Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900.143 Wien, Dienstag Reichspost 26. Juni 1900 [Spaltenumbruch] vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben verunglückte dadurch, daß er bei Speisung eines bereits brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den Oberleib einsank. Ueber sein Geschrei eilte seine Frau hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem Meiler zog. Pietro erhielt schwere lebensgefährliche Brandwunden. -- Der Kaiser hat, wie die "Lai- bacher Zeitung" meldet, den durch Brand geschädigten Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä, Josef Potocar, Josef Kocman und Matthias Globelnik je eine Geldunterstützung von 80 K gespendet. -- In Smyrna ist eine Neuerkrankung an Pest vor- gekommen. Eine an Pest erkrankte Person ist ge- storben. -- Wie aus Kaltenleutgeben ge- meldet wird, fand dort Samstag die Eröffnung der Gasbeleuchtung statt. -- Der wegen Ermordung seines Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbesitzer Bela Papp beging im Gefängnisse zu Szatmar einen Selbstmordversuch. Der Wächter bemerkte jedoch noch rechtzeitig die That, so daß Papp an der Aus- führung seines Vorhabens verhindert werden konnte. -- Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu sieben Jahren Kerkers verurtheilte Hochstapler Julian Colognati ist in der Strafanstalt Stein gestorben. * Wetter. Warm mit Gewitterneigung. Zur Vermählung des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Chatek. Heute wurde folgende Hofansage ausgegeben: "Donnerstag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit- Die Obersten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die Die Herren vom Militär erscheinen in Gala ohne Die Zufahrt ist an der Botschafterstiege." Von privater Seite erfahren wir, daß diese Die königlich ungarischen Minister werden diesem Aus Budapest wird über den Inhalt des dem Die vom Erzherzoge, als dem nächstberechtigten In Bezug auf die Schließung der morganatischen Aus den Kronländern. Niederösterreich. Reisenberg. (Elementarschäden.) Am Krain. Laibach. (Die Straßentafeln.) Bürger- Tirol. Innsbruck. (Sonnenwende.) Vor den Mähren. Brünn. (Aus dem czechischen Lager.) Der Brünn. (Erinnerung an die verewigte Kaiserin.) [Spaltenumbruch] Küstenland. Trieft. (Gutenberg-Feier.) Der küsten- Telegramme. Czechische Massenversammlung. Münchengrätz, 24. Juni. Zu dem am Muszky- Neues Cabinet in Portugal. Lissabon, 25. Juni. Das neue Ministerium Wettersturz und dessen Verheerungen in Ungarn. Budapest, 24. Juni. Die an das Ackerbau- Konstantinopel, 24. Juni. Der amerikanische Der serbische Gesandte Mijatovitsch machte im Die gemischte Commission zur Regelung des Zoll- Der Sultan sandte an König Carol von Ru- Madrid, 24. Juni. Die Blätter veröffentlichen Rom, 25. Juni. Der Candidat der Regierung für Fiume, 25. Juni. 70 Mitglieder des Eisenbahn- 143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 [Spaltenumbruch] vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche Brandwunden. — Der Kaiſer hat, wie die „Lai- bacher Zeitung“ meldet, den durch Brand geſchädigten Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä, Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik je eine Geldunterſtützung von 80 K geſpendet. — In Smyrna iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor- gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge- ſtorben. — Wie aus Kaltenleutgeben ge- meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer Bela Papp beging im Gefängniſſe zu Szatmar einen Selbſtmordverſuch. Der Wächter bemerkte jedoch noch rechtzeitig die That, ſo daß Papp an der Aus- führung ſeines Vorhabens verhindert werden konnte. — Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu ſieben Jahren Kerkers verurtheilte Hochſtapler Julian Colognati iſt in der Strafanſtalt Stein geſtorben. * Wetter. Warm mit Gewitterneigung. Zur Vermählung des Erzherzogs Franz Ferdinand mit der Gräfin Chatek. Heute wurde folgende Hofanſage ausgegeben: „Donnerſtag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit- Die Oberſten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die Die Herren vom Militär erſcheinen in Gala ohne Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege.“ Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem Aus Budapeſt wird über den Inhalt des dem Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen Aus den Kronländern. Niederöſterreich. Reiſenberg. (Elementarſchäden.) Am Krain. Laibach. (Die Straßentafeln.) Bürger- Tirol. Innsbruck. (Sonnenwende.) Vor den Mähren. Brünn. (Aus dem czechiſchen Lager.) Der Brünn. (Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.) [Spaltenumbruch] Küſtenland. Trieft. (Gutenberg-Feier.) Der küſten- Telegramme. Czechiſche Maſſenverſammlung. Münchengrätz, 24. Juni. Zu dem am Muszky- Neues Cabinet in Portugal. Liſſabon, 25. Juni. Das neue Miniſterium Wetterſturz und deſſen Verheerungen in Ungarn. Budapeſt, 24. Juni. Die an das Ackerbau- Konſtantinopel, 24. Juni. Der amerikaniſche Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll- Der Sultan ſandte an König Carol von Ru- Madrid, 24. Juni. Die Blätter veröffentlichen Rom, 25. Juni. Der Candidat der Regierung für Fiume, 25. Juni. 70 Mitglieder des Eiſenbahn- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900</hi></fw><lb/><cb/> vannini Fu <hi rendition="#g">Pietro</hi> im <hi rendition="#g">Schladnitzgraben</hi><lb/> verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits<lb/> brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den<lb/> Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau<lb/> hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem<lb/> Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche<lb/> Brandwunden. — Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat, wie die „Lai-<lb/> bacher Zeitung“ meldet, den durch Brand geſchädigten<lb/> Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä,<lb/> Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik<lb/> je eine Geldunterſtützung von 80 <hi rendition="#aq">K</hi> geſpendet. — In<lb/><hi rendition="#g">Smyrna</hi> iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor-<lb/> gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge-<lb/> ſtorben. — Wie aus <hi rendition="#g">Kaltenleutgeben</hi> ge-<lb/> meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der<lb/> Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines<lb/> Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer<lb/> Bela <hi rendition="#g">Papp</hi> beging im Gefängniſſe zu <hi rendition="#g">Szatmar</hi><lb/> einen Selbſtmordverſuch. 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Juni 1900, um 12 Uhr Mit-<lb/> tags, findet in der geheimen Rathsſtube der Hofburg eine<lb/> feierliche <hi rendition="#g">Eidesablegung</hi> Sr. kaiſerl. und königl.<lb/> Hoheit des durchlauchtigſten Herrn Erzherzogs <hi rendition="#g">Franz<lb/> Ferdinand</hi> von <hi rendition="#g">Oeſterreich-Eſte</hi> ſtatt.</p><lb/> <p>Die Oberſten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die<lb/> Miniſter verſammeln ſich daſelbſt um ¾12 Uhr Vormittags,<lb/> um dieſem feierlichen Acte als Zeugen beizuwohnen.</p><lb/> <p>Die Herren vom Militär erſcheinen in Gala ohne<lb/> Dienſtesabzeichen, die Herren vom Civil in der kleinen<lb/> Uniform. Die Bänder der Ordens-Großkreuze werden nicht<lb/> getragen. Die beſtehende Hoftrauer wird nicht abgelegt.</p><lb/> <p>Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege.“</p><lb/> <p>Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe<lb/> feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs<lb/><hi rendition="#g">Franz Ferdinand</hi> vor dem Kaiſer, den Erz-<lb/> herzogen, den Oberſten Hofchargen, den Geheimen<lb/> Räthen und den Miniſtern aus Anlaß ſeiner bevor-<lb/> ſtehenden <hi rendition="#g">morganatiſchen Vermälung<lb/> mit Sophie Gräfin Chotek</hi> erfolgt und<lb/> die Stellung ſeiner künftigen Gemalin und der eventuell<lb/> aus dieſer Ehe hervorgehenden Deſcendenz betrifft.</p><lb/> <p>Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem<lb/> Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen-<lb/> den Mittwoch aus Budapeſt hier eintreffen.</p><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Budapeſt</hi> wird über den Inhalt des dem<lb/> Erzherzog auferlegten Eides gemeldet:</p><lb/> <p>Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten<lb/> Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende<lb/> Erklärung kann ſich auf nichts Anderes beziehen, als<lb/> daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu ſchließende<lb/><hi rendition="#g">Ehe</hi> eine <hi rendition="#g">morganatiſche</hi> iſt und die aus<lb/> dieſer Ehe entſtammenden Kinder nicht zur Thronfolge<lb/> berufen ſein können, daß aus demſelben Grunde ſeine<lb/> Gemalin nicht Königin ſein kann, daß ſie Stellung und<lb/> Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch<lb/> nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden.</p><lb/> <p>In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen<lb/> Ehe und der rechtlichen Folgen derſelben beſteht keine<lb/> Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung<lb/> Oeſterreichs und Ungarns dieſelbe iſt. Wer in Oeſter-<lb/> reich zur Thronfolge nicht berechtigt iſt, iſt auch in<lb/> Ungarn von derſelben ausgeſchloſſen. Im Uebrigen<lb/> kann einer morganatiſchen Ehe kein Erzherzog ent-<lb/> ſtammen, weil nur die Sproſſen einer ebenbürtigen Ehe<lb/> den Anſpruch auf Rang, Titel und Stellung eines<lb/> Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber ſind<lb/> nur die Erzherzoge des Erzhauſes berufen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus den Kronländern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Niederöſterreich.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Reiſenberg.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">(Elementarſchäden.)</hi> Am<lb/> 22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reiſenberg, Be-<lb/> zirk Mödling, ſowie über mehrere Ortſchaften im<lb/> Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel-<lb/> ſchlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume<lb/> entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver-<lb/> miſcht mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch<lb/> ſind bei uns <hi rendition="#g">ſämmtliche Weingärten,</hi><lb/> Krautfelder und der größte Theil der Frucht total<lb/><hi rendition="#g">vernichtet.</hi> Der Schaden iſt ſehr groß.<lb/> Wegen der hohen Prämie bei der Hagelverſicherung<lb/> waren nur einige Grundbeſitzer verſichtert, und es er-<lb/> weiſt ſich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine<lb/><hi rendition="#g">obligatoriſche Hagelverſicherung</hi><lb/> wäre. Die hierorts ſo ſchwer betroffenen Grundbeſitzer<lb/> werden an dieſem Elementarereigniß vorausſichtlich<lb/> mehrere Jahre hart zu tragen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Krain.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Laibach.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">(Die Straßentafeln.)</hi> Bürger-<lb/> meiſter Hribar und ſeine Getreuen geben noch keine<lb/> Ruhe. Als ob das Heil der ſloveniſchen Cultur davon<lb/><cb/> abhienge, wird der Kampf um die einſprachige Straßen-<lb/> tafel fortgeſetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be-<lb/> ſchloſſen, gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des<lb/> Innern, wonach die einſprachigſloveniſchen Straßen-<lb/> tafeln durch <hi rendition="#g">doppelſprachige</hi> zu erſetzen ſeien,<lb/> den Recurs an den <hi rendition="#g">Verwaltungsgerichts-<lb/> hof</hi> zu ergreifen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tirol.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Innsbruck.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">(Sonnenwende.)</hi> Vor den<lb/> Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen<lb/> oft verdächtig zu werden; beſonders die Sonnwendfeier<lb/> bringt pathologiſche Kriſen jedes Jahr mit einer<lb/> gewiſſen Sicherheit wieder, und alljährlich ſchwelgt die<lb/> radicalnationale Phraſenſucht bei dieſer Gelegenheit in<lb/> „wabernder Lohe“ u. ſ. w. Beſonders bedenklich aber<lb/> iſt es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den<lb/> Schönerianern zu der ſchmählichſten Parteihetze aus-<lb/> gebeutet wird, und bezeichnender Weiſe iſt es bei uns<lb/> Niemand anderer als der Vicebürgermeiſter der Stadt,<lb/> der in eiliger Geſchäftigkeit jüngſt den Anlaß zu wüſten<lb/> Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler<lb/> Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in ſeiner Be-<lb/> grüßungsanſprache bei der hieſigen Thal-Sonnwendfeier<lb/> den Beſuch derſelben als eine „Rieſenproteſtverſamm-<lb/> lung gegen alle Verſuche, den deutſchen und freien<lb/> Geiſt in Innsbruck <hi rendition="#g">durch pfäffiſche Mittel</hi><lb/> zu knebeln.“ Man weiß, wie Herr Dr. <hi rendition="#g">Erler</hi> dieſe<lb/> Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit<lb/> den Scherergeſellen durchaus nichts gemein haben<lb/> wollen. Was ſagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß<lb/> in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier<lb/> verſtreuten, von dem waſchechten Schönerianer Franz<lb/><hi rendition="#g">Kießling</hi> verfaßten Schrift über die Sommer-<lb/> ſonnenwende geſagt wird: „Auch das Verquicken der<lb/> Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern<lb/> iſt zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer ſoll bleiben,<lb/> was es unſeren Vätern war: ein völkiſch bedeut-<lb/> ſames Weihefeuer und <hi rendition="#g">kein politiſches<lb/> Demonſtrationsfeuer.</hi> Denn wir halten<lb/> an altem deutſchen Ziem und Brauch aus Liebe zu<lb/> angeſtammter Art feſt, und nicht etwa den politiſchen<lb/> Gegnern unſeres Volksthumes zum Hohne. Man<lb/> kann bei der Begehung altdeutſcher Bräuche völkiſch<lb/> (national) begeiſternde Worte ſprechen, ohne die<lb/><hi rendition="#g">ränkeſüchtige, deutſchthumsfeind-<lb/> liche</hi> Tagespolitik herbeiziehen zu müſſen! Dies ſei<lb/> namentlich den Veranſtaltern von Sonnwendfeiern in<lb/> der Oſtmark ins Gedächtniß gerufen!“ Dieſe Worte<lb/> der Flugſchrift ſind Herrn Dr. Erler nicht ſchlecht<lb/> auf den Pelz geſchrieben. Doch was kümmert das<lb/> den Innsbrucker Vice-Bürgermeiſter? Schimpfe fleißig<lb/> und nadere tapfer! So ſteht’s ſeit jeher in Manches<lb/> Deviſe.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Mähren.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Brünn.</hi> </head> <p>(Aus dem czechiſchen Lager.) Der<lb/> hieſige national-katholiſche „Hlas“ ſetzt ſeine Be-<lb/> kämpfung der jungczechiſchen Obſtruction fort. Das<lb/> Blatt erklärt, und darin hat es ſicher Recht, daß die<lb/> jungczechiſche Partei durch ihre Obſtruction im Reichs-<lb/> rathe das Intereſſe des czechiſchen Volkes um keinen<lb/> Schritt nach vorwärts gebracht, ſondern geſchädigt<lb/> habe. Durch die Schließung des Reichsrathes ſei der<lb/> deutſch-czechiſche Streit nicht erledigt, ſondern blos<lb/> vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs-<lb/> rathes würden die Czechen wieder dort ſtehen, wo ſie<lb/> vor der Skandal-Obſtruction geſtanden ſind. Der<lb/> Kampf um die Rechte der czechiſchen Sprache werde<lb/> wieder begonnen werden müſſen, und es ſtehe in<lb/> Frage, ob ſich die Lage nicht durch Octroyirung eines<lb/> Sprachengeſetzes, an deſſen Spitze die deutſche Ver-<lb/> mittlungsſprache ſtehe, für die Czechen verſchlimmert habe,<lb/> Die Gefahr der deutſchen Staatsſprache ſei allen<lb/> Ernſtes drohend geworden. Sicher ſei, daß mindeſtens<lb/> eine ſtrenge Geſchäftsordnung mit Einführung einer<lb/> Parlamentswache octroyirt und daß eine Obſtruction,<lb/> welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern<lb/> wolle, unmöglich gemacht werden ſoll. Wenn das<lb/> Sprachengeſetz nicht octroyirt werden ſollte, wie es die<lb/> Deutſchen wünſchen, dann müſſe ſich das Abgeordneten-<lb/> haus in erſter Linie mit den Sprachenvorlagen be-<lb/> ſchäftigen, und dann habe die Politik der „Narodni<lb/> Liſty“ den Czechen nur die Sorge um eine neue<lb/> Majorität gebracht, die das Sprachengeſetz auch dann<lb/> nicht zu Gunſten der Czechen erledigen würde. Das<lb/> Blatt fordert deshalb eine Verſammlung <hi rendition="#g">aller<lb/> ſlaviſchen</hi> Abgeordneten. Für den Fall der Fort-<lb/> ſetzung der jungczechiſchen Obſtruction in der Herbſt-<lb/> ſeſſion des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus<lb/> Polen, Katholiſche Bolkspartei, conſervativem Groß-<lb/> grundbeſitz, Südſlaven, Centrum, Rumänen und Chriſt-<lb/> lich-Socialen gebildet werden. Dieſer Verbindung<lb/> würden ſich auch einige vereinzelt ſtehende Abgeordnete<lb/> anſchließen. Dieſe Zukunfts-Muſik baſirt vorläufig noch<lb/> auf Phantaſie-Arbeit.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Brünn.</hi> </head> <p>(Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.)<lb/> Der mähriſche Landtag hatte am 29. December 1898<lb/> aus patriotiſchen Gründen eine Stiftung creirt, welche<lb/> zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiſerin<lb/> Eliſabeth alljährlich am 10. September als dem Sterb<supplied>e</supplied>-<lb/> tage der Herrſcherin 40 nach Mähren zuſtändige ver-<lb/> armte Familien mit je 50 <hi rendition="#aq">K</hi> durch den Landesaus-<lb/> ſchuß zu betheilen anordnet. Geſuche um Betheilung<lb/> aus dieſer Stiftung ſind mit dem Heimatſchein, dem<lb/> Armutszeugniß, der Heimats- und Aufenthaltsgemeinde,<lb/> dann einem Zeugniß über die Familienverhältniſſe bis<lb/> 15. Juli beim mähriſchen Landesausſchuß einzubringen.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Küſtenland.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Trieft.</hi> </head> <p><hi rendition="#g">(Gutenberg-Feier.)</hi> Der küſten-<lb/> ländiſche Buchdruckerverein veranſtaltete am 24. d., ge-<lb/> meinſam mit dem Verein der Buchdruckereibeſitzer, im<lb/> Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über-<lb/> aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfeſt ſtatt,<lb/> deſſen Erträgniß für die Witwen und Waiſen von<lb/> Buchdruckern beſtimmt iſt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Czechiſche Maſſenverſammlung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Münchengrätz,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Zu dem am Muszky-<lb/> berge bei Münchengrätz heute veranſtalteten Meeting<lb/> hatten ſich trotz ſchlechten Wetters gegen 60.000<lb/> Menſchen eingefunden, alſo die doppelte Zahl der<lb/> Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des-<lb/> ſelben ging ſtrömender Regen nieder; die Theilnehmer<lb/> harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor<lb/> aus Münchengrätz. Dann hielten die Vertreter aller<lb/> ſtaatsrechtlichen Parteien Anſprachen: Abg. Horica für<lb/> die Jungczechen, Durych für die Altczechen, Redacteur Klofac<lb/> im Namen der nationalen Arbeiterſchaft, Hruby für die<lb/> Agrarierpartei und Dr. Sobotka aus Königſaal für<lb/> die radicale Partei. Sämmtliche Redner legten Ge-<lb/> wicht auf die Einigkeit der ſtaatsrechtlichen Parteien<lb/> und ſprachen ſich gegen die Koerber’ſchen Sprachen-<lb/> geſetzentwürfe aus. Beſonders Dr. Sobotka opponirte<lb/> unter großem Beifall der Verſammlung gegen die<lb/> internationale Socialdemokratie und die neue czechifche<lb/> Volkspartei, wobei es zu ſehr heftigen Kundgebungen<lb/> gegen Prof. Maſaryk und deſſen Partei kam. Schließ-<lb/> lich verlas Zajzek aus Kosmanos eine Reſolution, in<lb/> welcher die bekannten czechiſchen Wünſche zum Aus-<lb/> druck gelangen. Dieſe Reſolution wurde einſtimmig<lb/> angenommen. Das Maſſenmeeting verlief ohne<lb/> Störung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neues Cabinet in Portugal.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Liſſabon,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>Das neue Miniſterium<lb/> iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Präſidium<lb/> und Inneres Hentze-Ribeiro, Miniſterium des<lb/> Aeußern Joarroyo, Finanzminiſterium Anſelmo<lb/> Andrade, Juſtizminiſterium Lampos Henriques,<lb/> Kriegsminiſterium Pimentel Pinto, Marinemini-<lb/> ſterium Teixeira Souſa, Miniſterium für öffent-<lb/> liche Arbeiten Pereira Santos.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wetterſturz und deſſen Verheerungen in<lb/> Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Die an das Ackerbau-<lb/> miniſterium über den Wetterſturz vom 21. bis 23. d.<lb/> eingelangten Berichte ſchildern denſelben in grellen<lb/> Farben. Die Ortſchaft Koprivar meldet einen ſtarken<lb/> Gewitterregen, welcher die Getreideſaaten niederlegte.<lb/> Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am<lb/> 22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher<lb/> die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große<lb/> Bäume wurden entwurzelt und in den Obſt- und<lb/> Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider iſt<lb/> auch ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. In<lb/> der Gemeinde Ekel wurde durch den Einſturz von<lb/> Häuſern eine Menge Vieh vernichtet. Daſelbſt<lb/> wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder<lb/> durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen<lb/> unter Waſſer geſetzt und ein bedeutender Schaden an-<lb/> gerichtet. Der Marktflecken Weſzegfalu (Comitat<lb/> Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen<lb/> Hagelſturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In<lb/> Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schloſſen von<lb/> der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradſzereda<lb/> (Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm,<lb/> Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen<lb/> Schloſſen von Haſelnußgröße. Mais und Gartenanbau<lb/> haben darunter arg gelitten. Die Ortſchaft Zerneſt<lb/> (Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel-<lb/> wetter großen Schaden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Der amerikaniſche<lb/> Geſchäftsträger überreichte geſtern der Pforte in Ange-<lb/> lengeit der bekannten Entſchädigungsanſprüche eine dritte<lb/> Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die<lb/> früheren Noten urgirt.</p><lb/> <p>Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im<lb/> Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial-<lb/> Tarifes.</p><lb/> <p>Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll-<lb/> tarifes zwiſchen der Türkei und Bulgarien hielt geſtern<lb/> unter Theilnahme des bulgariſchen Agenten ihre erſte<lb/> Sitzung ab.</p><lb/> <p>Der Sultan ſandte an König <hi rendition="#g">Carol</hi> von Ru-<lb/> mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desſelben<lb/> ein Condolenz-Telegramm.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 24. Juni.</dateline> <p>Die Blätter veröffentlichen<lb/> Depeſchen aus Oporto, welche die Richtigkeit der<lb/> Meldung, daß dort ein Peſtfall vorgekommen ſei, in<lb/> aller Form beſtreiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>Der Candidat der Regierung für<lb/> das Kammerpräſidium iſt der Deputirte Villa.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Fiume,</hi> 25. Juni.</dateline> <p>70 Mitglieder des Eiſenbahn-<lb/> Congreſſes ſind hier eingetroffen und beſichtigten die<lb/> Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranſtaltete<lb/> die Direction der ungariſchen Staatsbahnen zu Ehren<lb/> der fremden Gäſte ein Bankett. Nachmittags fuhr die<lb/> Geſellſchaft nach Abbazia und kehrte von dort nach<lb/> kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiſte<lb/> ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900
vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben
verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits
brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den
Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau
hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem
Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche
Brandwunden. — Der Kaiſer hat, wie die „Lai-
bacher Zeitung“ meldet, den durch Brand geſchädigten
Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä,
Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik
je eine Geldunterſtützung von 80 K geſpendet. — In
Smyrna iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor-
gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge-
ſtorben. — Wie aus Kaltenleutgeben ge-
meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der
Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines
Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer
Bela Papp beging im Gefängniſſe zu Szatmar
einen Selbſtmordverſuch. Der Wächter bemerkte jedoch
noch rechtzeitig die That, ſo daß Papp an der Aus-
führung ſeines Vorhabens verhindert werden konnte.
— Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu ſieben
Jahren Kerkers verurtheilte Hochſtapler Julian
Colognati iſt in der Strafanſtalt Stein
geſtorben.
* Wetter. Warm mit Gewitterneigung.
Zur Vermählung des Erzherzogs Franz
Ferdinand mit der Gräfin Chatek.
Heute wurde folgende Hofanſage ausgegeben:
„Donnerſtag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit-
tags, findet in der geheimen Rathsſtube der Hofburg eine
feierliche Eidesablegung Sr. kaiſerl. und königl.
Hoheit des durchlauchtigſten Herrn Erzherzogs Franz
Ferdinand von Oeſterreich-Eſte ſtatt.
Die Oberſten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die
Miniſter verſammeln ſich daſelbſt um ¾12 Uhr Vormittags,
um dieſem feierlichen Acte als Zeugen beizuwohnen.
Die Herren vom Militär erſcheinen in Gala ohne
Dienſtesabzeichen, die Herren vom Civil in der kleinen
Uniform. Die Bänder der Ordens-Großkreuze werden nicht
getragen. Die beſtehende Hoftrauer wird nicht abgelegt.
Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege.“
Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe
feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs
Franz Ferdinand vor dem Kaiſer, den Erz-
herzogen, den Oberſten Hofchargen, den Geheimen
Räthen und den Miniſtern aus Anlaß ſeiner bevor-
ſtehenden morganatiſchen Vermälung
mit Sophie Gräfin Chotek erfolgt und
die Stellung ſeiner künftigen Gemalin und der eventuell
aus dieſer Ehe hervorgehenden Deſcendenz betrifft.
Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem
Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen-
den Mittwoch aus Budapeſt hier eintreffen.
Aus Budapeſt wird über den Inhalt des dem
Erzherzog auferlegten Eides gemeldet:
Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten
Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende
Erklärung kann ſich auf nichts Anderes beziehen, als
daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu ſchließende
Ehe eine morganatiſche iſt und die aus
dieſer Ehe entſtammenden Kinder nicht zur Thronfolge
berufen ſein können, daß aus demſelben Grunde ſeine
Gemalin nicht Königin ſein kann, daß ſie Stellung und
Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch
nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden.
In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen
Ehe und der rechtlichen Folgen derſelben beſteht keine
Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung
Oeſterreichs und Ungarns dieſelbe iſt. Wer in Oeſter-
reich zur Thronfolge nicht berechtigt iſt, iſt auch in
Ungarn von derſelben ausgeſchloſſen. Im Uebrigen
kann einer morganatiſchen Ehe kein Erzherzog ent-
ſtammen, weil nur die Sproſſen einer ebenbürtigen Ehe
den Anſpruch auf Rang, Titel und Stellung eines
Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber ſind
nur die Erzherzoge des Erzhauſes berufen.
Aus den Kronländern.
Niederöſterreich.
Reiſenberg. (Elementarſchäden.) Am
22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reiſenberg, Be-
zirk Mödling, ſowie über mehrere Ortſchaften im
Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel-
ſchlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume
entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver-
miſcht mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch
ſind bei uns ſämmtliche Weingärten,
Krautfelder und der größte Theil der Frucht total
vernichtet. Der Schaden iſt ſehr groß.
Wegen der hohen Prämie bei der Hagelverſicherung
waren nur einige Grundbeſitzer verſichtert, und es er-
weiſt ſich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine
obligatoriſche Hagelverſicherung
wäre. Die hierorts ſo ſchwer betroffenen Grundbeſitzer
werden an dieſem Elementarereigniß vorausſichtlich
mehrere Jahre hart zu tragen haben.
Krain.
Laibach. (Die Straßentafeln.) Bürger-
meiſter Hribar und ſeine Getreuen geben noch keine
Ruhe. Als ob das Heil der ſloveniſchen Cultur davon
abhienge, wird der Kampf um die einſprachige Straßen-
tafel fortgeſetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be-
ſchloſſen, gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des
Innern, wonach die einſprachigſloveniſchen Straßen-
tafeln durch doppelſprachige zu erſetzen ſeien,
den Recurs an den Verwaltungsgerichts-
hof zu ergreifen.
Tirol.
Innsbruck. (Sonnenwende.) Vor den
Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen
oft verdächtig zu werden; beſonders die Sonnwendfeier
bringt pathologiſche Kriſen jedes Jahr mit einer
gewiſſen Sicherheit wieder, und alljährlich ſchwelgt die
radicalnationale Phraſenſucht bei dieſer Gelegenheit in
„wabernder Lohe“ u. ſ. w. Beſonders bedenklich aber
iſt es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den
Schönerianern zu der ſchmählichſten Parteihetze aus-
gebeutet wird, und bezeichnender Weiſe iſt es bei uns
Niemand anderer als der Vicebürgermeiſter der Stadt,
der in eiliger Geſchäftigkeit jüngſt den Anlaß zu wüſten
Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler
Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in ſeiner Be-
grüßungsanſprache bei der hieſigen Thal-Sonnwendfeier
den Beſuch derſelben als eine „Rieſenproteſtverſamm-
lung gegen alle Verſuche, den deutſchen und freien
Geiſt in Innsbruck durch pfäffiſche Mittel
zu knebeln.“ Man weiß, wie Herr Dr. Erler dieſe
Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit
den Scherergeſellen durchaus nichts gemein haben
wollen. Was ſagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß
in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier
verſtreuten, von dem waſchechten Schönerianer Franz
Kießling verfaßten Schrift über die Sommer-
ſonnenwende geſagt wird: „Auch das Verquicken der
Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern
iſt zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer ſoll bleiben,
was es unſeren Vätern war: ein völkiſch bedeut-
ſames Weihefeuer und kein politiſches
Demonſtrationsfeuer. Denn wir halten
an altem deutſchen Ziem und Brauch aus Liebe zu
angeſtammter Art feſt, und nicht etwa den politiſchen
Gegnern unſeres Volksthumes zum Hohne. Man
kann bei der Begehung altdeutſcher Bräuche völkiſch
(national) begeiſternde Worte ſprechen, ohne die
ränkeſüchtige, deutſchthumsfeind-
liche Tagespolitik herbeiziehen zu müſſen! Dies ſei
namentlich den Veranſtaltern von Sonnwendfeiern in
der Oſtmark ins Gedächtniß gerufen!“ Dieſe Worte
der Flugſchrift ſind Herrn Dr. Erler nicht ſchlecht
auf den Pelz geſchrieben. Doch was kümmert das
den Innsbrucker Vice-Bürgermeiſter? Schimpfe fleißig
und nadere tapfer! So ſteht’s ſeit jeher in Manches
Deviſe.
Mähren.
Brünn. (Aus dem czechiſchen Lager.) Der
hieſige national-katholiſche „Hlas“ ſetzt ſeine Be-
kämpfung der jungczechiſchen Obſtruction fort. Das
Blatt erklärt, und darin hat es ſicher Recht, daß die
jungczechiſche Partei durch ihre Obſtruction im Reichs-
rathe das Intereſſe des czechiſchen Volkes um keinen
Schritt nach vorwärts gebracht, ſondern geſchädigt
habe. Durch die Schließung des Reichsrathes ſei der
deutſch-czechiſche Streit nicht erledigt, ſondern blos
vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs-
rathes würden die Czechen wieder dort ſtehen, wo ſie
vor der Skandal-Obſtruction geſtanden ſind. Der
Kampf um die Rechte der czechiſchen Sprache werde
wieder begonnen werden müſſen, und es ſtehe in
Frage, ob ſich die Lage nicht durch Octroyirung eines
Sprachengeſetzes, an deſſen Spitze die deutſche Ver-
mittlungsſprache ſtehe, für die Czechen verſchlimmert habe,
Die Gefahr der deutſchen Staatsſprache ſei allen
Ernſtes drohend geworden. Sicher ſei, daß mindeſtens
eine ſtrenge Geſchäftsordnung mit Einführung einer
Parlamentswache octroyirt und daß eine Obſtruction,
welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern
wolle, unmöglich gemacht werden ſoll. Wenn das
Sprachengeſetz nicht octroyirt werden ſollte, wie es die
Deutſchen wünſchen, dann müſſe ſich das Abgeordneten-
haus in erſter Linie mit den Sprachenvorlagen be-
ſchäftigen, und dann habe die Politik der „Narodni
Liſty“ den Czechen nur die Sorge um eine neue
Majorität gebracht, die das Sprachengeſetz auch dann
nicht zu Gunſten der Czechen erledigen würde. Das
Blatt fordert deshalb eine Verſammlung aller
ſlaviſchen Abgeordneten. Für den Fall der Fort-
ſetzung der jungczechiſchen Obſtruction in der Herbſt-
ſeſſion des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus
Polen, Katholiſche Bolkspartei, conſervativem Groß-
grundbeſitz, Südſlaven, Centrum, Rumänen und Chriſt-
lich-Socialen gebildet werden. Dieſer Verbindung
würden ſich auch einige vereinzelt ſtehende Abgeordnete
anſchließen. Dieſe Zukunfts-Muſik baſirt vorläufig noch
auf Phantaſie-Arbeit.
Brünn. (Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.)
Der mähriſche Landtag hatte am 29. December 1898
aus patriotiſchen Gründen eine Stiftung creirt, welche
zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiſerin
Eliſabeth alljährlich am 10. September als dem Sterbe-
tage der Herrſcherin 40 nach Mähren zuſtändige ver-
armte Familien mit je 50 K durch den Landesaus-
ſchuß zu betheilen anordnet. Geſuche um Betheilung
aus dieſer Stiftung ſind mit dem Heimatſchein, dem
Armutszeugniß, der Heimats- und Aufenthaltsgemeinde,
dann einem Zeugniß über die Familienverhältniſſe bis
15. Juli beim mähriſchen Landesausſchuß einzubringen.
Küſtenland.
Trieft. (Gutenberg-Feier.) Der küſten-
ländiſche Buchdruckerverein veranſtaltete am 24. d., ge-
meinſam mit dem Verein der Buchdruckereibeſitzer, im
Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über-
aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfeſt ſtatt,
deſſen Erträgniß für die Witwen und Waiſen von
Buchdruckern beſtimmt iſt.
Telegramme.
Czechiſche Maſſenverſammlung.
Münchengrätz, 24. Juni. Zu dem am Muszky-
berge bei Münchengrätz heute veranſtalteten Meeting
hatten ſich trotz ſchlechten Wetters gegen 60.000
Menſchen eingefunden, alſo die doppelte Zahl der
Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des-
ſelben ging ſtrömender Regen nieder; die Theilnehmer
harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor
aus Münchengrätz. Dann hielten die Vertreter aller
ſtaatsrechtlichen Parteien Anſprachen: Abg. Horica für
die Jungczechen, Durych für die Altczechen, Redacteur Klofac
im Namen der nationalen Arbeiterſchaft, Hruby für die
Agrarierpartei und Dr. Sobotka aus Königſaal für
die radicale Partei. Sämmtliche Redner legten Ge-
wicht auf die Einigkeit der ſtaatsrechtlichen Parteien
und ſprachen ſich gegen die Koerber’ſchen Sprachen-
geſetzentwürfe aus. Beſonders Dr. Sobotka opponirte
unter großem Beifall der Verſammlung gegen die
internationale Socialdemokratie und die neue czechifche
Volkspartei, wobei es zu ſehr heftigen Kundgebungen
gegen Prof. Maſaryk und deſſen Partei kam. Schließ-
lich verlas Zajzek aus Kosmanos eine Reſolution, in
welcher die bekannten czechiſchen Wünſche zum Aus-
druck gelangen. Dieſe Reſolution wurde einſtimmig
angenommen. Das Maſſenmeeting verlief ohne
Störung.
Neues Cabinet in Portugal.
Liſſabon, 25. Juni. Das neue Miniſterium
iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Präſidium
und Inneres Hentze-Ribeiro, Miniſterium des
Aeußern Joarroyo, Finanzminiſterium Anſelmo
Andrade, Juſtizminiſterium Lampos Henriques,
Kriegsminiſterium Pimentel Pinto, Marinemini-
ſterium Teixeira Souſa, Miniſterium für öffent-
liche Arbeiten Pereira Santos.
Wetterſturz und deſſen Verheerungen in
Ungarn.
Budapeſt, 24. Juni. Die an das Ackerbau-
miniſterium über den Wetterſturz vom 21. bis 23. d.
eingelangten Berichte ſchildern denſelben in grellen
Farben. Die Ortſchaft Koprivar meldet einen ſtarken
Gewitterregen, welcher die Getreideſaaten niederlegte.
Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am
22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher
die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große
Bäume wurden entwurzelt und in den Obſt- und
Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider iſt
auch ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. In
der Gemeinde Ekel wurde durch den Einſturz von
Häuſern eine Menge Vieh vernichtet. Daſelbſt
wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder
durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen
unter Waſſer geſetzt und ein bedeutender Schaden an-
gerichtet. Der Marktflecken Weſzegfalu (Comitat
Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen
Hagelſturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In
Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schloſſen von
der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradſzereda
(Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm,
Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen
Schloſſen von Haſelnußgröße. Mais und Gartenanbau
haben darunter arg gelitten. Die Ortſchaft Zerneſt
(Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel-
wetter großen Schaden.
Konſtantinopel, 24. Juni. Der amerikaniſche
Geſchäftsträger überreichte geſtern der Pforte in Ange-
lengeit der bekannten Entſchädigungsanſprüche eine dritte
Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die
früheren Noten urgirt.
Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im
Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial-
Tarifes.
Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll-
tarifes zwiſchen der Türkei und Bulgarien hielt geſtern
unter Theilnahme des bulgariſchen Agenten ihre erſte
Sitzung ab.
Der Sultan ſandte an König Carol von Ru-
mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desſelben
ein Condolenz-Telegramm.
Madrid, 24. Juni. Die Blätter veröffentlichen
Depeſchen aus Oporto, welche die Richtigkeit der
Meldung, daß dort ein Peſtfall vorgekommen ſei, in
aller Form beſtreiten.
Rom, 25. Juni. Der Candidat der Regierung für
das Kammerpräſidium iſt der Deputirte Villa.
Fiume, 25. Juni. 70 Mitglieder des Eiſenbahn-
Congreſſes ſind hier eingetroffen und beſichtigten die
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranſtaltete
die Direction der ungariſchen Staatsbahnen zu Ehren
der fremden Gäſte ein Bankett. Nachmittags fuhr die
Geſellſchaft nach Abbazia und kehrte von dort nach
kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiſte
ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath
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