Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900.Wien, Dienstag Reichspost 26. Juni 1900 143 [Spaltenumbruch] zurückzukehren. Der andere Theil fuhr nach Budapest zurück. Paris, 24. Juni. Der Wiener Männergesang- Budapest, 24. Juni. Ueber hundert strikende Der Aufstand in China. Die Nachrichten aus China verschlim- Thatsache ist, daß mit den aufständischen Das Reuter'sche Bureau meldet aus angeb- Die Russen und Amerikaner, welche am Die fremden Gesandtschaften in Peking In Tientsin, wo eine stärkere euro- Es kam zwischen den europäischen Truppen Eine neueste Reuter-Meldung ergänzt diesen An allen Ecken Chinas beginnt der Aufruhr Ueber die Stimmung in reichsdeutschen In englischen politischen Kreisen wird Wir fügen daran folgende neueste telegraphische Die Kämpfe um Tientsin. London, 25. Juni. Die Admiralität erhielt Washington, 24. Juni. Ein Kabeltelegramm Verstärkung der amerikanischen Truppen- macht. New-York, 24. Juni. Der "New-York Oesterreich betheiligt. Tschifu, 25. Juni. Laut Berichten des Japans Haltung im chinesischen Aufruhr. London, 25. Juli. Aus Yokohama wird ge- Kiel, 24. Juni. Kaiser Wilhelm verlieh dem Der Krieg in Südafrika. Der Vertheidigungskrieg der Boeren wird Das schließt nicht aus, daß in den schluchten- Viele Boerenkämpfer legen jetzt hoffnungslos Speciell in der südlichen Capcolonie, die sich Rückzug der Boeren. London, 25. Juni. Lord Roberts meldet Waffenstreckung. London, 24. Juni. Reuter's Office meldet aus Sportnachrichten. Ringkämpfe. Resultate der beiden letzten Tage: Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143 [Spaltenumbruch] zurückzukehren. Der andere Theil fuhr nach Budapeſt zurück. Paris, 24. Juni. Der Wiener Männergeſang- Budapeſt, 24. Juni. Ueber hundert ſtrikende Der Aufſtand in China. Die Nachrichten aus China verſchlim- Thatſache iſt, daß mit den aufſtändiſchen Das Reuter’ſche Bureau meldet aus angeb- Die Ruſſen und Amerikaner, welche am Die fremden Geſandtſchaften in Peking In Tientſin, wo eine ſtärkere euro- Es kam zwiſchen den europäiſchen Truppen Eine neueſte Reuter-Meldung ergänzt dieſen An allen Ecken Chinas beginnt der Aufruhr Ueber die Stimmung in reichsdeutſchen In engliſchen politiſchen Kreiſen wird Wir fügen daran folgende neueſte telegraphiſche Die Kämpfe um Tientſin. London, 25. Juni. Die Admiralität erhielt Waſhington, 24. Juni. Ein Kabeltelegramm Verſtärkung der amerikaniſchen Truppen- macht. New-York, 24. Juni. Der „New-York Oeſterreich betheiligt. Tſchifu, 25. Juni. Laut Berichten des Japans Haltung im chineſiſchen Aufruhr. London, 25. Juli. Aus Yokohama wird ge- Kiel, 24. Juni. Kaiſer Wilhelm verlieh dem Der Krieg in Südafrika. Der Vertheidigungskrieg der Boeren wird Das ſchließt nicht aus, daß in den ſchluchten- Viele Boerenkämpfer legen jetzt hoffnungslos Speciell in der ſüdlichen Capcolonie, die ſich Rückzug der Boeren. London, 25. Juni. Lord Roberts meldet Waffenſtreckung. London, 24. Juni. Reuter’s Office meldet aus Sportnachrichten. Ringkämpfe. Reſultate der beiden letzten Tage: <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143</hi></fw><lb/><cb/> zurückzukehren. Der andere Theil fuhr nach Budapeſt<lb/> zurück.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Der Wiener Männergeſang-<lb/> Verein iſt heute abends mittelſt Sonderzuges von hier<lb/> abgereiſt. Zum Abſchiede waren im Oſtbahnhofe der<lb/> öſterreichiſche Generalcommiſſär, Sectionschef Exner,<lb/> der öſterreichiſch-ungariſche Conſul Baron Jacobi und<lb/> die Mitglieder der localen Ausſtellungscomites er-<lb/> ſchienen. Der Vorſtand des Männergeſangvereines<lb/> Schmiderhan dankte für die Abſchiedsgrüße und ver-<lb/> ſicherte, daß die Pariſer Woche dem Vereine unvergeß-<lb/> lich bleiben werde. Als der Zug ſich in Bewegung ſetzte,<lb/> erſchollen brauſende Hochrufe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Ueber hundert ſtrikende<lb/> Bedienſtete der elektriſchen Straßenbahnen nahmen nach-<lb/> mittags wieder die Arbeit auf.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Aufſtand in China.</hi> </head><lb/> <p>Die Nachrichten aus China <hi rendition="#g">verſchlim-<lb/> mern</hi> ſich; bezüglich einzelner Hauptpunkte des<lb/> wachſenden Aufruhrs beunruhigt das Ausbleiben<lb/> verläßlicher Meldungen noch mehr.</p><lb/> <p>Thatſache iſt, daß mit den aufſtändiſchen<lb/> Boxers die regulären chineſiſchen Truppen und<lb/> größtentheils auch die Beamten gemeinſame Sache<lb/> machen. <hi rendition="#g">Tödtung oder Vertreibung<lb/> der Fremden,</hi> der „europäiſchen Teufel“, iſt<lb/> dabei die Loſung.</p><lb/> <p>Das Reuter’ſche Bureau meldet aus angeb-<lb/> lich amtlicher Quelle: Die regierende Kaiſerin-<lb/> Witwe habe den Befehl erlaſſen, <hi rendition="#g">alle</hi> Fremden<lb/> in China auszurotten. Prinz Tuan enthob<lb/> Yunglu, den Oberbefehlshaber der chineſiſchen<lb/> Truppen im Norden, vom Commando und über-<lb/> nahm ſelbſt den Oberbefehl, nachdem er ange-<lb/> kündigt hatte, daß er gegen Tientſin marſchiren<lb/> und die Handvoll Fremder dortſelbſt verjagen<lb/> werde.</p><lb/> <p>Die Ruſſen und Amerikaner, welche am<lb/> 21. d. gegen Tientſin vorgingen, wurden ge-<lb/> zwungen, ſich wieder zurückzuziehen. Sie erwarten<lb/> nun Verſtärkungen.</p><lb/> <p>Die fremden Geſandtſchaften in <hi rendition="#g">Peking</hi><lb/> ſind von den Aufrührern umzingelt; man wagte<lb/> zwar noch nicht, ihre Forts, in denen ſie ſich zur<lb/> Vertheidigung des Lebens mit den wenigen<lb/> Schutzſoldaten bereit halten, gewaltſam anzu-<lb/> greifen, hofft aber auf chineſiſcher Seite, ſie aus-<lb/> zuhungern.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Tientſin,</hi> wo eine ſtärkere euro-<lb/> päiſche Streitmacht die <hi rendition="#g">Fremden-Colonie</hi><lb/> vor dem vollen Untergange zu retten bemüht iſt,<lb/> ſetzen die chineſiſchen Truppen das Bombardement<lb/> gegen dieſen Stadttheil heftig und mit Erfolg<lb/> fort. Ein von dort entflohener proteſtantiſcher<lb/> Miſſionär berichtete telegraphiſch nach New-<lb/> York: „Ich entkam ſoeben aus Tientſin auf einem<lb/> deutſchen Kanonenboote. Die Stadt wurde<lb/> mehrere Tage hindurch von den chineſiſchen<lb/> Truppen beſchoſſen. Das ganze Fremdenviertel<lb/> wurde zerſtört. Lieutenant Wright von der<lb/> amerikaniſchen Flotte und fünfzig Marine-<lb/> ſoldaten, die zu unſerem Beiſtande ab-<lb/> geſendet worden waren, wurden theils getödtet,<lb/> theils verwundet. Die Munition iſt verbraucht.<lb/> Die Garniſon leidet ſchrecklich. Hilfe iſt dringend<lb/> nöthig.“ Ueber das chineſiſche Bombardement in<lb/> Tientſin meldet auch Reuters Bureau: Die Ge-<lb/> ſchoſſe fielen im öffentlichen Garten in der Nähe<lb/> der Gardon-Hall nieder, in welche ſich die Frauen<lb/> geflüchtet hatten. Eine Niedermetzelung der Fremden<lb/> wird allgemein befürchtet. In Tientſin können im<lb/> Ganzen nur 3000 Mann ausländiſcher Truppen<lb/> und fremder Einwohner zuſammengebracht werden.</p><lb/> <p>Es kam zwiſchen den europäiſchen Truppen<lb/> und den Chineſen zu einer förmlichen Schlacht, in<lb/> der Erſtere im Nachtheil blieben. Der nordameri-<lb/> kaniſche Admiral Kempf meldete darüber per Kabel<lb/> nach New-York: Die amerikaniſchen Marineſoldaten<lb/> unter Major Waller, unterſtützt von 400 Mann<lb/> ruſſiſcher Truppen, hatten in der Nähe von<lb/> Tientſin ein Gefecht mit den chineſiſchen<lb/> regulären Truppen; es gelang ihnen jedoch nicht,<lb/> die Linien der Chineſen zu durchbrechen. Eine<lb/> 2000 Mann ſtarke Streitmacht ſtehe bereit, den<lb/> Kampf wieder aufzunehmen. Bedeutſam ſei es, daß<lb/> es reguläre chineſiſche Truppen ſind, welche den<lb/> ausländiſchen Truppen entgegentreten.</p><lb/> <p>Eine neueſte Reuter-Meldung ergänzt dieſen<lb/> Bericht dahin, daß Tientſin am Donnerſtag durch<lb/> die chineſiſchen Truppen unter Prinz Tuan mit<lb/> 45 Schnellfeuergeſchützen angegriffen wurde. Den<lb/> Chineſen ſei es noch nicht gelungen, die Fremden-<lb/> Colonien zu nehmen, obwohl das Feuer beträcht-<lb/> lichen Schaden angerichtet hat.</p><lb/> <p>An allen Ecken Chinas beginnt der Aufruhr<lb/><cb/> gegen die Fremden emporzulodern. Ueber das<lb/><hi rendition="#g">nördliche China</hi> äußert ſich eine amtliche<lb/> ruſſiſche Mittheilung: Die Boxers brannten die<lb/> orthodoxe Kirche im Dorfe Untinan nieder; das<lb/> gleiche Schickſal drohte dem Gebäude der ortho-<lb/> doxen geiſtlichen Miſſion. Das Leben und Eigen-<lb/> thum der in Nordchina lebenden ruſſiſchen Unter-<lb/> thanen erſcheint errnſtlich bedroht, zumal Anfangs<lb/> bloß 75 Mann dem ruſſiſchen Geſandten zur<lb/> Verfügung ſtanden. Unter ſolchen Umſtänden<lb/> hielt es die kaiſerliche Regierung für noth-<lb/> wendig, zum Schutze ihrer diplomatiſchen Ver-<lb/> tretung, ſowie zur Sicherung des Lebens und<lb/> Eigenthums der ruſſiſchen Unterthanen entſchiedene<lb/> Maßnahmen zu ergreifen. Die ruſſiſche Regierung<lb/> hat durch ihren Pekinger Vertreter Giers von<lb/> der chineſiſchen Regierung energiſche Maßnahmen<lb/> zur Wiederherſtellung der Ordnung verlangt.<lb/> Gleichzeitig erhielt der Geſandte den Auftrag, die<lb/> Aufmerkſamkeit des chineſiſchen Staatsrathes auf<lb/> die gefährlichen Complicationen zu lenken, welche<lb/> der Fremdenhaß der Chineſen unausbleiblich nach<lb/> ſich zieht, und die chineſiſche Regierung für alle<lb/> Folgen der Ruheſtörungen verantwortlich zu<lb/> machen. Militäriſche Verſtärkungen aller fremden<lb/> Mächte gehen nun ſchleunigſt nach China ab. Die<lb/> Kanonen haben das Wort.</p><lb/> <p>Ueber die Stimmung in <hi rendition="#g">reichsdeutſchen</hi><lb/> Kreiſen wegen Gefährdung der deutſchen Colonien<lb/> und Soldaten berichtet man aus Berlin: Die<lb/> letzten Meldungen aus China haben große Er-<lb/> regung hervorgerufen, da es keinem Zweifel mehr<lb/> unterliegt, daß gegenwärtig hunderte Landsleute<lb/> im Kampfe ſtehen, der nicht nur gegen die Boxers,<lb/> ſondern auch gegen die mit modernen Gewehren und<lb/> Kanonen ausgerüſteten chineſiſchen Truppen gerichtet<lb/> iſt. Bei Tienſin ſeien die Europäer durch chineſiſche<lb/> Geſchütze arg bedrängt.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">engliſchen</hi> politiſchen Kreiſen wird<lb/> das Bemühen Rußlands, bei dieſer Gelegenheit<lb/> gegen die anderen Mächte eine <hi rendition="#g">überragende</hi><lb/> Rolle zu ſpielen, mit großer Verſtimmung em-<lb/> pfunden. Die großen engliſchen Kriegsvorbereitungen<lb/> ſollen ein Gegengewicht gegen den ruſſiſchen Macht-<lb/> aufwand ſchaffen. Zunächſt ſind Verſtärkungen aus<lb/> der engliſchen Mittelmeerflotte in den chineſiſchen<lb/> Gewäſſern in Ausſicht genommen.</p><lb/> <p>Wir fügen daran folgende neueſte telegraphiſche<lb/> Ergänzungen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Kämpfe um Tientſin.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>Die Admiralität erhielt<lb/> von dem engliſchen Geſchwader-Chef in Taku eine<lb/> aus Tſchifu vom 23. Juni datierte Depeſche, in<lb/> der es heißt: Die Admirale der Mächte handeln<lb/> im vollſten Einverſtändniſſe mit dem ruſſiſchen<lb/> Viceadmiral als rangälteſtem Officier. 200 Mann<lb/> des chineſiſchen Regiments von Wei-hai-wei ſind<lb/> am 22. Juni in Taku gelandet. Da ſeit fünf<lb/> Tagen nur ein Läufer von Tientſin durchgekommen<lb/> iſt, konnten keine weiteren Nachrichten eintreffen,<lb/> als die, daß die Fremden-Niederlaſſung <hi rendition="#g">faſt<lb/> ganz zerſtört</hi> ſei und daß die Fremden dort<lb/> hart kämpfen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Waſhington,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Ein Kabeltelegramm<lb/> des Admirals Kempff aus Tſchifu vom Heutigen<lb/> meldet: In einem Hinterhalt bei Tientſin wurden vier<lb/> Mann von Wallert’s Commando getödtet und ſieben<lb/> verwundet. Eine Streitmacht von 2000 Mann iſt heute<lb/> zum Entſatze von Tientſin aufgebrochen. Marine-<lb/> ſecretär Long bat den Admiral Remey angewieſen, mit<lb/> dem Schiffe „Brooklyn“ nach Taku zu gehen und ſich<lb/> General Mac Arthur zu Beförderung von Truppen<lb/> zur Verfügung zu ſtellen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſtärkung der amerikaniſchen Truppen-<lb/> macht.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">New-York,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Der „New-York<lb/> Herald“ berichtet aus Waſhington: Die ameri-<lb/> kaniſche Streitmacht in China wird nach ihrer<lb/> Verſtärkung aus 4500 Mann und einer Batterie,<lb/> die von den Philippinen genommen werden und<lb/> unter dem Befehl des Generals Hall ſtehen,<lb/> ſowie aus 16 Schiffen aller Art und 500 Mann<lb/> Marinetruppen unter Admiral Kempff beſtehen.<lb/> Das Thurmſchiff „Monadnock“, welches bei den<lb/> Philippinen ſich befindet, erhielt Befehl, nach<lb/> Taku abzugehen. Der Hongkonger Correſpondent<lb/> des „World“ meldet aus chineſiſcher Quelle, daß<lb/> Seymour die Tartarenſtadt <hi rendition="#g">Pekings be-<lb/> ſetzt</hi> hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich betheiligt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Tſchifu,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>Laut Berichten des<lb/> öſterreichiſchen Kriegsſchiffes „Zenta“ haben ſich<lb/> an der Erſtürmung der Forts von Taku auch<lb/> öſterreichiſch-ungariſche Marine-Officiere in tapferſter<lb/> Weiſe betheiligt. Genannt werden insbeſondere<lb/><cb/> Linienſchiffs-Fähnrich Stenner und See-Cadet<lb/> Petri, welche ſich ſpäter wieder auf die „Zenta“<lb/> einſchifften. Die k. und k. Kriegsflagge weht neben<lb/> der deutſchen auf der ſüdlichen Fortification von<lb/> Taku.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Japans Haltung im chineſiſchen Aufruhr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 25. Juli.</dateline> <p>Aus Yokohama wird ge-<lb/> meldet, daß Japan in der Frage der chineſiſchen Kriſe<lb/> eine reſervirte Haltung einzunehmen entſchloſſen ſei,<lb/> und ſich darauf beſchränke, das Concert der Mächte<lb/> und das Gleichgewicht beim Vorgehen derſelben aufrecht<lb/> zu erhalten. Japan wäre jedoch augenſcheinlich bereit,<lb/> ſeine volle Stärke im kräftigen Zuſammenwirken mit<lb/> jeder Macht gerne zur Geltung zu bringen, welche<lb/> gleiche Intereſſen mit ihm habe und eine entſchloſſene<lb/> Politik verfolge, die auf die Wiederherſtellung des<lb/> Friedens und auf die Hintanhaltung des Uebergewichtes<lb/> irgend einer Macht gerichtet wäre.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Kiel,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Kaiſer Wilhelm verlieh dem<lb/> Commandanten des „Iltis“, Kapitän Laut, der ſich<lb/> vor Tako ausgezeichnet hat, den Orden <hi rendition="#aq">pour le mérite.</hi><lb/> Die Decorirung des Commandanten wurde der im<lb/> Kieler Hafen liegenden Flotte durch ein Flaggenſignal<lb/> bekanntgegeben.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Krieg in Südafrika.</hi> </head><lb/> <p>Der Vertheidigungskrieg der Boeren wird<lb/> durch die ſiegreich nach Norden vordringenden Eng-<lb/> länder auf immer <hi rendition="#g">engere</hi> Gebiete eingeſchränkt,<lb/> und der Widerſtand erlahmt ſichtlich mehr<lb/> und mehr.</p><lb/> <p>Das ſchließt nicht aus, daß in den ſchluchten-<lb/> reichen weiten Gebieten von Transvaal und dem<lb/> Oranjeſtaate der kleine <hi rendition="#g">Guerilla-Krieg</hi><lb/> unter ausdauernder Beunruhigung und Schädigung<lb/> der engliſchen Occupation durch vereinzelte Frei-<lb/> ſchaaren-Gruppen noch lange fortdauern kann, wo-<lb/> durch der Eroberer gezwungen wird, zur Nieder-<lb/> haltung der unterjochten Boeren noch jahrelang eine<lb/> große Streitmacht in Südafrika feſtzubannen.<lb/> Aber die Ausſicht auf die Erhaltung der Un-<lb/> abhängigkeit der beiden Boeren-Republiken iſt<lb/> dahin. England hat die Goldminen und Dia-<lb/> mantengruben, das Hauptziel, im Beſitze.</p><lb/> <p>Viele Boerenkämpfer legen jetzt hoffnungslos<lb/> und der zweckloſen Strapazen müde, die Waffen<lb/> nieder, kehren heim auf ihre Farmen und kündigen<lb/> mißmuthig die Unterwerfung an.</p><lb/> <p>Speciell in der ſüdlichen Capcolonie, die ſich<lb/> überhaupt jetzt erſt von der engliſchen Oberherr-<lb/> ſchaft durch Inſurrection freimachen wollte, hat die<lb/> letzte Combattantenſchaar die Waffen geſtreckt.<lb/> Das Commando Devilliers, beſtehend aus 200<lb/> Mann, 289 Pferden, 18 Wagen mit 260 Ge-<lb/> wehren und mehr als 10.000 Kugeln, übergab ſich<lb/> dem engliſchen General Warren. Im Commando<lb/> Devilliers befanden ſich 16 Führer der Auf-<lb/> ſtändiſchen. Devilliers trennte ſich und ging mit<lb/> einer kleinen Abtheilung oſtwärts.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rückzug der Boeren.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>Lord Roberts meldet<lb/> aus Prätoria, daß Buller in Standerton einen<lb/> beträchtlichen Theil des rollenden Materials fand.<lb/> Die Boeren haben die Gegend verlaſſen. General<lb/> Hamilton beſetzte geſtern Heidelberg. Der Feind<lb/> floh bei ſeinem Herrannahen und wurde von be-<lb/> rittenen Truppen 6 bis 7 Meilen weit verfolgt.<lb/> Die Cavallerie zerſtreute den Feind. Am 22. d.<lb/> fand ein Scharmützel ſtatt. Die Boeren griffen die<lb/> engliſche Stellung bei Hermiſprit an und zerſtörten<lb/> drei Bahnübergänge durch Feuer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waffenſtreckung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Reuter’s Office meldet aus<lb/> Standerton: Die Burghers fahren fort, den Neutra-<lb/> litätseid zu leiſten, und die Waffen niederzulegen. Die<lb/> Truppenmacht, welche dem Präſidenten Krüger jetzt zur<lb/> Verfügung ſteht, wird auf 15.000 bis 20.000 Mann<lb/> geſchätzt; ſein einziger Gedanke ſoll es ſein, den Krieg<lb/> bis zu den amerikaniſchen Präſidentſchaftswahlen fort-<lb/> zuführen, da er hofft, daß dann eine Intervention er-<lb/> folgen werde.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Sportnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ringkämpfe.</hi> </head> <p>Reſultate der beiden letzten Tage<hi rendition="#i">:</hi><lb/><hi rendition="#g">Samſtag:</hi> Der Auſtralier <hi rendition="#g">Fengler</hi> warf den<lb/> Franzoſen <hi rendition="#g">Deſiré;</hi> der Franzoſe <hi rendition="#g">Pons</hi> den<lb/> Wiener <hi rendition="#g">Zwicker;</hi> der Pole <hi rendition="#g">Pytlaſinski</hi><lb/> den Spanier <hi rendition="#g">Chorello;</hi> der Türke <hi rendition="#g">Achmed</hi> den<lb/> Wiener <hi rendition="#g">Hallmayer;</hi> der Belgier <hi rendition="#g">Robinetti</hi><lb/> den Franzoſen <hi rendition="#g">Fournier. Sonntag:</hi> Der<lb/> Franzoſe <hi rendition="#g">Beaucoirois</hi> beſiegte den Belgier<lb/><hi rendition="#g">Petri;</hi> der Auſtralier <hi rendition="#g">Fengler</hi> den Spanier<lb/><hi rendition="#g">Chorello;</hi> der Holländer <hi rendition="#g">van der Berg</hi><lb/> den Deutſchen <hi rendition="#g">Burghard;</hi> der Belgier <hi rendition="#g">Robi-<lb/> netti</hi> den Franzoſen <hi rendition="#g">Deſiré</hi> und der Deutſche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143
zurückzukehren. Der andere Theil fuhr nach Budapeſt
zurück.
Paris, 24. Juni. Der Wiener Männergeſang-
Verein iſt heute abends mittelſt Sonderzuges von hier
abgereiſt. Zum Abſchiede waren im Oſtbahnhofe der
öſterreichiſche Generalcommiſſär, Sectionschef Exner,
der öſterreichiſch-ungariſche Conſul Baron Jacobi und
die Mitglieder der localen Ausſtellungscomites er-
ſchienen. Der Vorſtand des Männergeſangvereines
Schmiderhan dankte für die Abſchiedsgrüße und ver-
ſicherte, daß die Pariſer Woche dem Vereine unvergeß-
lich bleiben werde. Als der Zug ſich in Bewegung ſetzte,
erſchollen brauſende Hochrufe.
Budapeſt, 24. Juni. Ueber hundert ſtrikende
Bedienſtete der elektriſchen Straßenbahnen nahmen nach-
mittags wieder die Arbeit auf.
Der Aufſtand in China.
Die Nachrichten aus China verſchlim-
mern ſich; bezüglich einzelner Hauptpunkte des
wachſenden Aufruhrs beunruhigt das Ausbleiben
verläßlicher Meldungen noch mehr.
Thatſache iſt, daß mit den aufſtändiſchen
Boxers die regulären chineſiſchen Truppen und
größtentheils auch die Beamten gemeinſame Sache
machen. Tödtung oder Vertreibung
der Fremden, der „europäiſchen Teufel“, iſt
dabei die Loſung.
Das Reuter’ſche Bureau meldet aus angeb-
lich amtlicher Quelle: Die regierende Kaiſerin-
Witwe habe den Befehl erlaſſen, alle Fremden
in China auszurotten. Prinz Tuan enthob
Yunglu, den Oberbefehlshaber der chineſiſchen
Truppen im Norden, vom Commando und über-
nahm ſelbſt den Oberbefehl, nachdem er ange-
kündigt hatte, daß er gegen Tientſin marſchiren
und die Handvoll Fremder dortſelbſt verjagen
werde.
Die Ruſſen und Amerikaner, welche am
21. d. gegen Tientſin vorgingen, wurden ge-
zwungen, ſich wieder zurückzuziehen. Sie erwarten
nun Verſtärkungen.
Die fremden Geſandtſchaften in Peking
ſind von den Aufrührern umzingelt; man wagte
zwar noch nicht, ihre Forts, in denen ſie ſich zur
Vertheidigung des Lebens mit den wenigen
Schutzſoldaten bereit halten, gewaltſam anzu-
greifen, hofft aber auf chineſiſcher Seite, ſie aus-
zuhungern.
In Tientſin, wo eine ſtärkere euro-
päiſche Streitmacht die Fremden-Colonie
vor dem vollen Untergange zu retten bemüht iſt,
ſetzen die chineſiſchen Truppen das Bombardement
gegen dieſen Stadttheil heftig und mit Erfolg
fort. Ein von dort entflohener proteſtantiſcher
Miſſionär berichtete telegraphiſch nach New-
York: „Ich entkam ſoeben aus Tientſin auf einem
deutſchen Kanonenboote. Die Stadt wurde
mehrere Tage hindurch von den chineſiſchen
Truppen beſchoſſen. Das ganze Fremdenviertel
wurde zerſtört. Lieutenant Wright von der
amerikaniſchen Flotte und fünfzig Marine-
ſoldaten, die zu unſerem Beiſtande ab-
geſendet worden waren, wurden theils getödtet,
theils verwundet. Die Munition iſt verbraucht.
Die Garniſon leidet ſchrecklich. Hilfe iſt dringend
nöthig.“ Ueber das chineſiſche Bombardement in
Tientſin meldet auch Reuters Bureau: Die Ge-
ſchoſſe fielen im öffentlichen Garten in der Nähe
der Gardon-Hall nieder, in welche ſich die Frauen
geflüchtet hatten. Eine Niedermetzelung der Fremden
wird allgemein befürchtet. In Tientſin können im
Ganzen nur 3000 Mann ausländiſcher Truppen
und fremder Einwohner zuſammengebracht werden.
Es kam zwiſchen den europäiſchen Truppen
und den Chineſen zu einer förmlichen Schlacht, in
der Erſtere im Nachtheil blieben. Der nordameri-
kaniſche Admiral Kempf meldete darüber per Kabel
nach New-York: Die amerikaniſchen Marineſoldaten
unter Major Waller, unterſtützt von 400 Mann
ruſſiſcher Truppen, hatten in der Nähe von
Tientſin ein Gefecht mit den chineſiſchen
regulären Truppen; es gelang ihnen jedoch nicht,
die Linien der Chineſen zu durchbrechen. Eine
2000 Mann ſtarke Streitmacht ſtehe bereit, den
Kampf wieder aufzunehmen. Bedeutſam ſei es, daß
es reguläre chineſiſche Truppen ſind, welche den
ausländiſchen Truppen entgegentreten.
Eine neueſte Reuter-Meldung ergänzt dieſen
Bericht dahin, daß Tientſin am Donnerſtag durch
die chineſiſchen Truppen unter Prinz Tuan mit
45 Schnellfeuergeſchützen angegriffen wurde. Den
Chineſen ſei es noch nicht gelungen, die Fremden-
Colonien zu nehmen, obwohl das Feuer beträcht-
lichen Schaden angerichtet hat.
An allen Ecken Chinas beginnt der Aufruhr
gegen die Fremden emporzulodern. Ueber das
nördliche China äußert ſich eine amtliche
ruſſiſche Mittheilung: Die Boxers brannten die
orthodoxe Kirche im Dorfe Untinan nieder; das
gleiche Schickſal drohte dem Gebäude der ortho-
doxen geiſtlichen Miſſion. Das Leben und Eigen-
thum der in Nordchina lebenden ruſſiſchen Unter-
thanen erſcheint errnſtlich bedroht, zumal Anfangs
bloß 75 Mann dem ruſſiſchen Geſandten zur
Verfügung ſtanden. Unter ſolchen Umſtänden
hielt es die kaiſerliche Regierung für noth-
wendig, zum Schutze ihrer diplomatiſchen Ver-
tretung, ſowie zur Sicherung des Lebens und
Eigenthums der ruſſiſchen Unterthanen entſchiedene
Maßnahmen zu ergreifen. Die ruſſiſche Regierung
hat durch ihren Pekinger Vertreter Giers von
der chineſiſchen Regierung energiſche Maßnahmen
zur Wiederherſtellung der Ordnung verlangt.
Gleichzeitig erhielt der Geſandte den Auftrag, die
Aufmerkſamkeit des chineſiſchen Staatsrathes auf
die gefährlichen Complicationen zu lenken, welche
der Fremdenhaß der Chineſen unausbleiblich nach
ſich zieht, und die chineſiſche Regierung für alle
Folgen der Ruheſtörungen verantwortlich zu
machen. Militäriſche Verſtärkungen aller fremden
Mächte gehen nun ſchleunigſt nach China ab. Die
Kanonen haben das Wort.
Ueber die Stimmung in reichsdeutſchen
Kreiſen wegen Gefährdung der deutſchen Colonien
und Soldaten berichtet man aus Berlin: Die
letzten Meldungen aus China haben große Er-
regung hervorgerufen, da es keinem Zweifel mehr
unterliegt, daß gegenwärtig hunderte Landsleute
im Kampfe ſtehen, der nicht nur gegen die Boxers,
ſondern auch gegen die mit modernen Gewehren und
Kanonen ausgerüſteten chineſiſchen Truppen gerichtet
iſt. Bei Tienſin ſeien die Europäer durch chineſiſche
Geſchütze arg bedrängt.
In engliſchen politiſchen Kreiſen wird
das Bemühen Rußlands, bei dieſer Gelegenheit
gegen die anderen Mächte eine überragende
Rolle zu ſpielen, mit großer Verſtimmung em-
pfunden. Die großen engliſchen Kriegsvorbereitungen
ſollen ein Gegengewicht gegen den ruſſiſchen Macht-
aufwand ſchaffen. Zunächſt ſind Verſtärkungen aus
der engliſchen Mittelmeerflotte in den chineſiſchen
Gewäſſern in Ausſicht genommen.
Wir fügen daran folgende neueſte telegraphiſche
Ergänzungen.
Die Kämpfe um Tientſin.
London, 25. Juni. Die Admiralität erhielt
von dem engliſchen Geſchwader-Chef in Taku eine
aus Tſchifu vom 23. Juni datierte Depeſche, in
der es heißt: Die Admirale der Mächte handeln
im vollſten Einverſtändniſſe mit dem ruſſiſchen
Viceadmiral als rangälteſtem Officier. 200 Mann
des chineſiſchen Regiments von Wei-hai-wei ſind
am 22. Juni in Taku gelandet. Da ſeit fünf
Tagen nur ein Läufer von Tientſin durchgekommen
iſt, konnten keine weiteren Nachrichten eintreffen,
als die, daß die Fremden-Niederlaſſung faſt
ganz zerſtört ſei und daß die Fremden dort
hart kämpfen.
Waſhington, 24. Juni. Ein Kabeltelegramm
des Admirals Kempff aus Tſchifu vom Heutigen
meldet: In einem Hinterhalt bei Tientſin wurden vier
Mann von Wallert’s Commando getödtet und ſieben
verwundet. Eine Streitmacht von 2000 Mann iſt heute
zum Entſatze von Tientſin aufgebrochen. Marine-
ſecretär Long bat den Admiral Remey angewieſen, mit
dem Schiffe „Brooklyn“ nach Taku zu gehen und ſich
General Mac Arthur zu Beförderung von Truppen
zur Verfügung zu ſtellen.
Verſtärkung der amerikaniſchen Truppen-
macht.
New-York, 24. Juni. Der „New-York
Herald“ berichtet aus Waſhington: Die ameri-
kaniſche Streitmacht in China wird nach ihrer
Verſtärkung aus 4500 Mann und einer Batterie,
die von den Philippinen genommen werden und
unter dem Befehl des Generals Hall ſtehen,
ſowie aus 16 Schiffen aller Art und 500 Mann
Marinetruppen unter Admiral Kempff beſtehen.
Das Thurmſchiff „Monadnock“, welches bei den
Philippinen ſich befindet, erhielt Befehl, nach
Taku abzugehen. Der Hongkonger Correſpondent
des „World“ meldet aus chineſiſcher Quelle, daß
Seymour die Tartarenſtadt Pekings be-
ſetzt hat.
Oeſterreich betheiligt.
Tſchifu, 25. Juni. Laut Berichten des
öſterreichiſchen Kriegsſchiffes „Zenta“ haben ſich
an der Erſtürmung der Forts von Taku auch
öſterreichiſch-ungariſche Marine-Officiere in tapferſter
Weiſe betheiligt. Genannt werden insbeſondere
Linienſchiffs-Fähnrich Stenner und See-Cadet
Petri, welche ſich ſpäter wieder auf die „Zenta“
einſchifften. Die k. und k. Kriegsflagge weht neben
der deutſchen auf der ſüdlichen Fortification von
Taku.
Japans Haltung im chineſiſchen Aufruhr.
London, 25. Juli. Aus Yokohama wird ge-
meldet, daß Japan in der Frage der chineſiſchen Kriſe
eine reſervirte Haltung einzunehmen entſchloſſen ſei,
und ſich darauf beſchränke, das Concert der Mächte
und das Gleichgewicht beim Vorgehen derſelben aufrecht
zu erhalten. Japan wäre jedoch augenſcheinlich bereit,
ſeine volle Stärke im kräftigen Zuſammenwirken mit
jeder Macht gerne zur Geltung zu bringen, welche
gleiche Intereſſen mit ihm habe und eine entſchloſſene
Politik verfolge, die auf die Wiederherſtellung des
Friedens und auf die Hintanhaltung des Uebergewichtes
irgend einer Macht gerichtet wäre.
Kiel, 24. Juni. Kaiſer Wilhelm verlieh dem
Commandanten des „Iltis“, Kapitän Laut, der ſich
vor Tako ausgezeichnet hat, den Orden pour le mérite.
Die Decorirung des Commandanten wurde der im
Kieler Hafen liegenden Flotte durch ein Flaggenſignal
bekanntgegeben.
Der Krieg in Südafrika.
Der Vertheidigungskrieg der Boeren wird
durch die ſiegreich nach Norden vordringenden Eng-
länder auf immer engere Gebiete eingeſchränkt,
und der Widerſtand erlahmt ſichtlich mehr
und mehr.
Das ſchließt nicht aus, daß in den ſchluchten-
reichen weiten Gebieten von Transvaal und dem
Oranjeſtaate der kleine Guerilla-Krieg
unter ausdauernder Beunruhigung und Schädigung
der engliſchen Occupation durch vereinzelte Frei-
ſchaaren-Gruppen noch lange fortdauern kann, wo-
durch der Eroberer gezwungen wird, zur Nieder-
haltung der unterjochten Boeren noch jahrelang eine
große Streitmacht in Südafrika feſtzubannen.
Aber die Ausſicht auf die Erhaltung der Un-
abhängigkeit der beiden Boeren-Republiken iſt
dahin. England hat die Goldminen und Dia-
mantengruben, das Hauptziel, im Beſitze.
Viele Boerenkämpfer legen jetzt hoffnungslos
und der zweckloſen Strapazen müde, die Waffen
nieder, kehren heim auf ihre Farmen und kündigen
mißmuthig die Unterwerfung an.
Speciell in der ſüdlichen Capcolonie, die ſich
überhaupt jetzt erſt von der engliſchen Oberherr-
ſchaft durch Inſurrection freimachen wollte, hat die
letzte Combattantenſchaar die Waffen geſtreckt.
Das Commando Devilliers, beſtehend aus 200
Mann, 289 Pferden, 18 Wagen mit 260 Ge-
wehren und mehr als 10.000 Kugeln, übergab ſich
dem engliſchen General Warren. Im Commando
Devilliers befanden ſich 16 Führer der Auf-
ſtändiſchen. Devilliers trennte ſich und ging mit
einer kleinen Abtheilung oſtwärts.
Rückzug der Boeren.
London, 25. Juni. Lord Roberts meldet
aus Prätoria, daß Buller in Standerton einen
beträchtlichen Theil des rollenden Materials fand.
Die Boeren haben die Gegend verlaſſen. General
Hamilton beſetzte geſtern Heidelberg. Der Feind
floh bei ſeinem Herrannahen und wurde von be-
rittenen Truppen 6 bis 7 Meilen weit verfolgt.
Die Cavallerie zerſtreute den Feind. Am 22. d.
fand ein Scharmützel ſtatt. Die Boeren griffen die
engliſche Stellung bei Hermiſprit an und zerſtörten
drei Bahnübergänge durch Feuer.
Waffenſtreckung.
London, 24. Juni. Reuter’s Office meldet aus
Standerton: Die Burghers fahren fort, den Neutra-
litätseid zu leiſten, und die Waffen niederzulegen. Die
Truppenmacht, welche dem Präſidenten Krüger jetzt zur
Verfügung ſteht, wird auf 15.000 bis 20.000 Mann
geſchätzt; ſein einziger Gedanke ſoll es ſein, den Krieg
bis zu den amerikaniſchen Präſidentſchaftswahlen fort-
zuführen, da er hofft, daß dann eine Intervention er-
folgen werde.
Sportnachrichten.
Ringkämpfe. Reſultate der beiden letzten Tage:
Samſtag: Der Auſtralier Fengler warf den
Franzoſen Deſiré; der Franzoſe Pons den
Wiener Zwicker; der Pole Pytlaſinski
den Spanier Chorello; der Türke Achmed den
Wiener Hallmayer; der Belgier Robinetti
den Franzoſen Fournier. Sonntag: Der
Franzoſe Beaucoirois beſiegte den Belgier
Petri; der Auſtralier Fengler den Spanier
Chorello; der Holländer van der Berg
den Deutſchen Burghard; der Belgier Robi-
netti den Franzoſen Deſiré und der Deutſche
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