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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 87. Leipzig (Sachsen), 24. August 1854.

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[Beginn Spaltensatz] das ganze Wirker'sche Haus, als der würdige Greis
erschien. Mit ihm ging Karl hinaus auf die Besitzun-
gen, um seine Ansicht über die Benutzung der Grund-
stücke zu hören; mit ihm hielt er daheim Rath über
die fernere Bewirthschaftung seines Gutes. Zillmer
war ein umsichtiger Kopf, daher er seinem Sohne
recht viel Mittel und Wege an die Hand gab, seinen
Wohlstand noch besser zu begründen.

Vater Zillmer reiste nach zwei Tagen wieder ab.
Er war das letzte mal bei seinen Kindern gewesen.
Wie er es sich gewünscht hatte, machte es Gott mit
ihm ganz unerwartet. Zwei Wochen nach seiner Rück-
kehr ging er ganz munter und heiter zu Bett, schlief
ein und erwachte nicht wieder. Früh fand ihn seine
jüngste Tochter, die einzige, welche noch in seinem
Hause war, entschlafen im Bett; ein Schlagfluß hatte
seinem thätigen Leben ein Ende gemacht. Dankbare
Kinder und Enkel folgten gerührt dem Sarge des ein-
fachen, aber edlen und frommen Mannes.

Der Rath aus dem erfahrenen Munde Zillmer's
blieb stets für Karl ein heiliges Vermächtniß und
wurde fast in jeder Beziehung befolgt.

Der offenherzige Wirker theilte seinen neuen Nach-
barn so manchen Plan mit, nach welchem er seine
Ökonomie einzurichten gedachte, um zu ermessen, ob
seine Ansichten auch mit den ihrigen in einigem Ein-
klange ständen; aber er erhielt keine Antwort oder
wurde wol auch ausgelacht, da die Bauern Alles be-
trieben, wie sie es von den Ältern und Großältern ge-
lernt hatten. Hinter seinem Rücken spotteten die Nach-
barn über ihn und sprachen: "Unsere Alten sind doch
auch keine Narren gewesen und dieser Neuling wird
wol die Steine auch nicht zu Brot machen können!"

Wirker erfuhr derartige unverständige Urtheile sehr
bald, darum nahm er sich vor, den Bauern nie wie-
der etwas zu vertrauen; er handelte nach seinem Kopfe
und zog seine Johanna und die treuen Dienstboten
dabei oft zu Rathe. Knechte und Mägde fühlten sich
dadurch geschmeichelt und gingen ihrem Herrn bei der
Arbeit nun desto lieber zur Hand. Sie hörten das
"Sputet euch!" sehr gern, denn sie wußten, daß Wir-
ker nicht zu viel von ihnen foderte und ihrer daheim
eine Schüssel Speise wartete, wie sie an Güte und
Reichlichkeit im ganzen Dorfe dem Dienstgesinde nicht
vorgesetzt wurde.

Karl's Hauptplan erfoderte zunächst die Verbesse-
rung seiner Grundstücke, welche theils aus sumpfigen
Wiesen, theils aus kahlen Steinrücken oder überqueck-
ten Feldern bestanden. Auf einmal ließ sich das frei-
lich nicht thun, daher Karl Zeit und Arbeitskräfte ge-
hörig einzutheilen hatte. Anfangs ging er mit dem
Spaten hinaus in seine Flur und grub Löcher ein, um
den Boden genau kennen zu lernen, dann schien er
die Höhen und Vertiefungen seiner Felder auszumessen
und "eine Landkarte", wie seine Nachbarn sagten, auf
Papier zu malen. Da nun Karl so mancherlei ganz
anders betrieb, so wurden die Bauern auf ihn auf-
merksamer oder vielmehr neugierig, denn sie konnten
sich seine Absichten doch nicht immer erklären, obgleich
sie zuweilen von neuern Einrichtungen und vielfachen
Vortheilen in der Landwirthschaft etwas gehört hatten.
Es zu versuchen, kam ihnen nicht in den Sinn; sie
ließen Alles beim Alten. War es nun wol ein Wun-
der, wenn sie über Karl oft spotteten und schon zu
Anfange seinen Untergang wissen wollten?

Er wird's auch weit bringen mit seiner neuen
Mode, hieß es. Er wird künsteln und grübeln, bis
er am Bettelstabe wieder aus dem Gute wandert!

[Spaltenumbruch]

Einige wollten Karl Wirker noch nicht alle Hoff-
nungen abschneiden und wendeten ein, daß er ja im
Niederlande ein ausgezeichneter Landwirth gewesen sein
solle; aber da erwiderte man: "Ja Niederland und
Gebirge -- ein himmelweiter Unterschied!"

Alles Schwatzen, aller Spott, alles Lachen und
selbst zuweiliges Bedauern ließ Wirker kalt vor seinen
Ohren vorüberziehen. Er griff mit Frau und Dienst-
boten wacker zu und selbst seine Kinder mußten sich
mit sputen. Seine erste Hauptsorge galt den Wiesen-
flächen, die so sehr versumpft waren, daß nur auf ein-
zelnen Strecken ein leidliches, dem Vieh zuträgliches
Futter wuchs. Er legte sofort kleine Gräben an und
durchschnitt mit vielfachen Verzweigungen die Wiesen,
um eine gute Bewässerung einzurichten. Dies Alles
hatte er sich nach den darüber entworfenen Plänen
recht wohl überlegt, daher es ihm nun leicht wurde,
vom höchsten Punkte seiner Wiesenlage auszugehen und
das von den Bergen kommende krystallhelle Wasser im
Zickzack durch alle Wiesen nach einem Hauptgraben zu
leiten, welcher auch das sumpfige Wasser aufnehmen
mußte. Dadurch bekamen die trockenen Flächen Nah-
rung und die übernassen Stellen wurden entwässert.

Die Felder machten dem Karl Wirker mehr Noth,
da sie zu sehr vernachlässigt waren. Er bestellte sie
wol im ersten Jahre, so gut es ging, aber viel Er-
freuliches konnte er auch von der nächsten Ernte nicht
erwarten. So viel jedoch möglich war, wurde gethan.
Die größten Steine, welche auf den Grundstücken
lagen, ließ Karl an den Rand der Felder tragen und
zu einer Mauer aufschichten, damit etwaige Regengüsse
das gute Land an starken Abhängen nicht mit weg-
nehmen konnten; die ungeheuern Queckenmassen hakte
er durch einen neuen, im Gebirge noch unbekannten
Pflug aus und dörrte und verbrannte sie, um die Asche
zur Düngung zu benutzen; die nassen Feldlagen durch-
zog er mit Wasserfurchen und schlechten Getreideboden
bepflanzte er mit Schwarzholz. Dies konnte natürlich
im ersten Jahre nicht Alles geschehen, denn diese Um-
gestaltung erfoderte viel Zeit und Mühe; doch Karl
und die Seinen sputeten sich Jahr aus Jahr ein und
die Erfolge zeigten sich bei jeder Ernte in ganz er-
wünschter Art, so, daß die andern Bauern bald an-
ders denken lernten und beim Anblick des reichen Ernte-
segens, welcher sich auf Karl's Feldern mit jedem
Jahre mehrte, verwundert ausriefen: "Wer hätte Das
gedacht! Der Wirker ist wahrlich kein Narr; wir
können bei ihm in die Schule gehen!"

Mit der Verschönerung und Verbesserung seiner
Ökonomie stieg auch Karl's Ansehen im Dorfe. Man
näherte sich ihm vertrauensvoll und bat um seinen
Rath, wobei er sich höchst gefällig und anspruchslos
zeigte. Durch ihn lernten seine Nachbarn viel und
Niemand wagte mehr einen Spott, sondern ein Jeder
dachte bei sich, wenn ihm ja bei Karl's Thätigkeit et-
was auffiel: "Wer weiß, was er vorhat; man darf
ihn nicht nach gewöhnlichem Bauerverstande beur-
theilen!"

Fünf Jahre hatte Karl in seinem Gebirgsgute ge-
wirthschaftet. Der Name "Polengut" haftete zwar
noch auf demselben, aber es war in der kurzen Zeit
von innen und außen ganz umgewandelt. Jn den
Wohn= und Wirthschaftsräumen, im Hofe und Gar-
ten herrschte eine Ordnung und Sauberkeit, welche
fast an städtische Einrichtungen erinnerte und die Grund-
stücke waren im Werthe um das Doppelte gestiegen.
Dieselben Dienstboten, mit welchen Wirker im Gebirge
den Anfang gemacht hatte, standen ihm neben den
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] das ganze Wirker'sche Haus, als der würdige Greis
erschien. Mit ihm ging Karl hinaus auf die Besitzun-
gen, um seine Ansicht über die Benutzung der Grund-
stücke zu hören; mit ihm hielt er daheim Rath über
die fernere Bewirthschaftung seines Gutes. Zillmer
war ein umsichtiger Kopf, daher er seinem Sohne
recht viel Mittel und Wege an die Hand gab, seinen
Wohlstand noch besser zu begründen.

Vater Zillmer reiste nach zwei Tagen wieder ab.
Er war das letzte mal bei seinen Kindern gewesen.
Wie er es sich gewünscht hatte, machte es Gott mit
ihm ganz unerwartet. Zwei Wochen nach seiner Rück-
kehr ging er ganz munter und heiter zu Bett, schlief
ein und erwachte nicht wieder. Früh fand ihn seine
jüngste Tochter, die einzige, welche noch in seinem
Hause war, entschlafen im Bett; ein Schlagfluß hatte
seinem thätigen Leben ein Ende gemacht. Dankbare
Kinder und Enkel folgten gerührt dem Sarge des ein-
fachen, aber edlen und frommen Mannes.

Der Rath aus dem erfahrenen Munde Zillmer's
blieb stets für Karl ein heiliges Vermächtniß und
wurde fast in jeder Beziehung befolgt.

Der offenherzige Wirker theilte seinen neuen Nach-
barn so manchen Plan mit, nach welchem er seine
Ökonomie einzurichten gedachte, um zu ermessen, ob
seine Ansichten auch mit den ihrigen in einigem Ein-
klange ständen; aber er erhielt keine Antwort oder
wurde wol auch ausgelacht, da die Bauern Alles be-
trieben, wie sie es von den Ältern und Großältern ge-
lernt hatten. Hinter seinem Rücken spotteten die Nach-
barn über ihn und sprachen: „Unsere Alten sind doch
auch keine Narren gewesen und dieser Neuling wird
wol die Steine auch nicht zu Brot machen können!“

Wirker erfuhr derartige unverständige Urtheile sehr
bald, darum nahm er sich vor, den Bauern nie wie-
der etwas zu vertrauen; er handelte nach seinem Kopfe
und zog seine Johanna und die treuen Dienstboten
dabei oft zu Rathe. Knechte und Mägde fühlten sich
dadurch geschmeichelt und gingen ihrem Herrn bei der
Arbeit nun desto lieber zur Hand. Sie hörten das
„Sputet euch!“ sehr gern, denn sie wußten, daß Wir-
ker nicht zu viel von ihnen foderte und ihrer daheim
eine Schüssel Speise wartete, wie sie an Güte und
Reichlichkeit im ganzen Dorfe dem Dienstgesinde nicht
vorgesetzt wurde.

Karl's Hauptplan erfoderte zunächst die Verbesse-
rung seiner Grundstücke, welche theils aus sumpfigen
Wiesen, theils aus kahlen Steinrücken oder überqueck-
ten Feldern bestanden. Auf einmal ließ sich das frei-
lich nicht thun, daher Karl Zeit und Arbeitskräfte ge-
hörig einzutheilen hatte. Anfangs ging er mit dem
Spaten hinaus in seine Flur und grub Löcher ein, um
den Boden genau kennen zu lernen, dann schien er
die Höhen und Vertiefungen seiner Felder auszumessen
und „eine Landkarte“, wie seine Nachbarn sagten, auf
Papier zu malen. Da nun Karl so mancherlei ganz
anders betrieb, so wurden die Bauern auf ihn auf-
merksamer oder vielmehr neugierig, denn sie konnten
sich seine Absichten doch nicht immer erklären, obgleich
sie zuweilen von neuern Einrichtungen und vielfachen
Vortheilen in der Landwirthschaft etwas gehört hatten.
Es zu versuchen, kam ihnen nicht in den Sinn; sie
ließen Alles beim Alten. War es nun wol ein Wun-
der, wenn sie über Karl oft spotteten und schon zu
Anfange seinen Untergang wissen wollten?

Er wird's auch weit bringen mit seiner neuen
Mode, hieß es. Er wird künsteln und grübeln, bis
er am Bettelstabe wieder aus dem Gute wandert!

[Spaltenumbruch]

Einige wollten Karl Wirker noch nicht alle Hoff-
nungen abschneiden und wendeten ein, daß er ja im
Niederlande ein ausgezeichneter Landwirth gewesen sein
solle; aber da erwiderte man: „Ja Niederland und
Gebirge — ein himmelweiter Unterschied!“

Alles Schwatzen, aller Spott, alles Lachen und
selbst zuweiliges Bedauern ließ Wirker kalt vor seinen
Ohren vorüberziehen. Er griff mit Frau und Dienst-
boten wacker zu und selbst seine Kinder mußten sich
mit sputen. Seine erste Hauptsorge galt den Wiesen-
flächen, die so sehr versumpft waren, daß nur auf ein-
zelnen Strecken ein leidliches, dem Vieh zuträgliches
Futter wuchs. Er legte sofort kleine Gräben an und
durchschnitt mit vielfachen Verzweigungen die Wiesen,
um eine gute Bewässerung einzurichten. Dies Alles
hatte er sich nach den darüber entworfenen Plänen
recht wohl überlegt, daher es ihm nun leicht wurde,
vom höchsten Punkte seiner Wiesenlage auszugehen und
das von den Bergen kommende krystallhelle Wasser im
Zickzack durch alle Wiesen nach einem Hauptgraben zu
leiten, welcher auch das sumpfige Wasser aufnehmen
mußte. Dadurch bekamen die trockenen Flächen Nah-
rung und die übernassen Stellen wurden entwässert.

Die Felder machten dem Karl Wirker mehr Noth,
da sie zu sehr vernachlässigt waren. Er bestellte sie
wol im ersten Jahre, so gut es ging, aber viel Er-
freuliches konnte er auch von der nächsten Ernte nicht
erwarten. So viel jedoch möglich war, wurde gethan.
Die größten Steine, welche auf den Grundstücken
lagen, ließ Karl an den Rand der Felder tragen und
zu einer Mauer aufschichten, damit etwaige Regengüsse
das gute Land an starken Abhängen nicht mit weg-
nehmen konnten; die ungeheuern Queckenmassen hakte
er durch einen neuen, im Gebirge noch unbekannten
Pflug aus und dörrte und verbrannte sie, um die Asche
zur Düngung zu benutzen; die nassen Feldlagen durch-
zog er mit Wasserfurchen und schlechten Getreideboden
bepflanzte er mit Schwarzholz. Dies konnte natürlich
im ersten Jahre nicht Alles geschehen, denn diese Um-
gestaltung erfoderte viel Zeit und Mühe; doch Karl
und die Seinen sputeten sich Jahr aus Jahr ein und
die Erfolge zeigten sich bei jeder Ernte in ganz er-
wünschter Art, so, daß die andern Bauern bald an-
ders denken lernten und beim Anblick des reichen Ernte-
segens, welcher sich auf Karl's Feldern mit jedem
Jahre mehrte, verwundert ausriefen: „Wer hätte Das
gedacht! Der Wirker ist wahrlich kein Narr; wir
können bei ihm in die Schule gehen!“

Mit der Verschönerung und Verbesserung seiner
Ökonomie stieg auch Karl's Ansehen im Dorfe. Man
näherte sich ihm vertrauensvoll und bat um seinen
Rath, wobei er sich höchst gefällig und anspruchslos
zeigte. Durch ihn lernten seine Nachbarn viel und
Niemand wagte mehr einen Spott, sondern ein Jeder
dachte bei sich, wenn ihm ja bei Karl's Thätigkeit et-
was auffiel: „Wer weiß, was er vorhat; man darf
ihn nicht nach gewöhnlichem Bauerverstande beur-
theilen!“

Fünf Jahre hatte Karl in seinem Gebirgsgute ge-
wirthschaftet. Der Name „Polengut“ haftete zwar
noch auf demselben, aber es war in der kurzen Zeit
von innen und außen ganz umgewandelt. Jn den
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Dieselben Dienstboten, mit welchen Wirker im Gebirge
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[274/0002] 274 das ganze Wirker'sche Haus, als der würdige Greis erschien. Mit ihm ging Karl hinaus auf die Besitzun- gen, um seine Ansicht über die Benutzung der Grund- stücke zu hören; mit ihm hielt er daheim Rath über die fernere Bewirthschaftung seines Gutes. Zillmer war ein umsichtiger Kopf, daher er seinem Sohne recht viel Mittel und Wege an die Hand gab, seinen Wohlstand noch besser zu begründen. Vater Zillmer reiste nach zwei Tagen wieder ab. Er war das letzte mal bei seinen Kindern gewesen. Wie er es sich gewünscht hatte, machte es Gott mit ihm ganz unerwartet. Zwei Wochen nach seiner Rück- kehr ging er ganz munter und heiter zu Bett, schlief ein und erwachte nicht wieder. Früh fand ihn seine jüngste Tochter, die einzige, welche noch in seinem Hause war, entschlafen im Bett; ein Schlagfluß hatte seinem thätigen Leben ein Ende gemacht. Dankbare Kinder und Enkel folgten gerührt dem Sarge des ein- fachen, aber edlen und frommen Mannes. 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Er bestellte sie wol im ersten Jahre, so gut es ging, aber viel Er- freuliches konnte er auch von der nächsten Ernte nicht erwarten. So viel jedoch möglich war, wurde gethan. Die größten Steine, welche auf den Grundstücken lagen, ließ Karl an den Rand der Felder tragen und zu einer Mauer aufschichten, damit etwaige Regengüsse das gute Land an starken Abhängen nicht mit weg- nehmen konnten; die ungeheuern Queckenmassen hakte er durch einen neuen, im Gebirge noch unbekannten Pflug aus und dörrte und verbrannte sie, um die Asche zur Düngung zu benutzen; die nassen Feldlagen durch- zog er mit Wasserfurchen und schlechten Getreideboden bepflanzte er mit Schwarzholz. Dies konnte natürlich im ersten Jahre nicht Alles geschehen, denn diese Um- gestaltung erfoderte viel Zeit und Mühe; doch Karl und die Seinen sputeten sich Jahr aus Jahr ein und die Erfolge zeigten sich bei jeder Ernte in ganz er- wünschter Art, so, daß die andern Bauern bald an- ders denken lernten und beim Anblick des reichen Ernte- segens, welcher sich auf Karl's Feldern mit jedem Jahre mehrte, verwundert ausriefen: „Wer hätte Das gedacht! Der Wirker ist wahrlich kein Narr; wir können bei ihm in die Schule gehen!“ Mit der Verschönerung und Verbesserung seiner Ökonomie stieg auch Karl's Ansehen im Dorfe. Man näherte sich ihm vertrauensvoll und bat um seinen Rath, wobei er sich höchst gefällig und anspruchslos zeigte. Durch ihn lernten seine Nachbarn viel und Niemand wagte mehr einen Spott, sondern ein Jeder dachte bei sich, wenn ihm ja bei Karl's Thätigkeit et- was auffiel: „Wer weiß, was er vorhat; man darf ihn nicht nach gewöhnlichem Bauerverstande beur- theilen!“ Fünf Jahre hatte Karl in seinem Gebirgsgute ge- wirthschaftet. Der Name „Polengut“ haftete zwar noch auf demselben, aber es war in der kurzen Zeit von innen und außen ganz umgewandelt. Jn den Wohn= und Wirthschaftsräumen, im Hofe und Gar- ten herrschte eine Ordnung und Sauberkeit, welche fast an städtische Einrichtungen erinnerte und die Grund- stücke waren im Werthe um das Doppelte gestiegen. Dieselben Dienstboten, mit welchen Wirker im Gebirge den Anfang gemacht hatte, standen ihm neben den

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 87. Leipzig (Sachsen), 24. August 1854, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig087_1854/2>, abgerufen am 24.11.2024.