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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 40. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] gouts müßen die Nester erst eine Zeitlang im Was-
ser aufgeweicht werden, sodann zerreißt man sie in
Stücke, und steckt sie mit Ginseng vermischt in den
geöffneten Leib eines abgeschlachteten Huhns, wel-
ches mit Wasser langsam gekocht, die Nacht über
auf Kohlen gelassen, und den folgenden Morgen
gegessen wird. Latham verwundert sich, daß man
diesen Artikel des Luxus noch nicht in England
eingeführt hat; hier sind die indianischen Vogelne-
ster selbst noch Seltenheiten in den Naturalienka-
bineten. Der Vogel selbst scheint noch nicht einmal
in einem Kabinet vorhanden zu seyn, weil man die
Beschreibung noch nach Poivre's Abbildung gibt.
Das Fleisch des Vogels soll auch gegessen werden.

F.



Die Höhle von Mehadia im Temeswarer
Banat.

Jm Distrikt von Mehadia, in der Nähe der
berühmten Herkules=Bäder, auf dem sogenannten
Räuberberge liegt diese merkwürdige Höhle, ganz
dazu geeignet, Räubern und Mördern eine Freistätte
zu gewähren. Man muß, um den Eingang zu er-
reichen, mit äußerster Mühe und Beschwerlichkeit
fast den vierten Theil des Berges hinauf klettern,
der von der Tiefe hinauf angesehen, ohne den min-
desten Abhang sein Felsenhaupt senkrecht in die Höhe
hebt. Hat man endlich nach mühsamem Klettern das
Ziel erreicht, so zeigt sich zuerst ein hoher Spalt im
Berge, der aber noch nicht der wirkliche Eingang
ist. Dieser selbst ist nur klein. Hat man sich durch
die enge Oeffnung hinein gezwängt, so muß man
sich da sogleich rechts wenden, wo man dann in eine
Art von großen Saal kommt, dessen groteskes Ge-
wölbe aus krausen Felsenstücken zusammengefügt ist.
Sie laufen in der Höhe in einen äußerst spitzigen
Winkel zusammen, der von einigen Seiten stumpf
ist. Der von Außen bemerkte sehr hohe Spalt ver-
längert sich bis in das Jnnere der Höhle, wo man
ein Stück Mauerwerk dagegen aufgeführt sieht, wo-
durch die Weite des Spaltes vermindert, aber im-
mer noch so viel Oeffnung gelassen ist, daß das
Tageslicht eindringen kann. Das Mauerwerk ist
aus Bruchstücken von eben demselben Felssteine, aus
welchem der Berg besteht, mit Malter beworfen,
über zwei Schuh dick und vier Schuh hoch. Der
innere Raum der Höhle nähert sich einem Vierecke,
und wenn man die Seiten abmessen wollte, würde
der ganze Umfang vielleicht über hundert Schuh be-
tragen. Der Boden ist ungleich und ganz mit Erde
bedeckt, in welche sich die Oberfläche des Felsens,
der ihm zur Grundlage dient, aufgelöst hat. Läßt
man einen großen Stein, oder sonst einen schweren
Körper niederfallen, so verräth der entstehende starke
Wiederhall, daß der Berg auch in der Tiefe, we-
nigstens unter dem Boden der Höhle gewölbt seyn
müsse. Wenn man sich nun rechts wendet, und mit
dem Grubenlichte diese Höhle untersucht, findet man,
daß die groteske Seitenwand hier nicht den Boden
erreiche, sondern einen ovalen und horizontalen Spalt
lasse, der etwas weniger als zwei Schuh in die
Breite hat. Wer nun durch diesen Spalt hinein-
kriecht, sieht da einen engen Raum, dessen wunder-
bar grausende Gestalt auch den Furchtlosesten über-
raschen kann. Auch hier endigt sich die Mitte des
Gewölbes in einen spitzigen Winkel. obschon sich
der Fels von der Mitte des Winkels aus zu beiden
[Spaltenumbruch] Seiten in krummen Linien abzieht. Man entdeckt
hin und wieder Spuren von Feuerstätten, was zu
der gewiß nicht ungegründeten Vermuthung Anlaß
gibt, daß Räuber einst hier ihren Aufenthalt gehabt
haben mögen. Diese Nebenhöhle verengt sich nach
und nach von der Vorderseite, und artet in einen
unterirdischen Gang oder Gebirgsstollen aus, von
dem mehrere behaupten, daß er sehr weit fortlaufe;
wenn man aber nur zwei bis drei Schritte hinein geht,
so zieht sich der Gang so sehr zusammen, daß es
unmöglich ist, weiter einzudringen, obschon man deut-
lich wahrnehmen kann, daß sich der Spalt weiter
im Gebirge fortsetze. Vom Gewölbe dieser Höhlen
hängt schmutziger, dunkler Tropfstein in kleinen Stü-
cken herab; doch meistens von auffallender, sehens-
würdiger Gestaltung.     D. S



Neueste Miszellen aus der Natur=, Länder -
und Menschenkunde.

Der französische Architekt, Hr. Terier, schreibt
aus der Stadt Azomi, in dem ehemaligen Groß-
phrygien: "Jch habe hier Alterthümer von großem
Jnteresse gefunden, z. B. einen Tempel mit einer
Kolonade der jonischen Ordnung: es ist wunderbar,
weder Jtalien noch Griechenland haben etwas Aehn-
liches aufzuweisen hinsichtlich der Feinheit des Styls,
und so wohl erhalten. Der Tempel ist ein Denk-
mahl, welches Staunen erregt, nicht minder sind die
Monumente, welche diese Stadt beinahe noch alle
besitzt: die Brücken und Gräber aus Marmor, die
Quais, das Theater und der Cirkus. Alle diese
herrlichen Arbeiten sind hier dem Spiele des Zufalls
überlassen, und dem Zahne der Zeit, denn keine Seele
besucht diese Ruinen. Die Thore mit ihren Verzie-
rungen stehen auch noch; die Säle der Mimen und
alle die durch Löwentatzen gehaltenen Marmorstufen
sind beinahe völlig unversehrt. Vor dem Theater
ist der Cirkus ganz von weißem Marmor: es ist
eine wahre Feenstadt.



Das größte Lager von Steinsalz ist in Süd-
amerika in dem Flußgebiete des Huallaga, in einer
Ausdehnung von 100 Quadratmeilen; an vielen
Stellen liegt es sogar frei am Tage, und wird so-
gleich mit Beilen ausgehauen. Die Regierung von
Peru zieht großen Nutzen daraus.



Jn den brittisch = westindischen Kolonien werden
die Ameisen oft zu einer wahren Landplage. Die
Straßen werden von diesen Thieren so dicht bedeckt,
daß man die Eindrücke der Pferdehufe deutlich in
den zerquetschten Massen unterscheiden kann, bis sie
von den nachkommenden Ameisen wieder ausgefüllt
werden. Sie setzen über breite und reißende Flüsse,
wobei die Umkommenden den Ueberlebenden als Brücke
dienen. Alle Gattungen kalter Lebensmittel werden
von ihnen angegriffen, und selbst Gift und Feuer
reichen nicht aus, sie ganz zu vertilgen, ja sie krie-
chen in solchen großen Massen über das Letztere,
daß sie die Kohlen und das Feuer in den Gruben
der Zuckerrohrfelder auslöschen. Nur ein Sturm
mit großen Regengüssen ist im Stande, ihre Brut
zu ersäufen.     J. J. P.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] gouts müßen die Nester erst eine Zeitlang im Was-
ser aufgeweicht werden, sodann zerreißt man sie in
Stücke, und steckt sie mit Ginseng vermischt in den
geöffneten Leib eines abgeschlachteten Huhns, wel-
ches mit Wasser langsam gekocht, die Nacht über
auf Kohlen gelassen, und den folgenden Morgen
gegessen wird. Latham verwundert sich, daß man
diesen Artikel des Luxus noch nicht in England
eingeführt hat; hier sind die indianischen Vogelne-
ster selbst noch Seltenheiten in den Naturalienka-
bineten. Der Vogel selbst scheint noch nicht einmal
in einem Kabinet vorhanden zu seyn, weil man die
Beschreibung noch nach Poivre's Abbildung gibt.
Das Fleisch des Vogels soll auch gegessen werden.

F.



Die Höhle von Mehadia im Temeswarer
Banat.

Jm Distrikt von Mehadia, in der Nähe der
berühmten Herkules=Bäder, auf dem sogenannten
Räuberberge liegt diese merkwürdige Höhle, ganz
dazu geeignet, Räubern und Mördern eine Freistätte
zu gewähren. Man muß, um den Eingang zu er-
reichen, mit äußerster Mühe und Beschwerlichkeit
fast den vierten Theil des Berges hinauf klettern,
der von der Tiefe hinauf angesehen, ohne den min-
desten Abhang sein Felsenhaupt senkrecht in die Höhe
hebt. Hat man endlich nach mühsamem Klettern das
Ziel erreicht, so zeigt sich zuerst ein hoher Spalt im
Berge, der aber noch nicht der wirkliche Eingang
ist. Dieser selbst ist nur klein. Hat man sich durch
die enge Oeffnung hinein gezwängt, so muß man
sich da sogleich rechts wenden, wo man dann in eine
Art von großen Saal kommt, dessen groteskes Ge-
wölbe aus krausen Felsenstücken zusammengefügt ist.
Sie laufen in der Höhe in einen äußerst spitzigen
Winkel zusammen, der von einigen Seiten stumpf
ist. Der von Außen bemerkte sehr hohe Spalt ver-
längert sich bis in das Jnnere der Höhle, wo man
ein Stück Mauerwerk dagegen aufgeführt sieht, wo-
durch die Weite des Spaltes vermindert, aber im-
mer noch so viel Oeffnung gelassen ist, daß das
Tageslicht eindringen kann. Das Mauerwerk ist
aus Bruchstücken von eben demselben Felssteine, aus
welchem der Berg besteht, mit Malter beworfen,
über zwei Schuh dick und vier Schuh hoch. Der
innere Raum der Höhle nähert sich einem Vierecke,
und wenn man die Seiten abmessen wollte, würde
der ganze Umfang vielleicht über hundert Schuh be-
tragen. Der Boden ist ungleich und ganz mit Erde
bedeckt, in welche sich die Oberfläche des Felsens,
der ihm zur Grundlage dient, aufgelöst hat. Läßt
man einen großen Stein, oder sonst einen schweren
Körper niederfallen, so verräth der entstehende starke
Wiederhall, daß der Berg auch in der Tiefe, we-
nigstens unter dem Boden der Höhle gewölbt seyn
müsse. Wenn man sich nun rechts wendet, und mit
dem Grubenlichte diese Höhle untersucht, findet man,
daß die groteske Seitenwand hier nicht den Boden
erreiche, sondern einen ovalen und horizontalen Spalt
lasse, der etwas weniger als zwei Schuh in die
Breite hat. Wer nun durch diesen Spalt hinein-
kriecht, sieht da einen engen Raum, dessen wunder-
bar grausende Gestalt auch den Furchtlosesten über-
raschen kann. Auch hier endigt sich die Mitte des
Gewölbes in einen spitzigen Winkel. obschon sich
der Fels von der Mitte des Winkels aus zu beiden
[Spaltenumbruch] Seiten in krummen Linien abzieht. Man entdeckt
hin und wieder Spuren von Feuerstätten, was zu
der gewiß nicht ungegründeten Vermuthung Anlaß
gibt, daß Räuber einst hier ihren Aufenthalt gehabt
haben mögen. Diese Nebenhöhle verengt sich nach
und nach von der Vorderseite, und artet in einen
unterirdischen Gang oder Gebirgsstollen aus, von
dem mehrere behaupten, daß er sehr weit fortlaufe;
wenn man aber nur zwei bis drei Schritte hinein geht,
so zieht sich der Gang so sehr zusammen, daß es
unmöglich ist, weiter einzudringen, obschon man deut-
lich wahrnehmen kann, daß sich der Spalt weiter
im Gebirge fortsetze. Vom Gewölbe dieser Höhlen
hängt schmutziger, dunkler Tropfstein in kleinen Stü-
cken herab; doch meistens von auffallender, sehens-
würdiger Gestaltung.     D. S



Neueste Miszellen aus der Natur=, Länder -
und Menschenkunde.

Der französische Architekt, Hr. Terier, schreibt
aus der Stadt Azomi, in dem ehemaligen Groß-
phrygien: „Jch habe hier Alterthümer von großem
Jnteresse gefunden, z. B. einen Tempel mit einer
Kolonade der jonischen Ordnung: es ist wunderbar,
weder Jtalien noch Griechenland haben etwas Aehn-
liches aufzuweisen hinsichtlich der Feinheit des Styls,
und so wohl erhalten. Der Tempel ist ein Denk-
mahl, welches Staunen erregt, nicht minder sind die
Monumente, welche diese Stadt beinahe noch alle
besitzt: die Brücken und Gräber aus Marmor, die
Quais, das Theater und der Cirkus. Alle diese
herrlichen Arbeiten sind hier dem Spiele des Zufalls
überlassen, und dem Zahne der Zeit, denn keine Seele
besucht diese Ruinen. Die Thore mit ihren Verzie-
rungen stehen auch noch; die Säle der Mimen und
alle die durch Löwentatzen gehaltenen Marmorstufen
sind beinahe völlig unversehrt. Vor dem Theater
ist der Cirkus ganz von weißem Marmor: es ist
eine wahre Feenstadt.



Das größte Lager von Steinsalz ist in Süd-
amerika in dem Flußgebiete des Huallaga, in einer
Ausdehnung von 100 Quadratmeilen; an vielen
Stellen liegt es sogar frei am Tage, und wird so-
gleich mit Beilen ausgehauen. Die Regierung von
Peru zieht großen Nutzen daraus.



Jn den brittisch = westindischen Kolonien werden
die Ameisen oft zu einer wahren Landplage. Die
Straßen werden von diesen Thieren so dicht bedeckt,
daß man die Eindrücke der Pferdehufe deutlich in
den zerquetschten Massen unterscheiden kann, bis sie
von den nachkommenden Ameisen wieder ausgefüllt
werden. Sie setzen über breite und reißende Flüsse,
wobei die Umkommenden den Ueberlebenden als Brücke
dienen. Alle Gattungen kalter Lebensmittel werden
von ihnen angegriffen, und selbst Gift und Feuer
reichen nicht aus, sie ganz zu vertilgen, ja sie krie-
chen in solchen großen Massen über das Letztere,
daß sie die Kohlen und das Feuer in den Gruben
der Zuckerrohrfelder auslöschen. Nur ein Sturm
mit großen Regengüssen ist im Stande, ihre Brut
zu ersäufen.     J. J. P.



[Ende Spaltensatz]
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Man muß, um den Eingang zu er- reichen, mit äußerster Mühe und Beschwerlichkeit fast den vierten Theil des Berges hinauf klettern, der von der Tiefe hinauf angesehen, ohne den min- desten Abhang sein Felsenhaupt senkrecht in die Höhe hebt. Hat man endlich nach mühsamem Klettern das Ziel erreicht, so zeigt sich zuerst ein hoher Spalt im Berge, der aber noch nicht der wirkliche Eingang ist. Dieser selbst ist nur klein. Hat man sich durch die enge Oeffnung hinein gezwängt, so muß man sich da sogleich rechts wenden, wo man dann in eine Art von großen Saal kommt, dessen groteskes Ge- wölbe aus krausen Felsenstücken zusammengefügt ist. Sie laufen in der Höhe in einen äußerst spitzigen Winkel zusammen, der von einigen Seiten stumpf ist. Der von Außen bemerkte sehr hohe Spalt ver- längert sich bis in das Jnnere der Höhle, wo man ein Stück Mauerwerk dagegen aufgeführt sieht, wo- durch die Weite des Spaltes vermindert, aber im- mer noch so viel Oeffnung gelassen ist, daß das Tageslicht eindringen kann. Das Mauerwerk ist aus Bruchstücken von eben demselben Felssteine, aus welchem der Berg besteht, mit Malter beworfen, über zwei Schuh dick und vier Schuh hoch. Der innere Raum der Höhle nähert sich einem Vierecke, und wenn man die Seiten abmessen wollte, würde der ganze Umfang vielleicht über hundert Schuh be- tragen. Der Boden ist ungleich und ganz mit Erde bedeckt, in welche sich die Oberfläche des Felsens, der ihm zur Grundlage dient, aufgelöst hat. Läßt man einen großen Stein, oder sonst einen schweren Körper niederfallen, so verräth der entstehende starke Wiederhall, daß der Berg auch in der Tiefe, we- nigstens unter dem Boden der Höhle gewölbt seyn müsse. 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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 40. Prag, 1834, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama40_1834/7>, abgerufen am 16.07.2024.