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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843.

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[Beginn Spaltensatz] Jahren 508--542 berühmt wurde. Die Hauptstadt und
das Bollwerk dieses Königreichs war Alcluyd, später Dun
Briton und Dumbarton genannt und auf einem steilen
Felsen an der Clydemündung gelegen. Jm J. 757
wurde das Königreich durch Einnahme von Alcluyd von
Seiten der Sachsen gestürzt. Das Land war übrigens
schon größtentheils im Besitz der Scoten, die 836 unter
Kenneth den Pictenkönig Wred völlig überwanden und
nun Herren über ganz Schottland wurden. Sie vertru-
gen sich nach und nach mit den sächsischen Ansiedlern
und schmolzen mit ihnen in ein Volk zusammen. Das
Haus Kenneth bestand bis zum J. 1289, wo es mit
Alexander III. ausstarb. Nun stritten die mächtigen
Häuser Baliol und Bruce um die Krone. Letzteres siegte
durch französische Hülfe und erhielt sich bis 1371 auf
dem Throne, der nun auf König David Bruce's Schwe-
stersohn, Robert Stuart, überging. Durch Maria Stuart's
Sohn, Jakob VI., wurde das Land 1603 mit England
vereinigt und hatte fortan keinen eigenen König mehr.

Schottland ist ungefähr 1500 #M. groß und hat
2 1 / 2 Mill. Einwohner. Der nach Osten fließende Tweed
und der nach Westen fließende Esk, sowie das dazwischen
liegende Cheviotgebirge trennen das Land von England.
Nach allgemeinen Umrissen zerfällt das Land in zwei
große und deutlich geschiedene Haupttheile: in die südli-
chen Niederlande und in die nördlichen Hochlande. Eine
Linie zwischen Edinburg und Glasgow bildet die Grenze
zwischen beiden, über die sich jedoch auf der Ostseite die
Niederlande bis nach Aberdeen erstrecken.

Die Niederlande haben ungefähr die Beschaffenheit
und Fruchtbarkeit von England, nur ist das Klima et-
was rauher, dabei aber auch heiterer als dort; sie sind
reich an Steinkohlen und Eisen und der Sitz eines leb-
haften Gewerbfleißes und Handels, vorzüglich seit etwa
20 -- 30 Jahren. Der Boden ist jeder Cultur fähig
und vortrefflich angebaut.

Die Hochlande oder das nördliche Schottland sind
dagegen ein fast baumloses, ödes, wenig bevölkertes Land,
auf dessen vielen Gebirgen fast nichts als Haidekraut
wächst. Der Ackerbau ist hier unbedeutend, an Obst ist
nicht zu denken; Viehzucht und Fischfang sind die einzi-
gen Erwerbsquellen der Einwohner; übrigens ist das
Klima mehr feucht, neblig und stürmisch als kalt, sodaß
der Schnee selten einige Tage liegen bleibt. Jn den
Hochlanden liegen die höchsten Berge Schottlands; sie
führen den allgemeinen Namen der Grampiangebirge und
haben im Ben Nevis, Ben Lomond, Ben Ledi, Ben
More u. s. w. Bergspitzen, die sich über 4000 Fuß er-
heben, während das Cheviotgebirge nirgend 2000 Fuß
übersteigt.

An Flüssen, Seen und Meerbusen, die sich tief ins
Land hinein erstrecken, ist Schottland sehr reich. Unter
den Flüssen ist der Tay, der sich in die Nordsee ergießt,
am größten; der Clyde und Forth durch ihre romanti-
schen Ufer und die langen Meerbusen ausgezeichnet, in
welche sie münden. Der Clyde= und der Forthbusen sind
durch den Glasgow=Kanal verbunden, welcher 1790 voll-
endet wurde. Eine zweite Wasserstraße bildet der Cale-
donische Kanal, welcher sich in einer Länge von zehn
Meilen von Norden nach Osten durch das Hochland
zieht. Die Binnenseen führen den Namen Loch. Viele
sind nichts Anderes als Meeresarme, die sich tief ins Ge-
birge hinein erstrecken und dort von den Bergen gleich
Landseen eingeschlossen werden. Unter ihnen zeichnen sich
der 5 Meilen lange und1 1 / 2 Meile breite, mit reizenden
Jnseln übersäte Loch Lomond, sowie der von den höch-
sten Grampianbergen umgebene Loch Tay ganz beson-
ders aus.

[Spaltenumbruch]

Die Jnseln können als ein dritter Haupttheil Schott-
lands angesehen werden, zumal einige der Hebriden, die,
wie z. B. Skye, Mull und Jura, durch so schmale
Meerengen vom festen Lande getrennt sind, daß man sie
fast als damit zusammenhängend ansehen kann. Die
Orkneys= und die Shetlands= oder Hetlandsinseln bilden
eine abgesonderte Verlängerung der Nordspitze. Es sind
kahle Felseninseln, starken Nebeln und den ewigen Stür-
men des Atlantischen Meers ausgesetzt. Die Zahl der
sämmtlichen Hebriden beträgt gegen 300, von denen über
200 bewohnt sind; alle Männer sind Fischer, die ihre
kleinen Boote auf der stürmischen See gut zu regieren
wissen. Die Sommermonate werden zum Ackerbau an-
gewendet, der viel Mühe erfodert, aber wenig einträgt.
Die Frauen helfen den Männern bei diesen Arbeiten
oder spinnen die Wolle, die sie kleiden soll, und sorgen
für das Jnnere des Hauses. Sonntags kommen die
frommen Einwohner regelmäßig zur Kirche, oft viele
Meilen weit her durch steile Gebirge, enge Thäler und
über brückenlose Flüsse. Diese Gewohnheit wirkt sehr
heilsam auf den Charakter dieser Jnsulaner, welche sich
durch Sanftmuth, Sittlichkeit und gegenseitige Anhäng-
lichkeit auszeichnen. Sie sind lustig und große Freunde
von Tanz und Musik. Der Reisende ist nicht wenig
verwundert, unter einem so nebligen Himmel und in
einem so traurigen Klima ein so munteres Volk zu fin-
den, das in seiner Freude die ganze Lebhaftigkeit und
Gewandtheit italienischer Spaßmacher zeigt. Der Musik
derselben fehlen in der Tonleiter zwei Töne, die Quarte
und die Septime, wie dies auch bei den Chinesen der
Fall ist, und zwar nicht zufällig, sondern absichtlich in
Folge des uralten musikalischen Systems der Gälen. Auf
der Jnsel Mull zeigen sich Trümmer alter Burgen. Auf
der daneben befindlichen Jnsel Staffa ist die berühmte Fin-
galshöhle, welche dem Jnnern eines ungeheuern Münsters
gleicht, aber an Größe und Erhabenheit jedes menschliche
Kunstwerk weit hinter sich läßt. Das Meer stürzt sich
aus der obern Höhle in eine tiefere unterirdische mit mehr
oder minder großer Gewalt und veranlaßt durch den Luft-
druck oft einen melodisch sanften Klang, wovon die Höhle
auch Melodiehöhle heißt. Die Jnsel hat in der Wasser-
rabenhöhle noch eine zweite, der Fingalshöhle ganz ähn-
liche Höhle, die jedoch nicht so erhaben ist. Südwest-
lich von Mull liegt die im Alterthume hochberühmte Jn-
sel Jona, jetzt Jkolmkill genannt, der Sitz wissenschaftli-
cher Erleuchtung, als Europa noch in tiefer Finsterniß lag.
Hier stiftete der heilige Columban im 6. Jahrhundert
den ältesten schottischen Bischofssitz und ein Kloster, das
bis zur Reformation der Hauptsitz schottischer Cultur war
und die Grabstätten von 60 schottischen Königen enthält.
Nordwestlich von Mull kommt man auf die Jnsel Canna
mit dem berühmten Compaßfelsen, der auf die Magnet-
nadel eine starke Wirkung zeigt. Die Jnsel Eisdale ist
durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden, auf
welcher die Eisdale=Compagnie jährlich gegen fünf Mil-
lionen Schieferquadern auf das Festland schafft. Dieses
ist in 32 Shires oder Grafschaften getheilt, welche in
die Süd=, Mittel= und Nordschottlands und die von
Südschottland wieder in die östlichen, mittlern und west-
lichen, die von Mittel= und Nordschottland aber in die
östlichen und westlichen zerfallen.

Unter allen diesen Grafschaften ist die Grafschaft Ar-
gyle am bevölkertsten, obgleich nicht die größte. Sie
umfaßt das ganze westliche Hochland mit der Halbinsel
Cantyre und dem5 1 / 2 M. langen Loch Awe, südlich
vom Vorgebirge Mull, nördlich vom Vorgebirge Ardna-
murchan begrenzt; sieben Seearme zacken diesen Land-
strich aus und dringen tief ins Land ein. Der Gram-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Jahren 508—542 berühmt wurde. Die Hauptstadt und
das Bollwerk dieses Königreichs war Alcluyd, später Dun
Briton und Dumbarton genannt und auf einem steilen
Felsen an der Clydemündung gelegen. Jm J. 757
wurde das Königreich durch Einnahme von Alcluyd von
Seiten der Sachsen gestürzt. Das Land war übrigens
schon größtentheils im Besitz der Scoten, die 836 unter
Kenneth den Pictenkönig Wred völlig überwanden und
nun Herren über ganz Schottland wurden. Sie vertru-
gen sich nach und nach mit den sächsischen Ansiedlern
und schmolzen mit ihnen in ein Volk zusammen. Das
Haus Kenneth bestand bis zum J. 1289, wo es mit
Alexander III. ausstarb. Nun stritten die mächtigen
Häuser Baliol und Bruce um die Krone. Letzteres siegte
durch französische Hülfe und erhielt sich bis 1371 auf
dem Throne, der nun auf König David Bruce's Schwe-
stersohn, Robert Stuart, überging. Durch Maria Stuart's
Sohn, Jakob VI., wurde das Land 1603 mit England
vereinigt und hatte fortan keinen eigenen König mehr.

Schottland ist ungefähr 1500 □M. groß und hat
2 1 / 2 Mill. Einwohner. Der nach Osten fließende Tweed
und der nach Westen fließende Esk, sowie das dazwischen
liegende Cheviotgebirge trennen das Land von England.
Nach allgemeinen Umrissen zerfällt das Land in zwei
große und deutlich geschiedene Haupttheile: in die südli-
chen Niederlande und in die nördlichen Hochlande. Eine
Linie zwischen Edinburg und Glasgow bildet die Grenze
zwischen beiden, über die sich jedoch auf der Ostseite die
Niederlande bis nach Aberdeen erstrecken.

Die Niederlande haben ungefähr die Beschaffenheit
und Fruchtbarkeit von England, nur ist das Klima et-
was rauher, dabei aber auch heiterer als dort; sie sind
reich an Steinkohlen und Eisen und der Sitz eines leb-
haften Gewerbfleißes und Handels, vorzüglich seit etwa
20 — 30 Jahren. Der Boden ist jeder Cultur fähig
und vortrefflich angebaut.

Die Hochlande oder das nördliche Schottland sind
dagegen ein fast baumloses, ödes, wenig bevölkertes Land,
auf dessen vielen Gebirgen fast nichts als Haidekraut
wächst. Der Ackerbau ist hier unbedeutend, an Obst ist
nicht zu denken; Viehzucht und Fischfang sind die einzi-
gen Erwerbsquellen der Einwohner; übrigens ist das
Klima mehr feucht, neblig und stürmisch als kalt, sodaß
der Schnee selten einige Tage liegen bleibt. Jn den
Hochlanden liegen die höchsten Berge Schottlands; sie
führen den allgemeinen Namen der Grampiangebirge und
haben im Ben Nevis, Ben Lomond, Ben Ledi, Ben
More u. s. w. Bergspitzen, die sich über 4000 Fuß er-
heben, während das Cheviotgebirge nirgend 2000 Fuß
übersteigt.

An Flüssen, Seen und Meerbusen, die sich tief ins
Land hinein erstrecken, ist Schottland sehr reich. Unter
den Flüssen ist der Tay, der sich in die Nordsee ergießt,
am größten; der Clyde und Forth durch ihre romanti-
schen Ufer und die langen Meerbusen ausgezeichnet, in
welche sie münden. Der Clyde= und der Forthbusen sind
durch den Glasgow=Kanal verbunden, welcher 1790 voll-
endet wurde. Eine zweite Wasserstraße bildet der Cale-
donische Kanal, welcher sich in einer Länge von zehn
Meilen von Norden nach Osten durch das Hochland
zieht. Die Binnenseen führen den Namen Loch. Viele
sind nichts Anderes als Meeresarme, die sich tief ins Ge-
birge hinein erstrecken und dort von den Bergen gleich
Landseen eingeschlossen werden. Unter ihnen zeichnen sich
der 5 Meilen lange und1 1 / 2 Meile breite, mit reizenden
Jnseln übersäte Loch Lomond, sowie der von den höch-
sten Grampianbergen umgebene Loch Tay ganz beson-
ders aus.

[Spaltenumbruch]

Die Jnseln können als ein dritter Haupttheil Schott-
lands angesehen werden, zumal einige der Hebriden, die,
wie z. B. Skye, Mull und Jura, durch so schmale
Meerengen vom festen Lande getrennt sind, daß man sie
fast als damit zusammenhängend ansehen kann. Die
Orkneys= und die Shetlands= oder Hetlandsinseln bilden
eine abgesonderte Verlängerung der Nordspitze. Es sind
kahle Felseninseln, starken Nebeln und den ewigen Stür-
men des Atlantischen Meers ausgesetzt. Die Zahl der
sämmtlichen Hebriden beträgt gegen 300, von denen über
200 bewohnt sind; alle Männer sind Fischer, die ihre
kleinen Boote auf der stürmischen See gut zu regieren
wissen. Die Sommermonate werden zum Ackerbau an-
gewendet, der viel Mühe erfodert, aber wenig einträgt.
Die Frauen helfen den Männern bei diesen Arbeiten
oder spinnen die Wolle, die sie kleiden soll, und sorgen
für das Jnnere des Hauses. Sonntags kommen die
frommen Einwohner regelmäßig zur Kirche, oft viele
Meilen weit her durch steile Gebirge, enge Thäler und
über brückenlose Flüsse. Diese Gewohnheit wirkt sehr
heilsam auf den Charakter dieser Jnsulaner, welche sich
durch Sanftmuth, Sittlichkeit und gegenseitige Anhäng-
lichkeit auszeichnen. Sie sind lustig und große Freunde
von Tanz und Musik. Der Reisende ist nicht wenig
verwundert, unter einem so nebligen Himmel und in
einem so traurigen Klima ein so munteres Volk zu fin-
den, das in seiner Freude die ganze Lebhaftigkeit und
Gewandtheit italienischer Spaßmacher zeigt. Der Musik
derselben fehlen in der Tonleiter zwei Töne, die Quarte
und die Septime, wie dies auch bei den Chinesen der
Fall ist, und zwar nicht zufällig, sondern absichtlich in
Folge des uralten musikalischen Systems der Gälen. Auf
der Jnsel Mull zeigen sich Trümmer alter Burgen. Auf
der daneben befindlichen Jnsel Staffa ist die berühmte Fin-
galshöhle, welche dem Jnnern eines ungeheuern Münsters
gleicht, aber an Größe und Erhabenheit jedes menschliche
Kunstwerk weit hinter sich läßt. Das Meer stürzt sich
aus der obern Höhle in eine tiefere unterirdische mit mehr
oder minder großer Gewalt und veranlaßt durch den Luft-
druck oft einen melodisch sanften Klang, wovon die Höhle
auch Melodiehöhle heißt. Die Jnsel hat in der Wasser-
rabenhöhle noch eine zweite, der Fingalshöhle ganz ähn-
liche Höhle, die jedoch nicht so erhaben ist. Südwest-
lich von Mull liegt die im Alterthume hochberühmte Jn-
sel Jona, jetzt Jkolmkill genannt, der Sitz wissenschaftli-
cher Erleuchtung, als Europa noch in tiefer Finsterniß lag.
Hier stiftete der heilige Columban im 6. Jahrhundert
den ältesten schottischen Bischofssitz und ein Kloster, das
bis zur Reformation der Hauptsitz schottischer Cultur war
und die Grabstätten von 60 schottischen Königen enthält.
Nordwestlich von Mull kommt man auf die Jnsel Canna
mit dem berühmten Compaßfelsen, der auf die Magnet-
nadel eine starke Wirkung zeigt. Die Jnsel Eisdale ist
durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden, auf
welcher die Eisdale=Compagnie jährlich gegen fünf Mil-
lionen Schieferquadern auf das Festland schafft. Dieses
ist in 32 Shires oder Grafschaften getheilt, welche in
die Süd=, Mittel= und Nordschottlands und die von
Südschottland wieder in die östlichen, mittlern und west-
lichen, die von Mittel= und Nordschottland aber in die
östlichen und westlichen zerfallen.

Unter allen diesen Grafschaften ist die Grafschaft Ar-
gyle am bevölkertsten, obgleich nicht die größte. Sie
umfaßt das ganze westliche Hochland mit der Halbinsel
Cantyre und dem5 1 / 2 M. langen Loch Awe, südlich
vom Vorgebirge Mull, nördlich vom Vorgebirge Ardna-
murchan begrenzt; sieben Seearme zacken diesen Land-
strich aus und dringen tief ins Land ein. Der Gram-
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Durch Maria Stuart's Sohn, Jakob VI., wurde das Land 1603 mit England vereinigt und hatte fortan keinen eigenen König mehr. Schottland ist ungefähr 1500 □M. groß und hat 2 1 / 2 Mill. Einwohner. Der nach Osten fließende Tweed und der nach Westen fließende Esk, sowie das dazwischen liegende Cheviotgebirge trennen das Land von England. Nach allgemeinen Umrissen zerfällt das Land in zwei große und deutlich geschiedene Haupttheile: in die südli- chen Niederlande und in die nördlichen Hochlande. Eine Linie zwischen Edinburg und Glasgow bildet die Grenze zwischen beiden, über die sich jedoch auf der Ostseite die Niederlande bis nach Aberdeen erstrecken. Die Niederlande haben ungefähr die Beschaffenheit und Fruchtbarkeit von England, nur ist das Klima et- was rauher, dabei aber auch heiterer als dort; sie sind reich an Steinkohlen und Eisen und der Sitz eines leb- haften Gewerbfleißes und Handels, vorzüglich seit etwa 20 — 30 Jahren. Der Boden ist jeder Cultur fähig und vortrefflich angebaut. Die Hochlande oder das nördliche Schottland sind dagegen ein fast baumloses, ödes, wenig bevölkertes Land, auf dessen vielen Gebirgen fast nichts als Haidekraut wächst. Der Ackerbau ist hier unbedeutend, an Obst ist nicht zu denken; Viehzucht und Fischfang sind die einzi- gen Erwerbsquellen der Einwohner; übrigens ist das Klima mehr feucht, neblig und stürmisch als kalt, sodaß der Schnee selten einige Tage liegen bleibt. Jn den Hochlanden liegen die höchsten Berge Schottlands; sie führen den allgemeinen Namen der Grampiangebirge und haben im Ben Nevis, Ben Lomond, Ben Ledi, Ben More u. s. w. Bergspitzen, die sich über 4000 Fuß er- heben, während das Cheviotgebirge nirgend 2000 Fuß übersteigt. An Flüssen, Seen und Meerbusen, die sich tief ins Land hinein erstrecken, ist Schottland sehr reich. Unter den Flüssen ist der Tay, der sich in die Nordsee ergießt, am größten; der Clyde und Forth durch ihre romanti- schen Ufer und die langen Meerbusen ausgezeichnet, in welche sie münden. Der Clyde= und der Forthbusen sind durch den Glasgow=Kanal verbunden, welcher 1790 voll- endet wurde. Eine zweite Wasserstraße bildet der Cale- donische Kanal, welcher sich in einer Länge von zehn Meilen von Norden nach Osten durch das Hochland zieht. Die Binnenseen führen den Namen Loch. Viele sind nichts Anderes als Meeresarme, die sich tief ins Ge- birge hinein erstrecken und dort von den Bergen gleich Landseen eingeschlossen werden. Unter ihnen zeichnen sich der 5 Meilen lange und1 1 / 2 Meile breite, mit reizenden Jnseln übersäte Loch Lomond, sowie der von den höch- sten Grampianbergen umgebene Loch Tay ganz beson- ders aus. Die Jnseln können als ein dritter Haupttheil Schott- lands angesehen werden, zumal einige der Hebriden, die, wie z. B. Skye, Mull und Jura, durch so schmale Meerengen vom festen Lande getrennt sind, daß man sie fast als damit zusammenhängend ansehen kann. Die Orkneys= und die Shetlands= oder Hetlandsinseln bilden eine abgesonderte Verlängerung der Nordspitze. Es sind kahle Felseninseln, starken Nebeln und den ewigen Stür- men des Atlantischen Meers ausgesetzt. Die Zahl der sämmtlichen Hebriden beträgt gegen 300, von denen über 200 bewohnt sind; alle Männer sind Fischer, die ihre kleinen Boote auf der stürmischen See gut zu regieren wissen. Die Sommermonate werden zum Ackerbau an- gewendet, der viel Mühe erfodert, aber wenig einträgt. Die Frauen helfen den Männern bei diesen Arbeiten oder spinnen die Wolle, die sie kleiden soll, und sorgen für das Jnnere des Hauses. Sonntags kommen die frommen Einwohner regelmäßig zur Kirche, oft viele Meilen weit her durch steile Gebirge, enge Thäler und über brückenlose Flüsse. Diese Gewohnheit wirkt sehr heilsam auf den Charakter dieser Jnsulaner, welche sich durch Sanftmuth, Sittlichkeit und gegenseitige Anhäng- lichkeit auszeichnen. Sie sind lustig und große Freunde von Tanz und Musik. Der Reisende ist nicht wenig verwundert, unter einem so nebligen Himmel und in einem so traurigen Klima ein so munteres Volk zu fin- den, das in seiner Freude die ganze Lebhaftigkeit und Gewandtheit italienischer Spaßmacher zeigt. Der Musik derselben fehlen in der Tonleiter zwei Töne, die Quarte und die Septime, wie dies auch bei den Chinesen der Fall ist, und zwar nicht zufällig, sondern absichtlich in Folge des uralten musikalischen Systems der Gälen. Auf der Jnsel Mull zeigen sich Trümmer alter Burgen. Auf der daneben befindlichen Jnsel Staffa ist die berühmte Fin- galshöhle, welche dem Jnnern eines ungeheuern Münsters gleicht, aber an Größe und Erhabenheit jedes menschliche Kunstwerk weit hinter sich läßt. Das Meer stürzt sich aus der obern Höhle in eine tiefere unterirdische mit mehr oder minder großer Gewalt und veranlaßt durch den Luft- druck oft einen melodisch sanften Klang, wovon die Höhle auch Melodiehöhle heißt. Die Jnsel hat in der Wasser- rabenhöhle noch eine zweite, der Fingalshöhle ganz ähn- liche Höhle, die jedoch nicht so erhaben ist. Südwest- lich von Mull liegt die im Alterthume hochberühmte Jn- sel Jona, jetzt Jkolmkill genannt, der Sitz wissenschaftli- cher Erleuchtung, als Europa noch in tiefer Finsterniß lag. Hier stiftete der heilige Columban im 6. Jahrhundert den ältesten schottischen Bischofssitz und ein Kloster, das bis zur Reformation der Hauptsitz schottischer Cultur war und die Grabstätten von 60 schottischen Königen enthält. Nordwestlich von Mull kommt man auf die Jnsel Canna mit dem berühmten Compaßfelsen, der auf die Magnet- nadel eine starke Wirkung zeigt. Die Jnsel Eisdale ist durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden, auf welcher die Eisdale=Compagnie jährlich gegen fünf Mil- lionen Schieferquadern auf das Festland schafft. Dieses ist in 32 Shires oder Grafschaften getheilt, welche in die Süd=, Mittel= und Nordschottlands und die von Südschottland wieder in die östlichen, mittlern und west- lichen, die von Mittel= und Nordschottland aber in die östlichen und westlichen zerfallen. Unter allen diesen Grafschaften ist die Grafschaft Ar- gyle am bevölkertsten, obgleich nicht die größte. Sie umfaßt das ganze westliche Hochland mit der Halbinsel Cantyre und dem5 1 / 2 M. langen Loch Awe, südlich vom Vorgebirge Mull, nördlich vom Vorgebirge Ardna- murchan begrenzt; sieben Seearme zacken diesen Land- strich aus und dringen tief ins Land ein. Der Gram-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig031_1843/2>, abgerufen am 21.11.2024.