Reichspost. Nr. 212, Wien, 18.09.1906.Wien, Dienstag Reichspost 18. September 1906 212 [Spaltenumbruch] Persönlichkeit, die die Arbeiter aller drei Nationali- Die Filiale wurde gesperrt und das slovakische So wird der magyarische Chauvinismus zum Politische Rundschau. Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. September. Zur Wahlrechtsdiskussion in Ober- österreich. Abg. Etz setzt in seinem Organe die "Es ist dara uf hinzuweisen, daß beim Plurali- Es war also unvorsichtig, in einem Artikel, Der Antrag Starzynski. Es wird ab- Für den Obmann des Wahlreform- ausschusses. Auf eine wichtige taktische Frage "Wird zuerst über das gleiche Wahlrecht [Spaltenumbruch] Genie, doch war er ein eleganter geistreicher Schrift- Einige Zeit hindurch war Laube Redakteur der Laubes Bedeutung als Dichter ist jedoch durchaus Laubes historische, belletristische und dramatische Wien, Dienstag Reichspoſt 18. September 1906 212 [Spaltenumbruch] Perſönlichkeit, die die Arbeiter aller drei Nationali- Die Filiale wurde geſperrt und das ſlovakiſche So wird der magyariſche Chauvinismus zum Politiſche Rundſchau. Oeſterreich-Ungarn. Wien, 17. September. Zur Wahlrechtsdiskuſſion in Ober- öſterreich. Abg. Etz ſetzt in ſeinem Organe die „Es iſt dara uf hinzuweiſen, daß beim Plurali- Es war alſo unvorſichtig, in einem Artikel, Der Antrag Starzynski. Es wird ab- Für den Obmann des Wahlreform- ausſchuſſes. Auf eine wichtige taktiſche Frage „Wird zuerſt über das gleiche Wahlrecht [Spaltenumbruch] Genie, doch war er ein eleganter geiſtreicher Schrift- Einige Zeit hindurch war Laube Redakteur der Laubes Bedeutung als Dichter iſt jedoch durchaus Laubes hiſtoriſche, belletriſtiſche und dramatiſche <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Dienstag Reichspoſt 18. September 1906 212</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="früchte2" prev="#früchte1" type="jArticle" n="2"> <p>Perſönlichkeit, die die Arbeiter aller drei Nationali-<lb/> täten zuſammenzuhalten im Stande geweſen wäre.<lb/> Insbeſondere für die ſlovakiſche Filiale fehlte<lb/> ein geeigneter Leiter. Denn der magyariſche Fana-<lb/> tismus ſieht überall, wo Slovaken ſind, eine Gefahr<lb/> fürs Vaterland.</p><lb/> <p>Die Filiale wurde geſperrt und das ſlovakiſche<lb/> Theaterſtück, welches in dem katholiſchen Arbeiter-<lb/> verein hätte aufgeführt werden ſollen, wurde am<lb/> 8. September <hi rendition="#g">unter der Patronanz</hi> des<lb/><hi rendition="#g">ſozialdemokratiſchen</hi> Vereines <hi rendition="#g">„Vorwärts“</hi><lb/> von denſelben katholiſchen Arbeitern dargeſtellt, die<lb/> bisher Anhänger der chriſtlichen Organiſation geweſen<lb/> waren. 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Dr. Ebenhoch im<lb/> Parlament im Frühjahr 1906, alſo ein<lb/> Dezennium ſpäter, als Generalredner über die<lb/> Wahlreform gehalten hat, längſt überholt und<lb/> korrigiert worden, ähnlich wie die Auflage<lb/> des Staatslexikons, aus der Abg. Etz<lb/> zitiert. Ja, bereitet es denn dem ober-<lb/> öſterreichiſchen Anhänger des Pluralwahlrechtes<lb/> ein gar ſo großes Vergnügen, ſich auf lauter ver-<lb/> altetes Material zu berufen? Die Welt iſt ſeit<lb/> 1896 doch nicht ſtille geſtanden und Anſchauungen,<lb/> die damals noch berechtigt oder wenigſtens be-<lb/> greiflich waren, ſind es heute nicht mehr. Uebrigens<lb/> hat ſich in jenem Buche Dr. Ebenhoch wiſſen-<lb/> ſchaftlich für das berufsgenoſſenſchaftliche Wahl-<lb/> recht ausgeſprochen; es iſt kein Widerſpruch, daß<lb/> der Politiker die akademiſch aufgeſtellte Theſe<lb/> momentan durchführbar ſieht und danach ſeine<lb/> Taktik einrichtet. Der <supplied>a</supplied>bſoluten Wahrheiten gibt<lb/> es in der Politik herzlich wenige, gerade hier iſt<lb/> das Richtige bedingt durch die Entwicklung, die<lb/> Verhältniſſe und Ereigniſſe. Darin beſteht ja die<lb/> Kunſt des Politikers, daß er jederzeit das <hi rendition="#g">Ent-<lb/> ſprechende</hi> zu finden vermag. Sonſt bedürften<lb/> die Parteien keiner weitblickenden Führer, es ge-<lb/> nügte ein allgültiges Regel- und Nachſchlagebuch.<lb/> Wenn Abg. Dr. Ebenhoch ſich genötigt geſehen<lb/> hat, ſeinen vor einem Dezennium vertretenen<lb/> Standpunkt aufzugeben, ſo iſt es vom Herrn<lb/> Abg. Etz nicht ſehr klug, dieſen aufgegebenen Poſten<lb/> mit Fanfarenklängen zu beziehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Antrag Starzynski.</hi> </head> <p>Es wird ab-<lb/> gewiegelt. 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Sie<lb/> wollen im Wahlreformausſchuſſe erklären, daß<lb/> ſie ihren Antrag eigentlich ſo gemeint hätten, wie<lb/> es der abgelehnte Verwicklungsantrag des Abge-<lb/> ordneten Dr. Geßmann am klarſten zum Aus-<lb/> drucke gebracht habe; das eingeſetzte Subkomitee<lb/> ſolle ſich demnach lediglich auf die <hi rendition="#g">admini-<lb/> ſtrative Kompetenzfrage</hi> der Land-<lb/> tage in <hi rendition="#g">Landes kultur-Angelegen-<lb/> heiten</hi> beſchränken. — Die ſchönen Hoffnungen,<lb/> die von den Wahlreformfeinden an die Freitags-<lb/> abſtimmung geknüpft wurden, dürften ſich alſo<lb/> glücklicherweiſe nicht erfüllen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Für den Obmann des Wahlreform-<lb/> ausſchuſſes.</hi> </head> <p>Auf eine wichtige taktiſche Frage<lb/> macht Abg. Profeſſor Dr. <hi rendition="#g">Schöpfer</hi> im<lb/><hi rendition="#g">„Tiroler“</hi> aufmerkſam. Die Wahlreformgegner<lb/> hoffen nämlich, daß der Antrag auf Feſtſetzung<lb/> des Pluralitätsprinzips die Mehrheit im Aus-<lb/> ſchuſſe erlange, wenn auch für eine beſtimmte Art<lb/> des Pluralwahlrechts keine Mehrheit vorhanden<lb/> iſt. Die Gefahr, daß durch Annahme des<lb/> Pluralitätsprinzips zur weiteren Verhandlungs-<lb/> baſis die Wahlreformaktion in eine Sackgaſſe ge-<lb/> leitet werde, zu umgehen, muß alſo die größte<lb/> Sorge der Wahlreformfreunde ſein. Abgeordneter<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Schöpfer</hi> führt in dem Artikel aus:</p><lb/> <p>„Wird zuerſt über das <hi rendition="#g">gleiche Wahlrecht</hi><lb/> abgeſtimmt und erhält dieſes die Majorität, ſo iſt es<lb/> angenommen und die Abſtimmung über das Plural-<lb/> wahlrecht entfällt. Lange nicht ſo einfach liegt die<lb/> Sache, wenn das <hi rendition="#g">Pluralwahlrecht</hi> (als Ab-<lb/> änderungsantrag) <hi rendition="#g">zuerſt</hi> zur Abſtimmung gelangt.<lb/> Es gibt nun ſolche, denen <hi rendition="#g">jedes</hi> Pluralwahlrecht<lb/> lieber iſt als das gleiche. Es gibt aber auch andere;<lb/> die wollen nur eine beſtimmte Form des Pluralwahl-<lb/> rechtes und ſind dafür, daß z. B. der Familienvater oder<lb/> der Grundbeſitzer zwei Stimmen bekommt; vom<lb/> Doppelwahlrecht der Steuerträger wollen ſie nichts<lb/> wiſſen. Dringt ihre Forderung nicht durch, ſo ſtimmen<lb/> ſie an zweiter Stelle für das gleiche Wahl-<lb/> recht. Kommt das Pluralwahlrecht zuerſt zur<lb/> Abſtimmung, ſo hat das gleiche nur dann noch eine<lb/> Ausſicht, wenn das erſtere die Mehrheit nicht erhält.<lb/> Wenn es nun im Wahlreformausſchuſſe über dieſen<lb/> Gegenſtand zur Abſtimmung kommt, werden die<lb/> Gegner der Wahlreform verlangen, daß zuerſt über<lb/> das Prinzip des Pluralwahlrechts abgeſtimmt werde,<lb/> obwohl zwiſchen Pluralwahlrecht und Pluralwahlrecht<lb/> die <hi rendition="#g">größten prinzipiellen</hi> Unterſchiede vorhanden<lb/> ſind. Die Freunde der Wahlreform werden dagegen<lb/> proteſtieren und verlangen, <hi rendition="#g">daß ſofort über jede<lb/> einzelne Form</hi> des Pluralwahlrechtes der Reihe<lb/> nach die Frage geſtellt werde. Der Obmann kann<lb/> dieſem Verlangen nicht widerſprechen. Bekommt dann<lb/> eine beſtimmte Form des Pluralwahlrechtes die Mehr-<lb/> heit, ſo iſt die Sache erledigt; bekommt keine die<lb/> Mehrheit, ſo lſt die Sache erledigt; bekommt keine die<lb/> Mehrheit, ſo bleibt am Schluß die Frage über das<lb/><hi rendition="#g">gleiche</hi> Wahlrecht übrig; und dann iſt wohl kein<lb/> Zweifel, daß es die Majorität erhält.“</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="laube2" prev="#laube1" type="jArticle" n="2"> <p>Genie, doch war er ein eleganter geiſtreicher Schrift-<lb/> ſteller. Dem Sinn fürs Schöne blieb er immer treu,<lb/> auch in ſeiner erſten Zeit. Geſchmackloſe Widerlichkeiten<lb/> hat er ſich nie zu Schulden kommen laſſen, obwohl er<lb/> damals beſonders unter Heines und Börnes<lb/> literariſchen Einfluß ſtand. Sein erſtes Werk war die<lb/> Farce „Zaganini“, gegen Paganini gerichtet. Von<lb/> ſeinen Jugendwerken iſt der politiſche Zeitroman „Das<lb/> junge Europa“ zu nennen. Ebenfalls hiſtoriſch-<lb/> politiſchen Inhaltes ſind die zwei Bände<lb/> Skizzen: „Das neue Jahrhundert“ (1832<lb/> und 1833). Die im Jahre 1835 erſchienenen<lb/> „Modernen Charakteriſtiken“ enthalten politiſche, ſoziale<lb/> und literariſche Charakterbilder. Im Jahre 1843 er-<lb/> ſchien der dreibändige Roman „Die Gräſin Chateau-<lb/> briand“; von ſeinen anderen Romanen ſei genannt<lb/> „Der deutſche Krieg“ (1863—66) ein Gemälde des<lb/> 30jährigen Krieges. Auch Novellen ſchrieb er, ſo die<lb/> „Schauſpielerin“, „Das Glück“, „Der Prätendent“,<lb/> ferner die „Reiſenovellen“.</p><lb/> <p>Einige Zeit hindurch war Laube Redakteur der<lb/> „Zeitung für die elegante Welt“ und der „Mitternachts-<lb/> zeitung“. Seit dem Jahre 1841 widmete er ſich beſonders<lb/> dem Drama, doch war er ſchon früher mit dem<lb/> Drama „Guſtav Adolf“ hervorgetreten. Von ſeinen<lb/> ſpäteren dramatiſchen Arbeiten ſind zu nennen die Tra-<lb/> gödie „Monaldeſchi“ (1845) das Luſtſpiel „Rokoko“ (1846),<lb/> ein gelungenes Kulturbild und die Tragödie „Struen-<lb/> ſee“. In die trübe Zeit der Hexenverfolgungen griff<lb/> er zurück mit der „Bernſteinhexe“. Dieſe Stücke ge-<lb/> wannen zu ihrer Zeit die Gunſt des Publikums, doch<lb/> heute ſind ſie ſo wie ſeine Romane faſt gänzlich dem<lb/> ewigen Schlafe der Bibliotheken verfallen. Nur zwei<lb/><cb/> ſeiner Stücke haben ſich bis heute die öffentliche Gunſt<lb/> bewahrt, die „Karlsſchüler“ und ſein „Graf<lb/> Eſſex“. Die „Karlsſchüler“ (1847) behandeln in ſchöner<lb/> Darſtellung und edlem Pathos die Flucht des jungen<lb/> Regimentsarztes Schiller aus Stuttgart; es iſt eines<lb/> der beſſeren literariſchen Schauſpiele, die wir haben.<lb/> Der „Graf Eſſex“ (1856) behandelt das Schickſal des<lb/> unglücklichen Günſtlings der Königin Eliſabeth, des<lb/> Grafen Robert Devereux von Eſſex, der 1601 in<lb/> London enthauptet wurde, weil er ſich die Gunſt ſeiner<lb/> Königin verſcherzt hatte. Eſſex galt als ſeine beſte<lb/> Tragödie.</p><lb/> <p>Laubes Bedeutung als Dichter iſt jedoch durchaus<lb/> nicht ſo groß als ſein Verdienſt um das deutſche<lb/> Theater. Auf dieſem Gebiete hat er ſein Beſtes<lb/> geleiſtet. Die langjährige Tätigkeit als Direktor an<lb/> den Bühnen Wiens und Leipzigs war die beſte<lb/> Schulung für ſein dramaturgiſches Talent. Die reiche<lb/> Bühnenerfahrung, das gründliche techniſche Können<lb/> und ſeinen künſtleriſchen Geſchmack — lauter Dinge, die<lb/> er ſich kaum irgendwo ſo leicht erwerben konnte als<lb/> am Wiener Hofburgtheater, der erſten Bühne des<lb/> deutſchen Volkes —, dies alles legte er in ſeinen<lb/> dramaturgiſchen Schriften nieder. Hieher gehören „Das<lb/> Burgtheater“ (1868), „Das norddeutſche Theater“<lb/> (1872) und „Das Wiener Stadttheater“ (1875).<lb/> Unter ſeiner Leitung ſtand das Wiener Burg-<lb/> theater auf der Höhe ſeines Ruhmes. So-<lb/> wohl ſeine Vorgänger Schreyvogel, Deinhardſtein<lb/> und Holbein, als auch ſeine Nachfolger Hahn, Dingel-<lb/> ſtedt und Wilbrandt waren ausgezeichnete Drama-<lb/> turgen. Die Zeit Laubes war aber die Glanzzeit dieſer<lb/> Bühne. Seine Kunſt, ein glänzendes Enſemble und<lb/><cb/> ein wahrhaft künſtleriſches Zuſammenſpiel der ein-<lb/> zelnen Kräfte zu gewinnen und zu erhalten, ſcheint<lb/> ſeinen ſpäteren Nachfolgern unerreichbar zu ſein. Und<lb/> noch dazu war das jene glänzende Zeit, als unſere<lb/> Heimat eine Reihe tüchtiger Dramatiker aufweiſen<lb/> konnte, das Zeitalter des Grillparzer, der Hebbel,<lb/> Hahn und Bauernfeld. Und Laube wußte den Wert<lb/> einheimiſcher Kunſt zu würdigen, er ſuchte nicht im<lb/> Ausland nach neuen, fremden Größen. Gerade um<lb/> Grillparzer hat er ſich bedeutende Verdienſte er-<lb/> worben. Er war es, der in den Sechziger-<lb/> jahren die faſt vergeſſenen Stücke des alternden<lb/> Mannes zur oft wiederholten Aufführung brachte und<lb/> ſo den Dichter wieder verſöhnte, der ſich ſeit dem be-<lb/> leidigenden Mißerfolg des „Web dem, der lügt“ im<lb/> Jahre 1838 verbittert von der Oeffentlichkeit zurück-<lb/> gezogen hatte. Nach Grillparzers Tod gab Laube mit<lb/> Weilen 1873 deſſen ſämtliche Werke in 10 Bänden<lb/> heraus und ſchrieb 1884 ſeine Biographie. (Laubes<lb/> Tätigkeit als Direktor des Burgtheaters ſoll damit<lb/> nicht als in jeder Beziehung einwandfrei bezeichnet<lb/> werden. A. d. R.)</p><lb/> <p>Laubes hiſtoriſche, belletriſtiſche und dramatiſche<lb/> Werke werden allmählich ganz in Vergeſſenheit<lb/> ſinken. Aber ſein künſtleriſch verſtändnisvolles Wirken<lb/> am Wiener Burgtheater iſt eine große Leiſtung von<lb/> dauerndem Wert. Darin beſteht ſeine literarhiſtoriſche<lb/> Bedeutung für Oeſterreich wie für das deutſche Schrift-<lb/> tum überhaupt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Wien, Dienstag Reichspoſt 18. September 1906 212
Perſönlichkeit, die die Arbeiter aller drei Nationali-
täten zuſammenzuhalten im Stande geweſen wäre.
Insbeſondere für die ſlovakiſche Filiale fehlte
ein geeigneter Leiter. Denn der magyariſche Fana-
tismus ſieht überall, wo Slovaken ſind, eine Gefahr
fürs Vaterland.
Die Filiale wurde geſperrt und das ſlovakiſche
Theaterſtück, welches in dem katholiſchen Arbeiter-
verein hätte aufgeführt werden ſollen, wurde am
8. September unter der Patronanz des
ſozialdemokratiſchen Vereines „Vorwärts“
von denſelben katholiſchen Arbeitern dargeſtellt, die
bisher Anhänger der chriſtlichen Organiſation geweſen
waren. Ein Teil der katholiſchen Arbeiter iſt ins
ſozialdemokratiſche Lager übergegangen. — Das iſt
aber nur der Anfang einer Bewegung, welche durch
die nationale Unduldſamkeit der magyariſchen Macht-
haber erzeugt iſt. Die Sozialdemokratie reißt vor
den überall verfolgten kleinen Leuten nichtmagyariſcher
Nationalität angelweit die Türen auf und die Ge-
hetzten ſtrömen hinein. Die ſozialdemokratiſche Preſſe
iſt die einzige, die nicht die Reden der nationaliſtiſchen
Abgeordneten unterſchlägt und nicht in das Freuden-
geheul über jeden wegen „Aufreizung gegen die
ungariſche Nation“ Unſchuldigverurteilten einſtimmt
— nicht aus Gerechtigkeitsliebe, aber aus kluger
Berechnung.
So wird der magyariſche Chauvinismus zum
Pfadfinder für die Internationale. Doch bis heute
dämmert ihm noch kein Strahl des Erkennens, wie
ſehr er ſich damit ſelbſt verſpottet und höhere Güter
zerſtört, als er jemals dem ungariſchen Staate geben
kann.
Politiſche Rundſchau.
Oeſterreich-Ungarn.
Wien, 17. September.
Zur Wahlrechtsdiskuſſion in Ober-
öſterreich. Abg. Etz ſetzt in ſeinem Organe die
Propaganda für das Pluralwahlrecht fort und
zwar zitiert er zunächſt neuerdings aus einer ver-
alteten Auflage des Staatslexikons der Görres-
geſellſchaft. (In der neuen Ausgabe dieſes Werkes
iſt übrigens auch die diesmal von Abg. Etz an-
gerufene Stelle geſtrichen und heißt es im Gegen-
ſatze zu ſeiner Auffaſſung: „Ein offenſichtlicher
Widerſpruch des Abgeordneten mit den Anſichten
der Mehrheit ſeiner Wähler kann daher geeignet
ſein, ihn zu veranlaſſen, ſeine Stelle
niederzulegen. Eine rechtliche Verpflichtung
dazu kann natürlich nicht in Frage kommen.“
Geklagt kann er freilich nicht werden.) Dann ruft
Abg. Etz den Verfaſſer der „Wanderungen durch
die Geſellſchaft“ (erſchienen 1896), alſo Landes-
hauptmann Dr. Ebenhoch als Zeugen auf, zwar
nicht für das Pluralwahlrecht, wohl aber als
Zeugen gegen das allgemeine Wahlrecht. Denn da
hätte Abg. Etz füglich ſagen müſſen, daß
ſich Abg. Dr. Ebenhoch gegen das Plural
wahlrecht ſchon in der genannten Broſchüre
in folgender Weiſe (Seite 86—87) ausge-
ſprochen hat:
„Es iſt dara uf hinzuweiſen, daß beim Plurali-
tätsſyſtem die Beſitzloſen formell zwar das Wahlrecht
haben, aber ein Wahlrecht, das durch die Mehrſtimmen
der Qualifizierten tatſächlich illuſoriſch gemacht wird;
es kann daher die ſozialdemokratiſche Partei unmöglich
befriedigen (der Verfaſſer führt dies Motiv ſeparat an,
weil eben diskutiert wurde, ob nicht einerſeits durch
Einführen des allgemeinen Wahlrechts den Forderungen
der Arbeiterſchaft Rechnung getragen, andererſeits
durch gewiſſe Kautelen, die dann zu befürchtende
ſozialdemokratiſche Gefahr abgelehnt werden könne.
Anm. der „Rp.“) und wird nur neue Kämpfe herauf-
beſchwören. Was aber die höhere Qualifikation des Be-
ſitzes betrifft, ſo ſcheint es bedenklich, das Privateigen-
tum, das ohnedies den Gegenſtand und das Endziel
des Angriffes der Sozialdemokratie bildet, mit Rechten
auszuſtatten, welche demſelben an ſich nicht
zukommen, und es wäre wahrſcheinlich, daß der Haß
gegen das Privateigentum ein noch viel tieferer und
der Kampf ein viel erbitterterer werden würde.“
Es war alſo unvorſichtig, in einem Artikel,
der für das Pluralwahlrecht Propaganda machen
ſoll, ſich auf ein Buch zu ſtützen, in dem das
Pluralwahlrecht ſo ſcharf bekämpft wird. Richtig
iſt, daß ſich Abg. Dr. Ebenhoch in ſeiner 1897
erſchienenen Broſchüre noch gegen das allgemeine
und gleiche Wahlrecht ausſpricht. Aber die be-
treffenden Stellen in der genannten Schrift ſind
durch die große Rede, die Abg. Dr. Ebenhoch im
Parlament im Frühjahr 1906, alſo ein
Dezennium ſpäter, als Generalredner über die
Wahlreform gehalten hat, längſt überholt und
korrigiert worden, ähnlich wie die Auflage
des Staatslexikons, aus der Abg. Etz
zitiert. Ja, bereitet es denn dem ober-
öſterreichiſchen Anhänger des Pluralwahlrechtes
ein gar ſo großes Vergnügen, ſich auf lauter ver-
altetes Material zu berufen? Die Welt iſt ſeit
1896 doch nicht ſtille geſtanden und Anſchauungen,
die damals noch berechtigt oder wenigſtens be-
greiflich waren, ſind es heute nicht mehr. Uebrigens
hat ſich in jenem Buche Dr. Ebenhoch wiſſen-
ſchaftlich für das berufsgenoſſenſchaftliche Wahl-
recht ausgeſprochen; es iſt kein Widerſpruch, daß
der Politiker die akademiſch aufgeſtellte Theſe
momentan durchführbar ſieht und danach ſeine
Taktik einrichtet. Der abſoluten Wahrheiten gibt
es in der Politik herzlich wenige, gerade hier iſt
das Richtige bedingt durch die Entwicklung, die
Verhältniſſe und Ereigniſſe. Darin beſteht ja die
Kunſt des Politikers, daß er jederzeit das Ent-
ſprechende zu finden vermag. Sonſt bedürften
die Parteien keiner weitblickenden Führer, es ge-
nügte ein allgültiges Regel- und Nachſchlagebuch.
Wenn Abg. Dr. Ebenhoch ſich genötigt geſehen
hat, ſeinen vor einem Dezennium vertretenen
Standpunkt aufzugeben, ſo iſt es vom Herrn
Abg. Etz nicht ſehr klug, dieſen aufgegebenen Poſten
mit Fanfarenklängen zu beziehen.
Der Antrag Starzynski. Es wird ab-
gewiegelt. Die Deutſchfreiſinnigen bemühen ſich,
um ihre allzeit deutſchbewußten Freunde von den
Verfaſſungstreuen. die mit den Slaven ſtimmten
und dadurch die Annahme des autonomiſtiſchen
Antrages herbeiführten, herauszuhauen, die Sache
als bedeutungslos hinzuſtellen — ſo die „Deutſchn.
Korr.“ und die freiſinnigen Blätter —, den Polen
ſelbſt aber bangt bereits vor den Folgen ihres
Erfolges, den ſie gar nicht erhofft hatten. Sie
wollen im Wahlreformausſchuſſe erklären, daß
ſie ihren Antrag eigentlich ſo gemeint hätten, wie
es der abgelehnte Verwicklungsantrag des Abge-
ordneten Dr. Geßmann am klarſten zum Aus-
drucke gebracht habe; das eingeſetzte Subkomitee
ſolle ſich demnach lediglich auf die admini-
ſtrative Kompetenzfrage der Land-
tage in Landes kultur-Angelegen-
heiten beſchränken. — Die ſchönen Hoffnungen,
die von den Wahlreformfeinden an die Freitags-
abſtimmung geknüpft wurden, dürften ſich alſo
glücklicherweiſe nicht erfüllen.
Für den Obmann des Wahlreform-
ausſchuſſes. Auf eine wichtige taktiſche Frage
macht Abg. Profeſſor Dr. Schöpfer im
„Tiroler“ aufmerkſam. Die Wahlreformgegner
hoffen nämlich, daß der Antrag auf Feſtſetzung
des Pluralitätsprinzips die Mehrheit im Aus-
ſchuſſe erlange, wenn auch für eine beſtimmte Art
des Pluralwahlrechts keine Mehrheit vorhanden
iſt. Die Gefahr, daß durch Annahme des
Pluralitätsprinzips zur weiteren Verhandlungs-
baſis die Wahlreformaktion in eine Sackgaſſe ge-
leitet werde, zu umgehen, muß alſo die größte
Sorge der Wahlreformfreunde ſein. Abgeordneter
Dr. Schöpfer führt in dem Artikel aus:
„Wird zuerſt über das gleiche Wahlrecht
abgeſtimmt und erhält dieſes die Majorität, ſo iſt es
angenommen und die Abſtimmung über das Plural-
wahlrecht entfällt. Lange nicht ſo einfach liegt die
Sache, wenn das Pluralwahlrecht (als Ab-
änderungsantrag) zuerſt zur Abſtimmung gelangt.
Es gibt nun ſolche, denen jedes Pluralwahlrecht
lieber iſt als das gleiche. Es gibt aber auch andere;
die wollen nur eine beſtimmte Form des Pluralwahl-
rechtes und ſind dafür, daß z. B. der Familienvater oder
der Grundbeſitzer zwei Stimmen bekommt; vom
Doppelwahlrecht der Steuerträger wollen ſie nichts
wiſſen. Dringt ihre Forderung nicht durch, ſo ſtimmen
ſie an zweiter Stelle für das gleiche Wahl-
recht. Kommt das Pluralwahlrecht zuerſt zur
Abſtimmung, ſo hat das gleiche nur dann noch eine
Ausſicht, wenn das erſtere die Mehrheit nicht erhält.
Wenn es nun im Wahlreformausſchuſſe über dieſen
Gegenſtand zur Abſtimmung kommt, werden die
Gegner der Wahlreform verlangen, daß zuerſt über
das Prinzip des Pluralwahlrechts abgeſtimmt werde,
obwohl zwiſchen Pluralwahlrecht und Pluralwahlrecht
die größten prinzipiellen Unterſchiede vorhanden
ſind. Die Freunde der Wahlreform werden dagegen
proteſtieren und verlangen, daß ſofort über jede
einzelne Form des Pluralwahlrechtes der Reihe
nach die Frage geſtellt werde. Der Obmann kann
dieſem Verlangen nicht widerſprechen. Bekommt dann
eine beſtimmte Form des Pluralwahlrechtes die Mehr-
heit, ſo iſt die Sache erledigt; bekommt keine die
Mehrheit, ſo lſt die Sache erledigt; bekommt keine die
Mehrheit, ſo bleibt am Schluß die Frage über das
gleiche Wahlrecht übrig; und dann iſt wohl kein
Zweifel, daß es die Majorität erhält.“
Genie, doch war er ein eleganter geiſtreicher Schrift-
ſteller. Dem Sinn fürs Schöne blieb er immer treu,
auch in ſeiner erſten Zeit. Geſchmackloſe Widerlichkeiten
hat er ſich nie zu Schulden kommen laſſen, obwohl er
damals beſonders unter Heines und Börnes
literariſchen Einfluß ſtand. Sein erſtes Werk war die
Farce „Zaganini“, gegen Paganini gerichtet. Von
ſeinen Jugendwerken iſt der politiſche Zeitroman „Das
junge Europa“ zu nennen. Ebenfalls hiſtoriſch-
politiſchen Inhaltes ſind die zwei Bände
Skizzen: „Das neue Jahrhundert“ (1832
und 1833). Die im Jahre 1835 erſchienenen
„Modernen Charakteriſtiken“ enthalten politiſche, ſoziale
und literariſche Charakterbilder. Im Jahre 1843 er-
ſchien der dreibändige Roman „Die Gräſin Chateau-
briand“; von ſeinen anderen Romanen ſei genannt
„Der deutſche Krieg“ (1863—66) ein Gemälde des
30jährigen Krieges. Auch Novellen ſchrieb er, ſo die
„Schauſpielerin“, „Das Glück“, „Der Prätendent“,
ferner die „Reiſenovellen“.
Einige Zeit hindurch war Laube Redakteur der
„Zeitung für die elegante Welt“ und der „Mitternachts-
zeitung“. Seit dem Jahre 1841 widmete er ſich beſonders
dem Drama, doch war er ſchon früher mit dem
Drama „Guſtav Adolf“ hervorgetreten. Von ſeinen
ſpäteren dramatiſchen Arbeiten ſind zu nennen die Tra-
gödie „Monaldeſchi“ (1845) das Luſtſpiel „Rokoko“ (1846),
ein gelungenes Kulturbild und die Tragödie „Struen-
ſee“. In die trübe Zeit der Hexenverfolgungen griff
er zurück mit der „Bernſteinhexe“. Dieſe Stücke ge-
wannen zu ihrer Zeit die Gunſt des Publikums, doch
heute ſind ſie ſo wie ſeine Romane faſt gänzlich dem
ewigen Schlafe der Bibliotheken verfallen. Nur zwei
ſeiner Stücke haben ſich bis heute die öffentliche Gunſt
bewahrt, die „Karlsſchüler“ und ſein „Graf
Eſſex“. Die „Karlsſchüler“ (1847) behandeln in ſchöner
Darſtellung und edlem Pathos die Flucht des jungen
Regimentsarztes Schiller aus Stuttgart; es iſt eines
der beſſeren literariſchen Schauſpiele, die wir haben.
Der „Graf Eſſex“ (1856) behandelt das Schickſal des
unglücklichen Günſtlings der Königin Eliſabeth, des
Grafen Robert Devereux von Eſſex, der 1601 in
London enthauptet wurde, weil er ſich die Gunſt ſeiner
Königin verſcherzt hatte. Eſſex galt als ſeine beſte
Tragödie.
Laubes Bedeutung als Dichter iſt jedoch durchaus
nicht ſo groß als ſein Verdienſt um das deutſche
Theater. Auf dieſem Gebiete hat er ſein Beſtes
geleiſtet. Die langjährige Tätigkeit als Direktor an
den Bühnen Wiens und Leipzigs war die beſte
Schulung für ſein dramaturgiſches Talent. Die reiche
Bühnenerfahrung, das gründliche techniſche Können
und ſeinen künſtleriſchen Geſchmack — lauter Dinge, die
er ſich kaum irgendwo ſo leicht erwerben konnte als
am Wiener Hofburgtheater, der erſten Bühne des
deutſchen Volkes —, dies alles legte er in ſeinen
dramaturgiſchen Schriften nieder. Hieher gehören „Das
Burgtheater“ (1868), „Das norddeutſche Theater“
(1872) und „Das Wiener Stadttheater“ (1875).
Unter ſeiner Leitung ſtand das Wiener Burg-
theater auf der Höhe ſeines Ruhmes. So-
wohl ſeine Vorgänger Schreyvogel, Deinhardſtein
und Holbein, als auch ſeine Nachfolger Hahn, Dingel-
ſtedt und Wilbrandt waren ausgezeichnete Drama-
turgen. Die Zeit Laubes war aber die Glanzzeit dieſer
Bühne. Seine Kunſt, ein glänzendes Enſemble und
ein wahrhaft künſtleriſches Zuſammenſpiel der ein-
zelnen Kräfte zu gewinnen und zu erhalten, ſcheint
ſeinen ſpäteren Nachfolgern unerreichbar zu ſein. Und
noch dazu war das jene glänzende Zeit, als unſere
Heimat eine Reihe tüchtiger Dramatiker aufweiſen
konnte, das Zeitalter des Grillparzer, der Hebbel,
Hahn und Bauernfeld. Und Laube wußte den Wert
einheimiſcher Kunſt zu würdigen, er ſuchte nicht im
Ausland nach neuen, fremden Größen. Gerade um
Grillparzer hat er ſich bedeutende Verdienſte er-
worben. Er war es, der in den Sechziger-
jahren die faſt vergeſſenen Stücke des alternden
Mannes zur oft wiederholten Aufführung brachte und
ſo den Dichter wieder verſöhnte, der ſich ſeit dem be-
leidigenden Mißerfolg des „Web dem, der lügt“ im
Jahre 1838 verbittert von der Oeffentlichkeit zurück-
gezogen hatte. Nach Grillparzers Tod gab Laube mit
Weilen 1873 deſſen ſämtliche Werke in 10 Bänden
heraus und ſchrieb 1884 ſeine Biographie. (Laubes
Tätigkeit als Direktor des Burgtheaters ſoll damit
nicht als in jeder Beziehung einwandfrei bezeichnet
werden. A. d. R.)
Laubes hiſtoriſche, belletriſtiſche und dramatiſche
Werke werden allmählich ganz in Vergeſſenheit
ſinken. Aber ſein künſtleriſch verſtändnisvolles Wirken
am Wiener Burgtheater iſt eine große Leiſtung von
dauerndem Wert. Darin beſteht ſeine literarhiſtoriſche
Bedeutung für Oeſterreich wie für das deutſche Schrift-
tum überhaupt.
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