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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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des Phaethon verwegenes Begehren/ deutet than nichts anders/ als daß offters durch der Eltern unzeitiges Ubersehen ein ganzes Königreich und Land gestraffet wird/ deßgleichen wie sich Ein ieder nicht in seinem Stande erheben/ sondern der Alten gute Vermahnungen angelegen seyn lassen solte. Hesiodus in Theogonia. Etliche geben vor/ es wäre Hyperion, und Thia der Sonnen und des Mondens Vatter und Mutter gewesen: Und zwar darumb / weiln die Homerus. Thia etwas Göttliches bedeute / und man durch den Hyperion alle Himmlische Cörper/ welche ihre tägliche Bewegungen hätten/ verstehe. Die Heiden haben nach dem Schöpffer die Sonne für den Vatter/ und Anfänger der Geburt gehalten/ indem sie vermeinet/ als ob diese der anderen Götter Krafft und Wirckung alleine vollständig an sich führete / und mit ihrem Liechte alles durchstrahlete. Ihr hat man unter andern auch einen Natalis Comes. Hauß-Hahn geheiliget/ welcher täglich ihre Ankunfft vermeldete. Weiter wird gemeldet/ daß/ als dieselbige sich wider die Titanes zu des Jupiters Parthey geschlagen/ wäre sie zur Danck barkeit von Ihme mit einer Crohne/ Wagen/ und anderen Ehren-Zeichen begabet worden/ dahero diese Lehre entstanden: Daß der/ welcher nur ein Füncklein Göttlichen Verstandes in sich/ mehr der Warheit und Gerechtigkeit als denen Lastern/ Betrug und Tyranney beygethan seyn solle. Gleichwie aber das Silber der Lunae, das Eisen dem Marti, das Bley dem Saturno, das Silber- und Gold-Ertz dem Jovi, das Ziehn dem Mercurio, und das Kupfer der Veneri zugeeignet wird. Also auch dieser das Gold. Die Alten sagen/ Sie pflege auf einem Wagen zu fahren/ weil Sie das jenige/ was ihnen entfernet/ nicht recht begriffen/ ohn allein das/ was sie durch die Vernunfft gefasset/ allermassen sie denen himmlischen Sphaeris eigene Seelen zutheileten/ die gleichsam dieselben herumb walzeten. Andere aber meineten/ es wäre eine zu allen Sphaeris genug: Andere / der Himmel stünde stille/ und die Erde lieffe in ihrem Circul herum: Daß man aber behaupten wolle/ die herniedergehende Sonne fiele in die Tieffe des Meeres/ und die Herauffsteigende komme aus dem Wasser/ deßgleichen sobald sie an dem Ufer des Orients aufgewacht/ so würde Ihr von denen Stunden/ welche der Zeiten Schliesserin und Diener wären/ der Wagen fürgeführet/ solches hat man gethan/ daß der gemeine Pöfel hiedurch der Gelehrten ihr Absehen nicht so leichte verstehe. Alldieweiln aber diese der Sonnen ihre Göttliche Eigenschafften nichts als Heidnische Phantasmata, oder nichtige Einbildungen / die zwar in gewissen Dingen auch ihren Nutzen haben/ in sich begreiffen/ so stellet man sie dahin/ Jedoch lässet man billich dieses edle Liecht/ so man für die Fackel des Allerhöchsten/ und das Auge der Welt hält/ im seinem Werth / und gleichsam ihr eigen Lob vor sich selbst reden:

Doctissim[unleserliches Material]9 David Schirmer[unleserliches Material]9. Ich sehe durch das finstre Land /

und blicke nach den duncklen Höhen /

das Morgen-Gold beut meiner Hand

die Strahlen durch die Welt zu gehen:

Ein Mensch/ wie hoch er sich aufricht /

hat kein so helles Auge nicht.

Der Himmel geht und waltzt sich fort /

die Erde bleibet unten sitzen /

Ich nur allein muß ihren Ort /

mit einer linden Brunst erhitzen /

des Phaëthon verwegenes Begehren/ deutet than nichts anders/ als daß offters durch der Eltern unzeitiges Ubersehen ein ganzes Königreich und Land gestraffet wird/ deßgleichen wie sich Ein ieder nicht in seinem Stande erheben/ sondern der Alten gute Vermahnungen angelegen seyn lassen solte. Hesiodus in Theogonia. Etliche geben vor/ es wäre Hyperion, und Thia der Sonnen und des Mondens Vatter und Mutter gewesen: Und zwar darumb / weiln die Homerus. Thia etwas Göttliches bedeute / und man durch den Hyperion alle Himmlische Cörper/ welche ihre tägliche Bewegungen hätten/ verstehe. Die Heiden haben nach dem Schöpffer die Sonne für den Vatter/ und Anfänger der Geburt gehalten/ indem sie vermeinet/ als ob diese der anderen Götter Krafft und Wirckung alleine vollständig an sich führete / und mit ihrem Liechte alles durchstrahlete. Ihr hat man unter andern auch einen Natalis Comes. Hauß-Hahn geheiliget/ welcher täglich ihre Ankunfft vermeldete. Weiter wird gemeldet/ daß/ als dieselbige sich wider die Titanes zu des Jupiters Parthey geschlagen/ wäre sie zur Danck barkeit von Ihme mit einer Crohne/ Wagen/ und anderen Ehren-Zeichen begabet worden/ dahero diese Lehre entstanden: Daß der/ welcher nur ein Füncklein Göttlichen Verstandes in sich/ mehr der Warheit und Gerechtigkeit als denen Lastern/ Betrug und Tyranney beygethan seyn solle. Gleichwie aber das Silber der Lunae, das Eisen dem Marti, das Bley dem Saturno, das Silber- und Gold-Ertz dem Jovi, das Ziehn dem Mercurio, und das Kupfer der Veneri zugeeignet wird. Also auch dieser das Gold. Die Alten sagen/ Sie pflege auf einem Wagen zu fahren/ weil Sie das jenige/ was ihnen entfernet/ nicht recht begriffen/ ohn allein das/ was sie durch die Vernunfft gefasset/ allermassen sie denen himmlischen Sphaeris eigene Seelen zutheileten/ die gleichsam dieselben herumb walzeten. Andere aber meineten/ es wäre eine zu allen Sphaeris genug: Andere / der Him̃el stünde stille/ und die Erde lieffe in ihrem Circul herum: Daß man aber behaupten wolle/ die herniedergehende Sonne fiele in die Tieffe des Meeres/ und die Herauffsteigende komme aus dem Wasser/ deßgleichen sobald sie an dem Ufer des Orients aufgewacht/ so würde Ihr von denen Stunden/ welche der Zeiten Schliesserin und Diener wären/ der Wagen fürgeführet/ solches hat man gethan/ daß der gemeine Pöfel hiedurch der Gelehrten ihr Absehen nicht so leichte verstehe. Alldieweiln aber diese der Sonnen ihre Göttliche Eigenschafften nichts als Heidnische Phantasmata, oder nichtige Einbildungen / die zwar in gewissen Dingen auch ihren Nutzen haben/ in sich begreiffen/ so stellet man sie dahin/ Jedoch lässet man billich dieses edle Liecht/ so man für die Fackel des Allerhöchsten/ und das Auge der Welt hält/ im seinem Werth / und gleichsam ihr eigen Lob vor sich selbst reden:

Doctissim[unleserliches Material]9 David Schirmer[unleserliches Material]9. Ich sehe durch das finstre Land /

und blicke nach den duncklen Höhen /

das Morgen-Gold beut meiner Hand

die Strahlen durch die Welt zu gehen:

Ein Mensch/ wie hoch er sich aufricht /

hat kein so helles Auge nicht.

Der Himmel geht und waltzt sich fort /

die Erde bleibet unten sitzen /

Ich nur allein muß ihren Ort /

mit einer linden Brunst erhitzen /

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        <p>Der Himmel geht und waltzt sich fort /</p>
        <p>die Erde bleibet unten sitzen /</p>
        <p>Ich nur allein muß ihren Ort /</p>
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[129/0143] des Phaëthon verwegenes Begehren/ deutet than nichts anders/ als daß offters durch der Eltern unzeitiges Ubersehen ein ganzes Königreich und Land gestraffet wird/ deßgleichen wie sich Ein ieder nicht in seinem Stande erheben/ sondern der Alten gute Vermahnungen angelegen seyn lassen solte. Etliche geben vor/ es wäre Hyperion, und Thia der Sonnen und des Mondens Vatter und Mutter gewesen: Und zwar darumb / weiln die Thia etwas Göttliches bedeute / und man durch den Hyperion alle Himmlische Cörper/ welche ihre tägliche Bewegungen hätten/ verstehe. Die Heiden haben nach dem Schöpffer die Sonne für den Vatter/ und Anfänger der Geburt gehalten/ indem sie vermeinet/ als ob diese der anderen Götter Krafft und Wirckung alleine vollständig an sich führete / und mit ihrem Liechte alles durchstrahlete. Ihr hat man unter andern auch einen Hauß-Hahn geheiliget/ welcher täglich ihre Ankunfft vermeldete. Weiter wird gemeldet/ daß/ als dieselbige sich wider die Titanes zu des Jupiters Parthey geschlagen/ wäre sie zur Danck barkeit von Ihme mit einer Crohne/ Wagen/ und anderen Ehren-Zeichen begabet worden/ dahero diese Lehre entstanden: Daß der/ welcher nur ein Füncklein Göttlichen Verstandes in sich/ mehr der Warheit und Gerechtigkeit als denen Lastern/ Betrug und Tyranney beygethan seyn solle. Gleichwie aber das Silber der Lunae, das Eisen dem Marti, das Bley dem Saturno, das Silber- und Gold-Ertz dem Jovi, das Ziehn dem Mercurio, und das Kupfer der Veneri zugeeignet wird. Also auch dieser das Gold. Die Alten sagen/ Sie pflege auf einem Wagen zu fahren/ weil Sie das jenige/ was ihnen entfernet/ nicht recht begriffen/ ohn allein das/ was sie durch die Vernunfft gefasset/ allermassen sie denen himmlischen Sphaeris eigene Seelen zutheileten/ die gleichsam dieselben herumb walzeten. Andere aber meineten/ es wäre eine zu allen Sphaeris genug: Andere / der Him̃el stünde stille/ und die Erde lieffe in ihrem Circul herum: Daß man aber behaupten wolle/ die herniedergehende Sonne fiele in die Tieffe des Meeres/ und die Herauffsteigende komme aus dem Wasser/ deßgleichen sobald sie an dem Ufer des Orients aufgewacht/ so würde Ihr von denen Stunden/ welche der Zeiten Schliesserin und Diener wären/ der Wagen fürgeführet/ solches hat man gethan/ daß der gemeine Pöfel hiedurch der Gelehrten ihr Absehen nicht so leichte verstehe. Alldieweiln aber diese der Sonnen ihre Göttliche Eigenschafften nichts als Heidnische Phantasmata, oder nichtige Einbildungen / die zwar in gewissen Dingen auch ihren Nutzen haben/ in sich begreiffen/ so stellet man sie dahin/ Jedoch lässet man billich dieses edle Liecht/ so man für die Fackel des Allerhöchsten/ und das Auge der Welt hält/ im seinem Werth / und gleichsam ihr eigen Lob vor sich selbst reden: Hesiodus in Theogonia. Homerus. Natalis Comes. Ich sehe durch das finstre Land / Doctissim_ 9 David Schirmer_ 9. und blicke nach den duncklen Höhen / das Morgen-Gold beut meiner Hand die Strahlen durch die Welt zu gehen: Ein Mensch/ wie hoch er sich aufricht / hat kein so helles Auge nicht. Der Himmel geht und waltzt sich fort / die Erde bleibet unten sitzen / Ich nur allein muß ihren Ort / mit einer linden Brunst erhitzen /

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/143>, abgerufen am 24.11.2024.