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Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912.

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Wien, Montag Reichspost 12. August 1912 Nr. 370

[Spaltenumbruch] jedoch unversehrt. Zwei Beamte wurden
leicht verletzt.

Der österreichisch-ungarische Generalkonsul Kral
erschien sofort im Postamte, überwachte die Auf-
räumungsarbeiten und veranlaßte das Weiter-
funktionieren des Amtes. Die Behörden trafen sofort
Schutzmaßnahmen. Die Straßen wurden militärisch
besetzt. Eine Untersuchung ist eingeleitet worden. Der
Leiter des Postamtes, Postverwalter R. v. Vuce tie
Bieliz,
der im Augenblicke der Explosion im Amt
anwesend war, ließ die dienstfreien Beamten holen,
damit in der Expedition der Postsachen keine Unter-
brechung eintrete.


In Anbetracht der durch die Explosion im öster-
reichischen Postamt angerichteten Verwüstung erscheint
die Tatsache, daß das Personal fast unversehrt ge-
blieben ist, geradezu wunderbar. Es wurden nur
die Beamten Brazzafoli und Sullam
leicht verletzt, und zwar der erstere an der
Hand, der letztere im Gesicht. Sämtliche
Beamten erfüllten trotz der schwierigen Umstände wacker
ihre Pflicht, so daß der Dienst zur allgemeinen An-
erkennung vollkommen aufrecht erhalten werden konnte.
Die türkischen Behörden taten ihr möglichstes, um
helfend beizustehen.

Die Explosion der Höllenmaschine erfolgte im
Parteienraume in der Nähe der Eingangstüre. An
dieser Stelle wurde alles in Stücke gerissen. Der Luft-
druck war so stark, daß sogar die verschlossenen
eisernen Türen der Postboxes aufge-
sprengt
wurden. In dem gegenüberliegenden
Gebäude der französischen Kongregation wurden die
Fenster zertrümmert. Von den Tätern hat man noch
keine Spur.

Vrhaftungen von Verdächtigen.


Von der Polizei wurde ein Individuum verhaftet,
angeblich ein Bulgare, der mit jener Person identisch
sein soll, welche die Höllenmaschine in dem Tramway-
waggon niederlegte.

Eine Höllenmaschine mit Uhrwerk.


Durch die gestern hier erfolgten Explosionen wurde
die Stadt in größte Aufregung versetzt. Von
den Tätern, welche sich mit einem Uhrwerk
versehener Höllenmaschinen
bedient
hatten, fehlt bisher jede Spur. Die Postbeamten er-
innern sich, einen Mann gesehen zu haben, welcher
durch die offene Hintertüre ins Lokal kam, jedoch gleich
wieder verschwand.

Da man weitere Attentate befürchtet, ist eine
Verschärfung des Belagerungszu-
standes
zu erwarten.




Die Krise in der Türkei.
Bevorstehende Veränderungen im Kabinett. --
Kiamil Pascha Großvezier.


Wie eingeweihte Kreise versichern, sind in einigen
Tagen Veränderungen im Kabinett zu gewärtigen. Der
Präsident des Staatsrates Kiamil Pascha soll Groß-
vezier, Ferid Pascha Minister des Innern werden,
Justizminister Hussein Hilmi Pascha würde
zurücktreten.

Die Forderungen der Arnauten.
Bewilligung der Mehrzahl. -- Ablehnung der
Verfolgung der Kabinette Said und Hak[k]i.


Ibrahim Pascha teilte den Arnautenführern
mit, die Regierung könne die Mitglieder der früheren
Kabinette Hakki und Said nicht verfolgen;
sobald aber die Kammer wieder zusammentreten werde,
stehe es ihr frei, die Anklage gegen sie zu erheben. Be-
treffs der Rückgabe der Waffen sei die Regierung
bereit, jenen Arnauten die Wassen zurückzuerstatten,
welche die an der Grenze liegenden Ortschaften be-
wohnen, sowie im allgemeinen allen jenen, welche einem
Erwerb als Hirten oder Wächter nachgehen oder in
Wäldern beschäftigt seien. Eine allgemeine
Wiederbewaffnung
der Arnauten sei un-
möglich.
Die Arnautenführer sind mit dieser Lösung
teilweise zu frieden, teilweise behielten sie
sich Bedenkzeit vor. Die übrigen zehn Forderungen
wurden seitens der Regierung mit geringen Modifika-
tionen genehmigt. Die Arnauten ließen dem
Kabinett nochmals ihren Dank und die Ver-
sicherung ihrer Ergebenheit
aus-
drücken und zogen sich inzwischen zurück. Nur ihre
Führer verblieben behufs Unterfertigung des Abkommens
mit Ibrahim Pascha in Prischtina.




Der türkisch-montenegrinische
Konflikt.
Pessimistische Beurteilung der Lage in Cetinje.

(Aus amtlicher montenegrinischer Quelle.)

In einem Communique stellt das offizielle Blatt
"Glas Crnogorca." in ausführlicher Weise
die neuesten türkisch-montenegrinischen Grenzzwischen-
fälle und den darauffolgenden diplomatischen Konflikt
dar. Es ist schwer vorauszusehen, schließt das Blatt
seine Ausführungen, welches Ende all das
haben
wird; doch wird sich die königliche Regierung
obwohl sie von friedlichen Absichten durchdrungen ist,
[Spaltenumbruch] nicht enthalten, alles, was zum Schutze ihrer Rechte,
der Ehre und Würde Montenegros als notwendig
erachtet wird, zu unternehmen.

Demission des türkischen Gesandten in Cetinje.


Der türkische Gesandte in Cetinje
ist nach Konstantinopel berufen worden, um Auf-
klärungen zu erteilen. Es heißt, daß er seine
Demission gegeben habe.




Der Krieg.
Beiderseitige Dementis der angeblichen Friedens-
unterhandlungen.


Die offiziöse "Tribuna" dementiert nach-
drücklich die in letzter Zeit von verschiedenen Seiten
behauptete Einleitung von Friedensunterhandlungen.
Bisher hätten zwischen der Türkei und Italien überhaupt
keine wie immer gearteten Friedens-
verhandlungen stattgefunden.
Außer-
dem würde im gegenwärtigen Augenblicke Italien sich
in Friedensverhandlungen nicht einlassen, da die Er-
gebnisse auf dem Kriegsschauplatze nach wie vor für
Italien günstig sind.


Hussein Dschahid dementiert die
Nachricht, daß er zusammen mit dem gewesenen
Minister Said Halim Pascha in der Schweiz
mit italienischen Delegierten über den Frieden ver-
handelt hätte.




Telegramme.
Jukie zum Tode verurteilt.


Der Angeklagte Jukie wurde zum Tode
durch den Strang verurteilt.

Hinrichtung von Eingebornen in
Mazagan.

Fünf Eingeborne, welche
beschuldigt waren, die Flucht des Triahi begünstigt
zu haben, wurden zum Tode, zwei andere zu
Gefängnisstrafen verurteilt. Die Hinrichtung wurde
heute morgen durch eine marotkanische Truppen-
abteilung in Gegenwart einer zahlreichen Menschenmenge
vollzogen, auf welche die Exekution großen Ein-
druck
machte.




Vom Warenmarkte.
Börse für landwirtschaftliche Produkte
vom 12. August.

(Eigenbericht.) Die transatlantischen Märkte ver-
kehrten am Schlusse der Vorwoche in schwacher Haltung, da
der Regierungsbericht Abgaben veranlaßte. Auch hier ist die
Tendenz ruhiger, zumal Budapest in Wei[z]en niedrigere Kurse
meldet, der Preisstand der einzelnen Artikel ist jedoch, infolge
totaler Geschäftsstille, ein unveränderter.

Budapest. (Kurse um 1/212 Uhr.) Weizen ver Öktober
11.47, per April 11.84, Roggen ver Oktober 9.40, Hafer per
Oktober 9.60, Mais per August 9.36, per Mai 1913 7.51.

Wiener Effektenbörse.

(Eigenbericht.) Ausgehend von Eisenaktien, bekundete
die heutige Vorbörse ein festes Gepräge, ohne daß neue Momente
hinzugetreten wären. Alpine Montanaktien stiegen bei recht
lebhaften Umsätzen um Kronen 8.--, ohne jedoch den Höchst-
kurs voll behaupten zu können, da mit Rücksicht auf die
morgen stattfindende Wochenversorgung einige Realisationen
zur Ausführung gelangten Prager Eisen avancierten nur
Kronen 47.-- im Kurs in Berg und Hütten wiesen eine
Steigerung von Kronen 31.-- auf. Die Aktien der Galizischen
Montan, welche bereits am Schlusse der Vorwoche favorisiert
waren, wiesen neuerdings eine Erhöhung von Kronen 21.--
auf. Die übrigen Verkehrsgebiete lagen gut behauptet, doch
war das Geschäft hierin geringfügiger.

Es notierten: Kreditaktien 655.75 bis 656.50, Ungarische
Kreditbank 86[0].25 bis 862.--. Bodenkredit 1315.-- bis 1316 80,
Unionbank 618.-- bis --.--, Länderbank [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]30.-- bis 539.50,
Anglobank 335.50 bis --.--, Bankverein 539 25 bis --.--,
Ung. Hypothekenbank --.-- bis --.--, Ung. Eskomptebank
--.-- bis --.--.

Staatsbahn 716.50 bis 717.55, Lombarden 103.40 bis
102.50, Dampfschiff 1337.-- bis 1333.--, Tabakaktien 343.--
bis 343.10, Türkenlose 241.50 bis --.--, Kahlenbergbahn
87.40 bis 87.--.

Alpine 1037-- bis 1040--, Rima-Mu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]an[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]er 791.75 bis
794.25, Waffenfabrik 11151/2 bis 11161/2, Prager Eisen 3312--
bis 3319.--, Galizische Karpathen 827.-- bis --.--, Mairente
87.15 bis --.--, Oesterreichische Kronenreate 87.15 bis
--.--, Ungarische Goldrente 107.90, Ungarische Kronenrente
87.15 bis --.--, Russen 105.--. Südbahnprioritäten 250.75
bis 250.50, Skodaaktien 759 75 bis 761.50.

Um 11 Uhr blieben: Oesterreichische Kredit 656.25,
Ungarische Kredit 861.--, Anglobank 335.50, Bankverein
539.25, Unionbank 618.--, Länderbank 539.--, Staatsbahn
177.59, Lombarden 102.75, Alpine 102.381/4, Skoda 761.--,
Türkenlose 241.50, Reichsmark 117.80.

Zentralviehmarkt z[u] St. Marx. Wien, 12. August
(Schweinemarkt-Auftriebsanzeige.) Für
den morgigen dieswöchentlichen Hauptmarkt sind bis nun
angemeldet ungefähr 7000 Stück Fleischschweine und bei-
läufig 8000 Stück Fettschweine.




Tagesbericht.
* Kalender für Dienstag, 13. August. Katholiken:

Kassian. -- Griechen (31. Juli): Eudozimus. -- Son-
nenaufgang 4 Uhr 53 Minuten morgens. -- Sonnen-
untergang 7 Uhr 16 Minuten abends. -- Mondesaufgang
5 Uhr 13 Minuten morgens. -- Mondesuntergang 7 Uhr
59 Minuten abends.


[Spaltenumbruch]
-- Kirchlicher Kalender. 13. August.

Der heilig[e]
Cassianus, Schullehrer und Martyrer, war Lehrer in
der Stadt Imola, Italien und wurde unter Kaiser Diokletian
seinen eigenen Schülern zur Peinigung übergeben; sie stachen
ihn mit ihren Metallgriffeln tot. -- Die hl. Radegund,
Königin im Frankenreich, Töchter eines heidnischen Thüringer
Fürsten, ging ins Kloster und starb am 13. August 587.

Der hl. Landolf, Bischof im Frankenreich, starb um 620.
-- Der hl. Eberhard, Benediktinerabt zu Eberheim-
Münster im Elsaß, Stifter des Klosters Murbach, starb 690.
-- Der hl. Wigbert, Benediktinerabt zu Fritzlar in Nord-
deutschland, Mitarbeiter des hl. Bonifazius; starb 747. --
Der hl. Zwentibold, König in Lothringen, Sohn Arnu[l]fs
des Deutschen, starb um 900. -- Die hl. Ludolf und
Drutmar, Aebte des Benediktinerklosters Corbei in West-
falen, starben 983 und 1046. -- Die sel. Gertruo,
Prämonstratenser-Aebtissin zu Altenburg, die jüngste Tochter
der hl. Glisabeth v. Th.; starb 1297. -- Der sel. Angelo
da Mazzinghi,
Karmeliter-Provinzial in Toskana.
starb 1438.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiser hat
dem emeritierten Pfarrer von Klenowitz Thomas Wieder-
mann
das Ritterkreuz des Franz Josefordens verliehen, die
Oberlandesgerichtsräte des Oberlandesgerichtes in Lemberg
Adolf Sommer und Ladislaus Wyspianski zu Hof-
räten des Oberlandesgerichtes in Lemberg ernannt, dem Ober-
landesgerichtsrate Hermann Garfein des Oberlandes-
gerichtes in Lemberg taxfrei den Titel und Charakter eines
Hofrates verliehen, den Landesgerichtsrat bei dem Landes-
gerichte in Triest Johann Clarici zum Vizevräsidenten
dieses Landesgerichtes eruannt, dem Landesgerichtsrate bei
dem Handes- und Seegerichte in Triest Dr. Anton Povsic
taxfrei den Titel und Charakter eines Oberlandesgerichtsrates
verliehen, dem mit der Leitung der Bezirkhauptmannschaft in
Monfalcone betrauten Statthaltereisekretär Josef Gasser
den Titel und Charakter eines Bezirkshauptmannes verliehen,
die Christiane Marie Freiin de T'Serclaes de
Wommerson zur Ehrendame des freiweltlich adeligen
Damenstiftes zu den heiligen Engeln in Prag ernannt. -- Der
Minister des Aeußern hat den Kanzleihilfsarbeiter, Ober-
leutnant Johann Brosch des La[n]dwehr-Ulanenregiments
Nr. 4 zum Gesandschaftsoffizial ernannt. -- Der Minister für
Kultus und Unterricht hat den Professor an der Staatsreal-
schule im 6. Wiener Gemeindebezirke Ferdinand Ginzel
zum Direktor der Staatsrealschule im 3. Wiener Gemeinde-
bezirke ernannt, den Professor an der Lehrerbildungsanstalt in
Sobeslau Franz Ruffer zum Direktor der Lehrerbildungs-
anstalt in Kuttenberg ernannt, dem Professor an der
Lehrerinnenbildungsanstalt mit deutscher Unterrichtssprache in
Prag Wenzel Stibitz und dem Professor an der Lehrer-
bildungsanstalt in Mies Josef Kratochwil den erbete[nen]
Diensttausch gestattet. -- Der Minister für öffentliche Arbeiten
hat den mit den Funktionen eines Eichinspektors betranten
Eichmeister erster Klasse Martin Moser in Linz unter Gin-
reihung in die achte Rangsklasse der Staatsbeamten zum Eich-
inspektor für den zweiten Eichaufsichtsbezirk (Oesterreich ob der
Enns und Salzburg) und den mit den Funktionen eines Eich-
inspektors betrauten Eichmeister erster Klasse Rudolf
Fleissig in Innsbruck unter Einreihung in die achte
Rangsklasse der Staatsbeamten zum Eichinspe[k]tor für den
sechsten Eichaufsichtsbezirk (Tirol und Vorarlberg) ernannt.

* Hofnachrichten.

Aus Bad Ischl, 11. d.,
wird uns telegraphiert: Erzherzog Josef und
Erzherzogin Auguste sowie deren Sohn Erzherzog
Josef Franz sind heute um 3/48 Uhr früh mittels
Automobil nach Wien abgereist. -- Don Alfonso
von Bourbon und seine Gemahlin Donna Nieves
trafen heute vormittag mittels Automobils aus Eben-
zweier hier ein und stiegen im Hotel "Kaiserin
Elisabeth" ab.

* Abgängig.

Aus Karlsbach in der Wachau
wird uns geschrieben: Der Wirtschaftsbesitzer Karl
Luger in Karlsbach bei Ybbs an der Donau
wollte in der Umgebung von Aggsbach ein Paar
Ochsen besichtigen. Er ging deshalb Montag den
5. d. M. früh nach Ybbs, um das Schiff nach Aggs-
bach zu besteigen. Bis Ybbs läßt sich die Spur ver-
folgen, alles weitere ist in Dunkel gehüllt. Alle Ver-
suche, Licht in diese Sache zu bringen, blieben bis jetzt
erfolglos, obgleich die Polizei eine eifrige Tätigkeit
entfaltet. Der Verschollene ist 50 Jahre alt, ziemlich
groß, hager und hat schwarzen Schnurrbart; der ver-
krüppelte kleine Finger an der linken Hand dürfte
sein bestes Kennzeichen sein. Er trug schwarze Hose
und Weste, grauen Rock, braunen Hut und Stiefletten,
ferner schwarzgestreiftes Oxfordhemd mit K. L. gemerkt.
Der Verschollene, auf dessen Auffindung 200 Kronen
ausgesetzt sind, dürfte entweder in der Donau ertrunken
oder aber in der Umgebung beiderseits der Donau
zwischen Ybbs und Spitz zu finden sein.

* Todesfall.

Am 10. d. ist in Leibnitz in Steier-
mark Herr Anton Vogelweider, gewesener Werk-
führersubstitut der Südbahn, der Vater des nieder-
österreichischen Landessekretärs Dr. Anton Vogelweider,
im 74. Lebensjahre gestorben. Das Leichenbegängnis
findet heute Montag um 4 Uhr nachmittags vom
Sterbehause in Leibnitz, Klostergasse 11, aus statt.

* Selbstmord auf der Hohen Brücke.

Einen ab-
sonderlichen Selbstmord hat gestern früh in der Innern
Stadt ein Beamter ausgeführt. Der Mann stürzte sich
von der Wipplingerstraße aus über die Brüstung der
Hohen Brücke auf das Straßenpflaster des Tiefen Gra-
bens und blieb mit zerschmettertem Schädel tot liegen.
Der Selbstmörder ist der 38jährige Beamte des Ersten
allgemeinen Beamtenvereines Hans Staadt, 9. Bez.,
Liechtensteinstraße 90 wohnhaft. Er scheint die Tat im
Zustande geistiger Störung begangen zu haben. Staadt
hat in glücklicher Ehe gelebt, war aber melancholisch.
Eine Schwester hat sich auch durch Sturz vom Fenster
getötet. Sein Bruder, der 28jährige Privatbeamte Fritz
Staadt, hat sich am Abend des 7. Juni I. J. beim Aus-
sichtsturm des Türkenschanzparkes aus einer Pistole eine
Kugel in die rechte Schläfe gejagt und war im Allge-
meinen Krankenhause gestorben. Seit dem Tode des
Bruders war Hans Staadt ganz wie verloren.

* Einsturz eines Brückenbogens.

Aus
Jaroslasow, 10. d. M., wird uns telegraphiert:
Infolge eines heftigen Sturmes ist ein Bogen der im
Bau befindlichen Wolgabrücke eingestürzt. Hiebei
wurden zwei Personen getötet und zwei verletzt.


Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912 Nr. 370

[Spaltenumbruch] jedoch unverſehrt. Zwei Beamte wurden
leicht verletzt.

Der öſterreichiſch-ungariſche Generalkonſul Kral
erſchien ſofort im Poſtamte, überwachte die Auf-
räumungsarbeiten und veranlaßte das Weiter-
funktionieren des Amtes. Die Behörden trafen ſofort
Schutzmaßnahmen. Die Straßen wurden militäriſch
beſetzt. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet worden. Der
Leiter des Poſtamtes, Poſtverwalter R. v. Vuce tie
Bieliz,
der im Augenblicke der Exploſion im Amt
anweſend war, ließ die dienſtfreien Beamten holen,
damit in der Expedition der Poſtſachen keine Unter-
brechung eintrete.


In Anbetracht der durch die Exploſion im öſter-
reichiſchen Poſtamt angerichteten Verwüſtung erſcheint
die Tatſache, daß das Perſonal faſt unverſehrt ge-
blieben iſt, geradezu wunderbar. Es wurden nur
die Beamten Brazzafoli und Sullam
leicht verletzt, und zwar der erſtere an der
Hand, der letztere im Geſicht. Sämtliche
Beamten erfüllten trotz der ſchwierigen Umſtände wacker
ihre Pflicht, ſo daß der Dienſt zur allgemeinen An-
erkennung vollkommen aufrecht erhalten werden konnte.
Die türkiſchen Behörden taten ihr möglichſtes, um
helfend beizuſtehen.

Die Exploſion der Höllenmaſchine erfolgte im
Parteienraume in der Nähe der Eingangstüre. An
dieſer Stelle wurde alles in Stücke geriſſen. Der Luft-
druck war ſo ſtark, daß ſogar die verſchloſſenen
eiſernen Türen der Poſtboxes aufge-
ſprengt
wurden. In dem gegenüberliegenden
Gebäude der franzöſiſchen Kongregation wurden die
Fenſter zertrümmert. Von den Tätern hat man noch
keine Spur.

Vrhaftungen von Verdächtigen.


Von der Polizei wurde ein Individuum verhaftet,
angeblich ein Bulgare, der mit jener Perſon identiſch
ſein ſoll, welche die Höllenmaſchine in dem Tramway-
waggon niederlegte.

Eine Höllenmaſchine mit Uhrwerk.


Durch die geſtern hier erfolgten Exploſionen wurde
die Stadt in größte Aufregung verſetzt. Von
den Tätern, welche ſich mit einem Uhrwerk
verſehener Höllenmaſchinen
bedient
hatten, fehlt bisher jede Spur. Die Poſtbeamten er-
innern ſich, einen Mann geſehen zu haben, welcher
durch die offene Hintertüre ins Lokal kam, jedoch gleich
wieder verſchwand.

Da man weitere Attentate befürchtet, iſt eine
Verſchärfung des Belagerungszu-
ſtandes
zu erwarten.




Die Kriſe in der Türkei.
Bevorſtehende Veränderungen im Kabinett. —
Kiamil Paſcha Großvezier.


Wie eingeweihte Kreiſe verſichern, ſind in einigen
Tagen Veränderungen im Kabinett zu gewärtigen. Der
Präſident des Staatsrates Kiamil Paſcha ſoll Groß-
vezier, Ferid Paſcha Miniſter des Innern werden,
Juſtizminiſter Huſſein Hilmi Paſcha würde
zurücktreten.

Die Forderungen der Arnauten.
Bewilligung der Mehrzahl. — Ablehnung der
Verfolgung der Kabinette Said und Hak[k]i.


Ibrahim Paſcha teilte den Arnautenführern
mit, die Regierung könne die Mitglieder der früheren
Kabinette Hakki und Said nicht verfolgen;
ſobald aber die Kammer wieder zuſammentreten werde,
ſtehe es ihr frei, die Anklage gegen ſie zu erheben. Be-
treffs der Rückgabe der Waffen ſei die Regierung
bereit, jenen Arnauten die Waſſen zurückzuerſtatten,
welche die an der Grenze liegenden Ortſchaften be-
wohnen, ſowie im allgemeinen allen jenen, welche einem
Erwerb als Hirten oder Wächter nachgehen oder in
Wäldern beſchäftigt ſeien. Eine allgemeine
Wiederbewaffnung
der Arnauten ſei un-
möglich.
Die Arnautenführer ſind mit dieſer Löſung
teilweiſe zu frieden, teilweiſe behielten ſie
ſich Bedenkzeit vor. Die übrigen zehn Forderungen
wurden ſeitens der Regierung mit geringen Modifika-
tionen genehmigt. Die Arnauten ließen dem
Kabinett nochmals ihren Dank und die Ver-
ſicherung ihrer Ergebenheit
aus-
drücken und zogen ſich inzwiſchen zurück. Nur ihre
Führer verblieben behufs Unterfertigung des Abkommens
mit Ibrahim Paſcha in Priſchtina.




Der türkiſch-montenegriniſche
Konflikt.
Peſſimiſtiſche Beurteilung der Lage in Cetinje.

(Aus amtlicher montenegriniſcher Quelle.)

In einem Communiqué ſtellt das offizielle Blatt
„Glas Crnogorca.“ in ausführlicher Weiſe
die neueſten türkiſch-montenegriniſchen Grenzzwiſchen-
fälle und den darauffolgenden diplomatiſchen Konflikt
dar. Es iſt ſchwer vorauszuſehen, ſchließt das Blatt
ſeine Ausführungen, welches Ende all das
haben
wird; doch wird ſich die königliche Regierung
obwohl ſie von friedlichen Abſichten durchdrungen iſt,
[Spaltenumbruch] nicht enthalten, alles, was zum Schutze ihrer Rechte,
der Ehre und Würde Montenegros als notwendig
erachtet wird, zu unternehmen.

Demiſſion des türkiſchen Geſandten in Cetinje.


Der türkiſche Geſandte in Cetinje
iſt nach Konſtantinopel berufen worden, um Auf-
klärungen zu erteilen. Es heißt, daß er ſeine
Demiſſion gegeben habe.




Der Krieg.
Beiderſeitige Dementis der angeblichen Friedens-
unterhandlungen.


Die offiziöſe „Tribuna“ dementiert nach-
drücklich die in letzter Zeit von verſchiedenen Seiten
behauptete Einleitung von Friedensunterhandlungen.
Bisher hätten zwiſchen der Türkei und Italien überhaupt
keine wie immer gearteten Friedens-
verhandlungen ſtattgefunden.
Außer-
dem würde im gegenwärtigen Augenblicke Italien ſich
in Friedensverhandlungen nicht einlaſſen, da die Er-
gebniſſe auf dem Kriegsſchauplatze nach wie vor für
Italien günſtig ſind.


Huſſein Dſchahid dementiert die
Nachricht, daß er zuſammen mit dem geweſenen
Miniſter Said Halim Paſcha in der Schweiz
mit italieniſchen Delegierten über den Frieden ver-
handelt hätte.




Telegramme.
Jukie zum Tode verurteilt.


Der Angeklagte Jukie wurde zum Tode
durch den Strang verurteilt.

Hinrichtung von Eingebornen in
Mazagan.

Fünf Eingeborne, welche
beſchuldigt waren, die Flucht des Triahi begünſtigt
zu haben, wurden zum Tode, zwei andere zu
Gefängnisſtrafen verurteilt. Die Hinrichtung wurde
heute morgen durch eine marotkaniſche Truppen-
abteilung in Gegenwart einer zahlreichen Menſchenmenge
vollzogen, auf welche die Exekution großen Ein-
druck
machte.




Vom Warenmarkte.
Börſe für landwirtſchaftliche Produkte
vom 12. Auguſt.

(Eigenbericht.) Die transatlantiſchen Märkte ver-
kehrten am Schluſſe der Vorwoche in ſchwacher Haltung, da
der Regierungsbericht Abgaben veranlaßte. Auch hier iſt die
Tendenz ruhiger, zumal Budapeſt in Wei[z]en niedrigere Kurſe
meldet, der Preisſtand der einzelnen Artikel iſt jedoch, infolge
totaler Geſchäftsſtille, ein unveränderter.

Budapeſt. (Kurſe um ½12 Uhr.) Weizen ver Öktober
11.47, per April 11.84, Roggen ver Oktober 9.40, Hafer per
Oktober 9.60, Mais per Auguſt 9.36, per Mai 1913 7.51.

Wiener Effektenbörſe.

(Eigenbericht.) Ausgehend von Eiſenaktien, bekundete
die heutige Vorbörſe ein feſtes Gepräge, ohne daß neue Momente
hinzugetreten wären. Alpine Montanaktien ſtiegen bei recht
lebhaften Umſätzen um Kronen 8.—, ohne jedoch den Höchſt-
kurs voll behaupten zu können, da mit Rückſicht auf die
morgen ſtattfindende Wochenverſorgung einige Realiſationen
zur Ausführung gelangten Prager Eiſen avancierten nur
Kronen 47.— im Kurs in Berg und Hütten wieſen eine
Steigerung von Kronen 31.— auf. Die Aktien der Galiziſchen
Montan, welche bereits am Schluſſe der Vorwoche favoriſiert
waren, wieſen neuerdings eine Erhöhung von Kronen 21.—
auf. Die übrigen Verkehrsgebiete lagen gut behauptet, doch
war das Geſchäft hierin geringfügiger.

Es notierten: Kreditaktien 655.75 bis 656.50, Ungariſche
Kreditbank 86[0].25 bis 862.—. Bodenkredit 1315.— bis 1316 80,
Unionbank 618.— bis —.—, Länderbank [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]30.— bis 539.50,
Anglobank 335.50 bis —.—, Bankverein 539 25 bis —.—,
Ung. Hypothekenbank —.— bis —.—, Ung. Eskomptebank
—.— bis —.—.

Staatsbahn 716.50 bis 717.55, Lombarden 103.40 bis
102.50, Dampfſchiff 1337.— bis 1333.—, Tabakaktien 343.—
bis 343.10, Türkenloſe 241.50 bis —.—, Kahlenbergbahn
87.40 bis 87.—.

Alpine 1037— bis 1040—, Rima-Mu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]an[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]er 791.75 bis
794.25, Waffenfabrik 1115½ bis 1116½, Prager Eiſen 3312—
bis 3319.—, Galiziſche Karpathen 827.— bis —.—, Mairente
87.15 bis —.—, Oeſterreichiſche Kronenreate 87.15 bis
—.—, Ungariſche Goldrente 107.90, Ungariſche Kronenrente
87.15 bis —.—, Ruſſen 105.—. Südbahnprioritäten 250.75
bis 250.50, Skodaaktien 759 75 bis 761.50.

Um 11 Uhr blieben: Oeſterreichiſche Kredit 656.25,
Ungariſche Kredit 861.—, Anglobank 335.50, Bankverein
539.25, Unionbank 618.—, Länderbank 539.—, Staatsbahn
177.59, Lombarden 102.75, Alpine 102.38¼, Skoda 761.—,
Türkenloſe 241.50, Reichsmark 117.80.

Zentralviehmarkt z[u] St. Marx. Wien, 12. Auguſt
(Schweinemarkt-Auftriebsanzeige.) Für
den morgigen dieswöchentlichen Hauptmarkt ſind bis nun
angemeldet ungefähr 7000 Stück Fleiſchſchweine und bei-
läufig 8000 Stück Fettſchweine.




Tagesbericht.
* Kalender für Dienstag, 13. Auguſt. Katholiken:

Kaſſian. — Griechen (31. Juli): Eudozimus. — Son-
nenaufgang 4 Uhr 53 Minuten morgens. — Sonnen-
untergang 7 Uhr 16 Minuten abends. — Mondesaufgang
5 Uhr 13 Minuten morgens. — Mondesuntergang 7 Uhr
59 Minuten abends.


[Spaltenumbruch]
— Kirchlicher Kalender. 13. Auguſt.

Der heilig[e]
Caſſianus, Schullehrer und Martyrer, war Lehrer in
der Stadt Imola, Italien und wurde unter Kaiſer Diokletian
ſeinen eigenen Schülern zur Peinigung übergeben; ſie ſtachen
ihn mit ihren Metallgriffeln tot. — Die hl. Radegund,
Königin im Frankenreich, Töchter eines heidniſchen Thüringer
Fürſten, ging ins Kloſter und ſtarb am 13. Auguſt 587.

Der hl. Landolf, Biſchof im Frankenreich, ſtarb um 620.
— Der hl. Eberhard, Benediktinerabt zu Eberheim-
Münſter im Elſaß, Stifter des Kloſters Murbach, ſtarb 690.
— Der hl. Wigbert, Benediktinerabt zu Fritzlar in Nord-
deutſchland, Mitarbeiter des hl. Bonifazius; ſtarb 747. —
Der hl. Zwentibold, König in Lothringen, Sohn Arnu[l]fs
des Deutſchen, ſtarb um 900. — Die hl. Ludolf und
Drutmar, Aebte des Benediktinerkloſters Corbei in Weſt-
falen, ſtarben 983 und 1046. — Die ſel. Gertruo,
Prämonſtratenſer-Aebtiſſin zu Altenburg, die jüngſte Tochter
der hl. Gliſabeth v. Th.; ſtarb 1297. — Der ſel. Angelo
da Mazzinghi,
Karmeliter-Provinzial in Toskana.
ſtarb 1438.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer hat
dem emeritierten Pfarrer von Klenowitz Thomas Wieder-
mann
das Ritterkreuz des Franz Joſefordens verliehen, die
Oberlandesgerichtsräte des Oberlandesgerichtes in Lemberg
Adolf Sommer und Ladislaus Wyspianski zu Hof-
räten des Oberlandesgerichtes in Lemberg ernannt, dem Ober-
landesgerichtsrate Hermann Garfein des Oberlandes-
gerichtes in Lemberg taxfrei den Titel und Charakter eines
Hofrates verliehen, den Landesgerichtsrat bei dem Landes-
gerichte in Trieſt Johann Clarici zum Vizevräſidenten
dieſes Landesgerichtes eruannt, dem Landesgerichtsrate bei
dem Handes- und Seegerichte in Trieſt Dr. Anton Povsic
taxfrei den Titel und Charakter eines Oberlandesgerichtsrates
verliehen, dem mit der Leitung der Bezirkhauptmannſchaft in
Monfalcone betrauten Statthaltereiſekretär Joſef Gaſſer
den Titel und Charakter eines Bezirkshauptmannes verliehen,
die Chriſtiane Marie Freiin de T’Serclaes de
Wommerſon zur Ehrendame des freiweltlich adeligen
Damenſtiftes zu den heiligen Engeln in Prag ernannt. — Der
Miniſter des Aeußern hat den Kanzleihilfsarbeiter, Ober-
leutnant Johann Broſch des La[n]dwehr-Ulanenregiments
Nr. 4 zum Geſandſchaftsoffizial ernannt. — Der Miniſter für
Kultus und Unterricht hat den Profeſſor an der Staatsreal-
ſchule im 6. Wiener Gemeindebezirke Ferdinand Ginzel
zum Direktor der Staatsrealſchule im 3. Wiener Gemeinde-
bezirke ernannt, den Profeſſor an der Lehrerbildungsanſtalt in
Sobeslau Franz Ruffer zum Direktor der Lehrerbildungs-
anſtalt in Kuttenberg ernannt, dem Profeſſor an der
Lehrerinnenbildungsanſtalt mit deutſcher Unterrichtsſprache in
Prag Wenzel Stibitz und dem Profeſſor an der Lehrer-
bildungsanſtalt in Mies Joſef Kratochwil den erbete[nen]
Dienſttauſch geſtattet. — Der Miniſter für öffentliche Arbeiten
hat den mit den Funktionen eines Eichinſpektors betranten
Eichmeiſter erſter Klaſſe Martin Moſer in Linz unter Gin-
reihung in die achte Rangsklaſſe der Staatsbeamten zum Eich-
inſpektor für den zweiten Eichaufſichtsbezirk (Oeſterreich ob der
Enns und Salzburg) und den mit den Funktionen eines Eich-
inſpektors betrauten Eichmeiſter erſter Klaſſe Rudolf
Fleiſſig in Innsbruck unter Einreihung in die achte
Rangsklaſſe der Staatsbeamten zum Eichinſpe[k]tor für den
ſechſten Eichaufſichtsbezirk (Tirol und Vorarlberg) ernannt.

* Hofnachrichten.

Aus Bad Iſchl, 11. d.,
wird uns telegraphiert: Erzherzog Joſef und
Erzherzogin Auguſte ſowie deren Sohn Erzherzog
Joſef Franz ſind heute um ¾8 Uhr früh mittels
Automobil nach Wien abgereiſt. — Don Alfonſo
von Bourbon und ſeine Gemahlin Donna Nieves
trafen heute vormittag mittels Automobils aus Eben-
zweier hier ein und ſtiegen im Hotel „Kaiſerin
Eliſabeth“ ab.

* Abgängig.

Aus Karlsbach in der Wachau
wird uns geſchrieben: Der Wirtſchaftsbeſitzer Karl
Luger in Karlsbach bei Ybbs an der Donau
wollte in der Umgebung von Aggsbach ein Paar
Ochſen beſichtigen. Er ging deshalb Montag den
5. d. M. früh nach Ybbs, um das Schiff nach Aggs-
bach zu beſteigen. Bis Ybbs läßt ſich die Spur ver-
folgen, alles weitere iſt in Dunkel gehüllt. Alle Ver-
ſuche, Licht in dieſe Sache zu bringen, blieben bis jetzt
erfolglos, obgleich die Polizei eine eifrige Tätigkeit
entfaltet. Der Verſchollene iſt 50 Jahre alt, ziemlich
groß, hager und hat ſchwarzen Schnurrbart; der ver-
krüppelte kleine Finger an der linken Hand dürfte
ſein beſtes Kennzeichen ſein. Er trug ſchwarze Hoſe
und Weſte, grauen Rock, braunen Hut und Stiefletten,
ferner ſchwarzgeſtreiftes Oxfordhemd mit K. L. gemerkt.
Der Verſchollene, auf deſſen Auffindung 200 Kronen
ausgeſetzt ſind, dürfte entweder in der Donau ertrunken
oder aber in der Umgebung beiderſeits der Donau
zwiſchen Ybbs und Spitz zu finden ſein.

* Todesfall.

Am 10. d. iſt in Leibnitz in Steier-
mark Herr Anton Vogelweider, geweſener Werk-
führerſubſtitut der Südbahn, der Vater des nieder-
öſterreichiſchen Landesſekretärs Dr. Anton Vogelweider,
im 74. Lebensjahre geſtorben. Das Leichenbegängnis
findet heute Montag um 4 Uhr nachmittags vom
Sterbehauſe in Leibnitz, Kloſtergaſſe 11, aus ſtatt.

* Selbſtmord auf der Hohen Brücke.

Einen ab-
ſonderlichen Selbſtmord hat geſtern früh in der Innern
Stadt ein Beamter ausgeführt. Der Mann ſtürzte ſich
von der Wipplingerſtraße aus über die Brüſtung der
Hohen Brücke auf das Straßenpflaſter des Tiefen Gra-
bens und blieb mit zerſchmettertem Schädel tot liegen.
Der Selbſtmörder iſt der 38jährige Beamte des Erſten
allgemeinen Beamtenvereines Hans Staadt, 9. Bez.,
Liechtenſteinſtraße 90 wohnhaft. Er ſcheint die Tat im
Zuſtande geiſtiger Störung begangen zu haben. Staadt
hat in glücklicher Ehe gelebt, war aber melancholiſch.
Eine Schweſter hat ſich auch durch Sturz vom Fenſter
getötet. Sein Bruder, der 28jährige Privatbeamte Fritz
Staadt, hat ſich am Abend des 7. Juni I. J. beim Aus-
ſichtsturm des Türkenſchanzparkes aus einer Piſtole eine
Kugel in die rechte Schläfe gejagt und war im Allge-
meinen Krankenhauſe geſtorben. Seit dem Tode des
Bruders war Hans Staadt ganz wie verloren.

* Einſturz eines Brückenbogens.

Aus
Jaroslaſow, 10. d. M., wird uns telegraphiert:
Infolge eines heftigen Sturmes iſt ein Bogen der im
Bau befindlichen Wolgabrücke eingeſtürzt. Hiebei
wurden zwei Perſonen getötet und zwei verletzt.


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[2/0002] Wien, Montag Reichspoſt 12. Auguſt 1912 Nr. 370 jedoch unverſehrt. Zwei Beamte wurden leicht verletzt. Der öſterreichiſch-ungariſche Generalkonſul Kral erſchien ſofort im Poſtamte, überwachte die Auf- räumungsarbeiten und veranlaßte das Weiter- funktionieren des Amtes. Die Behörden trafen ſofort Schutzmaßnahmen. Die Straßen wurden militäriſch beſetzt. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet worden. Der Leiter des Poſtamtes, Poſtverwalter R. v. Vuce tie Bieliz, der im Augenblicke der Exploſion im Amt anweſend war, ließ die dienſtfreien Beamten holen, damit in der Expedition der Poſtſachen keine Unter- brechung eintrete. Saloniki, 11. Auguſt. In Anbetracht der durch die Exploſion im öſter- reichiſchen Poſtamt angerichteten Verwüſtung erſcheint die Tatſache, daß das Perſonal faſt unverſehrt ge- blieben iſt, geradezu wunderbar. Es wurden nur die Beamten Brazzafoli und Sullam leicht verletzt, und zwar der erſtere an der Hand, der letztere im Geſicht. Sämtliche Beamten erfüllten trotz der ſchwierigen Umſtände wacker ihre Pflicht, ſo daß der Dienſt zur allgemeinen An- erkennung vollkommen aufrecht erhalten werden konnte. Die türkiſchen Behörden taten ihr möglichſtes, um helfend beizuſtehen. Die Exploſion der Höllenmaſchine erfolgte im Parteienraume in der Nähe der Eingangstüre. An dieſer Stelle wurde alles in Stücke geriſſen. Der Luft- druck war ſo ſtark, daß ſogar die verſchloſſenen eiſernen Türen der Poſtboxes aufge- ſprengt wurden. In dem gegenüberliegenden Gebäude der franzöſiſchen Kongregation wurden die Fenſter zertrümmert. Von den Tätern hat man noch keine Spur. Vrhaftungen von Verdächtigen. Saloniki, 11. Auguſt. Von der Polizei wurde ein Individuum verhaftet, angeblich ein Bulgare, der mit jener Perſon identiſch ſein ſoll, welche die Höllenmaſchine in dem Tramway- waggon niederlegte. Eine Höllenmaſchine mit Uhrwerk. Saloniki, 12. Auguſt. Durch die geſtern hier erfolgten Exploſionen wurde die Stadt in größte Aufregung verſetzt. Von den Tätern, welche ſich mit einem Uhrwerk verſehener Höllenmaſchinen bedient hatten, fehlt bisher jede Spur. Die Poſtbeamten er- innern ſich, einen Mann geſehen zu haben, welcher durch die offene Hintertüre ins Lokal kam, jedoch gleich wieder verſchwand. Da man weitere Attentate befürchtet, iſt eine Verſchärfung des Belagerungszu- ſtandes zu erwarten. Die Kriſe in der Türkei. Bevorſtehende Veränderungen im Kabinett. — Kiamil Paſcha Großvezier. Konſtantinopel, 11. Auguſt. Wie eingeweihte Kreiſe verſichern, ſind in einigen Tagen Veränderungen im Kabinett zu gewärtigen. Der Präſident des Staatsrates Kiamil Paſcha ſoll Groß- vezier, Ferid Paſcha Miniſter des Innern werden, Juſtizminiſter Huſſein Hilmi Paſcha würde zurücktreten. Die Forderungen der Arnauten. Bewilligung der Mehrzahl. — Ablehnung der Verfolgung der Kabinette Said und Hakki. Saloniki, 11. Auguſt. Ibrahim Paſcha teilte den Arnautenführern mit, die Regierung könne die Mitglieder der früheren Kabinette Hakki und Said nicht verfolgen; ſobald aber die Kammer wieder zuſammentreten werde, ſtehe es ihr frei, die Anklage gegen ſie zu erheben. Be- treffs der Rückgabe der Waffen ſei die Regierung bereit, jenen Arnauten die Waſſen zurückzuerſtatten, welche die an der Grenze liegenden Ortſchaften be- wohnen, ſowie im allgemeinen allen jenen, welche einem Erwerb als Hirten oder Wächter nachgehen oder in Wäldern beſchäftigt ſeien. Eine allgemeine Wiederbewaffnung der Arnauten ſei un- möglich. Die Arnautenführer ſind mit dieſer Löſung teilweiſe zu frieden, teilweiſe behielten ſie ſich Bedenkzeit vor. Die übrigen zehn Forderungen wurden ſeitens der Regierung mit geringen Modifika- tionen genehmigt. Die Arnauten ließen dem Kabinett nochmals ihren Dank und die Ver- ſicherung ihrer Ergebenheit aus- drücken und zogen ſich inzwiſchen zurück. Nur ihre Führer verblieben behufs Unterfertigung des Abkommens mit Ibrahim Paſcha in Priſchtina. Der türkiſch-montenegriniſche Konflikt. Peſſimiſtiſche Beurteilung der Lage in Cetinje. Cetinje, 11. Auguſt. (Aus amtlicher montenegriniſcher Quelle.) In einem Communiqué ſtellt das offizielle Blatt „Glas Crnogorca.“ in ausführlicher Weiſe die neueſten türkiſch-montenegriniſchen Grenzzwiſchen- fälle und den darauffolgenden diplomatiſchen Konflikt dar. Es iſt ſchwer vorauszuſehen, ſchließt das Blatt ſeine Ausführungen, welches Ende all das haben wird; doch wird ſich die königliche Regierung obwohl ſie von friedlichen Abſichten durchdrungen iſt, nicht enthalten, alles, was zum Schutze ihrer Rechte, der Ehre und Würde Montenegros als notwendig erachtet wird, zu unternehmen. Demiſſion des türkiſchen Geſandten in Cetinje. Konſtantinopel, 11. Auguſt. Der türkiſche Geſandte in Cetinje iſt nach Konſtantinopel berufen worden, um Auf- klärungen zu erteilen. Es heißt, daß er ſeine Demiſſion gegeben habe. Der Krieg. Beiderſeitige Dementis der angeblichen Friedens- unterhandlungen. Rom, 11. Auguſt. Die offiziöſe „Tribuna“ dementiert nach- drücklich die in letzter Zeit von verſchiedenen Seiten behauptete Einleitung von Friedensunterhandlungen. Bisher hätten zwiſchen der Türkei und Italien überhaupt keine wie immer gearteten Friedens- verhandlungen ſtattgefunden. Außer- dem würde im gegenwärtigen Augenblicke Italien ſich in Friedensverhandlungen nicht einlaſſen, da die Er- gebniſſe auf dem Kriegsſchauplatze nach wie vor für Italien günſtig ſind. Konſtantinopel, 11. Auguſt. Huſſein Dſchahid dementiert die Nachricht, daß er zuſammen mit dem geweſenen Miniſter Said Halim Paſcha in der Schweiz mit italieniſchen Delegierten über den Frieden ver- handelt hätte. Telegramme. Jukie zum Tode verurteilt. Agram, 12. Auguſt. Der Angeklagte Jukie wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Hinrichtung von Eingebornen in Mazagan. Mazagan, 11. Auguſt. Fünf Eingeborne, welche beſchuldigt waren, die Flucht des Triahi begünſtigt zu haben, wurden zum Tode, zwei andere zu Gefängnisſtrafen verurteilt. Die Hinrichtung wurde heute morgen durch eine marotkaniſche Truppen- abteilung in Gegenwart einer zahlreichen Menſchenmenge vollzogen, auf welche die Exekution großen Ein- druck machte. Vom Warenmarkte. Börſe für landwirtſchaftliche Produkte vom 12. Auguſt. (Eigenbericht.) Die transatlantiſchen Märkte ver- kehrten am Schluſſe der Vorwoche in ſchwacher Haltung, da der Regierungsbericht Abgaben veranlaßte. Auch hier iſt die Tendenz ruhiger, zumal Budapeſt in Weizen niedrigere Kurſe meldet, der Preisſtand der einzelnen Artikel iſt jedoch, infolge totaler Geſchäftsſtille, ein unveränderter. Budapeſt. (Kurſe um ½12 Uhr.) Weizen ver Öktober 11.47, per April 11.84, Roggen ver Oktober 9.40, Hafer per Oktober 9.60, Mais per Auguſt 9.36, per Mai 1913 7.51. Wiener Effektenbörſe. (Eigenbericht.) Ausgehend von Eiſenaktien, bekundete die heutige Vorbörſe ein feſtes Gepräge, ohne daß neue Momente hinzugetreten wären. Alpine Montanaktien ſtiegen bei recht lebhaften Umſätzen um Kronen 8.—, ohne jedoch den Höchſt- kurs voll behaupten zu können, da mit Rückſicht auf die morgen ſtattfindende Wochenverſorgung einige Realiſationen zur Ausführung gelangten Prager Eiſen avancierten nur Kronen 47.— im Kurs in Berg und Hütten wieſen eine Steigerung von Kronen 31.— auf. Die Aktien der Galiziſchen Montan, welche bereits am Schluſſe der Vorwoche favoriſiert waren, wieſen neuerdings eine Erhöhung von Kronen 21.— auf. Die übrigen Verkehrsgebiete lagen gut behauptet, doch war das Geſchäft hierin geringfügiger. Es notierten: Kreditaktien 655.75 bis 656.50, Ungariſche Kreditbank 860.25 bis 862.—. Bodenkredit 1315.— bis 1316 80, Unionbank 618.— bis —.—, Länderbank _30.— bis 539.50, Anglobank 335.50 bis —.—, Bankverein 539 25 bis —.—, Ung. Hypothekenbank —.— bis —.—, Ung. Eskomptebank —.— bis —.—. Staatsbahn 716.50 bis 717.55, Lombarden 103.40 bis 102.50, Dampfſchiff 1337.— bis 1333.—, Tabakaktien 343.— bis 343.10, Türkenloſe 241.50 bis —.—, Kahlenbergbahn 87.40 bis 87.—. Alpine 1037— bis 1040—, Rima-Mu_an_er 791.75 bis 794.25, Waffenfabrik 1115½ bis 1116½, Prager Eiſen 3312— bis 3319.—, Galiziſche Karpathen 827.— bis —.—, Mairente 87.15 bis —.—, Oeſterreichiſche Kronenreate 87.15 bis —.—, Ungariſche Goldrente 107.90, Ungariſche Kronenrente 87.15 bis —.—, Ruſſen 105.—. Südbahnprioritäten 250.75 bis 250.50, Skodaaktien 759 75 bis 761.50. Um 11 Uhr blieben: Oeſterreichiſche Kredit 656.25, Ungariſche Kredit 861.—, Anglobank 335.50, Bankverein 539.25, Unionbank 618.—, Länderbank 539.—, Staatsbahn 177.59, Lombarden 102.75, Alpine 102.38¼, Skoda 761.—, Türkenloſe 241.50, Reichsmark 117.80. Zentralviehmarkt zu St. Marx. Wien, 12. Auguſt (Schweinemarkt-Auftriebsanzeige.) Für den morgigen dieswöchentlichen Hauptmarkt ſind bis nun angemeldet ungefähr 7000 Stück Fleiſchſchweine und bei- läufig 8000 Stück Fettſchweine. Tagesbericht. * Kalender für Dienstag, 13. Auguſt. Katholiken: Kaſſian. — Griechen (31. Juli): Eudozimus. — Son- nenaufgang 4 Uhr 53 Minuten morgens. — Sonnen- untergang 7 Uhr 16 Minuten abends. — Mondesaufgang 5 Uhr 13 Minuten morgens. — Mondesuntergang 7 Uhr 59 Minuten abends. — Kirchlicher Kalender. 13. Auguſt. Der heilige Caſſianus, Schullehrer und Martyrer, war Lehrer in der Stadt Imola, Italien und wurde unter Kaiſer Diokletian ſeinen eigenen Schülern zur Peinigung übergeben; ſie ſtachen ihn mit ihren Metallgriffeln tot. — Die hl. Radegund, Königin im Frankenreich, Töchter eines heidniſchen Thüringer Fürſten, ging ins Kloſter und ſtarb am 13. Auguſt 587. Der hl. Landolf, Biſchof im Frankenreich, ſtarb um 620. — Der hl. Eberhard, Benediktinerabt zu Eberheim- Münſter im Elſaß, Stifter des Kloſters Murbach, ſtarb 690. — Der hl. Wigbert, Benediktinerabt zu Fritzlar in Nord- deutſchland, Mitarbeiter des hl. Bonifazius; ſtarb 747. — Der hl. Zwentibold, König in Lothringen, Sohn Arnulfs des Deutſchen, ſtarb um 900. — Die hl. Ludolf und Drutmar, Aebte des Benediktinerkloſters Corbei in Weſt- falen, ſtarben 983 und 1046. — Die ſel. Gertruo, Prämonſtratenſer-Aebtiſſin zu Altenburg, die jüngſte Tochter der hl. Gliſabeth v. Th.; ſtarb 1297. — Der ſel. Angelo da Mazzinghi, Karmeliter-Provinzial in Toskana. ſtarb 1438. * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat dem emeritierten Pfarrer von Klenowitz Thomas Wieder- mann das Ritterkreuz des Franz Joſefordens verliehen, die Oberlandesgerichtsräte des Oberlandesgerichtes in Lemberg Adolf Sommer und Ladislaus Wyspianski zu Hof- räten des Oberlandesgerichtes in Lemberg ernannt, dem Ober- landesgerichtsrate Hermann Garfein des Oberlandes- gerichtes in Lemberg taxfrei den Titel und Charakter eines Hofrates verliehen, den Landesgerichtsrat bei dem Landes- gerichte in Trieſt Johann Clarici zum Vizevräſidenten dieſes Landesgerichtes eruannt, dem Landesgerichtsrate bei dem Handes- und Seegerichte in Trieſt Dr. Anton Povsic taxfrei den Titel und Charakter eines Oberlandesgerichtsrates verliehen, dem mit der Leitung der Bezirkhauptmannſchaft in Monfalcone betrauten Statthaltereiſekretär Joſef Gaſſer den Titel und Charakter eines Bezirkshauptmannes verliehen, die Chriſtiane Marie Freiin de T’Serclaes de Wommerſon zur Ehrendame des freiweltlich adeligen Damenſtiftes zu den heiligen Engeln in Prag ernannt. — Der Miniſter des Aeußern hat den Kanzleihilfsarbeiter, Ober- leutnant Johann Broſch des Landwehr-Ulanenregiments Nr. 4 zum Geſandſchaftsoffizial ernannt. — Der Miniſter für Kultus und Unterricht hat den Profeſſor an der Staatsreal- ſchule im 6. Wiener Gemeindebezirke Ferdinand Ginzel zum Direktor der Staatsrealſchule im 3. Wiener Gemeinde- bezirke ernannt, den Profeſſor an der Lehrerbildungsanſtalt in Sobeslau Franz Ruffer zum Direktor der Lehrerbildungs- anſtalt in Kuttenberg ernannt, dem Profeſſor an der Lehrerinnenbildungsanſtalt mit deutſcher Unterrichtsſprache in Prag Wenzel Stibitz und dem Profeſſor an der Lehrer- bildungsanſtalt in Mies Joſef Kratochwil den erbetenen Dienſttauſch geſtattet. — Der Miniſter für öffentliche Arbeiten hat den mit den Funktionen eines Eichinſpektors betranten Eichmeiſter erſter Klaſſe Martin Moſer in Linz unter Gin- reihung in die achte Rangsklaſſe der Staatsbeamten zum Eich- inſpektor für den zweiten Eichaufſichtsbezirk (Oeſterreich ob der Enns und Salzburg) und den mit den Funktionen eines Eich- inſpektors betrauten Eichmeiſter erſter Klaſſe Rudolf Fleiſſig in Innsbruck unter Einreihung in die achte Rangsklaſſe der Staatsbeamten zum Eichinſpektor für den ſechſten Eichaufſichtsbezirk (Tirol und Vorarlberg) ernannt. * Hofnachrichten. Aus Bad Iſchl, 11. d., wird uns telegraphiert: Erzherzog Joſef und Erzherzogin Auguſte ſowie deren Sohn Erzherzog Joſef Franz ſind heute um ¾8 Uhr früh mittels Automobil nach Wien abgereiſt. — Don Alfonſo von Bourbon und ſeine Gemahlin Donna Nieves trafen heute vormittag mittels Automobils aus Eben- zweier hier ein und ſtiegen im Hotel „Kaiſerin Eliſabeth“ ab. * Abgängig. Aus Karlsbach in der Wachau wird uns geſchrieben: Der Wirtſchaftsbeſitzer Karl Luger in Karlsbach bei Ybbs an der Donau wollte in der Umgebung von Aggsbach ein Paar Ochſen beſichtigen. Er ging deshalb Montag den 5. d. M. früh nach Ybbs, um das Schiff nach Aggs- bach zu beſteigen. Bis Ybbs läßt ſich die Spur ver- folgen, alles weitere iſt in Dunkel gehüllt. Alle Ver- ſuche, Licht in dieſe Sache zu bringen, blieben bis jetzt erfolglos, obgleich die Polizei eine eifrige Tätigkeit entfaltet. Der Verſchollene iſt 50 Jahre alt, ziemlich groß, hager und hat ſchwarzen Schnurrbart; der ver- krüppelte kleine Finger an der linken Hand dürfte ſein beſtes Kennzeichen ſein. Er trug ſchwarze Hoſe und Weſte, grauen Rock, braunen Hut und Stiefletten, ferner ſchwarzgeſtreiftes Oxfordhemd mit K. L. gemerkt. Der Verſchollene, auf deſſen Auffindung 200 Kronen ausgeſetzt ſind, dürfte entweder in der Donau ertrunken oder aber in der Umgebung beiderſeits der Donau zwiſchen Ybbs und Spitz zu finden ſein. * Todesfall. Am 10. d. iſt in Leibnitz in Steier- mark Herr Anton Vogelweider, geweſener Werk- führerſubſtitut der Südbahn, der Vater des nieder- öſterreichiſchen Landesſekretärs Dr. Anton Vogelweider, im 74. Lebensjahre geſtorben. Das Leichenbegängnis findet heute Montag um 4 Uhr nachmittags vom Sterbehauſe in Leibnitz, Kloſtergaſſe 11, aus ſtatt. * Selbſtmord auf der Hohen Brücke. Einen ab- ſonderlichen Selbſtmord hat geſtern früh in der Innern Stadt ein Beamter ausgeführt. Der Mann ſtürzte ſich von der Wipplingerſtraße aus über die Brüſtung der Hohen Brücke auf das Straßenpflaſter des Tiefen Gra- bens und blieb mit zerſchmettertem Schädel tot liegen. Der Selbſtmörder iſt der 38jährige Beamte des Erſten allgemeinen Beamtenvereines Hans Staadt, 9. Bez., Liechtenſteinſtraße 90 wohnhaft. Er ſcheint die Tat im Zuſtande geiſtiger Störung begangen zu haben. Staadt hat in glücklicher Ehe gelebt, war aber melancholiſch. Eine Schweſter hat ſich auch durch Sturz vom Fenſter getötet. Sein Bruder, der 28jährige Privatbeamte Fritz Staadt, hat ſich am Abend des 7. Juni I. J. beim Aus- ſichtsturm des Türkenſchanzparkes aus einer Piſtole eine Kugel in die rechte Schläfe gejagt und war im Allge- meinen Krankenhauſe geſtorben. Seit dem Tode des Bruders war Hans Staadt ganz wie verloren. * Einſturz eines Brückenbogens. Aus Jaroslaſow, 10. d. M., wird uns telegraphiert: Infolge eines heftigen Sturmes iſt ein Bogen der im Bau befindlichen Wolgabrücke eingeſtürzt. Hiebei wurden zwei Perſonen getötet und zwei verletzt.

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 370, Wien, 12.08.1912, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost370_1912/2>, abgerufen am 11.12.2024.