Reichspost. Nr. 41, Wien, 11.02.1896.Wien, Dienstag Reichspost 11. Februar 1896 41 [Spaltenumbruch] er möge sofort um seine Pensionirung ansuchen. Südtirol, 8. Februar. Die unter dem Einflusse Küstenland. Seit sechs und ein halb Jahren Die slovenischen Abgeordneten am Triester Im Istrianer Landtage zwangen die Italiener [Spaltenumbruch] ehemaligen Samengo'schen Etablissement vorbei, das Nun erhebt sich bald zur Linken des Weges Semona, "Wohl ihm, selig muß ich ihn preisen, Der in der Stille der ländlichen Flur, Fern' von des Lebens verworrenen Kreisen Kindlich liegt an der Brust der Natur." [Spaltenumbruch] Theater zu Pirano, wo man sich ganz ungenirt in Im Görzischen ist es auch nicht besser. Im Solche Früchte zeitigt im Küstenlande das Regime Ungarn. Der Pulszky-Scandal zieht in Buda- Vor der Tagesordnung unterbreitet im Abge- Nach der Pause polemisirt Abg. Kovacs mit Die Gesetzgebung habe die Pflicht, sich mit diesen Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 41 [Spaltenumbruch] er möge ſofort um ſeine Penſionirung anſuchen. Südtirol, 8. Februar. Die unter dem Einfluſſe Küſtenland. Seit ſechs und ein halb Jahren Die ſloveniſchen Abgeordneten am Trieſter Im Iſtrianer Landtage zwangen die Italiener [Spaltenumbruch] ehemaligen Samengo’ſchen Etabliſſement vorbei, das Nun erhebt ſich bald zur Linken des Weges Semona, „Wohl ihm, ſelig muß ich ihn preiſen, Der in der Stille der ländlichen Flur, Fern’ von des Lebens verworrenen Kreiſen Kindlich liegt an der Bruſt der Natur.“ [Spaltenumbruch] Theater zu Pirano, wo man ſich ganz ungenirt in Im Görziſchen iſt es auch nicht beſſer. Im Solche Früchte zeitigt im Küſtenlande das Regime Ungarn. Der Pulszky-Scandal zieht in Buda- Vor der Tagesordnung unterbreitet im Abge- Nach der Pauſe polemiſirt Abg. Kovacs mit Die Geſetzgebung habe die Pflicht, ſich mit dieſen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 41</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="pensionirungen2" prev="#pensionirungen1" type="jArticle" n="3"> <p>er möge ſofort um ſeine Penſionirung anſuchen.<lb/> Es wäre intereſſant, zu wiſſen, ob hier Platz ge-<lb/> macht wird für „gewiegte Juriſten“ oder für<lb/> Herren mit dem „gemeinſamen Ziele“ auf ver-<lb/> ſchiedenen Wegen nach Muſter Szczepanowski.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Südtirol,</hi> 8. Februar.</dateline> <p>Die unter dem Einfluſſe<lb/> des Judenliberalismus ſtehende Regierung hat über<lb/> den Tiroler Landtag wieder einen bedeutenden Sieg<lb/> davongetragen. Am 5. d. M. wurde die Regierungs-<lb/> vorlage, das <hi rendition="#g">Grundbuch</hi> betreffend, in allen ihren<lb/> weſentlichen Punkten angenommen. Der Annahme<lb/> ging eine heiße Debatte voraus, in welcher Dr. von<lb/><hi rendition="#g">Grabmayer</hi> als begeiſterter Anwalt des Grund-<lb/> buches fungirte, wogegen Herr von <hi rendition="#g">Zallinger</hi><lb/> in ausgezeichneter Weiſe die verklebten wunden Punkte<lb/> des Grundbuches enthüllte. Wie im Vorjahre für<lb/> das Wehrgeſetz, ſo echauffirte ſich Dr. <hi rendition="#g">Wacker-<lb/> nel</hi> diesmal für das von der Regierung warm<lb/> empfohlene Grundbuch und verſuchte die Gegner<lb/> durch <hi rendition="#g">übelangebrachte Witze</hi> lächerlich zu<lb/> machen. Die Oppoſitionspartei aber vertrat ein<lb/> ganz poſitives Gegenprogramm im Antrage für ein<lb/><hi rendition="#g">verbeſſertes Verfachbuch.</hi> Seltſam war<lb/> die in mehreren Variationen wiederkehrende Logik der<lb/> conſervativen Grundbuchfreunde; dieſelben behaupteten<lb/> nämlich, daß das verbeſſerte Verfachbuch zu drei Vier-<lb/> theilen ſchon Grundbuch ſei, trotzdem aber verwarfen<lb/> ſie das Erſtere und mutheten den Gegnern noch oben-<lb/> drein zu, ſie ſollten von ihrem Programme abgehen<lb/> und das Grundbuch ſammt ſeinen ſcharfen Ecken und<lb/> Kanten verſchlucken. Die Regierungsvorlage wurde<lb/> hauptſächlich durch den Miniſterial-Viceſecretär<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Schumacher</hi> vertreten. Es war ein ſehr<lb/> ſchlau berechneter Coup, die angenehme Perſönlichkeit<lb/> eines Dr. Schumacher zur Liebeswerbung der Tiroler<lb/> Landesvertretung nach Innsbruck zu citiren, in dieſer<lb/> Hinſicht iſt die Regierung Tirol gegenüber heute<lb/> klüger als in den Siebziger Jahren. Der Coup hat<lb/> gezogen. Es muß noch hervorgehoben werden, daß die<lb/> Gegner des Grundbuches vorzüglich den <hi rendition="#g">ſocial-<lb/> politiſchen</hi> Schäden eines ſolchen <hi rendition="#g">die Er-<lb/> leichterung einer weiteren Hypo-<lb/> thekarverſchuldung, die hie mit ver-<lb/> bundene Auslieferung Tirols</hi> an das<lb/><hi rendition="#g">ausländiſche Capital</hi> als Motive ihrer<lb/> ablehnenden Haltung vorführten. Es iſt in der That<lb/> kein Zweifel, daß das Syſtem des Grundbuches von<lb/> capitaliſtiſchem Geiſte durchweht iſt, inſoferne iſt es<lb/> aber ganz unrichtig, daß <hi rendition="#g">die politiſche Partei-<lb/> ſtellung</hi> bei der Verhandlung über dasſelbe <hi rendition="#g">nicht<lb/> in Betracht kommen konnte,</hi> das Gegen-<lb/> theil iſt richtig, es wohnt dem Grundbuche tief der<lb/><hi rendition="#g">ökonomiſche Liberalismus inne,</hi><lb/> darum ſtimmte auch die liberale Partei geſchloſſen wie<lb/> ein Mann, inſtinktmäßig für das Grundbuch. Herzlich<lb/> zu bedauern iſt es, daß 15 Conſervative Nordtirols<lb/> die liberale, capitaliſtiſche Grundidee des Grundbuches<lb/> verkennend, dem letzteren zur Annahme im Hauſe ver-<lb/> halfen. Hiemit hat der von der Regierung noch immer<lb/> gehätſchelte ökonomiſche Liberalismus über das <hi rendition="#g">Volks-</hi><lb/> intereſſe geſiegt. Mit den Liberalen ſtimmten 9 Juriſten<lb/><cb/> d. i. alle Advocaten des Landtages mit Ausnahme<lb/> eineseinzigen. Einige Bauern kippten, vom Regierungswohl-<lb/> wollen betäubt, noch in letzter Stunde um, indem ſie gegen<lb/> ihre vorausgehende Haltung, für das Grundbuch<lb/> ſtimmten. Sehr erfreulich iſt es, daß ſämmtliche con-<lb/> ſervative Südtiroler (zwölf) in gerechter und verſtändiger<lb/> Berückſichtigung der wirthſchaftlichen Intereſſen des<lb/> Volkes das Grundbuch unnachſichtlich verworfen haben.<lb/> Ein beſonderes Verdienſt hiefür gebührt dem Obmanne<lb/> des Grundbuchausſchuſſes, dem volksfreundlichen Herrn<lb/> von Zallinger. Die Südtiroler Conſervativen haben mit<lb/> ihrer Abſtimmung nicht weniger ihren ſcharfen Einblick<lb/> in den öconomiſchen capitaliſtiſchen Liberalismus, als<lb/> ihr tiefes Verſtändniß für die thatſächlichen Intereſſen<lb/> des Volkes bekundet. Dr. <hi rendition="#g">Kathrein</hi> durfte ſich den<lb/> Faſchingsſcherz erlauben, ſowohl gegen den Antrag der<lb/> Majorität, als den der Minorität zu ſtimmen. — In<lb/> dieſen Tagen fchließt die erſte Seſſion des Landtages;<lb/> letztere war beſonders markirt durch das volkswirth-<lb/> ſchaftliche chriſtlich-ſociale Reformbeſtreben des hochver-<lb/> dienten Herrn Dr. <hi rendition="#g">Schöpfer.</hi> Wir gratuliren hiezu<lb/> dem Landtage beſtens. Dr. Schöpfer ehrt gleichzeitig<lb/> hiemit die vorzügliche Lehranſtalt, der er angehört.</p> </div><lb/> <div xml:id="küstenland1" next="#küstenland2" type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Küſtenland.</hi> </head> <p>Seit ſechs und ein halb Jahren<lb/> regiert und waltet gleich einem Halbgott im Küſten-<lb/> lande als Statthalter <hi rendition="#g">Rinaldini</hi> unbeſchränkt nach<lb/> ſeinen eigenen Geſetzen, zum größten Nachtheile des<lb/> Geſammtſtaates und des öſterreichiſchen Gedankens. Die<lb/> Folgen der unglückſeligen Politik Rinaldini’s haben auch<lb/> ſchon die entſprechenden Früchte gezeitigt, denn das<lb/> Küſtenland iſt, wie ſich unlängſt ein Irredentiſt in<lb/> ſeinem Freundeskreiſe äußerte, für Italien vollkommen<lb/> reif; daß auch die Führer der italieniſchen judenliberalen<lb/> Partei dieſer Anſicht huldigen, beweiſen zur Genüge die<lb/> unaufhörlichen irredentiſtiſchen Demonſtrationen in<lb/> Trieſt, in den verſchiedenen Städten Iſtriens und in<lb/> Görz. Auch die drei küſtenländiſchen Landtage<lb/> reflectiren dieſe Strömung, da in derſelben die ſlaviſchen<lb/> Abgeordneten von den Italienern in noch nie da-<lb/> geweſener Weiſe terroriſirt, majoriſirt und bagatelliſirt<lb/> werden, obwohl ſie gut dreiviertel der geſammten Be-<lb/> völkerung des Landes vertreten.</p><lb/> <p>Die ſloveniſchen Abgeordneten am <hi rendition="#g">Trieſter</hi><lb/> Landtage nahmen an den Verhandlungen desſelben nicht<lb/> theil, weil ſie ſich weder den Beleidigungen ſeitens ihrer<lb/> italieniſchen Collegen, noch den Inſulten des bezahlten<lb/> Galleriepöbels ausſetzen wollten. Weil in dieſem Land-<lb/> tage der Vorſitzende eine Demonſtration für Baratieri<lb/> und die italieniſche Armee nicht zulaſſen durfte, ver-<lb/> ließen die extrem-radicalen Abgeordneten oſtentativ den<lb/> Landtagsſaal, was ſie auch am Schluſſe der Seſſion<lb/> thaten, als der Landeshauptmann eben im Begriffe<lb/> war, das <hi rendition="#g">dreifache Hoch</hi> auf Seine Majeſtät<lb/> auszubringen. Die Ohren der Trieſter „beſonnenen und<lb/> gemäßigten“ Elemente vertragen eben ſo was nicht! —</p><lb/> <p>Im <hi rendition="#g">Iſtrianer</hi> Landtage zwangen die Italiener<lb/> die ſlaviſchen Abgeordneten auf brutale, gar nicht par-<lb/> lamentariſche Weiſe zum Austritte. Das Straßengeſindel<lb/> verhöhnte und bedrohte ſie, ſo daß ſie eilig die Stadt<lb/> verlaſſen mußten. Uebrigens charakteriſiren die Stim-<lb/> mung und die Geſinnung gewiſſer Kreiſe Iſtriens die<lb/> tagtäglichen Demonſtrationen für Italien. So jene im</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="wippachthal2" prev="#wippachthal1" type="jArticle" n="2"> <p>ehemaligen Samengo’ſchen Etabliſſement vorbei, das<lb/> jetzt ruht und allein eine Arbeitskraft von 300<lb/> Pferdekräften ſtellte. Das Flüßchen Hubel theilt<lb/> auch das Küſtenland und Krain. Eine ſteinerne<lb/> Brücke führt über das Flußbett, die Aiduſſina von<lb/> Sturie ſcheidet. Sturie iſt der erſte zu Krain gehörige<lb/> Ort und ſcheint faſt ein Theil von Aiduſſina zu ſein.<lb/> Im weiteren Verlaufe unſerer Wanderung treffen wir<lb/> auf das Heiligthum Maria Loc (Maria in der Au).<lb/> Es iſt dies eine ſehr beſuchte Wallfahrtskirche, die be-<lb/> ſonders im Auguſt und September das Ziel aller<lb/> frommen Bauern der Umgegend iſt. Das Heiligthum<lb/> iſt ſehr groß und macht mit ſeinen weißgetünchten<lb/> kahlen Wänden einen melancholiſchen Eindruck auf den<lb/> Beſucher. Die Fresken, welche das Presbyterium und<lb/> die Decke ſchmücken, zeugen von mehr gutem Willen,<lb/> als künſtleriſchem Talent und Geſchmack. Auch die<lb/> Altarblätter der Seitenaltäre ſind mittelmäßige Fresco-<lb/> bilder. Die Perle der Kirche iſt das Marienbild des<lb/> Hochaltares, von unbekannter Hand gefertigt. Wohl<lb/> habe ich künſtleriſch vollendete Madonnenbilder geſehen,<lb/> aber keines, das an Innigkeit und Zartheit dem Bilde<lb/> von Maria Loc gleichkam. Neben dem Gotteshauſe<lb/> ſteht eine Granitſäule mit der Statue eines in den<lb/> neapolitaniſchen Kämpfen gefallenen Huſaren, welcher<lb/> hier begraben wurde.</p><lb/> <p>Nun erhebt ſich bald zur Linken des Weges Semona,<lb/> die großen Weinkellereien des Grafen Lanthieri, die einſt<lb/> Zeugen großartiger Gelage geweſen ſein ſollen. Noch<lb/> eine Biegung des Weges und Wippach liegt vor uns.<lb/> Ein liebes Oertchen iſt’s, mit 4000 Einwohnern, in das<lb/> uns eine Brücke über den Fluß Bela führt, der aber<lb/> im Sommer gänzlich ausgetrocknet iſt. Das bedeutendſte<lb/> Gebäude des Ortes iſt der Palaſt des Grafen Lanthieri,<lb/> in dem auch das Steueramt und das Bezirksgericht<lb/> untergebracht ſind. Hinter dem Palaſte liegt eine Re-<lb/> ſtauration, wo das Bier in einem in den Felſen ge-<lb/> grabenen Keller den ganzen Sommer friſch bleibt. Dort<lb/> quillt auch aus dem Berge die Wippach, der Frigidus<lb/> der Römer, rechts und links von zwei Quellen verſtärkt,<lb/> ſo daß ſie ſchon wenige Schritte vom Urſprung entfernt,<lb/> mit einem Kahne befahren werden kann. Wahrſcheinlich<lb/> fließt die Wippach in unterirdiſchen, noch nicht bekannten<lb/> Höhlen im Nanos, wie man denn auch im Wippachthal,<lb/><cb/> wenn man aufmerkſam horcht, ein unterirdiſches Rauſchen<lb/> und Toſen vernehmen kann, das für den Uneinge-<lb/> weihten Anfangs allerdings etwas Unheimliches an<lb/> ſich hat. Wippach hat auch eine ſchöne, von dem<lb/> ſeligen Wolf mit werthvollen Fresken geſchmückte<lb/> Kirche, die dem heiligen Stefanus geweiht iſt. Oft<lb/> und oft dachte ich, wenn ich dieſe Kirche betrat, an<lb/> mein Wien, das ja auch ſein ſchönſtes Gotteshaus<lb/> für den heiligen Erzmarthyrer erbaut hat. Verläßt<lb/> man Wippach, ſo öffnet ſich vor uns ein weites Thal,<lb/> rechts und links von Bergen begrenzt. Geradeüber<lb/> dem Marktflecken ſteigt ein mäßig hoher, ſteinbedeckter<lb/> Hügel empor, von einer Ruine gekrönt — — dem<lb/> letzten Ueberreſte des Stammſchloſſes der Grafen<lb/> Lanthieri. Hinter dieſem Hügel ragt der Nanos<lb/> 1300 Meter hoch in die Luft, zu ſeinen Füßen liegt<lb/> auf einer Erhebung das anmuthige Gradiſce, mit<lb/> ſeinem Kirchlein inmitten, zu dem 13 Kreuzwegcapellen<lb/> emporleiten. Rechts zieht die Kette des Zaven, um<lb/> ihn ballen ſich die Wolken, wenn die Wetter empor-<lb/> ſteigen, und es iſt kein gutes Zeichen, wenn<lb/> die Blitze um ſeine Spitze zucken, denn das<lb/> bedeutet große Gewitter, ſagen die Landleute. So weit<lb/> nun unſer Auge die Ebene überſchaut, Wieſen, nichts<lb/> als Wieſen. — Die Bewohner treiben nichts als Vieh-<lb/> zucht, denn das häufig austretende Waſſer, welches das<lb/> Thal ſo überſchwemmt, daß es wie ein gewaltiger Strom<lb/> ausſieht — ich habe ſelbſt eine ſolche Hochfluth erlebt —<lb/> vernichtet Alles. Kaum ein wenig Mais und Gemüſe<lb/> können die armen Leute bauen. Von Wippach führt<lb/> der Weg bis St. Veit, wo das Thal ſich ſchließt. In<lb/> neueſter Zeit hat man eine Hochſtraße am Fuße des<lb/> Nanos über einen Hügel gebahnt, die bis Prewald und<lb/> Adelsberg geleitet. Nicht Reichthum an pittoresken<lb/> Naturſchönheiten iſt’s, auch kein durchaus ſüdliches<lb/> Klima, die Bora bläſt und pfeift oft empfindlich, aber<lb/> anſpruchsloſe Einfachheit und Stille, ſüßer Frieden,<lb/> was der müde Wanderer hier findet und was ihn er-<lb/> innern mag an Schiller’s Wort:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wohl ihm, ſelig muß ich ihn preiſen,</l><lb/> <l>Der in der Stille der ländlichen Flur,</l><lb/> <l>Fern’ von des Lebens verworrenen Kreiſen</l><lb/> <l>Kindlich liegt an der Bruſt der Natur.“</l> </lg><lb/> <byline> <hi rendition="#g">Bertha Pelican.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="küstenland2" prev="#küstenland1" type="jArticle" n="3"> <p>Theater zu Pirano, wo man ſich ganz ungenirt in<lb/> hochverrätheriſchen Ausdrücken für den italieniſchen<lb/> „Helden“ Baratieri begeiſterte.</p><lb/> <p>Im <hi rendition="#g">Görziſchen</hi> iſt es auch nicht beſſer. Im<lb/> Landtage treiben, wie wir ſchon berichteten, die libe-<lb/> ralen italieniſchen Abgeordneten Obſtructionspolitik<lb/> und verlaſſen jedesmal den Saal,. ſobald die<lb/> Slovenen einen ihnen nützlichen Antrag einbringen.<lb/> Nicht beſſer treiben es die Herren im Finanz-Ausſchuſſe<lb/> in welchem ſie die gerechteſten und nothwendigſten<lb/> Forderungen der Slovenen begraben oder hinter-<lb/> treiben.</p><lb/> <p>Solche Früchte zeitigt im Küſtenlande das Regime<lb/> Rinaldini. Die Central-Regierung hätte mit Um-<lb/> gehung der Statthalterei verſchiedene Mittel in der<lb/> Hand, um die Obſtruction der Italiener zu hinter-<lb/> treiben und ſie zu zwingen, den ſloveniſchen Forderungen<lb/> gerecht zu ſein; ſo z. B. Entziehung der Staats-<lb/> ſubvention der italieniſchen gewerblichen Fortbildungs-<lb/> ſchule, wenn die Italiener einer gleichen ſloveniſchen<lb/> Schule eine ſolche aus Landesmitteln noch weiter<lb/> verweigern; ausgiebige Unterſtützung aus Staats-<lb/> mitteln der angeſtrebten ſloveniſchen gewerblichen<lb/> Fortbildungsſchule und der ſlovenifchen Privatvolks-<lb/> ſchule in Görz. Zwei dringende Bedürfniſſe der<lb/> Slovenen, die im Landtage Jahr für Jahr auf den<lb/> Widerſtand der Italiener ſtoßen und ſo jede gedeihliche<lb/> Entwicklung der Landtagsverhandlungen ſchon <hi rendition="#aq">a pri-<lb/> ori</hi> unmöglich machten.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Der <hi rendition="#b">Pulszky-Scandal</hi> zieht in <hi rendition="#g">Buda-<lb/> peſt</hi> immer größere Kreiſe. Während der Miniſter<lb/><hi rendition="#g">Wlaſſics</hi> noch vor wenigen Tagen im Abge-<lb/> ordnetenhauſe die Verſicherung gab, <hi rendition="#g">Pulszky</hi><lb/> habe nur mehr über 7000 fl. Rechnung zu legen,<lb/> auch ſeien die vom ſelben angekauften Bilder<lb/> werthvolle Kunſtwerke, iſt es heute jedermann be-<lb/> kannt, daß ſich die nicht verrechnete Summe weit<lb/> höher ſtellt, daß gerade die theuerſten Gemälde<lb/> ſich als werthloſen Schund erweiſen und daß ſich<lb/> der ſaubere Director bei den Ankäufen gemeine<lb/> Schwindeleien zu Schulden kommen ließ. Nament-<lb/> lich die Geſchichte des Bilderkaufs mit der ſog.<lb/> Gräfin <hi rendition="#g">Chevigny</hi> hat einen Hintergrund, der<lb/> die bodenloſe Gewiſſenloſigkeit Pulszky’s in das<lb/> hellſte Licht ſtellt. Das Privatleben desſelben iſt<lb/> ein ſolches, daß die Polizei dasſelbe bei jedem<lb/> gewöhnlichen Menſchen beanſtänden müßte, bei dem<lb/> hohen Beamten that ſie es nicht! Aus dieſen<lb/> Gründen werden im Abgeordnetenhauſe ſtürmiſche<lb/> Debatten erwartet und viele Interpellationen vor-<lb/> bereitet, welche ſich überdies auch auf die Ober-<lb/> und Vicegeſpansaffairen beziehen, welche wie Pilze<lb/> nach einem warmen Regen wachſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Vor der Tagesordnung unterbreitet <hi rendition="#b">im Abge-<lb/> ordnetenhauſe</hi> Präſident <hi rendition="#g">Perczel</hi> das Mandat<lb/> des in Zichy-Falu gewählten Abgeordneten <hi rendition="#g">Daniel.</hi><lb/> Bei Fortſetzung der Generaldebatte über das Budget<lb/> des Cultus- und Unterrichtsminiſteriums beſpricht<lb/><hi rendition="#g">Smialovszky</hi> die <hi rendition="#g">Frage der Congrua.</hi><lb/> Abg. <hi rendition="#g">Molnar</hi> erklärt ſich für den Beſchlußantrag<lb/><hi rendition="#g">Ugron.</hi> </p><lb/> <p>Nach der Pauſe polemiſirt Abg. <hi rendition="#g">Kovacs</hi> mit<lb/> dem Abg. <hi rendition="#g">Pap.</hi> Abg. Graf <hi rendition="#g">Apponyi</hi> erklärt, er<lb/> könne ſich nicht mit den aufgetauchten Cultus- und<lb/> Unterrichtsfragen beſchäftigen, ſondern müſſe eine pein-<lb/> liche Affaire erörtern, die ſich zum europäiſchen Scan-<lb/> dale herausgewachſen habe. Es wurden verhältnismäßig<lb/> große Summen verausgabt, ohne daß die Geſetzgebung<lb/> dieſelben votirt hatte. <hi rendition="#g">Die Regierung müſſe<lb/> die Motive klarlegen, warum ſie<lb/> dieſe Summen auf eigene Verant-<lb/> wortung verausgabt habe,</hi> und ob ſie<lb/> die <hi rendition="#aq">diligentia patris familias</hi> beobachtet habe.</p><lb/> <p>Die Geſetzgebung habe die Pflicht, ſich mit dieſen<lb/> Angelegenheiten zu befaſſen Der Beſchluß der Landes-<lb/> Millenniumscommiſſion könne nicht die Rechtbaſis der<lb/> Bilderkäufe bilden. Redner erörtert die Geſchichte<lb/> der Affaire Pulszky und unterzieht das<lb/> Vorgehen der geweſenen Miniſter <hi rendition="#g">Cſaky</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Eötvös,</hi> ſowie des gegenwörtigen Miniſters <hi rendition="#g">Wlaſ-<lb/> ſics</hi> einer Kritik. Alles ſei correct geweſen bis zu dem<lb/> Momente, wo demſelben Manne, der, wie allgemein be-<lb/> kannt iſt, eine bedenkliche Neigung beſitzt, den ihm ge-<lb/> währten Credit zu überfchreiten, eine neue Summe aus-<lb/> gefolgt wurde, trotzdem die erſte Abrechnung noch nicht<lb/> beendet war. Die Angelegenheit müſſe vor der Welt<lb/> geklärt werden. Dieſes Ziel können wir nur durch Ent-<lb/> ſendung einer parlamentariſchen Unterſuchungscommiſſion<lb/> erreichen.“ Der Redner beantragt eine aus 15 Mit-<lb/> gliedern beſtehende parlamentariſche Unterſuchungscom-<lb/> miſſion zu entſenden. Miniſterpräſident Baron <hi rendition="#g">Banffy</hi><lb/> beginnt ſodann unter größtem Lärm zu ſprechen, worauf<lb/> Vicepräſident <hi rendition="#g">Berzeviczy</hi> zahlreiche oppoſitionelle<lb/> Abgeordnete zur Ordnung ruft. Der Miniſterprä-<lb/> ſident erklärt: „Meiner Anſicht nach liegt es weder<lb/> in unſerem Intereſſe, noch im Intereſſe des<lb/> Landes und auch nicht im Intereſſe der uns<lb/> gegenüberſtehenden Partei, wenn Tag für Tag<lb/> ſolche Fragen herausgeſucht werden, die ſodann als<lb/> Skandal hingeſtellt werden.“ Dieſe Worte entfeſſeln<lb/> auf den Bänken der Oppoſition einen wahren Sturm.<lb/> Später ſetzt der Miniſterpräſident ſeine Rede fort. Er<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 41
er möge ſofort um ſeine Penſionirung anſuchen.
Es wäre intereſſant, zu wiſſen, ob hier Platz ge-
macht wird für „gewiegte Juriſten“ oder für
Herren mit dem „gemeinſamen Ziele“ auf ver-
ſchiedenen Wegen nach Muſter Szczepanowski.
Südtirol, 8. Februar. Die unter dem Einfluſſe
des Judenliberalismus ſtehende Regierung hat über
den Tiroler Landtag wieder einen bedeutenden Sieg
davongetragen. Am 5. d. M. wurde die Regierungs-
vorlage, das Grundbuch betreffend, in allen ihren
weſentlichen Punkten angenommen. Der Annahme
ging eine heiße Debatte voraus, in welcher Dr. von
Grabmayer als begeiſterter Anwalt des Grund-
buches fungirte, wogegen Herr von Zallinger
in ausgezeichneter Weiſe die verklebten wunden Punkte
des Grundbuches enthüllte. Wie im Vorjahre für
das Wehrgeſetz, ſo echauffirte ſich Dr. Wacker-
nel diesmal für das von der Regierung warm
empfohlene Grundbuch und verſuchte die Gegner
durch übelangebrachte Witze lächerlich zu
machen. Die Oppoſitionspartei aber vertrat ein
ganz poſitives Gegenprogramm im Antrage für ein
verbeſſertes Verfachbuch. Seltſam war
die in mehreren Variationen wiederkehrende Logik der
conſervativen Grundbuchfreunde; dieſelben behaupteten
nämlich, daß das verbeſſerte Verfachbuch zu drei Vier-
theilen ſchon Grundbuch ſei, trotzdem aber verwarfen
ſie das Erſtere und mutheten den Gegnern noch oben-
drein zu, ſie ſollten von ihrem Programme abgehen
und das Grundbuch ſammt ſeinen ſcharfen Ecken und
Kanten verſchlucken. Die Regierungsvorlage wurde
hauptſächlich durch den Miniſterial-Viceſecretär
Dr. Schumacher vertreten. Es war ein ſehr
ſchlau berechneter Coup, die angenehme Perſönlichkeit
eines Dr. Schumacher zur Liebeswerbung der Tiroler
Landesvertretung nach Innsbruck zu citiren, in dieſer
Hinſicht iſt die Regierung Tirol gegenüber heute
klüger als in den Siebziger Jahren. Der Coup hat
gezogen. Es muß noch hervorgehoben werden, daß die
Gegner des Grundbuches vorzüglich den ſocial-
politiſchen Schäden eines ſolchen die Er-
leichterung einer weiteren Hypo-
thekarverſchuldung, die hie mit ver-
bundene Auslieferung Tirols an das
ausländiſche Capital als Motive ihrer
ablehnenden Haltung vorführten. Es iſt in der That
kein Zweifel, daß das Syſtem des Grundbuches von
capitaliſtiſchem Geiſte durchweht iſt, inſoferne iſt es
aber ganz unrichtig, daß die politiſche Partei-
ſtellung bei der Verhandlung über dasſelbe nicht
in Betracht kommen konnte, das Gegen-
theil iſt richtig, es wohnt dem Grundbuche tief der
ökonomiſche Liberalismus inne,
darum ſtimmte auch die liberale Partei geſchloſſen wie
ein Mann, inſtinktmäßig für das Grundbuch. Herzlich
zu bedauern iſt es, daß 15 Conſervative Nordtirols
die liberale, capitaliſtiſche Grundidee des Grundbuches
verkennend, dem letzteren zur Annahme im Hauſe ver-
halfen. Hiemit hat der von der Regierung noch immer
gehätſchelte ökonomiſche Liberalismus über das Volks-
intereſſe geſiegt. Mit den Liberalen ſtimmten 9 Juriſten
d. i. alle Advocaten des Landtages mit Ausnahme
eineseinzigen. Einige Bauern kippten, vom Regierungswohl-
wollen betäubt, noch in letzter Stunde um, indem ſie gegen
ihre vorausgehende Haltung, für das Grundbuch
ſtimmten. Sehr erfreulich iſt es, daß ſämmtliche con-
ſervative Südtiroler (zwölf) in gerechter und verſtändiger
Berückſichtigung der wirthſchaftlichen Intereſſen des
Volkes das Grundbuch unnachſichtlich verworfen haben.
Ein beſonderes Verdienſt hiefür gebührt dem Obmanne
des Grundbuchausſchuſſes, dem volksfreundlichen Herrn
von Zallinger. Die Südtiroler Conſervativen haben mit
ihrer Abſtimmung nicht weniger ihren ſcharfen Einblick
in den öconomiſchen capitaliſtiſchen Liberalismus, als
ihr tiefes Verſtändniß für die thatſächlichen Intereſſen
des Volkes bekundet. Dr. Kathrein durfte ſich den
Faſchingsſcherz erlauben, ſowohl gegen den Antrag der
Majorität, als den der Minorität zu ſtimmen. — In
dieſen Tagen fchließt die erſte Seſſion des Landtages;
letztere war beſonders markirt durch das volkswirth-
ſchaftliche chriſtlich-ſociale Reformbeſtreben des hochver-
dienten Herrn Dr. Schöpfer. Wir gratuliren hiezu
dem Landtage beſtens. Dr. Schöpfer ehrt gleichzeitig
hiemit die vorzügliche Lehranſtalt, der er angehört.
Küſtenland. Seit ſechs und ein halb Jahren
regiert und waltet gleich einem Halbgott im Küſten-
lande als Statthalter Rinaldini unbeſchränkt nach
ſeinen eigenen Geſetzen, zum größten Nachtheile des
Geſammtſtaates und des öſterreichiſchen Gedankens. Die
Folgen der unglückſeligen Politik Rinaldini’s haben auch
ſchon die entſprechenden Früchte gezeitigt, denn das
Küſtenland iſt, wie ſich unlängſt ein Irredentiſt in
ſeinem Freundeskreiſe äußerte, für Italien vollkommen
reif; daß auch die Führer der italieniſchen judenliberalen
Partei dieſer Anſicht huldigen, beweiſen zur Genüge die
unaufhörlichen irredentiſtiſchen Demonſtrationen in
Trieſt, in den verſchiedenen Städten Iſtriens und in
Görz. Auch die drei küſtenländiſchen Landtage
reflectiren dieſe Strömung, da in derſelben die ſlaviſchen
Abgeordneten von den Italienern in noch nie da-
geweſener Weiſe terroriſirt, majoriſirt und bagatelliſirt
werden, obwohl ſie gut dreiviertel der geſammten Be-
völkerung des Landes vertreten.
Die ſloveniſchen Abgeordneten am Trieſter
Landtage nahmen an den Verhandlungen desſelben nicht
theil, weil ſie ſich weder den Beleidigungen ſeitens ihrer
italieniſchen Collegen, noch den Inſulten des bezahlten
Galleriepöbels ausſetzen wollten. Weil in dieſem Land-
tage der Vorſitzende eine Demonſtration für Baratieri
und die italieniſche Armee nicht zulaſſen durfte, ver-
ließen die extrem-radicalen Abgeordneten oſtentativ den
Landtagsſaal, was ſie auch am Schluſſe der Seſſion
thaten, als der Landeshauptmann eben im Begriffe
war, das dreifache Hoch auf Seine Majeſtät
auszubringen. Die Ohren der Trieſter „beſonnenen und
gemäßigten“ Elemente vertragen eben ſo was nicht! —
Im Iſtrianer Landtage zwangen die Italiener
die ſlaviſchen Abgeordneten auf brutale, gar nicht par-
lamentariſche Weiſe zum Austritte. Das Straßengeſindel
verhöhnte und bedrohte ſie, ſo daß ſie eilig die Stadt
verlaſſen mußten. Uebrigens charakteriſiren die Stim-
mung und die Geſinnung gewiſſer Kreiſe Iſtriens die
tagtäglichen Demonſtrationen für Italien. So jene im
ehemaligen Samengo’ſchen Etabliſſement vorbei, das
jetzt ruht und allein eine Arbeitskraft von 300
Pferdekräften ſtellte. Das Flüßchen Hubel theilt
auch das Küſtenland und Krain. Eine ſteinerne
Brücke führt über das Flußbett, die Aiduſſina von
Sturie ſcheidet. Sturie iſt der erſte zu Krain gehörige
Ort und ſcheint faſt ein Theil von Aiduſſina zu ſein.
Im weiteren Verlaufe unſerer Wanderung treffen wir
auf das Heiligthum Maria Loc (Maria in der Au).
Es iſt dies eine ſehr beſuchte Wallfahrtskirche, die be-
ſonders im Auguſt und September das Ziel aller
frommen Bauern der Umgegend iſt. Das Heiligthum
iſt ſehr groß und macht mit ſeinen weißgetünchten
kahlen Wänden einen melancholiſchen Eindruck auf den
Beſucher. Die Fresken, welche das Presbyterium und
die Decke ſchmücken, zeugen von mehr gutem Willen,
als künſtleriſchem Talent und Geſchmack. Auch die
Altarblätter der Seitenaltäre ſind mittelmäßige Fresco-
bilder. Die Perle der Kirche iſt das Marienbild des
Hochaltares, von unbekannter Hand gefertigt. Wohl
habe ich künſtleriſch vollendete Madonnenbilder geſehen,
aber keines, das an Innigkeit und Zartheit dem Bilde
von Maria Loc gleichkam. Neben dem Gotteshauſe
ſteht eine Granitſäule mit der Statue eines in den
neapolitaniſchen Kämpfen gefallenen Huſaren, welcher
hier begraben wurde.
Nun erhebt ſich bald zur Linken des Weges Semona,
die großen Weinkellereien des Grafen Lanthieri, die einſt
Zeugen großartiger Gelage geweſen ſein ſollen. Noch
eine Biegung des Weges und Wippach liegt vor uns.
Ein liebes Oertchen iſt’s, mit 4000 Einwohnern, in das
uns eine Brücke über den Fluß Bela führt, der aber
im Sommer gänzlich ausgetrocknet iſt. Das bedeutendſte
Gebäude des Ortes iſt der Palaſt des Grafen Lanthieri,
in dem auch das Steueramt und das Bezirksgericht
untergebracht ſind. Hinter dem Palaſte liegt eine Re-
ſtauration, wo das Bier in einem in den Felſen ge-
grabenen Keller den ganzen Sommer friſch bleibt. Dort
quillt auch aus dem Berge die Wippach, der Frigidus
der Römer, rechts und links von zwei Quellen verſtärkt,
ſo daß ſie ſchon wenige Schritte vom Urſprung entfernt,
mit einem Kahne befahren werden kann. Wahrſcheinlich
fließt die Wippach in unterirdiſchen, noch nicht bekannten
Höhlen im Nanos, wie man denn auch im Wippachthal,
wenn man aufmerkſam horcht, ein unterirdiſches Rauſchen
und Toſen vernehmen kann, das für den Uneinge-
weihten Anfangs allerdings etwas Unheimliches an
ſich hat. Wippach hat auch eine ſchöne, von dem
ſeligen Wolf mit werthvollen Fresken geſchmückte
Kirche, die dem heiligen Stefanus geweiht iſt. Oft
und oft dachte ich, wenn ich dieſe Kirche betrat, an
mein Wien, das ja auch ſein ſchönſtes Gotteshaus
für den heiligen Erzmarthyrer erbaut hat. Verläßt
man Wippach, ſo öffnet ſich vor uns ein weites Thal,
rechts und links von Bergen begrenzt. Geradeüber
dem Marktflecken ſteigt ein mäßig hoher, ſteinbedeckter
Hügel empor, von einer Ruine gekrönt — — dem
letzten Ueberreſte des Stammſchloſſes der Grafen
Lanthieri. Hinter dieſem Hügel ragt der Nanos
1300 Meter hoch in die Luft, zu ſeinen Füßen liegt
auf einer Erhebung das anmuthige Gradiſce, mit
ſeinem Kirchlein inmitten, zu dem 13 Kreuzwegcapellen
emporleiten. Rechts zieht die Kette des Zaven, um
ihn ballen ſich die Wolken, wenn die Wetter empor-
ſteigen, und es iſt kein gutes Zeichen, wenn
die Blitze um ſeine Spitze zucken, denn das
bedeutet große Gewitter, ſagen die Landleute. So weit
nun unſer Auge die Ebene überſchaut, Wieſen, nichts
als Wieſen. — Die Bewohner treiben nichts als Vieh-
zucht, denn das häufig austretende Waſſer, welches das
Thal ſo überſchwemmt, daß es wie ein gewaltiger Strom
ausſieht — ich habe ſelbſt eine ſolche Hochfluth erlebt —
vernichtet Alles. Kaum ein wenig Mais und Gemüſe
können die armen Leute bauen. Von Wippach führt
der Weg bis St. Veit, wo das Thal ſich ſchließt. In
neueſter Zeit hat man eine Hochſtraße am Fuße des
Nanos über einen Hügel gebahnt, die bis Prewald und
Adelsberg geleitet. Nicht Reichthum an pittoresken
Naturſchönheiten iſt’s, auch kein durchaus ſüdliches
Klima, die Bora bläſt und pfeift oft empfindlich, aber
anſpruchsloſe Einfachheit und Stille, ſüßer Frieden,
was der müde Wanderer hier findet und was ihn er-
innern mag an Schiller’s Wort:
„Wohl ihm, ſelig muß ich ihn preiſen,
Der in der Stille der ländlichen Flur,
Fern’ von des Lebens verworrenen Kreiſen
Kindlich liegt an der Bruſt der Natur.“
Bertha Pelican.
Theater zu Pirano, wo man ſich ganz ungenirt in
hochverrätheriſchen Ausdrücken für den italieniſchen
„Helden“ Baratieri begeiſterte.
Im Görziſchen iſt es auch nicht beſſer. Im
Landtage treiben, wie wir ſchon berichteten, die libe-
ralen italieniſchen Abgeordneten Obſtructionspolitik
und verlaſſen jedesmal den Saal,. ſobald die
Slovenen einen ihnen nützlichen Antrag einbringen.
Nicht beſſer treiben es die Herren im Finanz-Ausſchuſſe
in welchem ſie die gerechteſten und nothwendigſten
Forderungen der Slovenen begraben oder hinter-
treiben.
Solche Früchte zeitigt im Küſtenlande das Regime
Rinaldini. Die Central-Regierung hätte mit Um-
gehung der Statthalterei verſchiedene Mittel in der
Hand, um die Obſtruction der Italiener zu hinter-
treiben und ſie zu zwingen, den ſloveniſchen Forderungen
gerecht zu ſein; ſo z. B. Entziehung der Staats-
ſubvention der italieniſchen gewerblichen Fortbildungs-
ſchule, wenn die Italiener einer gleichen ſloveniſchen
Schule eine ſolche aus Landesmitteln noch weiter
verweigern; ausgiebige Unterſtützung aus Staats-
mitteln der angeſtrebten ſloveniſchen gewerblichen
Fortbildungsſchule und der ſlovenifchen Privatvolks-
ſchule in Görz. Zwei dringende Bedürfniſſe der
Slovenen, die im Landtage Jahr für Jahr auf den
Widerſtand der Italiener ſtoßen und ſo jede gedeihliche
Entwicklung der Landtagsverhandlungen ſchon a pri-
ori unmöglich machten.
Ungarn.
Der Pulszky-Scandal zieht in Buda-
peſt immer größere Kreiſe. Während der Miniſter
Wlaſſics noch vor wenigen Tagen im Abge-
ordnetenhauſe die Verſicherung gab, Pulszky
habe nur mehr über 7000 fl. Rechnung zu legen,
auch ſeien die vom ſelben angekauften Bilder
werthvolle Kunſtwerke, iſt es heute jedermann be-
kannt, daß ſich die nicht verrechnete Summe weit
höher ſtellt, daß gerade die theuerſten Gemälde
ſich als werthloſen Schund erweiſen und daß ſich
der ſaubere Director bei den Ankäufen gemeine
Schwindeleien zu Schulden kommen ließ. Nament-
lich die Geſchichte des Bilderkaufs mit der ſog.
Gräfin Chevigny hat einen Hintergrund, der
die bodenloſe Gewiſſenloſigkeit Pulszky’s in das
hellſte Licht ſtellt. Das Privatleben desſelben iſt
ein ſolches, daß die Polizei dasſelbe bei jedem
gewöhnlichen Menſchen beanſtänden müßte, bei dem
hohen Beamten that ſie es nicht! Aus dieſen
Gründen werden im Abgeordnetenhauſe ſtürmiſche
Debatten erwartet und viele Interpellationen vor-
bereitet, welche ſich überdies auch auf die Ober-
und Vicegeſpansaffairen beziehen, welche wie Pilze
nach einem warmen Regen wachſen.
Vor der Tagesordnung unterbreitet im Abge-
ordnetenhauſe Präſident Perczel das Mandat
des in Zichy-Falu gewählten Abgeordneten Daniel.
Bei Fortſetzung der Generaldebatte über das Budget
des Cultus- und Unterrichtsminiſteriums beſpricht
Smialovszky die Frage der Congrua.
Abg. Molnar erklärt ſich für den Beſchlußantrag
Ugron.
Nach der Pauſe polemiſirt Abg. Kovacs mit
dem Abg. Pap. Abg. Graf Apponyi erklärt, er
könne ſich nicht mit den aufgetauchten Cultus- und
Unterrichtsfragen beſchäftigen, ſondern müſſe eine pein-
liche Affaire erörtern, die ſich zum europäiſchen Scan-
dale herausgewachſen habe. Es wurden verhältnismäßig
große Summen verausgabt, ohne daß die Geſetzgebung
dieſelben votirt hatte. Die Regierung müſſe
die Motive klarlegen, warum ſie
dieſe Summen auf eigene Verant-
wortung verausgabt habe, und ob ſie
die diligentia patris familias beobachtet habe.
Die Geſetzgebung habe die Pflicht, ſich mit dieſen
Angelegenheiten zu befaſſen Der Beſchluß der Landes-
Millenniumscommiſſion könne nicht die Rechtbaſis der
Bilderkäufe bilden. Redner erörtert die Geſchichte
der Affaire Pulszky und unterzieht das
Vorgehen der geweſenen Miniſter Cſaky und
Eötvös, ſowie des gegenwörtigen Miniſters Wlaſ-
ſics einer Kritik. Alles ſei correct geweſen bis zu dem
Momente, wo demſelben Manne, der, wie allgemein be-
kannt iſt, eine bedenkliche Neigung beſitzt, den ihm ge-
währten Credit zu überfchreiten, eine neue Summe aus-
gefolgt wurde, trotzdem die erſte Abrechnung noch nicht
beendet war. Die Angelegenheit müſſe vor der Welt
geklärt werden. Dieſes Ziel können wir nur durch Ent-
ſendung einer parlamentariſchen Unterſuchungscommiſſion
erreichen.“ Der Redner beantragt eine aus 15 Mit-
gliedern beſtehende parlamentariſche Unterſuchungscom-
miſſion zu entſenden. Miniſterpräſident Baron Banffy
beginnt ſodann unter größtem Lärm zu ſprechen, worauf
Vicepräſident Berzeviczy zahlreiche oppoſitionelle
Abgeordnete zur Ordnung ruft. Der Miniſterprä-
ſident erklärt: „Meiner Anſicht nach liegt es weder
in unſerem Intereſſe, noch im Intereſſe des
Landes und auch nicht im Intereſſe der uns
gegenüberſtehenden Partei, wenn Tag für Tag
ſolche Fragen herausgeſucht werden, die ſodann als
Skandal hingeſtellt werden.“ Dieſe Worte entfeſſeln
auf den Bänken der Oppoſition einen wahren Sturm.
Später ſetzt der Miniſterpräſident ſeine Rede fort. Er
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