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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 22. Leipzig (Sachsen), 3. Juni 1843.

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[Beginn Spaltensatz]
Der heilbringende Säbel.
( Fortsetzung aus Nr. 21. )

Bei diesen Worten war Handri wie aus den Wolken
gefallen. Er hatte dem Bauer frei seine Dienste ange-
tragen, hatte noch keine Belohnung dafür bekommen
und sollte nun seine Freiheit verloren haben; das war
ihm zu viel. Er entledigte sich des auf ihm hängenden
Gerümpels, ohne weiter zu fragen, und eilte davon wie
ein gejagtes Reh, dem die Hunde auf der Ferse sind.
Aber während des Laufens stolperte er über einen Stein
und verstauchte sich beide Füße dermaßen, daß er sich
nicht von der Stelle bewegen konnte. Da lag er nun
mitten auf dem Schlachtfelde, die Kugeln fuhren rings
um ihn her in die Erde und das Gewühl der Schlacht
kam immer näher und näher. Bald bemerkte er eine
Schwadron russischer Reiter im vollen Carriere auf ihn
zukommen. Er suchte sich auf allen Vieren aus ihrer
Richtung herauszuarbeiten, aber es war zu spät. Er
konnte nichts thun als sich zusammenkauern und erwar-
tete betend den Tod unter den Hufen der Pferde; doch
die Pferde sprangen über ihn weg, ohne ihn im gering-
sten zu verletzen. Jetzt commandirte der Offizier: halt!
und die ganze Schwadron stand still, an sie schlossen
sich andere Haufen und in dichter Phalanx rückten die
Russen wieder vor, um die Aufstellung einer Batterie zu
ermöglichen, welche dem weitern Vordringen der Fran-
zosen ein Ende machen sollte. Bei dieser Gelegenheit
bemerkte man Handri. Der Offizier ließ ihn vor sich
bringen und erkannte in ihm den blauäugigen Weißkopf,
der ihm den Vormittag Gelegenheit verschafft hatte, die
Krone seiner Verdienste vor Gott mit einer neuen Perle
zu schmücken.

Was machst du hier, armer Junge? redete er ihn
an. Das ist kein Aufenthalt für dich.

Ach, Herr Offizier, die Meinigen sind wahrscheinlich
in dem benachbarten Walde; sie sind aus dem Hofe ge-
flohen, wo wir Euch heute Vormittag sahen, und ich
kann ihnen nicht nachkommen, weil ich mir beim Lau-
fen die Füße verstaucht habe.

Der Offizier gebot einem seiner Reiter, Handri auf
das Pferd zu nehmen und an die Grenze des Waldes
zu bringen. Der Reiter that es und Handri schleppte
sich nun mit Mühe von Strauch zu Strauch nach einem
Feuer hin, das ihm aus der Mitte des Waldes entge-
genblinkte. Es wurde ihm sehr sauer, aber er kam am
Ende glücklich hin und fand Marthen mit den übrigen
Kindern gerade bei der Mahlzeit, welche in einer in Frie-
denszeiten eben nicht einladenden, aber in den damaligen
Zeiten sehr leckern Mehlsuppe bestand. Martha schien
sehr traurig und die vier Kinder nicht minder. Sie hat-
ten alle rothgeweinte Augen und schienen den verlorenen
Bruder aufrichtig beweint zu haben, bis das Bedürfniß
des Magens endlich über das Bedürfniß des Herzens
den Sieg davontrug und eine Art Ruhe eintrat, welche
den Thränen ein Ende machte. Doch war damit lange
noch nicht jene Ruhe eingetreten, welche aus dem Gleich-
gewicht aller Seelenkräfte hervorgeht; noch immer wogte
das Herz von Zeit zu Zeit auf und verleidete den Essen-
den das Vergnügen, mit welchem die Füllung eines
hungrigen Magens verbunden zu sein pflegt. Hanka
schluchzte sogar bisweilen laut auf und meinte dann, der
Offizier, welcher Vormittags dem Handri so schön ge-
than hätte, hätte ihnen denselben wol gestohlen, um ihn
in Rußland Garn zu seinen Hemden spinnen zu lassen.

Sei ruhig, mein Kind, sprach die Mutter, der liebe
Gott läßt keinen Sperling vom Dache fallen, er wird
sich auch unsers Handri annehmen.

[Spaltenumbruch]

Es ist nur gut, daß Jan da ist, meinte Marja;
Handri ist klug, der wird sich schon forthelfen.

Das ist wahr, aber kein Lob für Jan, setzte Lena
hinzu.

Lob hin, Lob her, ich bin froh, daß ich bei Euch
bin und den Löffel in den vollen Topf stecken kann.
Wie wird der Magen Handri's bellen, wenn er ohne
Abendessen zu Bett gehen muß.

Wenn er nur wenigstens ein Bett hätte, rief Hanka
wieder schluchzend, aber wir haben ja Alles mitgenom-
men. Er wird auf den Steinen schlafen müssen. War-
um sind wir aber auch fortgegangen? Das Dorf ist
doch nicht angebrannt.

Was schleicht denn da heran? Jch glaube gar, es ist
ein Wolf, rief jetzt Jan und die Mädchen fuhren schüch-
tern zusammen.

O fürchtet Euch nicht, meine Lieben. Es ist kein
reißendes Thier, es ist Handri, lahm, hungrig, durstig,
müde, traurig, unglücklich, Euch betrübt zu haben.

Die vier Kinder schrieen vor Freude laut auf, Hanka
hing sich weinend um seinen Hals, Jan tanzte eine
Menuett um ihn herum und die beiden Schwestern er-
faßten und küßten jede eine Hand. Martha aber wußte
nicht, was sie machen, ob sie ihre Freude verbergen
oder dieselbe laut werden lassen sollte, wie die Kinder.
Sie that endlich das Letztere und fühlte sich glücklich,
unaussprechlich glücklich dadurch.

Dankbar blickte sie, als die Kinder alle schliefen,
zum Himmel empor und pries die Güte des ewigen
Vaters, der mitten im Unglück unbeschreiblich glücklich
machen kann. Die Sterne blickten so freundlich vom
blauen Himmel und schwebten in süßem Frieden über
der ganzen Gegend, welche der Krieg zum Schauplatze
gräßlichen Blutvergießens gemacht hatte.

Das Schießen dauerte tief in die Nacht hinein und
jeder Schuß kündigte sich durch ein Leuchten an, das
einem schnell verschwindenden Sterne glich. Diese
durch die Flintenschüsse entstehenden und vergehenden
Sterne nahmen sich durch die grünen Maiblätter der
Bäume sehr lieblich aus, doch kündigte sich in dem dü-
stern gelben Scheine derselben auch für den, welcher ih-
ren Ursprung nicht kannte, etwas Unreines, Leidenschaft-
liches, Jrdisches an, das durch den stillen, reinen Him-
melsschein der ewigen Sterne der Nacht noch mehr
hervorgehoben wurde. So wenig Martha von der Bil-
dung der Frauen der höhern Stände hatte, so sehr war
ihr Herz dennoch empfänglich für die Symbolik der Na-
tur; die Sterne oben und die Sterne unten wurden ihr
zu Sinnbildern des Glücks, das oben, und des Glücks,
das unten zu Hause ist, die grünen Blätter aber, die in
ihrem Scheine zitterten, zum Bilde des menschlichen
Herzens, das von dem ewigen, wie von dem vergängli-
chen Glücke bewegt wird; das Auge endlich, das die
Blätter in doppeltem Lichte zittern sah, stellte ihr den
Geist dar, der zwischen Glück und Glück unterscheiden
und dem von oben stammenden den Vorzug einräumen
soll, aber, wenn ihm die Richtung nach oben fehlt,
nur irdischen Schein, und da dieser etwas so Vergängli-
ches ist, bisweilen nichts als tiefe schwarze Nacht sieht.

Sie dachte sich das Alles zwar nicht so klar, wie es
hier ausgesprochen ist, sie fühlte nur ihre Gedanken, und
eben das war der Grund, warum ihr Herz desto mehr
von ihnen bewegt wurde. Jhre Gedanken zu fühlen,
ist vorzugsweise eine Eigenschaft der Frauen und der
schlichten Natur; im Manne sind sie gewöhnlich der
natürlichen Gefühlssphäre enthoben und in ein eigenes
Medium versetzt, das man die Phantasie nennt, daher
freier, beweglicher, durchsichtiger, aber auch unnatürli-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Der heilbringende Säbel.
( Fortsetzung aus Nr. 21. )

Bei diesen Worten war Handri wie aus den Wolken
gefallen. Er hatte dem Bauer frei seine Dienste ange-
tragen, hatte noch keine Belohnung dafür bekommen
und sollte nun seine Freiheit verloren haben; das war
ihm zu viel. Er entledigte sich des auf ihm hängenden
Gerümpels, ohne weiter zu fragen, und eilte davon wie
ein gejagtes Reh, dem die Hunde auf der Ferse sind.
Aber während des Laufens stolperte er über einen Stein
und verstauchte sich beide Füße dermaßen, daß er sich
nicht von der Stelle bewegen konnte. Da lag er nun
mitten auf dem Schlachtfelde, die Kugeln fuhren rings
um ihn her in die Erde und das Gewühl der Schlacht
kam immer näher und näher. Bald bemerkte er eine
Schwadron russischer Reiter im vollen Carrière auf ihn
zukommen. Er suchte sich auf allen Vieren aus ihrer
Richtung herauszuarbeiten, aber es war zu spät. Er
konnte nichts thun als sich zusammenkauern und erwar-
tete betend den Tod unter den Hufen der Pferde; doch
die Pferde sprangen über ihn weg, ohne ihn im gering-
sten zu verletzen. Jetzt commandirte der Offizier: halt!
und die ganze Schwadron stand still, an sie schlossen
sich andere Haufen und in dichter Phalanx rückten die
Russen wieder vor, um die Aufstellung einer Batterie zu
ermöglichen, welche dem weitern Vordringen der Fran-
zosen ein Ende machen sollte. Bei dieser Gelegenheit
bemerkte man Handri. Der Offizier ließ ihn vor sich
bringen und erkannte in ihm den blauäugigen Weißkopf,
der ihm den Vormittag Gelegenheit verschafft hatte, die
Krone seiner Verdienste vor Gott mit einer neuen Perle
zu schmücken.

Was machst du hier, armer Junge? redete er ihn
an. Das ist kein Aufenthalt für dich.

Ach, Herr Offizier, die Meinigen sind wahrscheinlich
in dem benachbarten Walde; sie sind aus dem Hofe ge-
flohen, wo wir Euch heute Vormittag sahen, und ich
kann ihnen nicht nachkommen, weil ich mir beim Lau-
fen die Füße verstaucht habe.

Der Offizier gebot einem seiner Reiter, Handri auf
das Pferd zu nehmen und an die Grenze des Waldes
zu bringen. Der Reiter that es und Handri schleppte
sich nun mit Mühe von Strauch zu Strauch nach einem
Feuer hin, das ihm aus der Mitte des Waldes entge-
genblinkte. Es wurde ihm sehr sauer, aber er kam am
Ende glücklich hin und fand Marthen mit den übrigen
Kindern gerade bei der Mahlzeit, welche in einer in Frie-
denszeiten eben nicht einladenden, aber in den damaligen
Zeiten sehr leckern Mehlsuppe bestand. Martha schien
sehr traurig und die vier Kinder nicht minder. Sie hat-
ten alle rothgeweinte Augen und schienen den verlorenen
Bruder aufrichtig beweint zu haben, bis das Bedürfniß
des Magens endlich über das Bedürfniß des Herzens
den Sieg davontrug und eine Art Ruhe eintrat, welche
den Thränen ein Ende machte. Doch war damit lange
noch nicht jene Ruhe eingetreten, welche aus dem Gleich-
gewicht aller Seelenkräfte hervorgeht; noch immer wogte
das Herz von Zeit zu Zeit auf und verleidete den Essen-
den das Vergnügen, mit welchem die Füllung eines
hungrigen Magens verbunden zu sein pflegt. Hanka
schluchzte sogar bisweilen laut auf und meinte dann, der
Offizier, welcher Vormittags dem Handri so schön ge-
than hätte, hätte ihnen denselben wol gestohlen, um ihn
in Rußland Garn zu seinen Hemden spinnen zu lassen.

Sei ruhig, mein Kind, sprach die Mutter, der liebe
Gott läßt keinen Sperling vom Dache fallen, er wird
sich auch unsers Handri annehmen.

[Spaltenumbruch]

Es ist nur gut, daß Jan da ist, meinte Marja;
Handri ist klug, der wird sich schon forthelfen.

Das ist wahr, aber kein Lob für Jan, setzte Lena
hinzu.

Lob hin, Lob her, ich bin froh, daß ich bei Euch
bin und den Löffel in den vollen Topf stecken kann.
Wie wird der Magen Handri's bellen, wenn er ohne
Abendessen zu Bett gehen muß.

Wenn er nur wenigstens ein Bett hätte, rief Hanka
wieder schluchzend, aber wir haben ja Alles mitgenom-
men. Er wird auf den Steinen schlafen müssen. War-
um sind wir aber auch fortgegangen? Das Dorf ist
doch nicht angebrannt.

Was schleicht denn da heran? Jch glaube gar, es ist
ein Wolf, rief jetzt Jan und die Mädchen fuhren schüch-
tern zusammen.

O fürchtet Euch nicht, meine Lieben. Es ist kein
reißendes Thier, es ist Handri, lahm, hungrig, durstig,
müde, traurig, unglücklich, Euch betrübt zu haben.

Die vier Kinder schrieen vor Freude laut auf, Hanka
hing sich weinend um seinen Hals, Jan tanzte eine
Menuett um ihn herum und die beiden Schwestern er-
faßten und küßten jede eine Hand. Martha aber wußte
nicht, was sie machen, ob sie ihre Freude verbergen
oder dieselbe laut werden lassen sollte, wie die Kinder.
Sie that endlich das Letztere und fühlte sich glücklich,
unaussprechlich glücklich dadurch.

Dankbar blickte sie, als die Kinder alle schliefen,
zum Himmel empor und pries die Güte des ewigen
Vaters, der mitten im Unglück unbeschreiblich glücklich
machen kann. Die Sterne blickten so freundlich vom
blauen Himmel und schwebten in süßem Frieden über
der ganzen Gegend, welche der Krieg zum Schauplatze
gräßlichen Blutvergießens gemacht hatte.

Das Schießen dauerte tief in die Nacht hinein und
jeder Schuß kündigte sich durch ein Leuchten an, das
einem schnell verschwindenden Sterne glich. Diese
durch die Flintenschüsse entstehenden und vergehenden
Sterne nahmen sich durch die grünen Maiblätter der
Bäume sehr lieblich aus, doch kündigte sich in dem dü-
stern gelben Scheine derselben auch für den, welcher ih-
ren Ursprung nicht kannte, etwas Unreines, Leidenschaft-
liches, Jrdisches an, das durch den stillen, reinen Him-
melsschein der ewigen Sterne der Nacht noch mehr
hervorgehoben wurde. So wenig Martha von der Bil-
dung der Frauen der höhern Stände hatte, so sehr war
ihr Herz dennoch empfänglich für die Symbolik der Na-
tur; die Sterne oben und die Sterne unten wurden ihr
zu Sinnbildern des Glücks, das oben, und des Glücks,
das unten zu Hause ist, die grünen Blätter aber, die in
ihrem Scheine zitterten, zum Bilde des menschlichen
Herzens, das von dem ewigen, wie von dem vergängli-
chen Glücke bewegt wird; das Auge endlich, das die
Blätter in doppeltem Lichte zittern sah, stellte ihr den
Geist dar, der zwischen Glück und Glück unterscheiden
und dem von oben stammenden den Vorzug einräumen
soll, aber, wenn ihm die Richtung nach oben fehlt,
nur irdischen Schein, und da dieser etwas so Vergängli-
ches ist, bisweilen nichts als tiefe schwarze Nacht sieht.

Sie dachte sich das Alles zwar nicht so klar, wie es
hier ausgesprochen ist, sie fühlte nur ihre Gedanken, und
eben das war der Grund, warum ihr Herz desto mehr
von ihnen bewegt wurde. Jhre Gedanken zu fühlen,
ist vorzugsweise eine Eigenschaft der Frauen und der
schlichten Natur; im Manne sind sie gewöhnlich der
natürlichen Gefühlssphäre enthoben und in ein eigenes
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freier, beweglicher, durchsichtiger, aber auch unnatürli-
[Ende Spaltensatz]

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Martha aber wußte nicht, was sie machen, ob sie ihre Freude verbergen oder dieselbe laut werden lassen sollte, wie die Kinder. Sie that endlich das Letztere und fühlte sich glücklich, unaussprechlich glücklich dadurch. Dankbar blickte sie, als die Kinder alle schliefen, zum Himmel empor und pries die Güte des ewigen Vaters, der mitten im Unglück unbeschreiblich glücklich machen kann. Die Sterne blickten so freundlich vom blauen Himmel und schwebten in süßem Frieden über der ganzen Gegend, welche der Krieg zum Schauplatze gräßlichen Blutvergießens gemacht hatte. Das Schießen dauerte tief in die Nacht hinein und jeder Schuß kündigte sich durch ein Leuchten an, das einem schnell verschwindenden Sterne glich. Diese durch die Flintenschüsse entstehenden und vergehenden Sterne nahmen sich durch die grünen Maiblätter der Bäume sehr lieblich aus, doch kündigte sich in dem dü- stern gelben Scheine derselben auch für den, welcher ih- ren Ursprung nicht kannte, etwas Unreines, Leidenschaft- liches, Jrdisches an, das durch den stillen, reinen Him- melsschein der ewigen Sterne der Nacht noch mehr hervorgehoben wurde. So wenig Martha von der Bil- dung der Frauen der höhern Stände hatte, so sehr war ihr Herz dennoch empfänglich für die Symbolik der Na- tur; die Sterne oben und die Sterne unten wurden ihr zu Sinnbildern des Glücks, das oben, und des Glücks, das unten zu Hause ist, die grünen Blätter aber, die in ihrem Scheine zitterten, zum Bilde des menschlichen Herzens, das von dem ewigen, wie von dem vergängli- chen Glücke bewegt wird; das Auge endlich, das die Blätter in doppeltem Lichte zittern sah, stellte ihr den Geist dar, der zwischen Glück und Glück unterscheiden und dem von oben stammenden den Vorzug einräumen soll, aber, wenn ihm die Richtung nach oben fehlt, nur irdischen Schein, und da dieser etwas so Vergängli- ches ist, bisweilen nichts als tiefe schwarze Nacht sieht. Sie dachte sich das Alles zwar nicht so klar, wie es hier ausgesprochen ist, sie fühlte nur ihre Gedanken, und eben das war der Grund, warum ihr Herz desto mehr von ihnen bewegt wurde. Jhre Gedanken zu fühlen, ist vorzugsweise eine Eigenschaft der Frauen und der schlichten Natur; im Manne sind sie gewöhnlich der natürlichen Gefühlssphäre enthoben und in ein eigenes Medium versetzt, das man die Phantasie nennt, daher freier, beweglicher, durchsichtiger, aber auch unnatürli-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 22. Leipzig (Sachsen), 3. Juni 1843, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig022_1843/2>, abgerufen am 22.11.2024.