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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 16. Leipzig (Sachsen), 22. April 1843.

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[Beginn Spaltensatz] sehr bedeutend, denn es sind in Breslau gegen 120
Handlungen; die Schiffahrt beschäftigt gegen 1800
Schiffe und es besteht eine fast tägliche Schiffsverbin-
dung mit Hamburg. Vier Jahr= und zwei Wollmärkte
-- von letztern der zu Anfang Juni gehaltene wegen
ungeheuern Vertriebs der wichtigste der Welt -- beför-
dern den Verkehr, und die projectirten Eisenbahnen, von
denen die nach Oppeln führende bereits begonnen ist, die
breslau=schweidnitz=freiburger nächstens und die über Lieg-
nitz nach Frankfurt an der Oder zu führende dann auch
bald in Ausführung gebracht werden muß, weisen auf
eine noch schönere Zukunft hin. Auch ist die Stadt der
Geburtsort verschiedener berühmter Männer, von denen
hier nur an die drei Philosophen v. Wolf, Garve und
Schleiermacher erinnert werden kann.

Breslau ist eine sehr alte Stadt, die jedoch in der
Geschichte erst seit 1163, wo es die Hauptstadt des von
Polen getrennten eigenen Herzogthums wurde, bekannter
wird. Schon frühzeitig wußte sie sich große Freiheiten
zu erwerben, welche unter den luxemburgischen Regenten
noch größer wurden. Bei dem Einfalle der Mongolen,
1241, wurde es von der Besatzung verbrannt; im Hus-
sitenkriege nahm es Partei gegen die Hussiten, und als
Georg Podiebrad König ward, gegen diesen. Jm Jahre
1526 kam es an Ferdinand von Östreich, doch hatte es
vorher, schon 1517, den Protestantismus angenommen,
den es, obgleich der Bischof und das Capitel katholisch
blieben, sogar im dreißigjährigen Kriege behauptete. Durch
den Frieden vom 11. Juni 1742 kam es an Preußen,
bei dem es seitdem geblieben ist und dem es viel von
seiner Größe und Blüte verdankt.



Der Komet von 1843.

Der Kometen, wegen ihrer sonderbaren, gleichsam mit
Haaren umgebenen Gestalt auch Haarsterne genannt, sind
bis jetzt beinahe 400, davon aber nur 130 genauer beob-
achtet worden. Jhre Zahl soll sich jedoch nach Einigen
auf 437,000, nach Andern auf mehre Millionen belau-
fen. Der Komet besteht aus dem Kern, aus der den-
selben umgebenden Dunsthülle und aus dem Schweife.
Der Kern ist oft ein fester, planetenartiger Körper, oft
aber auch nur eine bloße Anhäufung von Dünsten, die
nur selten in der Mitte der Dunsthülle oder des soge-
nannten Kopfs als ein stärker glänzendes Scheibchen sich
erkenntlich macht. Die umgebende Dunsthülle ist ge-
wöhnlich noch matter beleuchtet, meist kegelförmig und
scheint in größern Entfernungen von ihrem Mittelpunkte
immer lockerer zu werden, ist aber, im Vergleich mit dem
Kerne, in der Regel sehr groß. Der Schweif, ein Ne-
bel in dieser Form, erscheint meist in einer der Sonne
entgegengesetzten Seite; einmal, 1819, erschien ein Ko-
met sogar mit zwei Schweifen, während mitunter dieser
Nebel sich beinahe ringförmig um den Kometen zieht.
Da die Kometen oft erst in mehren hundert, ja tausend
Jahren wiederkehren, so ist die Berechnung ihrer Um-
laufszeit sehr schwierig, und man hat nur bei vier Ko-
meten die Bahnen mit Gewißheit angeben können: bei
dem Halley'schen, der in den Jahren 1531, 1607, 1682,
1759 und 1835 erschien; bei dem Olbers'schen, am 6. Mai
1815 entdeckt, dessen Umlaufszeit auf 74 Jahre berech-
net wurde; bei dem Pons'schen, entdeckt am 26. Nov.
1818, von Encke mit einer Umlaufszeit von3 3 / 4 Jah-
ren berechnet; bei dem v. Biela'schen, am 27. Februar
1826 entdeckt, mit einer Umlaufszeit von6 7 / 10 Jahren.
Der Komet von 1843 tauchte unerwartet aus der Un-
endlichkeit des Weltraums auf. Jn der Mitte März
[Spaltenumbruch] wurde er zuerst sichtbar, dem unbewaffneten Auge als
ein langer, glänzender Streif erscheinend, dessen Kopf
erst nach mehren Tagen entdeckt wurde. Die Länge des
Schweifs betrug 36 Grade, über den südwestlichen Ho-
rizont fast geradlinig sich hindehnend. Der Kopf erschien
als ein kleiner verwaschener Nebelfleck. Jn den ersten
Tagen der Erscheinung wurde sie von Manchen für ein
Zodiacallicht gehalten, was aber an der Stelle, die der
Komet einnahm, nie erscheinen kann, und überdem an
seiner natürlichen Stelle zu gleicher Zeit mit besonderer
Klarheit prangte. Von andern Seiten finden sich jetzt
Berichte, die es in Zweifel ziehen, ob die Lufterscheinung
wirklich ein Komet und nicht vielmehr ein Phänomen
von bis jetzt noch nicht wahrgenommener Art sei. Ein
als Meteorolog bewährter Gelehrter in Nassau erklärt
sogar den Kometen für nichts weiter als einen sogenann-
ten Windschweif und schließt daraus auf bald erschei-
nende heftige Stürme.



Die Wilhelmslinde zu Dillenburg.
" Alter Zeiten alter treuer Zeuge,
Schmückt dich doch des Lebens frisches Grün,
Und der Vorwelt kräftige Gestalten
Sind uns noch in deiner Pracht enthalten!"
Körner.

Zu Dillenburg auf dem Schloßberge, unfern der Rui-
nen des Schlosses, in welchem 1533 der berühmte Wil-
helm von Oranien geboren wurde, steht eine alte ehr-
würdige Linde, unter welcher der Sage nach der große
"Verschwiegene" die niederländischen Abgesandten empfing,
als sie ihn anflehten, sich ihrer Sache nicht zu entziehen
und an die Spitze der Nation zu treten. Knorrig und
verwachsen, mit weit und seltsam verschlungenen Ästen
sieht sie in das liebliche Dillthal, das viele Geschlechter
seit jenen Zeiten kommen und schwinden und sogar die
Geburtsstätte des ausgezeichneten Mannes zerstören sah
( 1760 ) , aber bis heute treu das Andenken Dessen be-
wahrt, der als einer der größten Staatsmänner aller
Zeiten und Völker dasteht. So wahr ist es, was der
Dichter sagt: "Die Stätte, die ein großer Mann betrat,
sie ist geweiht für alle Zeiten!" Zu Anfange dieses
Jahrhunderts, dem Absterben nahe, wurde der ehrwür-
dige Baum durch die Pietät des Großvaters des jetzigen
Königs der Niederlande mit einer Mauer umzogen und
mit fruchtbarer Erde umgeben, hat sich dadurch von
neuem erholt und grünt in frischer Jugendkraft, ein al-
ter treuer Zeuge jener großen Zeiten, die unser Schiller in
so ergreifender Weise seinem Volke vor die Seele führt.



Der gelbe Domino.

Bei der Vermählung des Kronprinzen eines mächtigen
deutschen Staats wurde unter andern Festlichkeiten auch
ein Maskenball im königlichen Schlosse gegeben, wobei
an zahlreichen Buffets Speisen und Getränke in unbe-
schränkten Massen den Gästen zu Gebote standen. Ein
gelber Domino schien es vor allen auf die vorhandenen
Delicatessen abgesehen zu haben. Er aß und trank, wie
man zu sagen pflegt, wie ein Grenadier. Als er das
dritte Mal wiederkam und aß und trank, als ob er
halb verhungert sei, wurde die Sache doch einem der
Lakaien auffällig, und er sprach zu dem Domino: "Mein
Herr, nicht um Jhnen eine Beschränkung aufzulegen im
Genuß der gebotenen Gegenstände, erlaube ich mir, Sie
aufmerksam zu machen, sondern weil Sie sich nothwen-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sehr bedeutend, denn es sind in Breslau gegen 120
Handlungen; die Schiffahrt beschäftigt gegen 1800
Schiffe und es besteht eine fast tägliche Schiffsverbin-
dung mit Hamburg. Vier Jahr= und zwei Wollmärkte
— von letztern der zu Anfang Juni gehaltene wegen
ungeheuern Vertriebs der wichtigste der Welt — beför-
dern den Verkehr, und die projectirten Eisenbahnen, von
denen die nach Oppeln führende bereits begonnen ist, die
breslau=schweidnitz=freiburger nächstens und die über Lieg-
nitz nach Frankfurt an der Oder zu führende dann auch
bald in Ausführung gebracht werden muß, weisen auf
eine noch schönere Zukunft hin. Auch ist die Stadt der
Geburtsort verschiedener berühmter Männer, von denen
hier nur an die drei Philosophen v. Wolf, Garve und
Schleiermacher erinnert werden kann.

Breslau ist eine sehr alte Stadt, die jedoch in der
Geschichte erst seit 1163, wo es die Hauptstadt des von
Polen getrennten eigenen Herzogthums wurde, bekannter
wird. Schon frühzeitig wußte sie sich große Freiheiten
zu erwerben, welche unter den luxemburgischen Regenten
noch größer wurden. Bei dem Einfalle der Mongolen,
1241, wurde es von der Besatzung verbrannt; im Hus-
sitenkriege nahm es Partei gegen die Hussiten, und als
Georg Podiebrad König ward, gegen diesen. Jm Jahre
1526 kam es an Ferdinand von Östreich, doch hatte es
vorher, schon 1517, den Protestantismus angenommen,
den es, obgleich der Bischof und das Capitel katholisch
blieben, sogar im dreißigjährigen Kriege behauptete. Durch
den Frieden vom 11. Juni 1742 kam es an Preußen,
bei dem es seitdem geblieben ist und dem es viel von
seiner Größe und Blüte verdankt.



Der Komet von 1843.

Der Kometen, wegen ihrer sonderbaren, gleichsam mit
Haaren umgebenen Gestalt auch Haarsterne genannt, sind
bis jetzt beinahe 400, davon aber nur 130 genauer beob-
achtet worden. Jhre Zahl soll sich jedoch nach Einigen
auf 437,000, nach Andern auf mehre Millionen belau-
fen. Der Komet besteht aus dem Kern, aus der den-
selben umgebenden Dunsthülle und aus dem Schweife.
Der Kern ist oft ein fester, planetenartiger Körper, oft
aber auch nur eine bloße Anhäufung von Dünsten, die
nur selten in der Mitte der Dunsthülle oder des soge-
nannten Kopfs als ein stärker glänzendes Scheibchen sich
erkenntlich macht. Die umgebende Dunsthülle ist ge-
wöhnlich noch matter beleuchtet, meist kegelförmig und
scheint in größern Entfernungen von ihrem Mittelpunkte
immer lockerer zu werden, ist aber, im Vergleich mit dem
Kerne, in der Regel sehr groß. Der Schweif, ein Ne-
bel in dieser Form, erscheint meist in einer der Sonne
entgegengesetzten Seite; einmal, 1819, erschien ein Ko-
met sogar mit zwei Schweifen, während mitunter dieser
Nebel sich beinahe ringförmig um den Kometen zieht.
Da die Kometen oft erst in mehren hundert, ja tausend
Jahren wiederkehren, so ist die Berechnung ihrer Um-
laufszeit sehr schwierig, und man hat nur bei vier Ko-
meten die Bahnen mit Gewißheit angeben können: bei
dem Halley'schen, der in den Jahren 1531, 1607, 1682,
1759 und 1835 erschien; bei dem Olbers'schen, am 6. Mai
1815 entdeckt, dessen Umlaufszeit auf 74 Jahre berech-
net wurde; bei dem Pons'schen, entdeckt am 26. Nov.
1818, von Encke mit einer Umlaufszeit von3 3 / 4 Jah-
ren berechnet; bei dem v. Biela'schen, am 27. Februar
1826 entdeckt, mit einer Umlaufszeit von6 7 / 10 Jahren.
Der Komet von 1843 tauchte unerwartet aus der Un-
endlichkeit des Weltraums auf. Jn der Mitte März
[Spaltenumbruch] wurde er zuerst sichtbar, dem unbewaffneten Auge als
ein langer, glänzender Streif erscheinend, dessen Kopf
erst nach mehren Tagen entdeckt wurde. Die Länge des
Schweifs betrug 36 Grade, über den südwestlichen Ho-
rizont fast geradlinig sich hindehnend. Der Kopf erschien
als ein kleiner verwaschener Nebelfleck. Jn den ersten
Tagen der Erscheinung wurde sie von Manchen für ein
Zodiacallicht gehalten, was aber an der Stelle, die der
Komet einnahm, nie erscheinen kann, und überdem an
seiner natürlichen Stelle zu gleicher Zeit mit besonderer
Klarheit prangte. Von andern Seiten finden sich jetzt
Berichte, die es in Zweifel ziehen, ob die Lufterscheinung
wirklich ein Komet und nicht vielmehr ein Phänomen
von bis jetzt noch nicht wahrgenommener Art sei. Ein
als Meteorolog bewährter Gelehrter in Nassau erklärt
sogar den Kometen für nichts weiter als einen sogenann-
ten Windschweif und schließt daraus auf bald erschei-
nende heftige Stürme.



Die Wilhelmslinde zu Dillenburg.
„ Alter Zeiten alter treuer Zeuge,
Schmückt dich doch des Lebens frisches Grün,
Und der Vorwelt kräftige Gestalten
Sind uns noch in deiner Pracht enthalten!“
Körner.

Zu Dillenburg auf dem Schloßberge, unfern der Rui-
nen des Schlosses, in welchem 1533 der berühmte Wil-
helm von Oranien geboren wurde, steht eine alte ehr-
würdige Linde, unter welcher der Sage nach der große
„Verschwiegene“ die niederländischen Abgesandten empfing,
als sie ihn anflehten, sich ihrer Sache nicht zu entziehen
und an die Spitze der Nation zu treten. Knorrig und
verwachsen, mit weit und seltsam verschlungenen Ästen
sieht sie in das liebliche Dillthal, das viele Geschlechter
seit jenen Zeiten kommen und schwinden und sogar die
Geburtsstätte des ausgezeichneten Mannes zerstören sah
( 1760 ) , aber bis heute treu das Andenken Dessen be-
wahrt, der als einer der größten Staatsmänner aller
Zeiten und Völker dasteht. So wahr ist es, was der
Dichter sagt: „Die Stätte, die ein großer Mann betrat,
sie ist geweiht für alle Zeiten!“ Zu Anfange dieses
Jahrhunderts, dem Absterben nahe, wurde der ehrwür-
dige Baum durch die Pietät des Großvaters des jetzigen
Königs der Niederlande mit einer Mauer umzogen und
mit fruchtbarer Erde umgeben, hat sich dadurch von
neuem erholt und grünt in frischer Jugendkraft, ein al-
ter treuer Zeuge jener großen Zeiten, die unser Schiller in
so ergreifender Weise seinem Volke vor die Seele führt.



Der gelbe Domino.

Bei der Vermählung des Kronprinzen eines mächtigen
deutschen Staats wurde unter andern Festlichkeiten auch
ein Maskenball im königlichen Schlosse gegeben, wobei
an zahlreichen Buffets Speisen und Getränke in unbe-
schränkten Massen den Gästen zu Gebote standen. Ein
gelber Domino schien es vor allen auf die vorhandenen
Delicatessen abgesehen zu haben. Er aß und trank, wie
man zu sagen pflegt, wie ein Grenadier. Als er das
dritte Mal wiederkam und aß und trank, als ob er
halb verhungert sei, wurde die Sache doch einem der
Lakaien auffällig, und er sprach zu dem Domino: „Mein
Herr, nicht um Jhnen eine Beschränkung aufzulegen im
Genuß der gebotenen Gegenstände, erlaube ich mir, Sie
aufmerksam zu machen, sondern weil Sie sich nothwen-
[Ende Spaltensatz]

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Da die Kometen oft erst in mehren hundert, ja tausend Jahren wiederkehren, so ist die Berechnung ihrer Um- laufszeit sehr schwierig, und man hat nur bei vier Ko- meten die Bahnen mit Gewißheit angeben können: bei dem Halley'schen, der in den Jahren 1531, 1607, 1682, 1759 und 1835 erschien; bei dem Olbers'schen, am 6. Mai 1815 entdeckt, dessen Umlaufszeit auf 74 Jahre berech- net wurde; bei dem Pons'schen, entdeckt am 26. Nov. 1818, von Encke mit einer Umlaufszeit von3 3 / 4 Jah- ren berechnet; bei dem v. Biela'schen, am 27. Februar 1826 entdeckt, mit einer Umlaufszeit von6 7 / 10 Jahren. Der Komet von 1843 tauchte unerwartet aus der Un- endlichkeit des Weltraums auf. Jn der Mitte März wurde er zuerst sichtbar, dem unbewaffneten Auge als ein langer, glänzender Streif erscheinend, dessen Kopf erst nach mehren Tagen entdeckt wurde. Die Länge des Schweifs betrug 36 Grade, über den südwestlichen Ho- rizont fast geradlinig sich hindehnend. Der Kopf erschien als ein kleiner verwaschener Nebelfleck. Jn den ersten Tagen der Erscheinung wurde sie von Manchen für ein Zodiacallicht gehalten, was aber an der Stelle, die der Komet einnahm, nie erscheinen kann, und überdem an seiner natürlichen Stelle zu gleicher Zeit mit besonderer Klarheit prangte. Von andern Seiten finden sich jetzt Berichte, die es in Zweifel ziehen, ob die Lufterscheinung wirklich ein Komet und nicht vielmehr ein Phänomen von bis jetzt noch nicht wahrgenommener Art sei. Ein als Meteorolog bewährter Gelehrter in Nassau erklärt sogar den Kometen für nichts weiter als einen sogenann- ten Windschweif und schließt daraus auf bald erschei- nende heftige Stürme. Die Wilhelmslinde zu Dillenburg. „ Alter Zeiten alter treuer Zeuge, Schmückt dich doch des Lebens frisches Grün, Und der Vorwelt kräftige Gestalten Sind uns noch in deiner Pracht enthalten!“ Körner. Zu Dillenburg auf dem Schloßberge, unfern der Rui- nen des Schlosses, in welchem 1533 der berühmte Wil- helm von Oranien geboren wurde, steht eine alte ehr- würdige Linde, unter welcher der Sage nach der große „Verschwiegene“ die niederländischen Abgesandten empfing, als sie ihn anflehten, sich ihrer Sache nicht zu entziehen und an die Spitze der Nation zu treten. Knorrig und verwachsen, mit weit und seltsam verschlungenen Ästen sieht sie in das liebliche Dillthal, das viele Geschlechter seit jenen Zeiten kommen und schwinden und sogar die Geburtsstätte des ausgezeichneten Mannes zerstören sah ( 1760 ) , aber bis heute treu das Andenken Dessen be- wahrt, der als einer der größten Staatsmänner aller Zeiten und Völker dasteht. So wahr ist es, was der Dichter sagt: „Die Stätte, die ein großer Mann betrat, sie ist geweiht für alle Zeiten!“ Zu Anfange dieses Jahrhunderts, dem Absterben nahe, wurde der ehrwür- dige Baum durch die Pietät des Großvaters des jetzigen Königs der Niederlande mit einer Mauer umzogen und mit fruchtbarer Erde umgeben, hat sich dadurch von neuem erholt und grünt in frischer Jugendkraft, ein al- ter treuer Zeuge jener großen Zeiten, die unser Schiller in so ergreifender Weise seinem Volke vor die Seele führt. Der gelbe Domino. Bei der Vermählung des Kronprinzen eines mächtigen deutschen Staats wurde unter andern Festlichkeiten auch ein Maskenball im königlichen Schlosse gegeben, wobei an zahlreichen Buffets Speisen und Getränke in unbe- schränkten Massen den Gästen zu Gebote standen. Ein gelber Domino schien es vor allen auf die vorhandenen Delicatessen abgesehen zu haben. Er aß und trank, wie man zu sagen pflegt, wie ein Grenadier. Als er das dritte Mal wiederkam und aß und trank, als ob er halb verhungert sei, wurde die Sache doch einem der Lakaien auffällig, und er sprach zu dem Domino: „Mein Herr, nicht um Jhnen eine Beschränkung aufzulegen im Genuß der gebotenen Gegenstände, erlaube ich mir, Sie aufmerksam zu machen, sondern weil Sie sich nothwen-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 16. Leipzig (Sachsen), 22. April 1843, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig016_1843/3>, abgerufen am 24.11.2024.