mit den Löwen Bähren/ Panther - Thieren/ und andern grausamen Thieren so lange auf den Tod kämpffen liesse/ bis entweder die begierigen Zuschauer sich an dem Menschen - Blute genugsam gesättiget/ oder zum Mitleiden/ und Barmhertzigkeit bewegt wurden. Und ob schon dieses sehr Unmenschlich schiene; so funden sich doch ihrer Etliche/ die sich nicht allein um der Ehre/ und des Gewinstes willen/ darzu willig gebrauchen liessen/ sondern auch solche/ welche viel Unkosten darauf wendeten/ inmassen bekannt/ daß Keyser Nero 600. der tapffersten Römer hierzu verordnete/ und ins gemein zu solchem Kampffe die stärckste junge Mannschafft gebrauchte. Keyser Caligula nöthigte zu solchem Schauspiele auch armselige/ und schwache Leute/ desgleichen Keyser Domitianus etliche Weibespersohnen/ und Keyser Titus viel gefangene Juden. Das dritte Jagen aber so noch heutiges Tages bey uns üblich/ war das Wild entweder im Holtze/ oder freyen Felde zu hetzen / und zu fällen/ und ist dasselbe der hohen Obrigkeit/ oder denen/ die es Macht / auf ihres/ oder eines andern Grund und Boden zu thun erlaubet/ und zwar um soviel desto befugter/ wenn solches ohne Verhinderung des GOTTES-Dienstes / ohne Nachtheil des Nechsten/ und ohne Schaden des Land-Mannes geschiehet. dessen Befügnis Bey den Alten wurden die Jäger/ so wohl männliches als weibliches Geschlechtes für heilige Leute gehalten/ sie jagten ohne anderer Leute Schaden/ und ehe sie sich mit ihren Hunden auf die Spuhr nach dem Gehöltze zogen/ rufften sie zuvor den Apollo, und die vermeinte Jäger-Göttin Diana an/ erbothen sich von dem gefangenen Wildprete ihnen zu opfern/ und Joh. Oisalius in Numismatib. wurden die Jagten gleichsam mit öffentlicher Andacht beschlossen. Auf etlichen Römischen Müntzen findet man die Diana in Gestalt einer anmuthigen Jungfrau/ dero Haubt wohl ausgeputzet/ mit Bogen/ Köcher/ und p. 3000. Pfeilen gepreget. Diana altè succincta Venatrix, dextrâ hastile Sinistrâ Arcum tenes, ante pedes Hinnulus saliens. Man mahlete auch die Diana in Gestalt einer hurtigen Jägerin/ welche in der rechten Hand einen Wurff-Spieß/ in der lincken einen Bogen führte/ und für welcher ein Rehbock einhersprunge. Von diesem ihrem Habite meldet der Poete dieses: Ovid. lib. 3. Amor. Talia pinguntur succinctae Crura Dianae, cùm sequitur fortes, fortior ipsa, Feras. Die Alten hielten darfür/ daß das Jagen der Kriegs - Ubung nicht ungleich sey: Denn diejenigen/ sich dergleichen befliessen/ erlangten da- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0227" n="199"/> <p>Wie das Jagen ein Vorbild des Krieges/ also ist auch <note place="right">Des Jagens Unterscheid.</note> die stille Einsamkeit eine Abbildung des Friedens: Alle Leibes-Ubungen/ so nicht wider GOTT und die Natur/ sind unverbothen/ worunter auch das Jagen nicht eines von denen Geringsten. Die Alten theileten das Jagen auf dreyerley Weise ein/ als da war das Jagen der Menschen/ die man von einem Orte zu dem andern triebe/ sie unterdrückte/ und zur Dienstbarkeit nöthigte/ wie bey der ersten Babylonischen Monarchi geschahe: Das Andere nennete man das Kampff - Jagen/ woselbst man/ wie hiebevorn gedacht / die zum Tode verurtheileten auf dem aufgerichteten Schau-Platz mit den Löwen Bähren/ Panther - Thieren/ und andern grausamen Thieren so lange auf den Tod kämpffen liesse/ bis entweder die begierigen Zuschauer sich an dem Menschen - Blute genugsam gesättiget/ oder zum Mitleiden/ und Barmhertzigkeit bewegt wurden. Und ob schon dieses sehr Unmenschlich schiene; so funden sich doch ihrer Etliche/ die sich nicht allein um der Ehre/ und des Gewinstes willen/ darzu willig gebrauchen liessen/ sondern auch solche/ welche viel Unkosten darauf wendeten/ inmassen bekannt/ daß Keyser Nero 600. der tapffersten Römer hierzu verordnete/ und ins gemein zu solchem Kampffe die stärckste junge Mannschafft gebrauchte. Keyser Caligula nöthigte zu solchem Schauspiele auch armselige/ und schwache Leute/ desgleichen Keyser Domitianus etliche Weibespersohnen/ und Keyser Titus viel gefangene Juden. Das dritte Jagen aber so noch heutiges Tages bey uns üblich/ war das Wild entweder im Holtze/ oder freyen Felde zu hetzen / und zu fällen/ und ist dasselbe der hohen Obrigkeit/ oder denen/ die es Macht / auf ihres/ oder eines andern Grund und Boden zu thun erlaubet/ und zwar um soviel desto befugter/ wenn solches ohne Verhinderung des GOTTES-Dienstes / ohne Nachtheil des Nechsten/ und ohne Schaden des Land-Mannes geschiehet.</p> <p><note place="right">dessen Befügnis</note> Bey den Alten wurden die Jäger/ so wohl männliches als weibliches Geschlechtes für heilige Leute gehalten/ sie jagten ohne anderer Leute Schaden/ und ehe sie sich mit ihren Hunden auf die Spuhr nach dem Gehöltze zogen/ rufften sie zuvor den Apollo, und die vermeinte Jäger-Göttin Diana an/ erbothen sich von dem gefangenen Wildprete ihnen zu opfern/ und <note place="right">Joh. Oisalius in Numismatib.</note> wurden die Jagten gleichsam mit öffentlicher Andacht beschlossen. Auf etlichen Römischen Müntzen findet man die Diana in Gestalt einer anmuthigen Jungfrau/ dero Haubt wohl ausgeputzet/ mit Bogen/ Köcher/ und <note place="right">p. 3000.</note> Pfeilen gepreget.</p> <p>Diana altè succincta Venatrix, dextrâ hastile</p> <p>Sinistrâ Arcum tenes, ante pedes Hinnulus saliens.</p> <p>Man mahlete auch die Diana in Gestalt einer hurtigen Jägerin/ welche in der rechten Hand einen Wurff-Spieß/ in der lincken einen Bogen führte/ und für welcher ein Rehbock einhersprunge. Von diesem ihrem Habite meldet der Poete dieses:</p> <p><note place="right">Ovid. lib. 3. Amor.</note> Talia pinguntur succinctae Crura Dianae, cùm sequitur fortes, fortior ipsa, Feras.</p> <p>Die Alten hielten darfür/ daß das Jagen der Kriegs - Ubung nicht ungleich sey: Denn diejenigen/ sich dergleichen befliessen/ erlangten da- </p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0227]
Wie das Jagen ein Vorbild des Krieges/ also ist auch die stille Einsamkeit eine Abbildung des Friedens: Alle Leibes-Ubungen/ so nicht wider GOTT und die Natur/ sind unverbothen/ worunter auch das Jagen nicht eines von denen Geringsten. Die Alten theileten das Jagen auf dreyerley Weise ein/ als da war das Jagen der Menschen/ die man von einem Orte zu dem andern triebe/ sie unterdrückte/ und zur Dienstbarkeit nöthigte/ wie bey der ersten Babylonischen Monarchi geschahe: Das Andere nennete man das Kampff - Jagen/ woselbst man/ wie hiebevorn gedacht / die zum Tode verurtheileten auf dem aufgerichteten Schau-Platz mit den Löwen Bähren/ Panther - Thieren/ und andern grausamen Thieren so lange auf den Tod kämpffen liesse/ bis entweder die begierigen Zuschauer sich an dem Menschen - Blute genugsam gesättiget/ oder zum Mitleiden/ und Barmhertzigkeit bewegt wurden. Und ob schon dieses sehr Unmenschlich schiene; so funden sich doch ihrer Etliche/ die sich nicht allein um der Ehre/ und des Gewinstes willen/ darzu willig gebrauchen liessen/ sondern auch solche/ welche viel Unkosten darauf wendeten/ inmassen bekannt/ daß Keyser Nero 600. der tapffersten Römer hierzu verordnete/ und ins gemein zu solchem Kampffe die stärckste junge Mannschafft gebrauchte. Keyser Caligula nöthigte zu solchem Schauspiele auch armselige/ und schwache Leute/ desgleichen Keyser Domitianus etliche Weibespersohnen/ und Keyser Titus viel gefangene Juden. Das dritte Jagen aber so noch heutiges Tages bey uns üblich/ war das Wild entweder im Holtze/ oder freyen Felde zu hetzen / und zu fällen/ und ist dasselbe der hohen Obrigkeit/ oder denen/ die es Macht / auf ihres/ oder eines andern Grund und Boden zu thun erlaubet/ und zwar um soviel desto befugter/ wenn solches ohne Verhinderung des GOTTES-Dienstes / ohne Nachtheil des Nechsten/ und ohne Schaden des Land-Mannes geschiehet.
Des Jagens Unterscheid. Bey den Alten wurden die Jäger/ so wohl männliches als weibliches Geschlechtes für heilige Leute gehalten/ sie jagten ohne anderer Leute Schaden/ und ehe sie sich mit ihren Hunden auf die Spuhr nach dem Gehöltze zogen/ rufften sie zuvor den Apollo, und die vermeinte Jäger-Göttin Diana an/ erbothen sich von dem gefangenen Wildprete ihnen zu opfern/ und wurden die Jagten gleichsam mit öffentlicher Andacht beschlossen. Auf etlichen Römischen Müntzen findet man die Diana in Gestalt einer anmuthigen Jungfrau/ dero Haubt wohl ausgeputzet/ mit Bogen/ Köcher/ und Pfeilen gepreget.
dessen Befügnis
Joh. Oisalius in Numismatib.
p. 3000. Diana altè succincta Venatrix, dextrâ hastile
Sinistrâ Arcum tenes, ante pedes Hinnulus saliens.
Man mahlete auch die Diana in Gestalt einer hurtigen Jägerin/ welche in der rechten Hand einen Wurff-Spieß/ in der lincken einen Bogen führte/ und für welcher ein Rehbock einhersprunge. Von diesem ihrem Habite meldet der Poete dieses:
Talia pinguntur succinctae Crura Dianae, cùm sequitur fortes, fortior ipsa, Feras.
Ovid. lib. 3. Amor. Die Alten hielten darfür/ daß das Jagen der Kriegs - Ubung nicht ungleich sey: Denn diejenigen/ sich dergleichen befliessen/ erlangten da-
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