Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836.Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
100,000 Thaler, die Einkünfte aber, obschon dieAbgaben äußerst gering sind, ein Viertel mehr. Der Ge- neral Andreossy hat berechnet, es würde wenigstens1 1 / 2 Million Thaler kosten, die Waaren zu Lande fortzuschaf- fen, welche jetzt auf diesem Kanal für etwa 300,000 Thaler jährlich versendet werden. Die Bewohner der beiden Ufer haben dabei doppelten Gewinn. Sie ver- kaufen ihre Erzeugnisse theurer und die des Auslandes bekommen sie wohlfeiler. Die Baukosten wurden von dem Könige und den Ständen von Languedoc getragen und den Ertrag schenkte der Erstere dem Baumeister Riquet: ein wahrhaft königliches Geschenk, das er und seine Nachkommen so lange besaßen, bis es diesen die fran- zösische Staatsumwälzung entriß. Brieftauben. Die sogenannten Brief= oder Posttauben vollbringen ihre [Abbildung] Das Schnabelthier.*) Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien. *) Bereits in Nr. 96 des Pfennig=Magazins ist die Beschreibung dieses merkwürdigen, immer noch nicht hinlänglich
beobachteten Thieres, nebst einer, aber undeutlichen Abbildung gegeben worden, weshalb diese vollkommene Abbildung nicht unzweckmäßig erscheint. Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
100,000 Thaler, die Einkünfte aber, obschon dieAbgaben äußerst gering sind, ein Viertel mehr. Der Ge- neral Andréossy hat berechnet, es würde wenigstens1 1 / 2 Million Thaler kosten, die Waaren zu Lande fortzuschaf- fen, welche jetzt auf diesem Kanal für etwa 300,000 Thaler jährlich versendet werden. Die Bewohner der beiden Ufer haben dabei doppelten Gewinn. Sie ver- kaufen ihre Erzeugnisse theurer und die des Auslandes bekommen sie wohlfeiler. Die Baukosten wurden von dem Könige und den Ständen von Languedoc getragen und den Ertrag schenkte der Erstere dem Baumeister Riquet: ein wahrhaft königliches Geschenk, das er und seine Nachkommen so lange besaßen, bis es diesen die fran- zösische Staatsumwälzung entriß. Brieftauben. Die sogenannten Brief= oder Posttauben vollbringen ihre [Abbildung] Das Schnabelthier.*) Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien. *) Bereits in Nr. 96 des Pfennig=Magazins ist die Beschreibung dieses merkwürdigen, immer noch nicht hinlänglich
beobachteten Thieres, nebst einer, aber undeutlichen Abbildung gegeben worden, weshalb diese vollkommene Abbildung nicht unzweckmäßig erscheint. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="72"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/> 100,000 Thaler, die Einkünfte aber, obschon die<lb/> Abgaben äußerst gering sind, ein Viertel mehr. Der Ge-<lb/> neral Andréossy hat berechnet, es würde wenigstens1 1 / 2<lb/> Million Thaler kosten, die Waaren zu Lande fortzuschaf-<lb/> fen, welche jetzt auf diesem Kanal für etwa 300,000<lb/> Thaler jährlich versendet werden. Die Bewohner der<lb/> beiden Ufer haben dabei doppelten Gewinn. Sie ver-<lb/> kaufen ihre Erzeugnisse theurer und die des Auslandes<lb/> bekommen sie wohlfeiler. Die Baukosten wurden von dem<lb/> Könige und den Ständen von Languedoc getragen und<lb/> den Ertrag schenkte der Erstere dem Baumeister Riquet:<lb/> ein wahrhaft königliches Geschenk, das er und seine<lb/> Nachkommen so lange besaßen, bis es diesen die fran-<lb/> zösische Staatsumwälzung entriß.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Brieftauben</hi>.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie sogenannten Brief= oder Posttauben vollbringen ihre<lb/> merkwürdig schnellen Luftreisen, die schon in den ältesten<lb/> Zeiten Erstaunen erregt haben, ohne Zweifel lediglich mit<lb/> Hülfe des Gesichtssinnes. Man hat nämlich gewöhnliche<lb/> Tauben eine weite Strecke von ihrem Schlage in einem<lb/> Kasten hinweggeführt, damit sie nichts von den am Wege<lb/><cb n="2"/> befindlichen Gegenständen sehen konnten, und fand, daß<lb/> sie immer auf dieselbe Weise ihren Rückweg suchten.<lb/> Sobald man sie nämlich aus den Kasten herausgelas-<lb/> sen hatte, flatterten sie mehrmals hin und her, als<lb/> ob sie sich erst von dem Zustand ihrer Freiheit überzeu-<lb/> gen müßten. Dann fingen sie an, in Kreisen um den<lb/> Ort, wo sie freigelassen worden waren, herumzufliegen,<lb/> und indem sie bei jedem Umflug den Kreis vergrößer-<lb/> ten, stiegen sie auch zugleich allmälig höher, bis sie<lb/> endlich dem Auge der Beobachter verschwanden. Dies<lb/> setzen sie wahrscheinlich so lange fort, bis sich ihnen ein<lb/> bekannter Gegenstand darbietet, der sie in den Stand<lb/> setzt, einen directen Flug anzutreten. Läßt man dage-<lb/> gen aus einem Luftball, der sich bereits bis über die<lb/> Wolken erhoben hat, eine Taube los, so fliegt sie senk-<lb/> recht hinab, bis sie die Gegenstände auf der Erde un-<lb/> terscheiden kann, worauf sie alsdann in einer Spiral-<lb/> linie herabsteigt, deren Krümmungen immer zunehmen,<lb/> offenbar in der Absicht, einige bekannte Gegenstände zu<lb/> entdecken und ihren fernern Flug darnach einzurichten.<lb/> Jm Grunde genommen kann man dieses seltsame Talent<lb/> so schlichter Vögel, wie die Tauben, auf den außeror-<lb/> dentlichen Örtlichkeitssinn zurückführen, der die Gattung<lb/> der Brieftauben bezeichnet.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <figure> <head><hi rendition="#fr">Das Schnabelthier</hi>.<note place="foot" n="*)">Bereits in Nr. 96 des Pfennig=Magazins ist die Beschreibung dieses merkwürdigen, immer noch nicht hinlänglich<lb/> beobachteten Thieres, nebst einer, aber undeutlichen Abbildung gegeben worden, weshalb diese vollkommene Abbildung nicht<lb/> unzweckmäßig erscheint.</note></head> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> <back> <div type="imprint" n="1"> <p> <hi rendition="#c">Verantwortliche Herausgeber: <hi rendition="#g">Friedrich Brockhaus</hi> in <hi rendition="#g">Leipzig</hi> und <hi rendition="#aq">Dr</hi>. C. <hi rendition="#g">Dräxler=Manfred</hi> in <hi rendition="#g">Wien.</hi><lb/> Verlag von F. A. <hi rendition="#g">Brockhaus</hi> in Leipzig.</hi> </p> </div> </back> </text> </TEI> [72/0008]
Das Pfennig=Magazin.
100,000 Thaler, die Einkünfte aber, obschon die
Abgaben äußerst gering sind, ein Viertel mehr. Der Ge-
neral Andréossy hat berechnet, es würde wenigstens1 1 / 2
Million Thaler kosten, die Waaren zu Lande fortzuschaf-
fen, welche jetzt auf diesem Kanal für etwa 300,000
Thaler jährlich versendet werden. Die Bewohner der
beiden Ufer haben dabei doppelten Gewinn. Sie ver-
kaufen ihre Erzeugnisse theurer und die des Auslandes
bekommen sie wohlfeiler. Die Baukosten wurden von dem
Könige und den Ständen von Languedoc getragen und
den Ertrag schenkte der Erstere dem Baumeister Riquet:
ein wahrhaft königliches Geschenk, das er und seine
Nachkommen so lange besaßen, bis es diesen die fran-
zösische Staatsumwälzung entriß.
Brieftauben.
Die sogenannten Brief= oder Posttauben vollbringen ihre
merkwürdig schnellen Luftreisen, die schon in den ältesten
Zeiten Erstaunen erregt haben, ohne Zweifel lediglich mit
Hülfe des Gesichtssinnes. Man hat nämlich gewöhnliche
Tauben eine weite Strecke von ihrem Schlage in einem
Kasten hinweggeführt, damit sie nichts von den am Wege
befindlichen Gegenständen sehen konnten, und fand, daß
sie immer auf dieselbe Weise ihren Rückweg suchten.
Sobald man sie nämlich aus den Kasten herausgelas-
sen hatte, flatterten sie mehrmals hin und her, als
ob sie sich erst von dem Zustand ihrer Freiheit überzeu-
gen müßten. Dann fingen sie an, in Kreisen um den
Ort, wo sie freigelassen worden waren, herumzufliegen,
und indem sie bei jedem Umflug den Kreis vergrößer-
ten, stiegen sie auch zugleich allmälig höher, bis sie
endlich dem Auge der Beobachter verschwanden. Dies
setzen sie wahrscheinlich so lange fort, bis sich ihnen ein
bekannter Gegenstand darbietet, der sie in den Stand
setzt, einen directen Flug anzutreten. Läßt man dage-
gen aus einem Luftball, der sich bereits bis über die
Wolken erhoben hat, eine Taube los, so fliegt sie senk-
recht hinab, bis sie die Gegenstände auf der Erde un-
terscheiden kann, worauf sie alsdann in einer Spiral-
linie herabsteigt, deren Krümmungen immer zunehmen,
offenbar in der Absicht, einige bekannte Gegenstände zu
entdecken und ihren fernern Flug darnach einzurichten.
Jm Grunde genommen kann man dieses seltsame Talent
so schlichter Vögel, wie die Tauben, auf den außeror-
dentlichen Örtlichkeitssinn zurückführen, der die Gattung
der Brieftauben bezeichnet.
[Abbildung Das Schnabelthier. *)]
Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
*) Bereits in Nr. 96 des Pfennig=Magazins ist die Beschreibung dieses merkwürdigen, immer noch nicht hinlänglich
beobachteten Thieres, nebst einer, aber undeutlichen Abbildung gegeben worden, weshalb diese vollkommene Abbildung nicht
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Peter Fankhauser:
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Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
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