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Reichspost. Nr. 19, Wien, 24.01.1899.

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19 Wien, Dienstag Reichspost 23. Jänner 1899

[Spaltenumbruch] Die 19 Wahlbezirke, ferner Floridsdorf-Stadlau, waren in
15 Wahlsectionen eingetheilt und wurden in denselben ins-
gesammt 6[3]26 Stimmen abgegeben, wovon 6697 Stimmen
auf die socialdemokratischen und 229 auf die christlich-
socialen Candidaten entfielen.

Die Wahlen vollzogen sich ohne jeden Zwischenfall, nur in
der III. Section, das war der 2. Bezirk, versuchte ein Mann
mit einer ungiltigen Legi[t]imation zu wählen.

Das Resultat dieser Wahl zeigt wieder die bedauerliche
Thatsache, daß die christlich-sociale Agitation dort, wo es
sich um Wahlen für die Vertretungskörper der Arbeiterschaft
handelt, viel zu lässig betr[i]eben wird. In der IV. Gruppe
hätten sich bei etwas gutem Willen wohl mehr als 229
Anhänger der christlich-socialen Parteien zur Wahlurne
führen lassen. Es muß bei dieser Gelegenheit erwähnt
werden, daß wir bis Samstag Abends noch nicht im Besitze
der Candidatenliste waren.

Die Wahlen für die 6. Gruppe (Handel) des Wiener
Gewerbegerichts finden für den Wahlkörper der Unter-
nehmer am 30. d. M., die eventuelle engere Wahl am
1. Februar l. J. von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach-
mittags, für den Wahlkörper der Arbeiter am 29. d., die
eventuelle engere Wahl am 5. Februar l. J. von 9 Uhr
Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags statt. Der Wahlkörper
der Unternehmer wählt in vier, jener der Arbeiter in
sechs Sectionen. Hoffentlich wird die Agitation der christlich-
socialen Partei für die Wahlen in dieser Gruppe etwas
eifriger und mit mehr Geschick betrieben werden.




Wunderbare Rettung eines Kindes.

Auf dem Schottenring, unmittelbar vor dem Ge-
bäude der Polizeidirection, spielte sich Samstag Abends
gegen 1/28 Uhr eine aufregende Scene ab. Das zehn-
jährige Söhnchen eines Landesgerichtsrathes, welches
mit seinen Eltern den Schottenring übersetzen wollte
und einem rasch daherfahrenden Fiaker auswich, gerieth
unter einen elektrischen Motorwagen.
Tausende von Menschen hatten sich innerhalb weniger
Minuten im weiten Umkreise der Unfallsstelle ange-
sammelt. Vom Hauscommissariate der Polizeidirection
waren sofort der Polizei-Bezirksleiter Polizeirath
Jerabek, der diensthabende Commissär Felkel,
Bezirksinspector Jost und Polizei-Vezirksarzt Doctor
Popper, sowie eine Abtheilung Sicherheitswach-
männer herbeigeeilt, wenige Minuter später fand sich
Inspector Leisching mit einer Abtheilung Feuer-
wehrmänner, und die Freiwillige Rettungsgesellschaft
an Ort und Stelle ein, um die Rettungsaction rasch
in Angriff zu nehmen. Man überzeugte sich bald, daß
der Knabe sich am Leben befinde und in der
Richtung der Fahrt, mit dem Gesichte zur
Erde gekehrt,
liege. Erbat, man möchte
ihn rasch aus der fürchterlichen
Situation befreien.
Der Kopf und die
rechte Hälfte des Körpers lagen rechts außerhalb
des Schienenstranges, die Schutzvorrichtung war in der
Kniekehle des linken Fußes, so daß die linke untere
Extremität im rechten Winkel abgebogen war. Von der
Schutzvorrichtung wurde der Körper des Kindes nach
vorwärts gestoßen Der linke Unterschenkel mit dem
Fuße befand sich unter der Schutzvorrichtung.

Das Publikum verlangte unge-
stüm,
daß der Motorwagen nachrückwärts ge-
schoben werden möge,
man glaubte dadurch
das arme Kind freizumachen. Die Sicherheitswachmann-
befahl aber, daß diesem Verlangen nicht entsprochen
werde, da die Getahr nahe lag, daß erst jetzt durch
eine Bewegung des Wagens das Kind getödtet werden
könne. Die Polizeidirection hat nämlich erst kürzlich
eine Verordnung herausgegeben, daß bei Unglücksfällen
durch electrische Motorwagen, dieser, sobald er zum
Stehen gebracht worden ist, nicht mehr in Be-
wegung zu setzen sei, weder nach vorne noch
nach rückwärts, weil durch ein neuerliches
Rollen der Räder die Gefahr für den Betroffenen
dadurch wächst, daß der durch das Rollen freigewordene
elektrische Strom auf den Verunglückten
einwirken kann. Die Rettungsaction ging verhältniß-
mäßig schnell vor sich. Den Motorwagen mittelst
Winden zu heben, wurde nicht, wie man zuerst plante,
durchgeführt, weil auch dadurch eine Gefahr für den
Knaben erwachsen wäre. Es wurde daher ein hölzener
Theil der Schutzvorrichtung, unter welcher das Kind
lag, theils ausgesägt, theils ausgemeißelt
und nach einer bangen halben Stunde
hatte die Feuerwehrmannschaft diese Arbeit vollendet.
Der Knabe wurde rasch hervor-
gezogen
und von der Sanitätsmannschaft der
Freiwilligen Rettungsgesellschaft mittelst Tragbettes in
das Hauscommissariat der Polizeidirection gebracht.

Hier warteten die verzweifelten
Eltern
auf das Resultat der Rettungsaction. "Er
lebt und scheint nicht schwer verletzt zu sein," wurde
denselben zugerufen. Durch die ärztliche Untersuchung
des Knaben, welcher bei vollster Besinnung war, wurde
festgestellt, daß derselbe nur eine ungefähr 20 Centi-
meter lange Rißquetschwunde der Haut und der
Muskeln nnterhalb der linken Kniescheibe erlitten hat,
und zwar dadurch, daß er einige Schritte weit auf dem
Steinpflaster von der Schutzvorrichtung geschleift
worden war. Nachdem die Aerzte den Knaben ver-
bunden hatten, wurde er in häusliche Pflege gebracht.

Mitleid erregte auch der Führer des
[Spaltenumbruch] Motorwagens.
Der Arme, den kein Ver-
schulden an dem Unfalle trifft, zitterte am ganzen
Leibe und war derart aufgeregt, daß man befürchtete,
er werde zusammenbrechen. Er war, da das fürchter-
liche Ereigniß sich unmittelbar vor der Haltestelle zu-
getragen hatte, im Schritt gefahren und hatte, als das
Kind unter den Wagen zu liegen gekommen war, diesen
sofort zum Stehen gebracht.




Der Frauenmord in Ottakring.

Im hiesigen Garnisonsgerichte befindet sich seit
einigen Tagen ein Deserteur in Haft, von welchem
das Sicherheitsbureau der Polizeidirection auf Grund
schwerwiegender Indicien glaubt, das er der Mörder
der Franziska Hofer
sei. Der Mann war
vor einigen Tagen gelegentlich der Aufhebung einer
Diebsbande verhaftet worden, der auch die Hand-
arbeiterin Anna Mühllechner angehörte, welche,
wie gemeldet, in einem Pfaidlergeschäft in der Alser-
straße einen Diebstahl vollführt hatte und sich bei ihrer
Verhaftung mit dem Messer zur Wehr setzte. Dieser
Bursche soll nämlich vor 3 Jahren über Anzeige der
Hofer wegen Einbruchsdiestahls zu 3 Jahren schweren
Kerkers verurtheilt worden sein und hatte, wie seine
Mithäftlinge angaben, derselben tödtliche Rache
geschworen.

Es soll bereits auch weiters erhoben sein, daß er
am zweiten Weihnachtstage -- an welchem bekanntlich
die Francisca Hofer ermordet wurde -- einen Anzug
trug, welcher der Beschreibung gleicht, die eine
Freundin der Hofer von dem Aeußern des Mannes
angibt, in dessen Gesellschaft die Hofer zuletzt gesehen
wurde.

Auch die Personsbeschreibung, die ein anderer
Bursche von dem Manne gibt, der angeblich ein in
Zeitungspapier eingewickeltes Packet, in welchem die
Pfandscheine der Hofer gefunden wurden, in
der Calvarienberggasse niedergelegt haben soll, würde
auf den verhafteten Deserteur, der ein gelernter
Fleischhauer ist, passen.




Die Defraudation bei den Schwarzenberg-
Veterauen.

Die Versammlung des Veteranenvereines "Fürst
Schwarzenberg", die gestern in Roksch's Eichensälen
stattfand, und an der sich 1000 Personen betheiligten,
erhob gegen das bisherige Gebahren in der Vereins-
leitung energisch Protest. Es wurde von dem Maler
Emminger eine Aenderung der Statuten und
der Vereinsleitung verlangt. Welch' nette Zustände in
der Vereinsleitung herrschen, darüber berichtete der
Vereinsrath Potstantny, an den das Ersuchen
gestellt wurde, als die Malversation bekannt wurde,
dieselbe zu vertuschen, mit der Motivirung, daß
anderswo auch gestohlen wird. In einem Cassabuch
figurirt z. B. ein Betrag von 650 fl. für Brillanten-
ringe, welche vertheilt wurden. Der Rechnungsbeamte
Stefan Timmling betonte, daß die Satzungen umgeändert
werden müssen, denn ein Verein, der ein Vermögen
von 10.000 fl. aufweise, worüber nur der Vorstand
ohne von den Mitgliedern controlirt zu werden, verwal-
tet, könne für die Dauer nicht bestehen. Znm Schluße
der Versammlung wurden Candidaten für die Aus-
schußwahl vorgeschlagen.




Bischofsweihe des Hof- und Burgpfarrers
Dr. Laurenz Mayer.

In der Hofburgpfarrkirche ist gestern Vormittags um
10 Uhr die Bischofsweihe des Hof- und Burgpfarrers Dr.
Laurenz Mayer vorgenommen worden. Präcise 10 Uhr
bewegte sich die Procession in die Kirche. Vorerst kamen der
f. e. Ceremoniär Dr. Pfluger, dann die Hofgeistlichkeit,
dann Bischof Dr. Laurenz Mayer mit den beiden Con-
secratoren: zur Rechten der Bischof in Linz Dr. Doppel-
bauer
(statt des erkrankten Bischofs Rößler) zur
Linken Weihbischof Dr. Schneider. Hierauf folgte der
Apostolische Nuntius Erzbischof Msgr. Emilio Taliani
begleitet von dem Uditore Locatelli und dem Secretär
Msgr. Averza. Unmittelbar darauf fanden sich im Hof-
oratorium Ihre k. und k. Hoheiten die Frauen Erzherzoginnen
Maria Therese, Maria Annunciata,
Elisabeth, Marie Valerie
und Maria
Raineria
sowie Herr Erzherzog Franz Salvator
ein, worauf die heilige Handlung ihren Anfang nahm. Hof-
caplan Dr. Weiß verlas das Apostolische Mandat.
Bischof Dr. Mayer gelobte dem Oberhaupte
der Kirche und seinen rechtmäßigen Nachfolgern
eidlich Treue und Gehorsam. Nach Ablegung des
Glaubensbekenntnisses begann die heilige Messe.
Seine Majestät der Kaiser hatte sich um
1/412 Uhr, unmittelbar vor dem Beginn des Te Deum im
ersten Hof-Oratorium eingefunden und war bis
nach Beendigung der heiligen Handlung geblieben.
Nach dem Graduale zählte dem neuen Bischof der Nuntius
die Pflichten eines Bischofs auf. Dr. Mayer warf sich
auf sein Angesicht nieder, während die Allerheiligen-Litanei
gebetet und der dreifache Segen ertheilt wurde. Das offene
Evangelienbuch wurde ihm auf den Nacken gelegt, und der
Nuntius und die beiden Bischöfe legten ihm die Hände auf
das Haupt. Der Nuntius stimmte das "veni creator
spiritus"
an und salbte das Haupt und die Hände des
neuen Bischofs mit heiligem Chrysam. Hirtenstab, Ring und
Evangelienbuch wurden ihm gereicht. Bischof Dr. Mayer
kehrte zu seinem Altar zurück und setzte mit dem Nuntius
[Spaltenumbruch] die Messe fort. Er brachte diesem zwei Kerzen, zwei Brode
und zwei Gefäße mit Wein zum Opfer dar und
feierte dann mit dem Nuntius die heilige Messe
an einem Altare. Beide genoßen von derselben
Hostie und tranken aus demselben Kelche. Nach dem Schluß-
segen setzte der Nuntius dem Neugeweihten die Mitra aufs
Haupt, legte ihm die Handschuhe an, steckte ihm den Ring
an, und mit den bischoflichen Insignien geschmückt ließ sich
Dr. Mayer auf dem bischöflichen Throne nieder und empfing
von den Geistlichen den Handkuß Der Nuntius stimmte das
Te deum an, Bischof Dr. Mayer durchschritt die Kirche und
ertheilte dann vom Altare aus zum ersten Male den feier-
lichen bischöflichen Segen. Die kirchliche Feier schloß um
12 Uhr Mittags. Um 2 Uhr Nachmittags fand in den tech-
nischen Appartements der H[o]fburg eine Tafel statt.




Der I. Congreß der nichtsocialdemokra-
tischen Loh- und Rothgerbergehilfen

fand, zahlreich besucht, in letzter Zeit in Mar-
burg
statt. Der Tag nahm einen sehr würdigen
Verlauf. Delegirte waren erschienen aus Marburg,
Graz, Laibach, Villach, Ober-Laibach, Wilhelmsburg,
Wien und Goldkirchen. Zustimmungsschreiben sandten
die Gehilfenschaft von Krainburg, Klagenfurt, Nasen-
fuß, Bozen, Linz, Urfahr, Wels und Wiener-Neustadt.
Das erste Referat über Organisation führte Gehilfe
Spurey aus Marburg, welcher in ausführlicher
Weise gegen die socialdemokratische
Organisation
polemisirte und schließlich
die Gründung eines Fachverbandes für ganz
Oesterreich beantragte. Nach längerer Debatte wurde
dieser Antrag eiustimmig angenommen. Hierauf referirte
der Delegirte Bartholomäus Pec[n]ik aus Wien, über
die Art und Weise des Vorgehens der socialdemokratischen
Gewerkschaft und ihres Organes, das sich in Lügen
und Beschimpfungen völlig erschöpft. Er regte die
Gründung eines eigenen Fachblattes an. Des weiteren
verbreitete er sich auch über die Forderungen der
Gerbergehilfenschaft, die insbeso[n]dere in dem Schutze
der gelernten Arbeiter gipfeln müssen, weil nur dann
die wirkungsvoller Kampf geführt werden könne, wenn
man nicht befürchten muß, daß einem die ungelernten
Arbeiter zu Hunderten als Schmutzconcurrenten
in den Rücken fallen. Auch hierüber entspann sich
eine längere Debatte, an ner sich ein als
Gast zugelassener Socialdemokrat betheiligte,
der aber von Herrn Plecnik ordentlich abgefertigt
wurde, als er glaubte, für seine Genossen eine Lanze
brechen müssen. Anschließend an dieses Referat wurde
die Gründung eines eigenen Fachblattes be-
schlossen und folgende Resolution einstimmig ange-
nommen: Der zu den Weihnachtsfeiertagen in Marburg
tagende Gewerbetag spricht sich mit aller Entschiedenheit
gegen das schädliche Treiben der Gewerkschaft und
ihres Organes aus.

Er verwahrt sich entschieden gegen die niederträch-
tigen Beschimpfungen, welche in diesem Blatte gegen
die Bruderschaften und ihre Mitglieder erhoben werden
und weist selbe als elende Verleumdungen zurück.

Der Gerbertag erblickt insbesondere in dem
Schutze der gelernten Arbeiter ein vornehmlich anzu-
strebendes Ziel und fordert alle Gerbergehilfen auf,
für die Erreichung desselben nach Kräften thätig zu
sein. Ebenso erwartet er, daß sie die zu gründen
beschlossene Organisation auf's werkthätigste im In-
teresse des ganzen Standes unterstützen werden.
Mit der Durchführung der gefaßten Be-
schlüsse und den hiezu nothwendigen Vorarbeiten
wurde die Loh- und Rothgerber-Bruderschaft in Wien
betraut.




Letzte Nachrichten.
Eine neue Wendung in der ungarischen
Krise.

Die Nachricht von der Reise Baron
Banffy's nach Wien wird sicherlich die poli-
ischen Kreise in höchstem Grade überraschen. Heute
wurde bereits der Ministerpräsident Banffy vom
Kaiser in Audienz empfangen Die Entscheidung
in der Krise soll nun bevorstehen. Das
Barometer zeigt auf Sturm. Der Kampf zwischen
Regierung und Opposition wird in neuer Schärfe
entbrennen. Der gestrige Ministerrath beschäftigte sich
mit dem Elaborate Apponyi's, welches sogar die
Anführer der Friedenspartei im liberalen Club stutzig
gemacht haben soll. Banffy wird nicht ohne weit-
gehende Vollmachten Wien verlassen. Man spricht von
einer Vertagung oder Auflösung des Hauses. Das
Gerücht von Concessionen, die die Regierung den
Oppositionsparteien gewähren soll, ist bereits verstummt.

Ein hitziger Zusammenstoß.

Aus Triest
erhält ein Wiener Blatt folgende Meldung unter dem
22. d. M. Zur Wahl des Vorstandes der Bezirks-
krankencasse erschienen von den Arbeiterdelegirten
35 Liberale und 25 Socialisten, welch' letztere die Ma-
jorität beschimpften und die Wahlurnen zu zer-
trümmern
versuchten. Der Wahlact konnte nicht
stattfinden.




Brieskasten.

Gustavus. Antwort morgen. Heute aus technischen
Gründen nicht mehr möglich. -- M. Sch. in St. --
Weisk.
Nichts gezogen.




[irrelevantes Material]

19 Wien, Dienſtag Reichspoſt 23. Jänner 1899

[Spaltenumbruch] Die 19 Wahlbezirke, ferner Floridsdorf-Stadlau, waren in
15 Wahlſectionen eingetheilt und wurden in denſelben ins-
geſammt 6[3]26 Stimmen abgegeben, wovon 6697 Stimmen
auf die ſocialdemokratiſchen und 229 auf die chriſtlich-
ſocialen Candidaten entfielen.

Die Wahlen vollzogen ſich ohne jeden Zwiſchenfall, nur in
der III. Section, das war der 2. Bezirk, verſuchte ein Mann
mit einer ungiltigen Legi[t]imation zu wählen.

Das Reſultat dieſer Wahl zeigt wieder die bedauerliche
Thatſache, daß die chriſtlich-ſociale Agitation dort, wo es
ſich um Wahlen für die Vertretungskörper der Arbeiterſchaft
handelt, viel zu läſſig betr[i]eben wird. In der IV. Gruppe
hätten ſich bei etwas gutem Willen wohl mehr als 229
Anhänger der chriſtlich-ſocialen Parteien zur Wahlurne
führen laſſen. Es muß bei dieſer Gelegenheit erwähnt
werden, daß wir bis Samſtag Abends noch nicht im Beſitze
der Candidatenliſte waren.

Die Wahlen für die 6. Gruppe (Handel) des Wiener
Gewerbegerichts finden für den Wahlkörper der Unter-
nehmer am 30. d. M., die eventuelle engere Wahl am
1. Februar l. J. von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach-
mittags, für den Wahlkörper der Arbeiter am 29. d., die
eventuelle engere Wahl am 5. Februar l. J. von 9 Uhr
Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags ſtatt. Der Wahlkörper
der Unternehmer wählt in vier, jener der Arbeiter in
ſechs Sectionen. Hoffentlich wird die Agitation der chriſtlich-
ſocialen Partei für die Wahlen in dieſer Gruppe etwas
eifriger und mit mehr Geſchick betrieben werden.




Wunderbare Rettung eines Kindes.

Auf dem Schottenring, unmittelbar vor dem Ge-
bäude der Polizeidirection, ſpielte ſich Samſtag Abends
gegen ½8 Uhr eine aufregende Scene ab. Das zehn-
jährige Söhnchen eines Landesgerichtsrathes, welches
mit ſeinen Eltern den Schottenring überſetzen wollte
und einem raſch daherfahrenden Fiaker auswich, gerieth
unter einen elektriſchen Motorwagen.
Tauſende von Menſchen hatten ſich innerhalb weniger
Minuten im weiten Umkreiſe der Unfallsſtelle ange-
ſammelt. Vom Hauscommiſſariate der Polizeidirection
waren ſofort der Polizei-Bezirksleiter Polizeirath
Jerabek, der dienſthabende Commiſſär Felkel,
Bezirksinſpector Joſt und Polizei-Vezirksarzt Doctor
Popper, ſowie eine Abtheilung Sicherheitswach-
männer herbeigeeilt, wenige Minuter ſpäter fand ſich
Inſpector Leiſching mit einer Abtheilung Feuer-
wehrmänner, und die Freiwillige Rettungsgeſellſchaft
an Ort und Stelle ein, um die Rettungsaction raſch
in Angriff zu nehmen. Man überzeugte ſich bald, daß
der Knabe ſich am Leben befinde und in der
Richtung der Fahrt, mit dem Geſichte zur
Erde gekehrt,
liege. Erbat, man möchte
ihn raſch aus der fürchterlichen
Situation befreien.
Der Kopf und die
rechte Hälfte des Körpers lagen rechts außerhalb
des Schienenſtranges, die Schutzvorrichtung war in der
Kniekehle des linken Fußes, ſo daß die linke untere
Extremität im rechten Winkel abgebogen war. Von der
Schutzvorrichtung wurde der Körper des Kindes nach
vorwärts geſtoßen Der linke Unterſchenkel mit dem
Fuße befand ſich unter der Schutzvorrichtung.

Das Publikum verlangte unge-
ſtüm,
daß der Motorwagen nachrückwärts ge-
ſchoben werden möge,
man glaubte dadurch
das arme Kind freizumachen. Die Sicherheitswachmann-
befahl aber, daß dieſem Verlangen nicht entſprochen
werde, da die Getahr nahe lag, daß erſt jetzt durch
eine Bewegung des Wagens das Kind getödtet werden
könne. Die Polizeidirection hat nämlich erſt kürzlich
eine Verordnung herausgegeben, daß bei Unglücksfällen
durch electriſche Motorwagen, dieſer, ſobald er zum
Stehen gebracht worden iſt, nicht mehr in Be-
wegung zu ſetzen ſei, weder nach vorne noch
nach rückwärts, weil durch ein neuerliches
Rollen der Räder die Gefahr für den Betroffenen
dadurch wächſt, daß der durch das Rollen freigewordene
elektriſche Strom auf den Verunglückten
einwirken kann. Die Rettungsaction ging verhältniß-
mäßig ſchnell vor ſich. Den Motorwagen mittelſt
Winden zu heben, wurde nicht, wie man zuerſt plante,
durchgeführt, weil auch dadurch eine Gefahr für den
Knaben erwachſen wäre. Es wurde daher ein hölzener
Theil der Schutzvorrichtung, unter welcher das Kind
lag, theils ausgeſägt, theils ausgemeißelt
und nach einer bangen halben Stunde
hatte die Feuerwehrmannſchaft dieſe Arbeit vollendet.
Der Knabe wurde raſch hervor-
gezogen
und von der Sanitätsmannſchaft der
Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft mittelſt Tragbettes in
das Hauscommiſſariat der Polizeidirection gebracht.

Hier warteten die verzweifelten
Eltern
auf das Reſultat der Rettungsaction. „Er
lebt und ſcheint nicht ſchwer verletzt zu ſein,“ wurde
denſelben zugerufen. Durch die ärztliche Unterſuchung
des Knaben, welcher bei vollſter Beſinnung war, wurde
feſtgeſtellt, daß derſelbe nur eine ungefähr 20 Centi-
meter lange Rißquetſchwunde der Haut und der
Muskeln nnterhalb der linken Knieſcheibe erlitten hat,
und zwar dadurch, daß er einige Schritte weit auf dem
Steinpflaſter von der Schutzvorrichtung geſchleift
worden war. Nachdem die Aerzte den Knaben ver-
bunden hatten, wurde er in häusliche Pflege gebracht.

Mitleid erregte auch der Führer des
[Spaltenumbruch] Motorwagens.
Der Arme, den kein Ver-
ſchulden an dem Unfalle trifft, zitterte am ganzen
Leibe und war derart aufgeregt, daß man befürchtete,
er werde zuſammenbrechen. Er war, da das fürchter-
liche Ereigniß ſich unmittelbar vor der Halteſtelle zu-
getragen hatte, im Schritt gefahren und hatte, als das
Kind unter den Wagen zu liegen gekommen war, dieſen
ſofort zum Stehen gebracht.




Der Frauenmord in Ottakring.

Im hieſigen Garniſonsgerichte befindet ſich ſeit
einigen Tagen ein Deſerteur in Haft, von welchem
das Sicherheitsbureau der Polizeidirection auf Grund
ſchwerwiegender Indicien glaubt, das er der Mörder
der Franziska Hofer
ſei. Der Mann war
vor einigen Tagen gelegentlich der Aufhebung einer
Diebsbande verhaftet worden, der auch die Hand-
arbeiterin Anna Mühllechner angehörte, welche,
wie gemeldet, in einem Pfaidlergeſchäft in der Alſer-
ſtraße einen Diebſtahl vollführt hatte und ſich bei ihrer
Verhaftung mit dem Meſſer zur Wehr ſetzte. Dieſer
Burſche ſoll nämlich vor 3 Jahren über Anzeige der
Hofer wegen Einbruchsdieſtahls zu 3 Jahren ſchweren
Kerkers verurtheilt worden ſein und hatte, wie ſeine
Mithäftlinge angaben, derſelben tödtliche Rache
geſchworen.

Es ſoll bereits auch weiters erhoben ſein, daß er
am zweiten Weihnachtstage — an welchem bekanntlich
die Francisca Hofer ermordet wurde — einen Anzug
trug, welcher der Beſchreibung gleicht, die eine
Freundin der Hofer von dem Aeußern des Mannes
angibt, in deſſen Geſellſchaft die Hofer zuletzt geſehen
wurde.

Auch die Perſonsbeſchreibung, die ein anderer
Burſche von dem Manne gibt, der angeblich ein in
Zeitungspapier eingewickeltes Packet, in welchem die
Pfandſcheine der Hofer gefunden wurden, in
der Calvarienberggaſſe niedergelegt haben ſoll, würde
auf den verhafteten Deſerteur, der ein gelernter
Fleiſchhauer iſt, paſſen.




Die Defraudation bei den Schwarzenberg-
Veterauen.

Die Verſammlung des Veteranenvereines „Fürſt
Schwarzenberg“, die geſtern in Rokſch’s Eichenſälen
ſtattfand, und an der ſich 1000 Perſonen betheiligten,
erhob gegen das bisherige Gebahren in der Vereins-
leitung energiſch Proteſt. Es wurde von dem Maler
Emminger eine Aenderung der Statuten und
der Vereinsleitung verlangt. Welch’ nette Zuſtände in
der Vereinsleitung herrſchen, darüber berichtete der
Vereinsrath Potſtantny, an den das Erſuchen
geſtellt wurde, als die Malverſation bekannt wurde,
dieſelbe zu vertuſchen, mit der Motivirung, daß
anderswo auch geſtohlen wird. In einem Caſſabuch
figurirt z. B. ein Betrag von 650 fl. für Brillanten-
ringe, welche vertheilt wurden. Der Rechnungsbeamte
Stefan Timmling betonte, daß die Satzungen umgeändert
werden müſſen, denn ein Verein, der ein Vermögen
von 10.000 fl. aufweiſe, worüber nur der Vorſtand
ohne von den Mitgliedern controlirt zu werden, verwal-
tet, könne für die Dauer nicht beſtehen. Znm Schluße
der Verſammlung wurden Candidaten für die Aus-
ſchußwahl vorgeſchlagen.




Biſchofsweihe des Hof- und Burgpfarrers
Dr. Laurenz Mayer.

In der Hofburgpfarrkirche iſt geſtern Vormittags um
10 Uhr die Biſchofsweihe des Hof- und Burgpfarrers Dr.
Laurenz Mayer vorgenommen worden. Präciſe 10 Uhr
bewegte ſich die Proceſſion in die Kirche. Vorerſt kamen der
f. e. Ceremoniär Dr. Pfluger, dann die Hofgeiſtlichkeit,
dann Biſchof Dr. Laurenz Mayer mit den beiden Con-
ſecratoren: zur Rechten der Biſchof in Linz Dr. Doppel-
bauer
(ſtatt des erkrankten Biſchofs Rößler) zur
Linken Weihbiſchof Dr. Schneider. Hierauf folgte der
Apoſtoliſche Nuntius Erzbiſchof Mſgr. Emilio Taliani
begleitet von dem Uditore Locatelli und dem Secretär
Mſgr. Averza. Unmittelbar darauf fanden ſich im Hof-
oratorium Ihre k. und k. Hoheiten die Frauen Erzherzoginnen
Maria Thereſe, Maria Annunciata,
Eliſabeth, Marie Valerie
und Maria
Raineria
ſowie Herr Erzherzog Franz Salvator
ein, worauf die heilige Handlung ihren Anfang nahm. Hof-
caplan Dr. Weiß verlas das Apoſtoliſche Mandat.
Biſchof Dr. Mayer gelobte dem Oberhaupte
der Kirche und ſeinen rechtmäßigen Nachfolgern
eidlich Treue und Gehorſam. Nach Ablegung des
Glaubensbekenntniſſes begann die heilige Meſſe.
Seine Majeſtät der Kaiſer hatte ſich um
¼12 Uhr, unmittelbar vor dem Beginn des Te Deum im
erſten Hof-Oratorium eingefunden und war bis
nach Beendigung der heiligen Handlung geblieben.
Nach dem Graduale zählte dem neuen Biſchof der Nuntius
die Pflichten eines Biſchofs auf. Dr. Mayer warf ſich
auf ſein Angeſicht nieder, während die Allerheiligen-Litanei
gebetet und der dreifache Segen ertheilt wurde. Das offene
Evangelienbuch wurde ihm auf den Nacken gelegt, und der
Nuntius und die beiden Biſchöfe legten ihm die Hände auf
das Haupt. Der Nuntius ſtimmte das »veni creator
spiritus«
an und ſalbte das Haupt und die Hände des
neuen Biſchofs mit heiligem Chryſam. Hirtenſtab, Ring und
Evangelienbuch wurden ihm gereicht. Biſchof Dr. Mayer
kehrte zu ſeinem Altar zurück und ſetzte mit dem Nuntius
[Spaltenumbruch] die Meſſe fort. Er brachte dieſem zwei Kerzen, zwei Brode
und zwei Gefäße mit Wein zum Opfer dar und
feierte dann mit dem Nuntius die heilige Meſſe
an einem Altare. Beide genoßen von derſelben
Hoſtie und tranken aus demſelben Kelche. Nach dem Schluß-
ſegen ſetzte der Nuntius dem Neugeweihten die Mitra aufs
Haupt, legte ihm die Handſchuhe an, ſteckte ihm den Ring
an, und mit den biſchoflichen Inſignien geſchmückt ließ ſich
Dr. Mayer auf dem biſchöflichen Throne nieder und empfing
von den Geiſtlichen den Handkuß Der Nuntius ſtimmte das
Te deum an, Biſchof Dr. Mayer durchſchritt die Kirche und
ertheilte dann vom Altare aus zum erſten Male den feier-
lichen biſchöflichen Segen. Die kirchliche Feier ſchloß um
12 Uhr Mittags. Um 2 Uhr Nachmittags fand in den tech-
niſchen Appartements der H[o]fburg eine Tafel ſtatt.




Der I. Congreß der nichtſocialdemokra-
tiſchen Loh- und Rothgerbergehilfen

fand, zahlreich beſucht, in letzter Zeit in Mar-
burg
ſtatt. Der Tag nahm einen ſehr würdigen
Verlauf. Delegirte waren erſchienen aus Marburg,
Graz, Laibach, Villach, Ober-Laibach, Wilhelmsburg,
Wien und Goldkirchen. Zuſtimmungsſchreiben ſandten
die Gehilfenſchaft von Krainburg, Klagenfurt, Naſen-
fuß, Bozen, Linz, Urfahr, Wels und Wiener-Neuſtadt.
Das erſte Referat über Organiſation führte Gehilfe
Spurey aus Marburg, welcher in ausführlicher
Weiſe gegen die ſocialdemokratiſche
Organiſation
polemiſirte und ſchließlich
die Gründung eines Fachverbandes für ganz
Oeſterreich beantragte. Nach längerer Debatte wurde
dieſer Antrag eiuſtimmig angenommen. Hierauf referirte
der Delegirte Bartholomäus Pec[n]ik aus Wien, über
die Art und Weiſe des Vorgehens der ſocialdemokratiſchen
Gewerkſchaft und ihres Organes, das ſich in Lügen
und Beſchimpfungen völlig erſchöpft. Er regte die
Gründung eines eigenen Fachblattes an. Des weiteren
verbreitete er ſich auch über die Forderungen der
Gerbergehilfenſchaft, die insbeſo[n]dere in dem Schutze
der gelernten Arbeiter gipfeln müſſen, weil nur dann
die wirkungsvoller Kampf geführt werden könne, wenn
man nicht befürchten muß, daß einem die ungelernten
Arbeiter zu Hunderten als Schmutzconcurrenten
in den Rücken fallen. Auch hierüber entſpann ſich
eine längere Debatte, an ner ſich ein als
Gaſt zugelaſſener Socialdemokrat betheiligte,
der aber von Herrn Plecnik ordentlich abgefertigt
wurde, als er glaubte, für ſeine Genoſſen eine Lanze
brechen müſſen. Anſchließend an dieſes Referat wurde
die Gründung eines eigenen Fachblattes be-
ſchloſſen und folgende Reſolution einſtimmig ange-
nommen: Der zu den Weihnachtsfeiertagen in Marburg
tagende Gewerbetag ſpricht ſich mit aller Entſchiedenhéit
gegen das ſchädliche Treiben der Gewerkſchaft und
ihres Organes aus.

Er verwahrt ſich entſchieden gegen die niederträch-
tigen Beſchimpfungen, welche in dieſem Blatte gegen
die Bruderſchaften und ihre Mitglieder erhoben werden
und weiſt ſelbe als elende Verleumdungen zurück.

Der Gerbertag erblickt insbeſondere in dem
Schutze der gelernten Arbeiter ein vornehmlich anzu-
ſtrebendes Ziel und fordert alle Gerbergehilfen auf,
für die Erreichung desſelben nach Kräften thätig zu
ſein. Ebenſo erwartet er, daß ſie die zu gründen
beſchloſſene Organiſation auf’s werkthätigſte im In-
tereſſe des ganzen Standes unterſtützen werden.
Mit der Durchführung der gefaßten Be-
ſchlüſſe und den hiezu nothwendigen Vorarbeiten
wurde die Loh- und Rothgerber-Bruderſchaft in Wien
betraut.




Letzte Nachrichten.
Eine neue Wendung in der ungariſchen
Kriſe.

Die Nachricht von der Reiſe Baron
Banffy’s nach Wien wird ſicherlich die poli-
iſchen Kreiſe in höchſtem Grade überraſchen. Heute
wurde bereits der Miniſterpräſident Banffy vom
Kaiſer in Audienz empfangen Die Entſcheidung
in der Kriſe ſoll nun bevorſtehen. Das
Barometer zeigt auf Sturm. Der Kampf zwiſchen
Regierung und Oppoſition wird in neuer Schärfe
entbrennen. Der geſtrige Miniſterrath beſchäftigte ſich
mit dem Elaborate Apponyi’s, welches ſogar die
Anführer der Friedenspartei im liberalen Club ſtutzig
gemacht haben ſoll. Banffy wird nicht ohne weit-
gehende Vollmachten Wien verlaſſen. Man ſpricht von
einer Vertagung oder Auflöſung des Hauſes. Das
Gerücht von Conceſſionen, die die Regierung den
Oppoſitionsparteien gewähren ſoll, iſt bereits verſtummt.

Ein hitziger Zuſammenſtoß.

Aus Trieſt
erhält ein Wiener Blatt folgende Meldung unter dem
22. d. M. Zur Wahl des Vorſtandes der Bezirks-
krankencaſſe erſchienen von den Arbeiterdelegirten
35 Liberale und 25 Socialiſten, welch’ letztere die Ma-
jorität beſchimpften und die Wahlurnen zu zer-
trümmern
verſuchten. Der Wahlact konnte nicht
ſtattfinden.




Brieſkaſten.

Guſtavus. Antwort morgen. Heute aus techniſchen
Gründen nicht mehr möglich. — M. Sch. in St. —
Weisk.
Nichts gezogen.




[irrelevantes Material]
<TEI>
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[7/0007] 19 Wien, Dienſtag Reichspoſt 23. Jänner 1899 Die 19 Wahlbezirke, ferner Floridsdorf-Stadlau, waren in 15 Wahlſectionen eingetheilt und wurden in denſelben ins- geſammt 6326 Stimmen abgegeben, wovon 6697 Stimmen auf die ſocialdemokratiſchen und 229 auf die chriſtlich- ſocialen Candidaten entfielen. Die Wahlen vollzogen ſich ohne jeden Zwiſchenfall, nur in der III. Section, das war der 2. Bezirk, verſuchte ein Mann mit einer ungiltigen Legitimation zu wählen. Das Reſultat dieſer Wahl zeigt wieder die bedauerliche Thatſache, daß die chriſtlich-ſociale Agitation dort, wo es ſich um Wahlen für die Vertretungskörper der Arbeiterſchaft handelt, viel zu läſſig betrieben wird. In der IV. Gruppe hätten ſich bei etwas gutem Willen wohl mehr als 229 Anhänger der chriſtlich-ſocialen Parteien zur Wahlurne führen laſſen. Es muß bei dieſer Gelegenheit erwähnt werden, daß wir bis Samſtag Abends noch nicht im Beſitze der Candidatenliſte waren. Die Wahlen für die 6. Gruppe (Handel) des Wiener Gewerbegerichts finden für den Wahlkörper der Unter- nehmer am 30. d. M., die eventuelle engere Wahl am 1. Februar l. J. von 8 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach- mittags, für den Wahlkörper der Arbeiter am 29. d., die eventuelle engere Wahl am 5. Februar l. J. von 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags ſtatt. Der Wahlkörper der Unternehmer wählt in vier, jener der Arbeiter in ſechs Sectionen. Hoffentlich wird die Agitation der chriſtlich- ſocialen Partei für die Wahlen in dieſer Gruppe etwas eifriger und mit mehr Geſchick betrieben werden. Wunderbare Rettung eines Kindes. Auf dem Schottenring, unmittelbar vor dem Ge- bäude der Polizeidirection, ſpielte ſich Samſtag Abends gegen ½8 Uhr eine aufregende Scene ab. Das zehn- jährige Söhnchen eines Landesgerichtsrathes, welches mit ſeinen Eltern den Schottenring überſetzen wollte und einem raſch daherfahrenden Fiaker auswich, gerieth unter einen elektriſchen Motorwagen. Tauſende von Menſchen hatten ſich innerhalb weniger Minuten im weiten Umkreiſe der Unfallsſtelle ange- ſammelt. Vom Hauscommiſſariate der Polizeidirection waren ſofort der Polizei-Bezirksleiter Polizeirath Jerabek, der dienſthabende Commiſſär Felkel, Bezirksinſpector Joſt und Polizei-Vezirksarzt Doctor Popper, ſowie eine Abtheilung Sicherheitswach- männer herbeigeeilt, wenige Minuter ſpäter fand ſich Inſpector Leiſching mit einer Abtheilung Feuer- wehrmänner, und die Freiwillige Rettungsgeſellſchaft an Ort und Stelle ein, um die Rettungsaction raſch in Angriff zu nehmen. Man überzeugte ſich bald, daß der Knabe ſich am Leben befinde und in der Richtung der Fahrt, mit dem Geſichte zur Erde gekehrt, liege. Erbat, man möchte ihn raſch aus der fürchterlichen Situation befreien. Der Kopf und die rechte Hälfte des Körpers lagen rechts außerhalb des Schienenſtranges, die Schutzvorrichtung war in der Kniekehle des linken Fußes, ſo daß die linke untere Extremität im rechten Winkel abgebogen war. Von der Schutzvorrichtung wurde der Körper des Kindes nach vorwärts geſtoßen Der linke Unterſchenkel mit dem Fuße befand ſich unter der Schutzvorrichtung. Das Publikum verlangte unge- ſtüm, daß der Motorwagen nachrückwärts ge- ſchoben werden möge, man glaubte dadurch das arme Kind freizumachen. Die Sicherheitswachmann- befahl aber, daß dieſem Verlangen nicht entſprochen werde, da die Getahr nahe lag, daß erſt jetzt durch eine Bewegung des Wagens das Kind getödtet werden könne. Die Polizeidirection hat nämlich erſt kürzlich eine Verordnung herausgegeben, daß bei Unglücksfällen durch electriſche Motorwagen, dieſer, ſobald er zum Stehen gebracht worden iſt, nicht mehr in Be- wegung zu ſetzen ſei, weder nach vorne noch nach rückwärts, weil durch ein neuerliches Rollen der Räder die Gefahr für den Betroffenen dadurch wächſt, daß der durch das Rollen freigewordene elektriſche Strom auf den Verunglückten einwirken kann. Die Rettungsaction ging verhältniß- mäßig ſchnell vor ſich. Den Motorwagen mittelſt Winden zu heben, wurde nicht, wie man zuerſt plante, durchgeführt, weil auch dadurch eine Gefahr für den Knaben erwachſen wäre. Es wurde daher ein hölzener Theil der Schutzvorrichtung, unter welcher das Kind lag, theils ausgeſägt, theils ausgemeißelt und nach einer bangen halben Stunde hatte die Feuerwehrmannſchaft dieſe Arbeit vollendet. Der Knabe wurde raſch hervor- gezogen und von der Sanitätsmannſchaft der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft mittelſt Tragbettes in das Hauscommiſſariat der Polizeidirection gebracht. Hier warteten die verzweifelten Eltern auf das Reſultat der Rettungsaction. „Er lebt und ſcheint nicht ſchwer verletzt zu ſein,“ wurde denſelben zugerufen. Durch die ärztliche Unterſuchung des Knaben, welcher bei vollſter Beſinnung war, wurde feſtgeſtellt, daß derſelbe nur eine ungefähr 20 Centi- meter lange Rißquetſchwunde der Haut und der Muskeln nnterhalb der linken Knieſcheibe erlitten hat, und zwar dadurch, daß er einige Schritte weit auf dem Steinpflaſter von der Schutzvorrichtung geſchleift worden war. Nachdem die Aerzte den Knaben ver- bunden hatten, wurde er in häusliche Pflege gebracht. Mitleid erregte auch der Führer des Motorwagens. Der Arme, den kein Ver- ſchulden an dem Unfalle trifft, zitterte am ganzen Leibe und war derart aufgeregt, daß man befürchtete, er werde zuſammenbrechen. Er war, da das fürchter- liche Ereigniß ſich unmittelbar vor der Halteſtelle zu- getragen hatte, im Schritt gefahren und hatte, als das Kind unter den Wagen zu liegen gekommen war, dieſen ſofort zum Stehen gebracht. Der Frauenmord in Ottakring. Im hieſigen Garniſonsgerichte befindet ſich ſeit einigen Tagen ein Deſerteur in Haft, von welchem das Sicherheitsbureau der Polizeidirection auf Grund ſchwerwiegender Indicien glaubt, das er der Mörder der Franziska Hofer ſei. Der Mann war vor einigen Tagen gelegentlich der Aufhebung einer Diebsbande verhaftet worden, der auch die Hand- arbeiterin Anna Mühllechner angehörte, welche, wie gemeldet, in einem Pfaidlergeſchäft in der Alſer- ſtraße einen Diebſtahl vollführt hatte und ſich bei ihrer Verhaftung mit dem Meſſer zur Wehr ſetzte. Dieſer Burſche ſoll nämlich vor 3 Jahren über Anzeige der Hofer wegen Einbruchsdieſtahls zu 3 Jahren ſchweren Kerkers verurtheilt worden ſein und hatte, wie ſeine Mithäftlinge angaben, derſelben tödtliche Rache geſchworen. Es ſoll bereits auch weiters erhoben ſein, daß er am zweiten Weihnachtstage — an welchem bekanntlich die Francisca Hofer ermordet wurde — einen Anzug trug, welcher der Beſchreibung gleicht, die eine Freundin der Hofer von dem Aeußern des Mannes angibt, in deſſen Geſellſchaft die Hofer zuletzt geſehen wurde. Auch die Perſonsbeſchreibung, die ein anderer Burſche von dem Manne gibt, der angeblich ein in Zeitungspapier eingewickeltes Packet, in welchem die Pfandſcheine der Hofer gefunden wurden, in der Calvarienberggaſſe niedergelegt haben ſoll, würde auf den verhafteten Deſerteur, der ein gelernter Fleiſchhauer iſt, paſſen. Die Defraudation bei den Schwarzenberg- Veterauen. Die Verſammlung des Veteranenvereines „Fürſt Schwarzenberg“, die geſtern in Rokſch’s Eichenſälen ſtattfand, und an der ſich 1000 Perſonen betheiligten, erhob gegen das bisherige Gebahren in der Vereins- leitung energiſch Proteſt. Es wurde von dem Maler Emminger eine Aenderung der Statuten und der Vereinsleitung verlangt. Welch’ nette Zuſtände in der Vereinsleitung herrſchen, darüber berichtete der Vereinsrath Potſtantny, an den das Erſuchen geſtellt wurde, als die Malverſation bekannt wurde, dieſelbe zu vertuſchen, mit der Motivirung, daß anderswo auch geſtohlen wird. In einem Caſſabuch figurirt z. B. ein Betrag von 650 fl. für Brillanten- ringe, welche vertheilt wurden. Der Rechnungsbeamte Stefan Timmling betonte, daß die Satzungen umgeändert werden müſſen, denn ein Verein, der ein Vermögen von 10.000 fl. aufweiſe, worüber nur der Vorſtand ohne von den Mitgliedern controlirt zu werden, verwal- tet, könne für die Dauer nicht beſtehen. Znm Schluße der Verſammlung wurden Candidaten für die Aus- ſchußwahl vorgeſchlagen. Biſchofsweihe des Hof- und Burgpfarrers Dr. Laurenz Mayer. In der Hofburgpfarrkirche iſt geſtern Vormittags um 10 Uhr die Biſchofsweihe des Hof- und Burgpfarrers Dr. Laurenz Mayer vorgenommen worden. Präciſe 10 Uhr bewegte ſich die Proceſſion in die Kirche. Vorerſt kamen der f. e. Ceremoniär Dr. Pfluger, dann die Hofgeiſtlichkeit, dann Biſchof Dr. Laurenz Mayer mit den beiden Con- ſecratoren: zur Rechten der Biſchof in Linz Dr. Doppel- bauer (ſtatt des erkrankten Biſchofs Rößler) zur Linken Weihbiſchof Dr. Schneider. Hierauf folgte der Apoſtoliſche Nuntius Erzbiſchof Mſgr. Emilio Taliani begleitet von dem Uditore Locatelli und dem Secretär Mſgr. Averza. Unmittelbar darauf fanden ſich im Hof- oratorium Ihre k. und k. Hoheiten die Frauen Erzherzoginnen Maria Thereſe, Maria Annunciata, Eliſabeth, Marie Valerie und Maria Raineria ſowie Herr Erzherzog Franz Salvator ein, worauf die heilige Handlung ihren Anfang nahm. Hof- caplan Dr. Weiß verlas das Apoſtoliſche Mandat. Biſchof Dr. Mayer gelobte dem Oberhaupte der Kirche und ſeinen rechtmäßigen Nachfolgern eidlich Treue und Gehorſam. Nach Ablegung des Glaubensbekenntniſſes begann die heilige Meſſe. Seine Majeſtät der Kaiſer hatte ſich um ¼12 Uhr, unmittelbar vor dem Beginn des Te Deum im erſten Hof-Oratorium eingefunden und war bis nach Beendigung der heiligen Handlung geblieben. Nach dem Graduale zählte dem neuen Biſchof der Nuntius die Pflichten eines Biſchofs auf. Dr. Mayer warf ſich auf ſein Angeſicht nieder, während die Allerheiligen-Litanei gebetet und der dreifache Segen ertheilt wurde. Das offene Evangelienbuch wurde ihm auf den Nacken gelegt, und der Nuntius und die beiden Biſchöfe legten ihm die Hände auf das Haupt. Der Nuntius ſtimmte das »veni creator spiritus« an und ſalbte das Haupt und die Hände des neuen Biſchofs mit heiligem Chryſam. Hirtenſtab, Ring und Evangelienbuch wurden ihm gereicht. Biſchof Dr. Mayer kehrte zu ſeinem Altar zurück und ſetzte mit dem Nuntius die Meſſe fort. Er brachte dieſem zwei Kerzen, zwei Brode und zwei Gefäße mit Wein zum Opfer dar und feierte dann mit dem Nuntius die heilige Meſſe an einem Altare. Beide genoßen von derſelben Hoſtie und tranken aus demſelben Kelche. Nach dem Schluß- ſegen ſetzte der Nuntius dem Neugeweihten die Mitra aufs Haupt, legte ihm die Handſchuhe an, ſteckte ihm den Ring an, und mit den biſchoflichen Inſignien geſchmückt ließ ſich Dr. Mayer auf dem biſchöflichen Throne nieder und empfing von den Geiſtlichen den Handkuß Der Nuntius ſtimmte das Te deum an, Biſchof Dr. Mayer durchſchritt die Kirche und ertheilte dann vom Altare aus zum erſten Male den feier- lichen biſchöflichen Segen. Die kirchliche Feier ſchloß um 12 Uhr Mittags. Um 2 Uhr Nachmittags fand in den tech- niſchen Appartements der Hofburg eine Tafel ſtatt. Der I. Congreß der nichtſocialdemokra- tiſchen Loh- und Rothgerbergehilfen fand, zahlreich beſucht, in letzter Zeit in Mar- burg ſtatt. Der Tag nahm einen ſehr würdigen Verlauf. Delegirte waren erſchienen aus Marburg, Graz, Laibach, Villach, Ober-Laibach, Wilhelmsburg, Wien und Goldkirchen. Zuſtimmungsſchreiben ſandten die Gehilfenſchaft von Krainburg, Klagenfurt, Naſen- fuß, Bozen, Linz, Urfahr, Wels und Wiener-Neuſtadt. Das erſte Referat über Organiſation führte Gehilfe Spurey aus Marburg, welcher in ausführlicher Weiſe gegen die ſocialdemokratiſche Organiſation polemiſirte und ſchließlich die Gründung eines Fachverbandes für ganz Oeſterreich beantragte. Nach längerer Debatte wurde dieſer Antrag eiuſtimmig angenommen. Hierauf referirte der Delegirte Bartholomäus Pecnik aus Wien, über die Art und Weiſe des Vorgehens der ſocialdemokratiſchen Gewerkſchaft und ihres Organes, das ſich in Lügen und Beſchimpfungen völlig erſchöpft. Er regte die Gründung eines eigenen Fachblattes an. Des weiteren verbreitete er ſich auch über die Forderungen der Gerbergehilfenſchaft, die insbeſondere in dem Schutze der gelernten Arbeiter gipfeln müſſen, weil nur dann die wirkungsvoller Kampf geführt werden könne, wenn man nicht befürchten muß, daß einem die ungelernten Arbeiter zu Hunderten als Schmutzconcurrenten in den Rücken fallen. Auch hierüber entſpann ſich eine längere Debatte, an ner ſich ein als Gaſt zugelaſſener Socialdemokrat betheiligte, der aber von Herrn Plecnik ordentlich abgefertigt wurde, als er glaubte, für ſeine Genoſſen eine Lanze brechen müſſen. Anſchließend an dieſes Referat wurde die Gründung eines eigenen Fachblattes be- ſchloſſen und folgende Reſolution einſtimmig ange- nommen: Der zu den Weihnachtsfeiertagen in Marburg tagende Gewerbetag ſpricht ſich mit aller Entſchiedenhéit gegen das ſchädliche Treiben der Gewerkſchaft und ihres Organes aus. Er verwahrt ſich entſchieden gegen die niederträch- tigen Beſchimpfungen, welche in dieſem Blatte gegen die Bruderſchaften und ihre Mitglieder erhoben werden und weiſt ſelbe als elende Verleumdungen zurück. Der Gerbertag erblickt insbeſondere in dem Schutze der gelernten Arbeiter ein vornehmlich anzu- ſtrebendes Ziel und fordert alle Gerbergehilfen auf, für die Erreichung desſelben nach Kräften thätig zu ſein. Ebenſo erwartet er, daß ſie die zu gründen beſchloſſene Organiſation auf’s werkthätigſte im In- tereſſe des ganzen Standes unterſtützen werden. Mit der Durchführung der gefaßten Be- ſchlüſſe und den hiezu nothwendigen Vorarbeiten wurde die Loh- und Rothgerber-Bruderſchaft in Wien betraut. Letzte Nachrichten. Eine neue Wendung in der ungariſchen Kriſe. Die Nachricht von der Reiſe Baron Banffy’s nach Wien wird ſicherlich die poli- iſchen Kreiſe in höchſtem Grade überraſchen. Heute wurde bereits der Miniſterpräſident Banffy vom Kaiſer in Audienz empfangen Die Entſcheidung in der Kriſe ſoll nun bevorſtehen. Das Barometer zeigt auf Sturm. Der Kampf zwiſchen Regierung und Oppoſition wird in neuer Schärfe entbrennen. Der geſtrige Miniſterrath beſchäftigte ſich mit dem Elaborate Apponyi’s, welches ſogar die Anführer der Friedenspartei im liberalen Club ſtutzig gemacht haben ſoll. Banffy wird nicht ohne weit- gehende Vollmachten Wien verlaſſen. Man ſpricht von einer Vertagung oder Auflöſung des Hauſes. Das Gerücht von Conceſſionen, die die Regierung den Oppoſitionsparteien gewähren ſoll, iſt bereits verſtummt. Ein hitziger Zuſammenſtoß. Aus Trieſt erhält ein Wiener Blatt folgende Meldung unter dem 22. d. M. Zur Wahl des Vorſtandes der Bezirks- krankencaſſe erſchienen von den Arbeiterdelegirten 35 Liberale und 25 Socialiſten, welch’ letztere die Ma- jorität beſchimpften und die Wahlurnen zu zer- trümmern verſuchten. Der Wahlact konnte nicht ſtattfinden. Brieſkaſten. Guſtavus. Antwort morgen. Heute aus techniſchen Gründen nicht mehr möglich. — M. Sch. in St. — Weisk. Nichts gezogen. _

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 19, Wien, 24.01.1899, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost019_1899/7>, abgerufen am 25.11.2024.