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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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eingepräget/ daß die/ so ein unordentliches und ruchloses Leben gehabt/ wären in Wölffe/ die Tyrannen in Raub-Vögel/ die Fuchs-Schwänzer und Ehren-Schänder in Raben und Krahen/ die hoffärtigen in Kraniche und Störche/ die Wollüstigen in Schweine/ und so fort verwandelt worden: Also hat man auch die jenigen/ so sich mit den Gewaltsamsten Lastern bemackeln/ unter die Riesen/ Unbarmherzigen/ und Tyrannen gerechnet / massen denn ein unruhiges Gemüthe nichts anders als den wilden Dornen zu vergleichen/ welche/ ob sie wohl Rosen tragen/ dennoch ihre stachliche Spitzen mehr/ als die angenehmen Blüten herfür blicken lassen. Woraus erhellet / daß man vor andern der Demüthigen/ und denen Tugend Ergebenen schonen/ die mit Laster/ Hoffarth/ und Tyranney angefüllten aber wegen ihrer Widerspenstigkeit im Zaum halten solle/ darmit sie ihren vergifften Saamen nicht weiter ausstreuen/ und denen Provinzien/ Ländern und Köigreichen eine verderbliche Erndte ihres Untergangs verursachen mögen.

D. Von Musen und dero Bedeutungen.

DIe Musen, welche die Poeten für ihre Patroninnen halten/ sollen von dem Jove und der Mnemosyne, das ist/ von dem Gedächtnüsse erzeuget worden seyn/ Wieviel derer gewesen/ findet man unterschiedene Meinungen: Etliche wollen nur zwey: Etliche drey: Etliche aber neune haben/ und zwar dieser Ursache halber:

Hesiodus in Theogonia. Es hatte die Stadt Sicyon dreyen Künstlern der drey Musen ihre Bildnüsse dergestalt zu machen verdinget/ daß / welcher dieselben am besten Gyraldus in Syntagm. de Musis. verfertigte/ sie solche in des Apollinis Tempel setzen wollten. Als nun Ein ieder seinen möglichsten Fleis beygebracht/ waren Sie alle dreye beliebet/ wohl bezahlet/ und in den Tempel gebracht worden. Varro. Die jenigen/ welche ihrer zwey behaupten / richten vielleicht ihr Absehen auf die Theoriam und Praxin, indem sie durch die Eine die Speculativ-Wissenschafften/ und durch die Andere die Künste/ welche etwas in das Werck zu richten vermögen/ verstehen. Unter drey Musen rechnet man / wie Etliche wollen/ Philosophiam, Rhetoricam, und Mathematicam, Cicero lib. 3. de Natura Deorum. Mythol. Mus. e. 1. zu welchen die Alten alle ihre Wissenschafften gezogen. Die/ so ihrer viere/ oder fünffe beniehmen/ ziehlen nach des Linoceri Meinung/ auf der Alten ihre Musicalische Instrumenta, alldieweiln sie nicht mehr als vier Thone/ gestalt dann auch durch sieben/ die sieben freyen Künste vorgestellet würden. Etliche aber sind der Gedancken/ die Musen wären Seelen der Sphaeren, oder himmlischen Cörper/ nämlich: Urania des gestirnten Himmels/ Polymnia des Saturni, Terpsichore des Jupiters, Clio des Martis, Melpomene der Sonnen/ Erato der Veneris, Euterpe des Mercurii, Thalia des Mondens/ und mit diesen allen stimmete Calliope Callimachi Epigr. Natalis Comes lib. VII. c. 15. p. 764. als eine angenehme Musa überein: Jhnen werden in solgenden Versen diese Nahmen und Eigenschafften zugeleget:

CAlliope reperit sapientes provida Cantus

Heroum: Clio Citharam clarissima: vocem

Mimorum: Euterpe tragicis laetata querelis:

Melpomene dulcem Mortalibus attulit ipsa

Barbiton. At suavis tibi tradita tibia fertur

Terpsichore: Divaum[unleserliches Material]; Erato mox protulit Hymnos,

Harmoniam cunctis[unleserliches Material]; Polymnia Cantibus addit.

eingepräget/ daß die/ so ein unordentliches und ruchloses Leben gehabt/ wären in Wölffe/ die Tyrannen in Raub-Vögel/ die Fuchs-Schwänzer und Ehren-Schänder in Raben und Krahen/ die hoffärtigen in Kraniche und Störche/ die Wollüstigen in Schweine/ und so fort verwandelt worden: Also hat man auch die jenigen/ so sich mit den Gewaltsamsten Lastern bemackeln/ unter die Riesen/ Unbarmherzigen/ und Tyrannen gerechnet / massen denn ein unruhiges Gemüthe nichts anders als den wilden Dornen zu vergleichen/ welche/ ob sie wohl Rosen tragen/ dennoch ihre stachliche Spitzen mehr/ als die angenehmen Blüten herfür blicken lassen. Woraus erhellet / daß man vor andern der Demüthigen/ und denen Tugend Ergebenen schonen/ die mit Laster/ Hoffarth/ und Tyranney angefüllten aber wegen ihrer Widerspenstigkeit im Zaum halten solle/ darmit sie ihren vergifften Saamen nicht weiter ausstreuen/ und denen Provinzien/ Ländern und Köigreichen eine verderbliche Erndte ihres Untergangs verursachen mögen.

D. Von Musen und dero Bedeutungen.

DIe Musen, welche die Poeten für ihre Patroninnen halten/ sollen von dem Jove und der Mnemosyne, das ist/ von dem Gedächtnüsse erzeuget worden seyn/ Wieviel derer gewesen/ findet man unterschiedene Meinungen: Etliche wollen nur zwey: Etliche drey: Etliche aber neune haben/ und zwar dieser Ursache halber:

Hesiodus in Theogonia. Es hatte die Stadt Sicyon dreyen Künstlern der drey Musen ihre Bildnüsse dergestalt zu machen verdinget/ daß / welcher dieselben am besten Gyraldus in Syntagm. de Musis. verfertigte/ sie solche in des Apollinis Tempel setzen wollten. Als nun Ein ieder seinen möglichsten Fleis beygebracht/ waren Sie alle dreye beliebet/ wohl bezahlet/ und in den Tempel gebracht worden. Varro. Die jenigen/ welche ihrer zwey behaupten / richten vielleicht ihr Absehen auf die Theoriam und Praxin, indem sie durch die Eine die Speculativ-Wissenschafften/ und durch die Andere die Künste/ welche etwas in das Werck zu richten vermögen/ verstehen. Unter drey Musen rechnet man / wie Etliche wollen/ Philosophiam, Rhetoricam, und Mathematicam, Cicero lib. 3. de Natura Deorum. Mythol. Mus. e. 1. zu welchen die Alten alle ihre Wissenschafften gezogen. Die/ so ihrer viere/ oder fünffe beniehmen/ ziehlen nach des Linoceri Meinung/ auf der Alten ihre Musicalische Instrumenta, alldieweiln sie nicht mehr als vier Thone/ gestalt dann auch durch sieben/ die sieben freyen Künste vorgestellet würden. Etliche aber sind der Gedancken/ die Musen wären Seelen der Sphaeren, oder himmlischen Cörper/ nämlich: Urania des gestirnten Himmels/ Polymnia des Saturni, Terpsichore des Jupiters, Clio des Martis, Melpomene der Sonnen/ Erato der Veneris, Euterpe des Mercurii, Thalia des Mondens/ und mit diesen allen stimmete Calliope Callimachi Epigr. Natalis Comes lib. VII. c. 15. p. 764. als eine angenehme Musa überein: Jhnen werden in solgenden Versen diese Nahmen und Eigenschafften zugeleget:

CAlliope reperit sapientes provida Cantus

Heroum: Clio Citharam clarissima: vocem

Mimorum: Euterpe tragicis laetata querelis:

Melpomene dulcem Mortalibus attulit ipsa

Barbiton. At suavis tibi tradita tibia fertur

Terpsichore: Divûm[unleserliches Material]; Erato mox protulit Hymnos,

Harmoniam cunctis[unleserliches Material]; Polymnia Cantibus addit.

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eingepräget/ daß die/ so ein                      unordentliches und ruchloses Leben gehabt/ wären in Wölffe/ die Tyrannen in                      Raub-Vögel/ die Fuchs-Schwänzer und Ehren-Schänder in Raben und Krahen/ die                      hoffärtigen in Kraniche und Störche/ die Wollüstigen in Schweine/ und so fort                      verwandelt worden: Also hat man auch die jenigen/ so sich mit den Gewaltsamsten                      Lastern bemackeln/ unter die Riesen/ Unbarmherzigen/ und Tyrannen gerechnet /                      massen denn ein unruhiges Gemüthe nichts anders als den wilden Dornen zu                      vergleichen/ welche/ ob sie wohl Rosen tragen/ dennoch ihre stachliche                      Spitzen mehr/ als die angenehmen Blüten herfür blicken lassen. Woraus erhellet                     / daß man vor andern der Demüthigen/ und denen Tugend Ergebenen schonen/ die                      mit Laster/ Hoffarth/ und Tyranney angefüllten aber wegen ihrer                      Widerspenstigkeit im Zaum halten solle/ darmit sie ihren vergifften Saamen                      nicht weiter ausstreuen/ und denen Provinzien/ Ländern und Köigreichen eine                      verderbliche Erndte ihres Untergangs verursachen mögen.</p>
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        <p>DIe Musen, welche die Poeten für ihre Patroninnen halten/ sollen von dem Jove                      und der Mnemosyne, das ist/ von dem Gedächtnüsse erzeuget worden seyn/ Wieviel                      derer gewesen/ findet man unterschiedene Meinungen: Etliche wollen nur zwey:                      Etliche drey: Etliche aber neune haben/ und zwar dieser Ursache halber:</p>
        <p><note place="left">Hesiodus in Theogonia.</note> Es hatte die Stadt Sicyon dreyen                      Künstlern der drey Musen ihre Bildnüsse dergestalt zu machen verdinget/ daß /                      welcher dieselben am besten <note place="left">Gyraldus in Syntagm. de                          Musis.</note> verfertigte/ sie solche in des Apollinis Tempel setzen                      wollten. Als nun Ein ieder seinen möglichsten Fleis beygebracht/ waren Sie alle                      dreye beliebet/ wohl bezahlet/ und in den Tempel gebracht worden. <note place="left">Varro.</note> Die jenigen/ welche ihrer zwey behaupten /                      richten vielleicht ihr Absehen auf die Theoriam und Praxin, indem sie durch die                      Eine die Speculativ-Wissenschafften/ und durch die Andere die Künste/ welche                      etwas in das Werck zu richten vermögen/ verstehen. Unter drey Musen rechnet man                     / wie Etliche wollen/ Philosophiam, Rhetoricam, und Mathematicam, <note place="left">Cicero lib. 3. de Natura Deorum. Mythol. Mus. e. 1.</note> zu                      welchen die Alten alle ihre Wissenschafften gezogen. Die/ so ihrer viere/ oder                      fünffe beniehmen/ ziehlen nach des Linoceri Meinung/ auf der Alten ihre                      Musicalische Instrumenta, alldieweiln sie nicht mehr als vier Thone/ gestalt                      dann auch durch sieben/ die sieben freyen Künste vorgestellet würden. Etliche                      aber sind der Gedancken/ die Musen wären Seelen der Sphaeren, oder himmlischen                      Cörper/ nämlich: Urania des gestirnten Himmels/ Polymnia des Saturni,                      Terpsichore des Jupiters, Clio des Martis, Melpomene der Sonnen/ Erato der                      Veneris, Euterpe des Mercurii, Thalia des Mondens/ und mit diesen allen                      stimmete Calliope <note place="left">Callimachi Epigr. Natalis Comes lib. VII.                          c. 15. p. 764.</note> als eine angenehme Musa überein: Jhnen werden in                      solgenden Versen diese Nahmen und Eigenschafften zugeleget:</p>
        <p>CAlliope reperit sapientes provida Cantus</p>
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        <p>Mimorum: Euterpe tragicis laetata querelis:</p>
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[122/0134] eingepräget/ daß die/ so ein unordentliches und ruchloses Leben gehabt/ wären in Wölffe/ die Tyrannen in Raub-Vögel/ die Fuchs-Schwänzer und Ehren-Schänder in Raben und Krahen/ die hoffärtigen in Kraniche und Störche/ die Wollüstigen in Schweine/ und so fort verwandelt worden: Also hat man auch die jenigen/ so sich mit den Gewaltsamsten Lastern bemackeln/ unter die Riesen/ Unbarmherzigen/ und Tyrannen gerechnet / massen denn ein unruhiges Gemüthe nichts anders als den wilden Dornen zu vergleichen/ welche/ ob sie wohl Rosen tragen/ dennoch ihre stachliche Spitzen mehr/ als die angenehmen Blüten herfür blicken lassen. Woraus erhellet / daß man vor andern der Demüthigen/ und denen Tugend Ergebenen schonen/ die mit Laster/ Hoffarth/ und Tyranney angefüllten aber wegen ihrer Widerspenstigkeit im Zaum halten solle/ darmit sie ihren vergifften Saamen nicht weiter ausstreuen/ und denen Provinzien/ Ländern und Köigreichen eine verderbliche Erndte ihres Untergangs verursachen mögen. D. Von Musen und dero Bedeutungen. DIe Musen, welche die Poeten für ihre Patroninnen halten/ sollen von dem Jove und der Mnemosyne, das ist/ von dem Gedächtnüsse erzeuget worden seyn/ Wieviel derer gewesen/ findet man unterschiedene Meinungen: Etliche wollen nur zwey: Etliche drey: Etliche aber neune haben/ und zwar dieser Ursache halber: Es hatte die Stadt Sicyon dreyen Künstlern der drey Musen ihre Bildnüsse dergestalt zu machen verdinget/ daß / welcher dieselben am besten verfertigte/ sie solche in des Apollinis Tempel setzen wollten. Als nun Ein ieder seinen möglichsten Fleis beygebracht/ waren Sie alle dreye beliebet/ wohl bezahlet/ und in den Tempel gebracht worden. Die jenigen/ welche ihrer zwey behaupten / richten vielleicht ihr Absehen auf die Theoriam und Praxin, indem sie durch die Eine die Speculativ-Wissenschafften/ und durch die Andere die Künste/ welche etwas in das Werck zu richten vermögen/ verstehen. Unter drey Musen rechnet man / wie Etliche wollen/ Philosophiam, Rhetoricam, und Mathematicam, zu welchen die Alten alle ihre Wissenschafften gezogen. Die/ so ihrer viere/ oder fünffe beniehmen/ ziehlen nach des Linoceri Meinung/ auf der Alten ihre Musicalische Instrumenta, alldieweiln sie nicht mehr als vier Thone/ gestalt dann auch durch sieben/ die sieben freyen Künste vorgestellet würden. Etliche aber sind der Gedancken/ die Musen wären Seelen der Sphaeren, oder himmlischen Cörper/ nämlich: Urania des gestirnten Himmels/ Polymnia des Saturni, Terpsichore des Jupiters, Clio des Martis, Melpomene der Sonnen/ Erato der Veneris, Euterpe des Mercurii, Thalia des Mondens/ und mit diesen allen stimmete Calliope als eine angenehme Musa überein: Jhnen werden in solgenden Versen diese Nahmen und Eigenschafften zugeleget: Hesiodus in Theogonia. Gyraldus in Syntagm. de Musis. Varro. Cicero lib. 3. de Natura Deorum. Mythol. Mus. e. 1. Callimachi Epigr. Natalis Comes lib. VII. c. 15. p. 764. CAlliope reperit sapientes provida Cantus Heroum: Clio Citharam clarissima: vocem Mimorum: Euterpe tragicis laetata querelis: Melpomene dulcem Mortalibus attulit ipsa Barbiton. At suavis tibi tradita tibia fertur Terpsichore: Divûm_ ; Erato mox protulit Hymnos, Harmoniam cunctis_ ; Polymnia Cantibus addit.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/134>, abgerufen am 22.11.2024.