Reichspost. Nr. 18, Wien, 22.01.1901.18 Wien, Dienstag Reichspost 22. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] königl. bairischen National-Museum in München Dr. Wolfgang M. Schmidt im Oesterreichischen Museum einen Vortrag mit Projectionsbildern über die Gräber deutscher Kaiser im Dome zu Speyer und ihre Eröffnung im Jahre 1900 halten. Ballchranik. Montag, 28. Jänner: Ball der katholisch-akade- Narrenabend des Wiener Männergesangvereines. Der schon morgen, Dienstag, den 22. d. M., im Aus dem Gerichtssaale. Ein Preßproceß beginnt, wie aus Krakau Zigeuner-Romantik. Unter den Häftlingen, Bauernrevolte. Im Processe wegen der Neu- Gewerbe. Zur Gewerbereform in Ungarn. Im Eine Ausstellnng kunstgewerblicher Er- zeugnisse Oesterreichs in London wird im Jahre Ehrung eines Genossenschafts-Commissärs. Dem Magistratsrath Kienast, der nach 16jähriger Volkswirthschaftlicher Theil. Das Centralcomite des Industrierathes befaßte sich in der Samstag-Sitzung, mit den Vor- Oesterreichisch-ungarische Bank. In der Der Landes-Obstbau-Verein für Nieder- österreich hält seine Monatsversammlung am Die deutsche Branntweinsteuervorlage wird demnächst dem Reichstage zugehen. Durch Insolvenznachrichten. Der Creditorenverein meldet Lottoziehungen vom 19. Jänner. Wien: 69 88 72 12 6 Graz: 52 6 29 35 42 Trient: 76 70 81 48 61 [Spaltenumbruch] 17 [Nachdruck verboten.). Opfer des Hasses. "Sie werden mir stets treu bleiben, Mercy, ich "Ich bleibe Ihnen treu, Mervyn, bis in den Sie zitterte unter seinen Liebkosungen und nur Als er von dannen gegangen war, eilte sie zum Und als er sich entfernte mit festem Schritt, der Als sie so dastand, in Gedanken versunken, fühlte [Spaltenumbruch] "Ist er fort?" frug sie leise. Mercy wandte sich um. Eine Thräne fiel auf "Jawohl, er ist gegangen, Lallu," antwortete "Aber, Du hast ihn doch nicht kummervoll weg- Ein Blick unaussprechlicher Angst begleitete diese "Ich mußte ihn ziehen lassen." "Aber er wird doch wieder kommen?" frug Lallu Mercy schüttelte traurig den Kopf und seufzte. Das indische Mädchen schien sie nicht zu ver- Mercy war so erstaunt über ihr Benehmeu, daß Als das Mädchen nun ein wenig ruhiger ge- Als sie sich beruhigt hatte, frug Mercy: "Was Lalln öffnete ihre Augen, lächelte, küßte die Mercy umarmte sie ebenfalls, bis sich der Als Oberst Roca sein Ziel erreicht und die "Ich wünschte vor allem, Ihnen Kummer zu er- "Ich weiß nicht," sagte Mercy unfreundlich. "Ich weiß wohl, daß die Hand, welche einen "Sie trachteten uns zu trennen, und haben "Ich gestehe es. Was den Brief betrifft, habe "Sie haben mir nicht die Wahrheit gestanden, 18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] königl. bairiſchen National-Muſeum in München Dr. Wolfgang M. Schmidt im Oeſterreichiſchen Muſeum einen Vortrag mit Projectionsbildern über die Gräber deutſcher Kaiſer im Dome zu Speyer und ihre Eröffnung im Jahre 1900 halten. Ballchranik. Montag, 28. Jänner: Ball der katholiſch-akade- Narrenabend des Wiener Männergeſangvereines. Der ſchon morgen, Dienſtag, den 22. d. M., im Aus dem Gerichtsſaale. Ein Preßproceß beginnt, wie aus Krakau Zigeuner-Romantik. Unter den Häftlingen, Bauernrevolte. Im Proceſſe wegen der Neu- Gewerbe. Zur Gewerbereform in Ungarn. Im Eine Ausſtellnng kunſtgewerblicher Er- zeugniſſe Oeſterreichs in London wird im Jahre Ehrung eines Genoſſenſchafts-Commiſſärs. Dem Magiſtratsrath Kienaſt, der nach 16jähriger Volkswirthſchaftlicher Theil. Das Centralcomité des Induſtrierathes befaßte ſich in der Samſtag-Sitzung, mit den Vor- Oeſterreichiſch-ungariſche Bank. In der Der Landes-Obſtbau-Verein für Nieder- öſterreich hält ſeine Monatsverſammlung am Die deutſche Branntweinſteuervorlage wird demnächſt dem Reichstage zugehen. Durch Inſolvenznachrichten. Der Creditorenverein meldet Lottoziehungen vom 19. Jänner. Wien: 69 88 72 12 6 Graz: 52 6 29 35 42 Trient: 76 70 81 48 61 [Spaltenumbruch] 17 [Nachdruck verboten.). Opfer des Haſſes. „Sie werden mir ſtets treu bleiben, Mercy, ich „Ich bleibe Ihnen treu, Mervyn, bis in den Sie zitterte unter ſeinen Liebkoſungen und nur Als er von dannen gegangen war, eilte ſie zum Und als er ſich entfernte mit feſtem Schritt, der Als ſie ſo daſtand, in Gedanken verſunken, fühlte [Spaltenumbruch] „Iſt er fort?“ frug ſie leiſe. Mercy wandte ſich um. Eine Thräne fiel auf „Jawohl, er iſt gegangen, Lallu,“ antwortete „Aber, Du haſt ihn doch nicht kummervoll weg- Ein Blick unausſprechlicher Angſt begleitete dieſe „Ich mußte ihn ziehen laſſen.“ „Aber er wird doch wieder kommen?“ frug Lallu Mercy ſchüttelte traurig den Kopf und ſeufzte. Das indiſche Mädchen ſchien ſie nicht zu ver- Mercy war ſo erſtaunt über ihr Benehmeu, daß Als das Mädchen nun ein wenig ruhiger ge- Als ſie ſich beruhigt hatte, frug Mercy: „Was Lalln öffnete ihre Augen, lächelte, küßte die Mercy umarmte ſie ebenfalls, bis ſich der Als Oberſt Roca ſein Ziel erreicht und die „Ich wünſchte vor allem, Ihnen Kummer zu er- „Ich weiß nicht,“ ſagte Mercy unfreundlich. „Ich weiß wohl, daß die Hand, welche einen „Sie trachteten uns zu trennen, und haben „Ich geſtehe es. Was den Brief betrifft, habe „Sie haben mir nicht die Wahrheit geſtanden, <TEI> <text> <body> <div type="jCulturalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="11"/><fw place="top" type="header">18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901</fw><lb/><cb/> königl. bairiſchen National-Muſeum in München<lb/> Dr. Wolfgang M. <hi rendition="#g">Schmidt</hi> im Oeſterreichiſchen<lb/> Muſeum einen Vortrag mit Projectionsbildern über<lb/> die <hi rendition="#g">Gräber deutſcher Kaiſer im Dome zu<lb/> Speyer</hi> und ihre Eröffnung im Jahre 1900 halten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ballchranik.</hi> </head><lb/> <div type="jAn" n="2"> <dateline>Montag, 28. Jänner:</dateline> <p>Ball der katholiſch-akade-<lb/> miſchen Verbindung <hi rendition="#g">„Norica“</hi> im Ballſaale des<lb/> Hotel Continental, 2. 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Sie wurde<lb/> während des Wanderzuges ihres Stammes in Belgien<lb/> geboren, kam in die Obhut einer fremden Zigeunerin<lb/> und der Wandertrieb war bei ihr ſo groß, daß ſie es<lb/> vorzog, mit einem fremden Stamm ziellos die Welt<lb/> zu durchſtreifen, ſtatt ihren Eltern in die ungariſche<lb/> Heimat zu folgen. Sie erlernte die Künſte ihrer Race,<lb/> Muſicieren, Handlinienleſen und Wahrſagen, womit<lb/> ſie ſich durchſchlug. Bei ihrer Bande befand ſich ein<lb/> junger Muſikant, mit welchem ſie ſich in ein Liebes-<lb/> verhältniß einließ, dem 2 Kinder entſproſſen. Dem<lb/> Bandenführer wurde das Mädchen, das die Kinder zu<lb/> pflegen hatte und deshalb ſich der Truppe nicht nützlich<lb/> erweiſen konnte, unbequem und als Caroline Burand<lb/> eines Morgens in einem Wäldchen bei Hamburg er-<lb/> wachte, war die Truppe verſchwunden. Zu Fuß wan-<lb/> derte das Mädchen mit ihren Kindern von Hamburg<lb/> nach Preßburg, wo ſie den Geliebten zu finden hoffte.<lb/><cb/> Da ſie ihn nicht fand, kam ſie nach Kagran, wo ge-<lb/> rade Zigeuner ſich aufhielten. Auch dort fand ſie ihn<lb/> nicht und als ſie das Wiener Gemeindegebiet betrat,<lb/> wurde ſie verhaftet. Sie iſt nämlich vor Jahren aus<lb/> Oeſterreich ausgewieſeu worden und beging durch die<lb/> verbotene Rückkehr die Uebertretung des § 323. Der<lb/> Richter, Secretär Dr. <hi rendition="#g">Künſtler,</hi> verurtheilte ſie zu<lb/><hi rendition="#g">vierzehn Tagen Arreſt.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bauernrevolte.</hi> </head> <p>Im Proceſſe wegen der <hi rendition="#g">Neu-<lb/> Szent-Annaer Bauernrevolte</hi> wurde Samſtag<lb/> in <hi rendition="#g">Arad</hi> das Urtheil verkündet. Es wurden <hi rendition="#g">elf<lb/> Perſonen,</hi> darunter mehrere Frauen, wegen Ge-<lb/> waltthätigkeit, eine wegen Aufreizung zu Zuchthaus<lb/> in der Dauer von 2 bis 2½ Jahren, ferner ein An-<lb/> geklagter zu einjährigem, die Uebrigen zu ſechs-<lb/> monatlichem Kerker verurtheilt. Fünf Perſonen wurden<lb/> freigeſprochen. Sowohl die Staatsanwaltſchaft als<lb/> auch die Angeklagten meldeten die Berufung an.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gewerbe.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zur Gewerbereform in Ungarn.</hi> </head> <p>Im<lb/> Handelsminiſterium iſt ein Geſetzentwurf betreffend<lb/> die allgemeinen Gewerbecorporationen in Vorbereitung,<lb/> deren wichtigſte Beſtimmung dahin geht, daß im Ge-<lb/> biete jeder Gewerbebehörde erſter Inſtanz eine allge-<lb/> meine Gewerbecorporationen zu bilden ſei, der jeder<lb/> Gewerbetreibende anzugehören hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Ausſtellnng kunſtgewerblicher Er-<lb/> zeugniſſe Oeſterreichs in London</hi> </head> <p>wird im Jahre<lb/> 1902 ſtattfinden. Eine Verſammlung öſterreichiſcher<lb/> Kunſtgewerbetreibender hat geſtern Beſchlüſſe in dieſem<lb/> Sinne gefaßt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ehrung eines Genoſſenſchafts-Commiſſärs.</hi> </head><lb/> <p>Dem Magiſtratsrath <hi rendition="#g">Kienaſt,</hi> der nach 16jähriger<lb/> Thätigkeit als Genoſſenſchafts-Commiſſär der Ge-<lb/> noſſenſchaft der Plattirer zurücktritt, bereitet die Vor-<lb/> ſtehung eine beſondere Ehrung durch Ueberreichung<lb/> einer Dankadreſſe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Volkswirthſchaftlicher Theil.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Centralcomité des Induſtrierathes</hi> </head><lb/> <p>befaßte ſich in der Samſtag-Sitzung, mit den Vor-<lb/> ſchlägen ſeiner Referenten über die geſetzliche Regelung<lb/> des Cartellweſens. Die im Druck vorgelegten An-<lb/> träge des Referenten Julius Reich haben wir bereits<lb/> mitgetheilt. Die mündlich erſtatteten Vorſchläge des<lb/> zweiten Referenten, des Abg. Urban, gipfeln in<lb/> folgenden Principien: Die Cartelle ſeien als rechts-<lb/> wirkſame Organiſationen anzuerkennen und demgemäß<lb/> in geſetzliche Form zu bringen. Beſtand und Gründung<lb/> der Cartelle unterliegen der Anzeigepflicht bei<lb/> dem zu errichtenden Cartellamte, das auch<lb/> als Gerichtsinſtanz zur Austragung aller<lb/> aus dem Beſtande und der Thätigkeit der<lb/> Cartelle entſtandenen privatrechtlichen Streitigkeiten<lb/> zu fungiren hätte. Zur Bekämpfung der durch die<lb/> Beſeitigung und Beſchränkung der freien Concurrenz<lb/> auf ungebührliche Preisconcurrenz gerichteten mono-<lb/> poliſtiſchen Tendenzen ſollen in der Zollgeſetzgebung<lb/><cb/> und auf dem Gebiete des Tarifweſens entſprechende<lb/> Maßnahmen vorgeſehen werden. Zum Zwecke der<lb/> Berathung und Entſcheidung über die einſchlägigen<lb/> Maßnahmen der Verwaltung ſoll ein Cartellrath ein-<lb/> geſetzt werden, welcher als Conſultativorgan des<lb/> Handelsminiſteriums gedacht iſt. Die Regierung ſoll<lb/> erſucht werden, auf Grund der vom Cartellcomité<lb/> beſchloſſenen Grundſätze des Cartellrechtes einen Ge-<lb/> ſetzentwurf anszuarbeiten und dem Cartellcomité zur<lb/> Berathung vorzulegen. Nach Erſtattung der beiden Re-<lb/> ferate gelangte der Antrag auf Drucklegung derſelben<lb/> und Verſendung an die Comitémitglieder zur An-<lb/> nahme, worauf die Sitzung geſchloſſen wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſch-ungariſche Bank.</hi> </head> <p>In der<lb/> heutigen Sitzung des Generalrathes wurden die<lb/> Tagesordnung für die Generalverſammlung und der<lb/> in derſelben zu erſtattende Geſchäftsbericht feſtgeſetzt.<lb/> Nach Genehmigung des Antrages der Bankleitung,<lb/> betreffend den Ankauf eines Baugrundes für ein<lb/> in Székesfehévar (Stuhlweißenburg) aufzuführendes<lb/> Bankgebäude, wurde beſtimmt, das Filiale Jaslo,<lb/> von dem auch die Nebenſtellen Dukla und Gorlice<lb/> reſſortiren werden, am 4. Februar l. J. zu eröffnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Landes-Obſtbau-Verein für Nieder-<lb/> öſterreich</hi> </head> <p>hält ſeine Monatsverſammlung am<lb/> Donnerſtag den 24. Jänner 1901 um 5 Uhr Nach-<lb/> mittags im n.-ö. Landhauſe, Wien, 1. Bezirk, Herren-<lb/> gaſſe 13, ab. Herr Joſef Löſchnig, Fachlehrer in<lb/> Krems wird dabei einen Vortrag über Obſtverwerthung<lb/> halten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die deutſche Branntweinſteuervorlage</hi> </head><lb/> <p>wird demnächſt dem Reichstage zugehen. Durch<lb/> theilweiſe Abänderung der Vorſchriften über die<lb/> Veranlagung der Brennereien zum <hi rendition="#g">Contingent</hi><lb/> ſoll verhindert werden, daß gewerbliche Brennerei-<lb/> Unternehmungen, die unter dem <hi rendition="#g">Deckmantel<lb/> landwirthſchaftlicher Genoſſenſchafts-<lb/> brennereien</hi> auftreten, unberechtigterweiſe ſich ein<lb/><hi rendition="#g">hohes Contingent</hi> verſchaffen. Es handelt ſich<lb/> nicht mehr allein um Umwandlungen alter gewerb-<lb/> licher Betriebe, ſondern auch um die Neugründung<lb/> genoſſenſchaftlicher Brennereien, bei denen die Be-<lb/> theiligung von Landwirthen überwiegend dem Ge-<lb/> werbe dazu dient, für die gewerbliche Verarbeitung<lb/> ausländiſchen Getreides ein hohes Contingent zu<lb/> erlangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Inſolvenznachrichten.</hi> </head> <p>Der Creditorenverein meldet<lb/> folgende Inſolvenzen: L. Spitzer, Kaufmann in Lugos.<lb/> Hans Rotter, Papierhandlung in Salzburg. G. Stenzel,<lb/> Tuchhandlung,, und Herrenconfection in Hermannſtadt,<lb/> Großer Ring 21. Zſigmond Stern, Kaufmann in Mako.<lb/> Samuel Haas <hi rendition="#aq">jun.,</hi> Kaufmann in Roſenberg. Johanna<lb/> Redl, Handelsfrau in Veszprim. Anaſtaſia Novak,<lb/> Handelsfrau in Budweis, Landſtraße 7. Joſeſ Pelka,<lb/> nichtregiſtrirter Schloſſer in Niemes. Benj. Sandner,<lb/> Kaufman in Sambor. Mikſa Weiß, Kaufmann in Bük-<lb/> kösd. Johann Baſe, Schneider in Jicin. Moſes Leiſten<lb/><hi rendition="#aq">jun.,</hi> in Tarnow. Moſes Springer in Dobromit.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lottoziehungen vom 19. Jänner.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Wien: 69 88 72 12 6</hi> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Graz: 52 6 29 35 42</hi> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Trient: 76 70 81 48 61</hi> </hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <p>17 <hi rendition="#et">[Nachdruck verboten.).</hi> </p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Opfer des Haſſes.</hi> </head><lb/> <byline>Roman aus dem Engliſchen von <hi rendition="#b">G. S.</hi> </byline><lb/> <p>„Sie werden mir ſtets treu bleiben, Mercy, ich<lb/> weiß es.“</p><lb/> <p>„Ich bleibe Ihnen treu, Mervyn, bis in den<lb/> Tod, wenn wir nicht früher vereinigt werden.“</p><lb/> <p>Sie zitterte unter ſeinen Liebkoſungen und nur<lb/> mit Mühe konnte ſie ihm ihren Kummer verbergen,<lb/> damit ſie ihm nicht noch im letzten Augenblick die<lb/> Faſſung raube und ihn vertrauend verlaſſe.</p><lb/> <p>Als er von dannen gegangen war, eilte ſie zum<lb/> Fenſter, von dort winkte ſie ihm, da er noch zurück-<lb/> blickte, einen letzten Gruß mit der Hand zu,<lb/> während ſie die andere Hand auf ihr Herz preßte,<lb/> wo ſie einen ſchneidenden Schmerz empfand.</p><lb/> <p>Und als er ſich entfernte mit feſtem Schritt, der<lb/> wohl zeigte, daß er von friſchem Muth beſeelt war,<lb/> ſtand ſie lange noch am Fenſter vor ſich hinſtarrend.<lb/> Ihre Augen füllten ſich mit Thränen, trotz aller An-<lb/> ſtrengung, dieſelben niederzukämpfen. Und in Ge-<lb/> danken ſah ſie eine lange Leidenszeit vor ſich liegen,<lb/> voll des Kampfes, der Trauer und des Harrens. Für<lb/> einen Mann vergeht die Zeit raſcher. Seine Beſchäfti-<lb/> gungen laſſen ihm nicht Muße, viel zu denken. Aber<lb/> für ein Mädchen, wie endlos lange wird ihr in<lb/> ſolchem Falle die Zeit des Harrens! Was nützte ihr<lb/> all’ ihr Geld? Wie gerne hätte ſie mit jeder Bett-<lb/> lerin, mit jeder Blumenverkäuferin an der Straßen-<lb/> ecke getauſcht! In ihrem reich geſchmückten Heim in<lb/> dem Bewußtſein, daß ein falſcher Menſch ſich ſtets<lb/> zwiſchen ſie und ihre Mutter drängen würde, daß ſie<lb/> immer ſeine verhaßte Gegenwart dulden mußte, hatte<lb/> ſie wenig Ausſicht auf Glück.</p><lb/> <p>Als ſie ſo daſtand, in Gedanken verſunken, fühlte<lb/> ſie ſich plötzlich von zwei weichen Armen umſchlungen,<lb/> und Lallu’s Köpfchen lehnte ſich ſchmeichelnd an ihre<lb/> Schulter.</p><lb/> <cb/> <p>„Iſt er fort?“ frug ſie leiſe.</p><lb/> <p>Mercy wandte ſich um. Eine Thräne fiel auf<lb/> Lallu’s Wange.</p><lb/> <p>„Jawohl, er iſt gegangen, Lallu,“ antwortete<lb/> Mercy, durch Thränen lächelnd.</p><lb/> <p>„Aber, Du haſt ihn doch nicht kummervoll weg-<lb/> gehen laſſen?“</p><lb/> <p>Ein Blick unausſprechlicher Angſt begleitete dieſe<lb/> Worte.</p><lb/> <p>„Ich mußte ihn ziehen laſſen.“</p><lb/> <p>„Aber er wird doch wieder kommen?“ frug Lallu<lb/> eindringlich.</p><lb/> <p>Mercy ſchüttelte traurig den Kopf und ſeufzte.</p><lb/> <p>Das indiſche Mädchen ſchien ſie nicht zu ver-<lb/> ſtehen. Sie brach zu Mercy’s Verwunderung in eine<lb/> Fluth von Vorwürfen aus. Heftig und erbittert warf<lb/> ſie ſich ſchließlich im Uebermaße ihrer Leidenſchaft<lb/> auf den Boden, wehklagte und ſchluchzte, und klagte<lb/> Mercy der Härte an, die Mervyn in den Tod treiben<lb/> würde.</p><lb/> <p>Mercy war ſo erſtaunt über ihr Benehmeu, daß<lb/> ſie ein wenig von ihrem Kummer abgeleitet wurde.</p><lb/> <p>Als das Mädchen nun ein wenig ruhiger ge-<lb/> wordeu war, kniete Mercy an ihrer Seite nieder,<lb/> half ihr aufſtehen und geleitete ſie zu einem Sitz.<lb/> Hierauf holte ſie eine Eſſenz, rieb der Freundin die<lb/> Schläfen und liebkoſte ſie wie ein krankes Kind, ihr<lb/> beruhigende Worte zuflüſternd.</p><lb/> <p>Als ſie ſich beruhigt hatte, frug Mercy: „Was<lb/> glaubſt Du denn eigentlich, Lallu?“</p><lb/> <p>Lalln öffnete ihre Augen, lächelte, küßte die<lb/> Freundin, und, ihr Geſicht mit den Händen bedeckend,<lb/> rief ſie: „Ich bin von Sinnen Mercy. Ich weiß, ich<lb/> bin zeitweiſe ganz verrückt, vergib mir!“</p><lb/> <p>Mercy umarmte ſie ebenfalls, bis ſich der<lb/> Sturm in ihrem Innern wieder gelegt hatte, und ihr<lb/> dunkles Geſichtchen ſeinen gewohnten Ausdruck wieder<lb/> gewonnen hatte,<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Capitel.<lb/><hi rendition="#b">Durchſchaut.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Als Oberſt Roca ſein Ziel erreicht und die<lb/><cb/> Liebenden getrennt hatte, benahm er ſich noch weiter<lb/> ſehr ſchlau. Er verſäumte keine Gelegenheit, Mercy<lb/> ſeine höchſte Ehrerbietung zu beweiſen, und verſuchte<lb/> es auch einmal, Mercy zu verſichern, daß er mit<lb/> ihrem Kummer nichts zu thun habe.</p><lb/> <p>„Ich wünſchte vor allem, Ihnen Kummer zu er-<lb/> ſparen Mercy,“ ſagte er, als ſie einmal allein bei-<lb/> ſammen waren. „Ich war in argem Zweifel. Einer-<lb/> ſeits wenn ich ſchwieg, würde ich Sie und Herrn<lb/> Rhodes weiter in ihrer unhaltbaren falſchen Stellung<lb/> zu einander gelaſſen haben. Hätten Sie ſich verliebt<lb/> und hätte ich nach einer Zeit geſprochen, ſo wäre der<lb/> Schlag für Sie um ſo ärger geweſen. Je ſpäter er<lb/> gekommen wäre, deſto ärger wären die Folgen ge-<lb/> weſen. Am ſchlechteſten wäre es wohl ausgefallen,<lb/> wenn Sie einander geheiratet hätten, und die Sache<lb/> wäre dann erſt herausgekommen. Was blieb mir zu<lb/> thun übrig? Ich ging zu Herrn Rhodes, theilte ihm<lb/> den Sachverhalt mit, mich verpflichtend, niemanden<lb/> gegenüber ein Wort davon zu ſprechen. Konnte ich<lb/> anders handeln? Sprechen Sie ſelbſt.“</p><lb/> <p>„Ich weiß nicht,“ ſagte Mercy unfreundlich.</p><lb/> <p>„Ich weiß wohl, daß die Hand, welche einen<lb/> Streich führt, ſchuldig oder unſchuldig, dafür ver-<lb/> antwortlich gemacht wird. Nachdem ich derjenige war,<lb/> der die ganze Sache ans Tageslicht gebracht hat,<lb/> bringen Sie mich in die engſte Verbindung damit.<lb/> Sie werden erſt ſpäter einſehen, daß ich nicht anders<lb/> handeln konnte, und mir dann vielleicht Gerechtigkeit<lb/> wiederfahren laſſen.“</p><lb/> <p>„Sie trachteten uns zu trennen, und haben<lb/> meinen Brief unterſchlagen,“ erwiederte Mercy kühl.</p><lb/> <p>„Ich geſtehe es. Was den Brief betrifft, habe<lb/> ich ihn zufällig in meine Taſche geſteckt und es<lb/> ſcheint nun, als hätte ich es gethan, um die Sache<lb/> geheim zu halten. Was könnte ich für einen Grund<lb/> haben, ſo zu handeln, als zu Ihrem Glück alles zu<lb/> geſtalten?“</p><lb/> <p>„Sie haben mir nicht die Wahrheit geſtanden,<lb/> als ich Sie darum frug.“ <space dim="horizontal"/> <ref>[F. f.]</ref> </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [11/0011]
18 Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901
königl. bairiſchen National-Muſeum in München
Dr. Wolfgang M. Schmidt im Oeſterreichiſchen
Muſeum einen Vortrag mit Projectionsbildern über
die Gräber deutſcher Kaiſer im Dome zu
Speyer und ihre Eröffnung im Jahre 1900 halten.
Ballchranik.
Montag, 28. Jänner: Ball der katholiſch-akade-
miſchen Verbindung „Norica“ im Ballſaale des
Hotel Continental, 2. Bez., Taborſtraße 6, Damen-
und Herrenkarten à 5 K, Officiers- und Studenten-
karten à 2 K, Familienkarten (4 Perſonen) 15 K.
Das Reinerträgniß fließt dem Verein zur Gründung
einer freien katholiſchen Univerſität in Salzburg zu.
Narrenabend des Wiener Männergeſangvereines.
Der ſchon morgen, Dienſtag, den 22. d. M., im
Sofienſaale unter der Serie „Fideler Geiſter-
abend“ ſtattfindende „Narrenabend“ des „Wiener
Männergeſangvereines“ dürfte nach den vielen
Gruppenanmeldungen und der großen Nachfrage nach
Karten zu ſchließen, auch heuer wieder eines der
luſtigſten und gelungenſten Feſte des Carnevals werden.
Die wenigen, noch verfügbaren Karten gelangen heute
und morgen in der Vereinskanzlei (1. Bezirk, Canova-
gaſſe 4, Halbſtock) zur Ausgabe.
Aus dem Gerichtsſaale.
Ein Preßproceß beginnt, wie aus Krakau
gemeldet wird, am 5. Februar vor dem dortigen
Schwurgerichte gegen das ſocialiſtiſche Organ
„Naprzod“ wegen Veröffentlichung einer Artikel-
ſerie gegen die Garniſon in Przemysl. Angeklagt
ſind faſt ſämmtliche Redacteure dieſes Blattes. Die
Verhandlungen dürfen nahezu zwei Wochen in An-
ſpruch nehmen.
Zigeuner-Romantik. Unter den Häftlingen,
welche vorgeſtern dem Strafricht der Leopoldſtadt
vorgeführt wurden, befand ſich eine Frauensperſon
mit einem Säugling am Arm, deren abenteuerliche
Vergangenheit nicht unintereſſant erſcheint. Caroline
Burand ſtammt aus einer Zigeunerfamilie, die ſich
jetzt in der Nähe von Preßburg ſeßhaft gemacht hat
und dem ordentlichen Erwerbe nachgeht. Sie wurde
während des Wanderzuges ihres Stammes in Belgien
geboren, kam in die Obhut einer fremden Zigeunerin
und der Wandertrieb war bei ihr ſo groß, daß ſie es
vorzog, mit einem fremden Stamm ziellos die Welt
zu durchſtreifen, ſtatt ihren Eltern in die ungariſche
Heimat zu folgen. Sie erlernte die Künſte ihrer Race,
Muſicieren, Handlinienleſen und Wahrſagen, womit
ſie ſich durchſchlug. Bei ihrer Bande befand ſich ein
junger Muſikant, mit welchem ſie ſich in ein Liebes-
verhältniß einließ, dem 2 Kinder entſproſſen. Dem
Bandenführer wurde das Mädchen, das die Kinder zu
pflegen hatte und deshalb ſich der Truppe nicht nützlich
erweiſen konnte, unbequem und als Caroline Burand
eines Morgens in einem Wäldchen bei Hamburg er-
wachte, war die Truppe verſchwunden. Zu Fuß wan-
derte das Mädchen mit ihren Kindern von Hamburg
nach Preßburg, wo ſie den Geliebten zu finden hoffte.
Da ſie ihn nicht fand, kam ſie nach Kagran, wo ge-
rade Zigeuner ſich aufhielten. Auch dort fand ſie ihn
nicht und als ſie das Wiener Gemeindegebiet betrat,
wurde ſie verhaftet. Sie iſt nämlich vor Jahren aus
Oeſterreich ausgewieſeu worden und beging durch die
verbotene Rückkehr die Uebertretung des § 323. Der
Richter, Secretär Dr. Künſtler, verurtheilte ſie zu
vierzehn Tagen Arreſt.
Bauernrevolte. Im Proceſſe wegen der Neu-
Szent-Annaer Bauernrevolte wurde Samſtag
in Arad das Urtheil verkündet. Es wurden elf
Perſonen, darunter mehrere Frauen, wegen Ge-
waltthätigkeit, eine wegen Aufreizung zu Zuchthaus
in der Dauer von 2 bis 2½ Jahren, ferner ein An-
geklagter zu einjährigem, die Uebrigen zu ſechs-
monatlichem Kerker verurtheilt. Fünf Perſonen wurden
freigeſprochen. Sowohl die Staatsanwaltſchaft als
auch die Angeklagten meldeten die Berufung an.
Gewerbe.
Zur Gewerbereform in Ungarn. Im
Handelsminiſterium iſt ein Geſetzentwurf betreffend
die allgemeinen Gewerbecorporationen in Vorbereitung,
deren wichtigſte Beſtimmung dahin geht, daß im Ge-
biete jeder Gewerbebehörde erſter Inſtanz eine allge-
meine Gewerbecorporationen zu bilden ſei, der jeder
Gewerbetreibende anzugehören hat.
Eine Ausſtellnng kunſtgewerblicher Er-
zeugniſſe Oeſterreichs in London wird im Jahre
1902 ſtattfinden. Eine Verſammlung öſterreichiſcher
Kunſtgewerbetreibender hat geſtern Beſchlüſſe in dieſem
Sinne gefaßt.
Ehrung eines Genoſſenſchafts-Commiſſärs.
Dem Magiſtratsrath Kienaſt, der nach 16jähriger
Thätigkeit als Genoſſenſchafts-Commiſſär der Ge-
noſſenſchaft der Plattirer zurücktritt, bereitet die Vor-
ſtehung eine beſondere Ehrung durch Ueberreichung
einer Dankadreſſe.
Volkswirthſchaftlicher Theil.
Das Centralcomité des Induſtrierathes
befaßte ſich in der Samſtag-Sitzung, mit den Vor-
ſchlägen ſeiner Referenten über die geſetzliche Regelung
des Cartellweſens. Die im Druck vorgelegten An-
träge des Referenten Julius Reich haben wir bereits
mitgetheilt. Die mündlich erſtatteten Vorſchläge des
zweiten Referenten, des Abg. Urban, gipfeln in
folgenden Principien: Die Cartelle ſeien als rechts-
wirkſame Organiſationen anzuerkennen und demgemäß
in geſetzliche Form zu bringen. Beſtand und Gründung
der Cartelle unterliegen der Anzeigepflicht bei
dem zu errichtenden Cartellamte, das auch
als Gerichtsinſtanz zur Austragung aller
aus dem Beſtande und der Thätigkeit der
Cartelle entſtandenen privatrechtlichen Streitigkeiten
zu fungiren hätte. Zur Bekämpfung der durch die
Beſeitigung und Beſchränkung der freien Concurrenz
auf ungebührliche Preisconcurrenz gerichteten mono-
poliſtiſchen Tendenzen ſollen in der Zollgeſetzgebung
und auf dem Gebiete des Tarifweſens entſprechende
Maßnahmen vorgeſehen werden. Zum Zwecke der
Berathung und Entſcheidung über die einſchlägigen
Maßnahmen der Verwaltung ſoll ein Cartellrath ein-
geſetzt werden, welcher als Conſultativorgan des
Handelsminiſteriums gedacht iſt. Die Regierung ſoll
erſucht werden, auf Grund der vom Cartellcomité
beſchloſſenen Grundſätze des Cartellrechtes einen Ge-
ſetzentwurf anszuarbeiten und dem Cartellcomité zur
Berathung vorzulegen. Nach Erſtattung der beiden Re-
ferate gelangte der Antrag auf Drucklegung derſelben
und Verſendung an die Comitémitglieder zur An-
nahme, worauf die Sitzung geſchloſſen wurde.
Oeſterreichiſch-ungariſche Bank. In der
heutigen Sitzung des Generalrathes wurden die
Tagesordnung für die Generalverſammlung und der
in derſelben zu erſtattende Geſchäftsbericht feſtgeſetzt.
Nach Genehmigung des Antrages der Bankleitung,
betreffend den Ankauf eines Baugrundes für ein
in Székesfehévar (Stuhlweißenburg) aufzuführendes
Bankgebäude, wurde beſtimmt, das Filiale Jaslo,
von dem auch die Nebenſtellen Dukla und Gorlice
reſſortiren werden, am 4. Februar l. J. zu eröffnen.
Der Landes-Obſtbau-Verein für Nieder-
öſterreich hält ſeine Monatsverſammlung am
Donnerſtag den 24. Jänner 1901 um 5 Uhr Nach-
mittags im n.-ö. Landhauſe, Wien, 1. Bezirk, Herren-
gaſſe 13, ab. Herr Joſef Löſchnig, Fachlehrer in
Krems wird dabei einen Vortrag über Obſtverwerthung
halten.
Die deutſche Branntweinſteuervorlage
wird demnächſt dem Reichstage zugehen. Durch
theilweiſe Abänderung der Vorſchriften über die
Veranlagung der Brennereien zum Contingent
ſoll verhindert werden, daß gewerbliche Brennerei-
Unternehmungen, die unter dem Deckmantel
landwirthſchaftlicher Genoſſenſchafts-
brennereien auftreten, unberechtigterweiſe ſich ein
hohes Contingent verſchaffen. Es handelt ſich
nicht mehr allein um Umwandlungen alter gewerb-
licher Betriebe, ſondern auch um die Neugründung
genoſſenſchaftlicher Brennereien, bei denen die Be-
theiligung von Landwirthen überwiegend dem Ge-
werbe dazu dient, für die gewerbliche Verarbeitung
ausländiſchen Getreides ein hohes Contingent zu
erlangen.
Inſolvenznachrichten. Der Creditorenverein meldet
folgende Inſolvenzen: L. Spitzer, Kaufmann in Lugos.
Hans Rotter, Papierhandlung in Salzburg. G. Stenzel,
Tuchhandlung,, und Herrenconfection in Hermannſtadt,
Großer Ring 21. Zſigmond Stern, Kaufmann in Mako.
Samuel Haas jun., Kaufmann in Roſenberg. Johanna
Redl, Handelsfrau in Veszprim. Anaſtaſia Novak,
Handelsfrau in Budweis, Landſtraße 7. Joſeſ Pelka,
nichtregiſtrirter Schloſſer in Niemes. Benj. Sandner,
Kaufman in Sambor. Mikſa Weiß, Kaufmann in Bük-
kösd. Johann Baſe, Schneider in Jicin. Moſes Leiſten
jun., in Tarnow. Moſes Springer in Dobromit.
Lottoziehungen vom 19. Jänner.
Wien: 69 88 72 12 6
Graz: 52 6 29 35 42
Trient: 76 70 81 48 61
17 [Nachdruck verboten.).
Opfer des Haſſes.
Roman aus dem Engliſchen von G. S.
„Sie werden mir ſtets treu bleiben, Mercy, ich
weiß es.“
„Ich bleibe Ihnen treu, Mervyn, bis in den
Tod, wenn wir nicht früher vereinigt werden.“
Sie zitterte unter ſeinen Liebkoſungen und nur
mit Mühe konnte ſie ihm ihren Kummer verbergen,
damit ſie ihm nicht noch im letzten Augenblick die
Faſſung raube und ihn vertrauend verlaſſe.
Als er von dannen gegangen war, eilte ſie zum
Fenſter, von dort winkte ſie ihm, da er noch zurück-
blickte, einen letzten Gruß mit der Hand zu,
während ſie die andere Hand auf ihr Herz preßte,
wo ſie einen ſchneidenden Schmerz empfand.
Und als er ſich entfernte mit feſtem Schritt, der
wohl zeigte, daß er von friſchem Muth beſeelt war,
ſtand ſie lange noch am Fenſter vor ſich hinſtarrend.
Ihre Augen füllten ſich mit Thränen, trotz aller An-
ſtrengung, dieſelben niederzukämpfen. Und in Ge-
danken ſah ſie eine lange Leidenszeit vor ſich liegen,
voll des Kampfes, der Trauer und des Harrens. Für
einen Mann vergeht die Zeit raſcher. Seine Beſchäfti-
gungen laſſen ihm nicht Muße, viel zu denken. Aber
für ein Mädchen, wie endlos lange wird ihr in
ſolchem Falle die Zeit des Harrens! Was nützte ihr
all’ ihr Geld? Wie gerne hätte ſie mit jeder Bett-
lerin, mit jeder Blumenverkäuferin an der Straßen-
ecke getauſcht! In ihrem reich geſchmückten Heim in
dem Bewußtſein, daß ein falſcher Menſch ſich ſtets
zwiſchen ſie und ihre Mutter drängen würde, daß ſie
immer ſeine verhaßte Gegenwart dulden mußte, hatte
ſie wenig Ausſicht auf Glück.
Als ſie ſo daſtand, in Gedanken verſunken, fühlte
ſie ſich plötzlich von zwei weichen Armen umſchlungen,
und Lallu’s Köpfchen lehnte ſich ſchmeichelnd an ihre
Schulter.
„Iſt er fort?“ frug ſie leiſe.
Mercy wandte ſich um. Eine Thräne fiel auf
Lallu’s Wange.
„Jawohl, er iſt gegangen, Lallu,“ antwortete
Mercy, durch Thränen lächelnd.
„Aber, Du haſt ihn doch nicht kummervoll weg-
gehen laſſen?“
Ein Blick unausſprechlicher Angſt begleitete dieſe
Worte.
„Ich mußte ihn ziehen laſſen.“
„Aber er wird doch wieder kommen?“ frug Lallu
eindringlich.
Mercy ſchüttelte traurig den Kopf und ſeufzte.
Das indiſche Mädchen ſchien ſie nicht zu ver-
ſtehen. Sie brach zu Mercy’s Verwunderung in eine
Fluth von Vorwürfen aus. Heftig und erbittert warf
ſie ſich ſchließlich im Uebermaße ihrer Leidenſchaft
auf den Boden, wehklagte und ſchluchzte, und klagte
Mercy der Härte an, die Mervyn in den Tod treiben
würde.
Mercy war ſo erſtaunt über ihr Benehmeu, daß
ſie ein wenig von ihrem Kummer abgeleitet wurde.
Als das Mädchen nun ein wenig ruhiger ge-
wordeu war, kniete Mercy an ihrer Seite nieder,
half ihr aufſtehen und geleitete ſie zu einem Sitz.
Hierauf holte ſie eine Eſſenz, rieb der Freundin die
Schläfen und liebkoſte ſie wie ein krankes Kind, ihr
beruhigende Worte zuflüſternd.
Als ſie ſich beruhigt hatte, frug Mercy: „Was
glaubſt Du denn eigentlich, Lallu?“
Lalln öffnete ihre Augen, lächelte, küßte die
Freundin, und, ihr Geſicht mit den Händen bedeckend,
rief ſie: „Ich bin von Sinnen Mercy. Ich weiß, ich
bin zeitweiſe ganz verrückt, vergib mir!“
Mercy umarmte ſie ebenfalls, bis ſich der
Sturm in ihrem Innern wieder gelegt hatte, und ihr
dunkles Geſichtchen ſeinen gewohnten Ausdruck wieder
gewonnen hatte,
IX. Capitel.
Durchſchaut.
Als Oberſt Roca ſein Ziel erreicht und die
Liebenden getrennt hatte, benahm er ſich noch weiter
ſehr ſchlau. Er verſäumte keine Gelegenheit, Mercy
ſeine höchſte Ehrerbietung zu beweiſen, und verſuchte
es auch einmal, Mercy zu verſichern, daß er mit
ihrem Kummer nichts zu thun habe.
„Ich wünſchte vor allem, Ihnen Kummer zu er-
ſparen Mercy,“ ſagte er, als ſie einmal allein bei-
ſammen waren. „Ich war in argem Zweifel. Einer-
ſeits wenn ich ſchwieg, würde ich Sie und Herrn
Rhodes weiter in ihrer unhaltbaren falſchen Stellung
zu einander gelaſſen haben. Hätten Sie ſich verliebt
und hätte ich nach einer Zeit geſprochen, ſo wäre der
Schlag für Sie um ſo ärger geweſen. Je ſpäter er
gekommen wäre, deſto ärger wären die Folgen ge-
weſen. Am ſchlechteſten wäre es wohl ausgefallen,
wenn Sie einander geheiratet hätten, und die Sache
wäre dann erſt herausgekommen. Was blieb mir zu
thun übrig? Ich ging zu Herrn Rhodes, theilte ihm
den Sachverhalt mit, mich verpflichtend, niemanden
gegenüber ein Wort davon zu ſprechen. Konnte ich
anders handeln? Sprechen Sie ſelbſt.“
„Ich weiß nicht,“ ſagte Mercy unfreundlich.
„Ich weiß wohl, daß die Hand, welche einen
Streich führt, ſchuldig oder unſchuldig, dafür ver-
antwortlich gemacht wird. Nachdem ich derjenige war,
der die ganze Sache ans Tageslicht gebracht hat,
bringen Sie mich in die engſte Verbindung damit.
Sie werden erſt ſpäter einſehen, daß ich nicht anders
handeln konnte, und mir dann vielleicht Gerechtigkeit
wiederfahren laſſen.“
„Sie trachteten uns zu trennen, und haben
meinen Brief unterſchlagen,“ erwiederte Mercy kühl.
„Ich geſtehe es. Was den Brief betrifft, habe
ich ihn zufällig in meine Taſche geſteckt und es
ſcheint nun, als hätte ich es gethan, um die Sache
geheim zu halten. Was könnte ich für einen Grund
haben, ſo zu handeln, als zu Ihrem Glück alles zu
geſtalten?“
„Sie haben mir nicht die Wahrheit geſtanden,
als ich Sie darum frug.“ [F. f.]
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