Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912.Wien, Montag Reichspost 11. August 1912 Nr. 370 [Spaltenumbruch] Stefaniespital. Stepanek ist am schlechtesten weggekom- men. Er hat mehrfache Brüche des linken Unterschenkels, wahrscheinlich einen Bruch des Schädelgrundes und mehrere Wunden über dem linken Auge erlitten. Kuß hat eine schwere Kontusion des Oberschenkels und einen Nervenschock davongetragen. Wahrscheinlich ist auch eine Gehirnerschütterung dazugetreten. Jüngling erlitt eine Blutbeule an der Schläfe und eine Quetschung im Kreuz. Der Chauffeur Klimberger kam mit einer drei Zenti- meter langen Rißwunde am Kinn davon. Klimberger wurde zum Kommissariat gebracht und dort einvernom- men. Er behauptet, daß ein unglücklicher Zufall das Un- glück verschuldet hat. Eine strenge Untersuchung ist ein- geleitet. Die Todesopfer von Bochum. Das Begräbnis. -- Spenden aus Deutschland. Die Zahl der Toten. Bochum, 11. August. (Privat.) Die Stadt rüstet sich für die morgige Leichenfeier Ueberaus zahlreich sind die Spenden, die aus Was die Zahl der Opfer der Kata- Bluttaten der Sonntagnacht. Eine todbringende Kartenpartie. -- Ein Husar in den Kaisermühlen erstochen. Sonntag nachts haben sich im Stadtgebiete zwei Totschlag an einem Kiebitz. Die Bluttat in Ottakring ist aus einem ganz Es wurde weitergespielt und für den Augenblick Der zweite Totschlag wurde heute nachts in den Aus welchem Grunde er den Totschlag begangen Die Kandidaten für den Kölner Erzbischofssitz. Köln, 12. August. In eingeweihten hiesigen kirchlichen Kreisen werden Die durch das Kölner Domkapitel zu bewirkende Zugszusammenstoß auf der Ritten- bahn. Zwei Arbeiter getötet. Bozen, 11. August. (Privat.) Auf der Rittenbahn stieß heute ein Arbeiterwagen Die Erdbebenkatastrophe in der Türkei. Den ersten Meldungen über das am Samstag er- 1000 Tote. -- 3000 Verletzte. Konstantinopel, 11. August. Nach privaten Informationen sind durch das Erd- Es heißt, daß achtundzwanzig von Griechen be- Brennende Städte. Berlin, 11. August. (Privat.) Der "Lokalanzeiger berichtet zu der furchtbaren Der Minister des Innern bestätigt, daß die Stadt Privatmeldungen beziffern die Zahl der Toten Der Ministerrat hat beschlossen, dreitausend Neuerliche Erdstöße. Konstantinopel, 10. August. Heute um 1/212 Uhr vormittag erfolgte ein neuer- Die in Myriofilo und in den anderen Ortschaften Bei der Erdbebenkatastrophe in den Dardanellen Schwerer Unfall auf dem Depot- schiff "Gäa". Drei Unteroffiziere getötet. Pola, 11. August. (Privat.) Ein schweres Unglück ereignete sich gestern im Fassoneisen- Fensterfabrik Wien, Montag Reichspoſt 11. Auguſt 1912 Nr. 370 [Spaltenumbruch] Stefanieſpital. Stepanek iſt am ſchlechteſten weggekom- men. Er hat mehrfache Brüche des linken Unterſchenkels, wahrſcheinlich einen Bruch des Schädelgrundes und mehrere Wunden über dem linken Auge erlitten. Kuß hat eine ſchwere Kontuſion des Oberſchenkels und einen Nervenſchock davongetragen. Wahrſcheinlich iſt auch eine Gehirnerſchütterung dazugetreten. Jüngling erlitt eine Blutbeule an der Schläfe und eine Quetſchung im Kreuz. Der Chauffeur Klimberger kam mit einer drei Zenti- meter langen Rißwunde am Kinn davon. Klimberger wurde zum Kommiſſariat gebracht und dort einvernom- men. Er behauptet, daß ein unglücklicher Zufall das Un- glück verſchuldet hat. Eine ſtrenge Unterſuchung iſt ein- geleitet. Die Todesopfer von Bochum. Das Begräbnis. — Spenden aus Deutſchland. Die Zahl der Toten. Bochum, 11. Auguſt. (Privat.) Die Stadt rüſtet ſich für die morgige Leichenfeier Ueberaus zahlreich ſind die Spenden, die aus Was die Zahl der Opfer der Kata- Bluttaten der Sonntagnacht. Eine todbringende Kartenpartie. — Ein Huſar in den Kaiſermühlen erſtochen. Sonntag nachts haben ſich im Stadtgebiete zwei Totſchlag an einem Kiebitz. Die Bluttat in Ottakring iſt aus einem ganz Es wurde weitergeſpielt und für den Augenblick Der zweite Totſchlag wurde heute nachts in den Aus welchem Grunde er den Totſchlag begangen Die Kandidaten für den Kölner Erzbiſchofsſitz. Köln, 12. Auguſt. In eingeweihten hieſigen kirchlichen Kreiſen werden Die durch das Kölner Domkapitel zu bewirkende Zugszuſammenſtoß auf der Ritten- bahn. Zwei Arbeiter getötet. Bozen, 11. Auguſt. (Privat.) Auf der Rittenbahn ſtieß heute ein Arbeiterwagen Die Erdbebenkataſtrophe in der Türkei. Den erſten Meldungen über das am Samstag er- 1000 Tote. — 3000 Verletzte. Konſtantinopel, 11. Auguſt. Nach privaten Informationen ſind durch das Erd- Es heißt, daß achtundzwanzig von Griechen be- Brennende Städte. Berlin, 11. Auguſt. (Privat.) Der „Lokalanzeiger berichtet zu der furchtbaren Der Miniſter des Innern beſtätigt, daß die Stadt Privatmeldungen beziffern die Zahl der Toten Der Miniſterrat hat beſchloſſen, dreitauſend Neuerliche Erdſtöße. Konſtantinopel, 10. Auguſt. Heute um ½12 Uhr vormittag erfolgte ein neuer- Die in Myriofilo und in den anderen Ortſchaften Bei der Erdbebenkataſtrophe in den Dardanellen Schwerer Unfall auf dem Depot- ſchiff „Gäa“. Drei Unteroffiziere getötet. Pola, 11. Auguſt. (Privat.) Ein ſchweres Unglück ereignete ſich geſtern im Fassoneisen- Fensterfabrik <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wien, Montag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 11. Auguſt 1912 Nr. 370</hi></fw><lb/><cb/> Stefanieſpital. Stepanek iſt am ſchlechteſten weggekom-<lb/> men. Er hat mehrfache Brüche des linken Unterſchenkels,<lb/> wahrſcheinlich einen Bruch des Schädelgrundes und<lb/> mehrere Wunden über dem linken Auge erlitten. Kuß<lb/> hat eine ſchwere Kontuſion des Oberſchenkels und einen<lb/> Nervenſchock davongetragen. Wahrſcheinlich iſt auch eine<lb/> Gehirnerſchütterung dazugetreten. Jüngling erlitt eine<lb/> Blutbeule an der Schläfe und eine Quetſchung im Kreuz.<lb/> Der Chauffeur Klimberger kam mit einer drei Zenti-<lb/> meter langen Rißwunde am Kinn davon. Klimberger<lb/> wurde zum Kommiſſariat gebracht und dort einvernom-<lb/> men. Er behauptet, daß ein unglücklicher Zufall das Un-<lb/> glück verſchuldet hat. Eine ſtrenge Unterſuchung iſt ein-<lb/> geleitet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Todesopfer von Bochum.<lb/> Das Begräbnis. — Spenden aus Deutſchland.<lb/> Die Zahl der Toten.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Bochum,</hi> 11. Auguſt. (Privat.)</dateline><lb/> <p>Die Stadt rüſtet ſich für die morgige Leichenfeier<lb/> der Opfer der furchtbaren Kataſtrophe auf der Zeche<lb/> „Lothringen“. 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Offiziell wird<lb/> die <hi rendition="#g">Geſamtzahl der Toten</hi> mit <hi rendition="#g">110<lb/> angegeben.</hi> Der Zuſtand von drei bis vier der<lb/> im Bergmannsheim darniederliegenden Schwerverletzten<lb/> iſt ernſt. Die Oeſterreicher, die ſich unter den<lb/> Toten und den Verletzten befinden, ſind meiſt Polen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bluttaten der Sonntagnacht.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine todbringende Kartenpartie. — Ein Huſar<lb/> in den Kaiſermühlen erſtochen.</hi> </head><lb/> <p>Sonntag nachts haben ſich im Stadtgebiete zwei<lb/> Totſchläge ereignet, einer nach einer Kartenpartie in<lb/> Ottakring und einer an einem Huſaren im Prater. In<lb/> dem erſten Falle iſt der Täter in Haft und geſtändig,<lb/> in dem zweiten bisher noch nicht ganz genügend auf-<lb/> geklärten Falle hat man den Täter noch nicht. Wir<lb/> erfahren über dieſe beiden Bluttaten folgende Einzel-<lb/> heiten:</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Totſchlag an einem Kiebitz.</hi> </head><lb/> <p>Die Bluttat in Ottakring iſt aus einem ganz<lb/> nichtigen Grunde geſchehen. Im Gaſthauſe Mader in<lb/> Ottakring, Sandleithengaſſe Nr. 32, ſaß ſeit Samstag<lb/> abend um 8 Uhr eine Kartenpartie beim Schnapſen.<lb/> Das Spiel ging um Bier. An der Partie nahmen<lb/> die Brüder Johann und Anton <hi rendition="#g">Weixelberger,</hi><lb/> und Johann <hi rendition="#g">Winkler,</hi> Anſtreichergehilfen, teil.<lb/> Getrunken wurde mäßig. Als Kiebitz ſaß an dem<lb/> Tiſche der 21jährige Pflaſtererhilfsarbeiter Franz<lb/><hi rendition="#g">Bur,</hi> 16. Bezirk, Haſnerſtraße Nr. 145 wohnhaft. Bur<lb/> nahm leidenſchaftlich an den Vorgängen des Spieles<lb/> Anteil. Eben hatte um 11 Uhr nachts Anton Weixel-<lb/> berger eine Partie nahezu verloren. Da ſagte er einen<lb/> falſchen Zwanziger (König und Dame der gleichen<lb/> Couleur) an. Er hatte die Figuren nicht in der<lb/> Hand und tat es nur zum Scheine, was er auch<lb/> dadurch ausdrückte, daß er gleich danach die Karten<lb/> hinwarf und ſich für geſchlagen erklärte. Während es<lb/> ihm ſeine Partner nicht übel nahmen, geriet der Kiebitz<lb/> Bur in Zorn und ſagte ganz im Ernſte zu ihm: „Wenn<lb/> Du mir das tuſt, <hi rendition="#g">nimm ich das Literglas</hi><lb/> und <hi rendition="#g">ſchlag Dir den Schädel ein!</hi>“</p><lb/> <p>Es wurde weitergeſpielt und für den Augenblick<lb/> ſchien das Geplänkel erledigt. Bur hänſelte den Anton<lb/> Weixelberger <hi rendition="#aq">jun.</hi> weiter und hörte nicht auf mit<lb/> Stichelreden. Weixelberger ſah auch, daß ſich die kom-<lb/> menden Kameraden des Bur allmälig um den Tiſch<lb/> gruppierten und bedrohlich nach ihm ſahen. Ihm kam<lb/> die Sache etwas ungemütlich vor und nach zehn<lb/> Minuten ſtand er auf, entſchloſſen hinauszugehen. Sein<lb/> Bruder Johann blieb noch im Lokal. Anton rief nun<lb/> dem Bur zu: „So tu mir’s gleich ...!“ Da war<lb/> auch ſchon ein Handgemenge im Werden. Bur<lb/> und Weixelberger hoben die Hände gegeneinander<lb/> auf und warfen einander in den Seſſel zurück.<lb/> Johann <hi rendition="#g">Weixelberger</hi> ſuchte die Gegner ſeines<lb/> Bruders zurückzuhalten. Anton lief auf die Straße.<lb/> Ihm folgten Bur, Winkler und Burs Kameraden.<lb/> Draußen zogen alle die Meſſer und im nächſten Augen-<lb/> blicke <hi rendition="#g">ging Bur auf Weixelberger</hi> los.<lb/> Anton verſetzte ihm mit dem Meſſer einen Stich in die<lb/> linke Bruſtſeite. Der Stich war furchtbar: 15 Zenti-<lb/> meter lang und klaffend. Stromweiſe floß das Blut<lb/> aus der Wunde. Einige Schritte konnte Bur noch<lb/> wanken, dann ſtürzte er <hi rendition="#g">tot</hi> zuſammen. Anton<lb/> Weixelberger <hi rendition="#aq">jun.</hi> war nach der Bluttat davongelaufen.<lb/> Die Freunde Burs verfolgten und mißhandelten ihn,<lb/> ſo daß er am Kopfe leicht verletzt wurde. Er lief in<lb/> die Sicherheitswachſtube in der Odoakergaſſe und ſtellte<lb/> ſich ſelbſt. Anton Weixelberger <hi rendition="#aq">jun.</hi> blieb in Haft und<lb/> wird dem Landesgerichte eingeliefert werden.</p><lb/> <p>Der zweite Totſchlag wurde heute nachts in den<lb/><hi rendition="#g">Kaiſermühlen</hi> an einem Huſaren verübt. Ueber<lb/><cb/> dieſen Fall erfahren wir: Im Inundationsgebiet wird<lb/> zurzeit von Huſaren des Huſarenregiments Nr. 1 das<lb/> Gras für die Pferde des Regiments abgemäht. Zu<lb/> dieſer Arbeit ſind acht Huſaren, die ſich auf landwirt-<lb/> ſchaftliche Arbeit verſtehen, kommandiert. Dieſe acht<lb/> Huſaren übernachteten in einer Hütte im Inundations-<lb/> gebiet. Unter ihnen befand ſich auch der 23jährige<lb/> Huſar Paul <hi rendition="#g">Oposzky,</hi> ein Slovake. Er und der<lb/> Huſar Peter <hi rendition="#g">Bobiſch</hi> hatten geſtern abend die Hütte<lb/> verlaſſen und ſich durch das finſtere Inundationsgebiet<lb/> unter die Kaiſermühlen begeben, wo ſie in zwei Gaſt-<lb/> häuſern zechten. Gegen 11 Uhr machten ſie ſich auf<lb/> den Weg zur Hütte. Sie waren auf den Kaiſermühlen-<lb/> damm gekommen, als ſich an ſie ein Mann anſchloß, der<lb/> mit Oposzky zu ſprechen hatte. Bobiſch, der ſlovakiſch<lb/> nicht verſteht, hörte, wie ſich die beiden ſlovakiſch<lb/> unterhielten. Er ging einige Schritte vor und hörte,<lb/> wie das Geſpräch lauter und ſchließlich zu einem<lb/> Wortwechſel wurde. Plötzlich hörte Bobiſch, der gleich<lb/> ſeinem Kameraden ohne Seitenwaffe war, wie Oposzky<lb/> um Hilfe rief. Er wandte ſich um und ſah, wie der<lb/> Ziviliſt davonlief. Oposzky aber wankte weiter. Nun<lb/> lief der Huſar Bobiſch die immerhin beträchtliche<lb/> Strecke zu der Hütte, in der die Kameraden über-<lb/> nachteten, um Hilfe herbeizuholen. Als die Rettungs-<lb/> geſellſchaft kam, war <hi rendition="#g">Oposzky</hi> bereits an Ver-<lb/> blutung geſtorben. Er hatte zwei fürchterliche Wunden.<lb/> Die eine war etwa 1 Zentimeter breit in der Gegend<lb/> der rechten Niere, die zweite war eine hakenförmige<lb/> und die Muskeln durchtrennende, ſcharfrandige Wunde<lb/> in der Gegend des rechten Schulterblattes. Soweit<lb/> an Ort und Stelle bei der ſpärlichen Beleuchtung zu<lb/> erkennen war, ſind die Wunden an und für<lb/> ſich nicht unbedingt tödlich geweſen und nur die be-<lb/> ſonderen Umſtände des Falles haben es bewirkt, daß<lb/> der Tod durch Verblutung eingetreten iſt; denn von<lb/> dem Momente des Ueberfalles bis zum Eintreffen der<lb/> ärztlichen Hilfe war infolge der Schwierigkeit der Ver-<lb/> ſtändigung immerhin eine Stunde verſtrichen und der<lb/> Körper des Huſaren war beinahe ganz ausgeblutet.</p><lb/> <p>Aus welchem Grunde er den Totſchlag begangen<lb/> hat, iſt vorläufig noch ein Rätſel, da Bobiſch, wie er-<lb/> wähnt, nicht hörte, wovon die beiden ſprachen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Kandidaten für den Kölner<lb/> Erzbiſchofsſitz.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#g">(Drahtbericht der „Reichspoſt“.)</hi> </byline><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 12. Auguſt.</dateline><lb/> <p>In eingeweihten hieſigen kirchlichen Kreiſen werden<lb/> als Kandidaten für den durch den Tod Fiſchers er-<lb/> ledigten Kölner Erzbiſchofſitz folgende Namen genannt:<lb/> Weihbiſchof <hi rendition="#g">Müller,</hi> Dr. Kreuzwald (Köln), Pro-<lb/> feſſor <hi rendition="#g">Mausbach</hi> (Münſter), Biſchof Dr. <hi rendition="#g">Schulte</hi><lb/> (Paderborn).</p><lb/> <p>Die durch das Kölner Domkapitel zu bewirkende<lb/> Aufſtellung der Liſte dürfte vorausſichtlich Ende<lb/> nächſter Woche erfolgen. Der König hat alsdann das<lb/> Recht, die Liſte der Kandidaten bis auf drei Namen zu<lb/> ſtreichen. Von dieſen wählt das Domkapitel in Gegen-<lb/> wart des <hi rendition="#g">königlichen,</hi> nicht kaiſerlichen Kommiſſärs<lb/> Freiherrn von Rheinbaben den Kölner Erzbiſchof.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zugszuſammenſtoß auf der Ritten-<lb/> bahn.<lb/> Zwei Arbeiter getötet.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Bozen,</hi> 11. Auguſt. (Privat.)</dateline><lb/> <p>Auf der Rittenbahn ſtieß heute ein Arbeiterwagen<lb/> mit einem Wagen zuſammen, auf dem ſich einige<lb/> Arbeiter befanden. <hi rendition="#g">Zwei Arbeiter</hi> wurden <hi rendition="#g">ge-<lb/> tötet</hi> und <hi rendition="#g">vier ſchwer verletzt.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Erdbebenkataſtrophe in der<lb/> Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Den erſten Meldungen über das am Samstag er-<lb/> folgte Erdbeben im Gebiete des Marmarameeres, die<lb/> von keinerlei Zerſtörungen und Schäden zu berichten<lb/> wußten, folgt jetzt eine Reihe von Nachrichten, aus der die<lb/> Größe und die verheerende Wirkung dieſes Bebens mit<lb/> ſchrecklicher Deutlichkeit hervorgeht. Zahlreiche Städte<lb/> ſind zerſtört worden, Hunderte von Menſchen fielen der<lb/> Kataſtrophe zum Opfer und der Schaden geht in die<lb/> Millionen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">1000 Tote. — 3000 Verletzte.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 11. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Nach privaten Informationen ſind durch das Erd-<lb/> beben <hi rendition="#g">1000 Menſchen ums Leben ge-<lb/> kommen und 3000 verletzt</hi> worden. Gegen<lb/> 5000 Perſonen ſind <hi rendition="#g">obdachlos.</hi> </p><lb/> <p>Es heißt, daß achtundzwanzig von Griechen be-<lb/> wohnte Städtchen und Dörfer vollkommen zerſtört<lb/> worden ſeien. Der Konak von <hi rendition="#g">Adrianopel</hi> iſt<lb/> ſtark beſchädigt. Die Nebengebäude des Konaks und<lb/> das Gefängnis ſind eingeſtürzt. Vier Soldaten wurden<lb/> unter den Trümmern begraben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Brennende Städte.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Auguſt. (Privat.)</dateline><lb/> <p>Der „Lokalanzeiger berichtet zu der furchtbaren<lb/> Erdbebenkataſtrophe, die in den Dardanellen und längs<lb/> der Küſte des Marmarameeres große Verheerungen<lb/> anrichtete: Der Kapitän des Panzerſchiffes „Barba-<lb/> roſſa“ erzählt, daß er und die Paſſagiere des Schiffes<lb/> Zeugen eines <hi rendition="#g">furchtbaren Schauſpieles</hi><lb/> geweſen ſind. Die ganze Strecke längs der <hi rendition="#g">Darda-<lb/><cb/> nellenküſte</hi> ſchien in <hi rendition="#g">Flammen</hi> zu ſtehen.<lb/> 200 Perſonen aus Myriofilo beſchworen den Lebens-<lb/> mitteldampfer „Marka“ zu Hilfe zu eilen, doch war<lb/> dies unmöglich, denn das Waſſer war an der Küſte<lb/> wie kochend. Der Kapitän des Dampfers „Pelops“ er-<lb/> zählt, daß alle Häuſer in Gallipoli vernichtet wurden,<lb/> ſie wurden vom Bergrücken herabgeſtürzt. Die<lb/> Bevölkerung befindet ſich in großer Aufregung.<lb/> Das britiſche Konſulat wurde beſchädigt, die griechiſche<lb/> Kirche zerſtört. In einer Stadt an der Dardanellen-<lb/> küſte ſprudelten plötzlich <hi rendition="#g">heiße Quellen</hi> in<lb/> großem Umkreiſe hervor und verſchwanden in<lb/> Erdſpalten. Viele Häuſer ſtürzten ein. Die Städte<lb/><hi rendition="#g">Chora, Keraſſia, Myriofilo</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Herkliſa</hi> ſahen wir von weitem brennen, wir<lb/> konnten nicht näher kommen, da das Waſſer nahe der<lb/> Küſte kochte.</p><lb/> <p>Der Miniſter des Innern beſtätigt, daß die Stadt<lb/><hi rendition="#g">Myriofi</hi> und die Ortſchaften <hi rendition="#g">Gano, Chora,<lb/> Phatanos, Keraſia, Milla</hi> und <hi rendition="#g">Utch-<lb/> tuders</hi> vollſtändig durch Feuersbrunſt und Erd-<lb/> beben zerſtört wurden. Zahlreiche Opfer an Menſchen-<lb/> leben ſind zu beklagen. In <hi rendition="#g">Adrianopel</hi><lb/> wurden 20 Moſcheen ſowie mehrere Häuſer<lb/> und Türme beſchädigt. Doch ſind Menſchen nicht<lb/> ums Leben gekommen. In <hi rendition="#g">Luleburgas</hi><lb/> wurden zwei Perſonen getötet. Die Thermalquellen bei<lb/> Dedeaghatſch ſind verſiegt. Der durch den Brand in<lb/><hi rendition="#g">Tſchorlu</hi> angerichtete Schade wird auf eine halbe<lb/> Million Franken geſchätzt. Die Erdbewegung erſtreckt<lb/> ſich bis Ismidt und Balikeſſir in Anatolien.</p><lb/> <p>Privatmeldungen beziffern die Zahl der Toten<lb/> und Verwundeten mit tauſend. Bei <hi rendition="#g">Periſtaſis</hi><lb/> hat das Meer zahlreiche tote Fiſche ans Land geworfen.<lb/> In <hi rendition="#g">Gallipoli</hi> wurde eine Anzahl Soldaten<lb/> getötet. Die Inſel <hi rendition="#g">Marmara</hi> hat ebenfalls gelitten.<lb/> Kirchen, Wohnhäuſer und Schulen wurden zerſtört und<lb/> einige Perſonen ſind ums Leben gekommen. In<lb/><hi rendition="#g">Artaki</hi> ſind mehrere Häuſer eingeſtürzt. Die<lb/> Bevölkerung lagert im Freien.</p><lb/> <p>Der Miniſterrat hat beſchloſſen, dreitauſend<lb/> türkiſche Pfund zur Hilfeleiſtung zu widmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Neuerliche Erdſtöße.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 10. Auguſt.</dateline><lb/> <p>Heute um ½12 Uhr vormittag erfolgte ein neuer-<lb/> licher Erdſtoß von geringerer Häftigkeit.</p><lb/> <p>Die in Myriofilo und in den anderen Ortſchaften<lb/> an der Küſte des Marmarameeres bei dem Erdbeben<lb/> verletzten Perſonen ſind hieher gebracht worden. Man<lb/> ſpricht von 300 Toten und Verletzten.</p><lb/> <p>Bei der Erdbebenkataſtrophe in den Dardanellen<lb/> iſt nicht das Haus des <hi rendition="#g">öſterreichiſch-unga-<lb/> riſchen Konſuls</hi> eingeſtürzt, ſondern nur die<lb/> beiden Nachbarhäuſer.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="a1a" next="#a1b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwerer Unfall auf dem Depot-<lb/> ſchiff „Gäa“.<lb/> Drei Unteroffiziere getötet.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Pola,</hi> 11. Auguſt. <hi rendition="#g">(Privat.)</hi> </dateline><lb/> <p>Ein <hi rendition="#g">ſchweres Unglück</hi> ereignete ſich geſtern im<lb/> Maſchinenraum eines unſerer Kriegsſchiffe. Infolge eines<lb/> bisher noch nicht völlig aufgeklärten Defektes iſt auf dem<lb/> S. M. Torpedo depotſchiff „Gäa“, das derzeit im Kriegs-<lb/> hafen von Pola verankert liegt, <hi rendition="#g">ein Stahlrohr</hi> plötz-<lb/> lich <hi rendition="#g">geborſten.</hi> Aus dieſem zu dem Kondenſator führen-<lb/> den Rohre drang der darin enthaltene Dampf mit unheim-<lb/> licher Gewalt in den Maſchinenraum, in welchem eben<lb/> mehrere Marineſoldaten ſich aufhielten. Mit ohrenbe-<lb/> täubendem Ziſchen ergoß ſich der ſiedende Dampf in den<lb/> Raum. Das Ziſchen warnte zum Glücke die meiſten der<lb/> dort Arbeitenden, die auch panikartig aus dem Maſchinen-<lb/> raume flüchteten. Nur <hi rendition="#g">drei Maſchinen unteroffi-<lb/> ziere</hi> hatten keine Gelegenheit mehr, ihr Leben in<lb/> Sicherheit zu bringen. Durch den aus dem defekt geworde-<lb/> nen Stahlrohre herausſtrömenden Dampf erlitten die<lb/> drei Unteroffiziere, deren Namen bis zur Stunde nicht<lb/> in Erfahrung gebracht werden konnten, Brandwunden<lb/> durch Verbrühung dritten Grades und ſtürzten ſofort zu<lb/> Boden. Als die von dem Unglücksfalle ſofort verſtändigten<lb/> Schiffsoffiziere und der Schiff<supplied>ſ</supplied>arzt in den Maſchinen-<lb/> raum drangen, fanden ſie bereits <hi rendition="#g">zwei Leichen.</hi> Der<lb/> Arzt konnte leider auch bei dem verunglückten dritten Ma-<lb/> ſchinenunteroffiziere nur den unbedingt tödlichen Charak-<lb/> ter der Verletzungen konſtatieren. Der Verletzte wurde in<lb/> das Marodenzimmer des Torpedodepoſchiffes „Gäa“ ge-<lb/> bracht und ihm zur Linderung ſeiner Qualen alle mög-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Fassoneisen-<lb/> Fensterfabrik</hi> </hi> </head> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien, Montag Reichspoſt 11. Auguſt 1912 Nr. 370
Stefanieſpital. Stepanek iſt am ſchlechteſten weggekom-
men. Er hat mehrfache Brüche des linken Unterſchenkels,
wahrſcheinlich einen Bruch des Schädelgrundes und
mehrere Wunden über dem linken Auge erlitten. Kuß
hat eine ſchwere Kontuſion des Oberſchenkels und einen
Nervenſchock davongetragen. Wahrſcheinlich iſt auch eine
Gehirnerſchütterung dazugetreten. Jüngling erlitt eine
Blutbeule an der Schläfe und eine Quetſchung im Kreuz.
Der Chauffeur Klimberger kam mit einer drei Zenti-
meter langen Rißwunde am Kinn davon. Klimberger
wurde zum Kommiſſariat gebracht und dort einvernom-
men. Er behauptet, daß ein unglücklicher Zufall das Un-
glück verſchuldet hat. Eine ſtrenge Unterſuchung iſt ein-
geleitet.
Die Todesopfer von Bochum.
Das Begräbnis. — Spenden aus Deutſchland.
Die Zahl der Toten.
Bochum, 11. Auguſt. (Privat.)
Die Stadt rüſtet ſich für die morgige Leichenfeier
der Opfer der furchtbaren Kataſtrophe auf der Zeche
„Lothringen“. Die beiden Maſſengräber auf dem Kom-
munalfriedhof von Gehrte ſind bereits ausgeſchaufelt.
Die kirchlichen Funktionen wird für die
Katholiken der Biſchof von Paderborn, für die
Proteſtanten der Generalſuperintendant Dr. Zöllner
aus Münſter vornehmen.
Ueberaus zahlreich ſind die Spenden, die aus
ganz Deutſchland für die Witwen und Weiſen der ums
Leben gekommenen Bergleute einlaufen. Die Höhe der
Spenden hat heute bereits die Summe von 85.000
Mark erreicht und weitere große Spenden wurden
bereits angemeldet.
Was die Zahl der Opfer der Kata-
ſtrophe anbelangt, ſo unterſcheiden ſich die offiziellen
Angaben noch immer von den privaten. Offiziell wird
die Geſamtzahl der Toten mit 110
angegeben. Der Zuſtand von drei bis vier der
im Bergmannsheim darniederliegenden Schwerverletzten
iſt ernſt. Die Oeſterreicher, die ſich unter den
Toten und den Verletzten befinden, ſind meiſt Polen.
Bluttaten der Sonntagnacht.
Eine todbringende Kartenpartie. — Ein Huſar
in den Kaiſermühlen erſtochen.
Sonntag nachts haben ſich im Stadtgebiete zwei
Totſchläge ereignet, einer nach einer Kartenpartie in
Ottakring und einer an einem Huſaren im Prater. In
dem erſten Falle iſt der Täter in Haft und geſtändig,
in dem zweiten bisher noch nicht ganz genügend auf-
geklärten Falle hat man den Täter noch nicht. Wir
erfahren über dieſe beiden Bluttaten folgende Einzel-
heiten:
Totſchlag an einem Kiebitz.
Die Bluttat in Ottakring iſt aus einem ganz
nichtigen Grunde geſchehen. Im Gaſthauſe Mader in
Ottakring, Sandleithengaſſe Nr. 32, ſaß ſeit Samstag
abend um 8 Uhr eine Kartenpartie beim Schnapſen.
Das Spiel ging um Bier. An der Partie nahmen
die Brüder Johann und Anton Weixelberger,
und Johann Winkler, Anſtreichergehilfen, teil.
Getrunken wurde mäßig. Als Kiebitz ſaß an dem
Tiſche der 21jährige Pflaſtererhilfsarbeiter Franz
Bur, 16. Bezirk, Haſnerſtraße Nr. 145 wohnhaft. Bur
nahm leidenſchaftlich an den Vorgängen des Spieles
Anteil. Eben hatte um 11 Uhr nachts Anton Weixel-
berger eine Partie nahezu verloren. Da ſagte er einen
falſchen Zwanziger (König und Dame der gleichen
Couleur) an. Er hatte die Figuren nicht in der
Hand und tat es nur zum Scheine, was er auch
dadurch ausdrückte, daß er gleich danach die Karten
hinwarf und ſich für geſchlagen erklärte. Während es
ihm ſeine Partner nicht übel nahmen, geriet der Kiebitz
Bur in Zorn und ſagte ganz im Ernſte zu ihm: „Wenn
Du mir das tuſt, nimm ich das Literglas
und ſchlag Dir den Schädel ein!“
Es wurde weitergeſpielt und für den Augenblick
ſchien das Geplänkel erledigt. Bur hänſelte den Anton
Weixelberger jun. weiter und hörte nicht auf mit
Stichelreden. Weixelberger ſah auch, daß ſich die kom-
menden Kameraden des Bur allmälig um den Tiſch
gruppierten und bedrohlich nach ihm ſahen. Ihm kam
die Sache etwas ungemütlich vor und nach zehn
Minuten ſtand er auf, entſchloſſen hinauszugehen. Sein
Bruder Johann blieb noch im Lokal. Anton rief nun
dem Bur zu: „So tu mir’s gleich ...!“ Da war
auch ſchon ein Handgemenge im Werden. Bur
und Weixelberger hoben die Hände gegeneinander
auf und warfen einander in den Seſſel zurück.
Johann Weixelberger ſuchte die Gegner ſeines
Bruders zurückzuhalten. Anton lief auf die Straße.
Ihm folgten Bur, Winkler und Burs Kameraden.
Draußen zogen alle die Meſſer und im nächſten Augen-
blicke ging Bur auf Weixelberger los.
Anton verſetzte ihm mit dem Meſſer einen Stich in die
linke Bruſtſeite. Der Stich war furchtbar: 15 Zenti-
meter lang und klaffend. Stromweiſe floß das Blut
aus der Wunde. Einige Schritte konnte Bur noch
wanken, dann ſtürzte er tot zuſammen. Anton
Weixelberger jun. war nach der Bluttat davongelaufen.
Die Freunde Burs verfolgten und mißhandelten ihn,
ſo daß er am Kopfe leicht verletzt wurde. Er lief in
die Sicherheitswachſtube in der Odoakergaſſe und ſtellte
ſich ſelbſt. Anton Weixelberger jun. blieb in Haft und
wird dem Landesgerichte eingeliefert werden.
Der zweite Totſchlag wurde heute nachts in den
Kaiſermühlen an einem Huſaren verübt. Ueber
dieſen Fall erfahren wir: Im Inundationsgebiet wird
zurzeit von Huſaren des Huſarenregiments Nr. 1 das
Gras für die Pferde des Regiments abgemäht. Zu
dieſer Arbeit ſind acht Huſaren, die ſich auf landwirt-
ſchaftliche Arbeit verſtehen, kommandiert. Dieſe acht
Huſaren übernachteten in einer Hütte im Inundations-
gebiet. Unter ihnen befand ſich auch der 23jährige
Huſar Paul Oposzky, ein Slovake. Er und der
Huſar Peter Bobiſch hatten geſtern abend die Hütte
verlaſſen und ſich durch das finſtere Inundationsgebiet
unter die Kaiſermühlen begeben, wo ſie in zwei Gaſt-
häuſern zechten. Gegen 11 Uhr machten ſie ſich auf
den Weg zur Hütte. Sie waren auf den Kaiſermühlen-
damm gekommen, als ſich an ſie ein Mann anſchloß, der
mit Oposzky zu ſprechen hatte. Bobiſch, der ſlovakiſch
nicht verſteht, hörte, wie ſich die beiden ſlovakiſch
unterhielten. Er ging einige Schritte vor und hörte,
wie das Geſpräch lauter und ſchließlich zu einem
Wortwechſel wurde. Plötzlich hörte Bobiſch, der gleich
ſeinem Kameraden ohne Seitenwaffe war, wie Oposzky
um Hilfe rief. Er wandte ſich um und ſah, wie der
Ziviliſt davonlief. Oposzky aber wankte weiter. Nun
lief der Huſar Bobiſch die immerhin beträchtliche
Strecke zu der Hütte, in der die Kameraden über-
nachteten, um Hilfe herbeizuholen. Als die Rettungs-
geſellſchaft kam, war Oposzky bereits an Ver-
blutung geſtorben. Er hatte zwei fürchterliche Wunden.
Die eine war etwa 1 Zentimeter breit in der Gegend
der rechten Niere, die zweite war eine hakenförmige
und die Muskeln durchtrennende, ſcharfrandige Wunde
in der Gegend des rechten Schulterblattes. Soweit
an Ort und Stelle bei der ſpärlichen Beleuchtung zu
erkennen war, ſind die Wunden an und für
ſich nicht unbedingt tödlich geweſen und nur die be-
ſonderen Umſtände des Falles haben es bewirkt, daß
der Tod durch Verblutung eingetreten iſt; denn von
dem Momente des Ueberfalles bis zum Eintreffen der
ärztlichen Hilfe war infolge der Schwierigkeit der Ver-
ſtändigung immerhin eine Stunde verſtrichen und der
Körper des Huſaren war beinahe ganz ausgeblutet.
Aus welchem Grunde er den Totſchlag begangen
hat, iſt vorläufig noch ein Rätſel, da Bobiſch, wie er-
wähnt, nicht hörte, wovon die beiden ſprachen.
Die Kandidaten für den Kölner
Erzbiſchofsſitz.
(Drahtbericht der „Reichspoſt“.)
Köln, 12. Auguſt.
In eingeweihten hieſigen kirchlichen Kreiſen werden
als Kandidaten für den durch den Tod Fiſchers er-
ledigten Kölner Erzbiſchofſitz folgende Namen genannt:
Weihbiſchof Müller, Dr. Kreuzwald (Köln), Pro-
feſſor Mausbach (Münſter), Biſchof Dr. Schulte
(Paderborn).
Die durch das Kölner Domkapitel zu bewirkende
Aufſtellung der Liſte dürfte vorausſichtlich Ende
nächſter Woche erfolgen. Der König hat alsdann das
Recht, die Liſte der Kandidaten bis auf drei Namen zu
ſtreichen. Von dieſen wählt das Domkapitel in Gegen-
wart des königlichen, nicht kaiſerlichen Kommiſſärs
Freiherrn von Rheinbaben den Kölner Erzbiſchof.
Zugszuſammenſtoß auf der Ritten-
bahn.
Zwei Arbeiter getötet.
Bozen, 11. Auguſt. (Privat.)
Auf der Rittenbahn ſtieß heute ein Arbeiterwagen
mit einem Wagen zuſammen, auf dem ſich einige
Arbeiter befanden. Zwei Arbeiter wurden ge-
tötet und vier ſchwer verletzt.
Die Erdbebenkataſtrophe in der
Türkei.
Den erſten Meldungen über das am Samstag er-
folgte Erdbeben im Gebiete des Marmarameeres, die
von keinerlei Zerſtörungen und Schäden zu berichten
wußten, folgt jetzt eine Reihe von Nachrichten, aus der die
Größe und die verheerende Wirkung dieſes Bebens mit
ſchrecklicher Deutlichkeit hervorgeht. Zahlreiche Städte
ſind zerſtört worden, Hunderte von Menſchen fielen der
Kataſtrophe zum Opfer und der Schaden geht in die
Millionen.
1000 Tote. — 3000 Verletzte.
Konſtantinopel, 11. Auguſt.
Nach privaten Informationen ſind durch das Erd-
beben 1000 Menſchen ums Leben ge-
kommen und 3000 verletzt worden. Gegen
5000 Perſonen ſind obdachlos.
Es heißt, daß achtundzwanzig von Griechen be-
wohnte Städtchen und Dörfer vollkommen zerſtört
worden ſeien. Der Konak von Adrianopel iſt
ſtark beſchädigt. Die Nebengebäude des Konaks und
das Gefängnis ſind eingeſtürzt. Vier Soldaten wurden
unter den Trümmern begraben.
Brennende Städte.
Berlin, 11. Auguſt. (Privat.)
Der „Lokalanzeiger berichtet zu der furchtbaren
Erdbebenkataſtrophe, die in den Dardanellen und längs
der Küſte des Marmarameeres große Verheerungen
anrichtete: Der Kapitän des Panzerſchiffes „Barba-
roſſa“ erzählt, daß er und die Paſſagiere des Schiffes
Zeugen eines furchtbaren Schauſpieles
geweſen ſind. Die ganze Strecke längs der Darda-
nellenküſte ſchien in Flammen zu ſtehen.
200 Perſonen aus Myriofilo beſchworen den Lebens-
mitteldampfer „Marka“ zu Hilfe zu eilen, doch war
dies unmöglich, denn das Waſſer war an der Küſte
wie kochend. Der Kapitän des Dampfers „Pelops“ er-
zählt, daß alle Häuſer in Gallipoli vernichtet wurden,
ſie wurden vom Bergrücken herabgeſtürzt. Die
Bevölkerung befindet ſich in großer Aufregung.
Das britiſche Konſulat wurde beſchädigt, die griechiſche
Kirche zerſtört. In einer Stadt an der Dardanellen-
küſte ſprudelten plötzlich heiße Quellen in
großem Umkreiſe hervor und verſchwanden in
Erdſpalten. Viele Häuſer ſtürzten ein. Die Städte
Chora, Keraſſia, Myriofilo und
Herkliſa ſahen wir von weitem brennen, wir
konnten nicht näher kommen, da das Waſſer nahe der
Küſte kochte.
Der Miniſter des Innern beſtätigt, daß die Stadt
Myriofi und die Ortſchaften Gano, Chora,
Phatanos, Keraſia, Milla und Utch-
tuders vollſtändig durch Feuersbrunſt und Erd-
beben zerſtört wurden. Zahlreiche Opfer an Menſchen-
leben ſind zu beklagen. In Adrianopel
wurden 20 Moſcheen ſowie mehrere Häuſer
und Türme beſchädigt. Doch ſind Menſchen nicht
ums Leben gekommen. In Luleburgas
wurden zwei Perſonen getötet. Die Thermalquellen bei
Dedeaghatſch ſind verſiegt. Der durch den Brand in
Tſchorlu angerichtete Schade wird auf eine halbe
Million Franken geſchätzt. Die Erdbewegung erſtreckt
ſich bis Ismidt und Balikeſſir in Anatolien.
Privatmeldungen beziffern die Zahl der Toten
und Verwundeten mit tauſend. Bei Periſtaſis
hat das Meer zahlreiche tote Fiſche ans Land geworfen.
In Gallipoli wurde eine Anzahl Soldaten
getötet. Die Inſel Marmara hat ebenfalls gelitten.
Kirchen, Wohnhäuſer und Schulen wurden zerſtört und
einige Perſonen ſind ums Leben gekommen. In
Artaki ſind mehrere Häuſer eingeſtürzt. Die
Bevölkerung lagert im Freien.
Der Miniſterrat hat beſchloſſen, dreitauſend
türkiſche Pfund zur Hilfeleiſtung zu widmen.
Neuerliche Erdſtöße.
Konſtantinopel, 10. Auguſt.
Heute um ½12 Uhr vormittag erfolgte ein neuer-
licher Erdſtoß von geringerer Häftigkeit.
Die in Myriofilo und in den anderen Ortſchaften
an der Küſte des Marmarameeres bei dem Erdbeben
verletzten Perſonen ſind hieher gebracht worden. Man
ſpricht von 300 Toten und Verletzten.
Bei der Erdbebenkataſtrophe in den Dardanellen
iſt nicht das Haus des öſterreichiſch-unga-
riſchen Konſuls eingeſtürzt, ſondern nur die
beiden Nachbarhäuſer.
Schwerer Unfall auf dem Depot-
ſchiff „Gäa“.
Drei Unteroffiziere getötet.
Pola, 11. Auguſt. (Privat.)
Ein ſchweres Unglück ereignete ſich geſtern im
Maſchinenraum eines unſerer Kriegsſchiffe. Infolge eines
bisher noch nicht völlig aufgeklärten Defektes iſt auf dem
S. M. Torpedo depotſchiff „Gäa“, das derzeit im Kriegs-
hafen von Pola verankert liegt, ein Stahlrohr plötz-
lich geborſten. Aus dieſem zu dem Kondenſator führen-
den Rohre drang der darin enthaltene Dampf mit unheim-
licher Gewalt in den Maſchinenraum, in welchem eben
mehrere Marineſoldaten ſich aufhielten. Mit ohrenbe-
täubendem Ziſchen ergoß ſich der ſiedende Dampf in den
Raum. Das Ziſchen warnte zum Glücke die meiſten der
dort Arbeitenden, die auch panikartig aus dem Maſchinen-
raume flüchteten. Nur drei Maſchinen unteroffi-
ziere hatten keine Gelegenheit mehr, ihr Leben in
Sicherheit zu bringen. Durch den aus dem defekt geworde-
nen Stahlrohre herausſtrömenden Dampf erlitten die
drei Unteroffiziere, deren Namen bis zur Stunde nicht
in Erfahrung gebracht werden konnten, Brandwunden
durch Verbrühung dritten Grades und ſtürzten ſofort zu
Boden. Als die von dem Unglücksfalle ſofort verſtändigten
Schiffsoffiziere und der Schiffſarzt in den Maſchinen-
raum drangen, fanden ſie bereits zwei Leichen. Der
Arzt konnte leider auch bei dem verunglückten dritten Ma-
ſchinenunteroffiziere nur den unbedingt tödlichen Charak-
ter der Verletzungen konſtatieren. Der Verletzte wurde in
das Marodenzimmer des Torpedodepoſchiffes „Gäa“ ge-
bracht und ihm zur Linderung ſeiner Qualen alle mög-
Fassoneisen-
Fensterfabrik
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