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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 52. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Die weißen Bewohner Brasiliens.

Diese sind entweder Europäer oder Brasilianer,
doch unter erstern nicht Portugiesen allein. Man
findet auch Deutsche, Jrländer, Engländer, Franzosen,
Jtaliener u. s. w. darunter, wie sie Handel und Jndu-
strie zusammengeführt hat. Natürlich aber machen die
Portugiesen die Mehrzahl aus. Man erräth leicht,
daß diese im Besitz der höchsten Kirchenämter, so
wie der vornehmsten Civil= und Militärstellen sind;
eben so, daß es viele reiche und angesehene Kauf-
leute unter ihnen gibt. Es läßt sich nicht läugnen,
daß die Altportugiesen -- um diesen Ausdruck zu
brauchen -- mit einem gewissen Stolz auf die Bra-
silianer herabsehen, während diese natürlich ihrerseits
in hohem Grade eifersüchtig auf sie sind. Daher
eine Trennung, eine Spannung, eine Feindschaft
zwischen beiden herrscht, die zu beklagen ist. Unter
den Portugiesen soll es nicht an Abentheurern feh-
len, die anfangs ganz arm gewesen, aber hier schnell
empor gekommen sind. Die Brasilianer sind meistens
Pflanzer, Eigenthümer von Bergwerken und andern
Besitzungen, Rheder, Juwelirer, Schiffskapitains,
Kaufleute u. s. w.; auch bilden sie die Mehrzahl
der mittleren und niederen Geistlichkeit. Dieß letz-
tere scheint bemerkenswerth, weil es ihnen Einfluß
auf die Masse gibt. Jm Allgemeineu haben die Bra-
silianer Talent und Geist. Es liegt etwas Freies
und Unternehmendes in ihrem Charakter, das an
das Kühne und Abentheuerliche grenzt. Stolz und
empfindlich, werden sie leicht gereizt, vergessen aber
auch eben so schnell. Jhre Erziehung läßt viel zu
wünschen übrig, doch zeigt sich einiges Streben nach
Bildung. Es ist zu hoffen, daß die zwischen ihnen
und den Portugiesen bestehende Spannung nachlassen
werde. Unter den übrigen in Brasilien lebenden
Weißen dürften die Jrländer und Engländer die
zahlreichsten seyn. Jene sind meistens Handwerker
in den Hafenstädten, diese beschäftigen sich mit dem
Handel, der Schifffahrt oder der Wundarzneikunst.
Nach ihnen kommen die Franzosen und Jtaliener,
jene als Künstler, besonders in Rio=Janeiro,
diese als Aerzte und Gastwirthe ebendaselbst und
anderwärts. Dann folgen die Deutschen, von denen
die meisten in den Eisenwerken beschäftigt sind. Was
sich von Holländern, Schweden u. s. w. in Brasilien
befindet, gehört dem Handelsstande an. D. B.



St. Petersburg.

Die Stadt Peter des Großen zieht durch ihre
Schönheit und Regelmäßigkeit, die vielen Palläste
und andern Denkmahle der Baukunst, wie durch
zahlreiche öffentliche Anstalten und eine vorzügliche
medizinische Polizei, die Aufmerksamkeit des Reisen-
den auf sich.

Die Lage von St. Petersburg eröffnet ihr
von einer Seite durch den Meerbusen von Finnland
den Handel mit ganz Europa, während ihr von der
andern die Flüsse des ganzen Reiches den Tribut
aller Erzeugnisse des Jnnern zuführen. Die Newa,
welche hier bereits hinlängliche Tiefe hat, um große
Fahrzeuge tragen zu können, durchschneidet nicht
allein die Stadt in ihrer größten Länge, sondern
sie theilt sich hier in mehrere Arme, welche verschie-
dene Jnseln bilden, von denen St. Petersburg
gleichsam umringt ist. Diese Jnseln, der Strenge
des Klima's gleichsam trotzend, bieten den Anblick
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der schönsten Gärten und lachenden Wiesen dar,
mit einem grünen Mattenschmelz geschmückt, welcher
kaum hinter dem englischen Rasen zurückbleibt. Ueber
dieß wird die Stadt von drei breiten Kanälen ( Fon-
taka =, Maika = und St. Katharina = Kanal ) durch-
schnitten; herrliche Brücken, aus Eisen und Granit
errichtet, führen über die Gewässer, zahllose Pal-
läste, eine Akademie und andere Jnstitutionen der
Kunst und Wissenschaft, Arsenale und Theater zie-
ren die Hauptstadt, vor Allem aber 148 Kirchen,
von welchen in 115 der ganze Glanz der griechi-
schen Religionsgebräuche sich entfaltet, während 33
den fremden Religionsverwandten eingeräumt sind.

Auch in Bezug auf äußere Reinlichkeit ist St.
Petersburg bemerkenswerth. Jn der Mitte aller
Straßen laufen Wasserleitungen, die bedeckt, und
deren Oeffnungen in gewissen Zwischenräumen mit
Eisengittern versehen sind. Auf den Straßen findet
man überdieß auf beiden Seiten Granittrottoirs, von
solcher Breite, daß darauf vier Personen gemächlich
neben einander gehen können. Der Raum der Stadt
ist großentheils eben, die Straßen sind regelmäßig
angelegt, und überhaupt vereinigt die Hauptstadt
Rußlands unter nördlichem Himmelsstrich alle Reize
und Bequemlichkeiten der schönsten und reichsten Städte
des Südens.

St Petersburg ist eine der neuesten Städte
der Welt, und verdankt diesem Umstande die Regel-
mäßigkeit ihrer Lage; doch besitzt sie zugleich eine
große Zahl von Gebäuden, welche Jtalien und der
goldnen Zeit der Architektur keine Schande machen
würden. Die Häuserreihen der breiten Straßen
werden alle Jahre geweißt, was der Stadt ein stets
frisches und reinliches Ansehen gibt. Jm Winter
wird der Schnee fortwährend von den Trottoirs
abgeschaufelt, und ein sehr feiner Sand auf jene
gestreut, welches das Fortkommen der Fußgänger
sehr erleichtert. Wenige Häuser haben mehr als
zwei Stockwerke, aber dagegen haben so viele Ge-
bäude auf Säulen ruhende Frontons ( Giebel ) , daß
man St. Petersburg die Stadt der Säulen nen-
nen kann. Sie hat ungefähr 4 Meilen im Umfange
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Panorama des Universums.
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Die weißen Bewohner Brasiliens.

Diese sind entweder Europäer oder Brasilianer,
doch unter erstern nicht Portugiesen allein. Man
findet auch Deutsche, Jrländer, Engländer, Franzosen,
Jtaliener u. s. w. darunter, wie sie Handel und Jndu-
strie zusammengeführt hat. Natürlich aber machen die
Portugiesen die Mehrzahl aus. Man erräth leicht,
daß diese im Besitz der höchsten Kirchenämter, so
wie der vornehmsten Civil= und Militärstellen sind;
eben so, daß es viele reiche und angesehene Kauf-
leute unter ihnen gibt. Es läßt sich nicht läugnen,
daß die Altportugiesen — um diesen Ausdruck zu
brauchen — mit einem gewissen Stolz auf die Bra-
silianer herabsehen, während diese natürlich ihrerseits
in hohem Grade eifersüchtig auf sie sind. Daher
eine Trennung, eine Spannung, eine Feindschaft
zwischen beiden herrscht, die zu beklagen ist. Unter
den Portugiesen soll es nicht an Abentheurern feh-
len, die anfangs ganz arm gewesen, aber hier schnell
empor gekommen sind. Die Brasilianer sind meistens
Pflanzer, Eigenthümer von Bergwerken und andern
Besitzungen, Rheder, Juwelirer, Schiffskapitains,
Kaufleute u. s. w.; auch bilden sie die Mehrzahl
der mittleren und niederen Geistlichkeit. Dieß letz-
tere scheint bemerkenswerth, weil es ihnen Einfluß
auf die Masse gibt. Jm Allgemeineu haben die Bra-
silianer Talent und Geist. Es liegt etwas Freies
und Unternehmendes in ihrem Charakter, das an
das Kühne und Abentheuerliche grenzt. Stolz und
empfindlich, werden sie leicht gereizt, vergessen aber
auch eben so schnell. Jhre Erziehung läßt viel zu
wünschen übrig, doch zeigt sich einiges Streben nach
Bildung. Es ist zu hoffen, daß die zwischen ihnen
und den Portugiesen bestehende Spannung nachlassen
werde. Unter den übrigen in Brasilien lebenden
Weißen dürften die Jrländer und Engländer die
zahlreichsten seyn. Jene sind meistens Handwerker
in den Hafenstädten, diese beschäftigen sich mit dem
Handel, der Schifffahrt oder der Wundarzneikunst.
Nach ihnen kommen die Franzosen und Jtaliener,
jene als Künstler, besonders in Rio=Janeiro,
diese als Aerzte und Gastwirthe ebendaselbst und
anderwärts. Dann folgen die Deutschen, von denen
die meisten in den Eisenwerken beschäftigt sind. Was
sich von Holländern, Schweden u. s. w. in Brasilien
befindet, gehört dem Handelsstande an. D. B.



St. Petersburg.

Die Stadt Peter des Großen zieht durch ihre
Schönheit und Regelmäßigkeit, die vielen Palläste
und andern Denkmahle der Baukunst, wie durch
zahlreiche öffentliche Anstalten und eine vorzügliche
medizinische Polizei, die Aufmerksamkeit des Reisen-
den auf sich.

Die Lage von St. Petersburg eröffnet ihr
von einer Seite durch den Meerbusen von Finnland
den Handel mit ganz Europa, während ihr von der
andern die Flüsse des ganzen Reiches den Tribut
aller Erzeugnisse des Jnnern zuführen. Die Newa,
welche hier bereits hinlängliche Tiefe hat, um große
Fahrzeuge tragen zu können, durchschneidet nicht
allein die Stadt in ihrer größten Länge, sondern
sie theilt sich hier in mehrere Arme, welche verschie-
dene Jnseln bilden, von denen St. Petersburg
gleichsam umringt ist. Diese Jnseln, der Strenge
des Klima's gleichsam trotzend, bieten den Anblick
[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Se. Majestät NikolausI.Kaiser von Rußland.
der schönsten Gärten und lachenden Wiesen dar,
mit einem grünen Mattenschmelz geschmückt, welcher
kaum hinter dem englischen Rasen zurückbleibt. Ueber
dieß wird die Stadt von drei breiten Kanälen ( Fon-
taka =, Maika = und St. Katharina = Kanal ) durch-
schnitten; herrliche Brücken, aus Eisen und Granit
errichtet, führen über die Gewässer, zahllose Pal-
läste, eine Akademie und andere Jnstitutionen der
Kunst und Wissenschaft, Arsenale und Theater zie-
ren die Hauptstadt, vor Allem aber 148 Kirchen,
von welchen in 115 der ganze Glanz der griechi-
schen Religionsgebräuche sich entfaltet, während 33
den fremden Religionsverwandten eingeräumt sind.

Auch in Bezug auf äußere Reinlichkeit ist St.
Petersburg bemerkenswerth. Jn der Mitte aller
Straßen laufen Wasserleitungen, die bedeckt, und
deren Oeffnungen in gewissen Zwischenräumen mit
Eisengittern versehen sind. Auf den Straßen findet
man überdieß auf beiden Seiten Granittrottoirs, von
solcher Breite, daß darauf vier Personen gemächlich
neben einander gehen können. Der Raum der Stadt
ist großentheils eben, die Straßen sind regelmäßig
angelegt, und überhaupt vereinigt die Hauptstadt
Rußlands unter nördlichem Himmelsstrich alle Reize
und Bequemlichkeiten der schönsten und reichsten Städte
des Südens.

St Petersburg ist eine der neuesten Städte
der Welt, und verdankt diesem Umstande die Regel-
mäßigkeit ihrer Lage; doch besitzt sie zugleich eine
große Zahl von Gebäuden, welche Jtalien und der
goldnen Zeit der Architektur keine Schande machen
würden. Die Häuserreihen der breiten Straßen
werden alle Jahre geweißt, was der Stadt ein stets
frisches und reinliches Ansehen gibt. Jm Winter
wird der Schnee fortwährend von den Trottoirs
abgeschaufelt, und ein sehr feiner Sand auf jene
gestreut, welches das Fortkommen der Fußgänger
sehr erleichtert. Wenige Häuser haben mehr als
zwei Stockwerke, aber dagegen haben so viele Ge-
bäude auf Säulen ruhende Frontons ( Giebel ) , daß
man St. Petersburg die Stadt der Säulen nen-
nen kann. Sie hat ungefähr 4 Meilen im Umfange
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Unter den Portugiesen soll es nicht an Abentheurern feh- len, die anfangs ganz arm gewesen, aber hier schnell empor gekommen sind. Die Brasilianer sind meistens Pflanzer, Eigenthümer von Bergwerken und andern Besitzungen, Rheder, Juwelirer, Schiffskapitains, Kaufleute u. s. w.; auch bilden sie die Mehrzahl der mittleren und niederen Geistlichkeit. Dieß letz- tere scheint bemerkenswerth, weil es ihnen Einfluß auf die Masse gibt. Jm Allgemeineu haben die Bra- silianer Talent und Geist. Es liegt etwas Freies und Unternehmendes in ihrem Charakter, das an das Kühne und Abentheuerliche grenzt. Stolz und empfindlich, werden sie leicht gereizt, vergessen aber auch eben so schnell. Jhre Erziehung läßt viel zu wünschen übrig, doch zeigt sich einiges Streben nach Bildung. Es ist zu hoffen, daß die zwischen ihnen und den Portugiesen bestehende Spannung nachlassen werde. Unter den übrigen in Brasilien lebenden Weißen dürften die Jrländer und Engländer die zahlreichsten seyn. Jene sind meistens Handwerker in den Hafenstädten, diese beschäftigen sich mit dem Handel, der Schifffahrt oder der Wundarzneikunst. Nach ihnen kommen die Franzosen und Jtaliener, jene als Künstler, besonders in Rio=Janeiro, diese als Aerzte und Gastwirthe ebendaselbst und anderwärts. Dann folgen die Deutschen, von denen die meisten in den Eisenwerken beschäftigt sind. Was sich von Holländern, Schweden u. s. w. in Brasilien befindet, gehört dem Handelsstande an. D. B. St. Petersburg. Die Stadt Peter des Großen zieht durch ihre Schönheit und Regelmäßigkeit, die vielen Palläste und andern Denkmahle der Baukunst, wie durch zahlreiche öffentliche Anstalten und eine vorzügliche medizinische Polizei, die Aufmerksamkeit des Reisen- den auf sich. Die Lage von St. Petersburg eröffnet ihr von einer Seite durch den Meerbusen von Finnland den Handel mit ganz Europa, während ihr von der andern die Flüsse des ganzen Reiches den Tribut aller Erzeugnisse des Jnnern zuführen. Die Newa, welche hier bereits hinlängliche Tiefe hat, um große Fahrzeuge tragen zu können, durchschneidet nicht allein die Stadt in ihrer größten Länge, sondern sie theilt sich hier in mehrere Arme, welche verschie- dene Jnseln bilden, von denen St. Petersburg gleichsam umringt ist. Diese Jnseln, der Strenge des Klima's gleichsam trotzend, bieten den Anblick [Abbildung ( Se. Majestät NikolausI.Kaiser von Rußland.] der schönsten Gärten und lachenden Wiesen dar, mit einem grünen Mattenschmelz geschmückt, welcher kaum hinter dem englischen Rasen zurückbleibt. Ueber dieß wird die Stadt von drei breiten Kanälen ( Fon- taka =, Maika = und St. Katharina = Kanal ) durch- schnitten; herrliche Brücken, aus Eisen und Granit errichtet, führen über die Gewässer, zahllose Pal- läste, eine Akademie und andere Jnstitutionen der Kunst und Wissenschaft, Arsenale und Theater zie- ren die Hauptstadt, vor Allem aber 148 Kirchen, von welchen in 115 der ganze Glanz der griechi- schen Religionsgebräuche sich entfaltet, während 33 den fremden Religionsverwandten eingeräumt sind. Auch in Bezug auf äußere Reinlichkeit ist St. Petersburg bemerkenswerth. Jn der Mitte aller Straßen laufen Wasserleitungen, die bedeckt, und deren Oeffnungen in gewissen Zwischenräumen mit Eisengittern versehen sind. Auf den Straßen findet man überdieß auf beiden Seiten Granittrottoirs, von solcher Breite, daß darauf vier Personen gemächlich neben einander gehen können. Der Raum der Stadt ist großentheils eben, die Straßen sind regelmäßig angelegt, und überhaupt vereinigt die Hauptstadt Rußlands unter nördlichem Himmelsstrich alle Reize und Bequemlichkeiten der schönsten und reichsten Städte des Südens. St Petersburg ist eine der neuesten Städte der Welt, und verdankt diesem Umstande die Regel- mäßigkeit ihrer Lage; doch besitzt sie zugleich eine große Zahl von Gebäuden, welche Jtalien und der goldnen Zeit der Architektur keine Schande machen würden. Die Häuserreihen der breiten Straßen werden alle Jahre geweißt, was der Stadt ein stets frisches und reinliches Ansehen gibt. Jm Winter wird der Schnee fortwährend von den Trottoirs abgeschaufelt, und ein sehr feiner Sand auf jene gestreut, welches das Fortkommen der Fußgänger sehr erleichtert. Wenige Häuser haben mehr als zwei Stockwerke, aber dagegen haben so viele Ge- bäude auf Säulen ruhende Frontons ( Giebel ) , daß man St. Petersburg die Stadt der Säulen nen- nen kann. 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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 52. Prag, 1835, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama52_1835/4>, abgerufen am 27.11.2024.