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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Des Propheten Nathans Vorhaltung. Gleichnüs von einem unbarmbertzigen Reichen/ der seinem Nachbar sein eintziges Schaff mit Gewalt entwendet/ und nachdem er sahe / daß derselbe über solche That eyferte/ so fuhr er mit einer nachdrückenden Schärffe herfür/ und sprach: Du bist der Mann/ der solches Ubel für den Augen GOttes gethan: Du hast des Hethiters Weib zu dir genommen/ und ihn mit dem Schwerte der Kinder Ammon erwürget: Darumb so spricht der HERR des Himmels: Ich will dir aus deinem eigenen Hause Unglück erwecken/ deine Weiber für deinen Augen nehmen/ und sie deinem Nechsten geben/ daß er bey ihnen an der lichten Sonnen schlaffen solle. Wo keine Reue/ da ist auch keine Busse; ein freywilliges Bekänntnüs aber ist eine Anzeigung einer gewissen Reue. Ich habe gesündiget/ sprach David/ wider den Herrn. Je hefftiger einem Kranckheit anstösset/ ie geschwinder soll er nach der Artzney eilen. Das Stücke äuserer Besserung ist die Erkäntnüß der Sünde. Ihrer viel wollen lieber die abscheuliche Gestalt ihres bösen Gewissens in dem Busen behalten/ als dasselbige an den Tag bringen/ da sie doch/ weil sie sich zu sündigen nicht gescheuet/ hinwiederum ihre Sünde zu bekennen sich nicht schämen sollten. GOTT siehet auf das Hertze / und nicht auf die Weitläuffigkeit der Worte. Sobald als David bekennete/ und seine Sünde bereuete/ sobald sagte GOTT durch den Propheten: Dir sind deine Sünde weggenommen/ und du sollt nicht sterben/ Ammon der Sohn Davids beschlafft seine Schwester die Thamar. A. M. 2911. 2. Reg. c. 13. iedoch soll das Schwert von deinem Hause nicht weichen. Kaum war die Vergebung erfolget/ daß sich nicht bald darauf eines von den gedroheten Ubeln in dem Hause Davids einstellete. Amnon der Sohn Davids war hiernechst mit unkeuscher Liebe gegen seine Schwester die Thamar entzündet/ entdeckte seine Liebe dem Jonadab/ nothzüchtigte sie/ und stieß sie hernach mit Schimpf aus seinem Hause. David wurde nunmehro durch seines Sohnes Sünde nicht wenig gezüchtiget: An Schönheit reibet sich ein Jeder gerne/ sie schadet aber zuweilen mehr/ als daß sie nutz schaffet: Des Amnons Vermessenheit/ und der Thamar Schönheit waren beyde ihr Fall. Fuchsschwäntzer/ und Heuchler sind an grosser Herren Höfen nicht seltzam. Jonadabs Rath waren dem Amnon aufgeblasene Kohlen/ die ihn in seiner Meinung stärcketen. Der gute David beredete sich selbsten/ daß seines Sohnes Genesung/ an der Tochter Gerichte hienge/ und beförderte um so viel desto mehr den Handel. Amnon aber truge seinen Appetit nicht so wohl auf die Speise/ als zu der geilen Lust. Der Thamar Entschuldigung verdoppelte seinen Vorsatz/ und was Amnon nicht durch Bitten erhielte das brachte er mit Gewalt zuwege. Sobald aber die Viehischen Begierden gestillet / so war auch die Liebe hinweg. Thamar wurde gehasset/ und endlich mit Gewalt aus dem Hause gestossen. Unzüchtige Begierden bleiben gemeiniglich nicht in den Schrancken der Vernunfft? Amnon liebte in einer Stunde so viel/ als er hernacher die Zeit seines Lebens hassete. Die jenige/ welche ihn zuvor umb Liebe willen zur Kranckheit gebracht/ die mußte nun um deswillen nicht allein gehasset/ sondern auch ihrer Jungferschafft verlustiget werden. Was that Thamar? Sie zureiß ihre Kleider/ streuete Asche auf ihr Haubt/ und betauerte ihren Fall/ bis ihr Bruder Absolon sie tröstete/ und in sein Haus nahm. Das Ubersehen eines Hausvaters ist zuweilen so schädlich als die allzugrosse Strenge: David mochte sich zwar hierüber nicht wenig muthpressen/ man findet Absolons Schaf-Scheere A. M. 2913. Calvisius. aber nicht/ daß er auf Rache oder Straffe gedacht. Zwey Jahr strichen vorbey / daß Absolon/ Davids Sohn/ sich gegen seinen Bruder den Amnon um seiner Schwester willen nichts Böses mercken liesse: Die Rache vergleichet sich nicht unbillich einer Gluth/ so unter der Asche verborgen lie-

Des Propheten Nathans Vorhaltung. Gleichnüs von einem unbarmbertzigen Reichen/ der seinem Nachbar sein eintziges Schaff mit Gewalt entwendet/ und nachdem er sahe / daß derselbe über solche That eyferte/ so fuhr er mit einer nachdrückenden Schärffe herfür/ und sprach: Du bist der Mann/ der solches Ubel für den Augen GOttes gethan: Du hast des Hethiters Weib zu dir genommen/ und ihn mit dem Schwerte der Kinder Ammon erwürget: Darumb so spricht der HERR des Himmels: Ich will dir aus deinem eigenen Hause Unglück erwecken/ deine Weiber für deinen Augen nehmen/ und sie deinem Nechsten geben/ daß er bey ihnen an der lichten Sonnen schlaffen solle. Wo keine Reue/ da ist auch keine Busse; ein freywilliges Bekänntnüs aber ist eine Anzeigung einer gewissen Reue. Ich habe gesündiget/ sprach David/ wider den Herrn. Je hefftiger einem Kranckheit anstösset/ ie geschwinder soll er nach der Artzney eilen. Das Stücke äuserer Besserung ist die Erkäntnüß der Sünde. Ihrer viel wollen lieber die abscheuliche Gestalt ihres bösen Gewissens in dem Busen behalten/ als dasselbige an den Tag bringen/ da sie doch/ weil sie sich zu sündigen nicht gescheuet/ hinwiederum ihre Sünde zu bekennen sich nicht schämen sollten. GOTT siehet auf das Hertze / und nicht auf die Weitläuffigkeit der Worte. Sobald als David bekennete/ und seine Sünde bereuete/ sobald sagte GOTT durch den Propheten: Dir sind deine Sünde weggenommen/ und du sollt nicht sterben/ Ammon der Sohn Davids beschlafft seine Schwester die Thamar. A. M. 2911. 2. Reg. c. 13. iedoch soll das Schwert von deinem Hause nicht weichen. Kaum war die Vergebung erfolget/ daß sich nicht bald darauf eines von den gedroheten Ubeln in dem Hause Davids einstellete. Amnon der Sohn Davids war hiernechst mit unkeuscher Liebe gegen seine Schwester die Thamar entzündet/ entdeckte seine Liebe dem Jonadab/ nothzüchtigte sie/ und stieß sie hernach mit Schimpf aus seinem Hause. David wurde nunmehro durch seines Sohnes Sünde nicht wenig gezüchtiget: An Schönheit reibet sich ein Jeder gerne/ sie schadet aber zuweilen mehr/ als daß sie nutz schaffet: Des Amnons Vermessenheit/ und der Thamar Schönheit waren beyde ihr Fall. Fuchsschwäntzer/ und Heuchler sind an grosser Herren Höfen nicht seltzam. Jonadabs Rath waren dem Amnon aufgeblasene Kohlen/ die ihn in seiner Meinung stärcketen. Der gute David beredete sich selbsten/ daß seines Sohnes Genesung/ an der Tochter Gerichte hienge/ und beförderte um so viel desto mehr den Handel. Amnon aber truge seinen Appetit nicht so wohl auf die Speise/ als zu der geilen Lust. Der Thamar Entschuldigung verdoppelte seinen Vorsatz/ und was Amnon nicht durch Bitten erhielte das brachte er mit Gewalt zuwege. Sobald aber die Viehischen Begierden gestillet / so war auch die Liebe hinweg. Thamar wurde gehasset/ und endlich mit Gewalt aus dem Hause gestossen. Unzüchtige Begierden bleiben gemeiniglich nicht in den Schrancken der Vernunfft? Amnon liebte in einer Stunde so viel/ als er hernacher die Zeit seines Lebens hassete. Die jenige/ welche ihn zuvor umb Liebe willen zur Kranckheit gebracht/ die mußte nun um deswillen nicht allein gehasset/ sondern auch ihrer Jungferschafft verlustiget werden. Was that Thamar? Sie zureiß ihre Kleider/ streuete Asche auf ihr Haubt/ und betauerte ihren Fall/ bis ihr Bruder Absolon sie tröstete/ und in sein Haus nahm. Das Ubersehen eines Hausvaters ist zuweilẽ so schädlich als die allzugrosse Strenge: David mochte sich zwar hierüber nicht wenig muthpressen/ man findet Absolons Schaf-Scheere A. M. 2913. Calvisius. aber nicht/ daß er auf Rache oder Straffe gedacht. Zwey Jahr strichen vorbey / daß Absolon/ Davids Sohn/ sich gegen seinen Bruder den Amnon um seiner Schwester willen nichts Böses mercken liesse: Die Rache vergleichet sich nicht unbillich einer Gluth/ so unter der Asche verborgen lie-

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Wo keine Reue/ da ist auch keine Busse; ein                      freywilliges Bekänntnüs aber ist eine Anzeigung einer gewissen Reue. Ich habe                      gesündiget/ sprach David/ wider den Herrn. Je hefftiger einem Kranckheit                      anstösset/ ie geschwinder soll er nach der Artzney eilen. Das Stücke äuserer                      Besserung ist die Erkäntnüß der Sünde. Ihrer viel wollen lieber die abscheuliche                      Gestalt ihres bösen Gewissens in dem Busen behalten/ als dasselbige an den Tag                      bringen/ da sie doch/ weil sie sich zu sündigen nicht gescheuet/ hinwiederum                      ihre Sünde zu bekennen sich nicht schämen sollten. GOTT siehet auf das Hertze /                      und nicht auf die Weitläuffigkeit der Worte. 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David wurde nunmehro durch seines Sohnes Sünde nicht wenig                      gezüchtiget: An Schönheit reibet sich ein Jeder gerne/ sie schadet aber                      zuweilen mehr/ als daß sie nutz schaffet: Des Amnons Vermessenheit/ und der                      Thamar Schönheit waren beyde ihr Fall. Fuchsschwäntzer/ und Heuchler sind an                      grosser Herren Höfen nicht seltzam. Jonadabs Rath waren dem Amnon aufgeblasene                      Kohlen/ die ihn in seiner Meinung stärcketen. Der gute David beredete sich                      selbsten/ daß seines Sohnes Genesung/ an der Tochter Gerichte hienge/ und                      beförderte um so viel desto mehr den Handel. Amnon aber truge seinen Appetit                      nicht so wohl auf die Speise/ als zu der geilen Lust. Der Thamar Entschuldigung                      verdoppelte seinen Vorsatz/ und was Amnon nicht durch Bitten erhielte das                      brachte er mit Gewalt zuwege. Sobald aber die Viehischen Begierden gestillet /                      so war auch die Liebe hinweg. Thamar wurde gehasset/ und endlich mit Gewalt aus                      dem Hause gestossen. Unzüchtige Begierden bleiben gemeiniglich nicht in den                      Schrancken der Vernunfft? Amnon liebte in einer Stunde so viel/ als er                      hernacher die Zeit seines Lebens hassete. Die jenige/ welche ihn zuvor umb                      Liebe willen zur Kranckheit gebracht/ die mußte nun um deswillen nicht allein                      gehasset/ sondern auch ihrer Jungferschafft verlustiget werden. Was that                      Thamar? Sie zureiß ihre Kleider/ streuete Asche auf ihr Haubt/ und betauerte                      ihren Fall/ bis ihr Bruder Absolon sie tröstete/ und in sein Haus nahm. 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[109/0121] Gleichnüs von einem unbarmbertzigen Reichen/ der seinem Nachbar sein eintziges Schaff mit Gewalt entwendet/ und nachdem er sahe / daß derselbe über solche That eyferte/ so fuhr er mit einer nachdrückenden Schärffe herfür/ und sprach: Du bist der Mann/ der solches Ubel für den Augen GOttes gethan: Du hast des Hethiters Weib zu dir genommen/ und ihn mit dem Schwerte der Kinder Ammon erwürget: Darumb so spricht der HERR des Himmels: Ich will dir aus deinem eigenen Hause Unglück erwecken/ deine Weiber für deinen Augen nehmen/ und sie deinem Nechsten geben/ daß er bey ihnen an der lichten Sonnen schlaffen solle. Wo keine Reue/ da ist auch keine Busse; ein freywilliges Bekänntnüs aber ist eine Anzeigung einer gewissen Reue. Ich habe gesündiget/ sprach David/ wider den Herrn. Je hefftiger einem Kranckheit anstösset/ ie geschwinder soll er nach der Artzney eilen. Das Stücke äuserer Besserung ist die Erkäntnüß der Sünde. Ihrer viel wollen lieber die abscheuliche Gestalt ihres bösen Gewissens in dem Busen behalten/ als dasselbige an den Tag bringen/ da sie doch/ weil sie sich zu sündigen nicht gescheuet/ hinwiederum ihre Sünde zu bekennen sich nicht schämen sollten. GOTT siehet auf das Hertze / und nicht auf die Weitläuffigkeit der Worte. Sobald als David bekennete/ und seine Sünde bereuete/ sobald sagte GOTT durch den Propheten: Dir sind deine Sünde weggenommen/ und du sollt nicht sterben/ iedoch soll das Schwert von deinem Hause nicht weichen. Kaum war die Vergebung erfolget/ daß sich nicht bald darauf eines von den gedroheten Ubeln in dem Hause Davids einstellete. Amnon der Sohn Davids war hiernechst mit unkeuscher Liebe gegen seine Schwester die Thamar entzündet/ entdeckte seine Liebe dem Jonadab/ nothzüchtigte sie/ und stieß sie hernach mit Schimpf aus seinem Hause. David wurde nunmehro durch seines Sohnes Sünde nicht wenig gezüchtiget: An Schönheit reibet sich ein Jeder gerne/ sie schadet aber zuweilen mehr/ als daß sie nutz schaffet: Des Amnons Vermessenheit/ und der Thamar Schönheit waren beyde ihr Fall. Fuchsschwäntzer/ und Heuchler sind an grosser Herren Höfen nicht seltzam. Jonadabs Rath waren dem Amnon aufgeblasene Kohlen/ die ihn in seiner Meinung stärcketen. Der gute David beredete sich selbsten/ daß seines Sohnes Genesung/ an der Tochter Gerichte hienge/ und beförderte um so viel desto mehr den Handel. Amnon aber truge seinen Appetit nicht so wohl auf die Speise/ als zu der geilen Lust. Der Thamar Entschuldigung verdoppelte seinen Vorsatz/ und was Amnon nicht durch Bitten erhielte das brachte er mit Gewalt zuwege. Sobald aber die Viehischen Begierden gestillet / so war auch die Liebe hinweg. Thamar wurde gehasset/ und endlich mit Gewalt aus dem Hause gestossen. Unzüchtige Begierden bleiben gemeiniglich nicht in den Schrancken der Vernunfft? Amnon liebte in einer Stunde so viel/ als er hernacher die Zeit seines Lebens hassete. Die jenige/ welche ihn zuvor umb Liebe willen zur Kranckheit gebracht/ die mußte nun um deswillen nicht allein gehasset/ sondern auch ihrer Jungferschafft verlustiget werden. Was that Thamar? Sie zureiß ihre Kleider/ streuete Asche auf ihr Haubt/ und betauerte ihren Fall/ bis ihr Bruder Absolon sie tröstete/ und in sein Haus nahm. Das Ubersehen eines Hausvaters ist zuweilẽ so schädlich als die allzugrosse Strenge: David mochte sich zwar hierüber nicht wenig muthpressen/ man findet aber nicht/ daß er auf Rache oder Straffe gedacht. Zwey Jahr strichen vorbey / daß Absolon/ Davids Sohn/ sich gegen seinen Bruder den Amnon um seiner Schwester willen nichts Böses mercken liesse: Die Rache vergleichet sich nicht unbillich einer Gluth/ so unter der Asche verborgen lie- Des Propheten Nathans Vorhaltung. Ammon der Sohn Davids beschlafft seine Schwester die Thamar. A. M. 2911. 2. Reg. c. 13. Absolons Schaf-Scheere A. M. 2913. Calvisius.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/121>, abgerufen am 24.11.2024.