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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] zufrieden lebt, ja an hohen Festtagen bei einer fetten
Henne im Topfe, und einem Kruge Porter sich güt-
lich thut -- dieß Alles deutet hin, wie Beispiele
wohlthätig wirken können. Es ist ein wahres Ver-
gnügen zu sehen, wie oft Pächter und Bauern, Wei-
ber und Kinder mit sittsamer Munterkeit Abends
beim Mondscheine in Familienkreisen, vor ihren Thü-
ren vereinigt, mit Wohlgefallen die neuen kleinen
Bequemlichkeiten und Verzierungen betrachten, welche
sie mit eigener Hand an ihren Wohnstätten ange-
bracht haben.     F. St.




[Abbildung]
Der Wermuth.

Der Wermuth ( Artemisia Absinthium ) oder
der Wermuth = Beifuß, in manchen Gegenden auch
das Wiegekraut genannt, ist eine zweijährige Pflanze,
mit einem grauen feinen sammetartigen Filz dicht
bedeckt, und hat einen starken, durchdringenden, etwas
schweren, gewürzhaften Geruch, der den Kopf sehr
einnimmt, und einen starken gewürzhaften sehr bittern,
lange anhaltenden Geschmack. Er findet sich häufig
im mittlern und nördlichen Europa an Schutthaufen
und freien Plätzen, so wie an Zäunen der Dörfer.
Der Stengel ist aufrecht, rund, gegen den oberen Theil
ästig. Die Blätter sind sehr sanft anzufühlen; die
untersten Stengelblätter, so wie die Blätter der ein-
jährigen Pflanze sind gestielt und doppelt gefiedert,
eingeschnitten mit länglichen stumpfen Einschnitten,
die oberen Stengelblätter sind ungestielt und einfach
fiederspaltig. Die Blumenköpfchen sind kugelig, erb-
sengroß, traubenförmig, sehr zahlreich und nach einer
Seite herabhängend, gelblich, mit grauweißlichen
Schuppen.

Der dem Wermuth eigenthümliche Geruch geht
beim Trocknen ein wenig verloren; dieser, so wie der
Geschmack rührt von einem eigenthümlichen ätherischen
Oele her, welches durch Destillation gewonnen wird,
und etwa den hundertsten Theil der verwendeten
Pflanze beträgt, außerdem erhält man ein wässeriges
Extrakt. Man sammelt das ganze blühende Kraut
[Spaltenumbruch] zum Gebrauche der Apotheker, welche daraus mehrere
Arzneimittel bereiten, die in verschiedenen Krankheiten
verwendet werden und sehr geschätzt sind. Man be-
nützt auch das Wermuthkraut statt des Hopfens, um
dem Biere einen stark bittern Geschmack zu geben,
und es betäubender zu machen. Zu diesem Behufe
sammelt man das Kraut, wenn es zu verblühen an-
fängt, weil es in dieser Periode aromatischer ist und
weniger unangenehm bitter schmeckt. Das Wermuth-
kraut kann jedoch den Hopfen nicht ersetzen, da es
das Bier vor dem Sauerwerden nicht bewahrt. Man
bereitet auch in England und in der Schweiz über
Wermuth abgezogene gebrannte Wässer; vorzüglich
ist das in dem letztern Lande bereitete unter dem
Namen Schweizer Wermuth=Extrakt berühmt,
da man es hin und wieder gebraucht, um sich beim
Anfange des Mittagsessens einen stärkern Appetit zu
erkünsteln.

Das Wermuthkraut wird auch wegen seinem
großen Verbrauch in verschiedenen Gegenden ange-
baut. Man vermehrt es durch Ableger, die im
Frühling oder Herbst gepflanzt werden, oder durch
Samen, der in die Erde gestreut wird, sobald er
reif ist.     P.



Die Bildsäule Kaiser JosephII. zu Wien.

Der Josephsplatz, an die k. k. Hofburg gren-
zend, hat seinen Namen von einem Meisterwerk des
Bildhauer Zauner erhalten, die Statue unsers gro-
ßen Kaiser Joseph II., durch welche sein erhabner
Neffe, Kaiser Franz I. das Andenken des geliebten
Oheims verherrlicht hat. Der Monarch in treffender
Aehnlichkeit ist in römischem Costume abgebildet, mit
der linken Hand die Zügel des Pferdes haltend, und
streckt die rechte grade vor sich hin. Statue und
Roß sind von Metall, und wurden die erste im Jahr
1800, das andere 1803, beide in größter Vollkom-
menheit gegossen. Die Höhe des Pferdes vom vor-
dern Standfuße bis über die Mähne des Kopfes be-
trägt 2 Klafter 1 Fuß 3 Zoll, die Länge 2 K. 2 F.
3 Z. Die Figur des Kaisers wäre stehend13 1 / 2 Fuß
hoch. Diese Statue steht auf einem Fußgestelle von
schwarzgrauem Granit, mit dem Angesicht gegen das
gräflich Friessche Haus gekehrt. An dem Fuß-
gestelle ist vorn die Jnschrift: " Josepho II. Aug.
qui saluti publicae vixit non diu sed totus
;" rück-
wärts: " Franciscus Rom. et Aust. Imp. ex fratre
nepos alteri parenti posuit
1806." Auf den beiden
Seiten sind zwei große Basreliefs, jedes 1 K. 4 F.
1 Z. breit und 5 F.4 1 / 2 Z. hoch, ebenfalls aus Me-
tall gegossen, wovon eines den Ackerbau, das andere

[Abbildung] ( Bildsäule Kaiser JosephII. )
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] zufrieden lebt, ja an hohen Festtagen bei einer fetten
Henne im Topfe, und einem Kruge Porter sich güt-
lich thut — dieß Alles deutet hin, wie Beispiele
wohlthätig wirken können. Es ist ein wahres Ver-
gnügen zu sehen, wie oft Pächter und Bauern, Wei-
ber und Kinder mit sittsamer Munterkeit Abends
beim Mondscheine in Familienkreisen, vor ihren Thü-
ren vereinigt, mit Wohlgefallen die neuen kleinen
Bequemlichkeiten und Verzierungen betrachten, welche
sie mit eigener Hand an ihren Wohnstätten ange-
bracht haben.     F. St.




[Abbildung]
Der Wermuth.

Der Wermuth ( Artemisia Absinthium ) oder
der Wermuth = Beifuß, in manchen Gegenden auch
das Wiegekraut genannt, ist eine zweijährige Pflanze,
mit einem grauen feinen sammetartigen Filz dicht
bedeckt, und hat einen starken, durchdringenden, etwas
schweren, gewürzhaften Geruch, der den Kopf sehr
einnimmt, und einen starken gewürzhaften sehr bittern,
lange anhaltenden Geschmack. Er findet sich häufig
im mittlern und nördlichen Europa an Schutthaufen
und freien Plätzen, so wie an Zäunen der Dörfer.
Der Stengel ist aufrecht, rund, gegen den oberen Theil
ästig. Die Blätter sind sehr sanft anzufühlen; die
untersten Stengelblätter, so wie die Blätter der ein-
jährigen Pflanze sind gestielt und doppelt gefiedert,
eingeschnitten mit länglichen stumpfen Einschnitten,
die oberen Stengelblätter sind ungestielt und einfach
fiederspaltig. Die Blumenköpfchen sind kugelig, erb-
sengroß, traubenförmig, sehr zahlreich und nach einer
Seite herabhängend, gelblich, mit grauweißlichen
Schuppen.

Der dem Wermuth eigenthümliche Geruch geht
beim Trocknen ein wenig verloren; dieser, so wie der
Geschmack rührt von einem eigenthümlichen ätherischen
Oele her, welches durch Destillation gewonnen wird,
und etwa den hundertsten Theil der verwendeten
Pflanze beträgt, außerdem erhält man ein wässeriges
Extrakt. Man sammelt das ganze blühende Kraut
[Spaltenumbruch] zum Gebrauche der Apotheker, welche daraus mehrere
Arzneimittel bereiten, die in verschiedenen Krankheiten
verwendet werden und sehr geschätzt sind. Man be-
nützt auch das Wermuthkraut statt des Hopfens, um
dem Biere einen stark bittern Geschmack zu geben,
und es betäubender zu machen. Zu diesem Behufe
sammelt man das Kraut, wenn es zu verblühen an-
fängt, weil es in dieser Periode aromatischer ist und
weniger unangenehm bitter schmeckt. Das Wermuth-
kraut kann jedoch den Hopfen nicht ersetzen, da es
das Bier vor dem Sauerwerden nicht bewahrt. Man
bereitet auch in England und in der Schweiz über
Wermuth abgezogene gebrannte Wässer; vorzüglich
ist das in dem letztern Lande bereitete unter dem
Namen Schweizer Wermuth=Extrakt berühmt,
da man es hin und wieder gebraucht, um sich beim
Anfange des Mittagsessens einen stärkern Appetit zu
erkünsteln.

Das Wermuthkraut wird auch wegen seinem
großen Verbrauch in verschiedenen Gegenden ange-
baut. Man vermehrt es durch Ableger, die im
Frühling oder Herbst gepflanzt werden, oder durch
Samen, der in die Erde gestreut wird, sobald er
reif ist.     P.



Die Bildsäule Kaiser JosephII. zu Wien.

Der Josephsplatz, an die k. k. Hofburg gren-
zend, hat seinen Namen von einem Meisterwerk des
Bildhauer Zauner erhalten, die Statue unsers gro-
ßen Kaiser Joseph II., durch welche sein erhabner
Neffe, Kaiser Franz I. das Andenken des geliebten
Oheims verherrlicht hat. Der Monarch in treffender
Aehnlichkeit ist in römischem Costume abgebildet, mit
der linken Hand die Zügel des Pferdes haltend, und
streckt die rechte grade vor sich hin. Statue und
Roß sind von Metall, und wurden die erste im Jahr
1800, das andere 1803, beide in größter Vollkom-
menheit gegossen. Die Höhe des Pferdes vom vor-
dern Standfuße bis über die Mähne des Kopfes be-
trägt 2 Klafter 1 Fuß 3 Zoll, die Länge 2 K. 2 F.
3 Z. Die Figur des Kaisers wäre stehend13 1 / 2 Fuß
hoch. Diese Statue steht auf einem Fußgestelle von
schwarzgrauem Granit, mit dem Angesicht gegen das
gräflich Friessche Haus gekehrt. An dem Fuß-
gestelle ist vorn die Jnschrift: „ Josepho II. Aug.
qui saluti publicae vixit non diu sed totus
;“ rück-
wärts: „ Franciscus Rom. et Aust. Imp. ex fratre
nepos alteri parenti posuit
1806.“ Auf den beiden
Seiten sind zwei große Basreliefs, jedes 1 K. 4 F.
1 Z. breit und 5 F.4 1 / 2 Z. hoch, ebenfalls aus Me-
tall gegossen, wovon eines den Ackerbau, das andere

[Abbildung] ( Bildsäule Kaiser JosephII. )
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 10. Prag, 1834, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama10_1834/5>, abgerufen am 22.11.2024.