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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 115. Leipzig (Sachsen), 15. März 1855.

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Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Die arabischen Eselsjungen in Kairo sind die Plage
und das Bedürfniß der Fremden, ihre Cicerones, Drago-
mans und Sprachlehrer Von frühem Morgen an halten sie
mit ihren trefflichen großen Eseln vor den Hotels und drän-
gen in corpore stürmisch hervor, sobald ein Fremder vor
die Thür tritt. Dieser sieht sich plötzlich von Eseln und
Jungen umringt, thut daher am besten, so schnell als mög-
lich sich auf das erste beste Thier zu schwingen und dann
geht die Reise fort. Er jagt dahin, singend und schreiend
stürzt der Junge hinterdrein; fortwährend schwatzt er, prü-
gelt den Esel oder bekommt abwechselnd selbst Prügel. Der
Reisende wird an alle Orte geführt, wo es etwas zu sehen
gibt und für das ganze Vergnügen zahlt man eine Kleinig-
keit. Die Jungen sind wahre Sprachgenies und reden ein
Gemisch von Englisch, Französisch, Jtalienisch und Deutsch,
das zum Lachen reizt. So sagte mein Eselsjunge -- erzählt
Ziegler -- jedes mal, sobald ich mich anschickte, mich in den
Sattel zu schwingen, mit der ernsthaftesten Miene: " Don-
nerwetter! Steig auf!" Nirgends hört man das Wort
Bakschisch ( Trinkgeld ) häufiger als in der Mitte dieser Bur-
schen und das: Kata jerak kitir ( ich danke dir ) bildet den
stehenden Refrain für Gutes und Schlimmes, für Trinkgel-
der und Prügel.



Die Rose von Jericho ( Anastatica hierochuntica )
darf nach der Mittheilung eines neuern Reisenden auf den
Namen einer Rose gar keinen Anspruch machen; sie hat mit
einer solchen nicht die mindeste Aehnlichkeit. Die Blume ist
ganz klein und vierblättrig, die Frucht ein Nüßchen, eine
bauchig aufgedunsene kleine Schote. Nur die Eigenschaft be-
sitzt sie, daß sie, scheinbar verwelkt, sich wieder öffnet, wenn
man sie ins Wasser setzt. Aber diese hygrometrische Eigen-
schaft einer getrockneten Pflanze, daß sie, in Wasser gelegt,
sich wieder ausbreitet, ist im Allgemeinen nicht selten; man
findet sie namentlich bei vielen Moosen; bei Pflanzen höhe-
rer Organisation kommt diese Eigenschaft allerdings seltener
vor. Nach der Legende wächst diese sogenannte Rose von
Jericho auf den Stellen in der Wüste, welche Maria auf
der Flucht nach Aegypten mit dem Fuße betrat und wird
als Sinnbild des unvergänglichen Ewigen betrachtet. Alt-
testamentliche Stellen sprechen von hochgewachsenen Rosen-
stöcken in Jericho. ( Vergl. Jes. Sir. 24, 18 ) . Man hat also
wenig Recht, eine so niedrige und unscheinbare Pflanze mit
dem Titel einer Rose zu beehren.



Die Algodonbai an der Küste von Bolivia in Süd-
amerika hat einen wild pittoresken Charakter, der aufs groß-
artigste hervortritt, wenn man sich am Lande befindet.
Schluchten durchsetzen allenthalben das Gebirge, fast unzu-
gänglich durch herabgestürzte Felsstücke; kein Thier, kein
Baum, kein Strauch, keine Quelle, nichts was Leben reprä-
sentirt, wird dort gefunden; dazu eine Stille, endlos und
ununterbrochen, nicht die des Friedens, sondern die des To-
des, einer Natur, die gestorben oder vielmehr nie zum Le-
ben erwacht ist. So lange als dieses öde Land besteht, hat
es hier nie geregnet, was nicht nur die Sage bezeugt, son-
dern auch durch die geognostischen Verhältnisse bewiesen ist.
Und doch haben sich auch hier Menschen angesiedelt, gelockt
durch den Vortheil, welchen die reichen Kupferminen der
Bai bieten.



Sinnige Feier. Als im Jahre 1806 Berlin von den
Franzosen besetzt war, durften Kundgebungen der Theilnahme
an dem Königspaare, das sich geflüchtet hatte, nicht laut
werden. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin,
betrat Jssland mit einem frischen Blumenstrauße vor der
Brust die Bühne; die Zuschauer erkannten die Deutung der
Blumen und begrüßten Jffland mit einem Beifallssturme.
Der französische Stadtbefehlshaber erkannte über den Thea-
[Spaltenumbruch] terdirector eine zweitägige Haft. Als Wechsler Mordfuß trat
Jffland in dem Stücke: "Der Vater von ungefähr" wieder
auf und begrüßte das Publicum mit den Worten: "Nehmen
Sie es nicht übel; ich habe nicht eher kommen können."
Neuer Jubel im Zuschauerkreise. Nach der Rückkehr des
Königspaars in die Residenz ward Jssland bei dem ersten
Besuche des Königs und der Königin im Theater in die kö-
nigliche Loge gerufen und die Königin reichte ihm vor den
Augen des Publicums die Hand zum Kusse zum Danke da-
für, daß er ihren Geburtstag "durch die Blume" gefeiert
habe. Der König schmückte Jfflands Brust mit einem Or-
den, dem ersten, den einer seines Standes in Preußen erhielt.



Die Gefilde Trojas. Sie erstrecken sich, eine weite,
vom Skamandros und Simois bewässerte Ebene, vom Jda-
berge bis ans Vorgebirge Sigeum. Haufen von Steinen
und Spuren von Trümmern und Ruinen liegen auf der
Ebene zerstreut umher; aber das alte Troja mit seinen vie-
len hohen Thürmen und Palästen ist spurlos verschwunden;
ja man kann nicht einmal mit Bestimmtheit angeben, wo es
gelegen. Jetzt ist Alles ruhig und todt, keine Stadt, kein
hauptumlockter Achaier mehr sichtbar. An der öden Küste
erhebt sich ein Hügel, genannt das Grab des Achilles, un-
weit davon ein anderer, das Grab des Patroklus. Aber die
Erinnerung an die schönste Heroensage lebt noch immer fort
und die Seeleute erzählen sich von dem Palaste des Priamos
und dem hölzernen Pferde und dem Grabe des Aeneas.



Ein Schuster, der nicht bei seinem Leisten blieb.
Ein armer Schuhmacher in England hörte von dem elenden
Zustande der Heiden in Jndien. Es ging ihm zu Herzen
und er fühlte Trieb in sich, zu ihnen zu gehen. Da lernte
er bei seinem Leisten vier Sprachen, sammelte sich etwas
Reisegeld bei Freunden und brach 1793 mit Frau und Kin-
dern nach Jndien auf. Er kam nach Bengalen, ward nach
und nach Professor der Sanskritsprache zu Serampore und
arbeitete 41 Jahre mit ausgezeichnetem Eifer. Dieser ehe-
malige Schuster ist der berühmte Dr. Carey, der am 9. Juni
1834 in Serampore starb und aus dessen Anstalten 24 Bi-
belübersetzungen in indische Sprachen ausgegangen sind.



Tatarische Sprüchwörter. Wer durch die Furth will,
darf das Waten nicht scheuen. -- Willst du, daß der Orkan
blase, dann lobe die Windstille. -- Heulen gehört zur Stimme
des Windes. -- Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede
hält sich dafür. -- Dem ersten Wunsche genügt das Kameel,
dem zweiten nicht die Kameelheerde. -- Sich beugen ist keine
Unehre, aber sich beugen lassen. -- Veilchen wachsen nicht so
hoch als die Nesseln. -- Der Marmorblock nennt den Bild-
hauer Bruder. -- Wirf nicht den Stock, sondern den Kno-
chen unter die Hunde, dann kannst du ruhig des Weges zie-
hen. -- Nicht aus jeder Quelle rinnt Naphtha.



Die Eichenwälder der Moldau und Walachei sind
noch so reichhaltig, daß selbst die vernachlässigtste Forst-
wirthschaft sie nur einigermaßen zu lichten vermag. Man
kann sich einen Begriff von der hier noch zu machenden Aus-
beute bilden, wenn man nur den Umfang eines einzigen in
dieser Beziehung abgeschlossenen Geschäfts erwägt. Der
Groß=Bojar Stirbey verkaufte an einen unternehmenden
Kaufmann in Bercy, Condemine, nicht weniger als 116,000
Eichen zu dem Preise von circa 1 Thlr. 10 Ngr. durch-
schnittlich, welche als Stabholz zu Faßdauben für die Bött-
cher in Bordeaux und Marseille verarbeitet wurden und
jenen Handwerksleuten wohlfeiler zu stehen kommen als die
sonst aus der Ostsee bezogenen. Es gab unter diesen Bäu-
men so starke, welche 2700 Faßdauben lieferten; der Unter-
nehmer verdiente im Durchschnitt an jedem Baume 8 Thaler.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. -- Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.


Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Die arabischen Eselsjungen in Kairo sind die Plage
und das Bedürfniß der Fremden, ihre Cicerones, Drago-
mans und Sprachlehrer Von frühem Morgen an halten sie
mit ihren trefflichen großen Eseln vor den Hotels und drän-
gen in corpore stürmisch hervor, sobald ein Fremder vor
die Thür tritt. Dieser sieht sich plötzlich von Eseln und
Jungen umringt, thut daher am besten, so schnell als mög-
lich sich auf das erste beste Thier zu schwingen und dann
geht die Reise fort. Er jagt dahin, singend und schreiend
stürzt der Junge hinterdrein; fortwährend schwatzt er, prü-
gelt den Esel oder bekommt abwechselnd selbst Prügel. Der
Reisende wird an alle Orte geführt, wo es etwas zu sehen
gibt und für das ganze Vergnügen zahlt man eine Kleinig-
keit. Die Jungen sind wahre Sprachgenies und reden ein
Gemisch von Englisch, Französisch, Jtalienisch und Deutsch,
das zum Lachen reizt. So sagte mein Eselsjunge — erzählt
Ziegler — jedes mal, sobald ich mich anschickte, mich in den
Sattel zu schwingen, mit der ernsthaftesten Miene: „ Don-
nerwetter! Steig auf!“ Nirgends hört man das Wort
Bakschisch ( Trinkgeld ) häufiger als in der Mitte dieser Bur-
schen und das: Kata jerak kitir ( ich danke dir ) bildet den
stehenden Refrain für Gutes und Schlimmes, für Trinkgel-
der und Prügel.



Die Rose von Jericho ( Anastatica hierochuntica )
darf nach der Mittheilung eines neuern Reisenden auf den
Namen einer Rose gar keinen Anspruch machen; sie hat mit
einer solchen nicht die mindeste Aehnlichkeit. Die Blume ist
ganz klein und vierblättrig, die Frucht ein Nüßchen, eine
bauchig aufgedunsene kleine Schote. Nur die Eigenschaft be-
sitzt sie, daß sie, scheinbar verwelkt, sich wieder öffnet, wenn
man sie ins Wasser setzt. Aber diese hygrometrische Eigen-
schaft einer getrockneten Pflanze, daß sie, in Wasser gelegt,
sich wieder ausbreitet, ist im Allgemeinen nicht selten; man
findet sie namentlich bei vielen Moosen; bei Pflanzen höhe-
rer Organisation kommt diese Eigenschaft allerdings seltener
vor. Nach der Legende wächst diese sogenannte Rose von
Jericho auf den Stellen in der Wüste, welche Maria auf
der Flucht nach Aegypten mit dem Fuße betrat und wird
als Sinnbild des unvergänglichen Ewigen betrachtet. Alt-
testamentliche Stellen sprechen von hochgewachsenen Rosen-
stöcken in Jericho. ( Vergl. Jes. Sir. 24, 18 ) . Man hat also
wenig Recht, eine so niedrige und unscheinbare Pflanze mit
dem Titel einer Rose zu beehren.



Die Algodonbai an der Küste von Bolivia in Süd-
amerika hat einen wild pittoresken Charakter, der aufs groß-
artigste hervortritt, wenn man sich am Lande befindet.
Schluchten durchsetzen allenthalben das Gebirge, fast unzu-
gänglich durch herabgestürzte Felsstücke; kein Thier, kein
Baum, kein Strauch, keine Quelle, nichts was Leben reprä-
sentirt, wird dort gefunden; dazu eine Stille, endlos und
ununterbrochen, nicht die des Friedens, sondern die des To-
des, einer Natur, die gestorben oder vielmehr nie zum Le-
ben erwacht ist. So lange als dieses öde Land besteht, hat
es hier nie geregnet, was nicht nur die Sage bezeugt, son-
dern auch durch die geognostischen Verhältnisse bewiesen ist.
Und doch haben sich auch hier Menschen angesiedelt, gelockt
durch den Vortheil, welchen die reichen Kupferminen der
Bai bieten.



Sinnige Feier. Als im Jahre 1806 Berlin von den
Franzosen besetzt war, durften Kundgebungen der Theilnahme
an dem Königspaare, das sich geflüchtet hatte, nicht laut
werden. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin,
betrat Jssland mit einem frischen Blumenstrauße vor der
Brust die Bühne; die Zuschauer erkannten die Deutung der
Blumen und begrüßten Jffland mit einem Beifallssturme.
Der französische Stadtbefehlshaber erkannte über den Thea-
[Spaltenumbruch] terdirector eine zweitägige Haft. Als Wechsler Mordfuß trat
Jffland in dem Stücke: „Der Vater von ungefähr“ wieder
auf und begrüßte das Publicum mit den Worten: „Nehmen
Sie es nicht übel; ich habe nicht eher kommen können.“
Neuer Jubel im Zuschauerkreise. Nach der Rückkehr des
Königspaars in die Residenz ward Jssland bei dem ersten
Besuche des Königs und der Königin im Theater in die kö-
nigliche Loge gerufen und die Königin reichte ihm vor den
Augen des Publicums die Hand zum Kusse zum Danke da-
für, daß er ihren Geburtstag „durch die Blume“ gefeiert
habe. Der König schmückte Jfflands Brust mit einem Or-
den, dem ersten, den einer seines Standes in Preußen erhielt.



Die Gefilde Trojas. Sie erstrecken sich, eine weite,
vom Skamandros und Simois bewässerte Ebene, vom Jda-
berge bis ans Vorgebirge Sigeum. Haufen von Steinen
und Spuren von Trümmern und Ruinen liegen auf der
Ebene zerstreut umher; aber das alte Troja mit seinen vie-
len hohen Thürmen und Palästen ist spurlos verschwunden;
ja man kann nicht einmal mit Bestimmtheit angeben, wo es
gelegen. Jetzt ist Alles ruhig und todt, keine Stadt, kein
hauptumlockter Achaier mehr sichtbar. An der öden Küste
erhebt sich ein Hügel, genannt das Grab des Achilles, un-
weit davon ein anderer, das Grab des Patroklus. Aber die
Erinnerung an die schönste Heroensage lebt noch immer fort
und die Seeleute erzählen sich von dem Palaste des Priamos
und dem hölzernen Pferde und dem Grabe des Aeneas.



Ein Schuster, der nicht bei seinem Leisten blieb.
Ein armer Schuhmacher in England hörte von dem elenden
Zustande der Heiden in Jndien. Es ging ihm zu Herzen
und er fühlte Trieb in sich, zu ihnen zu gehen. Da lernte
er bei seinem Leisten vier Sprachen, sammelte sich etwas
Reisegeld bei Freunden und brach 1793 mit Frau und Kin-
dern nach Jndien auf. Er kam nach Bengalen, ward nach
und nach Professor der Sanskritsprache zu Serampore und
arbeitete 41 Jahre mit ausgezeichnetem Eifer. Dieser ehe-
malige Schuster ist der berühmte Dr. Carey, der am 9. Juni
1834 in Serampore starb und aus dessen Anstalten 24 Bi-
belübersetzungen in indische Sprachen ausgegangen sind.



Tatarische Sprüchwörter. Wer durch die Furth will,
darf das Waten nicht scheuen. — Willst du, daß der Orkan
blase, dann lobe die Windstille. — Heulen gehört zur Stimme
des Windes. — Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede
hält sich dafür. — Dem ersten Wunsche genügt das Kameel,
dem zweiten nicht die Kameelheerde. — Sich beugen ist keine
Unehre, aber sich beugen lassen. — Veilchen wachsen nicht so
hoch als die Nesseln. — Der Marmorblock nennt den Bild-
hauer Bruder. — Wirf nicht den Stock, sondern den Kno-
chen unter die Hunde, dann kannst du ruhig des Weges zie-
hen. — Nicht aus jeder Quelle rinnt Naphtha.



Die Eichenwälder der Moldau und Walachei sind
noch so reichhaltig, daß selbst die vernachlässigtste Forst-
wirthschaft sie nur einigermaßen zu lichten vermag. Man
kann sich einen Begriff von der hier noch zu machenden Aus-
beute bilden, wenn man nur den Umfang eines einzigen in
dieser Beziehung abgeschlossenen Geschäfts erwägt. Der
Groß=Bojar Stirbey verkaufte an einen unternehmenden
Kaufmann in Bercy, Condemine, nicht weniger als 116,000
Eichen zu dem Preise von circa 1 Thlr. 10 Ngr. durch-
schnittlich, welche als Stabholz zu Faßdauben für die Bött-
cher in Bordeaux und Marseille verarbeitet wurden und
jenen Handwerksleuten wohlfeiler zu stehen kommen als die
sonst aus der Ostsee bezogenen. Es gab unter diesen Bäu-
men so starke, welche 2700 Faßdauben lieferten; der Unter-
nehmer verdiente im Durchschnitt an jedem Baume 8 Thaler.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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[88/0008] 88 Mannichfaltiges. Die arabischen Eselsjungen in Kairo sind die Plage und das Bedürfniß der Fremden, ihre Cicerones, Drago- mans und Sprachlehrer Von frühem Morgen an halten sie mit ihren trefflichen großen Eseln vor den Hotels und drän- gen in corpore stürmisch hervor, sobald ein Fremder vor die Thür tritt. Dieser sieht sich plötzlich von Eseln und Jungen umringt, thut daher am besten, so schnell als mög- lich sich auf das erste beste Thier zu schwingen und dann geht die Reise fort. Er jagt dahin, singend und schreiend stürzt der Junge hinterdrein; fortwährend schwatzt er, prü- gelt den Esel oder bekommt abwechselnd selbst Prügel. Der Reisende wird an alle Orte geführt, wo es etwas zu sehen gibt und für das ganze Vergnügen zahlt man eine Kleinig- keit. Die Jungen sind wahre Sprachgenies und reden ein Gemisch von Englisch, Französisch, Jtalienisch und Deutsch, das zum Lachen reizt. So sagte mein Eselsjunge — erzählt Ziegler — jedes mal, sobald ich mich anschickte, mich in den Sattel zu schwingen, mit der ernsthaftesten Miene: „ Don- nerwetter! Steig auf!“ Nirgends hört man das Wort Bakschisch ( Trinkgeld ) häufiger als in der Mitte dieser Bur- schen und das: Kata jerak kitir ( ich danke dir ) bildet den stehenden Refrain für Gutes und Schlimmes, für Trinkgel- der und Prügel. Die Rose von Jericho ( Anastatica hierochuntica ) darf nach der Mittheilung eines neuern Reisenden auf den Namen einer Rose gar keinen Anspruch machen; sie hat mit einer solchen nicht die mindeste Aehnlichkeit. Die Blume ist ganz klein und vierblättrig, die Frucht ein Nüßchen, eine bauchig aufgedunsene kleine Schote. Nur die Eigenschaft be- sitzt sie, daß sie, scheinbar verwelkt, sich wieder öffnet, wenn man sie ins Wasser setzt. Aber diese hygrometrische Eigen- schaft einer getrockneten Pflanze, daß sie, in Wasser gelegt, sich wieder ausbreitet, ist im Allgemeinen nicht selten; man findet sie namentlich bei vielen Moosen; bei Pflanzen höhe- rer Organisation kommt diese Eigenschaft allerdings seltener vor. Nach der Legende wächst diese sogenannte Rose von Jericho auf den Stellen in der Wüste, welche Maria auf der Flucht nach Aegypten mit dem Fuße betrat und wird als Sinnbild des unvergänglichen Ewigen betrachtet. Alt- testamentliche Stellen sprechen von hochgewachsenen Rosen- stöcken in Jericho. ( Vergl. Jes. Sir. 24, 18 ) . Man hat also wenig Recht, eine so niedrige und unscheinbare Pflanze mit dem Titel einer Rose zu beehren. Die Algodonbai an der Küste von Bolivia in Süd- amerika hat einen wild pittoresken Charakter, der aufs groß- artigste hervortritt, wenn man sich am Lande befindet. Schluchten durchsetzen allenthalben das Gebirge, fast unzu- gänglich durch herabgestürzte Felsstücke; kein Thier, kein Baum, kein Strauch, keine Quelle, nichts was Leben reprä- sentirt, wird dort gefunden; dazu eine Stille, endlos und ununterbrochen, nicht die des Friedens, sondern die des To- des, einer Natur, die gestorben oder vielmehr nie zum Le- ben erwacht ist. So lange als dieses öde Land besteht, hat es hier nie geregnet, was nicht nur die Sage bezeugt, son- dern auch durch die geognostischen Verhältnisse bewiesen ist. Und doch haben sich auch hier Menschen angesiedelt, gelockt durch den Vortheil, welchen die reichen Kupferminen der Bai bieten. Sinnige Feier. Als im Jahre 1806 Berlin von den Franzosen besetzt war, durften Kundgebungen der Theilnahme an dem Königspaare, das sich geflüchtet hatte, nicht laut werden. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin, betrat Jssland mit einem frischen Blumenstrauße vor der Brust die Bühne; die Zuschauer erkannten die Deutung der Blumen und begrüßten Jffland mit einem Beifallssturme. Der französische Stadtbefehlshaber erkannte über den Thea- terdirector eine zweitägige Haft. Als Wechsler Mordfuß trat Jffland in dem Stücke: „Der Vater von ungefähr“ wieder auf und begrüßte das Publicum mit den Worten: „Nehmen Sie es nicht übel; ich habe nicht eher kommen können.“ Neuer Jubel im Zuschauerkreise. Nach der Rückkehr des Königspaars in die Residenz ward Jssland bei dem ersten Besuche des Königs und der Königin im Theater in die kö- nigliche Loge gerufen und die Königin reichte ihm vor den Augen des Publicums die Hand zum Kusse zum Danke da- für, daß er ihren Geburtstag „durch die Blume“ gefeiert habe. Der König schmückte Jfflands Brust mit einem Or- den, dem ersten, den einer seines Standes in Preußen erhielt. Die Gefilde Trojas. Sie erstrecken sich, eine weite, vom Skamandros und Simois bewässerte Ebene, vom Jda- berge bis ans Vorgebirge Sigeum. Haufen von Steinen und Spuren von Trümmern und Ruinen liegen auf der Ebene zerstreut umher; aber das alte Troja mit seinen vie- len hohen Thürmen und Palästen ist spurlos verschwunden; ja man kann nicht einmal mit Bestimmtheit angeben, wo es gelegen. Jetzt ist Alles ruhig und todt, keine Stadt, kein hauptumlockter Achaier mehr sichtbar. An der öden Küste erhebt sich ein Hügel, genannt das Grab des Achilles, un- weit davon ein anderer, das Grab des Patroklus. Aber die Erinnerung an die schönste Heroensage lebt noch immer fort und die Seeleute erzählen sich von dem Palaste des Priamos und dem hölzernen Pferde und dem Grabe des Aeneas. Ein Schuster, der nicht bei seinem Leisten blieb. Ein armer Schuhmacher in England hörte von dem elenden Zustande der Heiden in Jndien. Es ging ihm zu Herzen und er fühlte Trieb in sich, zu ihnen zu gehen. Da lernte er bei seinem Leisten vier Sprachen, sammelte sich etwas Reisegeld bei Freunden und brach 1793 mit Frau und Kin- dern nach Jndien auf. Er kam nach Bengalen, ward nach und nach Professor der Sanskritsprache zu Serampore und arbeitete 41 Jahre mit ausgezeichnetem Eifer. Dieser ehe- malige Schuster ist der berühmte Dr. Carey, der am 9. Juni 1834 in Serampore starb und aus dessen Anstalten 24 Bi- belübersetzungen in indische Sprachen ausgegangen sind. Tatarische Sprüchwörter. Wer durch die Furth will, darf das Waten nicht scheuen. — Willst du, daß der Orkan blase, dann lobe die Windstille. — Heulen gehört zur Stimme des Windes. — Nicht jede Tanne ist eine Ceder, aber jede hält sich dafür. — Dem ersten Wunsche genügt das Kameel, dem zweiten nicht die Kameelheerde. — Sich beugen ist keine Unehre, aber sich beugen lassen. — Veilchen wachsen nicht so hoch als die Nesseln. — Der Marmorblock nennt den Bild- hauer Bruder. — Wirf nicht den Stock, sondern den Kno- chen unter die Hunde, dann kannst du ruhig des Weges zie- hen. — Nicht aus jeder Quelle rinnt Naphtha. Die Eichenwälder der Moldau und Walachei sind noch so reichhaltig, daß selbst die vernachlässigtste Forst- wirthschaft sie nur einigermaßen zu lichten vermag. Man kann sich einen Begriff von der hier noch zu machenden Aus- beute bilden, wenn man nur den Umfang eines einzigen in dieser Beziehung abgeschlossenen Geschäfts erwägt. Der Groß=Bojar Stirbey verkaufte an einen unternehmenden Kaufmann in Bercy, Condemine, nicht weniger als 116,000 Eichen zu dem Preise von circa 1 Thlr. 10 Ngr. durch- schnittlich, welche als Stabholz zu Faßdauben für die Bött- cher in Bordeaux und Marseille verarbeitet wurden und jenen Handwerksleuten wohlfeiler zu stehen kommen als die sonst aus der Ostsee bezogenen. Es gab unter diesen Bäu- men so starke, welche 2700 Faßdauben lieferten; der Unter- nehmer verdiente im Durchschnitt an jedem Baume 8 Thaler. Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 115. Leipzig (Sachsen), 15. März 1855, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig115_1855/8>, abgerufen am 21.11.2024.