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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 23. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] daß Pedro nur auf diese Art zu bezahlen geson-
nen sey.

Noch müssen wir endlich auch der sogenannten
Valentoens erwähnen, eine Art nationaler Re-
nomisten, die man so zu sagen, überall und nirgends
fand. Es waren Leute aus allen Klassen, aber
durch gleichen Muth, gleichen Unabhängigkeitsgeist
und gleichen Hang zum Abentheuerlichen vereint.
Sie trugen Schnuren von grünen Kügelchen um den
Hals, denen man eine Art Zauberkraft gegen alle
Gefahren zuschrieb. Dabei waren sie mit Flinten,
Pistolen und langen Messern bewaffnet; auch führ-
ten sie große Hunde, die an den Rum gewöhnt
waren, bei sich. Die Valentoens lebten auf allge-
meine Kosten; überall kam man ihnen, aus Furcht
vor ihrem Amte, mit Geschenken zuvor. Besonders
pflegten sie sich bei Festgelagen einzufinden, wo ihre
bloße Gegenwart alles in Qrdnung hielt. Nie dul-
deten sie, daß irgend einer Streit anfing, oder sich
gegen ein Frauenzimmer vergaß. Dagegen forder-
ten sie aber für sich selbst überall Gehorsam und
Ehrfurcht. Oft lagerten sie sich auf Kreuzwegen,
und hielten die Leute an. Entweder mußte man sich
mit ihnen schlagen, oder vom Pferde steigen und
mit abgezogenem Hute vorüberziehen.

Wehe dem, der nachtheilig von ihnen sprach,
und sollte es erst nach Jahren seyn, er ward schreck-
lich dafür bestraft. So hatte einmal ein reicher
Pflanzer einen abwesenden Valentam mit der
Reitpeitsche zu züchtigen gedroht. Dieser erfuhr es
und ruhte nicht eher, bis er mit dem Pflanzer zu-
sammentraf. -- Letzterer war zu Pferde und kam
einen schmalen Fußsteig daher.

"Steig ab" -- rief ihm der Valentam zu --
"Steig ab Gevatter, und gib mir eine Prise Ta-
bak!" -- Der Pflanzer reichte ihm zwar die Dose,
riß aber zu gleicher Zeit sein Pferd herum, und
jagte davon. "Mit Gott, Gevatter!" rief der Valen-
tam, ließ sich auf ein Knie nieder, und schoß ihn ohne
weiters vom Pferde herab. -- Dieß die Valen-
toens!
-- Es ist indeß zu bemerken, daß sie seit
fünfzehn Jahren beinahe verschwunden sind.



Der gefleckte Schierling ( Conium maculatum ) .

Diese gefährliche Pflanze unterscheidet sich von ihren
Gattungsverwandten, dem Wasser=Schierling und dem
Garten = Schierling, durch den sehr ästigen, glatten,
gefleckten Stengel und durch den wehrlosen Samen.
Die spindelförmige Wurzel dauert zwei Jahre. Sie
riecht wie Pastinakwurzel, enthält in der Jugend
einen milchartigen Saft und zeigt im Durchschnitte
kreisförmige Zeichnungen. Der Stengel, welcher erst
im zweiten Jahre aus der Wurzel aufschießt, ist
nach Beschaffenheit des Bodens 4 bis 6 Fuß hoch,
öfters zolldick, inwendig hohl und äußerlich mit
braunrothen Flecken bezeichnet. Die großen, drei-
fach gefiederten Blätter sind auf der obern Fläche
schwarzgrün, glatt und glänzend, und kommen
aus einer rothgefleckten Scheide. An den Kno-
ten der Stengel aus den Blattwinkeln sprossen
Zweige, die so hoch werden, wie der Hauptstengel,
und unten bei ihrem Anfange mit der Blattscheide
umgeben sind. Die Blättchen, woraus die Blätter
bestehen, sitzen auf kleinen Stielen einander gegen-
über, und sind in noch kleinere, am Rande gezähnte
[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Der gefleckte Schierling. )
aber stiellose Blättchen gespalten, welche den Blätt-
chen der Petersilie gleichen. Die Blüthendolden er-
scheinen im Juli und August an den Enden des
Stengels und seiner Zweige. Die allgemeine Hülle
besteht aus 3 bis 8 schmalen, zurückgebogenen Blätt-
chen, welche bei der REife des Samens abfallen;
die allgemeine Dolde enthält 9 bis 13 Strahlen,
deren jeder eine aus mehreren weißen Blümchen
bestehende kleinere Dolde trägt. Die Blümchen ha-
ben 5, der Länge nach mit einem erhabenen Mit-
telstriche bezeichnete, herzförmige, ungleich große
Blättchen. Sie hinterlassen eine fünfstreifigte Frucht,
die beinahe kugelrund ist, und 2 getüpfelte, halb-
gewölbte, gestreifte Samen mit einer glatten und einer in die Quere gerippten Fläche enthält. Der
Gestalt nach hat der Schierlingssamen mit dem
Aniese viele Aehnlichkeit, doch unterscheidet ihn sein
übler Gerich gar leicht von demselben. Bei uns
und in Deutschland wächst der eigentliche Schier-
ling häufig auf ungebauten Ackerstücken in Gärten,
auf Schutthaufen, an Zäunen und andern ungebau-
ten Stellen. Er wird zu den stärksten einheimischen
Giftpflanzen gezählt, und hat einen unangenehmen
Geruch, der dem Geruche von den sogenannten spa-
nischen Fliegen und vom Katzenurin gleicht. Ueber
die Bestimmung der Eigenschaften und Kräfte des
Schierlings fallen die Urtheile verschieden aus; ge-
wiß ist's indeß, daß er als Gift wirkt, aber eben
deswegen ist er auch wieder als Heilmittel in vie-
len Fällen nützlich. Der Genuß der Wurzel, des Krauts und des Samens hat, wie die Erfahrung
lehrt, bei Menschen und Thieren nachtheilige Zu-
fälle, Schwindel, Erbrechen, Wahnsinn, Blindheit,
Schlafsucht, Herzensangst, Magenkrampf, Zuckun-
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] daß Pedro nur auf diese Art zu bezahlen geson-
nen sey.

Noch müssen wir endlich auch der sogenannten
Valentoens erwähnen, eine Art nationaler Re-
nomisten, die man so zu sagen, überall und nirgends
fand. Es waren Leute aus allen Klassen, aber
durch gleichen Muth, gleichen Unabhängigkeitsgeist
und gleichen Hang zum Abentheuerlichen vereint.
Sie trugen Schnuren von grünen Kügelchen um den
Hals, denen man eine Art Zauberkraft gegen alle
Gefahren zuschrieb. Dabei waren sie mit Flinten,
Pistolen und langen Messern bewaffnet; auch führ-
ten sie große Hunde, die an den Rum gewöhnt
waren, bei sich. Die Valentoens lebten auf allge-
meine Kosten; überall kam man ihnen, aus Furcht
vor ihrem Amte, mit Geschenken zuvor. Besonders
pflegten sie sich bei Festgelagen einzufinden, wo ihre
bloße Gegenwart alles in Qrdnung hielt. Nie dul-
deten sie, daß irgend einer Streit anfing, oder sich
gegen ein Frauenzimmer vergaß. Dagegen forder-
ten sie aber für sich selbst überall Gehorsam und
Ehrfurcht. Oft lagerten sie sich auf Kreuzwegen,
und hielten die Leute an. Entweder mußte man sich
mit ihnen schlagen, oder vom Pferde steigen und
mit abgezogenem Hute vorüberziehen.

Wehe dem, der nachtheilig von ihnen sprach,
und sollte es erst nach Jahren seyn, er ward schreck-
lich dafür bestraft. So hatte einmal ein reicher
Pflanzer einen abwesenden Valentam mit der
Reitpeitsche zu züchtigen gedroht. Dieser erfuhr es
und ruhte nicht eher, bis er mit dem Pflanzer zu-
sammentraf. — Letzterer war zu Pferde und kam
einen schmalen Fußsteig daher.

„Steig ab“ — rief ihm der Valentam zu —
„Steig ab Gevatter, und gib mir eine Prise Ta-
bak!“ — Der Pflanzer reichte ihm zwar die Dose,
riß aber zu gleicher Zeit sein Pferd herum, und
jagte davon. „Mit Gott, Gevatter!“ rief der Valen-
tam, ließ sich auf ein Knie nieder, und schoß ihn ohne
weiters vom Pferde herab. — Dieß die Valen-
toens!
— Es ist indeß zu bemerken, daß sie seit
fünfzehn Jahren beinahe verschwunden sind.



Der gefleckte Schierling ( Conium maculatum ) .

Diese gefährliche Pflanze unterscheidet sich von ihren
Gattungsverwandten, dem Wasser=Schierling und dem
Garten = Schierling, durch den sehr ästigen, glatten,
gefleckten Stengel und durch den wehrlosen Samen.
Die spindelförmige Wurzel dauert zwei Jahre. Sie
riecht wie Pastinakwurzel, enthält in der Jugend
einen milchartigen Saft und zeigt im Durchschnitte
kreisförmige Zeichnungen. Der Stengel, welcher erst
im zweiten Jahre aus der Wurzel aufschießt, ist
nach Beschaffenheit des Bodens 4 bis 6 Fuß hoch,
öfters zolldick, inwendig hohl und äußerlich mit
braunrothen Flecken bezeichnet. Die großen, drei-
fach gefiederten Blätter sind auf der obern Fläche
schwarzgrün, glatt und glänzend, und kommen
aus einer rothgefleckten Scheide. An den Kno-
ten der Stengel aus den Blattwinkeln sprossen
Zweige, die so hoch werden, wie der Hauptstengel,
und unten bei ihrem Anfange mit der Blattscheide
umgeben sind. Die Blättchen, woraus die Blätter
bestehen, sitzen auf kleinen Stielen einander gegen-
über, und sind in noch kleinere, am Rande gezähnte
[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Der gefleckte Schierling. )
aber stiellose Blättchen gespalten, welche den Blätt-
chen der Petersilie gleichen. Die Blüthendolden er-
scheinen im Juli und August an den Enden des
Stengels und seiner Zweige. Die allgemeine Hülle
besteht aus 3 bis 8 schmalen, zurückgebogenen Blätt-
chen, welche bei der REife des Samens abfallen;
die allgemeine Dolde enthält 9 bis 13 Strahlen,
deren jeder eine aus mehreren weißen Blümchen
bestehende kleinere Dolde trägt. Die Blümchen ha-
ben 5, der Länge nach mit einem erhabenen Mit-
telstriche bezeichnete, herzförmige, ungleich große
Blättchen. Sie hinterlassen eine fünfstreifigte Frucht,
die beinahe kugelrund ist, und 2 getüpfelte, halb-
gewölbte, gestreifte Samen mit einer glatten und einer in die Quere gerippten Fläche enthält. Der
Gestalt nach hat der Schierlingssamen mit dem
Aniese viele Aehnlichkeit, doch unterscheidet ihn sein
übler Gerich gar leicht von demselben. Bei uns
und in Deutschland wächst der eigentliche Schier-
ling häufig auf ungebauten Ackerstücken in Gärten,
auf Schutthaufen, an Zäunen und andern ungebau-
ten Stellen. Er wird zu den stärksten einheimischen
Giftpflanzen gezählt, und hat einen unangenehmen
Geruch, der dem Geruche von den sogenannten spa-
nischen Fliegen und vom Katzenurin gleicht. Ueber
die Bestimmung der Eigenschaften und Kräfte des
Schierlings fallen die Urtheile verschieden aus; ge-
wiß ist's indeß, daß er als Gift wirkt, aber eben
deswegen ist er auch wieder als Heilmittel in vie-
len Fällen nützlich. Der Genuß der Wurzel, des Krauts und des Samens hat, wie die Erfahrung
lehrt, bei Menschen und Thieren nachtheilige Zu-
fälle, Schwindel, Erbrechen, Wahnsinn, Blindheit,
Schlafsucht, Herzensangst, Magenkrampf, Zuckun-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 23. Prag, 1836, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama23_1836/4>, abgerufen am 21.11.2024.