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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843.

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[Beginn Spaltensatz] pian erreicht darin eine Höhe von 4000 Fuß. Der Cri-
nankanal durchschneidet die Halbinsel Cantyre und ver-
bindet den Ocean mit dem Clydebusen. Die Landschaft
ist ein buntes Gemisch von Seen, Felsen, Wasserstür-
zen, Abgründen, Höhlen u. s. w. Der bekannteste Ort
darin ist Jnverary am Busen Fyne; nördlich davon pa-
rallel mit dem Loch Fyne zieht sich der Loch Awe hin
mit dem malerischen Schlosse Kilchurn, welches auf einer
Jnsel des Sees liegt. Noch nördlicher dringt der Loch
Etive tief ins Land ein, in dessen Hintergrunde im Flüß-
chen Coe der Cona Ossian's zu suchen ist. Das Thal
desselben erhielt durch das Blutbad von 1691 eine neue
Berühmtheit. Hier soll die Hauptstadt der Picten, Be-
regonium, im 3. Jahrhundert geblüht haben; auch fin-
den sich hier die Trümmer von Dunstaffnage, einst dem
Schauplatze schottischen Königsprunks.

Jnverary ist durch das auf unserer Abbildung dar-
gestellte Schloß des Herzogs von Argyle berühmt. Es
ist mit einem Graben umgeben, von Serpentinstein er-
baut und bildet zwei regelmäßige Quadrate in gothischem
Style mit mächtigen runden Eckthürmen. Eine von oben
erleuchtete Waffenhalle, schöne und reiche Bibliotheksäle,
ein Speisesaal mit wohlerhaltenen Malereien aus den
Bädern des Titus, ein Prachtsaal mit herrlichen Tape-
ten zieren das Jnnere des Schlosses. Der angrenzende
Park ist schön und ausgedehnt und enthält viel Hochwild.



Mässigkeitsvereine.

Das Branntweintrinken nimmt auch in Gegenden ab,
wo keine Mäßigkeitsvereine dagegen wirken. So auf
der nordfriesischen Küste. Ein Betrunkener gehört dort
jetzt zu den seltenen Erscheinungen. Mehre Brennereien
haben nur einen noch unbedeutenden Absatz, andere ha-
ben ganz zu arbeiten aufgehört. Man schreibt diese er-
freuliche Erscheinung theils dem ehrenwerthen Wirken
mehrer Hofbesitzer und Fabrikherren zu, die ihren Arbei-
tern statt des Branntweins gutes Bier geben, und auch
auf andere Weise dem Branntweintrinken entgegenarbei-
ten, theils dem gesunden Verstande des Friesenvolks.
Das ist nun freilich die Hauptsache, und wenn es den
Leuten ein rechter Ernst ist, dieses Laster und mit ihm
noch andere auszurotten, so mögen sie nur nicht verhin-
dern, daß das Volk verständig wird.



Eisenbahnen.

Jm J. 1835, wo nur die Bahnen von Budweis nach
Linz und von Prag nach Lana neben einigen kleinen
Anhängen in Schlesien und Sachsen existirten, begann
in Deutschland der Bau der Eisenbahnen. Von dieser
Zeit an bis zu Ende des Jahres 1842 wurden 22 Bah-
nen erbaut mit einer Länge von211 1 / 6 Meilen und mit
einem Kostenaufwande von 45,000,000 Thlrn. Zu An-
fange des laufenden Jahres waren im Bau begriffen 14
Bahnen, die eine Länge von 209 Meilen ausmachen
und 40,000,000 Thlr. kosten werden. Projectirt und
zum Theil bereits concessionirt dürften im Ganzen etwa
noch 550--600 Meilen sein, welche 150,000,000 Thlr.
kosten werden. Deutschland wird sonach von einem Ei-
senbahnnetze von fast 1000 Meilen Länge durchzogen
sein, dessen Kosten sich auf 250,000,000 Thlr. belau-
fen möchten. Die verschiedenen Länder der Erde ha-
ben fertige Bahnen nach Meilen: Großbritannien 550,
[Spaltenumbruch] projectirt ( ? ) ; Deutschland 409, projectirt 550; Frank-
reich 160, projectirt 412; Belgien 86, projectirt 20;
Jtalien 56, projectirt 21; Rußland 49, projectirt ( ? ) ;
Polen 43, projectirt --; Holland 28, projectirt 15;
Ungarn 6, projectirt 97; Spanien 32, projectirt --;
Nordamerika 750, projectirt 1400, in Summa fertig
2140 1 / 2, projectirt 2515 Meilen.



Die St.-Ferdinandskapelle in Paris.

Es ist bekannt, daß das Haus, in welchem der Herzog
von Orleans nach seinem unglücklichen Fall die letzten
Athemzüge aushauchte, auf königliche Kosten dem Jnha.
ber abgekauft und abgetragen wurde, um durch eine des
Andenkens an den Prinzen würdige Gedächtnißstätte er-
setzt zu werden. Die auf diesem Platze erbaute Kapelle,
nach dem Vornamen des Herzogs von Orleans benannt
und dem Heiligen dieses Namens geweiht, ist jetzt vollen-
det. Zur Grundlage des Bauplans hat man die Form
des griechischen Kreuzes gewählt. Den obern Theil des-
selben nimmt der Hauptaltar ein, welcher der Jungfrau
Maria gewidmet ist. Hinter diesem Altar gelangt man
in die außerhalb des Kreuzes sich befindende Sacristei
hinab. Die rechte Seite des Kreuzes bildet eine dem
heiligen Ferdinand gewidmete Kapelle, und im linken
Flügel befindet sich eine Statue des Prinzen in seiner
Generalsuniform und in der Lage, in welcher er gestor-
ben. Zu Häupten der Statue ist ein knieender betender
Engel angebracht, aus Marmor gearbeitet, ein Werk
der auch so früh verstorbenen Prinzessin Marie. Die
schlafende Gestalt des Prinzen ist von Triqueti nach Ary
Scheffer's ( einem Freunde des Prinzen ) Zeichnung ange-
fertigt. An der Vorderseite des Sarkophags hat der
Künstler einen Genius in schmerzvoller Haltung darge-
stellt, als Bild des über den erlittenen Verlust klagenden
Frankreichs. Der Genius hält eine Urne, und zu sei-
nen Füßen ist die französische Fahne ausgebreitet.

Der untere Theil und die Mitte des Kreuzes sind für
die Leidtragenden bestimmt. An den innern Wänden
der Kapelle erblickt man die Namenschiffern Desjenigen,
zu dessen Gedächtniß das Gebäude errichtet ist. Hinter
dem Hauptaltar, in einer außerhalb an der Kapelle an-
gebrachten Nische, befindet sich eine Statue der Jung-
frau, das Christuskind haltend. Die Kapelle hat zehn
mit Glasmalereien geschmückte Fenster, auf denen vier-
zehn Heilige, sieben zur Rechten und sieben zur Linken
der Jungfrau, dargestellt sind. Auf den drei runden
Fenstern der Kapelle sind die drei christlichen Cardinaltu-
genden dargestellt: der Glaube über der Eingangsthür,
die Liebe über der Ferdinandskapelle, die Hoffnung in
dem Theile des Kreuzes, wo das Monument des Prin-
zen sich befindet.

Auf dieser im byzantinischen Styl gebauten Kapelle ist
ein steinernes Kreuz errichtet. Der Bau wurde von dem
königlichen Architekten Fontaine und von dem Bau-
inspector Lefranc unternommen und mit fast beispiel-
loser Schnelligkeit ausgeführt. Es ist kaum ein hal-
bes Jahr her, daß die Förmlichkeiten in Betreff der Er-
werbung des Grundstücks beendigt waren, und schon
steht die Kapelle fertig da. Die Compositionen für die
Glasmalereien rühren von Jngres her. Die Anfertigung
geschah in der königlichen Manufactur zu Sevres. Der
eingeschlossene Raum um die Kapelle ist mit Bäumen
bepflanzt und in der Mitte ein Weg für die Anfahrt
der Wagen vorbehalten. Vor der Kapelle befindet sich
eine Wohnung für den dienstthuenden Geistlichen.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] pian erreicht darin eine Höhe von 4000 Fuß. Der Cri-
nankanal durchschneidet die Halbinsel Cantyre und ver-
bindet den Ocean mit dem Clydebusen. Die Landschaft
ist ein buntes Gemisch von Seen, Felsen, Wasserstür-
zen, Abgründen, Höhlen u. s. w. Der bekannteste Ort
darin ist Jnverary am Busen Fyne; nördlich davon pa-
rallel mit dem Loch Fyne zieht sich der Loch Awe hin
mit dem malerischen Schlosse Kilchurn, welches auf einer
Jnsel des Sees liegt. Noch nördlicher dringt der Loch
Etive tief ins Land ein, in dessen Hintergrunde im Flüß-
chen Coe der Cona Ossian's zu suchen ist. Das Thal
desselben erhielt durch das Blutbad von 1691 eine neue
Berühmtheit. Hier soll die Hauptstadt der Picten, Be-
regonium, im 3. Jahrhundert geblüht haben; auch fin-
den sich hier die Trümmer von Dunstaffnage, einst dem
Schauplatze schottischen Königsprunks.

Jnverary ist durch das auf unserer Abbildung dar-
gestellte Schloß des Herzogs von Argyle berühmt. Es
ist mit einem Graben umgeben, von Serpentinstein er-
baut und bildet zwei regelmäßige Quadrate in gothischem
Style mit mächtigen runden Eckthürmen. Eine von oben
erleuchtete Waffenhalle, schöne und reiche Bibliotheksäle,
ein Speisesaal mit wohlerhaltenen Malereien aus den
Bädern des Titus, ein Prachtsaal mit herrlichen Tape-
ten zieren das Jnnere des Schlosses. Der angrenzende
Park ist schön und ausgedehnt und enthält viel Hochwild.



Mässigkeitsvereine.

Das Branntweintrinken nimmt auch in Gegenden ab,
wo keine Mäßigkeitsvereine dagegen wirken. So auf
der nordfriesischen Küste. Ein Betrunkener gehört dort
jetzt zu den seltenen Erscheinungen. Mehre Brennereien
haben nur einen noch unbedeutenden Absatz, andere ha-
ben ganz zu arbeiten aufgehört. Man schreibt diese er-
freuliche Erscheinung theils dem ehrenwerthen Wirken
mehrer Hofbesitzer und Fabrikherren zu, die ihren Arbei-
tern statt des Branntweins gutes Bier geben, und auch
auf andere Weise dem Branntweintrinken entgegenarbei-
ten, theils dem gesunden Verstande des Friesenvolks.
Das ist nun freilich die Hauptsache, und wenn es den
Leuten ein rechter Ernst ist, dieses Laster und mit ihm
noch andere auszurotten, so mögen sie nur nicht verhin-
dern, daß das Volk verständig wird.



Eisenbahnen.

Jm J. 1835, wo nur die Bahnen von Budweis nach
Linz und von Prag nach Lana neben einigen kleinen
Anhängen in Schlesien und Sachsen existirten, begann
in Deutschland der Bau der Eisenbahnen. Von dieser
Zeit an bis zu Ende des Jahres 1842 wurden 22 Bah-
nen erbaut mit einer Länge von211 1 / 6 Meilen und mit
einem Kostenaufwande von 45,000,000 Thlrn. Zu An-
fange des laufenden Jahres waren im Bau begriffen 14
Bahnen, die eine Länge von 209 Meilen ausmachen
und 40,000,000 Thlr. kosten werden. Projectirt und
zum Theil bereits concessionirt dürften im Ganzen etwa
noch 550—600 Meilen sein, welche 150,000,000 Thlr.
kosten werden. Deutschland wird sonach von einem Ei-
senbahnnetze von fast 1000 Meilen Länge durchzogen
sein, dessen Kosten sich auf 250,000,000 Thlr. belau-
fen möchten. Die verschiedenen Länder der Erde ha-
ben fertige Bahnen nach Meilen: Großbritannien 550,
[Spaltenumbruch] projectirt ( ? ) ; Deutschland 409, projectirt 550; Frank-
reich 160, projectirt 412; Belgien 86, projectirt 20;
Jtalien 56, projectirt 21; Rußland 49, projectirt ( ? ) ;
Polen 43, projectirt —; Holland 28, projectirt 15;
Ungarn 6, projectirt 97; Spanien 32, projectirt —;
Nordamerika 750, projectirt 1400, in Summa fertig
2140 1 / 2, projectirt 2515 Meilen.



Die St.-Ferdinandskapelle in Paris.

Es ist bekannt, daß das Haus, in welchem der Herzog
von Orleans nach seinem unglücklichen Fall die letzten
Athemzüge aushauchte, auf königliche Kosten dem Jnha.
ber abgekauft und abgetragen wurde, um durch eine des
Andenkens an den Prinzen würdige Gedächtnißstätte er-
setzt zu werden. Die auf diesem Platze erbaute Kapelle,
nach dem Vornamen des Herzogs von Orleans benannt
und dem Heiligen dieses Namens geweiht, ist jetzt vollen-
det. Zur Grundlage des Bauplans hat man die Form
des griechischen Kreuzes gewählt. Den obern Theil des-
selben nimmt der Hauptaltar ein, welcher der Jungfrau
Maria gewidmet ist. Hinter diesem Altar gelangt man
in die außerhalb des Kreuzes sich befindende Sacristei
hinab. Die rechte Seite des Kreuzes bildet eine dem
heiligen Ferdinand gewidmete Kapelle, und im linken
Flügel befindet sich eine Statue des Prinzen in seiner
Generalsuniform und in der Lage, in welcher er gestor-
ben. Zu Häupten der Statue ist ein knieender betender
Engel angebracht, aus Marmor gearbeitet, ein Werk
der auch so früh verstorbenen Prinzessin Marie. Die
schlafende Gestalt des Prinzen ist von Triqueti nach Ary
Scheffer's ( einem Freunde des Prinzen ) Zeichnung ange-
fertigt. An der Vorderseite des Sarkophags hat der
Künstler einen Genius in schmerzvoller Haltung darge-
stellt, als Bild des über den erlittenen Verlust klagenden
Frankreichs. Der Genius hält eine Urne, und zu sei-
nen Füßen ist die französische Fahne ausgebreitet.

Der untere Theil und die Mitte des Kreuzes sind für
die Leidtragenden bestimmt. An den innern Wänden
der Kapelle erblickt man die Namenschiffern Desjenigen,
zu dessen Gedächtniß das Gebäude errichtet ist. Hinter
dem Hauptaltar, in einer außerhalb an der Kapelle an-
gebrachten Nische, befindet sich eine Statue der Jung-
frau, das Christuskind haltend. Die Kapelle hat zehn
mit Glasmalereien geschmückte Fenster, auf denen vier-
zehn Heilige, sieben zur Rechten und sieben zur Linken
der Jungfrau, dargestellt sind. Auf den drei runden
Fenstern der Kapelle sind die drei christlichen Cardinaltu-
genden dargestellt: der Glaube über der Eingangsthür,
die Liebe über der Ferdinandskapelle, die Hoffnung in
dem Theile des Kreuzes, wo das Monument des Prin-
zen sich befindet.

Auf dieser im byzantinischen Styl gebauten Kapelle ist
ein steinernes Kreuz errichtet. Der Bau wurde von dem
königlichen Architekten Fontaine und von dem Bau-
inspector Lefranc unternommen und mit fast beispiel-
loser Schnelligkeit ausgeführt. Es ist kaum ein hal-
bes Jahr her, daß die Förmlichkeiten in Betreff der Er-
werbung des Grundstücks beendigt waren, und schon
steht die Kapelle fertig da. Die Compositionen für die
Glasmalereien rühren von Jngres her. Die Anfertigung
geschah in der königlichen Manufactur zu Sèvres. Der
eingeschlossene Raum um die Kapelle ist mit Bäumen
bepflanzt und in der Mitte ein Weg für die Anfahrt
der Wagen vorbehalten. Vor der Kapelle befindet sich
eine Wohnung für den dienstthuenden Geistlichen.



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Zu An- fange des laufenden Jahres waren im Bau begriffen 14 Bahnen, die eine Länge von 209 Meilen ausmachen und 40,000,000 Thlr. kosten werden. Projectirt und zum Theil bereits concessionirt dürften im Ganzen etwa noch 550—600 Meilen sein, welche 150,000,000 Thlr. kosten werden. Deutschland wird sonach von einem Ei- senbahnnetze von fast 1000 Meilen Länge durchzogen sein, dessen Kosten sich auf 250,000,000 Thlr. belau- fen möchten. Die verschiedenen Länder der Erde ha- ben fertige Bahnen nach Meilen: Großbritannien 550, projectirt ( ? ) ; Deutschland 409, projectirt 550; Frank- reich 160, projectirt 412; Belgien 86, projectirt 20; Jtalien 56, projectirt 21; Rußland 49, projectirt ( ? ) ; Polen 43, projectirt —; Holland 28, projectirt 15; Ungarn 6, projectirt 97; Spanien 32, projectirt —; Nordamerika 750, projectirt 1400, in Summa fertig 2140 1 / 2, projectirt 2515 Meilen. Die St.-Ferdinandskapelle in Paris. Es ist bekannt, daß das Haus, in welchem der Herzog von Orleans nach seinem unglücklichen Fall die letzten Athemzüge aushauchte, auf königliche Kosten dem Jnha. ber abgekauft und abgetragen wurde, um durch eine des Andenkens an den Prinzen würdige Gedächtnißstätte er- setzt zu werden. Die auf diesem Platze erbaute Kapelle, nach dem Vornamen des Herzogs von Orleans benannt und dem Heiligen dieses Namens geweiht, ist jetzt vollen- det. Zur Grundlage des Bauplans hat man die Form des griechischen Kreuzes gewählt. Den obern Theil des- selben nimmt der Hauptaltar ein, welcher der Jungfrau Maria gewidmet ist. Hinter diesem Altar gelangt man in die außerhalb des Kreuzes sich befindende Sacristei hinab. Die rechte Seite des Kreuzes bildet eine dem heiligen Ferdinand gewidmete Kapelle, und im linken Flügel befindet sich eine Statue des Prinzen in seiner Generalsuniform und in der Lage, in welcher er gestor- ben. Zu Häupten der Statue ist ein knieender betender Engel angebracht, aus Marmor gearbeitet, ein Werk der auch so früh verstorbenen Prinzessin Marie. Die schlafende Gestalt des Prinzen ist von Triqueti nach Ary Scheffer's ( einem Freunde des Prinzen ) Zeichnung ange- fertigt. An der Vorderseite des Sarkophags hat der Künstler einen Genius in schmerzvoller Haltung darge- stellt, als Bild des über den erlittenen Verlust klagenden Frankreichs. Der Genius hält eine Urne, und zu sei- nen Füßen ist die französische Fahne ausgebreitet. Der untere Theil und die Mitte des Kreuzes sind für die Leidtragenden bestimmt. An den innern Wänden der Kapelle erblickt man die Namenschiffern Desjenigen, zu dessen Gedächtniß das Gebäude errichtet ist. Hinter dem Hauptaltar, in einer außerhalb an der Kapelle an- gebrachten Nische, befindet sich eine Statue der Jung- frau, das Christuskind haltend. Die Kapelle hat zehn mit Glasmalereien geschmückte Fenster, auf denen vier- zehn Heilige, sieben zur Rechten und sieben zur Linken der Jungfrau, dargestellt sind. Auf den drei runden Fenstern der Kapelle sind die drei christlichen Cardinaltu- genden dargestellt: der Glaube über der Eingangsthür, die Liebe über der Ferdinandskapelle, die Hoffnung in dem Theile des Kreuzes, wo das Monument des Prin- zen sich befindet. Auf dieser im byzantinischen Styl gebauten Kapelle ist ein steinernes Kreuz errichtet. Der Bau wurde von dem königlichen Architekten Fontaine und von dem Bau- inspector Lefranc unternommen und mit fast beispiel- loser Schnelligkeit ausgeführt. Es ist kaum ein hal- bes Jahr her, daß die Förmlichkeiten in Betreff der Er- werbung des Grundstücks beendigt waren, und schon steht die Kapelle fertig da. Die Compositionen für die Glasmalereien rühren von Jngres her. Die Anfertigung geschah in der königlichen Manufactur zu Sèvres. Der eingeschlossene Raum um die Kapelle ist mit Bäumen bepflanzt und in der Mitte ein Weg für die Anfahrt der Wagen vorbehalten. Vor der Kapelle befindet sich eine Wohnung für den dienstthuenden Geistlichen.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig031_1843/3>, abgerufen am 22.11.2024.