[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Der Alten Leibes - Ubung. DAs vonden sieben Planeten und des Nimrods mit seinen 36. Reichs-Nachfolgern angestellte/ und vorhergehende Ring- und Guintan-Rennen giebet uns Anlaß/ der Alten ihren Leibes-Ubungen/ und denen so genannten Ritter-Spielen/ Turniren / und Adels Eigenschafften mit wenigen nachzudencken. Müssiggang/ pflegt man zu sagen/ macht traurige Arbeit: Man hat die Leibes-Ubung/ und das Spielen bloß zur Ergetzlichkeit/ und Belustigung der ermüdete/ und mit vielen Geschäfften beladenen Gemüther erfunden/ und sie beyde entweder heimlich oder öffentlich vor die Hand genommen. So Hieronymus Mercurialis de Arte Gymnastica lib. I, Ballspiel. Plinius. Herodotus. vielerley Völcker / so vielerley Spiele pflegte man öffters anzustellen. Bey den Griechen waren die Ludi Olympii, Pythii, Nemei, und Isthmii, in welchen man große Gaben aufsetzte / und denen/ so das Beste darbey thaten/ mit besondern Gepränge zutheilete. Das Ballen-Spiel/ schreibet man/ soll Einer mit Nahmen Pythus/ oder wie etliche wollen/ die Lydier/ und Sycionier erdacht haben/ und beschreibet solches homerus in solgenden Versen: Ille Pilam dextram missurus ad Astra reflectit. Terga retro rursusque ad magnum protinus Jctum. Consurgens Terram procumbit pronus ad imam. Der/ welcher den Ballon will in die Höhe schlagen / Muß immer über sich und nach dem Himmel seh'n Und führen starcke Streich; sein Auff- und Nieder-Gehn Und flügel-schneller Fall giebt sonderlich Behagen. Suetonius Es sind aber dreyerley Arten der Bälle/ als der bekandte große Ballon/ deßen sich auch Keyser Augustus/ nachdem Er den einheimischen Krieg zu Ende gebracht hatte/ gebrauchet/ der gemeine/ und der Hand-Ballen/ Valerius Maximus. lib. 8. cap. 8. Laertius. lib. 5. Plutarchus in Vita Alexandri Magni. welche alle unter den Nahmen Sphaera begriffen werden/ Dieses Spiel ist nicht allein bey denen vornehmsten Griechen/ und Römischen helden vordeßen sehr häuffig im Gebrauch / und Ubung gewesen/ daß sie nach verrichteten Kriege/ Regierungs-Lasten/ und andern Dingen sich mit demselben erfrischet/ sondern auch annoch an großer Herren Höfe/ und Volckreichen Städten sehr bekandt/ also daß hiervon weiter nichts zu gedencken. Unterschiedene Schauspiele. Es hielten die Griechen / und nach gehends die Römer viel offene Schau-Spiele/ und waren solche dem Römischen Volcke so angenehm/ daß sie auch die jenigen Keyser/ welche dergleichen anstelleten/ und aus denen Reichs-Einkunfften die grösten Kosten darauff wendeten/ nichts desto weniger für die Klügesten/ Besten/ und die dem Reiche am geschick- Der Alten Leibes - Ubung. DAs vonden sieben Planeten und des Nimrods mit seinen 36. Reichs-Nachfolgern angestellte/ und vorhergehende Ring- und Guintan-Rennen giebet uns Anlaß/ der Alten ihren Leibes-Ubungen/ und denen so genannten Ritter-Spielen/ Turniren / und Adels Eigenschafften mit wenigen nachzudencken. Müssiggang/ pflegt man zu sagen/ macht traurige Arbeit: Man hat die Leibes-Ubung/ und das Spielen bloß zur Ergetzlichkeit/ und Belustigung der ermüdete/ und mit vielen Geschäfften beladenen Gemüther erfunden/ und sie beyde entweder heimlich oder öffentlich vor die Hand genommen. So Hieronymus Mercurialis de Arte Gymnastica lib. I, Ballspiel. Plinius. Herodotus. vielerley Völcker / so vielerley Spiele pflegte man öffters anzustellen. Bey den Griechen waren die Ludi Olympii, Pythii, Nemei, und Isthmii, in welchen man große Gaben aufsetzte / und denen/ so das Beste darbey thaten/ mit besondern Gepränge zutheilete. Das Ballen-Spiel/ schreibet man/ soll Einer mit Nahmen Pythus/ oder wie etliche wollen/ die Lydier/ und Sycionier erdacht haben/ und beschreibet solches homerus in solgenden Versen: Ille Pilam dextram missurus ad Astra reflectit. Terga retrò rursusque ad magnum protinus Jctum. Consurgens Terram procumbit pronus ad imam. Der/ welcher den Ballon will in die Höhe schlagen / Muß immer über sich und nach dem Himmel seh'n Und führen starcke Streich; sein Auff- und Nieder-Gehn Und flügel-schneller Fall giebt sonderlich Behagen. Suetonius Es sind aber dreyerley Arten der Bälle/ als der bekandte große Ballon/ deßen sich auch Keyser Augustus/ nachdem Er den einheimischen Krieg zu Ende gebracht hatte/ gebrauchet/ der gemeine/ und der Hand-Ballen/ Valerius Maximus. lib. 8. cap. 8. Laertius. lib. 5. Plutarchus in Vita Alexandri Magni. welche alle unter den Nahmen Sphaera begriffen werden/ Dieses Spiel ist nicht allein bey denen vornehmsten Griechen/ und Römischen helden vordeßen sehr häuffig im Gebrauch / und Ubung gewesen/ daß sie nach verrichteten Kriege/ Regierungs-Lasten/ und andern Dingen sich mit demselben erfrischet/ sondern auch annoch an großer Herren Höfe/ und Volckreichen Städten sehr bekandt/ also daß hiervon weiter nichts zu gedencken. Unterschiedene Schauspiele. Es hielten die Griechen / und nach gehends die Römer viel offene Schau-Spiele/ und waren solche dem Römischen Volcke so angenehm/ daß sie auch die jenigen Keyser/ welche dergleichen anstelleten/ und aus denen Reichs-Einkunfften die grösten Kosten darauff wendeten/ nichts desto weniger für die Klügesten/ Besten/ und die dem Reiche am geschick- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0013" n="7"/> <head>Der Alten Leibes - Ubung.</head> <p>DAs vonden sieben Planeten und des Nimrods mit seinen 36. Reichs-Nachfolgern angestellte/ und vorhergehende Ring- und Guintan-Rennen giebet uns Anlaß/ der Alten ihren Leibes-Ubungen/ und denen so genannten Ritter-Spielen/ Turniren / und Adels Eigenschafften mit wenigen nachzudencken. Müssiggang/ pflegt man zu sagen/ macht traurige Arbeit: Man hat die Leibes-Ubung/ und das Spielen bloß zur Ergetzlichkeit/ und Belustigung der ermüdete/ und mit vielen Geschäfften beladenen Gemüther erfunden/ und sie beyde entweder heimlich oder öffentlich vor die Hand genommen. So <note place="left">Hieronymus Mercurialis de Arte Gymnastica lib. I, Ballspiel. Plinius. Herodotus.</note> vielerley Völcker / so vielerley Spiele pflegte man öffters anzustellen. Bey den Griechen waren die Ludi Olympii, Pythii, Nemei, und Isthmii, in welchen man große Gaben aufsetzte / und denen/ so das Beste darbey thaten/ mit besondern Gepränge zutheilete. Das Ballen-Spiel/ schreibet man/ soll Einer mit Nahmen Pythus/ oder wie etliche wollen/ die Lydier/ und Sycionier erdacht haben/ und beschreibet solches homerus in solgenden Versen:</p> <p>Ille Pilam dextram missurus ad Astra reflectit.</p> <p>Terga retrò rursusque ad magnum protinus Jctum.</p> <p>Consurgens Terram procumbit pronus ad imam.</p> <p>Der/ welcher den Ballon will in die Höhe schlagen /</p> <p>Muß immer über sich und nach dem Himmel seh'n</p> <p>Und führen starcke Streich; sein Auff- und Nieder-Gehn</p> <p>Und flügel-schneller Fall giebt sonderlich Behagen.</p> <p><note place="left">Suetonius</note> Es sind aber dreyerley Arten der Bälle/ als der bekandte große Ballon/ deßen sich auch Keyser Augustus/ nachdem Er den einheimischen Krieg zu Ende gebracht hatte/ gebrauchet/ der gemeine/ und der Hand-Ballen/ <note place="left">Valerius Maximus. lib. 8. cap. 8. Laertius. lib. 5. Plutarchus in Vita Alexandri Magni.</note> welche alle unter den Nahmen Sphaera begriffen werden/ Dieses Spiel ist nicht allein bey denen vornehmsten Griechen/ und Römischen helden vordeßen sehr häuffig im Gebrauch / und Ubung gewesen/ daß sie nach verrichteten Kriege/ Regierungs-Lasten/ und andern Dingen sich mit demselben erfrischet/ sondern auch annoch an großer Herren Höfe/ und Volckreichen Städten sehr bekandt/ also daß hiervon weiter nichts zu gedencken.</p> <p><note place="left">Unterschiedene Schauspiele.</note> Es hielten die Griechen / und nach gehends die Römer viel offene Schau-Spiele/ und waren solche dem Römischen Volcke so angenehm/ daß sie auch die jenigen Keyser/ welche dergleichen anstelleten/ und aus denen Reichs-Einkunfften die grösten Kosten darauff wendeten/ nichts desto weniger für die Klügesten/ Besten/ und die dem Reiche am geschick- </p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0013]
Der Alten Leibes - Ubung. DAs vonden sieben Planeten und des Nimrods mit seinen 36. Reichs-Nachfolgern angestellte/ und vorhergehende Ring- und Guintan-Rennen giebet uns Anlaß/ der Alten ihren Leibes-Ubungen/ und denen so genannten Ritter-Spielen/ Turniren / und Adels Eigenschafften mit wenigen nachzudencken. Müssiggang/ pflegt man zu sagen/ macht traurige Arbeit: Man hat die Leibes-Ubung/ und das Spielen bloß zur Ergetzlichkeit/ und Belustigung der ermüdete/ und mit vielen Geschäfften beladenen Gemüther erfunden/ und sie beyde entweder heimlich oder öffentlich vor die Hand genommen. So vielerley Völcker / so vielerley Spiele pflegte man öffters anzustellen. Bey den Griechen waren die Ludi Olympii, Pythii, Nemei, und Isthmii, in welchen man große Gaben aufsetzte / und denen/ so das Beste darbey thaten/ mit besondern Gepränge zutheilete. Das Ballen-Spiel/ schreibet man/ soll Einer mit Nahmen Pythus/ oder wie etliche wollen/ die Lydier/ und Sycionier erdacht haben/ und beschreibet solches homerus in solgenden Versen:
Hieronymus Mercurialis de Arte Gymnastica lib. I, Ballspiel. Plinius. Herodotus. Ille Pilam dextram missurus ad Astra reflectit.
Terga retrò rursusque ad magnum protinus Jctum.
Consurgens Terram procumbit pronus ad imam.
Der/ welcher den Ballon will in die Höhe schlagen /
Muß immer über sich und nach dem Himmel seh'n
Und führen starcke Streich; sein Auff- und Nieder-Gehn
Und flügel-schneller Fall giebt sonderlich Behagen.
Es sind aber dreyerley Arten der Bälle/ als der bekandte große Ballon/ deßen sich auch Keyser Augustus/ nachdem Er den einheimischen Krieg zu Ende gebracht hatte/ gebrauchet/ der gemeine/ und der Hand-Ballen/ welche alle unter den Nahmen Sphaera begriffen werden/ Dieses Spiel ist nicht allein bey denen vornehmsten Griechen/ und Römischen helden vordeßen sehr häuffig im Gebrauch / und Ubung gewesen/ daß sie nach verrichteten Kriege/ Regierungs-Lasten/ und andern Dingen sich mit demselben erfrischet/ sondern auch annoch an großer Herren Höfe/ und Volckreichen Städten sehr bekandt/ also daß hiervon weiter nichts zu gedencken.
Suetonius
Valerius Maximus. lib. 8. cap. 8. Laertius. lib. 5. Plutarchus in Vita Alexandri Magni. Es hielten die Griechen / und nach gehends die Römer viel offene Schau-Spiele/ und waren solche dem Römischen Volcke so angenehm/ daß sie auch die jenigen Keyser/ welche dergleichen anstelleten/ und aus denen Reichs-Einkunfften die grösten Kosten darauff wendeten/ nichts desto weniger für die Klügesten/ Besten/ und die dem Reiche am geschick-
Unterschiedene Schauspiele.
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