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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Blut sähen/ dafür nicht erschrecken/ sondern vielmehr in Ausnehmung der feindlichen Streiche desto behertzter seyn/ und ihrer Widerparth unerschrocken unter die Augen trehten sollten. Und ob man schon bey den Römern hierzu etliche Leibeigene/ oder Andere / die ohne dis das Leben verbühret/ abrichtete/ so fanden sich doch hernach etliche Freye/ die diese Kunst begriffen/ und hernach entweder großen Herren zu gefallen/ oder aus vorsetzlicher Verwegenheit ihr Leben ohne Ursache in die Schantze schlugen. Hiernechst Titus Livius. Svetonius. so kahm es mit denenselben dahin/ daß man dergleichen Schauspiele auch bey denen Begräbnißen der Verstorbenen/ als wie Junius Brutus/ Keyser Tiberius / und andere mehr gethan/ vor die Hand nahm/ und waren der Römer ietzt-berührte Schauspiel-Häuser dermaßen prächtig und groß/ daß so wohl auff den Stiegen / als Gallerien an die hundert tausend Menschen sitzen kunten. Keyser Augustus unterhielte aus der Römischen Schatzkammer/ 23. Schauspiele/ und auf seinen eigenen Beutel 24. dergleichen: Keyser Nero lies sein Spiel-Haus gantz vergulden: Offt fochte Mann für Mann/ offt aber musten viel hundert auf einmahl zusammen gehen. Lipsius. Etliche derselben nennte man Secutores, und etliche Retiarios. Von diesen wird erzehlet/ daß ihrer fünffe der Ersten/ mit Andern fünffen dieser Letztern gekämpffet/ und selbige bis auf Einen niedergemachet; Alldieweil sich nun derselbe übermannet gesehen/ hätte er die Zuschauer umb Gnade angeschrien/ indem er aber von Ihnen kein Gehör erhalten/ sein Gewehr wieder ergriffen/ und mit solcher Furia/ und Verzweiffelung gegen die Fünffe gefochten/ daß er sie alle erlegt/ und dadurch seine Freyheit erhalten; Schiff-Kämpffe. Andere fochten mit verbundenen Augen zu Roße. Etliche der Keyser/ insonderheit aber Domitianus/ und Claudius stelleten dem Volcke zur Lust einen und den andern Schiffs-Streit an/ woselbst die Krieges-Gefangenen/ die so das Leben verwürcket/ oder die umb das Geld darzu erkaufften/ miteinander streiten musten. Wie nun der Römische Keyser Augustus/ andere Schau-Spiele. Caligula/ Claudius/ Nero/ Domitianus/ Adrianus / Antoninus Pius/ und Andere mehr allerhand dergleichen Schauspiele anstelleten / und darauff Johann Ravisii Textoris Theatrum poetic. & historic. fast eine unglaubliche Summa Geldes verwendeten/ inmaßen ein eintziges Schauspiel drittehalb Millionen gekostet haben solle. Also verordnete auch Keyser Gordianus dem Römischen Volcke 12. Schauspiele gantzer 12. Tage lang/ also daß Er zuweilen an einem Tage 50. Fechter aufführen/ und auff einmahl 150. auch offtermahls 1000. Africanische wilde Thiere auf den Kampff-Platz bringen ließ. Denn er hatte einen Wald/ in welchem sich stets 200. Hirsche/ 30. Britannische wilde Pferde/ 1000. weiße wilde Schafe/ 10000. Reheböcke/ 300. Strause/ 20. wilde Esel/ 150. wilde Schweine/ 200. Egyptische Störche/ und 200. Gembse befanden.

Wettlauffen. Das Wettlauffen ist eines von denen ältesten Spielen. Denn man lieset bey dem Virgilio, daß es schon bey dem Begräbniße des Griechischen alten Anchisae, dem sein Sohn AEneas zu Ehren dergleichen gehalten/ üblich gewesen/ und haben damahls miteinander Panopes, Patron, Salius, Nysus, Halymus, und Diores umb die Wette gelauffen. Es wurden aber dergleichen Cursores, oder Läuffer Statiodromi, welche das auffgesteckte Ziel erlieffen/ und das Mahl erreichten/ Etliche Diaulodromi, so nach wollbrachten Lauffe an den vorigen Ort wieder umbkehreten/ oder auch Dolichodromi, die/ so sechsmahl den Lauff vollbrachten/ genennet. Bey den Römern ward solches Lauffen unter die Ludos Gymnicos, und bey den Griechen unter die Ludos Olympicos gerechnet. Von der Ca-

Blut sähen/ dafür nicht erschrecken/ sondern vielmehr in Ausnehmung der feindlichen Streiche desto behertzter seyn/ und ihrer Widerparth unerschrocken unter die Augen trehten sollten. Und ob man schon bey den Römern hierzu etliche Leibeigene/ oder Andere / die ohne dis das Leben verbühret/ abrichtete/ so fanden sich doch hernach etliche Freye/ die diese Kunst begriffen/ und hernach entweder großen Herren zu gefallen/ oder aus vorsetzlicher Verwegenheit ihr Leben ohne Ursache in die Schantze schlugen. Hiernechst Titus Livius. Svetonius. so kahm es mit denenselben dahin/ daß man dergleichen Schauspiele auch bey denen Begräbnißen der Verstorbenen/ als wie Junius Brutus/ Keyser Tiberius / und andere mehr gethan/ vor die Hand nahm/ und waren der Römer ietzt-berührte Schauspiel-Häuser dermaßen prächtig und groß/ daß so wohl auff den Stiegen / als Gallerien an die hundert tausend Menschen sitzen kunten. Keyser Augustus unterhielte aus der Römischen Schatzkammer/ 23. Schauspiele/ und auf seinen eigenen Beutel 24. dergleichen: Keyser Nero lies sein Spiel-Haus gantz vergulden: Offt fochte Mann für Mann/ offt aber musten viel hundert auf einmahl zusammen gehen. Lipsius. Etliche derselben nennte man Secutores, und etliche Retiarios. Von diesen wird erzehlet/ daß ihrer fünffe der Ersten/ mit Andern fünffen dieser Letztern gekämpffet/ und selbige bis auf Einen niedergemachet; Alldieweil sich nun derselbe übermannet gesehen/ hätte er die Zuschauer umb Gnade angeschrien/ indem er aber von Ihnen kein Gehör erhalten/ sein Gewehr wieder ergriffen/ und mit solcher Furia/ und Verzweiffelung gegen die Fünffe gefochten/ daß er sie alle erlegt/ und dadurch seine Freyheit erhalten; Schiff-Kämpffe. Andere fochten mit verbundenen Augen zu Roße. Etliche der Keyser/ insonderheit aber Domitianus/ und Claudius stelleten dem Volcke zur Lust einen und den andern Schiffs-Streit an/ woselbst die Krieges-Gefangenen/ die so das Leben verwürcket/ oder die umb das Geld darzu erkaufften/ miteinander streiten musten. Wie nun der Römische Keyser Augustus/ andere Schau-Spiele. Caligula/ Claudius/ Nero/ Domitianus/ Adrianus / Antoninus Pius/ und Andere mehr allerhand dergleichen Schauspiele anstelleten / und darauff Johann Ravisii Textoris Theatrum poetic. & historic. fast eine unglaubliche Summa Geldes verwendeten/ inmaßen ein eintziges Schauspiel drittehalb Millionen gekostet haben solle. Also verordnete auch Keyser Gordianus dem Römischen Volcke 12. Schauspiele gantzer 12. Tage lang/ also daß Er zuweilen an einem Tage 50. Fechter aufführen/ und auff einmahl 150. auch offtermahls 1000. Africanische wilde Thiere auf den Kampff-Platz bringen ließ. Denn er hatte einen Wald/ in welchem sich stets 200. Hirsche/ 30. Britannische wilde Pferde/ 1000. weiße wilde Schafe/ 10000. Reheböcke/ 300. Strause/ 20. wilde Esel/ 150. wilde Schweine/ 200. Egyptische Störche/ und 200. Gembse befanden.

Wettlauffen. Das Wettlauffen ist eines von denen ältesten Spielen. Denn man lieset bey dem Virgilio, daß es schon bey dem Begräbniße des Griechischen alten Anchisae, dem sein Sohn AEneas zu Ehren dergleichen gehalten/ üblich gewesen/ und haben damahls miteinander Panopes, Patron, Salius, Nysus, Halymus, und Diores umb die Wette gelauffen. Es wurden aber dergleichen Cursores, oder Läuffer Statiodromi, welche das auffgesteckte Ziel erlieffen/ und das Mahl erreichten/ Etliche Diaulodromi, so nach wollbrachten Lauffe an den vorigen Ort wieder umbkehreten/ oder auch Dolichodromi, die/ so sechsmahl den Lauff vollbrachten/ genennet. Bey den Römern ward solches Lauffen unter die Ludos Gymnicos, und bey den Griechen unter die Ludos Olympicos gerechnet. Von der Ca-

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        <p><note place="left">Wettlauffen.</note> Das Wettlauffen ist eines von denen                      ältesten Spielen. Denn man lieset bey dem Virgilio, daß es schon bey dem                      Begräbniße des Griechischen alten Anchisae, dem sein Sohn AEneas zu Ehren                      dergleichen gehalten/ üblich gewesen/ und haben damahls miteinander Panopes,                      Patron, Salius, Nysus, Halymus, und Diores umb die Wette gelauffen. Es wurden                      aber dergleichen Cursores, oder Läuffer Statiodromi, welche das auffgesteckte                      Ziel erlieffen/ und das Mahl erreichten/ Etliche Diaulodromi, so nach                      wollbrachten Lauffe an den vorigen Ort wieder umbkehreten/ oder auch                      Dolichodromi, die/ so sechsmahl den Lauff vollbrachten/ genennet. Bey den                      Römern ward solches Lauffen unter die Ludos Gymnicos, und bey den Griechen unter                      die Ludos Olympicos gerechnet. Von der Ca-
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[10/0016] Blut sähen/ dafür nicht erschrecken/ sondern vielmehr in Ausnehmung der feindlichen Streiche desto behertzter seyn/ und ihrer Widerparth unerschrocken unter die Augen trehten sollten. Und ob man schon bey den Römern hierzu etliche Leibeigene/ oder Andere / die ohne dis das Leben verbühret/ abrichtete/ so fanden sich doch hernach etliche Freye/ die diese Kunst begriffen/ und hernach entweder großen Herren zu gefallen/ oder aus vorsetzlicher Verwegenheit ihr Leben ohne Ursache in die Schantze schlugen. Hiernechst so kahm es mit denenselben dahin/ daß man dergleichen Schauspiele auch bey denen Begräbnißen der Verstorbenen/ als wie Junius Brutus/ Keyser Tiberius / und andere mehr gethan/ vor die Hand nahm/ und waren der Römer ietzt-berührte Schauspiel-Häuser dermaßen prächtig und groß/ daß so wohl auff den Stiegen / als Gallerien an die hundert tausend Menschen sitzen kunten. Keyser Augustus unterhielte aus der Römischen Schatzkammer/ 23. Schauspiele/ und auf seinen eigenen Beutel 24. dergleichen: Keyser Nero lies sein Spiel-Haus gantz vergulden: Offt fochte Mann für Mann/ offt aber musten viel hundert auf einmahl zusammen gehen. Etliche derselben nennte man Secutores, und etliche Retiarios. Von diesen wird erzehlet/ daß ihrer fünffe der Ersten/ mit Andern fünffen dieser Letztern gekämpffet/ und selbige bis auf Einen niedergemachet; Alldieweil sich nun derselbe übermannet gesehen/ hätte er die Zuschauer umb Gnade angeschrien/ indem er aber von Ihnen kein Gehör erhalten/ sein Gewehr wieder ergriffen/ und mit solcher Furia/ und Verzweiffelung gegen die Fünffe gefochten/ daß er sie alle erlegt/ und dadurch seine Freyheit erhalten; Andere fochten mit verbundenen Augen zu Roße. Etliche der Keyser/ insonderheit aber Domitianus/ und Claudius stelleten dem Volcke zur Lust einen und den andern Schiffs-Streit an/ woselbst die Krieges-Gefangenen/ die so das Leben verwürcket/ oder die umb das Geld darzu erkaufften/ miteinander streiten musten. Wie nun der Römische Keyser Augustus/ Caligula/ Claudius/ Nero/ Domitianus/ Adrianus / Antoninus Pius/ und Andere mehr allerhand dergleichen Schauspiele anstelleten / und darauff fast eine unglaubliche Summa Geldes verwendeten/ inmaßen ein eintziges Schauspiel drittehalb Millionen gekostet haben solle. Also verordnete auch Keyser Gordianus dem Römischen Volcke 12. Schauspiele gantzer 12. Tage lang/ also daß Er zuweilen an einem Tage 50. Fechter aufführen/ und auff einmahl 150. auch offtermahls 1000. Africanische wilde Thiere auf den Kampff-Platz bringen ließ. Denn er hatte einen Wald/ in welchem sich stets 200. Hirsche/ 30. Britannische wilde Pferde/ 1000. weiße wilde Schafe/ 10000. Reheböcke/ 300. Strause/ 20. wilde Esel/ 150. wilde Schweine/ 200. Egyptische Störche/ und 200. Gembse befanden. Titus Livius. Svetonius. Lipsius. Schiff-Kämpffe. andere Schau-Spiele. Johann Ravisii Textoris Theatrum poetic. & historic. Das Wettlauffen ist eines von denen ältesten Spielen. Denn man lieset bey dem Virgilio, daß es schon bey dem Begräbniße des Griechischen alten Anchisae, dem sein Sohn AEneas zu Ehren dergleichen gehalten/ üblich gewesen/ und haben damahls miteinander Panopes, Patron, Salius, Nysus, Halymus, und Diores umb die Wette gelauffen. Es wurden aber dergleichen Cursores, oder Läuffer Statiodromi, welche das auffgesteckte Ziel erlieffen/ und das Mahl erreichten/ Etliche Diaulodromi, so nach wollbrachten Lauffe an den vorigen Ort wieder umbkehreten/ oder auch Dolichodromi, die/ so sechsmahl den Lauff vollbrachten/ genennet. Bey den Römern ward solches Lauffen unter die Ludos Gymnicos, und bey den Griechen unter die Ludos Olympicos gerechnet. Von der Ca- Wettlauffen.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/16>, abgerufen am 27.11.2024.