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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18.

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Das Pfennig=Magazin
der
Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse.


Nr. 151. ] Erscheint jeden Sonnabend. [Februar 20, 1836.


Der Luchs.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Der erste Blick auf unsere Abbildung zeigt, daß der
Luchs ein Raubthier ist, und zum Katzengeschlecht ge-
hört. Wir sehen das katzenartige Gebiß, die scharfen
Krallen, Beides Kennzeichen der Katzenarten, wozu noch
die nähere Bestimmung kommt, daß die Krallen sich
in eigne Scheiden zurückziehen lassen, wie man an der
Hauskatze beobachten kann; daß der Kopf rundlich und
die Schnauze im Verhältniß zum Oberkopf sehr kurz
ist, und die vorstehende nackte Nase sich schmal zwischen
eine gleichsam gespaltene Oberlippe hereinzieht. Außer
diesen Kennzeichen, daß der Luchs zum Katzengeschlecht
zu zählen ist, hat er noch als ein besonderes Kennzei-
chen einen in die Augen fallenden Haarbüschel an der
Spitze der Ohren.

Das ganze Geschlecht der Luchse ist hier gleichsam in
einem Urbilde dargestellt, in dem sogenannten Rothluchs,
der einzigen Art, welche noch hier und da in Deutsch-
land einheimisch ist, und von welcher mehre andere in
nördlichern Gegenden Europas, Asiens und Amerikas le-
bende vielleicht nur durch das Klima bewirkte Ab-
änderungen sind, wiewol von einigen man doch we-
gen der Beständigkeit derselben annehmen kann, daß
sie als Arten zu betrachten sein dürfen. Die Pelzhänd-
ler nehmen aber nur eine Luchsart an und unterscheiden
die Pelze nur nach ihrer geringern oder größern Schönheit
oder Feinheit und nach den Gegenden, woher sie kommen.

[Spaltenumbruch]

Der gemeine oder Rothluchs zeichnet sich durch seinen
starken Körperbau und durch ein röthliches, überall mit
kleinen rothbraunen Flecken bedecktes, mit einem gleichen
Streifen auf dem Rücken gezeichnetes Fell aus, das im
Sommer kurzhaarig, im Winter langhaarig ist. Auf
den Backen stehen vier= bis fünfwellige dunkle Binden;
die sogenannten Schnurrhaare an der Oberlippe sind
weiß, die Ohren haben lange Haarpinsel, der Schwanz
ist nur so lang als der Kopf und von der Spitze bis
zur Hälfte herein schwarz. Die Größe ist fast die ei-
nes Wolfes, nämlich etwas über drei Fuß lang und
vorn an der Schulter etwas über zwei Fuß hoch. Diese
Luchsart ist einzeln überall in Europa einheimisch, soll
aber in Schweden häufiger vorkommen. Von ihr un-
terscheidet sich der sogenannte Hirschluchs, der sowol im
nördlichen Europa als in Asien, vielleicht auch im nörd-
lichen Amerika einheimisch ist, durch ein graues, zartes,
besonders an den Schenkeln langes, dichtes Fell, das bei
ältern Thieren mit schwarzen, bei jüngern mit braunen
Flecken besetzt ist. Die Ohrpinsel sind kurz oder fehlen wol
gar, der Schwanz ist länger als der Kopf, nicht stetig, wie
bei dem gemeinen Luchs, und abgestutzt, sondern kegelför-
mig zulaufend, hat aber ebenfalls eine schwarze Spitze. An
Größe übertrifft er den gemeinen Luchs bedeutend, er-
scheint aber bei größerer Höhe kürzer und gedrungener. Der
canadische Luchs, in den nördlichen Gegenden Amerikas
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
der
Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse.


Nr. 151. ] Erscheint jeden Sonnabend. [Februar 20, 1836.


Der Luchs.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Der erste Blick auf unsere Abbildung zeigt, daß der
Luchs ein Raubthier ist, und zum Katzengeschlecht ge-
hört. Wir sehen das katzenartige Gebiß, die scharfen
Krallen, Beides Kennzeichen der Katzenarten, wozu noch
die nähere Bestimmung kommt, daß die Krallen sich
in eigne Scheiden zurückziehen lassen, wie man an der
Hauskatze beobachten kann; daß der Kopf rundlich und
die Schnauze im Verhältniß zum Oberkopf sehr kurz
ist, und die vorstehende nackte Nase sich schmal zwischen
eine gleichsam gespaltene Oberlippe hereinzieht. Außer
diesen Kennzeichen, daß der Luchs zum Katzengeschlecht
zu zählen ist, hat er noch als ein besonderes Kennzei-
chen einen in die Augen fallenden Haarbüschel an der
Spitze der Ohren.

Das ganze Geschlecht der Luchse ist hier gleichsam in
einem Urbilde dargestellt, in dem sogenannten Rothluchs,
der einzigen Art, welche noch hier und da in Deutsch-
land einheimisch ist, und von welcher mehre andere in
nördlichern Gegenden Europas, Asiens und Amerikas le-
bende vielleicht nur durch das Klima bewirkte Ab-
änderungen sind, wiewol von einigen man doch we-
gen der Beständigkeit derselben annehmen kann, daß
sie als Arten zu betrachten sein dürfen. Die Pelzhänd-
ler nehmen aber nur eine Luchsart an und unterscheiden
die Pelze nur nach ihrer geringern oder größern Schönheit
oder Feinheit und nach den Gegenden, woher sie kommen.

[Spaltenumbruch]

Der gemeine oder Rothluchs zeichnet sich durch seinen
starken Körperbau und durch ein röthliches, überall mit
kleinen rothbraunen Flecken bedecktes, mit einem gleichen
Streifen auf dem Rücken gezeichnetes Fell aus, das im
Sommer kurzhaarig, im Winter langhaarig ist. Auf
den Backen stehen vier= bis fünfwellige dunkle Binden;
die sogenannten Schnurrhaare an der Oberlippe sind
weiß, die Ohren haben lange Haarpinsel, der Schwanz
ist nur so lang als der Kopf und von der Spitze bis
zur Hälfte herein schwarz. Die Größe ist fast die ei-
nes Wolfes, nämlich etwas über drei Fuß lang und
vorn an der Schulter etwas über zwei Fuß hoch. Diese
Luchsart ist einzeln überall in Europa einheimisch, soll
aber in Schweden häufiger vorkommen. Von ihr un-
terscheidet sich der sogenannte Hirschluchs, der sowol im
nördlichen Europa als in Asien, vielleicht auch im nörd-
lichen Amerika einheimisch ist, durch ein graues, zartes,
besonders an den Schenkeln langes, dichtes Fell, das bei
ältern Thieren mit schwarzen, bei jüngern mit braunen
Flecken besetzt ist. Die Ohrpinsel sind kurz oder fehlen wol
gar, der Schwanz ist länger als der Kopf, nicht stetig, wie
bei dem gemeinen Luchs, und abgestutzt, sondern kegelför-
mig zulaufend, hat aber ebenfalls eine schwarze Spitze. An
Größe übertrifft er den gemeinen Luchs bedeutend, er-
scheint aber bei größerer Höhe kürzer und gedrungener. Der
canadische Luchs, in den nördlichen Gegenden Amerikas
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18, S. [57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig151_1836/1>, abgerufen am 23.11.2024.