Reichspost. Nr. 41, Wien, 11.02.1896.[Spaltenumbruch]
Preis 4 kr. Redartion, Administration Stadtexpedition I., Wollzeile 15. Unfrankirte Briefe werden nicht an- Ankündigungs-Bureau: Das Morgenblatt erscheint um [Spaltenumbruch] Morgenblatt. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 4 kr. Bezugspreise: Einzelne Nummern: Morgenblatt Für Oesterreich-Ungarn, sammt Für Deutschland mit einmaliger Abonnements werden ange- Telephon 1828. III. Jahrgang. Wien, Dienstag, den 11. Februar 1896. Nr. 41. [Spaltenumbruch] Einer von den Staatserhaltenden. Merkwürdige Worte sind es, die wir von "Wie wird Dir -- Badeni?" Ist das nicht Es ist recht erfreulich, recht erheiternd für Noch ist Polen nicht verloren! Politische Rundschau. Wien, 10. Februar 1896. Oesterreich. Hinsichtlich der jüngsten Pensionirungen [Spaltenumbruch] Feuilleton. Das Wippachthal. "Warum in die Ferne schweifen, sieh', das Gute Am Fuße des Zaven, der sich dicht hinter S. Croce [Spaltenumbruch]
Preis 4 kr. Redartion, Adminiſtration Stadtexpedition I., Wollzeile 15. Unfrankirte Briefe werden nicht an- Ankündigungs-Bureau: Das Morgenblatt erſcheint um [Spaltenumbruch] Morgenblatt. Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 4 kr. Bezugspreiſe: Einzelne Nummern: Morgenblatt Für Oeſterreich-Ungarn, ſammt Für Deutſchland mit einmaliger Abonnements werden ange- Telephon 1828. III. Jahrgang. Wien, Dienſtag, den 11. Februar 1896. Nr. 41. [Spaltenumbruch] Einer von den Staatserhaltenden. Merkwürdige Worte ſind es, die wir von „Wie wird Dir — Badeni?“ Iſt das nicht Es iſt recht erfreulich, recht erheiternd für Noch iſt Polen nicht verloren! Politiſche Rundſchau. Wien, 10. Februar 1896. Oeſterreich. Hinſichtlich der jüngſten Penſionirungen [Spaltenumbruch] Feuilleton. Das Wippachthal. „Warum in die Ferne ſchweifen, ſieh’, das Gute Am Fuße des Zaven, der ſich dicht hinter S. Croce <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#b">Preis 4 kr.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Redartion, Adminiſtration<lb/> Expedition und Druckerei:</hi><lb/><hi rendition="#aq">VIII.,</hi><hi rendition="#g">Strozzigaſſe</hi> 41.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Stadtexpedition</hi><hi rendition="#aq">I.,</hi> Wollzeile 15.<lb/> Zeitungsbureau <hi rendition="#b">Weis.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Unfrankirte Briefe werden nicht an-<lb/> genommen; Manuſkripte werden<lb/> nicht zurückgeſtellt. Unverſchloſſene<lb/> lamationen ſind portofrei.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Ankündigungs-Bureau:</hi><lb/><hi rendition="#aq">VIII.,</hi><hi rendition="#g">Strozzigaſſe</hi> 41, ſowie bei<lb/> dem Annoncenbureau für kath.-con-<lb/> ſerb. 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Jetzt verſtehen es<lb/> Sanguszko und Badeni der Landmarſchall zu-<lb/> ſammen nicht ſo gut, den Zeitungen und Zeugen<lb/> den Mund zuzuhalten, und das ſtaunende Oeſter-<lb/> reich hört doch hie und da, wie es in Wahrheit<lb/> dort im Oſten ausſieht.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Noch iſt Polen nicht verloren!</hi><lb/> ſingt der Schlachziz und hängt ſein Herz und ſein<lb/> Hoffen an die Zukunft. Praktiſch aber wie er<lb/> iſt, läßt er es indeſſen ſich gefallen, daß der<lb/> „Andere für ihn zahle“. Der Andere aber, der<lb/> fleißige Weſtöſterreicher, bezahlt den zweifelhaften<lb/> Mitbürger ziemlich <hi rendition="#g">theuer.</hi> Wie viel iſt von<lb/> öſterreichiſchem Gelde ſchon nach Galizien ge-<lb/> floſſen! Was hat der polniſche Einfluß nicht alles<lb/> bei uns ſchon angerichtet! Und nachdem<lb/> wir es glücklich zu <hi rendition="#g">vier polniſchen</hi><lb/> Miniſtern, zu einem richtigen polniſchen Miniſte-<lb/> rium gebracht haben, nachdem alle unſere Central-<lb/> ſtellen mit Polen vollgeſtopft ſind und wir Opfer<lb/> über Opfer für Galizien gebracht haben, ſpielt<lb/> man im polniſchen Landtage Zukunftsmuſik, in<lb/> der <hi rendition="#g">kein</hi> öſterreichiſcher Ton mitklingt. <hi rendition="#aq">Punica<lb/> fides — polonica fides!</hi> Und die polniſche Dele-<lb/> gation im Reichsrathe iſt die Hauptſtütze einer<lb/> Regierung, die ſie mit Recht voll und ganz für<lb/> ſich in Anſpruch nimmt. Wir gönnen ihr die Re-<lb/> gierung und wir gönnen der Regierung dieſe<lb/> „Stütze“. Oeſterreichs Schwerpunkt aber, der jetzt<lb/> nach dem Galizien der <hi rendition="#g">Sczepanowski</hi><lb/> und ſeiner Geſinnungsgenoſſen verlegt iſt, hat<lb/><cb/> dort keine feſte Baſis. <hi rendition="#g">Eine Baſis auf<lb/> Kündigung!</hi> Das iſt auch eine Frucht des<lb/> kurzen Regimes Badeni.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 10. Februar 1896.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich.</hi> </head><lb/> <div xml:id="pensionirungen1" next="#pensionirungen2" type="jArticle" n="3"> <p>Hinſichtlich der jüngſten <hi rendition="#b">Penſionirungen</hi><lb/> im Miniſterium des <hi rendition="#g">Innern</hi> und im Mini-<lb/> ſterium der <hi rendition="#g">Juſtiz</hi> meldet die „Politik“, daß<lb/> dieſelben in Beamtenkreiſen gewiſſes Aufſehen<lb/> erregt haben. 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Ja, meine Lieben, das könnt ihr ja alles viel<lb/> näher in eurem eigenen Vaterlande haben, das reich<lb/> an Naturſchönheiten jeder Art, wie ſo bald kein Land<lb/> der Erde, in ſeinen ſüdtiroliſchen Thälern, an der<lb/> Etſch und Sarca, das milde Klima und den ewig<lb/> heitern Himmel Italiens und Südfrankreichs zeigt,<lb/> während wir in den Tiroler, Salzburger und Ober-<lb/> öſterreicher Hochgebirgen die furchtbare Schönheit der<lb/> Alpenwelt kennen lernen, die ſo Viele nach der Schweiz<lb/> lockt! — Doch, all’ dieſe Schönheiten ſind ja, Gott<lb/> ſei Dank, bekannt, wenn auch nicht gewürdigt, wie ſie<lb/> es verdienten. Es gibt aber ſtille, weltabgeſchiedene<lb/> Thäler unſeres Vaterlandes, wohin das Dampfroß<lb/> noch nicht ſeinen Weg gefunden, durch die noch die<lb/> alte Poſtkutſche raſſelt, wohin ſelten der Fuß eines<lb/> Reiſenden ſich verirrt. Zu dieſen vergeſſenen Erden-<lb/> winkeln gehört das Wippachthal im Herzogthume<lb/> Krain. — Ja, hier wohnt noch der Geiſt der guten<lb/> alten Zeit, hier mag, wer wahre Ruhe, gute Luft,<lb/> Erholung und goldene, unverdorbene Herzen ſucht, all<lb/> dies beiſammen finden. Die breite Fahrſtraße, die<lb/> durch das Thal zieht, war im Mittelalter; da ſie der<lb/> leichteſte und bequemſte Weg iſt, der durch Oeſterreich<lb/> nach Italien führt, viel benützt. Attila mit ſeinen<lb/> Hunnen war der erſte, deſſen Roſſe dieſe Fluren zer-<lb/> traten, nach ihm kamen die Heere, die aus Deutſchland<lb/> nach dem ſonnigen Welſchland zogen, und die Staufen<lb/> beſonders ſollen ſtets dieſen Weg eingeſchlagen haben.<lb/> Von Görz führt jetzt eine breite, ſchöne Straße nach<lb/> Heidenſchaft <hi rendition="#aq">(Aidussina).</hi> Wenn man von Görz ausgeht,<lb/> paſſirt man zuerſt Roſenthal <hi rendition="#aq">(Valdirose),</hi> Baita und<lb/> Aiſovizza. Doch iſt der Weg neu und reiſte man einſt<lb/><cb/> unter S. Trinita, an dem Schloſſe Moncorona vorbei<lb/> und gelangte dann in die Ebene, welche nach dem ſie<lb/> durchſtrömenden Flüßchen Liachthal heißt. Letzte Straße<lb/> iſt viel ſchöner und viel pittoresker als die nun benützte.<lb/> Dieſer Theil des Thales bis Sempaß <hi rendition="#aq">(Sonpasso),</hi> iſt<lb/> bei weitem der breiteſte. Nach Aiſovizza fällt uns zur<lb/> Linken das liebliche Dörfchen S. Catherina am Fuße<lb/> des Berges S. Gabriel, ihm gegenüber das verfallene<lb/> Schloß Moncorona und das Oertchen Locca auf.<lb/> Rechts zieht die düſtere Kette des Karſtes mit ihren<lb/> Bergſpitzen, dem Oſtren, Veniſchie, Seniza Oſaja und<lb/> Terſtel, die von Touriſten oft beſtiegen werden. Setzt<lb/> man ſeinen Weg fort, ſo erreicht man zur Linken<lb/> Oſſegliano, dann Sempaß, einen netten Marktflecken,<lb/> ehemals von Görzer Sommerfriſchlern viel beſucht und<lb/> jetzt ganz einſam. Von dort aus führt ein nur für<lb/> Maulthiere leicht praktikabler Weg nach Vituglia<lb/> empor, deſſen Werkſtätten und Arbeitshäuſer ihre<lb/> Maſchinen durch die Kraft des daneben ſtrömenden<lb/> Wäſſerleins treiben laſſen. Ueber dem Oertchen, hoch<lb/> am Berge in den Felſen gebaut, ſteht das Kirchlein<lb/> St. Maria di Vituglia. So mag ſich wohl Schiller im<lb/> „Kampf mit den Drachen“ das Heiligthum auf der Höhe<lb/> vorgeſtellt haben. Weiter führt der Weg, bis wir auf der An-<lb/> höhe von Tarnova angekommen ſind. Hier contraſtirt der<lb/> dichtbewaldete obere Theil des Berges ſeltſam mit der<lb/> unteren völlig kahlen Partie. Am Beginne des Waldes,<lb/> 1000 Meter über dem Meeresſpiegel, liegt Cernizza,<lb/> der Sitz eines Forſtamtes mit prachtvoller Fernſicht,<lb/> die nicht wenige Naturfreunde in der ſchönen Jahres-<lb/> zeit anlockt. Der Weg von Sempaß bis Cernizza bietet<lb/> nichts Nennenswerthes und erſt das Dörfchen Oſſek,<lb/> zur Linken auf einer Anhöhe von 50 Metern gelegen,<lb/> unterbricht für einen Augenblick die Eintönigkeit der<lb/> Landſchaft. Plötzlich tauchen zur Linken die Ruinen<lb/> einer Ritterburg auf. Der Volksmund nennt ſie Tabor,<lb/> doch war nichts Näheres darüber zu erfahren. Die<lb/> Sage erzählt, Raubritter hätten ſie gebaut und von<lb/> hier aus dem Kaufmanne aufgelauert, der, mit Waaren<lb/> beladen, aus Deutſchland nach Italien zog, und hätten<lb/> ihn überfallen, um ihn zu brandſchatzen. Als die<lb/><cb/> Auflöſung der während der Kreuzzüge gebildeten<lb/> Ritterorden erfolgte, ſoll das Beſitzthum in die<lb/> Hand eines aus dem Orient heimgekehrten Ritters<lb/> übergangen ſein. Dies ſind aber alles nur Ver-<lb/> muthungen. Vielleicht gelingt es der raſtlos arbeitenden<lb/> Forſchung, Documente oder poſitive Belege für die<lb/> Tradition aufzufinden. Doch ſetzen wir unſeren Weg<lb/> fort. Nach Cernizza tauchen noch mehrere Oertchen in<lb/> einiger Entfernung rechts und links vom Wege auf:<lb/> Malouſè, Gojace, Vertovino und Comigna ſind die<lb/> nennenswertheſten davon. Links in der Ferne iſt Do-<lb/> braule ſichtbar und auf einem Hügel, die dunklen<lb/> Feſtungsmauern von St. Croce (Heil. Kreuz), die finſter<lb/> auf den Beſchauer herabblicken, mit ihren Schießſcharten<lb/> und Lucken. Im 18. Jahrhundert ſoll St. Croce, ehe-<lb/> mals den Grafen Attems gehörig, eine ſtarke Feſtung<lb/> geweſen ſein. Jetzt zerbröckeln die alten, von Brom-<lb/> beeren und Epheu überrankten Mauern nach und nach,<lb/> übermüthige Bauernknaben ſteigen auf den Wällen<lb/> umher und werfen lachend durch die Schießſcharten<lb/> Kieſelſteinchen und Brombeeren auf den Fremden. Mit<lb/> affenartiger Geſchwindigkeit ſprangen ſie von der Mauer<lb/> herab, wenn ſie jemanden gewahr wurden. Der Contraſt,<lb/> welchen das dicht an die Feſtungsmauer ſtoßende, weiß-<lb/> getünchte Gebäude mit den wettergeſchwärzten Wällen<lb/> bildet, iſt zu augenfällig, als daß nicht jeder, der St.<lb/> Croce erblickt, gleich nach der Bedeutung des obge-<lb/> nannten Bauwerkes fragen ſollte. Es iſt ein Kapuziner-<lb/> kloſter, das ſich dort befindet und der Zudrang nach<lb/> der Kloſterkirche iſt immer ein bedeutender.</p><lb/> <p>Am Fuße des Zaven, der ſich dicht hinter S. Croce<lb/> erhebt, liegen Scrilla, S. Tommaſo, Locaviz, dann an<lb/> der Straße Ceſta, ferner Sabla auf einer Erhöhung<lb/> des Karſtes. Noch wenige Kilometer und wir ſind in<lb/> Aiduſſina angelangt, wo ſich das Poſt- und Steuer-<lb/> amt, das Bezirksgericht und verſchiedene Fabriksgebäude<lb/> wie die Baumwollſpinnerei, die Färberei, die einen<lb/> Weltruf genoß, Windmühlen, die Lederfabrik, die Säge<lb/> befinden. Die meiſten dieſer induſtrielleu Anlagen werden<lb/> durch den Fluß Hubel, der am Fuße des Berges Kouk<lb/> entſpringt, betrieben. Dieſes Waſſer fließt auch bei dem</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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Telephon 1828.
III. Jahrgang. Wien, Dienſtag, den 11. Februar 1896. Nr. 41.
Einer von den Staatserhaltenden.
Merkwürdige Worte ſind es, die wir von
Lemberg her vernehmen. Im galiziſchen Landtage
verwahrt man ſich feierlichſt dagegen, daß man
etwa einen Antrag auf Wiederherſtellung Polens
nicht annehmen würde. Ja ſelbſt der ſonſt ſo
praktiſche Szczepanowski wird gerührt und mit
ſchluchzender Stimme betheuert er, daß in dieſem
Hauſe „Alle“ nur ein Ziel haben, wenn ſie es
auch mit verſchiedenen Mitteln anſtreben!
„Wie wird Dir — Badeni?“ Iſt das nicht
der Patriotismus auf Kündigung, den Miniſter-
college Gleispach ſo dramatiſch verwarf? Iſt das
nicht eines von jenen „Zielen“, die der Herr
Miniſterpräſident ſelber in ſeiner Antrittsrede
brandmarkte? Iſt das der Ausdruck des
„öſterreichiſchen Patriotismus
und des öſterreichiſchen Geiſtes“, von
dem in derſelben Antrittsrede geſprochen wurde und
von deſſen „Förderung und Pflege“ der Herr Graf
mit ſo vollem Munde ſprach? Ja, wenn die
Herren unter ſich ſind, da klingt das Lied vom
öſterreichiſchen Patriotismus ganz anders. Da
werden Ziele enthüllt, die nach polniſchen Be-
griffen patriotiſch, nach öſterreichiſchen reichsfeindlich
ſind; da wird der Patriotismus auf Kündigung be-
theuert und der bloße „Verdacht“, daß die Herren
im gegebenen Momente ihres Oeſterreicherthums
ſich erinnern könnten, wird mit ſtammelnder Ent-
rüſtung, mit vor Erregung gebrochener Stimme
zurückgewieſen.
Es iſt recht erfreulich, recht erheiternd für
ein Oeſterreicherherz, was da in Lemberg vorgeht.
Man erinnert ſich unwillkürlich an die De-
monſtrationen, deren Schauplatz der Bankettſaal in
Lemberg und darnach der Theaterſaal waren ge-
legentlich der Anweſenheit unſeres Kaiſers bei der
Ausſtellung. Damals war Badeni noch Statthalter
und ſeine „eiſerne Fauſt“ verſtand es, den Leuten
allen den Mund zu ſtopfen, ſo daß keine Nach-
richt nach Weſtöſterreich kam. Jetzt verſtehen es
Sanguszko und Badeni der Landmarſchall zu-
ſammen nicht ſo gut, den Zeitungen und Zeugen
den Mund zuzuhalten, und das ſtaunende Oeſter-
reich hört doch hie und da, wie es in Wahrheit
dort im Oſten ausſieht.
Noch iſt Polen nicht verloren!
ſingt der Schlachziz und hängt ſein Herz und ſein
Hoffen an die Zukunft. Praktiſch aber wie er
iſt, läßt er es indeſſen ſich gefallen, daß der
„Andere für ihn zahle“. Der Andere aber, der
fleißige Weſtöſterreicher, bezahlt den zweifelhaften
Mitbürger ziemlich theuer. Wie viel iſt von
öſterreichiſchem Gelde ſchon nach Galizien ge-
floſſen! Was hat der polniſche Einfluß nicht alles
bei uns ſchon angerichtet! Und nachdem
wir es glücklich zu vier polniſchen
Miniſtern, zu einem richtigen polniſchen Miniſte-
rium gebracht haben, nachdem alle unſere Central-
ſtellen mit Polen vollgeſtopft ſind und wir Opfer
über Opfer für Galizien gebracht haben, ſpielt
man im polniſchen Landtage Zukunftsmuſik, in
der kein öſterreichiſcher Ton mitklingt. Punica
fides — polonica fides! Und die polniſche Dele-
gation im Reichsrathe iſt die Hauptſtütze einer
Regierung, die ſie mit Recht voll und ganz für
ſich in Anſpruch nimmt. Wir gönnen ihr die Re-
gierung und wir gönnen der Regierung dieſe
„Stütze“. Oeſterreichs Schwerpunkt aber, der jetzt
nach dem Galizien der Sczepanowski
und ſeiner Geſinnungsgenoſſen verlegt iſt, hat
dort keine feſte Baſis. Eine Baſis auf
Kündigung! Das iſt auch eine Frucht des
kurzen Regimes Badeni.
Politiſche Rundſchau.
Wien, 10. Februar 1896.
Oeſterreich.
Hinſichtlich der jüngſten Penſionirungen
im Miniſterium des Innern und im Mini-
ſterium der Juſtiz meldet die „Politik“, daß
dieſelben in Beamtenkreiſen gewiſſes Aufſehen
erregt haben. Das gelte namentlich in Betreff
der Penſionirung des zweiten Sectionschefs im
Juſtizminiſterium, des ehemaligen Kreisgerichts-
präſidenten von Pilſen, Erwein Plitzner.
Dieſelbe ſei ſo unerwartet und ſo plötzlich
gèkommen, daß nicht einmal die höchſten Be-
amten von derſelben Kenntniß hatten. Man
habe von gewiſſen, zwiſchen dem Sectionschef
Plitzner und dem neuen Juſtizminiſter Grafen
Gleispach beſtehenden Differenzen, die
nicht zu beſeitigen waren, geſprochen. Auch
fehlte in der „Wiener Zeitung“ das dem
Verſetzen in den Ruheſtand ſonſt beigefügte
„erbetenen“. Ueberdies ſollen auch die zwei
rangälteſten Hofräthe im Juſtizminiſterium, der
Titular-Sectionschef Albert von Fellner
und Joſef von Baldasz in Penſion gehen. Den
erſten Sectionschef Freiherrn von Erb ereilte
das Penſionirungsdecret gerade in dem Augen-
blicke, als er ſeine Gehaltsquittung
für den Monat Jänner unterſchreiben
wollte. Dem Miniſterialrathe Rudolf
Fiſchach, welcher in einigen Monaten erſt in
den Ruheſtand treten wollte, hat man nahegelegt,
Feuilleton.
Das Wippachthal.
„Warum in die Ferne ſchweifen, ſieh’, das Gute
liegt ſo nah’!“ Dies Dichterwort kommt mir ſtets in
den Sinn, wenn ich einen Oeſterreicher von Nizza, von
der Schweiz, vom Lago di Como u. ſ. w. ſchwärmen
höre. Ja, meine Lieben, das könnt ihr ja alles viel
näher in eurem eigenen Vaterlande haben, das reich
an Naturſchönheiten jeder Art, wie ſo bald kein Land
der Erde, in ſeinen ſüdtiroliſchen Thälern, an der
Etſch und Sarca, das milde Klima und den ewig
heitern Himmel Italiens und Südfrankreichs zeigt,
während wir in den Tiroler, Salzburger und Ober-
öſterreicher Hochgebirgen die furchtbare Schönheit der
Alpenwelt kennen lernen, die ſo Viele nach der Schweiz
lockt! — Doch, all’ dieſe Schönheiten ſind ja, Gott
ſei Dank, bekannt, wenn auch nicht gewürdigt, wie ſie
es verdienten. Es gibt aber ſtille, weltabgeſchiedene
Thäler unſeres Vaterlandes, wohin das Dampfroß
noch nicht ſeinen Weg gefunden, durch die noch die
alte Poſtkutſche raſſelt, wohin ſelten der Fuß eines
Reiſenden ſich verirrt. Zu dieſen vergeſſenen Erden-
winkeln gehört das Wippachthal im Herzogthume
Krain. — Ja, hier wohnt noch der Geiſt der guten
alten Zeit, hier mag, wer wahre Ruhe, gute Luft,
Erholung und goldene, unverdorbene Herzen ſucht, all
dies beiſammen finden. Die breite Fahrſtraße, die
durch das Thal zieht, war im Mittelalter; da ſie der
leichteſte und bequemſte Weg iſt, der durch Oeſterreich
nach Italien führt, viel benützt. Attila mit ſeinen
Hunnen war der erſte, deſſen Roſſe dieſe Fluren zer-
traten, nach ihm kamen die Heere, die aus Deutſchland
nach dem ſonnigen Welſchland zogen, und die Staufen
beſonders ſollen ſtets dieſen Weg eingeſchlagen haben.
Von Görz führt jetzt eine breite, ſchöne Straße nach
Heidenſchaft (Aidussina). Wenn man von Görz ausgeht,
paſſirt man zuerſt Roſenthal (Valdirose), Baita und
Aiſovizza. Doch iſt der Weg neu und reiſte man einſt
unter S. Trinita, an dem Schloſſe Moncorona vorbei
und gelangte dann in die Ebene, welche nach dem ſie
durchſtrömenden Flüßchen Liachthal heißt. Letzte Straße
iſt viel ſchöner und viel pittoresker als die nun benützte.
Dieſer Theil des Thales bis Sempaß (Sonpasso), iſt
bei weitem der breiteſte. Nach Aiſovizza fällt uns zur
Linken das liebliche Dörfchen S. Catherina am Fuße
des Berges S. Gabriel, ihm gegenüber das verfallene
Schloß Moncorona und das Oertchen Locca auf.
Rechts zieht die düſtere Kette des Karſtes mit ihren
Bergſpitzen, dem Oſtren, Veniſchie, Seniza Oſaja und
Terſtel, die von Touriſten oft beſtiegen werden. Setzt
man ſeinen Weg fort, ſo erreicht man zur Linken
Oſſegliano, dann Sempaß, einen netten Marktflecken,
ehemals von Görzer Sommerfriſchlern viel beſucht und
jetzt ganz einſam. Von dort aus führt ein nur für
Maulthiere leicht praktikabler Weg nach Vituglia
empor, deſſen Werkſtätten und Arbeitshäuſer ihre
Maſchinen durch die Kraft des daneben ſtrömenden
Wäſſerleins treiben laſſen. Ueber dem Oertchen, hoch
am Berge in den Felſen gebaut, ſteht das Kirchlein
St. Maria di Vituglia. So mag ſich wohl Schiller im
„Kampf mit den Drachen“ das Heiligthum auf der Höhe
vorgeſtellt haben. Weiter führt der Weg, bis wir auf der An-
höhe von Tarnova angekommen ſind. Hier contraſtirt der
dichtbewaldete obere Theil des Berges ſeltſam mit der
unteren völlig kahlen Partie. Am Beginne des Waldes,
1000 Meter über dem Meeresſpiegel, liegt Cernizza,
der Sitz eines Forſtamtes mit prachtvoller Fernſicht,
die nicht wenige Naturfreunde in der ſchönen Jahres-
zeit anlockt. Der Weg von Sempaß bis Cernizza bietet
nichts Nennenswerthes und erſt das Dörfchen Oſſek,
zur Linken auf einer Anhöhe von 50 Metern gelegen,
unterbricht für einen Augenblick die Eintönigkeit der
Landſchaft. Plötzlich tauchen zur Linken die Ruinen
einer Ritterburg auf. Der Volksmund nennt ſie Tabor,
doch war nichts Näheres darüber zu erfahren. Die
Sage erzählt, Raubritter hätten ſie gebaut und von
hier aus dem Kaufmanne aufgelauert, der, mit Waaren
beladen, aus Deutſchland nach Italien zog, und hätten
ihn überfallen, um ihn zu brandſchatzen. Als die
Auflöſung der während der Kreuzzüge gebildeten
Ritterorden erfolgte, ſoll das Beſitzthum in die
Hand eines aus dem Orient heimgekehrten Ritters
übergangen ſein. Dies ſind aber alles nur Ver-
muthungen. Vielleicht gelingt es der raſtlos arbeitenden
Forſchung, Documente oder poſitive Belege für die
Tradition aufzufinden. Doch ſetzen wir unſeren Weg
fort. Nach Cernizza tauchen noch mehrere Oertchen in
einiger Entfernung rechts und links vom Wege auf:
Malouſè, Gojace, Vertovino und Comigna ſind die
nennenswertheſten davon. Links in der Ferne iſt Do-
braule ſichtbar und auf einem Hügel, die dunklen
Feſtungsmauern von St. Croce (Heil. Kreuz), die finſter
auf den Beſchauer herabblicken, mit ihren Schießſcharten
und Lucken. Im 18. Jahrhundert ſoll St. Croce, ehe-
mals den Grafen Attems gehörig, eine ſtarke Feſtung
geweſen ſein. Jetzt zerbröckeln die alten, von Brom-
beeren und Epheu überrankten Mauern nach und nach,
übermüthige Bauernknaben ſteigen auf den Wällen
umher und werfen lachend durch die Schießſcharten
Kieſelſteinchen und Brombeeren auf den Fremden. Mit
affenartiger Geſchwindigkeit ſprangen ſie von der Mauer
herab, wenn ſie jemanden gewahr wurden. Der Contraſt,
welchen das dicht an die Feſtungsmauer ſtoßende, weiß-
getünchte Gebäude mit den wettergeſchwärzten Wällen
bildet, iſt zu augenfällig, als daß nicht jeder, der St.
Croce erblickt, gleich nach der Bedeutung des obge-
nannten Bauwerkes fragen ſollte. Es iſt ein Kapuziner-
kloſter, das ſich dort befindet und der Zudrang nach
der Kloſterkirche iſt immer ein bedeutender.
Am Fuße des Zaven, der ſich dicht hinter S. Croce
erhebt, liegen Scrilla, S. Tommaſo, Locaviz, dann an
der Straße Ceſta, ferner Sabla auf einer Erhöhung
des Karſtes. Noch wenige Kilometer und wir ſind in
Aiduſſina angelangt, wo ſich das Poſt- und Steuer-
amt, das Bezirksgericht und verſchiedene Fabriksgebäude
wie die Baumwollſpinnerei, die Färberei, die einen
Weltruf genoß, Windmühlen, die Lederfabrik, die Säge
befinden. Die meiſten dieſer induſtrielleu Anlagen werden
durch den Fluß Hubel, der am Fuße des Berges Kouk
entſpringt, betrieben. Dieſes Waſſer fließt auch bei dem
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