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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 74. Leipzig (Sachsen), 25. Mai 1854.

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[Beginn Spaltensatz] für Kampfspiele vor sich. Denn der Bauch des Ge-
bäudes besteht aus drei Stockwerken gewölbter Corri-
dors, die rings über den Sitzen hinlaufen, sie unter-
stützen und des Riesengebäudes Fenster und Eingeweide
bilden. An vielen Orten sind diese Gewölbe einge-
stürzt und nicht ohne Gefahr zu durchwandeln. Der
[Spaltenumbruch] Fackelschein, dessen man bedarf, vermehrt nur den un-
heimlichen Eindruck und gern benutzt man die vielen
Querbogen, die zu den Sitzen führen, um die schöne
Sonne am blauen italienischen Himmel wieder zu be-
grüßen.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]


Rudolf Ackermann.
[Beginn Spaltensatz]

Jm sächsischen Erzgebirge liegt auf und an romanti-
schen Hügeln die kleine Stadt Stolberg, der Geburts-
ort des berühmten Professors Schubert in München,
der in seinen Schriften mit unauslöschlicher Anhäng-
lichkeit des Städtchens lobend gedenkt, das einst seine
Wiege barg.

Jn demselben Städtchen lebte auch im verflossenen
Jahrhundert ein Sattler, welcher sich zugleich als
Wagenbauer thätig zeigte und dadurch ein leidliches
Auskommen verschaffte; er hieß Ackermann. Jhm
wurde am 20. April 1764 ein Sohn geboren, den er
Rudolf nennen ließ und dessen späteres Leben seinem
Vater wie seinem Heimatsorte zu großer Ehre gereichte.
Rudolf gehörte zu den Menschen, die sich selbst gebil-
det und dadurch zugleich zu einer höhern Lebensstaffel
aufgeschwungen hatten, indem sie durch eigene Kraft
und unermüdliche Selbstthätigkeit sich bei der Mit= und
Nachwelt ein achtungsvolles, dankbares Andenken sicher-
ten. Wem dieser Rudolf Ackermann noch fremd sein
sollte, der möge aus nachfolgender Erzählung seines
Lebens sich das Bild eines edlen Sachsen schaffen, der
auch in fernen Landen mit Treue und Liebe an seinem
Vaterlande hing.

[Spaltenumbruch]

Rudolf Ackermann verlebte unter guter Beaufsich-
tigung seines Vaters seine erste Jugendzeit ziemlich
harmlos; als er aber neun Jahre alt war, wurde ihm
schon Gelegenheit, einen Blick in die Herzen seiner
armen Landsleute zu thun. Die fürchterliche Theu-
rung der Jahre 1772 und 1773 hatte begonnen und
lag schwer auf dem Erzgebirge, dessen Bewohner durch
ihren geringen Erwerb ihre zahlreichen Familien nicht
mehr mit den allernothwendigsten Lebensbedürfnissen
versorgen konnten. Ueberall irrten Hungernde umher
und Bettler durchzogen zu Haufen das Land. Man-
cher Erzgebirger befand sich unter ihnen, welcher nur
durch den äußersten Mangel gezwungen werden konnte,
als verschämter Armer sich sein Leben zu fristen und
Hunderte griffen mit Seufzen und Thränen zum
Stabe, an welchem sie, Brot erbittend, von Ort zu
Ort wanderten.

Dies Alles sah Rudolf Ackermann mit an. Oft
that dem mitleidigen Knaben das Herz weh, wenn er
das große Elend überblickte, welches die ehrlichen Ge-
birger heimsuchte. Sein Vater gab ihm dazu täglich
Gelegenheit, indem er durch ihn an die Armen Geld
und Brot vertheilen ließ. Mehre Stunden des Tages
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[Beginn Spaltensatz] für Kampfspiele vor sich. Denn der Bauch des Ge-
bäudes besteht aus drei Stockwerken gewölbter Corri-
dors, die rings über den Sitzen hinlaufen, sie unter-
stützen und des Riesengebäudes Fenster und Eingeweide
bilden. An vielen Orten sind diese Gewölbe einge-
stürzt und nicht ohne Gefahr zu durchwandeln. Der
[Spaltenumbruch] Fackelschein, dessen man bedarf, vermehrt nur den un-
heimlichen Eindruck und gern benutzt man die vielen
Querbogen, die zu den Sitzen führen, um die schöne
Sonne am blauen italienischen Himmel wieder zu be-
grüßen.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]


Rudolf Ackermann.
[Beginn Spaltensatz]

Jm sächsischen Erzgebirge liegt auf und an romanti-
schen Hügeln die kleine Stadt Stolberg, der Geburts-
ort des berühmten Professors Schubert in München,
der in seinen Schriften mit unauslöschlicher Anhäng-
lichkeit des Städtchens lobend gedenkt, das einst seine
Wiege barg.

Jn demselben Städtchen lebte auch im verflossenen
Jahrhundert ein Sattler, welcher sich zugleich als
Wagenbauer thätig zeigte und dadurch ein leidliches
Auskommen verschaffte; er hieß Ackermann. Jhm
wurde am 20. April 1764 ein Sohn geboren, den er
Rudolf nennen ließ und dessen späteres Leben seinem
Vater wie seinem Heimatsorte zu großer Ehre gereichte.
Rudolf gehörte zu den Menschen, die sich selbst gebil-
det und dadurch zugleich zu einer höhern Lebensstaffel
aufgeschwungen hatten, indem sie durch eigene Kraft
und unermüdliche Selbstthätigkeit sich bei der Mit= und
Nachwelt ein achtungsvolles, dankbares Andenken sicher-
ten. Wem dieser Rudolf Ackermann noch fremd sein
sollte, der möge aus nachfolgender Erzählung seines
Lebens sich das Bild eines edlen Sachsen schaffen, der
auch in fernen Landen mit Treue und Liebe an seinem
Vaterlande hing.

[Spaltenumbruch]

Rudolf Ackermann verlebte unter guter Beaufsich-
tigung seines Vaters seine erste Jugendzeit ziemlich
harmlos; als er aber neun Jahre alt war, wurde ihm
schon Gelegenheit, einen Blick in die Herzen seiner
armen Landsleute zu thun. Die fürchterliche Theu-
rung der Jahre 1772 und 1773 hatte begonnen und
lag schwer auf dem Erzgebirge, dessen Bewohner durch
ihren geringen Erwerb ihre zahlreichen Familien nicht
mehr mit den allernothwendigsten Lebensbedürfnissen
versorgen konnten. Ueberall irrten Hungernde umher
und Bettler durchzogen zu Haufen das Land. Man-
cher Erzgebirger befand sich unter ihnen, welcher nur
durch den äußersten Mangel gezwungen werden konnte,
als verschämter Armer sich sein Leben zu fristen und
Hunderte griffen mit Seufzen und Thränen zum
Stabe, an welchem sie, Brot erbittend, von Ort zu
Ort wanderten.

Dies Alles sah Rudolf Ackermann mit an. Oft
that dem mitleidigen Knaben das Herz weh, wenn er
das große Elend überblickte, welches die ehrlichen Ge-
birger heimsuchte. Sein Vater gab ihm dazu täglich
Gelegenheit, indem er durch ihn an die Armen Geld
und Brot vertheilen ließ. Mehre Stunden des Tages
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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 74. Leipzig (Sachsen), 25. Mai 1854, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig074_1854/5>, abgerufen am 23.11.2024.