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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] als im Auslande, die meisten eben so gut, und sehr
viele überhaupt von guter Qualität erzeugt. Jm
Ganzen ist beim Fabrikswesen vor der Hand noch
das Zunftsystem, da wo es eingeführt war, jedoch
mit vielen Verbesserungen beibehalten, und die An-
näherung zur Gewerbsfreiheit geschieht, wie es die
Klugheit erheischt, nur allgemach. So gibt es daher
nach dem gegenwärtigen Stande folgende Klassen
des Fabrikwesens: 1 ) Meisterrechte, die noch den
Zunftverhältnissen und gewissen Zunftordnungen un-
terliegen. 2 ) Einfache Befugnisse ( kleine Fabriken )
außer dem Zunftzwange. 3 ) Landesbefugte Fabriken
und Manufakturen. 4 ) Ausschließende Privilegien.
Seit Erscheinung des erwähnten Patentes wurden
vom Dezember 1820 bis 1833 gegen 3000 Privile-
gien auf alle Arten von Fabrikationen, Kunstwerken
und Gewerbsverbesserungen ertheilt. Jn mehreren
Provinzen der Monarchie bestehen zur Aufsicht be-
sondere Fabriksinspektionen, so wie in den italieni-
schen Ländern eigene Kommerzkammern. Vorzügliche
Gegenstände der Fabrikation sind: Leinwaaren aller
Sorten, von den zum gemeinsten Bedarfe dienenden
Stoffen, bis zu dem schönsten Damaste und feinsten
Battiste. Die Leinweberei ist besonders in Böhmen,
Mähren und Schlesien von der größten Bedeuten-
heit, ihr jährliches Erzeugniß beträgt mehrere Mil-
lionen Gulden in Conv. Münze und ernährt Tau-
sende von Familien, unter andern hat Böhmen allein
20,000 Spitzenklöppeleien. Die Fabrikation von Wol-
lenzeugen beschäftigt 320,000 Menschen, wovon die
große kais. Fabrik in Linz allein 10,000; der Werth
der verarbeiteten Wolle, wozu Böhmen allein 400,000
Centner liefert, beträgt an 10 Millionen. An Tuch-
waaren zeichnet sich nebst Kärnthen, das die feinsten
und besten Tücher, obwohl in geringer Quantität,
liefert, Mähren seit geraumer Zeit aus, mit welchem
Lande jedoch seit einigen Jahren auch Böhmen mächtig
wetteifert, und bereits Tücher liefert, welche wegen
ihrer Schönheit, Güte und der Billigkeit ihrer Preise
gleich geschätzt sind.

Die Baumwollweberei ist in Böhmen, Mähren
und Oesterreich heimisch, und beschäftigt mit einem
Waarenwerthe von beinahe 90 Millionen jährlich
fast eine halbe Million Arbeiter. Die Wiener Weber
zeichnen sich besonders durch die herrlichsten Kunst-
produkte aus und dürften in diesem Fache schwerlich
von auswärtigen übertroffen werden; die Erzeugnisse
der österreichischen und böhmischen Druckfabriken ver-
dienen schon seit einer Reihe von Jahren das aus-
gezeichnetste Lob. Mit der Fabrikation von Seiden-
waaren beschäftigen sich 160,000 Jndividnen in
Oesterreich, 300,000 in Jtalien; diese steht, seit
Einführung zweckmäßiger Maschinen kaum mehr ge-
gen Frankreich zurück; im südlichen Tirol wird der
schönste Sammt erzeugt. Jn Seidenbändern, wie in
Posamentirarbeiten aller Art zeichnet sich die Resi-
denzstadt vorzüglich aus, Shawls und Shawlsbor-
duren werden ebenfalls in Wien am schönsten ver-
fertigt. Papierfabriken zählt die Monarchie 430,
welche jährlich für 20 Millionen an Werth erzengen.
Fast in allen Provinzen der Monarchie, vorzüglich
aber in Steyermark, Kärnthen, Krain, Böhmen und
Oesterreich wird die Fabrikation von Eisenwaaren
betrieben. Die gesammte Monarchie zählt 302 Hoch-
öfen und 1,220 Eisenhämmer, welche jährlich für 10
Millionen Waaren erzeugen; Kupferhämmer, Blech-
[Spaltenumbruch] hämmer und Walzwerke gibt es ebenfalls häufig,
und ihre Erzeugnisse sind von der vorzüglichsten Gat-
tung; die Bronzewaaren in Wien und Mailand
sind den französischen in Betracht der Ausarbeitung
und Vergoldung sehr nahe gekommen, nur stehen sie
diesen noch in der Wohlfeilheit nach. Die inländische
Glasfabrikation steht, besonders in Böhmen, auf einer
sehr hohen Stufe, und ist einer der wichtigsten und
ausgedehntesten Jndustriezweige der Monarchie. Böh-
men liefert geschnittene und geschliffene Glaswaaren,
welche sowohl in der Zeichnung als Ausarbeitung
Meisterwerke genannt zu werden verdienen. Gegos-
sene Spiegeltafeln werden nur in der kaiserl. Spie-
gelfabrik zu Reichenau erzeugt, geblasene jedoch
verfertigen mehrere Hütten in Böhmen, so wie die
Fabrik zu Murano im Venetianischen. Optische
Gläser und Jnstrumente werden am besten in Wien,
dann auch in Prag und Venedig erzeugt. Der
Staat zählt in Allem 2000 Glas = und 12 Spiegel-
hütten. Die Tabakfabrikation wird nur in den un-
garischen Ländern von Privaten betrieben, in den
übrigen Provinzen ist sie Monopol des Staates,
welcher acht große ärarialische Tabakfabriken zu
Haimburg, Göding, Sedletz, Winiki, Für-
stenfeld, Mailand, Venedig und Ragusa

besitzt, die an fabrizirtem Tabak über 176,000 Ctr.
im Durchschnitte jährlich absetzen, wobei 845 Verle-
ger und 26,117 Kleinverschleißer, sogenannte Trafi-
kanten beschäftigt sind. Die Zuckersiederei wird in
mehreren Raffinerien, wovon 8 in Wien, betrie-
ben, Chocolade wird am besten und meisten in Wien
und Mailand bereitet. Einen besonders beachtens-
werthen Zweig der Jndustriebetriebsamkeit in der
österreichischen Monarchie bildet die Verarbeitung der
edleren Metalle. Die schönsten Bijouteriewaaren,
so wie die herrlichsten Gold = und Silberarbeiten,
werden in Wien, Mailand, Venedig und Prag
verfertigt, die Wiener Juwelierarbeiten gehören zu
den vorzüglichern in Europa, Gold, Silberdraht und
Tressen werden in Wien, Mailand und Vene-
dig,
geschlagenes Gold und Silber vorzüglich in
Wien gemacht. Die noch übrigen besonders erwäh-
nenswerthen Fabrikationen des österreichischen Staa-
tes sind: Uhren, Gußwaaren, Porzellan= und Stein-
waaren, Wachs = und Holzwaaren, Strohhüte, che-
mische Fabrikserzeugnisse, musikalische und chirurgische
Jnstrumente, Galanteriewaaren, endlich auch Oel,
Talg, Seife, Erzeugnisse der Bierbrauereien, ge-
brannte Wasser Die Zahl der gesammten Fa-
brikanten und Manufakturisten im ganzen Staate
wird überhaupt auf 2,333,000 sich belaufend ange-
nommen, der Gesammtwerth der durch sie hervorge-
brachten Produkte aber auf 1425 Millionen Gulden
Conv. Münze berechnet.



Persische Sprüche der Weisheit.

Der wahre Weise macht die Uebereinstimmung
der Dinge zu ihrer Grundlage. Er übt sie mit ge-
mäßigtem Anstand, er äußert sie mit Demuth, er
bringt sie mit Treue zur Vollkommenheit.



Der Weise befördert Keinen um seiner Worte,
und verwirft keines Menschen Wort um des Men-
schen willen.



[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] als im Auslande, die meisten eben so gut, und sehr
viele überhaupt von guter Qualität erzeugt. Jm
Ganzen ist beim Fabrikswesen vor der Hand noch
das Zunftsystem, da wo es eingeführt war, jedoch
mit vielen Verbesserungen beibehalten, und die An-
näherung zur Gewerbsfreiheit geschieht, wie es die
Klugheit erheischt, nur allgemach. So gibt es daher
nach dem gegenwärtigen Stande folgende Klassen
des Fabrikwesens: 1 ) Meisterrechte, die noch den
Zunftverhältnissen und gewissen Zunftordnungen un-
terliegen. 2 ) Einfache Befugnisse ( kleine Fabriken )
außer dem Zunftzwange. 3 ) Landesbefugte Fabriken
und Manufakturen. 4 ) Ausschließende Privilegien.
Seit Erscheinung des erwähnten Patentes wurden
vom Dezember 1820 bis 1833 gegen 3000 Privile-
gien auf alle Arten von Fabrikationen, Kunstwerken
und Gewerbsverbesserungen ertheilt. Jn mehreren
Provinzen der Monarchie bestehen zur Aufsicht be-
sondere Fabriksinspektionen, so wie in den italieni-
schen Ländern eigene Kommerzkammern. Vorzügliche
Gegenstände der Fabrikation sind: Leinwaaren aller
Sorten, von den zum gemeinsten Bedarfe dienenden
Stoffen, bis zu dem schönsten Damaste und feinsten
Battiste. Die Leinweberei ist besonders in Böhmen,
Mähren und Schlesien von der größten Bedeuten-
heit, ihr jährliches Erzeugniß beträgt mehrere Mil-
lionen Gulden in Conv. Münze und ernährt Tau-
sende von Familien, unter andern hat Böhmen allein
20,000 Spitzenklöppeleien. Die Fabrikation von Wol-
lenzeugen beschäftigt 320,000 Menschen, wovon die
große kais. Fabrik in Linz allein 10,000; der Werth
der verarbeiteten Wolle, wozu Böhmen allein 400,000
Centner liefert, beträgt an 10 Millionen. An Tuch-
waaren zeichnet sich nebst Kärnthen, das die feinsten
und besten Tücher, obwohl in geringer Quantität,
liefert, Mähren seit geraumer Zeit aus, mit welchem
Lande jedoch seit einigen Jahren auch Böhmen mächtig
wetteifert, und bereits Tücher liefert, welche wegen
ihrer Schönheit, Güte und der Billigkeit ihrer Preise
gleich geschätzt sind.

Die Baumwollweberei ist in Böhmen, Mähren
und Oesterreich heimisch, und beschäftigt mit einem
Waarenwerthe von beinahe 90 Millionen jährlich
fast eine halbe Million Arbeiter. Die Wiener Weber
zeichnen sich besonders durch die herrlichsten Kunst-
produkte aus und dürften in diesem Fache schwerlich
von auswärtigen übertroffen werden; die Erzeugnisse
der österreichischen und böhmischen Druckfabriken ver-
dienen schon seit einer Reihe von Jahren das aus-
gezeichnetste Lob. Mit der Fabrikation von Seiden-
waaren beschäftigen sich 160,000 Jndividnen in
Oesterreich, 300,000 in Jtalien; diese steht, seit
Einführung zweckmäßiger Maschinen kaum mehr ge-
gen Frankreich zurück; im südlichen Tirol wird der
schönste Sammt erzeugt. Jn Seidenbändern, wie in
Posamentirarbeiten aller Art zeichnet sich die Resi-
denzstadt vorzüglich aus, Shawls und Shawlsbor-
duren werden ebenfalls in Wien am schönsten ver-
fertigt. Papierfabriken zählt die Monarchie 430,
welche jährlich für 20 Millionen an Werth erzengen.
Fast in allen Provinzen der Monarchie, vorzüglich
aber in Steyermark, Kärnthen, Krain, Böhmen und
Oesterreich wird die Fabrikation von Eisenwaaren
betrieben. Die gesammte Monarchie zählt 302 Hoch-
öfen und 1,220 Eisenhämmer, welche jährlich für 10
Millionen Waaren erzeugen; Kupferhämmer, Blech-
[Spaltenumbruch] hämmer und Walzwerke gibt es ebenfalls häufig,
und ihre Erzeugnisse sind von der vorzüglichsten Gat-
tung; die Bronzewaaren in Wien und Mailand
sind den französischen in Betracht der Ausarbeitung
und Vergoldung sehr nahe gekommen, nur stehen sie
diesen noch in der Wohlfeilheit nach. Die inländische
Glasfabrikation steht, besonders in Böhmen, auf einer
sehr hohen Stufe, und ist einer der wichtigsten und
ausgedehntesten Jndustriezweige der Monarchie. Böh-
men liefert geschnittene und geschliffene Glaswaaren,
welche sowohl in der Zeichnung als Ausarbeitung
Meisterwerke genannt zu werden verdienen. Gegos-
sene Spiegeltafeln werden nur in der kaiserl. Spie-
gelfabrik zu Reichenau erzeugt, geblasene jedoch
verfertigen mehrere Hütten in Böhmen, so wie die
Fabrik zu Murano im Venetianischen. Optische
Gläser und Jnstrumente werden am besten in Wien,
dann auch in Prag und Venedig erzeugt. Der
Staat zählt in Allem 2000 Glas = und 12 Spiegel-
hütten. Die Tabakfabrikation wird nur in den un-
garischen Ländern von Privaten betrieben, in den
übrigen Provinzen ist sie Monopol des Staates,
welcher acht große ärarialische Tabakfabriken zu
Haimburg, Göding, Sedletz, Winiki, Für-
stenfeld, Mailand, Venedig und Ragusa

besitzt, die an fabrizirtem Tabak über 176,000 Ctr.
im Durchschnitte jährlich absetzen, wobei 845 Verle-
ger und 26,117 Kleinverschleißer, sogenannte Trafi-
kanten beschäftigt sind. Die Zuckersiederei wird in
mehreren Raffinerien, wovon 8 in Wien, betrie-
ben, Chocolade wird am besten und meisten in Wien
und Mailand bereitet. Einen besonders beachtens-
werthen Zweig der Jndustriebetriebsamkeit in der
österreichischen Monarchie bildet die Verarbeitung der
edleren Metalle. Die schönsten Bijouteriewaaren,
so wie die herrlichsten Gold = und Silberarbeiten,
werden in Wien, Mailand, Venedig und Prag
verfertigt, die Wiener Juwelierarbeiten gehören zu
den vorzüglichern in Europa, Gold, Silberdraht und
Tressen werden in Wien, Mailand und Vene-
dig,
geschlagenes Gold und Silber vorzüglich in
Wien gemacht. Die noch übrigen besonders erwäh-
nenswerthen Fabrikationen des österreichischen Staa-
tes sind: Uhren, Gußwaaren, Porzellan= und Stein-
waaren, Wachs = und Holzwaaren, Strohhüte, che-
mische Fabrikserzeugnisse, musikalische und chirurgische
Jnstrumente, Galanteriewaaren, endlich auch Oel,
Talg, Seife, Erzeugnisse der Bierbrauereien, ge-
brannte Wasser Die Zahl der gesammten Fa-
brikanten und Manufakturisten im ganzen Staate
wird überhaupt auf 2,333,000 sich belaufend ange-
nommen, der Gesammtwerth der durch sie hervorge-
brachten Produkte aber auf 1425 Millionen Gulden
Conv. Münze berechnet.



Persische Sprüche der Weisheit.

Der wahre Weise macht die Uebereinstimmung
der Dinge zu ihrer Grundlage. Er übt sie mit ge-
mäßigtem Anstand, er äußert sie mit Demuth, er
bringt sie mit Treue zur Vollkommenheit.



Der Weise befördert Keinen um seiner Worte,
und verwirft keines Menschen Wort um des Men-
schen willen.



[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Jn mehreren Provinzen der Monarchie bestehen zur Aufsicht be- sondere Fabriksinspektionen, so wie in den italieni- schen Ländern eigene Kommerzkammern. Vorzügliche Gegenstände der Fabrikation sind: Leinwaaren aller Sorten, von den zum gemeinsten Bedarfe dienenden Stoffen, bis zu dem schönsten Damaste und feinsten Battiste. Die Leinweberei ist besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien von der größten Bedeuten- heit, ihr jährliches Erzeugniß beträgt mehrere Mil- lionen Gulden in Conv. Münze und ernährt Tau- sende von Familien, unter andern hat Böhmen allein 20,000 Spitzenklöppeleien. Die Fabrikation von Wol- lenzeugen beschäftigt 320,000 Menschen, wovon die große kais. Fabrik in Linz allein 10,000; der Werth der verarbeiteten Wolle, wozu Böhmen allein 400,000 Centner liefert, beträgt an 10 Millionen. 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Die gesammte Monarchie zählt 302 Hoch- öfen und 1,220 Eisenhämmer, welche jährlich für 10 Millionen Waaren erzeugen; Kupferhämmer, Blech- hämmer und Walzwerke gibt es ebenfalls häufig, und ihre Erzeugnisse sind von der vorzüglichsten Gat- tung; die Bronzewaaren in Wien und Mailand sind den französischen in Betracht der Ausarbeitung und Vergoldung sehr nahe gekommen, nur stehen sie diesen noch in der Wohlfeilheit nach. Die inländische Glasfabrikation steht, besonders in Böhmen, auf einer sehr hohen Stufe, und ist einer der wichtigsten und ausgedehntesten Jndustriezweige der Monarchie. Böh- men liefert geschnittene und geschliffene Glaswaaren, welche sowohl in der Zeichnung als Ausarbeitung Meisterwerke genannt zu werden verdienen. Gegos- sene Spiegeltafeln werden nur in der kaiserl. Spie- gelfabrik zu Reichenau erzeugt, geblasene jedoch verfertigen mehrere Hütten in Böhmen, so wie die Fabrik zu Murano im Venetianischen. Optische Gläser und Jnstrumente werden am besten in Wien, dann auch in Prag und Venedig erzeugt. Der Staat zählt in Allem 2000 Glas = und 12 Spiegel- hütten. Die Tabakfabrikation wird nur in den un- garischen Ländern von Privaten betrieben, in den übrigen Provinzen ist sie Monopol des Staates, welcher acht große ärarialische Tabakfabriken zu Haimburg, Göding, Sedletz, Winiki, Für- stenfeld, Mailand, Venedig und Ragusa besitzt, die an fabrizirtem Tabak über 176,000 Ctr. im Durchschnitte jährlich absetzen, wobei 845 Verle- ger und 26,117 Kleinverschleißer, sogenannte Trafi- kanten beschäftigt sind. Die Zuckersiederei wird in mehreren Raffinerien, wovon 8 in Wien, betrie- ben, Chocolade wird am besten und meisten in Wien und Mailand bereitet. Einen besonders beachtens- werthen Zweig der Jndustriebetriebsamkeit in der österreichischen Monarchie bildet die Verarbeitung der edleren Metalle. Die schönsten Bijouteriewaaren, so wie die herrlichsten Gold = und Silberarbeiten, werden in Wien, Mailand, Venedig und Prag verfertigt, die Wiener Juwelierarbeiten gehören zu den vorzüglichern in Europa, Gold, Silberdraht und Tressen werden in Wien, Mailand und Vene- dig, geschlagenes Gold und Silber vorzüglich in Wien gemacht. Die noch übrigen besonders erwäh- nenswerthen Fabrikationen des österreichischen Staa- tes sind: Uhren, Gußwaaren, Porzellan= und Stein- waaren, Wachs = und Holzwaaren, Strohhüte, che- mische Fabrikserzeugnisse, musikalische und chirurgische Jnstrumente, Galanteriewaaren, endlich auch Oel, Talg, Seife, Erzeugnisse der Bierbrauereien, ge- brannte Wasser Die Zahl der gesammten Fa- brikanten und Manufakturisten im ganzen Staate wird überhaupt auf 2,333,000 sich belaufend ange- nommen, der Gesammtwerth der durch sie hervorge- brachten Produkte aber auf 1425 Millionen Gulden Conv. Münze berechnet. Persische Sprüche der Weisheit. Der wahre Weise macht die Uebereinstimmung der Dinge zu ihrer Grundlage. Er übt sie mit ge- mäßigtem Anstand, er äußert sie mit Demuth, er bringt sie mit Treue zur Vollkommenheit. Der Weise befördert Keinen um seiner Worte, und verwirft keines Menschen Wort um des Men- schen willen. Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1836, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1836/8>, abgerufen am 24.11.2024.