[Beginn Spaltensatz]
und ein Geldstück, und glaubte, während er aß und trank, er übernehme damit die kleinen Sünden des Verstorbenen, dessen Familie von diesem Augenblicke ganz beruhigt über sein Verhältniß im ewigen Leben war. Es ist noch nicht sehr lange her, daß man manchmal Testamente machte, in welchen verordnet wurde, daß einer oder mehrere Arme die Ausübung dieses Gebrauches während der Leichenbegängnisses über sich nähmen. Jn der Todesstunde fühlen die Menschen die Last des Gewissens, und greifen willig zu jedem Aberglauben, um solches zu erleichtern. Die Hindus füllen mit ihren Sünden einen Topf an, den sie vom Ganges hinab treiben lassen, die Bewohner von Wales ließen sie von armen Leuten verschlingen, und es gibt keine Abgeschmacktheit, die man nicht annimmt, um mit Einmal von seinen La- sten befreit zu seyn.
Die Freunde des Verstorbenen in Wales tragen Sorge, sein Grab zu schmücken, und kommen durch mehrere Sonntage wieder auf dasselbe, um ihre Gebete anzustimmen. Auf dem Lande glaubt man an die Wiederkrhr der Todten und Erscheinungen, welche die bevorstehenden Todesfälle anzeigen; man hat selbst den Glauben an das Daseyn der Feen oder " Tylvyth=Tag " und Zwerge oder " Ellil- lon " noch nicht ganz aufgegeben, denen man bos- hafte Streiche zuschreibt, wie im Norden von Eu- ropa; während andere Feen, nach den Erzählungen der Alten, um Mitternacht in die Häuser gehen, wo das Feuer ordentlich ausgethan, die Tenne wohl gereinigt ist, und die Eimer mit Wasser gefüllt sind. Sie singen daselbst den " Torriad=y=Dy'dd, " oder das Lied der Morgenröthe, und verschwinden, ein Geldstück zurücklassend. Ein Glauben, welcher zur Reinlichkeit und Vorsicht gegen Feuersbrünste ermuntert.
Man hat ein Lied über den " Einion=Llo- nyd, " den Bothen des " Gwsg, " Gott des Schla- ses, welcher in die Häuser geht, worin sich Kinder befinden, und mit einem süßen Lächeln ihre Stirnen leicht berührt, um sie einzuschläfern.
Die Abergläubigsten beunruhigen sich über böse Vorbedeutungen, und fürchten selbst schwarze Kunst und Bezauberungen. Man zündet um die Zeit der Sonnenwenden und der Tag = und Nachtgleichen Feuer an. Am grünen Donnerstage begeben sich die Frauen zu einer Quelle, der " Nells=Point, " deren Wasser seit den Zeiten des Heidenthums einen großen Ruf hat, und sie lassen daselbst Nadeln als Opfergaben zurück. Auf Ostern schlachtet man ein Lamm, und trägt ein neues Kleidungsstück an sich. Am zweiten und dritten Tage dieses Festes schlägt man den Ball, wie überhaupt bei allen Festen, und in den untersten Klassen hat man einen Gebrauch, der zwar in der That nicht sehr geistreich ist, doch belustigt er das Volk sehr und mit geringen Kosten; man nennt ihn " Lifting, " und es handelt sich dabei nur darum, einen Mann oder eine Frau auf einen Tragsessel zu setzen und dreimal in die Luft zu heben, während man sie jedoch stets mit dem Fallenlassen bedroht. Am Ostermontag sind es die Männer, welche die Weiber emporheben, aber am Dienstage ist der umgekehrte Fall; doch an jedem dieser Tage hat der Scherz um Mittagszeit ein Ende. Man geht truppenweise herum, bemächtigt sich der ersten Person, die man begegnet, und zwingt sie, den " Lifting " zu erdulden. Ein wenig [Spaltenumbruch]
Widerstand vermehrt das Vergnügen; doch eine förmliche Weigerung würde das Volk erzürnen.
Um Pfingsten tanzt man den Morristanz, dessen Shakespeare in einem seiner Dramen er- wähnt; er wird von Männern ausgeführt, die mit Bändern geschmückt zwei Tänzern, von zwei Lustig- machern begleitet, zu Figuranten dienen; die letztern haben das Gesicht geschwärzt, und einer derselben ist als Weib gekleidet.
Während die zwei Tänzer eine Art von Pas de deux ausführen, unterhalten beide Lustigmacher durch ihre Sprünge und Possen. Am Pfingstmon- tage wird der Langschläfer, welcher in einem Land- hause zuletzt aufsteht, von der ganzen Gesellschaft angekleidet.
Man feiert die Einweihung der Kirchen. Den Abend vor Weihnachten führt jeder Mann des Hau- ses eine Frauensperson unter einen Strauß von Disteln, der an der Decke aufgehängt wird, und wünscht ihr "gute Weihnachten und ein gutes Jahr." Weihnachten heißt in der Sprache von Wales: " Gwyllian, " Fest, weil es fast in ganz Eng- land vorzugsweise als das Fest erkannt wird, und zu dieser Jahrszeit übt man auch die Gastfreiheit in den Schlössern aus. Man weiß, daß es sonst um Weihnachten war, wo die galischen Barden sich in die Schlösser und Abteien begaben, um ihre Verse und Musik hören zu lassen, und mit ihren Talenten zu wettkämpfen. Es war auf einer Bar- den=Versammlung zu Weihnachten 1107 bei Cadw- gen=ap=Bleddin, wo man die Gesetze der Bar- den überarbeitete. Bei einem ähnlichen Feste, zu Weihnachten 1135, im Schlosse von Gruffud=ap- Rhys fand ein großer Zusammenfluß von Dicht- kunst und Musik unter den Barden von Wales Statt. Gegenwärtig verfassen die Dichter oder Rei- mer des Landes Weihnachts=Gesänge für diese Zeit, die man nach dem Morgen = oder Abend - Gottes- dienst absingt, und welche, wenn sie Erfolg haben, den Ruf der Verfasser gründen. D.
Erprobtes Mittel, schnell zu buttern und die Menge der Butter zu vermehren. ( Aus den Meißnischen Kreisblättern. )
Auf 12 KannenMilchrahm nimmt man 1 Loth fein gestossenen Alaun, thut dazu noch 2 Kannen Sauermilch, und mengt alles gut unter einander. Dann stellt man diesen zum Buttern bestimmten Milchrahm zu einem gelinden Feuer, läßt ihn lau werden und wieder abkühlen, schüttet ihn sodann ins Butterfaß, und nach 6 Minuten Buttern erhält man die reinste. Butter und zwar ein Drittel mehr als auf die gewöhnliche Art.
Jod als Prüfungsmittel der Sahne. ( Aus den polizeilichen Mittheilungen für Sachsen. )
Jn Nro. 10 dieses Blattes kam mir ein Auf- satz über Milch und Butterhandel in Dresden von einem mit der Landwirthschaft genau Bekannten zu Gesicht, in welchem unter andern die Verfälschung der Milch oder Sahne durch Mehl und Kartoffel- mehl beiher erwähnt wird, und wo auch Dary's Milchmesser, Lactometer, genannt wird.
[Ende Spaltensatz]
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
und ein Geldstück, und glaubte, während er aß und trank, er übernehme damit die kleinen Sünden des Verstorbenen, dessen Familie von diesem Augenblicke ganz beruhigt über sein Verhältniß im ewigen Leben war. Es ist noch nicht sehr lange her, daß man manchmal Testamente machte, in welchen verordnet wurde, daß einer oder mehrere Arme die Ausübung dieses Gebrauches während der Leichenbegängnisses über sich nähmen. Jn der Todesstunde fühlen die Menschen die Last des Gewissens, und greifen willig zu jedem Aberglauben, um solches zu erleichtern. Die Hindus füllen mit ihren Sünden einen Topf an, den sie vom Ganges hinab treiben lassen, die Bewohner von Wales ließen sie von armen Leuten verschlingen, und es gibt keine Abgeschmacktheit, die man nicht annimmt, um mit Einmal von seinen La- sten befreit zu seyn.
Die Freunde des Verstorbenen in Wales tragen Sorge, sein Grab zu schmücken, und kommen durch mehrere Sonntage wieder auf dasselbe, um ihre Gebete anzustimmen. Auf dem Lande glaubt man an die Wiederkrhr der Todten und Erscheinungen, welche die bevorstehenden Todesfälle anzeigen; man hat selbst den Glauben an das Daseyn der Feen oder „ Tylvyth=Tag “ und Zwerge oder „ Ellil- lon “ noch nicht ganz aufgegeben, denen man bos- hafte Streiche zuschreibt, wie im Norden von Eu- ropa; während andere Feen, nach den Erzählungen der Alten, um Mitternacht in die Häuser gehen, wo das Feuer ordentlich ausgethan, die Tenne wohl gereinigt ist, und die Eimer mit Wasser gefüllt sind. Sie singen daselbst den „ Torriad=y=Dy'dd, “ oder das Lied der Morgenröthe, und verschwinden, ein Geldstück zurücklassend. Ein Glauben, welcher zur Reinlichkeit und Vorsicht gegen Feuersbrünste ermuntert.
Man hat ein Lied über den „ Einion=Llo- nyd, “ den Bothen des „ Gwsg, “ Gott des Schla- ses, welcher in die Häuser geht, worin sich Kinder befinden, und mit einem süßen Lächeln ihre Stirnen leicht berührt, um sie einzuschläfern.
Die Abergläubigsten beunruhigen sich über böse Vorbedeutungen, und fürchten selbst schwarze Kunst und Bezauberungen. Man zündet um die Zeit der Sonnenwenden und der Tag = und Nachtgleichen Feuer an. Am grünen Donnerstage begeben sich die Frauen zu einer Quelle, der „ Nells=Point, “ deren Wasser seit den Zeiten des Heidenthums einen großen Ruf hat, und sie lassen daselbst Nadeln als Opfergaben zurück. Auf Ostern schlachtet man ein Lamm, und trägt ein neues Kleidungsstück an sich. Am zweiten und dritten Tage dieses Festes schlägt man den Ball, wie überhaupt bei allen Festen, und in den untersten Klassen hat man einen Gebrauch, der zwar in der That nicht sehr geistreich ist, doch belustigt er das Volk sehr und mit geringen Kosten; man nennt ihn „ Lifting, “ und es handelt sich dabei nur darum, einen Mann oder eine Frau auf einen Tragsessel zu setzen und dreimal in die Luft zu heben, während man sie jedoch stets mit dem Fallenlassen bedroht. Am Ostermontag sind es die Männer, welche die Weiber emporheben, aber am Dienstage ist der umgekehrte Fall; doch an jedem dieser Tage hat der Scherz um Mittagszeit ein Ende. Man geht truppenweise herum, bemächtigt sich der ersten Person, die man begegnet, und zwingt sie, den „ Lifting “ zu erdulden. Ein wenig [Spaltenumbruch]
Widerstand vermehrt das Vergnügen; doch eine förmliche Weigerung würde das Volk erzürnen.
Um Pfingsten tanzt man den Morristanz, dessen Shakespeare in einem seiner Dramen er- wähnt; er wird von Männern ausgeführt, die mit Bändern geschmückt zwei Tänzern, von zwei Lustig- machern begleitet, zu Figuranten dienen; die letztern haben das Gesicht geschwärzt, und einer derselben ist als Weib gekleidet.
Während die zwei Tänzer eine Art von Pas de deux ausführen, unterhalten beide Lustigmacher durch ihre Sprünge und Possen. Am Pfingstmon- tage wird der Langschläfer, welcher in einem Land- hause zuletzt aufsteht, von der ganzen Gesellschaft angekleidet.
Man feiert die Einweihung der Kirchen. Den Abend vor Weihnachten führt jeder Mann des Hau- ses eine Frauensperson unter einen Strauß von Disteln, der an der Decke aufgehängt wird, und wünscht ihr „gute Weihnachten und ein gutes Jahr.“ Weihnachten heißt in der Sprache von Wales: „ Gwyllian, “ Fest, weil es fast in ganz Eng- land vorzugsweise als das Fest erkannt wird, und zu dieser Jahrszeit übt man auch die Gastfreiheit in den Schlössern aus. Man weiß, daß es sonst um Weihnachten war, wo die galischen Barden sich in die Schlösser und Abteien begaben, um ihre Verse und Musik hören zu lassen, und mit ihren Talenten zu wettkämpfen. Es war auf einer Bar- den=Versammlung zu Weihnachten 1107 bei Cadw- gen=ap=Bleddin, wo man die Gesetze der Bar- den überarbeitete. Bei einem ähnlichen Feste, zu Weihnachten 1135, im Schlosse von Gruffud=ap- Rhys fand ein großer Zusammenfluß von Dicht- kunst und Musik unter den Barden von Wales Statt. Gegenwärtig verfassen die Dichter oder Rei- mer des Landes Weihnachts=Gesänge für diese Zeit, die man nach dem Morgen = oder Abend - Gottes- dienst absingt, und welche, wenn sie Erfolg haben, den Ruf der Verfasser gründen. D.
Erprobtes Mittel, schnell zu buttern und die Menge der Butter zu vermehren. ( Aus den Meißnischen Kreisblättern. )
Auf 12 KannenMilchrahm nimmt man 1 Loth fein gestossenen Alaun, thut dazu noch 2 Kannen Sauermilch, und mengt alles gut unter einander. Dann stellt man diesen zum Buttern bestimmten Milchrahm zu einem gelinden Feuer, läßt ihn lau werden und wieder abkühlen, schüttet ihn sodann ins Butterfaß, und nach 6 Minuten Buttern erhält man die reinste. Butter und zwar ein Drittel mehr als auf die gewöhnliche Art.
Jod als Prüfungsmittel der Sahne. ( Aus den polizeilichen Mittheilungen für Sachsen. )
Jn Nro. 10 dieses Blattes kam mir ein Auf- satz über Milch und Butterhandel in Dresden von einem mit der Landwirthschaft genau Bekannten zu Gesicht, in welchem unter andern die Verfälschung der Milch oder Sahne durch Mehl und Kartoffel- mehl beiher erwähnt wird, und wo auch Dary's Milchmesser, Lactometer, genannt wird.
[Ende Spaltensatz]
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[158/0006]
Panorama des Universums.
und ein Geldstück, und glaubte, während er aß und
trank, er übernehme damit die kleinen Sünden des
Verstorbenen, dessen Familie von diesem Augenblicke
ganz beruhigt über sein Verhältniß im ewigen Leben
war. Es ist noch nicht sehr lange her, daß man
manchmal Testamente machte, in welchen verordnet
wurde, daß einer oder mehrere Arme die Ausübung
dieses Gebrauches während der Leichenbegängnisses
über sich nähmen. Jn der Todesstunde fühlen die
Menschen die Last des Gewissens, und greifen willig
zu jedem Aberglauben, um solches zu erleichtern.
Die Hindus füllen mit ihren Sünden einen Topf
an, den sie vom Ganges hinab treiben lassen, die
Bewohner von Wales ließen sie von armen Leuten
verschlingen, und es gibt keine Abgeschmacktheit, die
man nicht annimmt, um mit Einmal von seinen La-
sten befreit zu seyn.
Die Freunde des Verstorbenen in Wales tragen
Sorge, sein Grab zu schmücken, und kommen durch
mehrere Sonntage wieder auf dasselbe, um ihre
Gebete anzustimmen. Auf dem Lande glaubt man
an die Wiederkrhr der Todten und Erscheinungen,
welche die bevorstehenden Todesfälle anzeigen; man
hat selbst den Glauben an das Daseyn der Feen
oder „ Tylvyth=Tag “ und Zwerge oder „ Ellil-
lon “ noch nicht ganz aufgegeben, denen man bos-
hafte Streiche zuschreibt, wie im Norden von Eu-
ropa; während andere Feen, nach den Erzählungen
der Alten, um Mitternacht in die Häuser gehen,
wo das Feuer ordentlich ausgethan, die Tenne wohl
gereinigt ist, und die Eimer mit Wasser gefüllt sind.
Sie singen daselbst den „ Torriad=y=Dy'dd, “
oder das Lied der Morgenröthe, und verschwinden,
ein Geldstück zurücklassend. Ein Glauben, welcher
zur Reinlichkeit und Vorsicht gegen Feuersbrünste
ermuntert.
Man hat ein Lied über den „ Einion=Llo-
nyd, “ den Bothen des „ Gwsg, “ Gott des Schla-
ses, welcher in die Häuser geht, worin sich Kinder
befinden, und mit einem süßen Lächeln ihre Stirnen
leicht berührt, um sie einzuschläfern.
Die Abergläubigsten beunruhigen sich über böse
Vorbedeutungen, und fürchten selbst schwarze Kunst
und Bezauberungen. Man zündet um die Zeit der
Sonnenwenden und der Tag = und Nachtgleichen
Feuer an. Am grünen Donnerstage begeben sich die
Frauen zu einer Quelle, der „ Nells=Point, “
deren Wasser seit den Zeiten des Heidenthums einen
großen Ruf hat, und sie lassen daselbst Nadeln als
Opfergaben zurück. Auf Ostern schlachtet man ein
Lamm, und trägt ein neues Kleidungsstück an sich.
Am zweiten und dritten Tage dieses Festes schlägt
man den Ball, wie überhaupt bei allen Festen, und
in den untersten Klassen hat man einen Gebrauch,
der zwar in der That nicht sehr geistreich ist, doch
belustigt er das Volk sehr und mit geringen Kosten;
man nennt ihn „ Lifting, “ und es handelt sich
dabei nur darum, einen Mann oder eine Frau auf
einen Tragsessel zu setzen und dreimal in die Luft
zu heben, während man sie jedoch stets mit dem
Fallenlassen bedroht. Am Ostermontag sind es die
Männer, welche die Weiber emporheben, aber am
Dienstage ist der umgekehrte Fall; doch an jedem
dieser Tage hat der Scherz um Mittagszeit ein
Ende. Man geht truppenweise herum, bemächtigt
sich der ersten Person, die man begegnet, und
zwingt sie, den „ Lifting “ zu erdulden. Ein wenig
Widerstand vermehrt das Vergnügen; doch eine
förmliche Weigerung würde das Volk erzürnen.
Um Pfingsten tanzt man den Morristanz,
dessen Shakespeare in einem seiner Dramen er-
wähnt; er wird von Männern ausgeführt, die mit
Bändern geschmückt zwei Tänzern, von zwei Lustig-
machern begleitet, zu Figuranten dienen; die letztern
haben das Gesicht geschwärzt, und einer derselben
ist als Weib gekleidet.
Während die zwei Tänzer eine Art von Pas
de deux ausführen, unterhalten beide Lustigmacher
durch ihre Sprünge und Possen. Am Pfingstmon-
tage wird der Langschläfer, welcher in einem Land-
hause zuletzt aufsteht, von der ganzen Gesellschaft
angekleidet.
Man feiert die Einweihung der Kirchen. Den
Abend vor Weihnachten führt jeder Mann des Hau-
ses eine Frauensperson unter einen Strauß von
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wünscht ihr „gute Weihnachten und ein gutes Jahr.“
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„ Gwyllian, “ Fest, weil es fast in ganz Eng-
land vorzugsweise als das Fest erkannt wird, und
zu dieser Jahrszeit übt man auch die Gastfreiheit
in den Schlössern aus. Man weiß, daß es sonst
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in die Schlösser und Abteien begaben, um ihre
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den überarbeitete. Bei einem ähnlichen Feste, zu
Weihnachten 1135, im Schlosse von Gruffud=ap-
Rhys fand ein großer Zusammenfluß von Dicht-
kunst und Musik unter den Barden von Wales
Statt. Gegenwärtig verfassen die Dichter oder Rei-
mer des Landes Weihnachts=Gesänge für diese Zeit,
die man nach dem Morgen = oder Abend - Gottes-
dienst absingt, und welche, wenn sie Erfolg haben,
den Ruf der Verfasser gründen. D.
Erprobtes Mittel, schnell zu buttern und
die Menge der Butter zu vermehren.
( Aus den Meißnischen Kreisblättern. )
Auf 12 KannenMilchrahm nimmt man 1 Loth
fein gestossenen Alaun, thut dazu noch 2 Kannen
Sauermilch, und mengt alles gut unter einander.
Dann stellt man diesen zum Buttern bestimmten
Milchrahm zu einem gelinden Feuer, läßt ihn lau
werden und wieder abkühlen, schüttet ihn sodann
ins Butterfaß, und nach 6 Minuten Buttern erhält
man die reinste. Butter und zwar ein Drittel mehr
als auf die gewöhnliche Art.
Jod als Prüfungsmittel der Sahne.
( Aus den polizeilichen Mittheilungen für Sachsen. )
Jn Nro. 10 dieses Blattes kam mir ein Auf-
satz über Milch und Butterhandel in Dresden von
einem mit der Landwirthschaft genau Bekannten zu
Gesicht, in welchem unter andern die Verfälschung
der Milch oder Sahne durch Mehl und Kartoffel-
mehl beiher erwähnt wird, und wo auch Dary's
Milchmesser, Lactometer, genannt wird.
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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 20. Prag, 1836, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama20_1836/6>, abgerufen am 24.02.2025.
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