Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene,
welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art
plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul-
niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich
durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen
kund gibt. Hr. Kyan hielt dafür, daß das ätzende
Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums
dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er-
folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver-
fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf-
lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht,
welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das
geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen,
die man präpariren will. Diese Stücke müssen in
dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas
beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim-
men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn
diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine
Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs-
sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt,
um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über-
einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren
gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam-
keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein
das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das-
jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu-
bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den
gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen,
und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den
Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat
verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz
auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher
Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im
bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han-
delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau-
lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be-
nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen-
zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke,
Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen,
die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn
vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird.
Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß
das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen
Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert.

    J. S.



Ostindischer Mädchenraub.

Vor kurzer Zeit wurde zu Kalkutta ein Mensch
gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder-
baren und den Europäern wohl unbekannten Art war.

Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim-
mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter
dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be-
nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten
Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen
unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er
ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie
unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte
sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da-
men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu
baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden
der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin
von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill
geraubt worden sey, und überall hörte man Ver-
wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End-
lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd-
chen sich glücklicherweise von dem Räuber los-
[Spaltenumbruch] machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller
sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der
nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer
Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er
schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M.



Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante.

Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung
auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel
zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He-
rodot 's
Zeiten bereits bekannt und beschrieben,
nachher von Pausanias, Plinius und andern
alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen
im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von
der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein
sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt,
und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis
vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die
Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse
empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk-
würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und
von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg-
pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch
dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins
Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit
den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben
so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt,
und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs-
sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe
gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar.

Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei-
nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen
sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der
Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon
geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein,
was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt
noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von
Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen
Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine
herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm-
lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei-
cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß
diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals
von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die-
ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf
der übrigen Jnsel.

Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd-
beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten
treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu-
sammen und im Sommer von 1811 verspürte man
dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich
jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger
derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß
und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind
diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh-
nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach-
barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des
festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint
es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be-
schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur
eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an-
derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine
besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das
Athemholen erschwert, und von einigen Personen
als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet
wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene,
welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art
plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul-
niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich
durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen
kund gibt. Hr. Kyan hielt dafür, daß das ätzende
Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums
dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er-
folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver-
fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf-
lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht,
welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das
geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen,
die man präpariren will. Diese Stücke müssen in
dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas
beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim-
men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn
diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine
Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs-
sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt,
um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über-
einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren
gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam-
keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein
das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das-
jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu-
bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den
gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen,
und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den
Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat
verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz
auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher
Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im
bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han-
delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau-
lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be-
nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen-
zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke,
Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen,
die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn
vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird.
Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß
das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen
Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert.

    J. S.



Ostindischer Mädchenraub.

Vor kurzer Zeit wurde zu Kalkutta ein Mensch
gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder-
baren und den Europäern wohl unbekannten Art war.

Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim-
mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter
dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be-
nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten
Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen
unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er
ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie
unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte
sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da-
men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu
baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden
der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin
von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill
geraubt worden sey, und überall hörte man Ver-
wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End-
lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd-
chen sich glücklicherweise von dem Räuber los-
[Spaltenumbruch] machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller
sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der
nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer
Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er
schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M.



Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante.

Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung
auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel
zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He-
rodot 's
Zeiten bereits bekannt und beschrieben,
nachher von Pausanias, Plinius und andern
alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen
im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von
der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein
sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt,
und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis
vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die
Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse
empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk-
würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und
von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg-
pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch
dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins
Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit
den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben
so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt,
und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs-
sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe
gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar.

Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei-
nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen
sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der
Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon
geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein,
was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt
noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von
Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen
Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine
herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm-
lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei-
cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß
diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals
von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die-
ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf
der übrigen Jnsel.

Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd-
beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten
treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu-
sammen und im Sommer von 1811 verspürte man
dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich
jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger
derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß
und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind
diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh-
nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach-
barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des
festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint
es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be-
schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur
eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an-
derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine
besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das
Athemholen erschwert, und von einigen Personen
als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet
wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.



[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="191"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums</hi></fw><cb type="start"/>
die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene,<lb/>
welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art<lb/>
plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul-<lb/>
niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich<lb/>
durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen<lb/>
kund gibt. Hr. <hi rendition="#g">Kyan</hi> hielt dafür, daß das ätzende<lb/>
Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums<lb/>
dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er-<lb/>
folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver-<lb/>
fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf-<lb/>
lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht,<lb/>
welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das<lb/>
geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen,<lb/>
die man präpariren will. Diese Stücke müssen in<lb/>
dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas<lb/>
beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim-<lb/>
men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn<lb/>
diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine<lb/>
Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs-<lb/>
sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt,<lb/>
um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über-<lb/>
einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren<lb/>
gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam-<lb/>
keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein<lb/>
das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das-<lb/>
jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu-<lb/>
bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den<lb/>
gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen,<lb/>
und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den<lb/>
Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat<lb/>
verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz<lb/>
auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher<lb/>
Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im<lb/>
bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han-<lb/>
delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau-<lb/>
lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be-<lb/>
nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen-<lb/>
zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke,<lb/>
Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen,<lb/>
die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn<lb/>
vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird.<lb/>
Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß<lb/>
das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen<lb/>
Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert.</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  J. S.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Ostindischer Mädchenraub.</hi> </head><lb/>
        <p>Vor kurzer Zeit wurde zu <hi rendition="#g">Kalkutta</hi> ein Mensch<lb/>
gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder-<lb/>
baren und den Europäern wohl unbekannten Art war.</p><lb/>
        <p>Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim-<lb/>
mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter<lb/>
dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be-<lb/>
nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten<lb/>
Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen<lb/>
unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er<lb/>
ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie<lb/>
unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte<lb/>
sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da-<lb/>
men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu<lb/>
baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden<lb/>
der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin<lb/>
von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill<lb/>
geraubt worden sey, und überall hörte man Ver-<lb/>
wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End-<lb/>
lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd-<lb/>
chen sich glücklicherweise von dem Räuber los-<lb/><cb n="2"/>
machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller<lb/>
sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der<lb/>
nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer<lb/>
Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er<lb/>
schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. <hi rendition="#right">M.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante.</hi> </head><lb/>
        <p>Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung<lb/>
auf <hi rendition="#g">Zante,</hi> die als den Alterthümern der Jnsel<lb/>
zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu <hi rendition="#g">He-<lb/>
rodot 's</hi> Zeiten bereits bekannt und beschrieben,<lb/>
nachher von <hi rendition="#g">Pausanias, Plinius</hi> und andern<lb/>
alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen<lb/>
im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von<lb/>
der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein<lb/>
sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt,<lb/>
und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis<lb/>
vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die<lb/>
Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse<lb/>
empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk-<lb/>
würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und<lb/>
von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg-<lb/>
pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch<lb/>
dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins<lb/>
Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit<lb/>
den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben<lb/>
so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt,<lb/>
und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs-<lb/>
sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe<lb/>
gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar.</p><lb/>
        <p>Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei-<lb/>
nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen<lb/>
sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der<lb/>
Natur. Die Beschreibung, welche <hi rendition="#g">Herodot</hi> davon<lb/>
geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein,<lb/>
was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt<lb/>
noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von<lb/>
Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen<lb/>
Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine<lb/>
herrschende Meinung in <hi rendition="#g">Zante,</hi> daß die Einsamm-<lb/>
lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei-<lb/>
cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß<lb/>
diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals<lb/>
von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die-<lb/>
ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf<lb/>
der übrigen Jnsel.</p><lb/>
        <p>Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd-<lb/>
beben mehr ausgesetzt, als <hi rendition="#g">Zante.</hi> Nicht selten<lb/>
treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu-<lb/>
sammen und im Sommer von 1811 verspürte man<lb/>
dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich<lb/>
jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger<lb/>
derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß<lb/>
und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind<lb/>
diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh-<lb/>
nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach-<lb/>
barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des<lb/>
festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint<lb/>
es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be-<lb/>
schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur<lb/>
eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an-<lb/>
derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine<lb/>
besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das<lb/>
Athemholen erschwert, und von einigen Personen<lb/>
als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet<lb/>
wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb type="end"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0007] Panorama des Universums die meisten Holzgattungen, und hauptsächlich jene, welche zum Schiffbau verwendet werden, einer Art plötzlicher Vermorschung unterliegen, die man Fäul- niß oder trockenen Holzfraß nennt, und welche sich durch die Entwicklung besondrer Arten von Pilzen kund gibt. Hr. Kyan hielt dafür, daß das ätzende Quecksilbersublimat zur Zerstörung des Wachsthums dieser Pilze sehr geeignet seyn dürfte, und der Er- folg hat seiner Erwartung entsprochen. Sein Ver- fahren besteht darin, daß er das Holz in eine Auf- lösung des ätzenden Quecksilbersublimats eintaucht, welche in ein hölzernes Gefäß gegossen wird, das geräumig genug seyn muß, um alle Stücke zu fassen, die man präpariren will. Diese Stücke müssen in dem Gefäße regelmäßig vertheilt und mit etwas beschwert werden, damit sie nicht oben auf schwim- men, wenn die Flüssigkeit darauf gegossen wird. Jn diesem Zustande läßt man dieselben ungefähr eine Woche, worauf man mittels einer Pumpe die Flüs- sigkeit herausschöpft und die Holzstücke wegnimmt, um sie an der Luft trocknen zu lassen. Die über- einstimmenden Versuche, die man binnen 3 Jahren gemacht hat, lassen keinen Zweifel über die Wirksam- keit dieses Mittels übrig. Es bewahrt nicht allein das Holz vor der trockenen Fäule, sondern selbst das- jenige, welches bearbeitet werden soll, braucht, so zu- bereitet, nicht lange aufbewahrt zu werden, um den gehörigen Zeitpunkt zum Austrocknen zu erreichen, und kann ohne Gefahr für die Möbeln oder den Bau gleich nach der Behandlung mit dem Sublimat verwendet werden. Dieses Mittel schützt das Holz auch gegen die Jnsekten, und es ist von solcher Wichtigkeit, daß man es nicht allein zu allen im bürgerlichen Leben, zur See, im Militär, zum Han- delsverkehr, und auf dem Lande nothwendigen Bau- lichkeiten und Werkzeugen von Holz vortheilhaft be- nützen kann, sondern daß es auch die Baumwollen- zeuge, das Segelwerk, die Tapeten aller Arten, Säcke, Netze, Hängematten und das Tauwerk aller Gattungen, die Angelleinen der Fischer, und jede Art von Garn vor dem Verfaulen und Vermorschen bewahren wird. Unterdessen kommt hiebei noch zu bemerken, daß das Quecksilbersublimat ein heftiges Gift sey, dessen Anwendung sehr viele Vorsicht erfordert. J. S. Ostindischer Mädchenraub. Vor kurzer Zeit wurde zu Kalkutta ein Mensch gehangen, dessen Verbrechen von einer ganz sonder- baren und den Europäern wohl unbekannten Art war. Er war nämlich ein so ausgezeichneter Schwim- mer, das er ganz unglaublich große Strecken unter dem Wasser fortschwimmen konnte; diese Kunst be- nutzte der Bösewicht dazu, sich den eingezäunten Badeplätzen der indianischen vornehmen Frauen unter dem Wasser zu nähern; alsdann ergriff er ungesehen eine derselben bei den Füßen, zog sie unter das Wasser, ertränkte sie, und beraubte sie ihres Schmuckes; denn die indianischen Da- men pflegen stets mit allen ihren Juwelen zu baden. Die Umstehenden, welche das Verschwinden der Badenden sahen, glaubten, daß ihre Gefährtin von einem unter dem Wasser verborgenen Krokodill geraubt worden sey, und überall hörte man Ver- wünschungen gegen diese schrecklichen Thiere. End- lich aber trug es sich einst zu, daß ein Mäd- chen sich glücklicherweise von dem Räuber los- machte, und entkam, und zu dem Erstaunen Aller sagte, es sey kein Krokodill, sondern ein Mann, der nach ihr geschnappt habe. Dieses leitete zu einer Entdeckung des Mörders, und er gestand, daß er schon 7 Jahre lang dies Badwerk getrieben habe. M. Die Erdpechquellen auf der Jnsel Zante. Die Erdpechquellen sind eine Naturerscheinung auf Zante, die als den Alterthümern der Jnsel zugehörig kann betrachtet werden, indem sie zu He- rodot 's Zeiten bereits bekannt und beschrieben, nachher von Pausanias, Plinius und andern alten Schriftstellern erwähnt wurden. Sie liegen im südlichen Theile der Jnsel, zehn Meilen von der Stadt entfernt, nahe am Ufer der Bucht. Ein sumpfiges Stück Land, das sich dem Meere zuneigt, und von Kalkboden umgeben ist, enthält drei bis vier kleine mit Bergpech überzogene Teiche. Die Bewegung des Wassers hebt diese klebrige Masse empor, die auf seiner Decke schwimmt. Der merk- würdigste dieser Teiche ist kreisförmig, untief, und von etwa 50 F im Umkreis. Er ist reich an Berg- pech. Das abfließende Wasser bleibt davon noch dermaßen geschwängert, daß da, wo es sich ins Meer ergießt, das ölige Harz abgesetzt wird. Mit den übrigen Teichen verhält es sich ungefähr eben so. Das Erdpech wird jährlich einmal gesammelt, und beträgt, wie man versichert, bei hundert Fäs- sern. Es wird meist nur zum Kalfatern der Schiffe gebraucht und ist für das Tauwerk minder brauchbar. Diese seit zwei bis dreitausend Jahren in bei- nahe unverändertem Zustand gebliebenen Pechquellen sind ein merkwürdiges Beispiel der Stetigkeit der Natur. Die Beschreibung, welche Herodot davon geliefert hat, stimmt vollkommen mit dem überein, was wir heute noch vor Augen sehen, und jetzt noch, wie damals, wird das Pech mit Aesten von Myrthen oder anderm Gesträuch, die man an einen Stock befestigt, aus dem Teiche geholt. Es ist eine herrschende Meinung in Zante, daß die Einsamm- lung des Bergpeches zur Zeit des Erdbebens rei- cher ausfällt, und es kann auch leicht seyn, daß diese Erschütterungen die Ablösung des Minerals von seiner Lagerstätte befördern. Jn der Nähe die- ser Quellen ist das Land minder bevölkert, als auf der übrigen Jnsel. Wahrscheinlich ist kein anderes Land den Erd- beben mehr ausgesetzt, als Zante. Nicht selten treffen deren zwei bis drei in einem Monate zu- sammen und im Sommer von 1811 verspürte man dreißig bis vierzig Tage nacheinander gewöhnlich jeden Tag mehrere Stöße. Die Heftigkeit einiger derselben erhellt aus den Mauerrissen am Schloß und aus den Spalten der Häuser. Gewöhnlich sind diese Erderschütterungen von beschränkter Ausdeh- nung, so daß sie nur auf den kleinen Jnseln der Nach- barschaft und an den nächst gelegenen Küsten des festen Landes verspürt werden. Bisweilen scheint es sogar, als ob sie auf den Umfang der Jnsel be- schränkt seyen. Meist theilen sie dem Boden nur eine wellenförmige Bewegung mit. Hier und an- derwärts geht ihnen, wie man versichert, eine besondere Beschaffenheit der Lnft voran, die das Athemholen erschwert, und von einigen Personen als eine schwefelhaltende Atmosphäre bezeichnet wird. Meistens folgt ihr alsdann der Regen nach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama24_1834/7>, abgerufen am 24.11.2024.