Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

Bild:
<< vorherige Seite

Daß sie in schönem Schmucke blüht /

und stets durch meine Flamme sieht.

Was leben soll/ das sieht durch mich;

Die Crone meiner Diamanten

erhellet allzeit innerlich

den Spiegel meiner Anverwandten /

ich breche durch/ und mach allein

daß/ was da ist/ muß sichtbar seyn.

Die Sternen saugen meine Gluth /

ich muß den blassen Mond erhellen:

Was das Gesichte kan und thut /

das laß ich in die Ordnung stellen /

ich bin das Liecht der düstren Zeit /

Wodurch mein Gold wird ausgestreut.

F. Von Nymphen.

Virgilius. Osidorus. l. 8. DIe Alten nenneten die Nymphen des Oceani und Tethyos Töchter/ und meldeten/ sie wären Mütter der Flüssen/ auch gleich den Musen/ Seelen der Sphaeren: Die Irrdischen/ als die Dryades, sagten sie/ stünden den Wäldern für: Die Oreades den Bergen: Die Hamadryades den Bäumen: Die Napeen den Blumen und Feldern: Die Najaden den Flüssen: Die Limniades den Seen: Die Ephydriades den Brunnen/ und die Nereides dem Meere. Sie hatten unterschiedene Nahmen/ unter welchen die Mentha des Plutonis Kebsweib von der Proserpina in ein Kraut/ die andere aber Syrinx, welche der Wald-Gott Ovidius lib. 1. cap. 25. Pan nothzüchtigen wollte/ in ein Rohr soll verwandelt worden seyn: Man opferte ihnen Milch/ und das/ was man fienge/ auch hielt man sie für der Dianae Gespielinnen/ welche ihr Köcher und Pfeile nachtrugen/ und sie auf der Jagt begleiteten. Durth sie verstehet man nichts anders/ als die jenigen Kräffte der Feuchte/ vermittelst derer alles/ was da in der Welt lebet und schwebet / erhalten werden mus. Man eignet Ihnen ein gewisses Alter zu/ darinnen sie entweder gebohren/ oder stürben/ auch dichtet man nicht ohne Ursache/ daß die Göttin Juno sie unter ihrer Gewalt habe. Denn weil man durch die Juno die Lufft verstehet/ von welcher die Wolcken herrührten/ so würde die Lufft in eine Wolcke/ und die Wolcke in das Wasser verwandelt/ welches nichts anders als die Wasser-Nymphen bedeuteten. Dergleichen Wirckung rührte auch aus der Lufft her/ als der Regen-Bogen/ der Thau/ Schnee/ Eiß/ Hagel/ Regen / Donner/ Blitz/ Reiff/ Wolken/ Nebel/ Wärme und Feuchte. Gleichwie man nun die Nymphen für nichts/ als fruchtbare Vorsteherinnen der Gewässer/ Wälder und Felder gehalten/ die beydes denen Menschen und Viehe an ihrer Nahrung vorträglichen fielen: Also hat man durch dieselben nichts anders als die eigentliche Materia aller natürlichen Sachen andeuten/ und zu verstehen geben wollen.

G. Von der Diana/ oder Luna.

WIe die Poeten allezeit auf das/ was sie erfinden/ ihr gewisses Absehen: Also geben sie auch vor/ daß Apollo und Diana zwey Geschwister/ und des Jupiters und der Latonae Kinder gewesen/ welche

Daß sie in schönem Schmucke blüht /

und stets durch meine Flamme sieht.

Was leben soll/ das sieht durch mich;

Die Crone meiner Diamanten

erhellet allzeit innerlich

den Spiegel meiner Anverwandten /

ich breche durch/ und mach allein

daß/ was da ist/ muß sichtbar seyn.

Die Sternen saugen meine Gluth /

ich muß den blassen Mond erhellen:

Was das Gesichte kan und thut /

das laß ich in die Ordnung stellen /

ich bin das Liecht der düstren Zeit /

Wodurch mein Gold wird ausgestreut.

F. Von Nymphen.

Virgilius. Osidorus. l. 8. DIe Alten nenneten die Nymphen des Oceani und Tethyos Töchter/ und meldeten/ sie wären Mütter der Flüssen/ auch gleich den Musen/ Seelen der Sphaeren: Die Irrdischen/ als die Dryades, sagten sie/ stünden den Wäldern für: Die Oreades den Bergen: Die Hamadryades den Bäumen: Die Napeen den Blumen und Feldern: Die Najaden den Flüssen: Die Limniades den Seen: Die Ephydriades den Brunnen/ und die Nereides dem Meere. Sie hatten unterschiedene Nahmen/ unter welchen die Mentha des Plutonis Kebsweib von der Proserpina in ein Kraut/ die andere aber Syrinx, welche der Wald-Gott Ovidius lib. 1. cap. 25. Pan nothzüchtigen wollte/ in ein Rohr soll verwandelt worden seyn: Man opferte ihnen Milch/ und das/ was man fienge/ auch hielt man sie für der Dianae Gespielinnen/ welche ihr Köcher und Pfeile nachtrugen/ und sie auf der Jagt begleiteten. Durth sie verstehet man nichts anders/ als die jenigen Kräffte der Feuchte/ vermittelst derer alles/ was da in der Welt lebet und schwebet / erhalten werden mus. Man eignet Ihnen ein gewisses Alter zu/ darinnen sie entweder gebohren/ oder stürben/ auch dichtet man nicht ohne Ursache/ daß die Göttin Juno sie unter ihrer Gewalt habe. Deñ weil man durch die Juno die Lufft verstehet/ von welcher die Wolcken herrührten/ so würde die Lufft in eine Wolcke/ und die Wolcke in das Wasser verwandelt/ welches nichts anders als die Wasser-Nymphen bedeuteten. Dergleichen Wirckung rührte auch aus der Lufft her/ als der Regen-Bogen/ der Thau/ Schnee/ Eiß/ Hagel/ Regen / Donner/ Blitz/ Reiff/ Wolken/ Nebel/ Wärme und Feuchte. Gleichwie man nun die Nymphen für nichts/ als fruchtbare Vorsteherinnen der Gewässer/ Wälder und Felder gehalten/ die beydes denen Menschen und Viehe an ihrer Nahrung vorträglichen fielen: Also hat man durch dieselben nichts anders als die eigentliche Materia aller natürlichen Sachen andeuten/ und zu verstehen geben wollen.

G. Von der Diana/ oder Luna.

WIe die Poeten allezeit auf das/ was sie erfinden/ ihr gewisses Absehen: Also geben sie auch vor/ daß Apollo und Diana zwey Geschwister/ und des Jupiters und der Latonae Kinder gewesen/ welche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0144" n="130"/>
        <p>Daß sie in schönem Schmucke blüht /</p>
        <p>und stets durch meine Flamme sieht.</p>
        <p>Was leben soll/ das sieht durch mich;</p>
        <p>Die Crone meiner Diamanten</p>
        <p>erhellet allzeit innerlich</p>
        <p>den Spiegel meiner Anverwandten /</p>
        <p>ich breche durch/ und mach allein</p>
        <p>daß/ was da ist/ muß sichtbar seyn.</p>
        <p>Die Sternen saugen meine Gluth /</p>
        <p>ich muß den blassen Mond erhellen:</p>
        <p>Was das Gesichte kan und thut /</p>
        <p>das laß ich in die Ordnung stellen /</p>
        <p>ich bin das Liecht der düstren Zeit /</p>
        <p>Wodurch mein Gold wird ausgestreut.</p>
      </div>
      <div>
        <head>F. Von Nymphen.</head>
        <p><note place="left">Virgilius. Osidorus. l. 8.</note> DIe Alten nenneten die                      Nymphen des Oceani und Tethyos Töchter/ und meldeten/ sie wären Mütter der                      Flüssen/ auch gleich den Musen/ Seelen der Sphaeren: Die Irrdischen/ als die                      Dryades, sagten sie/ stünden den Wäldern für: Die Oreades den Bergen: Die                      Hamadryades den Bäumen: Die Napeen den Blumen und Feldern: Die Najaden den                      Flüssen: Die Limniades den Seen: Die Ephydriades den Brunnen/ und die Nereides                      dem Meere. Sie hatten unterschiedene Nahmen/ unter welchen die Mentha des                      Plutonis Kebsweib von der Proserpina in ein Kraut/ die andere aber Syrinx,                      welche der Wald-Gott <note place="left">Ovidius lib. 1. cap. 25.</note> Pan                      nothzüchtigen wollte/ in ein Rohr soll verwandelt worden seyn: Man opferte                      ihnen Milch/ und das/ was man fienge/ auch hielt man sie für der Dianae                      Gespielinnen/ welche ihr Köcher und Pfeile nachtrugen/ und sie auf der Jagt                      begleiteten. Durth sie verstehet man nichts anders/ als die jenigen Kräffte der                      Feuchte/ vermittelst derer alles/ was da in der Welt lebet und schwebet /                      erhalten werden mus. Man eignet Ihnen ein gewisses Alter zu/ darinnen sie                      entweder gebohren/ oder stürben/ auch dichtet man nicht ohne Ursache/ daß die                      Göttin Juno sie unter ihrer Gewalt habe. Den&#x0303; weil man durch die Juno die                      Lufft verstehet/ von welcher die Wolcken herrührten/ so würde die Lufft in                      eine Wolcke/ und die Wolcke in das Wasser verwandelt/ welches nichts anders                      als die Wasser-Nymphen bedeuteten. Dergleichen Wirckung rührte auch aus der                      Lufft her/ als der Regen-Bogen/ der Thau/ Schnee/ Eiß/ Hagel/ Regen /                      Donner/ Blitz/ Reiff/ Wolken/ Nebel/ Wärme und Feuchte. Gleichwie man nun                      die Nymphen für nichts/ als fruchtbare Vorsteherinnen der Gewässer/ Wälder und                      Felder gehalten/ die beydes denen Menschen und Viehe an ihrer Nahrung                      vorträglichen fielen: Also hat man durch dieselben nichts anders als die                      eigentliche Materia aller natürlichen Sachen andeuten/ und zu verstehen geben                      wollen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>G. Von der Diana/ oder Luna.</head>
        <p>WIe die Poeten allezeit auf das/ was sie erfinden/ ihr gewisses Absehen: Also                      geben sie auch vor/ daß Apollo und Diana zwey Geschwister/ und des Jupiters                      und der Latonae Kinder gewesen/ welche</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0144] Daß sie in schönem Schmucke blüht / und stets durch meine Flamme sieht. Was leben soll/ das sieht durch mich; Die Crone meiner Diamanten erhellet allzeit innerlich den Spiegel meiner Anverwandten / ich breche durch/ und mach allein daß/ was da ist/ muß sichtbar seyn. Die Sternen saugen meine Gluth / ich muß den blassen Mond erhellen: Was das Gesichte kan und thut / das laß ich in die Ordnung stellen / ich bin das Liecht der düstren Zeit / Wodurch mein Gold wird ausgestreut. F. Von Nymphen. DIe Alten nenneten die Nymphen des Oceani und Tethyos Töchter/ und meldeten/ sie wären Mütter der Flüssen/ auch gleich den Musen/ Seelen der Sphaeren: Die Irrdischen/ als die Dryades, sagten sie/ stünden den Wäldern für: Die Oreades den Bergen: Die Hamadryades den Bäumen: Die Napeen den Blumen und Feldern: Die Najaden den Flüssen: Die Limniades den Seen: Die Ephydriades den Brunnen/ und die Nereides dem Meere. Sie hatten unterschiedene Nahmen/ unter welchen die Mentha des Plutonis Kebsweib von der Proserpina in ein Kraut/ die andere aber Syrinx, welche der Wald-Gott Pan nothzüchtigen wollte/ in ein Rohr soll verwandelt worden seyn: Man opferte ihnen Milch/ und das/ was man fienge/ auch hielt man sie für der Dianae Gespielinnen/ welche ihr Köcher und Pfeile nachtrugen/ und sie auf der Jagt begleiteten. Durth sie verstehet man nichts anders/ als die jenigen Kräffte der Feuchte/ vermittelst derer alles/ was da in der Welt lebet und schwebet / erhalten werden mus. Man eignet Ihnen ein gewisses Alter zu/ darinnen sie entweder gebohren/ oder stürben/ auch dichtet man nicht ohne Ursache/ daß die Göttin Juno sie unter ihrer Gewalt habe. Deñ weil man durch die Juno die Lufft verstehet/ von welcher die Wolcken herrührten/ so würde die Lufft in eine Wolcke/ und die Wolcke in das Wasser verwandelt/ welches nichts anders als die Wasser-Nymphen bedeuteten. Dergleichen Wirckung rührte auch aus der Lufft her/ als der Regen-Bogen/ der Thau/ Schnee/ Eiß/ Hagel/ Regen / Donner/ Blitz/ Reiff/ Wolken/ Nebel/ Wärme und Feuchte. Gleichwie man nun die Nymphen für nichts/ als fruchtbare Vorsteherinnen der Gewässer/ Wälder und Felder gehalten/ die beydes denen Menschen und Viehe an ihrer Nahrung vorträglichen fielen: Also hat man durch dieselben nichts anders als die eigentliche Materia aller natürlichen Sachen andeuten/ und zu verstehen geben wollen. Virgilius. Osidorus. l. 8. Ovidius lib. 1. cap. 25. G. Von der Diana/ oder Luna. WIe die Poeten allezeit auf das/ was sie erfinden/ ihr gewisses Absehen: Also geben sie auch vor/ daß Apollo und Diana zwey Geschwister/ und des Jupiters und der Latonae Kinder gewesen/ welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/144
Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/144>, abgerufen am 03.12.2024.